9fr. 182 Mittwoch, den 7. August 1912. 26. Jahrgang. Hamburger Echo. Das ,Hamburger Echo« erscheint täglich, aufrer Montags. AbonttemeutSpreiS (iutl. ..Tie Neue Welt" und ..Die arbeitende fugend--) durch die Pasi bezogen ohne Bringegeld monallich A 1,20, vierteljährlich A 3.60; durch die Kolporteure wöchentlich 30 frei in» Haus. Ein,. Nr. 5 4. SonntagS-Nunuuer mit illustr. Beilage „Tie Neue Welt» 10 &. Kreuzbandsendungen monatlich A 2.70, für da» Ausland monallich a 4,—. Redaktion: ~ Expedition: Fehlandsiraße 11. 1. Stock. yanlvlirg t>O Fehlandstraß« 11 Erdgeschoß. Verantwortlicher Redakteur: E. Düring in Hamburg. Anzeigen die sechtgespaltene Petitzeil« oder hnen Raum 40 *, >Urbeit»>nartt, Vermietung»- und Fjamiltenan,eigen 20*. Anzelgen-Annahme Fehlandstr. 11, Erdgeschoß (bis 5 Uhr nachmittag»), in den Filialen, sowie in allen klirnoncen-Bureaus. Platz- und Dalenvorschristen ohn« Verbindlichkeit. Reklamen im redaktionellen Teil werden weder gratis noch gegen Entgelt ausgenommm. 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Die einen fürchten den alle Kultur vernichtenden Weltkrieg, andere haben Sorgen wegen des Rückgangs der Geburtenziffer, und wieder andere denken darüber nach, was aus der Dkenjchheit werden soll, wenn einmal die Kohlenvorrätc erschöpft sind. Währenddessen ist eine andere Gefahr näher gerücki und ist schon dicht an der Grenze angelangt. Aus Nord - amerika ist sie gekommen, und in der Schweiz ist sie schon akut geworden. Es handelt sich nämlich um eine neue Behandlung von geisteskranken Verbrechern und ein Verfahren, wodurch sie für die Mit- und Nachwelt unschädlich gemacht werden sollen. In der nordamerikanischen Union sind einige „Sozialhygieniker" auf den genialen Gedanken ge - kommen, dieses Verbrechertum auszurotten, indem man ihm die Fortpflanzung unmöglich macht. Geisteskranke Verbrecher sollen kastriert, geisteskranke Verbrecherinnen sollen durch operativen Eingriff steril gemacht werden. Man gcht dabei von dem BeispiÄ eines Verbrechers in Nordamerika aus, dessen Nach - kommenschaft sich in 75 Jahren auf 1200 Köpfe vermchrt haben soll; darunter befanden sich, wie ein Züricher Arzt auf - zählt, 310 Gewohnheitsbettler, die zusammen 2300 Jahre in Armenhäusern verpflegt wurden, 50 Prostituierte, 7 Mörder, 60 Gewohnheitsdiebe und 130 andere Verbrecher; die Kosten, welche die Nachkommenschaft dieses einen Menschen dem Staate und den Gemeinden verursacht haben soll, belaufen sich, wie es heißt, auf verschiedene Millionen. Dieses Beispiel trägt den Stempel des echt nordamerika - nischen Humbugs so deutlich an sich, daß man sich nur wundern kann, wie Leute, die als Männer der Wissenschaft angesehen sein wollen, es ernst nehmen. Wenn unter 1200 Menschen sich 7 Mörder und 50 Prostituierte befinden, so ist das bei den heurigen gesellschaftlichen Zuständen gar nichts Auffallendes, am allerwenigsten in gewissen Teilen Nordamerikas. Selbst wenn man die Vcrerbungslheorie bis in ihre äußersten Konsequenzen anerkennt, muß man bei einigem Nachdenken doch stutzig werden. Zn einem Gemeinwesen, das seinen Mitgliedern die Existenz garantiert, indem es ihnen lohnende Arbeit schafft und sie zur Arbeit verpflichtet, wird man keine Prostitution und keinen Gewohnhcitsbettel kennen. Diese Uebel, die eine direkte Folge" sozialökono mischer Zustände jm^mit der Vererbung in-Per- bindung zu bringen, ist ebenso lächerlich, als wenn man bei allen Angehörigen der oberen Zehntausend von vornherein an - nehmen wollte, daß sie alle „der Väter Tugend" ererbt haben. Auf Grund solcher Resultate „wissenschaftlicher Forschung" ist man in Nordamerika dazu gekommen, vorbeugende Maß - regeln dagegen zu treffen, daß die geisteskranken Verbrecher sich fortpsianzen können. Die neuere Gesellschaftswissenschaft hat :u der Auffassung geführt, daß so ziemlich jeder Verbrecher „nicht normal", das heißt geistig gestört ist. Erkennt man diese Auf - fassung als richtig an, so müßten sich die vorbeugenden Maß - nahmen eigentlich nicht nur auf die in Irrenhäusern befind - lichen, sondern so ziemlich auf alle Verbrecher erstrecken. Zunächst hat man in Nordamerika für geisteskranke Ver - brecher die Ehe erschwert. Dies will aber wenig bedeuten, da dann noch das weite Gebiet der außerehelichen Fort - pflanzung und Vererbung offen steht. 1907 hat nun der nordamerikanische Unionsstaat In - diana ein Gesetz bekommen, nach welchem den staatlichen Anstalten für Verbrecher und Schwachsinnige je zwei Chirurgen zugeleilt werden. Finden nun die „kompetenten Behörden", daß „die Fortpflanzung eines Insassen nicht wünschenswert und daß eine Besserung seines Zustandes durchaus nicht wchr- icheinlich ist", so wird er zur Fortpflanzung unfähig gemacht. So berichtet der schweizerische Arzt Dr. Hans Maier, und er teilt weiter mit, daß in Indiana während der ersten vier Jahre des Bestehens dieses Gesetzes „nahczuOOO Männer, hauptsächlich Verbrecher", kastriert worden sind. In andern Staaten der Union sind ähnliche Maßnahmen in Vor - bereitung. Zn der Schweiz hat man diese Methode der Behandlung geisteskranker Verbrecher nachgeahnit, und Dr. Hans Maier hat die schöne Hoffnung, daß man bald in ganz Europa dahin gelangen wird. Dr. Emil Oberholzer berichtet über 19 Fälle von Kastration resp. Sterilisation, die in den Irren- anstalten der Kantone Zürich und St. Gallen vorgenommen worden sind. Dort scheint man sich wesentlich daraus verlegt zu haben, Frauen für die Fortpflanzung unfähig zu machen. Wir können den Bericht Oberholzers nur nach Auszügen in den Blättern beurteilen; was wir da finden, ist vollauf ge - nügend, um die neue Gefahr zu beleuchten. Wie weit man dor» bereits gelangt ist, geht daraus hervor, daß in einer Irren- anstalt des Kantons St. Gallen ein Dienstmädchen, das als „moralisch defekt" bezeichnet ist, steril gemacht wurde, und zwar nicht nur, um die Vererbung des „nioralischen Defekts" zu ver - hüten, sondern auch, „weil der sexuelle Faktor, der für ihre Lügenhaftigkeit und ihre Diebstähle mitbe stimm end war, bis zu einem gewissen Grade aus gestaltet werden sollt e". Dasselbe geschah auch bei einer „mit suggestionskräftiger Lügenhaftigkeit" ausgestatteten geschievenen Frau. Man denke sich einmal alle die Konsequenzen dieser Fälle aus! Nun liegt gerade die Jrrenpflege noch so ziemlich überall im argen, und man braucht an die zahllosen Fälle kaum zu erinnern, in denen unglückliche Menschen irrtümlich oder auf Veranlassung von ihnen feindlich gesinnten Elementen, gierigen Erben usw. in die Irrenhäuser geraten sind. Und nun sollen sie auch noch der Gefahr ausgesetzt werden, daß ein Arzt die Männer kastrieren und die Frauen sterilisieren lassen kann. Fhr die Männer hat man noch eine besondere Art der Sterilisation erfunden, die „unschädlich" sein soll. Wie weit ist man da noch davon entfernt, die rückfälligen Verbrecher überhaupt fortpflanzungsunfähig zu machen? Uno wenn Justizirrtümer vorliegen? Dr. Maier sagt: „Wenn wir nicht lernen, jenen Lasten wenigstens für eine spätere Zukunft einen Damm zu setzen, so werden bei unsern Nachkommen die gesunoen und lebenskräftigen kulturtragenden Elemente notleiben unter den Lasten der Für - sorge für die Kranken und Elenden, Unbrauchbaren und Schäd - lichen." Ei, warum kommt man da nicht auf die alten Spartaner zurück, die alle schwächlichen und mißgestalteten oder krüppel - haften Kinder in die Abgründe des Taygetus warfen? Da kommt es doch auf ein bißchen mehr oder weniger Barbarei nicht mehr an. Diese Art der Vorbeugung der Fortpflanzung geisteskranker Verbrecher ist erst in den Anfangsstadien. Sie wird sich aber, •roenn kein kräftiger Widerstand geleistet wird, entwickeln, und zwar dahin, daß Mann und Frau, sobald sie' mit den Straf - gesetzen in Konflikt geraten, auch in Gefahr sind, der Kastration und Sterilisation unterzogen zu werden. Aerzte, welche für die Erhaltung der bürgerlichen Gesellschafts - ordnung besorgt sind, werden sich dabei besonders hervortun. So werden die Opfer dieser Gesellschaftsordnung noch doppelt grausam bestraft werden. Diese Uebertreibung der Vererbungsthorie kann für die Justiz der Zukunft so gefährlich werden, wie der Hexenwahn für die Justiz der Vergangenheit. Halten wir den Gedanken der modernen Humanität fest gegenüber diesen Barbareien, und kämpfen wir um so eifriger für die Entwicklung zu höheren Stufen der Gesellschaftsform, für die Beseitigung der Ausbeutung der Massen und der Klasien- herrschaft. Sind wir dahin gelangt, so werden sich Irrsinn und Verbrechertum ganz bedeutend reduzieren. Her Wahlkampf in Württemberg. Mit der diesjährigen Frühjahrstagung, die am 28. Juni schloß, hat der Württembergische Landtag seine sechsjährige Legislaturperiode beendet. Ein nochmaliger Zusammentritt beider Kammern im Oktober dient nur formellen Zwecken. Im November und Dezember werden die Neuwahlen stattfindcn, mit deren Vorbereitung alle Parteien zurzeit eifrig beschäftigt sind. In den lebten 20 Jahren waren die politischen und parlamen - tarischen Verhältnisse des Schwabenlandes wesentlichen Verände - rungen unterworfen und von den nächsten Wahlen sind neue Verschiebungen zu erwarten. Bis anfangs der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts herrschte in der Zweiten Kammer das konservative Element. Durch die Verfassung schon war der ksn- servativcn Richtung ein Vorsprung garantiert, insofern auf Grund derselben 23 adelige und kirchliche Privilegierte der Zweiten Kammer angehörten. Dazu kam die konservative Landespartei, von der sich die „deutsche" (nationalliberale) Partei nicht er - heblich unterschied. Gegenüber diesen die große Mehrheit der Zweiten Kammer bildenden Gruppen vermochte die demokratische Fraktion ber_ „Linken", der damals auch die katholischen Demo - kraten angehörtcn, die bei Gründung deS Württembergischen Zen - trums im Jahre 1895 zu diesem übergingen, nicht auszukommen. Mir aller Vehemenz richtete daher die den Hauptbestandteil der Linken bildende Volkspartei in der Agitation den Kampf gegen die Landespartei und die deutsche Partei. Als populärste For- t'rungen wurden ausgestellt: Entfernung der Privilegierten aus der Zweiten Kammer, Abschaffung der lebenslänglichen Amts - dauer der Ortsvorjteher. Im Wahlkampf 1895 wurde die mächtige „Herren- und Schulzenpartei", wie die Nationalliberalen von den jungen volksparteilichen Führern Payer und Haußmann genannt wurden, dezimiert, die Landespartei aufgerieben und die Bölks- ^artci, trotz der Selbständigmachung des Zentrums unter des jungen Gröbers Führung, zur stärksten Fraktion des Hauses. Die Sozialdemokratie, die sich bereits seit 1876 an den Landtags - wahlen beteiligte und gleich beim ersten Anlauf ihren Dr. Tulk •n die Stichwahl brachte, war bis 1896 ohne Vertretung ge - blieben; jetzt sandte sie ihre zwei ersten Abgeordiicten in die Kammer. Tic Volkspartei crgriss Besitz vom Präsidium, das Herr v. Payer nunmehr 18 Jahre innebat, und gab die Parole der „loeisen Mäßigung" aus. Durch eine gewandte Taktik er - langte sie einen gcwisicn Einsluß aus die Regierung, die nun durch Gesetzentwürsc, betreffend die Reform der Verfassung und der Gemeindeverwaltung, den beiden wichtigsten Forderungen der Opposition entgegenkam . Aus der volksparteilichen Oppo - sitionspartei wurde eine Regierungspartei. Trotz größter Nach - giebigkeit gegenüber den Bedingungen der Nationalliberalen und des Zentrums scheiterten beide Reformen und cs kam bei den Wahlen Ende des Jahres 1900 nicht nur zwischen Polkspartei und Zentrum, sondern auch zwischen Volkspartei und National- iiberalen zum schärfften Kamps. Die Volkspartei behielt die Führung auch im solgendcn Landtag. Die Tchulzenrcforin kam nun in der verkümmerten Gestalt, daß die im Amt befindlichen Gemeindevorsteher aus Levcnsdauer im Amt bleiben, Jväbrend die Amtsdauer der Neuzuwählenden auf zehn Jahre seslgesetzt lourde, zniiandc. Um die Reform der Verfassung zu ermöglichen, mußte die Erste Kammer zuvor noch durch Ablehnung eines be - scheidenen Volksschtilgesetzcs d:c fortschrittlich denkenden Kreise der Bevölkerung provozieren. Diese Herausforderung rief eine starke Volksbewegung hervor, an der sich auch die National- liberalen beteiligten. Die Voltspartei neigte sich, unter Preis - gabe wichtiger alter Programmpunkte, zu den Nationalliberalen hinüber und machte auch den Adelsvertretern weitgehende Kon zessionen, um diese mit ihrer Entfernung aus der Zweiten und teilweisen Versetzung in die Erste Kammer auszusöhnen. So wurde im Jahre 1906 die Versaiiungsreform gegen den Wider - stand des Zentrums, das unerfüllbare Bedingungen kirchen- und schulpolitischer Art stellte, durchgesührt. Auch die sozialdemo - kratische Fraktion, die 1901 mit fünf Mann eingetreten und in - zwischen durch Nachwahlcriolge auf sieben Mann angewachsen war, stimmte der Reform zu und verhalf ibr damit zur not - wendigen Zweidrittelmehrheit. Eine Reihe reaktionärer Ver - änderungen, besonders die Verstärkung der Ersten Kammer, war von unsern Vertretern ohne Ersolg bekämpft worden, die Er - setzung dec Privilegierten durch 22 Proporzabgeordnete erschien ihnen jedoch so wertvoll, daß sie das scheitern des ganzen Werks ^sSt verantworten wollten. Von da ab trat die „reine Volkskammer" in Tätigkeit, die tut Dezember 1906 und Januar 1907 erstmals gewählt wurde. Me' Bewertung der Versassüngsrcform iftirtb nnfSre Fraktion erwies sich als zutreffend, die Zabl unscrev "Vertreter schiicllte auf 15 hinauf, während die Partei ohne Reform'nur auf 9 Ab - geordnete gekommen wäre/ Aber zu ihrem vollen Recht kam die Sozialdemokratie auch jetzt noch nicht. Als stärkste Partei, die sie nun geworden war, hätte sie bei proportipnaler Vertretung 23 Mandate bekommen müssen, die Volkspartei 20 1 sie erhielt 24), das Zentrum 22 (25), die Konservativen und LandwirtSbündler 13 (15), die Nationalliberalen 14 (13). Trotz der engen Be - ziehungen der Volkspartei zu den Nationallibcralen gerieten diese beiden Parteien Bei den letzten allgemeinen Landtags - wahlen noch einmal heftig aneinander. Die Nationalliberalen verbündeten sich mit den konservativen Agrariern, worauf von den Führern der Volkspartei die Anklage wegen „Verrats des Liberalismus" gegen sie erhoben wurde. Unmittelbar darauf entstand der Bülowblock, der die beiden Parteien in der Rcichs- politik eng aneinander führte, und damit wurden aucti die Gegen - sätze zwischen ihnen in der LandcSpolitik immer kleiner. Be - sonders in den Fragen sozialpolitischer Art gleicht die Haltung der Volkspartei derjenigen der Nationalliberalen Ivie ein Ei dem andern. Und jetzt sind wir soweit, daß die ehemals demo - kratische Volkspartei mit den Nationalliberalen völlig verbündet in den Wahlkampf zieht. Tas zwischen diesen Parteien abgescklossene W a h l - abkommcn umfaßt 65 von im ganzen 69 Einerwahlbezirken. (In Groß-Stuttgarl werden 6 und in den beiden Landcsivahl- krcisen zusammen 17 Abgeordnete durch den Proporz gewählt.) Mit Bezug auf- drei Bezirke wurde eine Einigung nicht erzielt, in einem vierten Bezirk unterstützen die Nationalliberalen auf Grund eines bei der Reichstagswahl verhandelten Versprechens den bündlerischen Kandidaten. Tic Nationalliberalen zieht es überhaupt immer noch ein bißchen nach rechts. Da? kommt davon, daß der „Schwäb. Merkur", der als ihr inoffizielles Organ der Partei gilt, von jeher halbkonservativc Politik treibt, daß ferner dem, höheren Beamtentum, das in dieser Partei stark vorherrscht, ein pietistischer Einschlag eigen ist, daß endlich die National - liberalen sich bisher in der Wahlabhängigkeit vom Bund der Landwirte befanden. Besonders aus dem letzteren Grunde wer - den sie auch int jetzt beginnenden Wahlkampf ihre Liebe nicht 3m Hochwal-. Erzählung von Gustav Hedenvind-ErikSson. AuS dem Schwedischen von A. L ü t j 0 h a n n. f6| (Nachdruck verboten.; Gin Geächteter. 2>er grosse Sturm batte viele Gehöste arg mitgenommen. Von einigen hatte er das z. ach hcruntcrgeweht, von andern den Schorn - stein. ~ aS Lanze .Dorr bot einen kläglichen Anblick, eine Art Uebergangsperiode von einer grauen, sonnenverbrannten Zeit zu einer neuen, saunt ept. geahnten. Int großen gesehen grämte man sich jedoch nicht join cisim u6er die Sache, denn mit dem Abholzen der Wälder war von suden heraus eine neue Baukunst ins Land gekommen, und auch Geld, wotur man bauen konnte. Die alten Häuser sollten ja, doch fort. Und ,m Kleinen gesehen wuchs jetzt an Stelle der gefallenen Baumriesen allerlei häßliches Gewürm und Gcz'Ner heran, daS weder Geld bciaß, wofür es bauen konnte, noch ein Sandkorn, um darauf zu bauen, weswegen es ihm denn oollständig gleichgültig war, Wtc cs tm Dors stand, recht oder dae Oberfte zu unterft. Obwohl die alte Kaie zwischen dem Stcingcräa, j n der Göran Maler wohnte, seit undenkbarer Zeit immer bi c häßlichste von allen gewesen, war sie jctzftdoG die jchmuckste. schief und krumm und grün von Moos war sie, und da ihr zacki ufjou vorher ein - gesunken, hatte ihr der Sturm nicht allzuviel anhaben können. Zeit zwanzig Jahren hatte sie mit 'dren krummen., buchtigen Wänden so dagejtandcn, als sei sie tm Begriff, oen Abhang yiii- ünter zu rollen, aber jetzt fistle ne gezeigt, daß n ncherer stand als manches stattlichere HauS. , . .. Göran MalerS Kate war tvic die Armut selber sic war sich gleich bei jedem Wetter und Wiird. Und die -eute meinten, sie sei genau wie Göran. Nicht bcizukommen, weder im Guten noch Bösen I _ G Göran Maler war nicht nur dem Küster und «wen , a,n- baiicr ein Gegenstand des Haffes, sondern ngdi aUeit anoent, i ie mehr hatten als er, und das waren viele, denn ihren Lumpen, in denen sie gingen und slandeiu ^am^ ließ )ia> eben kein Staat machen. Al? Ursache dieser allgi» i Verachtung gab man au, daß Göran einmal in der äußersten Jiot ei,, Schaf von der Weide gestohlen, wobei er aber ertappt worocii. Obgleich er ein geschickter Maiei war, wollte ihm seither incmam mehr Arbeit geben, und wenn er sic au di umsonst gemach: oatti. jier arme Teufel stand ein für allemal außerhalb der mensch - lichen Gelelksdtaft. Ta war cs denn die Frau, die für den Unter - halt der Familie sorgen mutzte. Das tvar kein Vergnügen, denn wenn sie nur Tagclofin aus war, mußte sie ständig ihren unver- befferlichen Göran fiinuntcrschlucken — biet gehängt und da er - tränkt, und da auf Kohlen gebraten, und immer mit den salben geölt, die nur menschliche Zungen zu bereiten wissen. Wäre Göran dadurch gebessert. worden, hatte man ja diese Behandlung als eine Wohltat für ihn und die übrige Menschheit betrachten können, aber die Folge war eine andere. Denn er wollte auch leben, und also spannte er denn schlingen auf den Bergen aus und fischte im sec, wobei er, da er keine eigenen Netze befaß, fremde benutzte, oder wohl auch solche nachsah, die andere Leute nusgclegt hatten. Da wuchs denn luiebcrum der Haß auf ihn und wurde zuletzt so stark und so überall gegen« ivärtig, daß Göran immer auf feiner Hut sein mußte und ihm die Augen nach allen sciten herumgingen. Inzwischen war die Kate auf dem steinigen Hügel wirklich fein getreues Abbild, ihr Inneres war in einer ebenso kläglichen Verfassung wie ihr Aeußercs. Bei dem umfangreichen Herd stand ein großer Haublock, daneben eine altersbraune Bank, und hinten an dem grünschillernden Fenster, in dem jede zweite Scheibe fehlte und mit Lumpen ober Moos verstopft war, ein wackeliger ?isch, gleichfalls braun vom Alter und immer leer. Unter der Teckc hingen zwischen alten und neuen Spinngeweben zwei rostige eiserne Haken. Wenn jemanb über ben Fußboden ging ober wenn cs wehte, i^ibrlcn sie sich mit leisem Klirren hin und her. Und beständig fiel Erde zwischen den Balken von dcr-Tccke herunter. Unter dem Fußboden war ein Keller, der während Görans Herr - schaft als eine Herberge für Mäuse und Ratten diente, denn selbst hatte er keine Verwendung dafür. Und hinter der Herdmancr hatte die ganze Familie ihr Lager — eine ausgezeichnete Schlai- itube im Winter, wenn es kalt war, überdies fast ebenso vorteil - haft im Som wer. denn die Miickcn verirrten sich nur selten dort - hin, sondern ließen die Schlaser in Frieden. Die Kinder sprachen von nichts weiter als von Essen. Sic sichten Steine und Holzstiicke auf den Herd und spielten, daß sic n *>eii, aber sic blieben imitier gleich hungrig und das Ende war ! h ' 5 ' daß sje nach der Mutter und nackt Esten meinten. Wenn ft' dann von der Arbeit nach Hause kam, nahm sie ihre : ’r?', 1 halb weinend, halb lachend auf den schoß traurig, jei t sir ” ganzen Tag gehungert hatten, und glücklich, daß sie 11011" ttps lunger stillen konnte. Und bann fügte ne sie, als wollet C N'abcr f“ r immer mit ihrer Zärtlichkeit sättigen die.. Stiefkind unter aller Muller, wurde immer •-etter ins sumpfige Moor hinausgetrieben, btS er zuletzt nach allen erlaubten und unerlaubten Mitteln griff, um sich hoch zu halten, und es sah auch wirklich so aus, als würde ihm das noch eine Weile glücken. _ Aber eines Abends, gerade wie er am Sennbergsee Fische in seine Rindenkiepc packen wollte, krachte ein Schuß zwischen den Wntdtällen, und Göran sühlte ein Stechen in seinem linken Sein. Er warf die Kiepe hin und lief davon, aber bald brannte ihm das Bein und wurde wie lahm und wollte nicht mehr mit- solgcn. Schließlich fiel er der Länge nach hin und konnte nicht wieder aufstehen. Als cs spät mürbe und er noch immer nicht nach. Hause kam, wurde bic Frau ängstlich, brachte bie fiinber zur Ruhe unb ging hinaus, um ihn zu suchen. Lange irrte sic so im Walbe umfier unb rief seinen Namen, bi-:- sie enblich an ben Steg im Senntal kam, ba fanb sie ifin in diesem kläglichen Zustand — in Hellem Fieber und mehr tot als lebendig. Sie eilte inS Dors zurück, und durch vieles und inständiges Bitten brachte sie es endlich dahin, daß ihr einige Leute behilflich waren, den Mann nach Hause zu^tragen. Göran hatte eine Ladung Schrot ins Bein bekommen und damit war der Netzmarder und Fischdieb unschädlich gemacht. Er war für lange Zeit, vielleicht für immer, an fein ärmliches Lager hinter der Hcrdmauer gefesselt. Aber damit hatte die Frau jetzt auch ein drittes Kind zu pflegen unb zu warten — eine schwere, mühsame Ausgabe. Bisweilen, wenn er sie mit feinem Gejammer unb feinen Bosheiten ganz zur Verzweiflung getrieben, konnte sie in Tränen ausbrechcn unb ihm aller- ins Gesicht fchleubern, was bie Keine von ihm rebeten. Das war wohl eine Genugtuung, aber bic war mit wenig Annehmlickikeitcn verknüpft, benn, sofort „begann bar- große Kind über biefc „verdammten Lügcngefchichten' zu rlurnen und fand in feiner gekrankten Unschuld die Veranlassung zu einer neuen Bosheit. . ., .. So verflossen Tage und Wochen. Göran flagtc unb icounpr t, während die Kinder nach Essen schrien, und allmählich ging c-.- dem langen, kalten Winter entgegen. ... „ Die Frau war allein in ihrem Kampf für unb gegen alle l " U Alo'schließlich ein Gerücht ging, Göran Maler würben viel- leicht doch wieder aufkommen, lachten viele und baS Sprichwort: „Unkraut vergeht nicht", war in aller ..iunb. DieBrüder. einiac Wochen, nachdem Göran Maler von feinem Unglück betroffen,' lauten vier frembe Arbeiter nach ber Säte zwischen betn Steingeröll. Sie waren auf ber Suche nach einer Schlaf - stelle unb hier fanben sie bas Gesuchte. Drei von ihnen stammten von der Küste unjb kamen birekt vom „Kranichntoor", wo sie den Sommer-über Stämme geschleppt hatten, aber ber vierte wat im Sinnenlanbc geboren. DaS war ber „freie Adler" aus ber „Wolke" ober wie man ihn jetzt nannte: „Ter Gefangene von Swarz-Oede", weshalb er denn für ebenso fremd wie die andern angesehen ward. Niemand im Dorfe batte bic Vier bei sich auf- nehmen wollen, ihnen aber Göran Malers Kaw um so eifriger empfohlen. . Und jetzt wohnten sie da, schliefen hinter dem Herd unb kamen in dem armen Hauswesen nicht übel zupaß: denn sie teilten ihr Essen ebenso ehrlich mit ber Familie, wie biese ihre Schlafltelle mit ihnen teilte. Göran Maler machte mit Stolz ben Wirt, aber ial genug nahmen bic Gäste bas Regiment in ihre Haube, unb nicht nur über baS Haus, sondern auch über Göran selber, unb weit öfter kam bad Gehorchen unb Schweigen an ihn als baS Befehlen und Reden. Dennoch war er zufrieden; denn mit den langen ein- f nuten Stunden war es jetzt aus, und ebenso mit der üänbigen Armut. „Rein abgcfdjnitten wie ein Nabelstrang", meinte Göran, und hätte er nicht noch immer hinter dem Herd liegen müssen’ und bic Schmerzen im Bein gespürt, wäre ihm fast wie im Himmel gewesen. Einer ber Fremben war Bertil, hochgewachsen unb schulter- breit — ein Herkules, mit gebogener Nase, scharsen Augen und braunem, welligem Haar. Die beiden andern waren klein und mager unb hatten eine spitze Rase. Sic waren rothaarig unb einander so ähnlich, daß man sie für Zwillinge halten konnte. Und ihre Namen waren: „Smante" und „sweiite". Aber der „Adler", der seit der Sturmnacht feinen neuen Horst gebaut, war der Häßlichste von allen: mit großem Kopf, beinahe vierkantigem Gesicht, bieten Lipven und abstehenden Ohren. Und doch war dies Aeußere nicht halb so seltsam wie sein Wesen und seine ganze Art. Die .Kameraden nahmen je bad) keinen A »stoß daran unb er zählte als ihresgleichen. Dagegen hatte Smante einen Fehler, ber ihm als wirkliches Gebrechen ungerechnet wurde, er war sehr jähzornig. Er hatte den Namen „Schnausel" erhalten, womit sie seine unruhige, leicht aufbraufeiibe Gemütsart bezeichnen wollten. Stoentc, ber eine außerordentliche Vorliebe für Tauschhandel zeigte und bei der - artigen Geschäften eine unglaubliche Zungenfertigkeit entwickelte, wurde bicfcrfialb kurz und gut ..Professor" genannt. Unb „ber Gefangene von Swartöbe" erhielt, teils weil cs ihm an einem eigenen Namen fehlte, teils weit er so schweigsam war unb so der Volkspartei allein, sondern ein bihchen davon auch ben Konser - vativen schenken. Die bedeutsamste Erscheinung der Wahlvor - bereitungen aber bleibt trotzdem der Zusammenschluß der Volks - partei mit ben Nationalliberalen, deren schärfste gegenseitige Bekämpfung einer längeren Periode bet politischen Entwicklung Württembergs das charakteristische Gepräge gab. Gegenüber ben Lobgesängen • der freisinnigen Presse auf die „lierbalc Gemeinbürgschaft", die durch das Abkommen besiegelt worden fei und bic nun eine fortschrittliche Ennvicklung deS rchwabenlanbes garantiere, muß festgestellt werden, baß durch bicfeS Abkommen bie Stellung ber Nationalliberalen nicht bie geringste Verschiebung erfährt. Sie bleiben die Schwankenberger, bic im entscheibenben Moment konservative Politik zu machen pflegen. Geändert fiat sich nur bic Stellung der Volkspartei, ober richtiger: bic allmähliche Rechtsschwenkung bet bürgerlichen Demo - kratie finbet jetzt ihren beutlichen Ausdruck. Tiefe Rechts- ifchwenkung lief parallel mit ber wirtschaftlichen Entwicklung, in der sie ihre Ursachen fiat. DaS den 48er Traditionen huldigende Kleinbürgertum tritt im politische» Leben immer mehr zurück. Aus der einen Seite fiat dcks Großunternehinertum stärksten Ein - fluß gewonnen, auf der andern wächst die Arbeiterklasse zu einer stärker unb stärker wcrbenben politischen Macht heran. In Württemberg vollzieht sich biefc Entwicklung zwar etwas lang - samer als in anbern Gebieten bc§ Reichs, aber sie ist dafür eine um so stetigere. Wie die Nationalliberalen so ist auch bic Volks- partci durchsetzt von Vertretern ber Großinbustrie. deren politischer Gewicht wie überall Tveit größer ist als ihre Zahl, flicht bas Streben nach Freiheit unb Gleichberechtigung, bas bie Klein - bürger, soweit sie politisch ausgeweckt waren, vor 50 Jahren er - füllte, gibt heute mehr die Richtung der volkSparteilichen Politik an, sondern das wirtschaftliche Interesse ber Jnbu strickten, mit bene» die an ber Spitze ber Partei stehenden Intellektuellen finanziell verschwägert sind. Die Volkspartei und bie National- liberalen stellen sich also im wesentlichen dieselben Aufgaben. Zwar ringen innerhalb ber Volkspartei auch noch die kleinbürger - lichen Interessen und in neueres Zeit die Interessen der mittleren und niederen Beamten unb Volkssaiullehrcr um Berücksichtigung, bie Oberhand aber halben bereits und behalten bic Vertreter bet Industrie. Da die Industrie in Sübbcutjcfilaub unb besonber? in Württemberg vorwiegenb Fein- unb Fettigindustti« ist, weichen ihre Bedürfnisse von denen der Schwerindustrie in mancher Richtung ab. Für zwei gleidfigcarkte Parteien ist nun in einem Lande wie Württemberg fein Boden vorhanden, denn durch die Ausbreitung der Sozialdemokratie und die auch den Parzellenbaucr ersaffenbe Agitation bc8 Bundes ber Landwirte wirb bas Rckrutierungs- gebiet für bie liberalen Parteien immer kleiner. Ein Grund mehr für sie, bic Zweiteilung aufzugeben, bic Kräfte zu ver - einigen. Für bic Führung ber Volkspartei war daS ein Gebot bet Not, wenn sie nicht freiwillig auf bic Position verzichten wollten, bic sie gegenüber ber Regierung sei! 18 Jahren eingenommen haben. Tic Reichstagswahlen zeigen nur zu deutlich, wie die Sozialdemokratie in vielen Landtagswafilbczirkcn, die bisher liberal vertreten waren, „bedrohlich" angewachsen ist. Gegen bic'e . „Gefahr" soll bas Wahlabkommcn eine schuvwehr bilden. Zu - gleich iutl es dem r-nsturn, der S ch w a t ; • 451 a u eji, bie gleich - falls verbündst ben Stampf atifn*6mcn. trotzen. Wie in ber Reichs- Politik, so halten auch in bet SanbcSpoliiif bie Bündlet unb Ken- ferifätiticn- mit bem Zentrum treue Wasfcühriibcrfchckfi. Tie viel fachen.Pölksfckül- und sonstigen bic Geiiteskiiltür berührenden Debatten bes Landtags während bet letzten sechs Jahre ließen über bie Scclenvcrwanbtschast der katholischen unb protestantischen Lichtseindc keinen Zweifel. Die konfessionelle Schichtung des würitembergifchcn Volkes erleichtert bic wahllaktst'chc Verständi - gung zwischen ihnen. DaS Zentrum beherrscht eine bestimmte Anzahl scharr abgegrenzter Wahlbezirke mit überwiegend katholischer Bevölkerung, über bie es nicht hinauskommen kav> . Hier macht ihm ber Bunb bet ßanbroirtc. ber bie konservative Partei Bertritt, keine Konkurrenz. Jn allen übrigen Bezirken werden bic Zentrumsstimmen ohne weiteres ben Bünblcrn zur Verfügung gestellt. Mit Hochbruck arbeiten bic reaktionären Alliierten dort, wo sic bic Hoffnung aus Eroberung eines bisher liberal vertretenen Bezirks siegen. Zur Strafe dafür, daß die Nationalliberalen den bündlerischen Lockrufen zum Anschluß nach rechts nicht in dem gewünschten Maße gefolgt sind, werden vielfach den Nationalliberalen bündlerifchc Kandidaten gegenübergestcll:, waS noch bei der letzten Wahl nicht dcr Fall wat. Wo diese Be - kämpfung zu zweiten Wahlgängen führt, in benen bic sozial- bemofratie ernstlich in Betracht kommt, wird schließlich die Eini - gung zwischen Bündlern unb, Nationalliberalen schon noch zu- staube kommen. Tic Sozialbemokrafic ist bic einzige Patter, die mit voller Selbständigkeit und Unabhängigkeit den Kamps aufnimmt. Zu einem Großblock, für den die Volkspartei ohne weiteres zu haben gewesen wäre, fehlt in Württemberg der geeignete Boden. Weder die Sozialbcinokratie, noch bic Nationalliberalen mürben einen solchen mitmachen. ES ist daher überhaupt fein Versuch zur Schaffung eines solchen gemacht worbetr. Jn der sechsjährigen SanbtagSpcriobc haben die Nationalliberalen. Volksparteiler und Sozialdemokraten zwar in Kultur- unb VolksbilbungSsragcn oft Mehrheiten gebilbet, nicht selten aber war, besonders in sozialen Fragen, bie Gruppierung eine völlig umgekehrte: Sozialbcinokratic unb Zentrum wurden in eine Reibe gedrängt und setzten kleine soziale Fortickiritte durch. Noch häufiger waren die Fälle, in denen bic Sozialbemokralie mit ihren Anträgen unb Forderungen ganz, allein blieb.