Rr. 1S3. Donnerstag, den 8* August 1912. 26. Jahrgang. Kam lmrger Echo Berantwortlicher IHebatrtur: Lchuid. Unb es war auch nicht denkbar, daß Mal-n vcgcgnen sich Freund und 1 durch unsere Flößrmne komm- 3hr nicht mu eurem Holz — wirklich nach dem schweigsamen FonaS fragte. Denn Malin hatte Redaktion: *. , «z. Expedition: Fchlandstraße ii, i. Stock. HKIUvNrg oV) stchlandslraß« 11 Erdgeschoß. Feind, Bekannte und Unbekannte, Chcimc und Reffen, Väter und Söhne — in diesem Wirrwarr von Phnnognomien betrachten sich die verschiedensten Gesichter. Aber in einem lind sich alle gleich: sie alle peinigt dieselbe Ungewißheit: werden sie diesen Winter Holzfuhren bekommen oder nicht? lind zwischen ihnen herum läuft der Oolzwärter Schnitz. Sie nennen ihn Rotschwanz, denn er hat rotes Haar und schwänzelt gern vor den Vornebmen und Reichen. , Er ist ein? der be:en Treibräder tu der großen Mühle des Inspektors, und keiner versteht es wie er, immer neue Fäden int Kontor zu sammeln, an denen die Drahtpuppen unten im Dorf tanzen. Alle Gesichter sind blau unter den schwarzen Schlapphüten, denn der Westwind weht eisig und die Hände stecken lief in den Hosentaschen. Da steht Hans Lia unb friert, unb auch bet alte Hostom oben vom Sennbach, der dem Inspektor noch nie mit iolchem Anliegen gekommen ist. Aber das Jahr ist ein Halbbilder von 67 und zwingt selbst die Seiten in bas Aetz der Aktiengesellschaft. Drei Tage lang hat der Mann da auf derselben Stelle gestanden unb nach dem Kontorfenster binautgesehen unb gefroren, aber noch immer hat er keine Fuhren erhalten. Und boch heißt es, daß die Windfälle noch diesen Winter sort- geräumt werden sollen. Schließlich erscheint Jans autgedunsenes Ge>zcht mit den gelben Äugen am Fenster. Da kommt Leben in die Menge, als hätten sie Lust, alle auf einmal ins Kontor zu stürzen, aber wie fes-gebannl stehen sic wieder still, als Jan eine kleine Scheide öffnet unb mit barscher Stimme einen Namen ruft. Unb nur Zur Beschwichtigung. Nach der ..Monarchenentrevue" in Baltischport, wo abermals festgestellt wurde, daß die russisch-deutsche Freundschaft „turmboch" fet, kam prompt die für unsere „Staatsmänner" sehr betrübende Meldung von dem Abschluß einer russisch-französischen M a r i n e k o n v e n t i o n, die sich nach Lage der Sache nur gegen Deutschland richten konnte. Als die erste Bestürzung sich gelegt hatte, kam man zu der An - sicht, daß „etwa? geschehen" müsse. Und es geschah — eine B e - schwichtigung. Die besorgt die offiziöse Depeschenagentur in dieser 'orm: „Dem Vertreter des Wolffschen Bureaus in Petersburg wird au» gut unterrichteter Gliede mitgeteilt, daß die Verhandlungen der Chefs des russischen ‘unb französischen Admiralstabes keinen aggressiven abenteuerlichen BHH. W des lV' , f'5”‘? re "nd blick- mit gierigen Angen über den See. Matt nrr „ .. 'n;' 1 !'* einer Kirche vergleichen, denn bundene Don Pil- , ' ...... „L* : ,c r 'äglich zu ihr hinauf voll sehnsücktrgen Bcr- ; I °hncnbcr Arbeit unb den Kops voll von Nahrungs- ciic vorüber brn^ d ' ri ’ Keine Abänderung ber FaHrkartenftencr. Die Fahtkartensteuet ist bekanntlich eine bei ber sogenannten Stcngelschen Finanzteform vom Fahre 1906 gemachte Errungen - schaft. Sie wurde nicht von der Regierung gefordert, sondern r.uj einen nationalliberalen Antrag hin eir.geführt. Sic ist eine ber aai m ersten verhaßten «steuern unb zugleich, steuerpolitisch betrachtet, eine sehr bumme Steuer, die den Vor sehr schädigt. Mai: Hai sie zu rechtfertigen versucht mit bet ab iurben Behauptung, sie sei eine ..A u f w a ii b s st e u e r" und al:- solche geeignet, die B e v Ö l k e t u n g nach ihrer Leistungs - fähigkeit zu treffen. Der Junkerpartei erschien sie al» ein Mittel.' die Abwanderung ber lanbwirtschaft- lichen Arbeiter zu verhindern. Bereits im Jahre 1907 hat bie sozialdemokratische R e i chs t a g ss r a k t i on die sofortige Aushebung biefer Steuer gefordert, von Der Herr «tciigel selbst zugeben mußte, daß sie von voncherein nicht die erwarteten Einnahmen gebracht Habe. Auch bei bet großen Finanzteform 1908/09 drangen die Sozialbemc traten entschieden auf ihre Beseitigung. Das Zentrum war damals bereit, auch die bi ertc Wagenklasse der Besteue - rung zu unterwerfen. Dock wurde die Steuer unverändert auf- recksterhalten. Seitdem haben die -Sozialdemokraten in jeder Session wieder auf die Aufhebung hingewirkt. Dann verlautete, die Regierung prüfe die Frage der Aufhebung. Und vor dem Zusammentritt des neuen Reichstages hieß es, ihm werde ein Entwurf zur A b - e n b c r u n g der Fahrkartensteuer zugehen. ES hieß, bie Ab- änberung sei nicht als eine Maßnahtste ber Reichsfinanzver- waltung gedacht; vielmehr^ sollte sie „aus eisenbahntechnischen Rücksichten, das heißt zur Steigerung der Einnahmen aus dem Petsotieiiverkehr, eine anderweitige Verteilung ber steuerlichen Belastung ber Fahrkarten herbeiführen". Der Entwurf ist aber nicht gekommen. Jetzt wird offiziös mitgeteilt, die Regierung habe ihren Abänderungsplan vor - läufig ausgegeben. Es wird dazu bemerkt, die Regierung sehe die Fahrkartensteuer mit ihrem Ertrage als „unentbehrlich" an. Weiter heißt es: „Die preußische Eisenbahnverwaltiing "ht be - kanntlich auf dem Standpunkte, daß durch die starke Belastung der oberen Klaffen mit der Steuer eine Abwanderung in die unteren Klaffen eingetreten ist, die erhebliche Ausfälle in den Einnahmen zur Folge bat, und es ist daran gedacht worden — unter Frei lassung der vierten Wagenklasse wie bisher — einen Ausgleich innerhalb der drei oberen Klassen zu schaffen. Dieser Ausgleich sollte in einer Entlastung der ersten Wagenklaffe und einer ent - sprechend stärkeren Belastung der zweiten und Dritten Klaffe be - stehen. Nur auf diese Weise könnte das Ziel erreicht werden, daS die preußische Eisenbahnverwaltung mit einer Aenderung der Fahrkartensteuer erstrebt. Eine solche Regelung, bei der die dritte seine blauen Lippen zittern. „. . . Aber schließlich wird autS neue achtbar und ruft Den — u ' nir hab’ ick fetne Fuhren, aber Ihr haut I ggarunt wollt Ihr Die nick- fahren; Aber I it .Ihr nickt mit Eurem .ö-nli • ber Gerufene gebt bemütig hinein. Die klebrigen sehen sich mit fragenden Blicket! an: „Komm ich jetzt dran? Ack, wenn doch die Reihe an mich käme! So gebt es stundenlang. Allmählich verlauft sich dte ^"ngc unb schließlich sind Hans Lia und der alte Honom allem Jm Hochwalö. Erzählung von Gustav Hedenvind-ErikSson. AUS dem Schwedischen von A. L ü t j o h a n n. I ‘ J _ (Nachdruck verboten.) Klein Elsa. DaS S/uer war -rloscher-, aber der Vollmond schien durchs Fen'ter. al» die ^ ruder von der schenke nach Haus kamen. Nur Elsa, Gorans hellhaariges Töchterchen, war noch wach. Siesaß Es dem Herd und liebkoste d-e Katze. Aber als die Brüder bereintraten, fuhr Goran gleich frnter der Mauer heraus und bettelte: „Kr-eg -ch auch eine? Er sagte °s in so Xon daß Domkapitel unwillkür ¬ lich steS.cn blteb nm ihn in Augenschen, 4U nehmen, wöbe, ihm allmählich der Ekel kam, daß cr 'n seiner herben Weise rief: „Krtech tch auch etnetranbstknl-<-B,r-KPZFNHV & ftSSW ASS „Kriech' unter und schlaf, Du Jammerlappen! Du kannst Wasser trinken, Tu bodenloses Loch^ Bei diesen Worten verschivanD sogleich Görans Gesicht und Domkapitel ging mit großen cdjrittcn auf und ab, wobei er bis - weilen Elsas blaffe Züge musterte, .ue eisernen Haken unter der Decke knirrten unb knisterten, der -sand rtetelte wie i n einem Stundenglas zwischen Den Balken herunter und auf der Bank saßen die drei Kameraden und ichimpften und -luchten auf den Schenkwirt. . .... .. ... t Aber nach einer Weile klatschte Domkapitel tn die Hande unb tief: „Brüder, die Rächt ist lang — schlafen kann man doch nicht, mir spielen noch einen. Kommt und macht ein vergnügtes Gesicht!" Dieser Vorschlag fand angemeinen Beisall uKd bald war das Spiel in vollem Gange. Elsa stand daneben, die l.llenbogen ans den fisch gestützt, und sah zu. „Darf ick mitspielen. f 0 st einigemal, aber die Brüder hörten nicht, und sie mußte s ch « scheiden, zuzusehen, wie bald der eine, bald der andere g i ui seine Karten sah, indes minutenlang eine unheimliche--nur herrschte, ober Ivie sie sich mit funfclnben Augen anjaben, i wollten sie bie heimlichsten Gedanken erforschen, bls^ckliesitich einer schrie: „Ra, man raus mit Deinem Trumpf! 'ann w ch bie Bezauberung, aber nur einen Augenblick, halb war alles wieder beim alten. Gleich dem SmwhuS Der Sage, Der Derbe mm i »ar. ifästbia auf* neue einen Feltblock bergen zu wälzen, bet mit keinem einzigen Stamm! Das Abtreiben kann Euch ja keiner verbieten k" Daraus schlägt er bas Fenster zu unb verschwinbel wieher. Unb bie beiben Bauern sehen sich an unb schweigen. Schließlick knippst Hans Lia mit feinen verarbeiteten Fingern unb tut einen leisen Pfiff. Jetzt hab' ich». Wir verkaufen ihm unsere Wind-ällc, wenn er uns bafür Fuhren geben will. Wir haben ja doch keinen Rutzen von dem Holz, wenn er uns nicht durch bie Floßrinne läßt. Bei diesem Vorschlag wird Honom so leicht umS Herz, daß et beinahe einen Freudensprung macht. Dann gehen die beiden zusammeii bie Landstraße hinunter, aber wie sie bei ber Kate finb, meint Honoin, daß Goran Maler doch am beiten brau i”. Der liegt ein für allemal in Frieden hinter feinem Herd. „Es kommt auf eins rans," sagt Lia. Ihn hat die Rache der menschlichen Gesellschaft getroffen, uns dte Rache der Solz gesellschaft. Aber die Dritte Rache wird die Volksrache. . . . Moderne Erziehung. Zu äußerst auf ber Landzunge lag der Knsterhos. Seit Menschengedenken hatte er sich voin Vater auf den Sohn vererbt und war unter lebem neuen Besitzer gar stattlich gewachsen. Manch gute« Stück war durch direkten Kaus erworben, aber manches war WucherzinS für /juogcliebcne Gelder. DaS ganze Geschleckt war immer voller Geiz und Habsucht gewesen, und in Diesem Punkt war ber Küster ein echter Zweig des alten Stammes. Er nahm, was et kriegen konnte. Da,u hatte er Augen wie ein Fuchs und redete gern unb viel und am liebsten von unserm Herrgott. Doch glaubte niemand an seine Frömmig feit. Dazu waren ihrer zu viel, die er um Hab unb Gut gebracht. Jk ; ir müssen lange warten," sagt J&onom unb geht auf „Henie ist mein vierter Tag" _ . .. ...... Hans L:a nickt unb sieht nach dem Konto--enste- hinauf. Wir beiden kommen überhaupt nicht Dran, lagt Honom unb Engel, aber Du bist cm Untier, unb wir finb alle von Sinnen. Gebt die Karten her," rief er ben Brübern zu, „wir wollen kurzen Prozeß machen!" Er fanunclte die Karten zusammen unb zerriß sie und warf die bunten Stücke so heftig auf ben Herd, daß Funken flogen. Hernach nahm er das Kind auf ben Arm, ging mit ihm in Der totubc auf und nieder, vis es eingeschlafen, und hielt Dabei eine donnernde Rede gegen die Schlechtigkeit der Welt. „ "Ja," sagte schließlich der Philosoph, „die ganze Welt ist •