Nr. 65 ♦_ Dienstag, den 18. März 1913. Z?. Jatzrqang. Hamburger Echo. „ Da« »Hamburger Sxpedition: Fehlandstratz« 1L 1. Stoch 'V flmön ’S Fehlandstra-« 11, krdgeschotz. verantmortlicher Redakteur: Kari PeterSson in Hamburg. Anzeige« die fiebengespalt«»« Petitzeile oder deren Raum 40 4. Arbeitsmarkt, Vermietung«- und ^amilienanzeigen 20*. Lnzeigen-Annahme Fehlandstr. 11. Erdgeschoß (bis 6 Uhr nachmittag«), in den Filialen, sowie in allen Nnnoncen-Bureau«. Plah. und Latenvorschriften ohne Berbindlichke»4 Reklamen im redaktionellen Teil werden weder gratit noch gegen Entgelt aufgenommen. Buchhandlung und Buchdruikerei-Kontor: Fehlandstr. 11. Erdgeschoß. Wlllen: St. Pauli, ohne Amandastraße, bei Fran, ÜBür, berget, Annenstr. 17. Eimsbüttel, Langenselde bei Carl Dreyer, Fruchtallee 43. Hohelnst, Etzpendorf, «rost-varstel und Wtttterhube bei Ernst Großkopf, Meldorferstr. s. varmbetk, Nhlenhorft bei Theodor PetereU, Heinrich Hertzstr. 145. Hohenfelde, vorgfelde, Hamm, Harn, Schiffbeck und vttlmSrder bei Earl Ortet, Dauftt. 36. Hammerbrook bis Ausschläger Billdeich bei Rud. Fuhrmann, Süderkaistt. 18. RotenburgSort und Veddel bei Fr.Hübener, Lindleystr.85. Silhelmsdurg bei H. Möller, Deringstt. 91, IL Silbe«, WandSbeck, Hinfchenfeld« und vft-varmbeck bet Fran, Krüger, «uqe Reihe 84. Altona bei Friedr. Ludwig, Bürgerftr. 89. Ottensen, vahrenfel» bei Fran, Mose, Hohenesch S, pari. Hierzu zwei Bettagen. Ses orlielieolieD Bolles Mseier. Zweierlei politische Märzfeiern sind es, die in diesem Jahre in Deutschland begangen werden — grund - verschieden, scharf gegensätzlich in ihrer Tendenz und in'ihrem Charakter. In der einen, mit der wir uns schon mehrfach kritisch beschäftigt haben, begreifen sich alle die militärischen, höfischen, byzantinischen und chauvinistischen Veranstaltungen, die man zu Kundgebungen „echt patriotischer Gesinnung" stempelt und die dazu dienen sollen, eine „nationale Jahr - hundertfeier" zur Erinnerung an die sogenannten „Befreiungs - kriege" einzuleiten. Im Bunde mit den extremsten Reaktionären winden die Liberalen aller Schattierungen im ganzen Reiche dem Götzen „Nationalruhm" Kränze einer falschen Popularität. Und im Vordergründe der Bacchanalien des begeisterungstrunkenen „Patriotismus" sicht die Verherrlichung der Hohen- z o l l e r n - D y n a st i e. Zu einem Nationalhciligen wird der preußische König Friedrich Wilhelm III. erhoben, dem die Geschichte wahrlich nicht das Urteil schuldet, daß ihm des Volkes Sache am Herzen gelegen, daß er sich Verdienste um das Volk erworben hat. Eine Sintflut „patriotischer" Reden, Lieder und Zeitungs - artikel ist niedergegangen, und es wird noch mehr solch strömenden Ausflusses „echt nationalen Geistes" geben, der ja vorzüglich darauf dressiert ist, geleitet von Unverstand, Un - wissenheit, Vorurteil, Fanatismus und noch weit mehr aus schlauer Berechnung, allezeit dem „Vaterlande" seinen „erfrischenden und befruchtenden Segen" zu spenden. Weil wir, die Sozialdemokraten, uns an dieser Märzfeier nicht beteiligen, verschreit man uns in gewohnter Weise als „antinational". Dieser Vorwurf, mit dem man bezweckt, die „öffentliche Meinung" gegen uns aufzuhetzen, das heißt die Meinung der Dummen und der Toren, läßt uns völlig kalt; wir haben für ihn nur ein mitleidiges Lächeln. Nun aber schreitet die „U m st u r z p a r t e i", die längst die stärkste Partei in Deutschland ist, zu i h r e r M ä r z f e i e r. Es ist das eine Feier, die nicht ausnahmsweise nach gewissen politischen Zweckmäßigkeitserwägungen ins Werk gesetzt wird. Die freiheitlich gesinnte Arbeiterschaft hat sie schon lange vor dem Auftreten der Sozialdemokratie regelmäßig am 18. März begangen, und unsere Partei har ihr die alljährliche Wiederkehr gesichert und ihr den Charakter einer gewaltigen Massen- demonstration gegen.die Mächte der Reaktion, für die großen Ideen und Bestrebungen des demokratischen Sozialismus gegeben. Unsere Märzfeier erhält in diesem Jahre eine erhöhte Bedeutung dadurch, daß sie zugleich eine Demonstration gegen den Jubeljahrfeier-Spektakcl unserer Gegner ist. Unsere Märzfeier sammelt um ihr leuchtendes Banner, das Kampf - panier des Geistes der Freiheit, nicht die Repräsentanten, die Träger und Werkzeuge reaktionärer Gewalt; nicht die mit dieser Gewalt durch Jntereffe und Anschauung verbündeten herrschenden Klassen und Parteien; nicht die das „gutgesinnte" Anhängsel dieser Elemente bildenden Philister, von denen Goethe so treffend sagte, daß sie „. . . ein hohler Darm voll Furcht und Hoffnung, daß Gott erbarm"; auch nicht die „patriotischen" Studenten, denen nichts mehr die Erinnerung gilt an jene Zeit, die erlebte, daß ein wahrhaft national und freiheitlich gesinntes deutsches Studententum (1815) die demokratische deutsche Burschenschaft gründete, die einem Verbot der Regierungen zum Opfer fiel, und daß dieses Studententum auf dem Wartburgfeste (1817) sich demonstrativ zu den Prinzipien der Demokratie bekannte, um alsbald sehr hart von der „Demagogcnbctze" betroffen zu werden; weiter auch nicht die in byzantinischer Phraseologie aufgehenden Kriegervereine und die ihnen ziemlich gleichwertige Masse der „nationalen" Turner. Alle diese Elemente bleiben unserer Märzfeier fern. Sie stehen uns fanatisch feindlich gegenüber. Zwischen den Anschauungen und Interessen, die sie vertreten, und denen, für die wir einstehen, gähnt eine tiefe Kluft. Aber die Millionen des arbeitenden Volkes, die sich offen zur Sozialdemokratie bekennen oder mit ihr sympathisieren, Männer, Frauen und eine hoffnungsfrohe und kampfeSfreudige Jugend, bringen am 18. März unter dem roten Banner den Vorkämpfern für des Volkes Freiheit, Recht und Wohlfahrt, den Opfern der Tyrannei, den schuldigen Tribut dankbarer Erinnerung. Die Revolution des Jahres 1848 war die Konsequenz des den Gipfel der Gewissenlosigkeit darstellenden Verrates, den die deutschen F ü r st e n , der preußische König mit an der Spitze, nach den „Befreiungskriegen", gestützt auf ihre nen - befestigte Macht, am Volke verübt hatten. Der 18. März 1848 brachte, nachdem am 13. und 14. März durch einen Volksaufstand in Wien vie Vertreibung des verhaßten Staatslenkers Metternich und die kaiserliche Verheißung einer Konstitution erreich! worden war, in Berlin den furchtbaren Barrikadenkampf. Der war provoziert worden durch einen offenbar vorher geplanten verräterischen Angriff des Militärs auf die Volkümasse, die den Schloßplatz füllte, nicht um den König zu bedrohen, son - dern um seine Entschließungen abzuwarten und ihm dann loyal zuzujubeln wegen der Erklärung, daß er Preß - freiheit zugestehe und daß er „eine Konstitution aus freiheitlich st er Grundlage für alle deutschen Länder" wolle, sowie daß „Preußen sich an die Spitze der Bewegung stellen" solle. Jählings machten die Schüsse, die Bajonette, die Säbel der Truppen dieser Jubelszene ein Ende. Das Signal zu einem furchtbaren, blutigen Kampfe war damit gegeben. Die freudige Stimmung des Volkes wandelte sich in Zorn und Wut. „Rache für den Verrat! Waffen!" brauste der Ruf durch die Straßen. Das Pflaster wird aufgerissen. Barrikaden werden errichtet und von mutigen Dlännern und Jünglingen; meistens Arbeitern und Studenten, besetzt. Waffenläden werden erbrochen, und wer kein Gewehr oder keinen Säbel erlangen kann, der be - waffnet sich mit dem Messer, der Art, der Eisenstange. Die Sturmglocken heulen von den Türmen, und die Geschütze donnern. Die ganze Nacht dauerte die Straßenschlacht. Andern Tages, am 19. März, kapitulierte der König vor dem Volke. Am frühen Morgen richtete er eine Proklamation an seine „lieben Berliner", in der er die Zurückziehung der Truppen versprach, wenn zuerst die Barrikaden geräumt würden. In dieser Kundgebung behauptete er, das Volk sei „von einer Rotte von Bösewichtern, meist aus Fremden bestehend", zum Aufruhr verführt worden. Aber der von seinen Schranzen so gut beratene Monarch sah sich, erfüllt von der begründeten Befürchtung, daß das Volk entschlossen sei, einen Sturm auf sein Schloß zu unternehmen, genötigt, den Befehl zum Rückzug der Truppen zu geben, ohne daß auch nur ein Volkskämpser die Barrikaden ver - lassen hatte. Das Volk hatte gesiegt. Und vann trug es seine Toten, mit Blumen und Kränzen geschmückt, - „die Kugel mitten in der Brust, die Stirne breit gespalten", in den Hof des Hohenzollernschlosses. „Der König soll kommen!" brauste ein tausendstimmiger Ruf empor. Und er kam; bleich und zitternd, begleitet von der Königin, er - schien er aus dem Altane bedeckten Hauptes. „Herunter! — und er kam gewankt." . . . Und „Hut ab!" — er zog, er neigte sich!" Das Gefühl seiner Gottesgnadenlumsallmacht hielt da nicht mehr Stand. Das liberale Bürgertum hat dieses Ereignis als die „Bluttaufe der deutschen Freiheit" gefeiert. Aber dieses Bürgertum erwies sich als unfähig und größtenteils auch als gar nicht gewillt, den Geist, die Prinzipien des Demokratismus zur Herrschaft zu bringen. Erfolgreich setzte der Monarchismus mit einer e l e n d c n T ä u s ch u n g s - u n d Beschwichtigungspolitik ein. Der König und seine Ratgeber heuchelten Achtung vor den Wünschen des Volkes. Es wurde verordnet, daß die Armee die schwarz-rot-goldene Kokarde, die Farbe der „Rebellen", tragen solle, und der König gelobte in einer bei seinem Umzüge durch Berlin hoch zu Pferde an das Volk gerichteten Ansprache unter Anrufung Gottes, daß er sich betätigen wolle als „Setter ber Deut; schen Freiheit und Einheit", für einen „wahrhaft f k e i h e i t l i ch e n K o n st i t u t i o n a l i § m n s"!!! Das war derselbe preußische König, der ein Jahr zuvor, am 11. April 1847, bei der Eröffnung ScS ersten Vereinigten Landtages gesagt hatte: „Es drängt mich zu der feierlichen Erklärung idaßeskeinerMachtderErdejegelingen soll, mich zu bewegen, das natürliche, gerade bei uns durch seine innere Wahrheit so mächtig machende Verhältnis zwischen Fürst und Volk in ein konventionelles, konstitutionelles zu verwandeln, und daß ich es n u n u n d n i m m e r z u g e b e n werde, daß sich zwischen unsern Herrgott im Himmel und dieses Land ein beschriebenes Blatt gleichsam als eine zweite Vorsehung eindränge, um uns mit seinen Paragraphen zu regieren und durch sie die alte heilige Treue zu ersetzen." Als das Volk am 22. März 183 seine Toten (es waren ihrer insgesamt 230) in Friedrichshain bestattete, sagte der Prediger Sydow in seiner Grabrede: diese Männer hätten „mit ihrem Blute besiegelt, was ihre Väter 1813 begonnen". Auch der König hatte diesen Toten eine „letzte Ehre" erwiesen; als der gewaltige Kondukt am Schlosse vorüberzog, hatte er, umgeben von seinen Ministern, entblößten Hauptes auf dem Balkon gestanden. Derselbe Mann „von Gottes Gnaden" erstatte ein Jahr später, als die Konterrevolution bereits im vollen Gange war und die Nationalversammlung in bet Paulskirche zu Frankfurt am Main (28. März 1849) ihm bie beutsche Kaiser - krone angetragen hatte, baß er eine Krone, behaftet mit bem ,Lubergeruch bet Revolution", in einem „imagi - nären Reich, gebacken aus Dreck und Letten", als „legitimer König von Gottes Gnaden" nicht annehmen könne. Die Konterrevolutton machte allen auf die Märztage und die feierlichen Versprechungen der Fürsten gesetzten Hoffnungen sehr bald und seht grünolich ein Ende. Das im April 1848 vom preußischen König unter dem Zwange der Verhältnisse „gnädig gewährte" allgemeine Wahlrecht war das erste große Opfer ber Konter - revolution. Die preußische Nationaloersammlimg würbe im November 1848 mit Bajonetten auSeinanber getrieben. Es kam im Dezember bieOktroyierung einer sogenannten „Verfassung" burch ben König. Die zur „Revision" dieser Verfassung berufene Kammer wurde aufgelöst, das all - gemeine Wahlrecht, das völlig zu Recht bestand, wurde aufgehoben, und das Dreiklassenwahlgesetz wurde oktroniert, das n o ck> beute zu Preußens Schmach und Schande besteht, allerdings, wie die ganze ptcußiscke Ver - fassung, noch nicht einen einzigen Tag zu Recht. Unter dem Deckmantel eines elenden Scheinkonstitu- tionalismus, eines wertlosen beschriebenen Blattes Papier, organisierte der monarchische Absolutismus sich neu, gestützt auf die realen tatsächlichen Machtmittel. In ganz Deutschland erlag die Revolution. Eine brutale Politik der Vernichtung wurde gegen die Ideen ber Freiheit unb nationalen Einheit unb ihre Bekenner geführt. Viele gingen ins Exil; andere wanderten in bie Zuchthäuser unb Gefängnisse, und noch andere wuroen gesiandrechtet, so Robert Blum in Wien. Unb unvergessen bleiben müssen auch die „Heldentaten", die der preußische „Kar - tätsch e n p ri n z" in Baden gegen die überwundenen unb gefangenen Freiheitskämpfer verübte, indem er sie füsi - lieren ließ. An alles das denkt heute das arbeitenbe Volk. Und die Erinnerung baran wird in ihm lebenbig bleiben. Sie ver- binbet sich fest mit der Ueberzeugung, daß ber enbgültige Sieg der bemokratiscken Prinzipien und mit ihm eine neue Orbnung der Dinge in Deutschland kommen muß. Des Hönigs Triarier. „Iriaricr* nannten dic alten Römer alte erprobte, aus - erlesene Soldaten, die eine besondere Heeresabteilung (das dritte Treffenl bildeten und die Aufgabe batten, in der Schlacht die Entscheidung herbeizuführen. Darauf war da? Wort gemünzt: „Vanit ad triarios“, die Entscheidung kommt an die Triarier, womit der höchste Ernst der -schlachisituation zum Ausdruck ge - bracht wird. „Vivant r e 5 i s triarii!“ Mit diesem Rufe unter Hinzufügung des Sorte«-: .Drei Hurras auf unsere Landwehr I" bat Wilhelm II. im Berliner Landwehr - offizierkasino am 10. März eine Rede geba.ten, deren Wortlaut erst jetzt halbamtlich bekannt wird. Der Kaiser feierte in hochklingenden Worten die Ruhmes - taten der 1813 gebildeten preußischen Landwehr in den Befreiungskriegen. Er versicherte, daß er die .feierliche Erneue - rung des Treuschivurs", welche die versammelten Landwehr- offiziere ihm geleistet, ..gebobeneii Herzens entgegengenommen" bade. Und bann wurde seine Rede sehr demonstrativ Ord - nung S v o l i t i s ch. Der Kaiser meinte, in unserer ernsten ;Ieit gelte es. „den Geist treuer Ptlich:erfüllung". der unserm Volke vor hundert Jahren mit Gottes Htlie den Sieg verlieb, tn unterm. Volke und in seiner fkUgend wach zu erhalten, die stttltchen Kräfte zu hoben und zu stärken und nicht durch S e l b st s u ch t, Genußsucht und Abfall von dem Glauben «nfettr Hätte verkümmern zu lassen". Dazu mitzuwirken, so erklärte der Kaiser weiter, seien die Kameraden von der Reserve und der Land - wehr ganz besonders berufen und ausersehen. Dann fügte er hinzu: „Sie stehen in Ihrem Berufsleben in dauernder Fühlung mit allen Schichten der Bevölkerung. Fhr Beispiel, Ihre Lebenv» anschauung und Ihre Pflichterfüllung gegen Gott, König und Vaterland sind von außerordentlicher Bedeutung im Kampfe gegen bie finsteren Mächte deS Unglaubens und der Vaterlandslosigkeit, die in unsern Tagen an dem gesunden Marke unseres Volkes zehren und feine Ruhe und seine Zukunft zu zerstören drohen. DaS Vaterland erwartet von Ihnen in er st er Linie nicht kriegerische Lorbeeren, sondern ein verdienstvoller Dir - ken als Staatrbärger. ES rechnet darauf, daß sie bem deutschen Volke und besonders der deutschen Jugend mit Rat und Tat und einem charaktervollen Vorbilde treu zur Seite stehen. . . . DaS ist der Weg, auf dem sie sich als würdige Nach - folger jener ersten Landwehroffiziere vor 100 Jahren erweisen tollen, die nicht nur auf deS Königs Rus freiwillig zu ben Fahnen geeilt waren, sondern schon vorher, als sie noch auf dem Katheder, im Bureau, in der Fabrik oder auf eigenem Hofe schaff - ten. durch Wort, Lied oder Beispiel bie gute Saat in da» Herz de» Volkes gestreut und es zur freudigen Hingabe von Gut unb Blut für Ehre unb Freiheit des Vaterlandes be - geistert hatten." Jawohl: Ehre unb Freiheit deS Vaterlandes — das war die Parole, unter der bie Landwehr — nicht nur die Landwehrofflzier, sondern auch ^die Mannschaften — 1813 in den Kams zogen und den Sieg mit herbeiführlen. Ein freie», ein geeinte« Vaterland, ein wirklich nationale» Wesen wollten sie erringen. Nicht für die dynastischen Interessen seiner Fürsten wollte ba - se l b st ä n b i g auferstandene Volk Gut unb Blut opfern — nicht für bie schamlo» frivole politische Neuordnung Deutschland«, die nach dem Siege die Fürsten auf dem Wiener Kongreß unter Eidbruch und schnödestem Verrat am Volk« — nicht für öa $ von ihnen er - richtete neue, der deutschen Nation zu Schmach und Schande und Unheil gereichende Reaktion»- s y st e m. ES war im allgemeinen eine gut demokratische Ge - sinnung, welche die Masse der Landwehr 1813, die Offiziere und bie Mannschaften, beseelte. In ihnen lebte unb wirkte bie Idee be»wahrenBolk»heere», dessen Aufgabe es ist, daS Vater- land im Volksinteresse, und nur im Volksinteresse zu verteidigen. Ta» böse Won vom „inneren getnb", diese infame Ausgeburt deS ReaktionSgeiste», war damals noch nicht entstanden. Erst einige Jahre später erfand e» ber leitende Staatsmann Metternich zur niederträchtigen Verunglimpfung all ber wahrhaften Patrioten, die bem Verrat ber Fürsten opponierten und mutig für bie in ben Staub getretene Ehre, Würbe unb Freiheit der Nation eintraten. Wie man Beute die Sozialdemokratie al8 .ba t e r la n b 8 1 o 8" und .vaterlandSfeinblich" ju bezeichnen neigt so wurden nach den „Befrein '. r Kriegen" auchdie demokratischer und liberalen Ele mente de» Volke» von ben Machthabern ber ..VaerlandSfeindlich- leit" beschuldigt darunter auch schon ein großer Teil ber Männer, bie im „Befreiungskriege" mitgekämpft und Opfer gebracht hätten. Die Landwehr de« Jahre« 1818 war nicht bai Xriariertum der dürften, sondern das bei Vol - kes! Die damalige unb bie jetzige Landwehr sind gar nicht al» in ihrem Wesen, ihrem Geiste, ihrer Bedeutung gleichartige Bil - dungen zu erachten. Was speziell die Offiziere der Land - wehr angeht, so hat man die langen Jahrzehnte hindurch nichts unversucht gelassen, sie, ebenso wie alle andern Offiziere unb Mannschaften, btt Reaktion» Politik g e • fügigunddienstbarzu machen. Der Geist dieser Politik unb da» ihm verknüpfte Interesse herrschender Faktoren duldet ei nicht oder will ei nicht dulden, daß aktive und inaktive Dienst - pflichtige sich freiheitlichen Anschauungen und Bestrebungen hingeben. Den von ihnen geleisteten beziehungsweise nach gesetz. lieber Vorschrift erzwungenen Fahneneid legt man in unerhörter Weise dahin au», da ß sie unter allen II m ständen ben politischen Ansichten unb Absichten des Monarchen unb seiner Regierung s i ch fügen und dienstwillig zeigen müssen. Dai hat man von ber Landwehr 1813 nicht verlangt! Heute wird systematisch alle? das als „v a t e r l a n b » f e t n b I i ter Weg führt nach dem -tteanbe; übelriechende •) In ben entlegeneren Gegenden de« Landes wurden die Fensterscheiben durch ganz dünne, dicht aneinanbergefügte Späne ersetzt. Flachswurzeln im Schlammwasscr, eine umgefriirgte Wafchbank mit den Füßen in die Luft ragend, ein Eimer ohne Griff, ein alte», halb mit Wasser gefüllte» Boot, und in diesem eine Angel, schnür und ein Stück verkohlten Teer». Am Strande scheint sich ein graurotes Wessen zu rühren: es ist ein halbverhungerter Hund mit langem, aber dünnem Haar. Er sieht den Fremden da stehen und erschrickt. Er bellt nicht, aber duckt sich nieder, den Schwanz zwischen die Beine klemmend, und zwischen den Zähnen hält er einen verfaulten Fisch. Eine Krähe, die bem Hunde die Beute nicht gönnt, umkreist ihn, vom Winde getragen, und läßt sich dann krächzend auf der Fichte bei ber Scheuer nieder. Die Dämmerung fiel herab, und ich mußte noch den See umwandern, unb das war ein gute» Stück Wegs durch ben Wald, um nach dem Haufe auf dem Grate zu gelangen. Meine Kleider waren durchnäßt, meine Schuhe mit Wasser gefüllt und meine Hände gefroren. Da» Schneegestöber peitschte mit das Gesicht, der Wind schüttelte an den halbmorschen Zäunen und preßte den wehmütigen Sang seiner trauererfüllten Klage in mein Ohr. Auf dem Wege nach der Hütte wollte ich meine Pfeife ent zünden Da fand ich in der Pasche ein Stückchen einer alten Jeitung. Das Datum fehlte, aber es enthielt eine Notiz, bie mit den Worten begann: „Traurige Zeiten herrschen setzt in Finnland. Kümmernis erfüllt die Sinne unb . . . Die Fortsetzung war nnchi vorhanden und auch nicht nötig. öort1«8ima folgt.) Sucher und Schriften. „«reeiter-gugeeb.* «u» dem Inhalt der Stummer 6 de? fünften Jahrgange» Heden wir hervor: RatI Marx in seinen jungen Jabren. «an VI. tfourabi). — Tage der Kindheit. Bon Wilhelm Schröder. — Bon den MtunMftaaten (Zur (Einführung in die EtaatSbürgerkunde). — Setährlich« «aftfreunbe. Bon Lein, Weilen (Mit Adbildunarni. — Wie der Arbeiler laushall beschaffen sein konnt«. Von Thkrese Lchl.^ .-«r. — Jlr :n Biand Lkmahregttl. - Au» der Fngenddew^ung. Lon Str »e.inttn v’m Beilage: Ter «oachen-lliberkall KlMuna non Owen Wiler. - ®t ton. ml. «du Bürger. Brand. - Tie schdne tzandschat». Von «dol- Bruno (Mil Addilbungeii). — Som Schaffen unb rchau-n der Arbeite, jugend. Bon P. B. — Wie wird ein guter Aussatz? Bon Otto Koenig. — Bucher für die Jugend. — Lehrlingjftreich«. Bon August Wysocki. — Lied de« JünglingS. Bedicht von SCIfonS Petzold.