Mittwoch, den 18. März 1914. Rr. (»5. 28. Jahrgang. Hamburger Echo. Tas »Hnmdurner ott., —eine Augeit leuchten. Phaeton sieht die Erde nicht mehr, Phaeton fährt gen Himmel.... Und dann fntrb er. Gesetzgebung getrennt zu werden, ist zwar insoweit nicht zu recht - fertigen, als eine Gleichstellung mit den Theatern erstrebt wird, läßt sich aber teilweise insofern erfüllen, bafe für bie X i n g c l tangel, als die an sich bedenklichere Erscheinung, verschärfte lauteten vorgesehen werben." Nach Dem Entwurf soll das in Der Weise geschehen, daß, unabhängig von Dem ErforDernis Der Konzcssionierung, Der Behörde Die Befugnis erteilt rotrD, „Den Geschäftsbetrieb der Tingeltangel usw. zu regeln". Hinsichtlich der Veranstaltung einfacher Musik- aufsührungen, Klavier-, Geigen-, Zither- usw. Vorträge, in einer Schankwirtschast erkennt Der Entwurf Die Notwendig feit Der Einführung einer allgemeinen Erlaubnispslicht nickst an. Solche Vorträge sollen „unbeDenklich wie bisher ohne weiteres zugelassen werden". Dagegen wird daraus hin- gewiesen, daß Die Orchesterkonzertc unD Orchester- konzertautomaten sowie Die pHonographischen Vorführungen so zugenommen haben, Daß sie sehr häufig zu Den erheblich st en Belästigungen der Nachbar schäft führen. Ein polizeiliches Einschreiten gegen solche Belästigungen sei bisher nur im Falle nachgewiesener G; fährdung Der GesunDheit Der Anwohner möglich. Dieser Zu - stand bedürfe dringend der Aenderung. Es soll nach dem Entwürfe der Ortspolizeibehörde Die Möglichkeit gegeben werden, im Falle erheblicher Belästigung der Nachbarschaft solche Ausführungen zu verbieten oder zu beschränken. Gegen solche Maßnahmen ist an sich ja auch nichts ein zuwenden. Möchte bann aber die Polizei auch völlig korrekt, konsequent und — sozial-unparteiisch verfahren, das heißt den Schutz gegen solche mitunter geradezu fürchterliche Belästigung nicht nur den Vierteln, wo Die „bessere und beste Gesellschaft" wohnt, sondern auch den Proletarier vierteln, wo Das Lärmunwesen am schlimmsten ist, zuteil werden lassen! politische Uebersicht. Hamburg, 17. Märt. Wie weit? Es war einmal! Fm Märzmonat 1848 empfand auch das deutsche Bürgertum, das bis dahin so lammfromm sich hatte schurigeln lassen, so etwas wie Das Bewußtsein, ein Recht im Staate zu haben. Tas Beispiel des Auslandes hatte gewirkt, bi Angst der Herrschenden zeigte sick> deutlich, unb die Gelegenheit scyten günstig. Und so kamen die Barrikadentage. Wohl waren es zum guten Teil Proletarier, die tm Kamp- gegen den Absolutismus unb seine Soldateska ihr Blut ver spritzten. Aber auch Bürger brachten den Mut auf, das Ringen zu wagen. Ter Hort der gesamten Reaktion, das alle Preußen, brach wirklich unter ben Stößen der Volkskrast zusammen. Es hätte etwas werden können. Ein modernes Deutsck- lanb wäre möglich gewesen, ein Deutschland, in bem wenigstens ein Mindestmaß bürgerlicher Freiheiten gesichert gewesen wäre. Ter Absolutismus mit seiner Garde hatte sich als der Koloß mit tönernen Füßen erwiesen. Fhn ganz in Scherben zu schlagen, hätte nicht allzu grofeer Anstrengungen mehr bedurft. Aber hinter der Bourgeoisie staub schon das Proletariat dessen erste selbständige Regungen ben braven Bürger erschreckten. In Frankreich, von woher ber Sturmhauch bet Revolution über Europa geflogen war, kam bie blutige Entscheidung bet Funi schlacht. Fn Deutschland kam bas Fammerspiel eines schwatzenben unb nie Hanbelnben Parlaments, bis bie Tinge reif waren zum Kompromiß, ben bie Konterrevolution ber Funker und ihre: Genossen dem Bürgertum gewährte, unb das von diesem als Glücksgabe dankend cmpraitgcn wurde. Seitdem ist weit über ein Halbjahrhiinbert versessen, lind Wie wett sind wir gelangt? Ein Teutsches Reick — baS von einigen tausend borussiscken Krautjunkern als erobertes Land beherrscht und aus gebeutet wird. Ein Parlament — bas keinen Einfluß bat, sick in .Wie starb Jesus? — Unb was ist schöner?" fragte eine Stimme. .Aber was ist größer?" fragte es in Steen leise. „Du Narr," sagte eine dritte stimme, „und roaS ist für Dich : Steen arbeitete in jenem Herbste zumeist vor bem Fenster, von dem man weit ringsum sieht. Die Sonne ging auf über bet Malzfabrik unb dem Wandsbecker Kirchturm. Sie ging unter in den Schornsteinen der Esttldschrankschlosierei. Und dazwischen lag Griechenland. Steen kroch nicht sieben Jahre lang täglich in dem Gestrüpp der Grammatik herum wie jene vierzehn jungen Leute, mit denen er nachher das Gvmnasiurn verlassen sollte. Als diese endlich vor daS Heiligtum kamen, waren ihre Sinne stumpf unb ihre Augen müde. Dann schrie wohl der^ trefflichste bei Lehrer: „Ja, Nottebohm, Mann Gottes, fühlen Sie denn eigen! lick nicht, was wir hier lesen? Diese paar Lettern hier sind bei Anfang und baS Enbe aller Schönheit, zugleich die Tiefe aller Er fenntnis." Aber baS half nichts Man spielte auf der letzten Bank Schach unb präparierte sich auf die nächste etunbe.