Nr. 224. Freitag, veu 25. September 1914. 28. Jahrgang. Hamburger Echo. Das -Hamburger «rtio* erscheint täglich, außer Montags. AbonncmentSpreis durch die Post bezogen ohne Bringegeld monatlich .* 1,20, vierteljährlich * 8,60; durch die Kolporteure wöchentlich 30/4 frei ins Haus. Einzelnummer in der Expedition und den Filialen 5A, bei den Straßenhändlern 10 4. Kreuzbandsendungen monatlich 2,70, für das Ausland monatlich 4, Redaktion: - . o« Expedition: Fehlandftraße 11, 1. Stock. HaMVUrg oö Fehlandstraße 11, Erdgeschoß. Verantwortlicher Redakteur: I. Reitze tn Hamburg. Anzeigen die siebengespallene Petitzeite oder deren Raum 40 4, Arbeitsmarlt, Bermietuiigg- uni ksamilrenanzeigen 20*. Anzeigen-Annahme Fehlandstr. 11. Erdgeschoß lbis 5 Uhr nachmittags» in den Filialen, sowie in allen Annoneen-Bureaus. Platz- und Datenvorfchrislen ohne Verbindlichkeit Reklamen im redaktionellen Teil werden weder gratis noch gegen Entgelt ausgenommen. 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Das ist ein alter I, Erfahrungssatz, der in den letzten Wochen mehr denn je bestätigt worden ist. Deshalb ist es ratsam, alle nicht von verantwortlicher Stelle kommenden Nachrichten genau zu prüfen, ehe man ihnen Wert beimißt. Nur dann, wenn die innere Wahrscheinlichkeit vorliegt, mag man sie in Erwägung ziehen. Die innere Wahrscheinlichkeit, wenigstens in den Haupt - zügen, liegt aber vor bei einer Mitteilung, die der „Voss. Ztg." von vertrauenswürdiger Seite aus B u k a r e st zugeht und die den Plan der Neueinrichtung Europas nach russischen Wünschen enthält. Obgleich nichts weniger als wahrscheinlich ist, daß Ruß - land durch den Krieg in die Lage komme, seine Bedingungen zu stellen, ist der Plan doch in doppelter Hinsicht interessant; er zeigt nämlich, wie Rußland sich das erdrückende Uebergewicht in Europa verschaffen will, auf Der andern Seite aber auch, was es den andern, zum Teil am Krieg noch unbeteiligten Staaten zubilligt, um sich deren Gunst zu gewinnen. Daß dabei die „Er - rungenschaften", die zunächst sehr lockend aussehen mögen, auf die Dauer den Beglückten zum Verhängnis werden und sie in Abhängigkeit von der Vormacht, nämlich Rußland, bringen müßten, ist noch ein besonderer Zug und erweist wiederum Die Schlauheit Der russischen Politiker, Die es so trefflich verstehen, andern scheinbar zu geben, selbst aber den Gewinn einzuheimsen. Der Plan für die Neueinteilung Europas ist äußerst einfach und nach dem Grundsatz von Belohnung und Strafe aufgestellt, wobei selbstverständlich Rußland sich die höchste Belohnung zu- mißt. Zo sieht der Plan aus: Rußland erhält Den größten Landzuwachs, indem es Galizien und den nichtrumänischen Teil der Bukowina annektiert, ferner die Moldau bis zum Sereth und mit Einschluß der Donau Mündungen, dann die ganze europäische Türkri und Kleinasien, sowie Nordpersien. Eng - land erhält Palästina und Arabien sowie die überseeischen Be - sitzungen Deutschlands. Frankreich wird mit Elsaß-Lothrin - gen abgefunden und mit der Tatsache der Zerstörung der deutschen Flotte. Belgien erhält Luxemburg. Serbien gelangt in den Besitz der südslawischen Länder Oesterreich-Ungarns mit einem Zugang zum Adriatischen Meer, wobei Dalmatien zwischen Serbien und Montenegro geteilt wird. Montenegro, Serbien und Griechenland teilen sich außerdem in Albanien, von welchem Lande nur Valona an Italien abgetreten werden soll. Griechenland erhält nebst Nordepirus die seit dem Tripoliskriege von Italien besetzten Inseln. Italien nimmt für sich die von Italienern bewohnten Teile von Oester - reich. Rumänien, das die oben erwähnten Landstriche des Königreichs den Rusten überläßt, erhält dafür die von Rumänen bewohnten Teile von Bukowina, Siebenbürgen und Südungarn. — Ferner verpflichten sich die Russen England gegenüber, nicht weiter nach Osten vorzudringen; dagegen räumt England'den Russen die unbedingte Vorherrschaft auf der ganzen Ostsee ein. Japan hat die Zusicherung erhalten: freie Einwanderung nach Kanada und Den englischen Kolonien, einschließlich Australiens, freie Hano in China unD eine Anleihe von 200 Millionen Pen. Charakteristisch ist, wie das verbündete Frankreich abgefunden wird, das die Hauptopfer des Krieges auf sich nehmen mußte: Elsaß-Lochringen soll ihm zufallen und damit hat es zufrieden zu fein. Daß wirtschaftlich für das alte Frankreich der Zuwachs kein Vorteil wäre, wissen französische National - ökonomen und insbesondere französische Industrielle ganz gut; aber der Nevanchetraum wäre erfüllt, und das ist die Haupt - sache. Nachher mögen sich die Franzosen mit der Sache abfinden, so gut sie können, und sich damit trösten, daß die deutsche Flotte nicht mehr existiert, ein Trost, der um so billiger ist, als gerade Frankreich wesentlich nur mit der Landmacht Deutschlands zu rechnen hat. Besonders raffiniert ist aber die Art, wie Italien für feine „wohlwollende" Neutralität oder etwaiges hilfreiches Eingreifen belohnt werden soll. Auch hier wird ein nationaler Traum erfüllt: Südtirol und Triest sollen dem Königreich anheimfallen. Ob die Bewohner von Triest — zum erheb - lichen Teil Nichtitaliener — die Staatsangehörigkeit begeistert wechseln würden? Als wichtigster Hafen Oesterreichs und Umschlagshafen für Deutschland nimmt Triest einen hohen Rang im Welthandel ein; als einer unter den vielen italieni - schen Häfen, und zwar der am schlcchtest gelegene, hätte es eine wenig beneidenswerte Zukunft. Wahrscheinlich würde sich bald eine umgekehrte „Jrredenta" regen, und Italien hätte einen Pfahl im Fleisch. Daß eü nun durch den Besitz von Valona die Adria in ihrem nördlichen Teil absperren könnte, dürfte um so weniger Freude machen, als es ja s e i n e Adria wäre. Denn Serbiens oder Montenegros künftige Seemacht ein oder auszusperreu und dann mit der „Vormacht" Ruß - land in Konflikt zu kommen, hat doch wohl nicht viel Ver - lockendes. Dennoch ist der Plan insofern außerordentlich klug, als er die in Italien besonders wirksamen nationalistischen Instinkte auspeitscht und somit geeignet ist, die durch die Jrredenta seit langem bearbeitete öffentliche Meinung für die Gefolgschaft des Zarismus zu gewinnen. Die Zuwendungen an die slawischen Balkan stauten, die Rußland verspricht, gehören zu Dem alten bekannten Pro - gramm und brauchen nicht weiter erörtert zu roerDen. Be - merkenswert ist nur, daß Bulgarien ausgeschaltet ist, somit außerhalb des Kreises der Zufriedenen bliebe. Das gäbe für Die Zukunft Die Gelegenheit, es gegen den etwa unbotmäßig werden wollenden Vasallenstaat Serbien auszuspielen. Eine diplomatische Musterleistung ist Die Behandlung Rumäniens. Bedeutende Gebietsvergrößerung auf Kosten Oesterreich-Ungarns, aber — fast vollständige Abschließung vom Meer und dann noch die Durchfahrt durch Bosporus und Dardanellen abhängig von dem guten Willen Rußlands. Das bedeutete die ewige Unterwerfung Rumäniens unter den Zarismus. Die Vorherrschaft auf Dein europäischen Festland wäre also dem Zarismus gesichert. Neue Gegensätze zwischen Den einzelnen Staaten würden diese dauernd verhindern, sich zu - sammenzutun und mit vereinter Kraft dem Gebot der Mos - kowiter zu trotzen. Europa würde kosakisch sein. Denn auch England, wenn es einmal das Kultur- mörderische seiner Politik einsähe, würde nicht mehr helfen können! Der russische Plan ist auch nach dieser Richtung hin vorsorglich. Afrika wird den Briten zugeteilt, und in Asien erhalten sie auch freies Spiel. Nur mit deu Iapaner,n haben sie sich zu verständigen. Daß diese „Verständigung" in einem langen, verzweifelten Ringen zwischen den weißen und den gelben Freibeutern ihren Abschluß finden würde, das weiß man in Petrograd, und das will man dort auch! Europa unter der Knute! Das wäre der sichere Erfolg eines Sieges der Allianz Rußland-Frankreich-England- Japan. Möglich, daß die Begeisterung für die französischen und englischen Kulturverteidiger und die kommentmäßige Tobsucht gegen die „teutonischen Barbaren" bei einigen der Neutralen etwas gedämpft wird, wenn sie so viel Ruhe gewinnen, den bescheidenen russischen Organisationsplan für Neu-Europa zu durchdenken und sich die Folgen Der Verwirklichung vor Augen zu halten. Wo man von Anfang an Kaltblütigkeit bewahrt und sich nicht auf Phrasen verlassen hat, wie zum Beispiel in SkanDinavien, hat mau auch Die rechte Haltung gefunden und die Neutralität sehr ernst genommen. Denn Dort weiß man, was „Die unbeDingte Herrschaft Rußlands auf Der ganzen Ostsee" zu bedeuten hätte, politisch wie wirtschaftlich. Wenn anderwärts, wo man heißblütiger ist und in Begeisterung für Die „Kultur" sehr unbestimmten Begriffs übersah, daß Deren „Verteidigung" ausgerechnet von Zartaren, Baschkiren und Kosaken, Senegalnegern und Tuaregs geführt werde, nunmehr Der schöne russische Plan stuDiert wird, kommt auch Dort Die Er - nüchterung. Einstweilen aber beruht Die ganze Hoffnung, Daß Europa vor Der Zarisierung bewahrt werde, auf dem Erfolg Deutsch - lands und Oesterreichs gegen die Nebermacht des Einkreisungs - bundes. Bis jetzt sind die Zeichen günstig. Aber wehe den Völkern unseres Erdteils, wenn die Moskowiter ihr schlaues Spiel gewännen! Der Weltkrieg. Der Unterseeboot-Schrecken. Ueber den Eindruck der Katastrophe in England wird über Kopenhagen aus London gemeldet: Tas Gefühl vollkommener Sicherheit und Ueberlegenheit, in das bisher die Engländer ge - wiegt wurden, ist mit einem Schlage verschwunden und einem Gefühl banger Beunruhigung gewichen. Zu der ständigen Furcht vor Zeppelinluftschisfen ist nun die Unterseeboot- angst getreten. Tie Nachrichi von dem Verluste der Panzer - kreuzer wurde in London durch die heutigen Morgenblätter be - kannt. Tie Mitteilung rief allgemein starke Niedergeschlagenheit hervor, und trotzdem die Blätter den Verlust zu beschönigen suchen und darauf Hinweisen, daß sich gewiß die Möglichkeit bieten werde, Vergeltung zu üben, gibt man sich doch keiner Täuschung darüber hin, daß die hochgespannten Hoffnungen, die man bei Kriegs - ausbruch in die englische Flotte setzte, sich bisher in keiner Weise erfüllt haben, ja, daß vielmehr die deutsche Flotte eine weit erfolgreichere Tätigkeit zu verzeichnen habe, als die englischen Schiffe. Tie genaue Höhe der Verluste ist heute noch nicht be - kannt, man nimmt an, daß etwa 1900 Seeleute ihren Untergang gefunden haben. Sehr abfällig wird bemerkt, daß es möglich sein konnte, drei englische Kreuzer zum Sinken zu bringen, ohne daß auch nur eins dieser Schiffe Gelegenheit genommen hätte, aktiv in den Kampf einzugreifen, und daß kein einziger Schuß von den englischen Schiffen abgefeuert wurde. Man nimmt in London an, daß mehrere Unterseeboote an der Arbeit waren, und versteht es nicht, wieso diese ganz unbemerkt ihre Tätigkeit ver - raten konnten. In der Preffe und in der Oeffentlichkeit wird stark dafür Stimmung gemacht, vag die englische Flotte nunmehr unbedingt aus ihrer Zurückhaltung heraustrete und energisch vorgehen muffe. Obgleich von verschiedenen Seiten bisher ver - sucht worden ist, die Untätigkeit der englischen Schiffe fachmännisch zu erklären, will man diese Begründung nicht mehr glauben. Rotterdamer Blätter melden, dem „12-Uhr-Telcgraph" zu - folge, die Nachricht von dem Sinken der drei englischen Panzer - kreuzer hat in ganz England einen unglaublichen Widerhall gefunden. Ter Rücktritt Churchills wird jeden Augenblick erwartet. Man fordert, daß nicht nur der Befehlshaber der Mittelmeerflotte, Troubridge, zur Verant - wortung gezogen werde, sondern vor allem der der großen Nord - seeflotte, dessen Unfähigkeit und Verfehlungen weit größer seien. Tas führende Arbeiterblatt („Labour Leader"?) verlangt, man solle das gcknze Ministerium in Anklagezustand versetzen. Es habe dies Schicksal sowieso schon durch seine Teilnahme am Kriege verdient. Ter Krieg wäre an und für sich schon unpopulär, jetzt sei er verhaßt, und der Haß werde sich gegen die wenden, die ihn herausgcfordert haben. Auch die „vor - nehmen Blätter" sprechen von der großen Enttäuschung d e s e n g l i s ch e n Volkes, das bisher geglaubt habe, die beste Flotte der Welt zu besitzen, und jetzt sehen muffe, wie weit ihr die deutsche Flotte an Tatkraft voran sei. Wir haben den Mut verloren, schreibt die „Evening Post", und Mut ver - loren heißt alles verloren. In dieser Tonart bewegen sich die Ausführungen aller englischer Zeitungen. Nur eine glänzende Waffentat unserer Flotte könnte den niederschmetftrnden Ein - druck verwischen, schreibt das „Daily Chronicle", uns aber fehlt das Vertrauen, an einen solchen Sieg zu glauben. Die Erfolge des Unterseebootes „U 9". Die „Daily Mail" meldet über den Untergang der Kreuzer folgende Einzelheiten: „Abukir" wurde im Kohlen - raum von dem Torpedo getroffen, „Cressy" wurde durch den ersten Torpedo durchaus nicht ernstlich beschädigt, obwohl die Explosion heftig war. Während die Rettungsboote ausgesetzt wurden, stand die Mannschaft bei den Geschützen und gab einen Schuß auf das Pereskop des Unterseebootes ab, das sich wenige Sekunden zeigte. Nachdem die „Creffy" von einem zweiten Schuß tötlich getroffen W.T.ßJUZ. Helgoland § 9 Kampfplatz * 1 **oel( ilto,lan®. •OnsX Scarborough war, warf die Mannschaft Stühle und Tische über Bord, um sich daran festzuhalten. Die Besatzung der drei Kreuzer zählte ins - gesamt 2731 Mann. Die englischen Zeitungen beklagen in ihren Besprechungen des Untergangs der drei Kreuzer mehr den Verlust der Mannschaft als den der Schiffe, die einem älteren Typ angehörten, und be - tonen, daß England jedenfalls mehr Gebrauch von Unter» seeboten und Minen machen müsse. _ Der „Guardian" sagt: Man dürfe den Verlust der Schiffe nicht leicht nehmen. Hatten englische Unterseeboote tn sieben Minuten drei Kreuzer verstört, so hätte man dies eine brillante Leistung genannt. Die s,Times" schlägt aus Anlaß des Unterganges der drei Kreuzer vor, die deutsche K ä st e mit einem Minen- gürte! z u umgeben, um den Feind einzuschließen. Ans Dmuiden wird gemeldet: Heute lDonnerstag) vor - mittag um 9 Uhr 15 Min. ging ein Zug m.t Ueberlebenden von den bcit.schen Kreuzern, welche nach dem Besch...ß der Behörden während des Krieges in A m st e r d a m bleiben 'ollen, dorthin ab. 21 Verton .dere, darunter 1 Schwerverwundeter, werden in Dmuiden bleiben. Unter den Ueberlebenden befinden sich 20 Offi - ziere, 1 Sani.aisoffizier und ein Geistlicher. Ein Bericht des Vizeadmirals Pateh von der australischen Marine bestätigt, daß das e n g l i s eb e Unterseeboot „A E I" eines der größten und modernsten Unterseeboote der englischen Marine, mit 84 Offizieren und Mannichaften ge - sunken 'ft. Es batte vier Torpedorohre und zwei Kanonen an Bord. „A E I" grhö-"e ZU den Unterseebooten, die tn England für die australische F.otte gebaut -worden sind. Es war im vorigen Jahre vom Stapel gelaufen. Die Minengefahr! Aus (ttrimsSh, 24. September, wird gemeldet: (sm Schlepper ist heute ans eine Mine gcstosien vnl ausgeslostkn. Lechs von der Mannschaft wurder getütet. Die Duren und der Weltkrieg. Der südamerikainsche General Beners erklärt in dem Schreiben, in dem er um seine Enllaffnng nachgesucht, unter anderem: „Ich wußte schon im August, daß Abteilungen englischer Truppen nach Deutsch-Südwestafrika gesandt wurden, um die Kolonien zu er - obern. Ich wollte schon damals abdanken, wartete aber auf den Parlamenisbeichluß. Tas Parlament bekräftigte den Beschluß der Regierung, Südwestafrika zu erobein, ohne daß Deutsch - land uns herausgcfordert hatte. Die Negierung weiß, daß die Mehrheit der holländisch sprechenden Bevölkerung diesen Beschluß mißbilligt. Alan sage, England führe Krieg um der Gerechtigkeit willen, um die Unabhängigkeit kleiner Völker zu schützen, um die Verträge einzuhalten. Aber die Tatsache, daß drei englische Nlinister abdanktcn, beweist, daß eine starke Minder- heit in England nicht von der Gerechtigkeit dieses Krieges überzeugt ist. Tie Geschichte lehrt, daß England die kleinen Völker nur schützte und Verträge einhielt, wenn es sein eigenes Interesse war." BeyerS erinnert an die Unter - jochung der B uren r ep u b li ke n, an die Niederdrennung ihrer Gehöfte und sagt, cs sei unwahr, daß die Teutschen die Grenze der Union überschritten hätten. Englanüs ägyptische Sorgen. Die e n g l i s ch c R e g i e r u n g verständigte den in Konstantinopel weilenden K h e d i v e A b d a s P a s ch a , daß seine Rückkehr nach Aegypten vorlSttsig nicht gestattet werden könne. Recht nett, wie die über den Bruch der Neutralität Belgiens so entrüsteten Engländer mit dem Herrscher eines Landes verfahren, das nach ihrer eigenen oft wiederholten Erklärung nicht englischer „Schutz- staat", sondern lediglich „vorübergehend oklupiert" ist I Der „Franks. Ztg." wird ans Kairo gemeldet, daß die dortigen eingeborenen Offiziere auf Befragen ihrer englischen Vor - gesetzten einstimmig erklärten, daß sie es von sich weisen müßteu, gegen die Kalifatsmacht zu kämpfen, falls der Krieg zwischen Aegypten und der Türkei ausdräche. Diese e i n st i m m i g e Kundgebzing hat bei den Engländern Bestürzung bervorgerufen. Sämtliche eingeborene.' Offiziere würden 24 Stunden später nach dem Sudan verschickt. Die Requisitionen in Antwerpen. Der Gouverneur von Antwerpen hat zu Beginn der Belage - rung verfügt, daß die mit der Versorgung der Zivilbevölkerung betraute Requisitionskonimission im Zusammenwirken mit dem Roten Kreuz und dem Generalkonsul der Vereinigten Staaten von Nordamerika befugt ist. aus den Wohnungen der beim Beginn des Krieges ausgewiesenen ober abgereisten Deutschen und Oesterreicher alle Gegenstände wcgzu neh - men, die für die Bedürfnisse der Militärver - waltung und des Roten Kreuze» sowie für den Unterhalt der Zivilbevölkerttng von Nutzen sind, insbesondere Möbel, Lebensmittel, Kleider und Wäsche. Zur Durchführung dieser Requisitionen ist eine besondere Kommission ernannt worden, in der das Rote Kreuz und das nordamerikanische Konsulat vertreten sind, letzteres als diplomatischer Vertreter der Jntereffen der deutschen und öfter- reichischen Staatsangehörigen, lieber die aus icbcr Wohnung entnommenen Gegenstände wird ein besonderes Verzeichnis aus - gestellt mit Abschätzung des Wertes sämtlicher Gegenstände. Ueber den jeweiligen Gesamtbetrag der requirierten Gegenstände wird eine nach Friedensschluß fällige Amveisung an den belgischen Staatsschatz ausgestellt und beim Konsulat der Vereinigten Staaten samt einer Jnveutarabschrift hinterlegt. Die lleBcr- wachung der für die Requisition geöffneten Wohnungen wird der Polizei anbertraut; die Keller müssen versiegelt, etwa gefundene Gegenstände aus Edelmetallen bei der belgischen Staatsbank niedergelegt werden. Sechzig Mann öes Kreuzers „Magöe- burg" in russischer Gesangenschast. Wie wir der „Voss. Ztg." entnehmen, sind sechzig Diann des Kreuzers „Magdeburg", der in den nnnischen Schären (bei Ldesbolm) von feiner Besatzung in die Luit gesprengt wurde, in russische Kriegsgefangenschaft geraten. Die Verlustliste der „Magdeburg" gab 105 Namen an: von diesen wurden 75 Mann als „vermißt" bezeichnet. Tatsächlich vermißt dürsten demnach nur sünszeh» Mann von der „Magdeburg" bleiben.