Sonntags  den  18.  Oktober  19U. 
Nr.  244. 
28.  Jahrgang 
Hamburger  Echo. 
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Die  Gefahr  vom  Osten. 
er  gegenwärtige  Krieg  in  Europa  hat  mancherlei  Auf -
zu  auf  den  .Kopf  gestellt.  Bei  allen  demokratischen 
fassungen,  die  bislang  als  unumstößlich  galten,  gerade- 
Politikern  hat  Rußland  lange  als  Hort  der  Reaktion 
gegolten,  dessen  Druck  im  besonderen  in  Deutschland  eine  freiheit -
lichere  Ausgestaltung  unserer  Staatseinrichtungen  hintangchalten 
hat.  Und  dieses  Urteil  war  ganz  ohne  Zweifel  richtig.  Daß 
trotzdem  das  demokratische  Frankreich  sich  mit  Rußland 
verbunden  hat,  um  seinen  Revanchegelüsten  bei  paffmder  Gelegen -
heit  Befriedigung  zu  verschaffen,  ist  von  demokratischen  Politikern 
und  vor  allem  von  iSozialdemokraten  als  eine  unheilvolle 
Verblendung  der  herrschenden  Kreise  Frank -
reichs  beurteilt  worden.  Und  in  dieses  Urteil  stimmten  auch 
französische  Soziali  sten  ein,  die  aber  nicht  die  Macht 
hatten,  ihre  Regierung  von  dem  verhängnisvollen  Wege  abzu -
drängen. 
Mt  dem  Kriegsausbruch  ist  das  plötzlich  ganz  anders  ge -
worden.  Franzosen  unö  EnAänder  wollen  „für  die  Frecheit  und 
die  Kultur  Europas"  kämpfen,  indem  sie  Deutschland  bekämpfen. 
Und  das  —  im  Bunde  mit  Rußland!  In  Frankreich 
hat  man  zwar,  seit  es  das  Bündnis  mit  Rußland  einging  und 
Mlliarden  blanken  Goldes  nach  dort  exportierte,  damit  Rußland 
seine  Rüstungen  bezahlen  konnte,  nicht  viel  mehr  über  die  reaktio -
näre  Natur  des  Russenreichs  gesagt  und  geschrieben,  wenigstens 
sticht  aus  den  herrschenden  Kreisen.  Aber  in  England  ist  der 
reaktionäre  Charakter  des  russischen  Regiments,  das  sich  auf  eine 
noch  wenig  zum  politischen  Denken  erwachte  Millionenmasie  stützt, 
bis  vor  wenigen  Monaten  nicht  verkannt  und  nicht  verleugnet 
worden.  Nachdem  freilich  die  englische  Einkreisungspolitik  ihr 
Ziel,  oen  Krieg  gegen  Deutschland,  erreich,  hat,  hört  man  auch 
von  jenseits  des  Kanals  den  Anspruch  erheben,  der  Krieg  solle 
als  ein  Krieg  für  Kultur  und  Freiheit  in  Europa  angesehen  wer -
den.  Was  es  damit  auf  sich  hat,  haben  wir  schon  früher  aus -
führlich  dargelegt.  Wer  die  politische  Lüge,  die  in  diesem 
Kriege  eine  Rolle  spielt  wie  nie  zuvor,  durchschaut,  weiß  auch, 
was  er  von  jenem  Anspruch  zu  halten  hat. 
Sonderbarerweise  gibt  es  ober  auch  bei  uns  noch  Leute,  die 
sich  durch  jenes  Geschrei  von  der  Kulturmission  der  Gegner 
Deutschlands  im  Kriege  imponieren  und  in  ihrer  eigenen  Auf -
fassung  beeinflussen  lasten,  in  völliger  Verkennung  der  Aufgaben, 
die  einer  wirklichen  Demokratie  erwachsen,  um  aus  dem 
Unheil  des  Krieges  eine  glücklichere,  demokratische  Zukunft 
hervorgehen  zu  lasten.  Rußland  ist  heute  imter  dem  blutigen 
Regiment  seiner  Machthaber  in  Europa  der  Kulturfeind.  Die 
KulturEuropas  verlangt  den  Schutz  gegen  diese  unheimliche 
Macht,  die  unausgesetzt  bemüht  ist,  ihren  Einfluß  weiter  nach 
Westen  auszudehnen.  Nun  es  infolge  der  Einkreisungspolittk 
des  Dreiverbandes  zum  Krieg  gekommen,  ist  es  für  Deutschland 
heiligste  Pflicht,  sich  des  Ansturms  des  russischen  Barbarentums 
mit  aller  Kraft  zu  envehren  und  ihn  niederzuringen.  Daß  wir 
gleichzeitig  genötigt  sind,  auch  gegen  Frankreich  und  England  zu 
kämpfen,  daß  Belgien  in  dieses  Verhängnis  hineingezogen  worden 
ist,  bedauert  niemand  mehr  als  wir,  die  immer  gehofft  haben, 
es  werde  möglich  sein,  eine  Verständigung  unter  den 
Staaten  West-  und  Mitteleuropas  herbei zusühren, 
durch  dieeinSchutzwallgegenrussischeEroberungs- 
g  e  l  ü  st  e  hätte  geschaffen  werden  können,  der  jeden  europäischen 
Krieg  zu  verhindern  imstande  geMsen  wäre. 
Nur  auf  diese  Weise  hätte  die  Gefahr,  die  Europa  von  Ruß -
land  droht,  beschworen  werden  können.  Daß  Rußland  diese  Ge -
fahr  wirklich  bildet,  darüber  ist  man  sich  auch  außerhalb  des 
Kreises  der  unmittelbar  am  Kriege  Beteiligten  klar.  Eine  treff -
liche  Schiloening  dieser  Gefahr  liefert  der  norwegische 
Historiker  Dr.  Andreas  Hausen  in  einem  Artikel  „Der 
Weltkrieg  und  seine  Ursachen"  in  der  in  Christiania  erscheinenden 
Wochenschrift  „Samtiben".  Er  führt  darin  nach  einem  in  der 
„Nordd.  Allgem.  Ztg."  veröffentlichten  Auszug  u.  a.  folgen -
des  aus: 
..Wenn  Rußland  Serbiens  Sache  zu  seiner  eigenen  gemacht 
und  damit  den  Weltbrand  angezündet  hat,  so  ist  dies  nur  ein 
Teilergebnis  feiner  alten  Balkanpolitik,  die 
darauf  ausgeht,  aus  den  jungen  Ländern  dort  unten  Vasallen, 
st  a  a  t  e  n  zu  machen,  seitdem  der  erste  Plan,  der  bom  Zaren 
Nikolaus  I.  Herrührte,  nämlich  den  Balkan  in  eine  russische  Pro- 
binz  zu  verwandeln,  sich  als  unausführbar  erwiesen  hat,  weil  er 
eben  unvereinbar  war  mit  dem  Nationalitätsprinzip  sowohl  hin -
sichtlich  der  Rumänen  wie  der  Südslawen.  Schritt  für  Schritt  ist 
ia8  Mostowiterreich  vorgerückt,  bis  ans  Schwarze  Meer,  bis  an  die 
Ostsee.  Als  Weltmacht  fühlt  es  einen  AusdehnungS- 
drang  bis  hinüber  zum  Mttelmeer  —  wie  bis  zum  Atlantischen 
Ozean.  Unter  seinem  erobernden  Anschwellen  hat  eS  sich  auf 
seiner  Westseite  eine  ganze  Reihe  nichtrussischer  Völkerschaften 
unterworfen,  Rumänien  (in  Bessarabien!,  Polen,  Balten,  Finnen, 
und  der  Zarismus  hat  nach  besten  Kräften  versucht,  sie  zu  einem 
Großrußland  au?  einem  Guß  zusammenzuschmelzen  u  n  t  e  r  V  e  r- 
nickt  ungibrervölkischenEigenart...  Der  gewaltige 
und  noch  immer  nicht  befriedigte  Ausdehnungsdrang  dieser  Ration 
zur  Großmachl  bin  läßt  sie  zu  einer  ständigen  Drohung 
für  ihre  R  a  ch  b  a  r  s  ch  a  f  t  werden.  Auch  darin  liegt  ein 
Hauptgrund  für  die  Tonauvölker,  sich  gegenseitig  in  einer  Kon- 
föderation  zu  narkeil,  und  ebenso  hat  eS  das  feste  Verteidigungs -
bündnis  zwilchen  Oesterreich-Ungarn  und  Deutschland  zur  Rot- 
Wendigkeit  gemacht.  Ter  Bruch  zwischen  Rußland  und  Oester  re  ich. 
Ungarn  aut  Grund  der  Baftanneuordnung  mußte  zum  Bruch  auch 
mit  Teutschland  rühren.  Nur  durch  Krieg  konnte  noch  die  große 
weltgeschichtliche  Frage  gelöst  werdeii:  wo  soll  d  ie  Grenze 
gegen  Westen  gesetzt  werden  für  das  ungeheure  russische 
Erobererreich,  wie  soll  die  Reihe  der  Randnationen  von  Finn -
land  bis  zu  den  Balkanstaaten  ihre  nationalen  Entwicklungs -
möglichkeiten  sichern?  Die  Frage  ist  entstanden  während  einer 
langen  weltgeschichtlichen  Entwicklung  mit  der  Auflösung  des 
Osmanenreiches  und  dem  grenzenlosen  Wachstum  des  MoSkowiter- 
reicheS  als  Hauptumstände.  EineLösungwarohne  Krieg 
undenkbar.  ES  wäre  allzu  naiv,  sich  eine  juridisch  mögliche 
Lösung  etwa  durch  das  Haager  Schiedsgericht  zu  denken  oder  sich 
vorzustellen,  das  unfertige  russische  Volk  mit  seiner  flüssigen 
Grenze  könnte  plötzlich  seinen  Ausdehnungsdrang  aufgeben  und 
sich  zu  einer  indifferenten  Heerde  friedlicher  Ackerbauern  um -
formen  lassen.  Der  Krieg  um  Rußlands  westliche 
Grenzemnßtekommen  wiedasFatum  selbst..." 
Auch  dem  norwegischen  Historiker  erscheint  es  als  ein  Un -
glück  für  Europa,  baß  Frankreich  und  England  in  diesem  Kriege 
auf  der  Seite  Rußlands  stehen.  Er  sagt  nach  einer  knappen 
Erörterung  der  Ursachen  dieser  unheilvollen  Gruppierung  der 
Staaten: 
»In  jedem  Falle  blieb  das  unglückliche  Ergebnis,  daß  die  beiden 
Westmächte  aus  politischen  und  nicht  aus  etwa  zwin -
genden  nationalen  Gründen  dahin  gebracht  wurden,  sich 
auf  Rußlands  Seite  zu  stellen  in  einem  Kampfe,  der  mit  Natur -
notwendigkeit  einmal  um  die  ^europäische  Grenze  des  russischen 
Erobererreichs  sowie  um  das  Schicksal  der  vielen  Grenznationen 
—  von  Finnland  bis  zur  Balkanhalbinsel  —  und  darüber  hinaus 
geführt  werden  müßte.  Wenn  liberale  Staatsmänner 
in  Frankreich  und  England  davon  sprechen,  daß 
es  Europas  Freiheit  von  dem  preußischen  Mili -
tarismus  zu  retten  gelte,  so  kann  das  n  ich  t  anders 
denn  als  Phrase  wirken  in  einem  Augenblick,  w  o 
der  entscheidende  Sieg  des  Dreiverbandes  der 
russischen  Despotie  unausbleiblich  b  i  e  Ueber- 
macht  über  Europa  verleihen  und  die  Grenznationen 
ihrer  nationalen  Freiheit  berauben  würde  " 
Das  ist  in  der  Tat  der  Kern  der  Frage.  England  und 
Frankreich,  die  für  Demokratie  und  Kultur  kämpfen  wollen, 
würden,  wenn  es  ihnen  mit  Hilse  Ruhlands  gelänge,  Deutsch- 
lanv  niederzuringen,  nichts  anderes  erreichen,  als  den  Sieg 
her  russischen  Unkultur  in  Europa.  Zunächst 
würde  Deutschlanb  den  Druck  dieser  Unkultur  zu  spüren  be -
kommen:  aber  sie  würde  ihren  Einfluß  auch  weiter  nach  dem 
Westen  aaSdehncn,  denn  ein  Sieg  Rußlands  würde  dessen  Atis- 
dehnungsdrang  und  seine  Eroberungsgelüste  nicht  sättigen,  son -
dern  sie  nur  noch  mehr  anstacheln.  Jeder  Erfolg  macht 
cs  nach  neuen  Erfolgen  lüstern,  wenigstens  so  lange,  als  das 
russische  Volk  in  seiner  Maste  ein  willenloses  Werkzeug  in  den 
Händen  seiner  Herrscher  und  ihres  rühm-  und  geldgierigen 
Trostes  ist. 
Gleichwohl  können  wir  der  Aufsaffung  Dr.  Hausens  in 
einem  Punkte  nicht  zustimmen,  daß  nämlich  der  Krieg  mit 
Rußland  unter  allen  Umständen  kommen  m  u  ß  t  e,  daß  anders 
sein  Ausdehnungsdrang  nicht  eingedämmt  werden  konnte.  Daß 
es  so  gekommen  i  st,  hat  seinen  Grund  leider  in  den  politischen 
Eifersüchteleien  und  Gegensätzen  der  west-  und  mitteleuro -
päischen  Staaten,  die  durch  deren  imperialistische  Bestrebungen 
fortgesetzt  eine  Verschärfung  erfahren  haben.  Das  hat  der 
spezifisch  russischeJmperialismus,  der,  wie  wir  schon 
kürzlich  auseinandersetzten,  wesentlich  anderer  Natur  ist  als 
der  englische,  sich  zunutze  gemacht.  Ohne  diese  Gegensätze  in 
Westeuropa  würde  Rußland  es  nicht  wagen  können,  einen  Krieg 
zu  provozieren;  wenn  ihm  das  kultuvierte  Europa  ge -
schlossen  gegenüberstände,  würde  dem  russischen  Erobe -
rungsdrang  ein  Ziel  gesetzt  sein. 
Auch  wenn  Rußland,  rote  wir  hoffen  und  im  Jntereste  des 
deutschen  Volkes  hoffen  mästen,  in  diesem  furchtbaren  Kriege 
besiegt  werden  wird,  ist  die  vom  Osten  drohende  Gefahr  noch 
keineswegs  für  alle  Zeiten  beseitigt.  Seine  gewaltige  Aus -
dehnung  und  die  Riesenmaste  seiner  Bevölkerung,  die  von  Jahr 
zu  Jahr  wächst,  läßt  die  Gefahr  immer  aufs  neue  erwachsen, 
so  lange  in  Rußland  das  a  l  t  e  b  l  u  t  i  g  -  re  a  k  t  io- 
näre  Regiment  besteht. 
Für  die  Bannung  der  Gefahr  gibt  es  nur  zwei  Hoff -
nungen.  Einmal  die  Hoffnung,  daß  die  Völker  in  den 
europäischen  Kulturstaaten  die  Einsicht  gewinnen,  daß  ein 
gegenseitiges  Zerfleischen  für  die  Völker  selbst  zum  unentrinn -
baren  Verderben  werden  wird,  und  daß  aus  dieser  Einsicht  der 
Wille  und  die  Macht  erwächst,  die  Politik  dieser  Staaten  in 
Bahnen  zu  lenken,  die  ein  friedliches  Zusammen -
arbeiten  ermöglichen  und  fernere  Kriege  verhin -
dern.  Damit  ist  auch  her  Z  u  sa  m  m  e  n  s  ch  l  u  ß  gegen 
russische  Eroberungsgelüste  gegeben,  der  Rußland 
in  Schranken  halten  kann  —  ohne  Krieg. 
Die  zweite  Hofsnung  beruht  aber  auf  dem  russischen 
Volk  selbst,  darauf,  daß  es  sich  von  der  Herrschaft  seiner  Pei -
niger  befreit  und  sich  der  Entwicklung  seiner  eigenen  Kultur 
widmet.  Schon  einmal  ist  die  Revolution  über  Rußland 
dahingebranst,  als  die  Zarenheere  als  Geschlagene  aus  dem 
Kriege  in  Ostasien  zurückkehrten.  Leider  war  es  das  „revo -
lutionäre"  Frankreich,  das  dem  Zarenregiment  die  Millio -
nen  lieferte,  die  es  brauchte,  die  Revolution  nieder- 
z  u  k  ä  m  p  f  e  n.  Wenn  jetzt  die  russischen  Heere  wieder  besiegt 
werden,  was  wir  hoffen,  so  wird  vielleicht  die  Revolution  er -
neut  ihr  Haupt  erheben.  Wenn  trie  europäischen  Staaten  ihr 
eigenes  Jntereste  recht  verstehen,  wenn  sie  sich  gegen  die  Erpan- 
sionsgelüste  Rußlands  schützen  und  die  von  bort  drohende  Ge -
fahr  bannen  wollen,  so  müssen  sie  alles  tun,  damit  die  kommende 
Revolution  in  Ruhland  siege  über  die  heute  dort  herrschenden 
Mächte  des  Rückschritts. 
N  MM  AWl  111(1 
(W  geioörl. 
TaS  Wölfische  Bureau  berichtete  am  17.  Oktober  nichtamtlich 
auS  Berlin: 
Amtlich  wir-  aus  Lonöon  unterm  16.  Oktober 
gemeldet:  silm  15.  Oktober  nachmittags  wurde  der 
englische  Kreuzer  ^hawke*  in  der  nördlichen 
Nordsee  durch  den  Torpeüoschuß  eines  Unter- 
seeboots  zum  Sinken  gebracht.  Ein  Offizier  und 
49  Mann  wurden  gerettet  und  in  Aberdeen  ge -
landet.  Etwa  350  Mann  werden  vermißt.  Au 
gleicher  Zeit  wurde  der  rireuzer  „Theseus"  an -
gegriffen,  aber  ohne  Erfolg. 
Notiz  beSSSolffburtauS:  Wit  uns  von  amtlicher  Stelle 
mitgttcilt  wird,  liegt  eine  Bestätigung  der  Nachricht  deutscherseits 
nicht  vor. 
* 
(Der  im  Jahre  1891  gebaute  Kreuzer  ^,H  a  w  k  e"  hatte  nach  den 
Mitteilungen  des  .NautikuS'  eine  Länge  von  109  Metern,  ein  De -
placement  von  7470  Tonnen  und  eine  Besatzung  von  560  Mann.) 
♦ 
AuS  London  wird  weiter  berichtet: 
(Hit  Telegramm  des  „(fhentng  Standard"  ans 
Aberdeen  meldet:  48  Ueberlebende  von  der  „Hawke" 
sind  heute  früh  durch  einen  Kiichdampfer  hier  an  Land 
gefeit  worden.  Ter  Kreuzer  wurde  gestern  lFreitag) 
von  einem  Torpedo  getrosten  und  sank  in  5  Minuten. 
Ter  Kapitän  des  Fischdampfers  berichtet,  daff  er  den 
Kapitän  und  die  Ueberlebenden  gestern  nacht  von  einem 
norwegischen  Tampser  übernommen  habe.  Lie  seien 
in  einem  überfüllten  Boot  geflüchtet»  aber  nichts  habe 
getan  werden  können,  nm  diejenigen  zu  retten,  die 
im  Wasser  mit  Korkwesten  oder  auf  Flöfleu  herum -
schwammen. 
M  Ml  665  RW 
vom  17.  Oktober  vormittags  lautet: 
In  Brügge  und  O  st  e  n  d  e  wurde  reichliches  Kriegs -
material  erbeutet,  unter  anderem  eine  graste  Anzahl 
Jnsanteriegewehre  mit  Munition  nnd  "ZOO  gebrauchs -
fähige  Lokomotiven. 
Bom  französischen  K  r  i  e  g  s  s  ch  a  n  p  l  a  st  sind 
wesentliche  lsreigniste  nicht  zu  melden. 
Im  Gouvernement  Lnwalki  verhielte»  sich  die 
Russen  am  gestrigen  Tage  ruhig.  Tie  Zahl  der  bet 
Lchirwindt  eingebrachten  Gefangenen  erhöhte 
sich  aus  40  00.  Gbenio  wurden  noch  einige  Ge -
schütze  genommen.  —  Tie  Kämpfe  b  ei  und  südlich 
Warschau  dauern  fort. 
der  deutsche  Vormarsch  in  weftbelgien. 
Der  ttrirgckkorrespondcnt  dcS  „Neuen  Rotterdamfchen 
Courier",  der  eben  auS  Nordfrankreich  kam,  schreibt  von 
der  Grenze  folgendes: 
Die  Ueberreste  der  belgischen  Armer  ans 
Antwerpen,  die  sich  in  der  Umgebung  von  Oftende  ver 
geblich  zu  konzentrieren  versuchten,  sind  bei  ihrem  völlig 
desorganisierten  Abzüge  zwischen  D  i  x  m  u  i  d  e  n  und 
R  o  u  l  «  r  e  durch  französische  Marinetruppen  und  einige 
Kavallerie  unterstntzt  worden.  Die  Franzosen  warien 
seftigungen  auf.  Am  15.  Oktober,  nachmittags,  wurden  die 
Befestigungen  von  bedeutenden  deutschen  Streitkräften  aller 
Waffengattungen  angegriffen.  Da  anzunehmcn  ist,  das,  diese 
Streitkräfte  die  Franzosen  zurückgeworsen  haben,  dürften 
die  Teutschen  jetzt  in  derNähc  vonDünkirchcn 
fein.  Der  große  Verbindungsweg  von  Brügge 
über  Ostende  nach  Nieuweport  ist  in  der  tae- 
walt  der  Deutschen.  In  der  («egend  von  Dünkirchen 
und  B  o  u  l  o  g  u  e  werden  bald  große  Kämpsc  erfolgen. 
* 
Ter  Korrespondent  der  »Dailv  Mail"  gibt  zu,  daß  am  Sonntag 
die  Verbündeten  östlich  von  Gent  eine  schwere 
Niederlage  erlitten.  Sie  mussten  unter  schwerem  deutschen 
Geschützseuer  bei  ihrem  Rückzüge  eine  Stellung  nach  der  anderen 
räumen.  Eine  Brigade  verirrte  sich  und  erlitt  schwere  Verluste.  — 
Ein  Korrespondent  öe8  „91.  Nott  Cour.“,  der  einen  Automobilstretszug 
durch  Westbelgien  unb  Nordsrankreich  machte,  berichtet:  Im  «üegensatz 
zu  ben  Behauptungen  der  Trivleententeblätter,  dast  die  Eroberung 
von  Antwerpen  nicht  von  großer  Bedeutung  sei,  zeigt  sich  immer  mehr 
baß  durch  den  Fall  der  Festung  die  Serbünbeitu  ihren  Stützpunkt  auf 
bem  linken  Flügel  verloren  haben  unb  zum  schnellen  Rückzug  gezwungen 
worden  sind.  TaS  Ergebnis  ist,  daß  fünf  Tage  nach  dem  Fall  non 
Antwerpen  ganz  Belgten  in  deutschen  Händen  ist.  Ter  deutschen 
Wendung  eingedenk:  »Wir  werden  sie  totmarschierenruckten  die 
deutschen  Truppen  schnell  vor.  9iachdent  die  Verbündeten  bei  Citat« 
recht  schwachen  Widerstand  geleistet  hatten,  wurde  TienStag  bei  Ursel 
gekämpft.  Lie  Teutschen  waren  schon  Mittwoch  um  ein  Ubr  in 
Brügge.  Seit  fünf  Tagen  sind  Eourtray  (Rortrnf)  und  Roubaix 
in  deutschen  Händen.  Lille  wurde  am  13.  Oktober  nach  dem  Bom -
bardement  eingenommen.  Die  größten  Truppenverschiedungen  erfolgten 
au8  Gent  in  der  Richtung  auf  Brügge.  Alle  Fahrstraßen  mären  breyi 
Inzwischen  hatte  der  belgische  General  de  Kloot  in  Swfeele  die  liebet, 
reste  der  Garde  civiaue  gesammelt.  Er  sagte  ihnen,  caß  das  Heer 
nach  Frankreich  abgezogen  sei.  Die  Bürgerwacht  sei  also  ftberrtünia 
jeder  könnte  nach  Hause  gehen.  Alle  6000  Mann  gaben  ihre  Wachen 
ab;  sie  erhielten  in  Brügge  Zivilanzüge  unb  zerstreuten  sich  in  alle 
SSinbe  ...  Lie  belgisch-engltsch-französische  Nachhut  hat  die  Teutschen 
vergeblich  aufzuhalten  versucht,  so  daß  jetzt  also  ganz  Belgien 
von  den  Deutschen  in  Besitz  genommen  ist. 
von  den  östlichen  Kriegsschauplätzen. 
Amtlich  wird  auS  Wien  vom  16.  Oktober,  mittags,  gemeldet:: 
Die  Kämpfe  an  unserer  ganzen  Front  von  Ltary 
und  Sambor  bis  zur  Sanmündung  dauerten  auch 
gestern  an.  Zu  M  arm  ar  o«  nahmen  die  den  Foind  ver 
folgenden  eigenen  Abteilungen  von  R  a  h  o  Besitz.  Zm 
Lale  der  schwarzen  Bystrhea  ziehen  sich  die 
Ruffen,  von  unseren  Truppen  bei  R  a  s  a  i  l  o  w  a  geschlagen, 
gegen  Z  i  e  l  o  n  a  zurück.  *  gez  v.  Hofer. 
AuS  MarmaroS-Sziget  wird  noch  gemeldet:_2te  au« 
MarmaroS  vertriebenen  russischen  Truppen,  die  bei  R  a  h  o  zteHungei: 
bezogen  hatten,  sind  gestern  von  unseren  Truppen  geschlagen.  '  t 
flüchteten  m  der  Richtung  KoeroeSmetoe,  wobei  sie  von  unseren 
Truppen  verfolgt  wurden.  Eine  gegen  KoeroeSmezoe  fltehen.'c  -eu:b 
liebe  Abteilung,  deren  Gesamtstärke  auf  4000  Mann  juiamnienge 
schmolzen  war,  ist  die  letzte,  die  sich  noch  auf  ungarischem  Gebiete  de 
findet.  In  den  Wäldern  kann  es  höchsten«  noch  versprengte  Bru 
stücke  der  russischen  EinbruchStritppe  geben,  die,  wo  immer  untere 
Patrouillen  auf  sie  stoßen,  sich  widerstandslos  ergeben. 
Der  französische  Tagesbericht 
VOM  17.  Oktober  lautet: 
Stuf  unserer  Linken  dauert  ein  heftiger  Kamps  an.  Zn  Bqpcrn 
hallen  wir  un».  An  gewissen  Stellen  gewannen  n?-r  Boden  uno 
besetzten  namentlich  Laventie,  östlich  Estaires,  in  der  Richtung 
Sitte.  Von  den  übrigen  Frontteilen  ist  fein  nennenswerter 
Zwischenfall  zu  melden,  außer  einem  fruchtlosen  Angriff  der  Deut 
>'chen  tm  Gebiet  Malaneourt,  nordtoenlich  Verdun. 
Ein  französischer  ^Sieg". 
lieber  die  Zuverlässigkeit  bet  amtlichen  fran -
zösischen  Berichterstattung  bemerkt  da»  W.  T.  B.: 
Eine  amtliche  Mitteilung  der  französischen  Regierung  vom  12.  ft 
torcr,  3  l'hr  nachmittags,  lautet.  »Auf  Unserm  rechten  Flügel  in 
den  Vogesen  machte  der  Feind  einen  nächtlichen  Angriff  in  bet 
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