Nr. 43. Sonnabend, den IH. Februar 1915. 29. Jahrgang. Hamburger Echo. Las »Hamburger <*d>o“ erscheint täglich, außer Montags. Adonuemetttsvrels durch eie Poft bezogen ohne «ringegelb monatlich x Lilo, vierteljährlich x 3,60; durch die Kolporteure wöchentlich so 4 frei ins Haus. Einzelnummer in der Erpedition und den Filigl n 5 *. Sonntagsnummer mit »Neue BSelt^ in*, bei den Ztraßenhändlern 10 4. Rreuibanbienbungen monatlich m. 2.70. für das Auslanb monatlich x 4.—. Redaktion: Q4t Expedition: Zehlandftrabe tl, 1. Stock. .VQHI UustJ Fehlandstraße 11, Erdgeschoß. Berontwortlicher Redakteur: I. Reitze m Hamburg. Anzeigen die iiebcngeipaltene Petttzeur oder deren Raum tu *. •jlrbeitomarit, LierutietuugS- und Aamilienanzeigen 20*. Unzeigen-Annadme Fehlandstr. 11, Erdgeschoß (bi» 5 Uhr nachmittag«! in den Filialen, sowie in allen Annoncen-Bureau? Platz, und Datenvorschrislen ohne Lerbindlichkeil. Reklamen im redaktionellen teil werden weder gratis noch gegen Entgelt ausgenommen. Buchhandlung: Erdgeschoß. Buchbruckerei-Kontor: l. Stock. Jehlandstr. 11. (\> ♦ | ♦ < St. Pauli, ohne Amanbastraße, bet Franz Würzberger, Annenstr. 17. Eimsbüttel, Langenfelde bet Sari Dreher, Fruchtallee 42. Hoheluft, Eppendorf, (-»rotz-Vorftel und Winterhude bei Ernst Großkopf, Melborserstr. 8. Bnrmbcck, Uhlenhorst bei Theodor Petereit, Heinrich H rtzstr. 145. IVl II tl 9 * R'orö-Barmbeck bei Robert Birr, Poppenhusenstr. 13. Hohenfelde, Borgfelde, Hamm, Horn, Echiffdeck und Billwärder bei Sari Ortel, Baustr. 26. Hammerbrook bis Ausschläger Billdeich bei Rub. Fuhrmann, Süderkaistr. 18. Notenburgsori und Veddel bei Fr. Hübener, \1 »111114 II* Pjgg Röbrendamm 213a, Schpt. Wilhelmtzburo bei Aböls Bendt, Echulftr. 22n. Kilbrtf. Wnnftsbeck. Hiuschenielde und Lit-Bormbetk bei Franz Krüger, Kurze Reibe 34. Bltona bei Friedr. Ludwig, Bürgerstr. 22. Ottensen, Bahrruseld bei Franz Rose, Friedensallee 46. Von Konrad Haenisch. ; I ntcr dem Titel: „Die deutsche Sozialdemokratie und oer Weltkrieg" veröffentlicht soeben im Verlage V der Buchhandlung Vorwärts, Berlin, der Genosse Paul Lensch eine sehr lesenswerte Broschüre (64 Seiten, Preis M 1, Vcreiusausgabe 40 4). Die kleine Schrift bildet gewissermaßen die theoretische Begründung für die praktische Politik, die — allen Quer - treibereien zum Trotz — die deutsche Sozialdemokratie seit dem 4. August des vorigen Jahres in unbeirrbarer Konsequenz verfolgt hat. Was ich in meinen im „Hamburger Echo" veröffentlichten Aufsätzen nur ganz flüchtig und fkizzenhaft andeuten konnte, das führt der Genosie Lensch in seiner Arbeit des näheren aus: daß die Haltung der deutschen Sozialdemo - kratie zum Weltkrieg nicht nur keine Verleugnung der Grund - gedanken des Marxismus bedeutet, daß sie vielmehr nichts anderes ist als die folgerichtige Anwendung dieser Grund - gedanken auf die Notwendigkeiten der Gegenwart. Auch fein ärgster Gegner wird dem Genosien Lensch nicht (wie das mir geschehen ist) den Vorwurf machen, er sei ein von sentimentalen Regungen beherrschter, durch und durch un - klarer Stimmungspolitiker. Er ist gerade das Gegenteil davon. Um so bemerkenswerter ist es, wenn auch Lensch zu dem Resultat gelangt, daß in diesem Weltkriege die Sache des internationalen Proletariats, die Sache des Sozialismus auf Gedeih und Verderb verbunden ist mit der Sache der deutschen Waffen. Genosse Lensch geht bei seinen Betrachtungen von der durchaus zutreffenden These aus, daß das, was wir in diesen Tagen erleben, eine Umwälzung, eine Revolution von welthistorischer Bedeutung ist. Es werde, meint Lensch, gerade der deutschen Sozialdemokratie ganz besonders schwer, sich in diesem Umwälzungsprozeß zurecht - zufinden, weil mir in unsern jahrzehntelangen Kämpfen um die Besserung der inneren deutschen Verhältnisse nur allzu oft das richtige Augenmaß für die Wertung der inneren und äußeren Politik Der andern Länder verloren hätten. Die deutsche Arbeiterklasse habe sich daran gewöhnt, in der Re - gierung ihres Landes den eigentlichen Feind zu erblicken, der, wie er in der inneren Politik unrecht hatte, ohne Zweifel auch in der äußeren Politik den andern Stachen .gegenüber immer unrecht haben müsse. Im Gegensatz dazu sei uns das AuSland, besonders England, stets im Lichte der Ver - klärung erschienen. „Wenn man gewiffe Artikel der deutschen Arbeiterpresse über England los," meint Lensch, „mußte man glauben, daß England nicht von einer kapitalistischen Clique, sondern von einem Ausschuß zur Durchführung der zehn Gebote und der übrigen Sittengesese des Alten und des Neuen Testaments regiert werde." Die ganze Partei habe das Aus - land, vor allem aber England, lange Jahre hindurch mit den Singen Wilhelm Liebknechts angesehen, dessen Blick durch die bitteren Zeiten des Exils getrübt gewesen sei. Auch zu einer ganz einseitigen Beurteilung der englischen W e l t p o l i t i k seien mir auf diese Weise gekommen — und zwar selbst so hervorragende Theoretiker wie Karl Kautsky. „Diese kritische Schwäche dem Auslande gegenüber, die wir in der deutschen Sozialdemokratie konstatieren müssen, hat ihre Wurzeln gerade in der größten Stärke der Partei, in einer Eigenschaft, wie sie so elementar in keiner Sozialdemokratie eines andern Landes entwickelt ist: in ihrer Jnternationalität. Vorzüge des Auslandes freudig anerkennen, ist eine der deutschesten Eigenschaften, und in keinem Punkte vielleicht erweist sich die deutsche Sozialdemokratie als so national, wie gerade in diesem." Lensch will nun durch seine Schrift dazu beitragen, an die Stelle dieser rein stimmungsmäßigen Ueberschätzung des Auslandes und der ausländischen Politik eine allein aus dem proletarisch-sozialistischen Klassen - interesse abgeleitete Würdigung der Weltpolitik und des Weltkrieges treten zu lasten. Der Wegweiser ist ihm die Methode des historischen Materialismns, die sich auch hier wieder auf das glänzendste bewährn Lensch erinnert an die zahlreichen Vorboten^ des Welt - krieges in den letzten zehn Jahren. Als solche Sturmvögel, die das kommende Unwetter anzeigten, nennt Lensch den russisch-japanischen Krieg, die große russische Revolution, die türkische Revolution, den Tripoliskrieg, die chinesische Revo - lution, die Marokkokrisis, die in ihren verschiedenen Phasen Europa wiederholt dicht vor den Ausbruch des Weltkrieges stellte, den ersten und den zweiten Balkankrieg und den serbisch- österreichischen Konflikt wegen der Annexion Bosniens, der zugleich auch Die Spannung zwischen Oesterreich und Rußland in höchst gefährlicher Weise verschärfte. Im Hintergrund aller dieser Kämpfe stand der deutsch-russische Gegensatz aus der einen und der englisch-deutsche Gegensatz auf der andern Seite. Die Analyse des historischen Werdens und des ökono - mischen Inhalts dieser großen Gegensätze bildet den Haupt - inhalt der Schrift des Genossen Lensch. In dieser Beziehung berührt sie sich mit der bekannten Broschüre der Genossen Dr. Laufenberg nnd Wolfheim. Der Unterschied ist nur der: während Laufenberg und Wolfheim in „Imperialismus und Demokratie" zu Dem Ergebnis kommen, daß Imperialismus und demokratische Politik Gegensätze seien, die einander von vornherein und ein für allemal ausschließen, kommt Lensch direkt zu den enigegengesetzten Resultaien; er meint geradezu, daß „die Eniwicklung zur Demokratie innerhalb der kapiia- listischen Produklionsweise ein Zwangsgesetz" ist. Dies ist — nebenbei bemerkt — die, scheint mir, einzige These Des Genossen Lensch, hinter die ich vorerst noch ein Fragezeichen seyen möchte. Es dünkt mich nämlich, als wenn Lensch die gerade erst in Der imperialistischen Epoche des Kapitalismus zur Herrschaft gelangenden antidemokratisch eil Gegen - tendenzen zu gering eiiischätzi: die willige Ausscheidung der Parlamente auch in modernen Versass ungsstaaien wie Frankreich und England aus der Führung der auswärtigen Politik, und anderes mehr. Es laufen da ohne Zweifel allerlei Strömungen durch- und gegeneinander. . Ich verglich eben die Schrift von Lenich mit der Lrm, enbc rg lhsolsheimfcm'n Brofchüri nnd möchte da gleico noch auf einen andern Unterschied zwischen beiden Arbeiten aufmerksam während die beiden zulenl genannten Genossen ihre an sich lesens - werten Darlegungen gerade an dein Punkt abbrechen, wo das Problem interessant und aktuell zu werden beginnt, nämlich bei der Frage nach der Stellung, die nun das Proletariat und seine politische Vertretung, die Sozialdemokratie, zu den weltwirt - schaftlichen und weltpolitischen Problemen einzunehmen hat, steigt Lensch frischen Mutes in alle diese Fragen hinein — in der sehr richtigen Erkenntnis, daß wir hier mit bloßer nörgelnder Negation keinen Schritt vom Flecke kommen und dH eine solche nörgelnde Negation der großen deutschen Sozialdemokratie auch verflucht schlecht anstehen würde. .Klar mtd scharf stellt Lensch fest: „F ü r D e u t s ch l a n d — worunter wir das Deutsche Reich und Oester - reich-Ungarn verstehen — ist aus der Frage um die Ausdehnung des Kapitalismus eine Frage um die nationale Existenz geworden." Drei Kardinalfragen sind es, vor denen in diesem Augenblick das deutsche Volk mtd mit ihm die deutsche Arbeiterklasse steht. Die erste Frage formuliert Lensch so: „Soll Da» deutsche Volk als eine große und selbständige Nation weiter- bestehen oder sollen ihm große Teile seines Volkstums im Osten wie im Westen abgerissen und unter fremde Gewaltherr - schaft gepreßt werden?" Und weiter fragt Lensch : „Soll die Be - drohung von Freiheit miß Kultur Westeuropas, die man int Zarismus heute noch erblickt, auch in Zukunft fonbauern und soll dadurch die innere Entwicklung des deutschen Volkes fortlaufend aufs Schwerste gefährdet werden?" Die dritte der großen deutschen Schicksalsfragen endlich lautet: „Soll die eng - lische Seeherr schäft, die die wirtschaftliche Entwicklung der andern Länder nur soweit gestattet, wie sie den Interessen der englischen Bourgeoisie entspricht, verewigt oder soll sie ge - stürzt werden?" Treffend setzt uns Lensch das in seinem tiefsten ökoiwmischen Kern durch und durch reaktionäre Wesen des angeblichem Befreiungskampfes auseinander, den England heizte gegen den „deutschen Militarismus" führt. Er zeigt, daß Die vielgerühmte .„englische Freiheit" int Grunde auf nichts anderm beruht, als auf Der Knechtung der ganzen Welt; er führt uns den unauf - haltsamen ökonomischen Niedergang Englands, seine Verdrän - gung aus der alten industriellen Monopolstellung vor Augen; aus diesem Niedergang sucht die englische Bourgeoisie dadurch heraus - zukommen, daß sie die „geschichtliche Entwicklung an den Rock - schößen packen und sie rückwärts in die Vergangenheit reißen" will. Je mehr Englands altes Jndustriemonopol dahinschwand, desto energischer begann seine Arbeiterschaft zu revolutionieren, Desto weiter verbreiteten sich im englischen Proletariat soziali - stische Gedanken. Indem die englische Bourgeoisie durch Den Weltkrieg ihre alte weltwirtschaftlick^ Nkonopolstellung zurück- zueroberu strebt, sucht sie dem Sozialismus zu ent - fliehen! — Nicht minder sind reaktionäre Tendenzen mit der Sache Rußlands verbunden: durch die Industrialisierung Rußlands gerät der Zarismus in dein gleichen Tempo mit seinen eigenen Existenzbedingungen in Widerspruch, wie er eben durch diese Industrialisierung seine Existenzbedingungen neu zu befestigen sucht. „Aus diesem Zirkel sich zu befreien, ist der Weltkrieg ein letzter Versuch." Würde so der Sieg des „demokratischen" Englands und des ihm treu verbündeten Zarismus wirtschaftliche und politische Re - aktion auf der ganzen Linie bedeuten, so hat es die geschichtliche Dialektik dahin gebracht, daß an den Sieg Deutschlands Die Sache der Freiheit geknüpft ist. „Deutschland — das heißt das vereinigte Teutsche Reich und Oesterreich- Ungarn — im Kriege gegen Rußland! Eine in aller Geschichte noch nicht dagewesene Situation! Der Traum der besten und der freiesten Deutschen, die ohne seine Erfüllung erlebt zu haben, ins Grab gestiegen sind, ist jetzt Tatsache geworden!" Dieser Weltkrieg bildet, geschichtlich genommen, „das S chluß st ück auf dem schmerzvollen Entw icklungsgange des deutschen Volkes zur nationalen Einheit". Deutschland und Oesterreich-Ungarn werden durch die eiserne Logik der Tatsachen heute eng und immer enger zusammen - geschweißt. „So wird aus dem Groß-Preußen, das der Krieg von 1866 schuf, und dem Klein- Deutschland, das uns der Krieg von 18 70 be - scherte, durch den jetzigen Krieg ein Groß- Deutschland werden, roie auch immer seine staatsrechtliche Form aussehen mag." In diesem Zusammenhänge legt Lensch nun auch den fun - damentalen Unterschied Dar, den heute der Krieg für die europäi - schen Zentralmächte auf der einen Seite und für Die Mächte des Dreiverbandes auf der andern Seite hat: „Besonders nach Dem Eintritt Englands in den Krieg, der für Die englische Bourgeoisie ausschließlich ein Präventiv - krieg ist, handelt es sich für Deutschland nicht mehr so schr um die Frage: Was wird aus Arcibieii unö Mesopotamien? Was aus Armenien und Syrien? — sondern: Was wird aus Ostpreußen und Schlesien? Waö aus Elsaß-Lochringen? Und was — aus ganz Oesterreich? Der Krieg, der in Den weltpolitischen Gegensätzen des Finanzkapitals seine Wur - zeln halte, verwandelte sich für das verbündete Zentraleuropa in eine Frage um die nationale und staatliche Existenz. Das ist der entscheiDende Unter - schied in der Bedeuiung, die der Krieg für das Deutsch Reich und Oesterreich-Ungarn und für die Mächte des Dreiverbandes hat. Daß England ooer Rußland durch diesen Krieg vor die Frage der nationalen Existenz gestellt seien, ist eine lächerliche Be - hauptung, und daß auch für Frankreich manches, aber nicht seine nationale Unversehrt heil, auf Dein Spiele steht, ist gewiß." In bet nach entern für beide Teile ehrenvollen Frieben ju erzielenden bauernden Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich steht Lensch mit vollem Recht eine her schönsten Früchte des furchtbaren Krieges. Diese Verständigung wird möglich sein, da Frankreich jeyi ein gesehen hat, daß seine Annahme, Elsaß Lothringen warte nur zu werden, eine Fata morgana war. Es wird endgültig aus die unheilvolle Revanchepolitik ver - zichten, die allein den in gleichem Maße gemeingefährlichen Jntereffen des russischen Zarismus und des englischen Jm- pcrialistnus gedient hat. Sind die Zentralmächte fest zufanimengeschweißt und mit Frankreich im Bunde, so wird von Europa vorerst der furcht - bare Alb der ständig drohenden Kriegsgefahr genommen, die ihrerseits sicher b a S stärkste Hemmnis jeder Entwicklung Europas zur Demokratie war. Wird Deutschland aber demokratisch, so ist ber tiefste Grunb des Mißtrauens ber kleinen Völker gegen bas Reich beseitigt, jenes Mißtrauens und jener Abneigung, bic uns heute im Weltkriege auf Schritt itnb Tritt so namenlos schaden. Dann können die Zentralmächte die Basis eines großen initteleuropäi scheu Staaten- bundes werden gegenüber den Drei Weltmächten Ruß - land, England und Amerika. Ein solcher Staalenbnnd könnte, meint Lensch im Anschluß an die Darlegungen des bekannten Staatsrechtslehrers Lißt in Berlin, neben dem Deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn Die Niederlande, die drei skandinavischen Mächte, die Schweiz und Italien, die Balkan- hanlbinsel nebst der europäischen Türkei, sowie, wenn möglich, Frankreich, Spanien und Portugal und Die Kolonien aller dieser Länder umfassen. So hat uns der Krieg, Der nach einem Siege Der Zentralmächte auch Rußlands Völker der Be - freiung und Englands Proletariat dem Sozialismus näher bringen würde, „gewaltige Probleme in greifbare Nähe ge - bracht, die vor einem Jahre noch blutleere Phantasien waren. Hier bewährt sich der Krieg als die Loko - motive der Weltgeschichte. Ein solcher mittel - europäischer Staatenverband wäre ein außerordent - licher Schritt vorwärts im Sinne derDemo- i'ratie, des Weltfriedens, oer Völkerfreiheit und des Sozialismus. ... Die Internationale, die der Krieg in taufend Scherben geschlagen hat, genau so, wie 'es Der Deutsch-Französische Krieg im Grunde war, der die alte Internationale zertrümmerte, wird neu erstehen; denn ohne sie ist die moderne Arbeiterbewegung genau so unmöglich, rate ein auf die nationalen Schranken begrenzter Kapitalismus. Die Internationale wird neu erstehen, und die Lehren, die ihr der Weltkrieg gab, werden auch an ihr nicht unbenutzt vorüber- gehen. Innerhalb des nationalen Rahmens aber wird die Der deutsche Rdmiralftab über den Unterseebootkrieg. Zn einer von ameriianischen Blättern veröffentlichten Unter redung mit dem amerikanischen Marineattache, Kapitän ® h c r a r b i, gab der hellvertretende Chef deS deutschen Admiralstades, Admiral Behncke, über die Lage folgende Erklärung ab, die der „Vossischen Zeitung" auf dem Wege über Amsterdam übermittelt loird: „Obwohl der deutsche Ädrniralstab überzeugt ist, daß die An - wendung von Unterseebooten von großem Einfluß auf einen schnellen Friedensschluß sein wird, ivünscht er ooch nicht, diese zum Nachteil des neutralen Handels und des Völkerrechts auf hoher See anzuwenden. Er hat infolgedessen die Erklärung abgegeben, daß Deutschland die ganze llnterseebvotblockade fallen lasten unrd, sobald (p-roßbrilannieti erklärt, daß es sich ohne Ein schräntung an Ixe Londoner Deklaration jj« auch an den Pariser Vertrag halten wird, so daß die für dir jictU bevölkernng notwendigen Nahrungsmittel frei nach Deutschland hineingebracht werden können. Dieser^ Vorschlag ist auf diplo - matischem Wege übermittelt worden. Sollte et von England im genommen werden, so würde die Angelegenheit nicht länger eine Streitfrage zwischen Amerika nnd Deutschland bilden." Der stellvertretende Ehes deS Admiralstobes machte den SozialDcntokratic kräftiger Dastchcu denn je. Der Vorwurf nationaler Unzuverlässigkeit wird sich nicht mehr an sic heran raagcn. Je mehr aber durch die Konzentration der Kapitalien in wenigen Händen, die eine unvermeidliche Wirkung des Krieges sein wird, sich die Scharen Der Proletarier und ab - hängigen Menschen vermehren werden, desto mehr wird die Sozialdemokratie die Partei des allgemeinen Vertrauens. Dir Demokratisierung des öffentlichen Lebens wird von allen Par - teien ihr am meisten zustatten kommen. Unö eine solche Partei sollte an der Zukunft verzweifeln? Es gibt keine, die ihr mit größerer Siegeszuversicht entgcgcngchen darf". Soweit der Genosse Lensch, dessen logisch scharfe und eben in dieser Logik durchaus zwingende Beraetsführuttg wir hier natürlich nur in ihren Saupt, tilgen ganz knapp anbeuten konnten. Sollte noch einer unter und zweifelhaft sein in seiner Stellungnahme zu den großen Problemett dieser Frage: die Schrift des Genossen Lensch wird ihm zur Selbstorientierung treffliche Dienste leisten. Dao muß jeder anerkennen, Revisionist von ehemals ober Radikaler von ehemals, mag er in den Kämpfen früherer Tage zu Lensch nun so ober so ge - standen haben. Daß Lensch nicht gleich am 4. August selbst feine Haltung von heute angenommen hat, beweist natürlich gar nicht» gegen diese Haltung: nicht jeder ist so glücklich, auf alle Probleme zwischen Himmel und Erde auf der Stelle die allein richtige Antwort in Gestalt einiger fertiger Formeln in der Tasche zu haben. Wir andern armen Sterblichen müssen unö vor so ungeheuren neuen Problemen erst mühselig zu neuen Erkennt nisien durchringen. . . . Im Gegensatz zu dem ganz und gar verknöcherten und blut leer gewordenen Formel Marxismus der Opposition, die sich immer mehr in Den Schmollwinkel eines weltfremden Sektierertums zurückgezogen hat, sprudelt in der Schrift des Genossen Lensch frisch und klar der unuerfiegbave Snell eines wirklich marxistischen Denkers. Richt rückwärts und ab wärts gewandt, sondern vorwärts und aufwärts! Vorwärts und aufwärts müssen wir alle — vorwärts und aufwärts durch all' das Grauen und Grausen dieses Weltkrieges! Dao alte große Ziel fest im treuen Herzen, müssen roir uns tapfer hin Durcharbeiten durch Die wallenden und wogenben Rebel der Gegenwart, die heute noch uns bic Zukunft verhüllen. Vor wärts, Genossen! Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag ! Aapitän Gherardi daraus aufmerksam, daß England, als cs durch feine Proklamation bie Nordsee verschloß, amerikanischen Schiffen, die nach dem neutralen Holland fuhren, keine frei: Fahrt gewährte, sondern sie zwang, bestimmte Nouten einzu schlagen, einen englischen Lotsen an Bord zu nehmen und sich von Offizieren englischer Kriegsschiffe auf Kriegskonterbanbe ha: durchsuchen zu lassen. Alsdann erklärte Admiral Belmcke, ba' Deutschland hingegen bereit fei. Amerika eine freiere und fieber Methode vorzuschlagen. Amerikanische Schiffe, bic durch bin Kanal nach englischen Häken fahren, sollten von einer 'in,iah. amerikanischer Kriegsschiffe in irgendeinem Harri an der Südweslkiiske Irlands erwartet werden, und sobald Die drahtlose Verbindung hergestellt fei, sollte eines dieser Mtieac- schiffe den Handelsfahrzeugen entgegenfahren und sie euren seuen Teil der englischen Gewässer begleiten, die von Tcutiitlani, ba< nur dem Beispiel Englands folge, als geiubclich erkln i rao?. seien. Nack Den Siegeln de- .mernmujrialcri See ge setze -•• • tdandels'chlffe neuer Pegleuung eine» Ktv.gsfuhrzei.ges natürlich keiner Untersuchung umerrooertii, aoer das Land, ^em sie an gehören, i« bei seiner ähre verpflicht et, dafür za sorgen daß sie leine .Kriegskonterbanbe an Bord führten. Dir omerikuoifrben Kriegsschiffe hätten eigen.nm lichc Masten, bic bi.it r v-y reu der deutschen Marine wob konnt seien, und sowohl In' -tage wie bei "'kocht würden iie uno die von ihnen vegleiteren ,>-ohrzeuge von den dentschen Hüters« machen: | Darauf, von ihm „befreit ■ ii—■■ »■■■"'en»in .uian !■■■■!niwiw— irrn— nirir- n i — —— MWk WW WWWW. Dir Denkschen in Tanroggen. Amtlich. WTB. Großer Hauptquartier, 19. Februar. Westlicher Kriegsschauplatz. An Der Strafte Arras-Lille sind die Franzosen aus dem von ihnen am 16. besetzten Teil unseres Trabens hinausgetvorfen. In der Champagne gingen die Aran;osen erneut ;um Teil mit starken Massen vor. Ihre An - griffe brachen unter unserm F-euer völlig zusammen. LSeitere hundert Hlesangrne blieben in unserer Hand. Tie von den Frauzosen am 16. d. Mts. eroberten kurzen Grabenstücke sind zum Teil von uns mieder- gcnommkn. Vci dem gemeldeten französischen Angriff gegen Bonreuilles-Banyno is machten wir fünf Offiziere nnd 479 Manu unverwundct zu Gefaugencu. Oestlich Verdun, bei o m b r c s, wurden die ^rauzosen nach anfänglichen Erfolgen nnter schweren Verlusten zurückgeschlagen. 3it den Vogesen erstürmten wir die Höhe 600, südlich Lüste, und eroberten zwei Maschinengewehre. Oestlicher Kriegsschauplatz. Tauroggen ist gestern von uns genommen. Tie Verfolgungskämpfe nordwestlich Grodnv nnd nördlich Suchawola stehen vor ihrem Abfchluft. Ter Kampf nordwestlich Kolno dauert noch an. Südlich Rhszyniec warfen wir die Rusten aus einigen Ortschaften. In Polen, nördlich der Weichsel, sanden beiderseits der Wrka, östlich »acioz, kleinere Zniammen- stöfte statt. Aus Polen, südlich der Weichsel, nichts Neues. Oberste Heeresleitung.