Nr.  102. 
Sonntag,  den  2.  Mai  1915. 
29.  Jahrgang. 
Hamburger  Echo. 
Das  »Hamburger  <Sd;o«  erscheint  täglich,  nutzer  Montags. 
A»oo«c«rntspretS  durch  »k  Post  bezogen  ohne  Bringegeld  monatlich  x  1,20,  vierteljährlich  *  3,60; 
durch  die  Kolporteure  wöchentlich  30  A  frei  ins  Haus.  Einzelnummer  in  der  Expedition  und  den  Filialen  5  A. 
Sonntagsnummer  mit  »Nene  Welt"  10  A,  bei  den  Straßenhändlern  10  A. 
Kreuzbandsendungen  monatlich  *  2,70,  für  das  Ausland  monatlich  *.  4,—. 
Redaktion:  »  ,  ««  Expedition: 
Fehlandstratze  11.  1.  Stock.  z?tlMoUlg  ob  Fehlandstraße  11,  Erdgeschoß. 
Berantwortltcher  Redakteur:  I.  Reitze  in  Hamburg. 
r n  ।  —»w——««III  1 
Anzeigen  die  siebengcipaltene  Petuzeile  oder  deren  Raum  40  A.  Ardcitümarkt,  VermietungS-  und 
Familienanzeigen  20  A.  Anzeigen-Annahme  Fehlandfir.  11.  Erdgeschoß  (bi»  5  Uhr  nachmittags), 
in  deu  Filialen,  sowie  in  allen  Annoncen-Bureaus.  Platz-  und  Datenvorfchriften  ohne  Verbindlichkeit, 
Reklamen  im  redaktionellen  Teil  werden  weder  gratis  noch  gegen  Entgelt  ausgenommen. 
Buchhandlung:  Erdgeschoß.  Buchdruckerei»Kontor:  1.  Stock.  Fehlandstr.  11. 
(Xj4 1  f  |  St.  Pauli,  ohne  Amandastraße,  bei  Fran;  Würzberger,  Anneitstr.  17.  Eimsbüttel,  LangenseUie  bei  Carl  Dreyer,  Fruchtallee42.  Hoheluft,  Eppendorf,  Elrois-Borstel  und  Winterhude  bet  Ernst  Großkopf,  Meldorferstr.  8.  Barmbeck,  Uhlenhorst  bei  Theodor  Petereit,  Heinrich  Hcrtzstr.  145. 
ji’t  11  rt  [  011  *  Rord-Barnlbrck  bei  Robert  Birr,  Poppenhusenstr.  13.  Hohenfelde,  Borgfelde,  Hamm,  Horn,  Schiffbcck  und  Billwärder  bei  Earl  Ortel,  Baustr.  26.  Hammerbrook  bis  Ausschläger  Billdeich  bei  Rud.  Fuhrmann,  Eüderkaistr.  18.  NotrnburgSort  und  Veddel  bei  Fr.  Hübener, 
O  Billh.  Röhrendamm  213a,  Hchpt.  Wilhelmsburg  bei  Adolf  Bendt,  Echulstr.  22a.  Eilbeck,  Wandsbeck,  Hinschenfelde  und  ktt-Barmbeck  bei  Fran;  Lrüger,  kurze  Reibe  34.  Altona  bei  Friedr.  Ludwig,  Bürgerstr.  22.  Ottensen,  Bahrenfeld  bei  Fran;  Rose,  FriedenSallee  46. 
wir  im  Zelö  und  Ihr  zu  hause. 
Von  L.  M.,  zurzeit  im  Schützengraben  an  der  Westfront. 
^^vrch  die  Partciprcssc  sind  wir,  die  Genossen  in  den 
Schützengräben,  in  den  Quartieren  hinter  der  Front 
und  überall,  wo  nur  Genossen  im  Felde  sind,  davon 
unterrichtet,  was  in  der  Heimat  vorgeht.  Beruhigte  und  er -
füllte  es  uns  nun  im  ersten  Halbjahr  des  Krieges  mit  tiefer 
Genugtuung,  daß  unsere  Partei,  unsere  gewerkschaftlichen  und 
genossenschaftlichen  Organisationen  in  heller  Einmütigkeit  der 
Zeit  standhielten  und  sich  als  verläßliche  Stützen  unserer  Hei -
mat,  unserer  Dahcimgebliebcncn  und  mit  diesen  der  ganzen 
Arbeiterschaft  zeigten,  so  stimmt  es  uns  jetzt  bitter  und  ver -
zweifelt,  daß  es  daheim  in  unserer  Partei  so  zeitfrcmde  Men -
schen  gibt,  die  (ahnungslos  oder  absichtlich,  ganz  gleich)  uner -
müdlich  daran  arbeiten,  unsere  -Stimmung  zu  verderben  und 
Partei  und  Heimat  in  den  Schein  der  Uneinigkeit  zu  bringen. 
Um  unsere  Bitterkeit  verständlich  zu  machen,  sei  hier  kurz 
gesagt,  welche  Bahnen  unsere  Gedanken  seit  Beginn  des  Krie -
ges  gehen. 
Mit  allen  Menschen  standen  wir  am  1.  August  abends  er -
schüttert,  zweifelnd  und  mit  unklaren  Gefühlen  vor  der  Tat -
sache  der  Mobilmachung,  noch  hoffend,  das  Unwetter  käme 
nicht  wirklich  zum  Ausbruch.  Dann  wurde  Rußlands  Absicht, 
den  Krieg  vom  Zaune  zu  brechen,  offenbar;  ebenso  Frankreichs 
feste  Waffengemeinschaft  mit  dem  Zarcnstaat.  Mit  Frank -
reichs  Entschließung  sank  die  fast  letzte  Hoffnung  auf  unblutige 
Lösung.  Als  wir  aber,  bereits  eingerückt,  erfuhren,  daß  am 
4.  August  auch  England,  als  scheinheiliger  Beschützer  Belgiens, 
den  Krieg  an  Deutschland  erklärt  hatte,  da  bissen  wir  die  Zähne 
zusammen  und  knirschten:  „So  also  ist's  gemeint!  So  ist  die 
Sache  abgekartet!"  Und  ein  heiliger  Grimm  beseelte  uns. 
Tief  glühte  in  uns  das  Gefühl:  „Dieses  Kartenspiels  mit 
Deutschlands  Schicksal  muß  heimgczahlt,  Deutschlands  Selb -
ständigkeit  und  Entschlußsreiheit  verfochten  werden."  Und 
hätte  tatsächlich  noch  ein  Zweifel  über  die  wahren  Absichten  des 
Dreiverbandes  bestehen  können,  der  Franktireurkrieg  in  Bel -
gien  und  der  haßerfüllte  Lügenfeldzug  der  Dreiverbandspresse 
erläuterte,  was  noch  zweifelhaft  hätte  sein  können.  Wie  mußte 
die  belgische  Zivilbevölkerung  systematisch  mit  Haß  gegen 
Deutschland  genährt  worden  sein,  um  so  blindwütend  gegen 
die  deutsche  Armee  aufzutreten,  wie  sie  es  tat!  Wir  haben  die 
erste  Woche  in  Belgien  keine  Nach!  ohne  Anschläge  auf  uns 
erlebt,  wir  sind  häufig  selbst  am  Tage  angeschossen  worden. 
Biele  Male  sind  die  Schuldigen  entkommen;  wo  sie  ergriffen 
wurden,  wurde  strenges  Gericht  über  sic  gehalten.  Wo  wir  um 
Häuser,  Kirchen,  Straßen  oder  ganze  Orte  kämpfen  mußten, 
war  cs  nicht  anders  zu  erwarten,  als  daß  die  Zivilbevölkerung 
blutig  unterlag.  Widerwärtiges  Tun  war  für  uns  dieser 
Franktireurkrieg,  er  machte  uns  die  Drahtzieher  dieses  Krie -
ges,  in  den  Kabinetten  Englands  und  Rußlands  sitzend,  immer 
verhaßter.  Wie  oft  kam  uns  das  Jammern  an,  wenn  wir  in 
zerschossenen  und  brennenden  Dörfern  Frauen,  Mädchen,  Kin -
der  und  Greise  scheu,  geduckt,  verzweifelt  umherschleichen 
sahen.  Das  furchtbarste  Unglück  glimmte  in  ihren  Augen,  sie 
verzweifelten  selbst  an  ihrem  Gott:  Wer,  wer  brachte  ihnen 
dieses  Schicksal?  Die  Aermstcn  fragten  sich  vergeblich  darum, 
sie  konnten  cs  nicht  einmal  dumpf  ahnen,  so  waren  sic  irrc- 
gclcitet.  Wir  aber  wußten  es:  ihr  Schicksal  war  in  Loudon 
und  Petersburg  ausgewürfelt  worden,  Paris  machte  sich 
törichterweise  zum  Mitschuldigen. 
Es  ist  schwer  zu  beschreiben,  welche  Gefühle  in  uns  durch -
einander  wogten ;  jedenfalls  waren  es  aber  solche,  die  uns  die 
französischen  und  englischen  Armeen  überrennen  liehen  bis  vor 
die  Tore  von  Paris.  Als  wir  au  der  Marne  vor  übergroßer 
Uebermacht  weichen  mußten,  tauchte  düster  in  Uns  die  Frage 
auf:  „Jst's  denkbar,  daß  uns  die  „andern"  überwinden?" 
„Rein,  nein!"  bäumte  es  sich  da  im  Innern  auf,  „nein,  das 
sann,  das  darf  nicht  fein!"  Der  Tod  schien  uns  allen  furchtbar 
billig  gegen  die  Möglichkeit,  Deutschkand  könne  unterliegen, 
und  es  war  bewußte  Todesverachtung,  mit  Der  an 
der  Aiünc  die  deutschen  Soldaten  den  überlegenen  Heeren  der 
Franzosen  und  Engländer  ein  blutiges  Halt  geboten. 
Tann  kamen  die  Kämpfe  um  die  Ueberflügclung  unseres 
rechten  Flügels,  Der  Fall  Antwerpens,  die  Kämpfe  in  Flan -
dern,  Siege  in  Rußland,  der  Stellungskrieg,  immerfort  schei -
ternde  Angriffe  Der  Franzosen  und  Engländer,  die  würdigen 
Taten  unserer  Kameraden  zur  See.  So  sahen  wir  EnglandS 
unD  Rußlands  Pläne  zerstört,  Frankreich  für  seine  Torheit 
bitter  hcinigesucht;  unsere  Heimat  vorn  Kriege  im  Lande  frei. 
So  mußte  es  kommen,  und  so  mußte  es  bleiben!  Wir  und 
Ihr  haben  es  so  gewollt,  und  die  Gerechtigkeit  muß  es  so  er -
heischen.  Und  daß  es  so  bleibt  und  endet,  sobald  endet,  wie  cs 
möglich  ist,  muß  unser  aller  Wunsch  sein.  Der  Sieg  Deutsch -
lands  ist  nötig  für  unsere  Zukunft. 
Doch  nur  Einigkeit  und  Entschlossenheit  bringen  ihn  uns. 
Müßig  ist  es,  vor  Erreichung  dieses  Zieles  zu  spintisieren,  ob 
nicht  dieses  oder  jenes  Drachenhaupt  der  Vergangenheit  in  Zu -
kunft  wieder  emportaucht.  Sind  wir  einig,  Dann  findet  jede  Zeit 
und  jedes  Unrecht  in  uns  ein  Geschlecht,  das  fähig  ist,  sich  zu 
wehren.  Das  sind  unsere  Gedanken. 
Hoffentlich  konnt  Ihr  in  Der  Heimat  wohl  verstehen,  daß 
uns  das  selbstherrliche,  zcitfremde  Treiben  einer  Anzahl  guter 
und  geachteter  Genossen  erbittert.  Wir  fragen  uns  befremdet: 
„Ist  Denn  diesen  Genossen  jedes  Maß  für  das,  was  sic  der  Partei 
und  den  Hunderttaujenden  von  Genossen  im  Felde  schuldig  sind, 
abhanden  gekommen?  Haben  sie  nicht  soviel  Feingefühl,  um 
empfinden  zu  können,  wie  sie  uns  enttäuschen  und  erbittern  müssen 
mit  ihrem  Beginnen:  aus  Einigkeit  Uneinigkeit  und  aus  Disziplin 
Undisziplin  zu  machen? 
wir  die  Rechnung  bezahlen  müssen,  die  diese  Leute  machen, 
bezahlen  müssen  mit  Blut  und  Leben.  Während 
wir  die  Beschwernisse  des  Krieges  tragen,  sivcn  sie  in  ihren 
sicheren  Schreibstuben,  haben  alle  Behaglichkeit  des  Friedens 
und  schreiben  Reden,  wirklichkeitsfremd,  kritiksüchtig,  schreiben 
und  reden  an  allem  Guten  und  Begreiflichen  vorbei,  uns  zur 
Last  und  Bitterkeit.  — 
Möge  doch  den  Genossen  die  Erkenntnis  kommen,  daß  sie 
ant  verkehrten  Ast  sägen,  daß  sie  einstweilen  das  Sägen 
überhaupt  lassen  sollen. 
Wir  hier  im  Felde,  möchten  es  doch  alle  Ge -
nossenbegreifen,hab  ennur  Sinn  für  Einigkeit 
und  Bereitfein.  Das  Rechtm  und  Richten  über  diesen 
Krieg  wird  die  Zeit  nach  dem  Friedensschluß  besorgen. 
Jetzt  gilt  es,  alles  Sinnen,  alles  Denken,  .Handeln  und 
Streben  auf  das  eine  Ziel  zu  konzentrieren:  Deutschland 
einen  Frieden  zu  verschaffen,  der  ehrenhaft, 
dauernd  und  für  die  Gegner  heilsam  belehrend 
ist.  Der  gesicherte  Friede  ist  die  wünschenswerteste  Basis  für 
die  Entwicklung  des  Sozialismus,  für  das  Wohl 
unserer  Heimat. 
Mehr  als  müßig  ist  jedoch  das  Rechten  und  Richten  über 
Diesen  Krieg  derart,  wie  es  einige  Genossen  betreiben,  daß  der 
deutsche  Militarismus  die  Hauptschuld  trage.  Solches  Richten 
ist  einseitig,  wirklichkeitsfremd  und  sonderbar.  Wer  sagt,  daß 
Deutschlands  MilitariS^ms  die  Hauptschuld  an  diesem  Kriege 
trage,  der  muß  die  Jdtz§.haben,  daß  Englands  Marinismus  mit 
seinem  Terror  zur  See  berechtigter  sei,  als  der  deutsche  Mili- 
tarismiis.  Wer  das  sagt,  der  muß  aber  auch  unserer  Geschichts -
auffassung  gänzlich  abholD  fein,  nach  der  Die  wirtschaftlichen 
Triebkräfte  eines  Volkes  die  hervorragenDstcu  Ursachen  Der  poli -
MW  WW  del  Am  MnMn. 
»  Alle»  del  Amie  Ml» 
Amtlich.  WTB.  Großes  Hauptquartier,  1.  Mai  1915. 
Westlicher  Kriegsschauplatz. 
Tic  gestern  gemeldeten  Kämpfe  aus  dem  westlichen  Kanalnftr,  nordwestlich  von  Apern,  endete« 
mit  einem  sehr  verlnftreiche«  Misserfolg  des  Feindes. 
Oestlich  des  Kanals,  nördlich  von  Aper»,  stietz  der  Feind  mehrere  Male  vergeolich  vor. 
Tie  Festung  Dünkirchen  wurde  wieder  unter  Artilleriefener  gehalten. 
Zwischen  Maas  und  Mosel  kam  es  zu  Jnfanteriekämpfen  nur  in  der  legend  zwischen  Ailly 
und  Apremont.  Tie  frauzöftschen  Angriffe  scheiterten  sämtlich  unter  starken  Verlnsten. 
Am  29.  April  wurde  Reims  in  Erwiderung  ans  die  Veschketzuug  unserer  rückwärtigen  Ruhe- 
ortschafteu  mit  einige»  Granaten  deworfeu.  Da  der  Feind  die  Vedeutnng  dieses  unseres  Vorgehens  sehr 
gut  kennt,  würde  es  ihm  leicht  sein,  Reims  vor  einer  Beschiestnug  zn  bewahren. 
Ter  Feiuü  verlor  gestern  wieder  drei  Flugzeuge,  (siu  euglisches  Flugzeug  wurde  südwestlich 
von  Thielt  hernntergeschossen.  tritt  anderes  Flugzeug  wurde  bei  Wieltje,  nordöstlich  vou  Aperu,  znm 
Absturz  gebracht  und  zusammengeschossen.  Tas  dritte  Flugzeug  wurde  aus  einem  feindlichen  ftlefchwader 
»lztzach  im  Elsatz  zur  Landung  gezwungen. 
ttjchcn  Maßuohut..»  fit».  Haben  Die,  Die  Das  sagen,  Mtcpi-r-*«-•*«»  bei  Rieder 
genügende  cuglischc  „offizielle"  und  „inoffizielle"  Aeußerungen 
vernommen.  Daß  Dieser  Krieg  als  Ziel  für  England  Die  wirtschaft -
liche  Vernichtung  Deutschlands  hat?  —  W  ir  hier  im  Felde 
vernehmen  Das  täglich. 
Die  Sozialdemokratie  hat  in  Dieser  schweren  Zeit  gezeigt, 
Daß  sie  wohl  Sinn  für  Die  lkv.autastbarkeit  ihres  Vaterlandes 
hat,  wenngleich  sic  in  Friedenszeiten  nicht  immerfort  Die  Worte 
„Vaterland"  und  „national"  im  Munde  führte.  Sic  hat 
gezeigt,  daß  sic  Das  ist,  was  Bebel  von  ihr  sagte:  eine  Partei 
von  echter  vaterländischer  Gesinnung,  Die  kein  Opfer  scheut, 
wenn  cs  gilt,  die  Heimat,  das  Land  unserer  Väier,  Mütter, 
unserer  Verwaudien  gegen  fremde  Erdrückungs-  und  Er- 
oberungsgelüstc  zu  schützen.  Das  bat  sie  gezeigt,  impulsiv 
zunächst,  später  in  geläuterter,  überzeugender  Form.  Ünö  cs 
ist  außerordentlich  minderwertigen  Ursprungs,  wenn  jemand 
sagt,  investierte  Partcigelder  oder  die  Sorge  um  das  leibliche 
Wohl  Der  Parteibeamteu  wären  für  die  Handlungsweise  Der 
Partei  van  Einfluß  gewesen.  Wer  das  sagt  —  wir  hier  im 
Felde  haben  nichts,  gar  nichts  mit  dieser  Redensart  gemein. 
Wir  haben  das  sichere  Bewußtsein,  daß  wir  um  vieles 
kämpfen,  was  uns  wert  und  teuer  ist.  Würde  Dcuii:hla«d 
^wirtschaftlich  vernichtet,  es  wäre  nicht  zuletzt  unier  ciaccs 
Unglück.  Außerdem  haben  wir  Das  tiefe,  starke  Gefühl,  daß 
wir.  Daß  Die  deutsche  Armee  um  das  Urrecht  des  deut -
schen  Volkes  /  um  Das  Rocht  auf  Existenz,  auf 
Gedeihen  und  Bewegungsfreiheit  kämpft.  Wo 
steht  es  geschrieben,  Daß  England  für  alle  Ewigkeit  unbe -
schränkte  Bewegungsfreiheit  auf  allen  Kontinenten  ur.D  auf  allen 
Meeren  haben  soll?  —  Nirgends!  —  „Dem  Talent,  der  .rähig- 
feit  das  breiteste  Feld!"  Das  ist  eine  durchaus  sozialistische 
Formel,  und  wir  kämpfen  insbesondere  um  dieses.  Wenn 
England  eine  Welt  voll  Haß  zusammcnschürte,  um  Deutsch -
lands  Fähigkeiten  gewaltsam  die  Welt  zu  versperren,  dann  er -
fordert  das  Gedeihen  und  die  Würde  Deutschlands  Die  ein -
mütigste  und  tapferste  Abwehr. 
Dian  sagt,  die  Genossen,  die  aus  Der  Geschlossenheit 
Deutschlands  heraus  Scitenfprüngc  machen,  hätten  Die  gut -
gemeinte  Absicht,  int  feindlichen  -ÄuSlande  Friedensgedanken 
unb  Freundschaftsgefühle  zu  wecken.  Das  vermögen  wir  nur 
mit  widerstrebenden  Empfindungen  zu  glauben.  Und  wenn 
schon,  dann  müßte  längst  eins  gründliche  Ernüchterung 
bei  ihnen  eingetreten  sein  angesichts  des  Widerhalls  ihrer  Rufe 
im  feindlichen  Auslande,  der  im  Grunde  immer  gleich  herüber -
schallt:  „Mehr  Ausdauer,  mehr  Opfer,  Verlängerung  des 
Krieges;  Denn  Deutschland  wird  schwächer,  der  Mißmut  und 
die  Uneinigkeit  sind  eingezogen  in  Deutschland."  Nein,  nein! 
Diese  Genoßen  spielen  zu  schleckt  verkannte  Unschuld,  ver -
kanntes  gutes  Herz,  als  daß  man  es  aufrichtig  glauben  könnte. 
Wir  find  erbittert  über  sie,  weil  mir  jeden 
Federstrich  und  jedes  Wort  von  ihnen  teuer 
bezahlen  müsse  n.  Täglich  sinken,  auch  im  Stellungs -
krieg,  Kameraden  getroffen  vor  Den  Schießscharten  der  Gräben 
zusammen,  täglich  sucha  die  feindliche  Artillerie  Opfer  in  den 
äuertteren  hinter  der  Grabenlinie.  Und  jeder  Tag  un -
nötiger  Kriegsverlängerung  kostet  das  Blut 
braver  Kameraden  unb  Genossen. 
Das  ist  für  uns  Das  traurigste  an  dem  ganzen  Streit,  daß 
O  e  st  l  i  ch  11  Kriegsschauplatz. 
Tas  Gefecht  bei  Szawlc  ist  güustig  für  uns  verlaufen.  Rach  starken  Pertufteu  stüchteteu  die 
Russen,  nachdem  sic  Lzcwte  an  allen  vier  Scken  augesteckt  hatten,  in  Richtung  auf  Mitau  weiter.  Tie 
Verfolgung  wird  fortgesetzt. 
An  tsiefaugeueil  sind  bisher  etwa  1000  gemacht;  daneben  fielen  10  Maschiuc  gewclire, 
grosze  Mengen  von  Bagage»,  Mnuitionswagen  und  besonders  viel  Munition  :»  unsere  Hände. 
Feindliche  Augrifie  bei  Kalwarja  und  südwestlich  wurden  verlustreich  abgeschlagen,  wobei  wieder 
350  Russen  gefangengenommen  wurden. 
Tagcgcu  gelai-g  cs  den  R  «s  s  c  u,  südwestlich  von  A  u  g  u  st  o  w  eine  deutsche  V  orposten- 
k  o  m  p  a  g  n  i  e  nächtlicherweile  zu  überfallen  und  schwer  zu  schädige». 
Oestlich  von  Plock  und  auf  dem  Südufer  derPiliea  wurden  schwache  russische  vorftötze  abgewiesen. 
Oberste  HeereSIeilniig. 
Lxirnpres  vorqe'  y  rt/rra  . 
IA7B  Tp.'> 
'-d. 
-lsr. 
ft.-.Ät'r-’ 9 . 
AM  erfolge  ®  üti 
WM«. 
WTB.  Konstantinopel,  30.  April,  S  Uhr 
30  Minuten  abends. 
Das  Hauptquartier  teilt  mit:  Bei  Kabatepc 
aus  (Gallipoli  versuchte  der  Feind  Aktionen,  um  sich 
ans  einem  schmalen  Landftreifen,  wo  er  eingeichloisen 
war,  freizumachen,  aber  wir  wissen  diese  Versuche 
zurück,  zwangen  den  Feind,  bis  auf  500  Meter  vom 
Meeresuser  entfernt  z  n  r  ü  ck;  u  w  e  i  ch  e  n  und  sich  unter 
dem  Lch»t;  des  Feuers  seiner  Schisse  zzi  flüchte»;  wir 
fügten  ihm  ungeheure  Verluste  pi. 
Ten  Landungsversuch,  den  der  Feind  unter 
den  Schutze  eines  Teiles  feiner  Flotte  im  Wolf  von 
Sarne  machte,  brachten  wir  vollständig  zum 
Scheitern. 
Von  den  übrigen  Kriegsschauplätzen  ist  nichts  von 
Bedeutung  zu  melden. 
Die  „Fortschritte^  der  Verbündeten 
in  englischer  Darstellung. 
WTB.  London,  1.  Moi.  Tie  Berichte  über.die  Fortschritte  an 
den  Dardanellen  bis  zum  29.  April  besagen,  dah  die  Landungstruppen 
der  Alliierten  diele  türkische  G  e  g  e  u  a  »  g  r  i  s  f  e,  die  allmählich 
schwächer  wurden,  a  b  s  ch  l  u  g  e  n.  Die  Verluste  der  Alliier -
ten  sind  begreiflicherweise  schwer. 
London,  1.  Mai.  Ter  König  sandte  an  Admiral  Rodeck  und 
General  Sir  Hamilton  folgendes  Telegramm:  .ich  vernahm  mit  großer 
Genugtuung  von  dem  Erfolge,  der  erreicht  wurde,  und  dem  tapieren 
Widerstande,  der  bei  den  kombinierten  Operationen  an  den  Dardanellen 
geboten  wurde.  Ich  bitte,  den  Mannschaften  jeden  RangnS,  auch  denen 
der  BundeSgenosieu,  zu  den  glänzenden  Taten  herzliche  Glückwünsche 
;u  übermitteln. 
WTB.  London,  1.  Mai.  In  den  amtlichen  Beschreibungen 
der  Gefechte  an  den  Dardanellen  zwischen  dem  25.  und  29.  April 
heißt  c5:  Sechs  verschiedene  Küstenorie  wurden  zur  Ausschiffung  deS 
HeereS  benutzt.  Die  Eperationen  find  durch  die  gesamte  Flotte 
unterstützt  worden.  Das  Ergebnis  der  ersten  TageS  war, 
daß  sich  starke  engliiche,  australische  und  französische  Streitkräfte  an 
drei  Hauptpunkten  festsetzten,  nämlich  Australier  und  Neuseeländer  auf 
den  Abhängen  von  Saritbair,  nördlich  Kabatepe,  die 
britischen  Truppen  am  Teke  Burn  und  die  Franzosen  auf  der 
asiatischen  Küste  bei  K  u  m  Kale.  Am  26.  April  bei  Tagesanbruch 
behauptete  stch  der  Feind  noch  im  Dors  Seddil  Bahr,  das  voll 
Erdhöhlen,  Laufgräben  unb  Verhauen  war.  Diese  Stellung  wurde 
van  Engländer  im  Frontangriff  quer  durch  die  noch  nicht  vernichteten