Nr. 184. Sonntag, den 8. Angnst 1915. 29. Jahrgang. Hamburger Echo. Dar ,<>am»Mtger M i n s k und S i c d l r e mit Bomben. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Bei und nördlich von Iwangorod ist die 8age unverändert. Zwischen Weichsel und Bug haben deutsche Truppen bei R u s k o w o l a (südöstlich von 8ubartow) die feindliche Stellung gestürmt und nordöstlich vou 8encza den Austritt aus den dortigen See-Gngen erzwungen. Oberste Heeresleitung. (Die Jara fließt etwa 60 Kilometer östlich von Poniewiez von Norden nach Süden. R u S k o w o l a liegt Kilometer süd - östlich von Subattero.) N UMM-MW WM«. WTB. Wien, 7. August. Amtlich. Russischer Kriegsschauplatz. Zwischen Weichsel und Bug wird weiter gekämpft. Die österreichisch-ungarischcu Truppe» drangen südlich Lubartow, die deutschen Truppen nordwestlich und nordöstlich 8cnczna in die feindlichen Stuten ein. Sonst ist die Sage im Nordoste« unverändert. Italienischer Kriegsschauplatz. Im Görzifchcn stand ein Frontstück östlich Pvlazzo-Rcdipuglia vormittags unter sehr heftigem feindlichen Artillcrieseucr. Nachmittags gingen mehrere italienische Bataillone gegen diesen Abschnitt zum Angriff vor, stellte» jedoch nach kurzem Feuergesecht die Borrückung ein. An allen sonstigen Fronten des Küstenlandes, sowie in Kärnte« und Tirol ist nur Gcschützkampf im Gange. Ter stellvertretende Ches deS Generalstabes: gez. v. Höfer, Feldmarschalleutnaut. * Ereignisse zur See. Das am 5. August früh durch eines unserer Unterseeboote versenkte italienische Unterseeboot war „Nereide". Das am 26. Jun» ans gleiche Weise vernichtete Torpedoboot hieß „5 PN". Am 29. Juli abends stieß im Gols von Triest das Fahrzeug aus eine unserer Minen und flog in die 8nst, ohne daß man damals wegen deS stürmischen Wetters erkennen konnte, welcher Art das Opscr war. Nun ergab sich mit voller Bestimmtheit, daß es das italienische Untersee - boot „Nautilus" war, welches damals mit der ganzen Besatzung untcrgiug. Schon früher fielen das italienische Torpedo - boot „6 PN* und das bereits gemeldete Torpedoboot „17 OS* mit ihrer ganzen Besatzung unseren Minen zum Opfer. Flottenkommando. Lei IM bei Semen Huppen in MWu. Wie der Souderberichtcrstaller des .L. - 91.* und des „B. T.* melden, erfolgte ant 5. August in aller Frühe der Einzug der deutschen Truppen in Warschau. Die FortS waren durch Drahtverhaue, Gruben, Minen und Gräben gegen Jnlanterieangriffe stark befestigt. Die Truppen hatten in den beiden Tagen und Nächten noch beträchtliche Kämpfe zu bestehen. Die Srdwerke wiesen mehrere Volltreffer der deutschen Artillerie auf. Warschau wurde also durchaus nicht kampflos geräumt. Die Zerstörungen in der Stadt unb in ihrer Umgebung sind sehr ge - ringfügig. da die Bevölkerung sich weigert^ den ZerstörungSbefehl der Russen auszuführen. Beim Einzuge waren die Straßen voll Rlenschen, die allen deutschen Offizieren und Soldaten einen freudigen, ja jubeln - den Empfang bereiteten. Fast alle Geschäfte waren geöffnet. Tie elektrische Straßenbahn verkehrt wie gewöhnlich. In den Straßen tat während des Einzuges der Truppen Bürgermiliz Polizeidienst. Die englischeprrsse üderÜenßolllVarschaus. Die „Times" schreibt in einem Leitartikel: Ter Fall War - schaus muß jedenfalls die deutsche Nation ermutigen; die mora - lische Wirkung auf gewiße Neutrale mutz beträchtlich sein. Un - zweifelhaft ist die (futnaitme Warschaus am Ende des einjährigen verzweifelten Kampfes ein Markstein in diesem Kriege und mutz als sehr ernst betrachtet werden; denn sie bedeutet eine bestimmte Warnung an die Alliierten. Tie Engländer, die das Ereignis zu verkleinern suchen, erweisen der uationalen Sache einen schleckten Dienit. Die Zeit ist vorüber, wo wir uns über die innere Bedeutung großer unangenehmer Ereignisse binivegtäuscken dursten. Tie „Tinteb bösst, daß die russische Armee unversehrt bleibe und Deursckland nicht imstande sein wird, anderivärts große und ermte Anstrengungen in absehbarer Zeit ztt machen. „ „ ., „Dail u M a i l" sckreibt: Wäre Wartätau geratten, wenn b i e britische Regierung rechtzeitig ihre Pflicht getan und die Feinde in bezug auf Baumwolle abgeschnitten hätte? Die „Tailt, Mail" weist daraus hin, wie überraschend die Nachricht von dem Falle Warscltaus manchen Kreisen bis zum letzten Augenblick kam. Oberst Maude schrieb am MtiNvock, tnt „Standard", es werde zunächst eine große Schlacht gegen Hinden - burg geschlagen tverden, deren Ausgang lotr nicht zu furchten brauchten. Dao Festung-dreieck werde nickt geräumt werden. Daily News" schreibt in einem Leiiartikel: Tie Weich fellinie ist außerordentlich stark. Wenn die Teutschen nur beab - sichtigen, sie zu halten, können sie zweifellos die russische Offen sive für lange unmöglich machen, jedenfalls bedeutet der Sie, für die Deutschen ein Freiwerden frischer Truppen „Daily C h r o n i c I e" schreibt in seinem Leitartikel: DaS einzig Wesentliche der Frage ist, ob die Russen die Armeen, Ge- schiitze und Vorräte mit ziemlich geringen Verlusten retten können. Der Großfürst soll die Räumung der Festung vor drei Wochen Begonnen haben, aber die Armeen müssen jetzt Rückzugs - gefechte 100 Meilen rückwärts bis zur nächsten Verteidigungs - linie ausführen. Wir wissen seit dem Rückzug von Mons, wie schloe' das ist. Man mutz offen zugebeu, datz als militärische Operation die kombinierte Bewegung der deutschen Armeen an der Ostfront im letzten Monat in der Kriegsgeschichte einen sehr hohen Rang einnimmt. Dem Maßstab nach ist es daS größte, was jemals versucht wurde, unb in Ansehung der Entfernungen und natürlichen Hindernisse war der schnelle Erfolg sehr be - merkenswert. Tie „M o r n i n g P o st" führt au*-: Cs ist nur natürlich, wenn die Russen in ihrer harten Bedrängnis mit größter Er - wartung die Nachricht erhofften, daß seitens ihrer Ver - bündete nauf der W e st front eine Bewegung er - folgen würde, um den unbarmherzigen Druck der deutschen Armeen zu erleichtern. Fn umgekehrter Lage hätte die öffentliche Meinung des Westens sicher dringend genug eine rasche Unternehmung Rußlands gefordert. Die Russen scheinen wunder - bar geduldig zu sein, aber es sind Anzeickten dafiir vorhanden, daß die Russen mit dem Anteil der Verbündeten an der Kriegslast unzufrieden sind. Die musterhaste Haltung der Russen beruht offenbar auf ihrem Glauben, daß die Generalstäbe der drei Län- der in voller llebereinstimmung, gegenseitiger Kenntnis der Lage und ihrer Absichten handeln. Danack müßte man schließen, daß die Dinge nicht allzu schlimm sieben können, wenn die Führer die Lage so ruhig, um nicht zu sagen passiv, auffassen. Zoffre scheint nicht zuzuschlagen, weil es der russische Befehlshaber noch nicht für zeitgemäß hält. Aber die Russen haben Schweres durch - gemacht, vielleicht nock Schwereres vor sich. Ein feindlicher Ein - fall in da? heilige Rußland ist sehr möglich; eine Besserung der Lage liegt in weiter Ferne. Selbst in Frankreich herrscht in ge - wissen Kreisen der Eindruck daß England nicht alle? tut, was es sann. ES wäre nicht wunderbar, wenn dieselbe Auffassung sich in Rußland auSbreitete. Die moralische Wirkung der Ein - führung der Wehrpflicki in England würde von höchster Be - deutung sein. Die „Morning Post* schlägt vor, datz die Ententemächte uber- einfommen sollten, von jetzt ab für jeden Monat weiterer KriegS- bauer den Zolltarif gegen Deutschland nach dem Kriege um 5 pZt. zu erhöhen. Der militärische Mitarbeiter der „Morning-Post" schreibt über den Rückzug der Russen: Die Schwierigkeiten eines solchen Rückzüge? haben sich bereits bei der RückwärtSbewegung in Wali - gien fühlbar gemacht. Da der Feind damals aber überall in Frontlinie aiifmarschierte, bestand toentg G: fahr, daß große Truppenmassen abgeschnitten wurden. Jetzt ist die Lage viel