Nr. 106. Sonnabend, den 6. Mai 1016. 30. Jahrgang. HamdurgerEcho. Dar »Hamburger Echo" rrlcheint täglich, außer Montag». BeruasvretS - durch die Austräger wöchentlich 85 A, monatlich k 1,50, vierteljährlich ^1,50 stei in« Hau». -vezugsprero.ou Kummer in der Expedition und den Filialen « A, bet den Straßenhändlern 10 A. Sonntagsnummer mit »Neue Welt" 10 A. Kreuzbandsendungen monatlich M.2,70, (iit dar Auriand monatlich *4,—. Anzeigen die achlgespaltene Petit,eile oder deren Raum 45 A. Arbeilsmarkt, Vermietnugs- und Familienanzeigen 25 A. Anzetgen-Annahme ffehlandstr. 11, Erdgeschoß (618 5 Uhr nachmittags!, in den Filialen (dir 4 Uhr), sowie in allen Annoncen-Bureaur. Platz- und Datenvorschristen ohne Berbtndlichkeit. Reklamen im redaktionellen Teil werden weder gratis noch gegen Entgelt ausgenommen. Buchhandlung: Erdgeschoß. Buchdruckerei-Kontor: 1. Stock, Fehlandstr. 11, Redaktion: Aitmüitm QA Expedition: Fehlandstraße 11, L Stock. -yuiiLUing öo. g e ^ Qnbftla6e 11# Erdgeschoß. Verantwortlicher Redakteur: Karl Petersson in Hamburg. | ^t. Pauli, ohne Amandastraße, bei Franz Wiirzberger, Annenstr. 17. Eimsbüttel, Langenfelde bei Carl Dreyer, Fruchtallee42. Hoheluft, Eppendorf, «roiz-Borirel und Winterhude bei Ernst Srogkoxs, Meldorserstr. 8. Barmbeik, Nhlcnstor oder Petereit, Heinrich Hertzstr. 145. Nord-Barmbcck bei Robert Birr, Poppenhusenstr. 13. Hohenfelde, Borgfeldc, Hamm, Horn, Echiffbeck und Billwärder bei Larl Ortel, Baustr. 26. Hammerbrook bi» Ausschläger Billdeich bei Rud. Fuhrmann, Eüderkaistr. 18. RotenburgSort und Beddcl bei Fr. Hübener, h \ 5 4 Hl 4 V Billh. Röhrendainm 213a, Hchpt. Wilhelmsburg bei H. Oellerich, Fährstr. 59, I. Eilbeck, Wandsbeck, Hinfchenfelde und Ost-Barmbeck bei Franz Krüger, Kurz« Reihe 84. Altona bri Friedr. Ludwig, Bürgerstr. 22. Ottensen, BahrenfelS bei Franz Rost, Friedenralle« 46. Sie MA MM oul Mm Bole. räsident Wilson hat nun durch Vermittlung seines Bot. schafters Gerard die Antwort der deutschen Regierung auf seine letzte Note über den Unterseebootkrieg er. halten. " In wesentlich höflicherer Sprache abgefaßt als das amerikanische Schriftstück, ist sie doch sehr bestimmt. Hoffentlich wird das Volk der Vereinigten Staaten sie im Wortlaut kennen lernen und so den Sachverhalt, den Kern des ganzen Streites kennen lernen, den bisher ein lärmender Pressefeldzug mehr der- hüllt als geklärt hat. Die deutsche Regierung macht das Zugeständnis, daß der Unterseebootkrieg eine gewisse Einschränkung erfahren werde, verlangt aber unmißverständlich, daß nun die Vereinigten Staaten auch dafür sorgen, daß England seine völkerrechtswidrige See- tyrannei aufgebe. Wir geben zunächst den Text der deutschen Note, die am Donnerstag abend dem amerikanischen Botschafter übergeben wurde, nach der amtlichen Mitteilung des Wölfischen Bureaus: Der Unterzeichnete beehrt sich, im Namen der Kaiserlich Deutschen Negierung Seiner Exzellenz dem Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika, Herrn James W. Gerard, auf das Schreiben vom 20. v. M. über die Führung des deutschen Unterseebootkrieges nach- sichcndes zu erwidern: Tie deutsche Regierung hat bas ihr von der Regierung der Vereinigten Staaten in Sachen der „Süsse x" mitgeteilte Material an die beteiligten Marincstellcn zur Prüfung weitergegeben. Auf Grund des bisherigen Ergebnisses dieser Prüfung verschließt sie sich nicht der Möglichkeit, daß das in ihrer Nole vom 10. v. M. erwähnte, von einem deutschen Unterseeboot torpedierte Schiff in der Tat mit der „Sussex" identisch ist. Die deutsche Regierung darf sich eine weitere Mitteilung hierüber Vorbehalten, bis einige noch ausstehende, für die Beurteilung der Sachverhalts ausschlaggebende Feststellungen erfolgt sind. Falls es sich erweisen sollte, daß die Annahme des Kommandanten, ein Kriegsschiff vor sich zu haben, irrig war, so wird deutsche Regierung die sich hieraus ergebenden Folgerungen ziehen. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat an den Fall der „Sussex" eine Reihe von Behauptungen geknüpst, die in dem Satze gipfeln, daß dieser Fall nur ein Beispiel für die vor - bedachte Methode unterschiedsloser Zerstörung von Schiffen aller Art, Nationalität und Be - stimmung durch die Befehlshaber der deutschen Unterseeboote sei. Die deutsche Regierung must diese Behauptung mit Ent. schicdcnheit znrückwcisen. Auf eine iuS einzelne gehende Zurück - weisung glaubt sie indessen im gegenwärtigen Stadium verzichten zu sollen, zumal, da die amerikanische Regierung es unterlassen hat, ihre Behauptung durch konkrete Angaben z u b e g r ü n d e n. Die deutsche Regierung begnügt sich mit der Feststellung, daß sie, und zwar lediglich mit Rücksicht auf die Interessen der Neutralen, in dem Gebrauch der Unterseebootwaffe sich weitgehende Beschrän - kungen auferlegt hat, obwohl diese Beschränkungen not - wendigerweise auch den Feinden Deutschlands zugute kommen —eine R ücksicht, der die Neutrale nbeiEngland und seinen Verbündeten nicht begegnet sind. In der Tat sind die deutschen Seestreitkräfte angewiesen, den Unterseebootkrieg nach den allgemeinen völkerrechtlichen Grundsätzen über die Anhaltung, Durchsuchung und Zerstörung von Handelsschiffen zu führen, m i t d e r e i n z i g e n A u L n a h m e des Handelskrieges gegen die tut englischen Kriegs - gebiet betroffenen feindlichen Frachtschiffe, deret- wegen der Regierung der Vereinigten Staaten niemals, auch nicht durch die Erklärung vom 8. Februar d. I.» eine Zusicherung gegeben worden ist. Einen Zweifel daran, daß die entsprechenden Befehle loyal gegeben worden sind und loyal auSgesührt werden, kann die deutsche Regierung niemandem ge st alten. Irrtümer, wie sie tatsächlich borgekommen sind, lassen sich bei keiner Art der Kriegführung ganz vermeiden und sind in dem Seekrieg gegen einen Feind, der sich aller erlaubten und uner» laublen Listen bedient, erklärlich. Aber auch abgesehen von Irrtümern birgt der Seekrieg genau wie der Landkrieg für neutrale Personen und Güter, die in den Bereich der Kämpfe gelangen, unver - meidliche Gefahren In sich. Selbst in Fällen, in denen die Kampf - handlung sich lediglich in den Formen des Kreuzerkricges abgespielt hat, sind wiederholt neutrale Personen und Güter zu Schaden ge - kommen. Aich die Min enge fahr, der zahlreiche Schiffe zum Opfer gefallen sind, hat die deutsche Regierung wiederholt aufmerksam gemacht. Di- deutsche Regierung hat der Regierung der Vereinigten Staaten mehrsachVorschläge gemacht, die bestimmt waren, dte unvernteidlichcn Gefahren des Seekrieges für amerikanische Reisende und Güler auf ein Mindestmaß zurnckzuführen. Leider hat die Regierung der Vereinigten Staaten nicht ge- glaubt, auf diese Vorschläge eingehen zu sollen; anderenfalls würde sie dazu bcigctragcn haben, einen großen Teil der Unsälle zu verhindern, von denen inzwischen amerikanische Llaais- angchölige betroffen worden sind. Die deutsche Regierung hält auch heute noch an ihrem Angebot fest, Vereinbarungen in dieser Richtmig zu treffen. Entsprechend den wiederholt von ihr abgegebenen Erklärungen kann die deutsche stiegiernng auf den Gebrauch der Untersee - bootwaffe auch im Handelskrieg nicht verzichten. Wenn sie sich heute in der Anpassung der Vtcthoden deS Unterseebootkrieges an die Interessen der Neutralen zu einem weiteren Entgegenkommen entschließt, so sind sür si« Gründe bestimmend, die sich über die Bedeutung der vorliegenden Streitfrage erheben. Die deutscheRegierungmißt den hohenGeboien der Menschlichkeit keine geringere Bedeutung bei als die Regierung der Vereinigten Staaten. Sic wägt auch voll Rcchnnng der langen gemeinschaftlichen Arbeit der beiden Regierungen an einer von diesen Geboten geleiteten Ausgestaltung des Völkerrechts, deren Ziel stets die Beschränkung deS Land- und Seekrieges auf die bewaffnete Macht der Kriegsiihrenden und die tun - lichste Sicherung der Nichtkämpfenden gegen die Grausamkeiten deS Krieges gewesen ist. Für sich allein würden jedoch diese Gesichtspunkte, so bedeutsam sie sind, sür die deutsche Regierung bei dem gegenwättigen Stand der Dinge nicht den Ausschlag geben können. Denn gegenüber dem Appell der Regierung der Vereinigten Staaten an die geheiligten Grundsätze der Menschlichkeit und der Völkerrechts muß die deutsche Regierung erneut und mit allem Nach- druck feststellen, daß eS nicht die deutsche, sondern die britische Regierung gewesen ist, die diesen furcht- barenKrieg unter Mißachtung aller zwischen den Völkern vereinbarten Rechtsnormen auf Leben und Eigentum der Nichtkämpfer ausgedehnt hat, und zwar ohne jede Rücksicht auf die durch diese Art der Kriegführung schwer geschädigten Interessen und Rechte der Neutralen und Nicht- kämpfenden. In der bittersten Notwehr gegen die rechtswidrige Kriegführung Englands, im Kampf um daS Dasein deS deutschen Volkes hat die deutsche Kriegführung zu dem harten, aber wirk- fernen Mittel deS Unterseebootkrieges greifen müssen. Bei dieser Sachlage kann die deutsche Regierung nur erneut ihr Bedauern daniber aussprechen, daß die humanitären Gefühle der amerikanischen Re - gierung, die sich mit so großer Wärme den bedauerns - werten Opfern deS Unterseebootkrieges zuwenden, sich nicht mit der gleichen Wärme auch auf die vielen Millionen von Frauen und Kindern erstrecken, die nach der er - klärten Absicht der englischen Regierung in den Hunger getrieben werden und durch ihfre Hunger - qualen die siegreichen Armeen der Zentralmächte zu schimpflicher Kapitulation zwingen sollen. Die deutsche Regierung und mit ihr daS deutsche Volk hat für dieses ungleiche Empfinden um so weniger Verständnis, als sie zu wiederholten Malen sich ausdrücklich bereit erklärt hat, sich mit der Anwendung der Unterseebootwaffe streng an die vor dem Krieg an - erkannten völkerrechtlichen Normen zu halten, falls England sich dazu bereit findet, diese Normen gleichfalls seiner Kriegführung zu Grunde zu legen. Die verschiedenen Versuche der Regierung der Ver - einigten Staaten, die Großbritannische Regierung hierzu zu bestimmen, sind an der strikten Ablehnung der britischen Regierung gescheitert. England hat auch weiterhin VölkerrecytSbruch ge« häuft und in der Vergewaltigung der Neutralen jede Grenzeüberschritten. Seine letzte Maßnahme, die Er- klSrung deutscher Bunkerkohle als Bannware, verbunden mit den Ve- dingungen, zu denen allein englische Bunkerkohle an die Neutralen abgegeben wird, bedeutet nichts Anderes als den Versuch, die Tonnage der Neutralen durch unerhört- Erpressung unmittelbar in den Dienst deS englischen Wirtschaftskrieges zu zwingen. Das deutsche Volk weiß, daß eS in der Hand der Regierung der Vereinigten Staaten liegt, den Krieg im Sinne der Menschlichkeit und des Völkerrechts auf die Streitkräfte der kämpfenden Staaten zu be - schränken. Die amerikanische Regierung wäre dieses Erfolges sicher gewesen, wenn sie sich entschlossen hätte, ihr - unbestreitbaren Rechte aus die Freiheit der Meere England gegenüber nachdrücklich geltend zu machen. So aber steht das deutsche Volk unter demEindruck, daß die Regierung der Vereinigten Staaten von Deutschland in dessen Existenzkampf die Beschränkung im Gebrauch einer wirksamen Waffe verlangt, und daß sie die Aufrechterhaltung ihrer Beziehungen zu Deutschland von der Er - füllung dieser Forderung abhängig macht, während sie sich gegenüber den völkerrechtswidrigen Methoden seiner Feinde mit Protesten begnügt. Ruch ist dem deutschen Volke bekannt, in wie weitem Umfang unsere Feinde a»S den Vereinigten Staaten mit Kriegsmittcln aller Art versehen werden. Unter diesen Umständen wird es verstanden werden, daß di- An - rufung des Völkerrechts und der Gefühle der Menschlichkeit im deut - schen Volke nicht den vollen Widerhall finden kann, dessen ein solcher Appell hier unter anderen Verhältnissen stets sicher ist. Wenn die Deutsche Regierung sich trotzdem zu einem äußersten Zugeständis entschließt, so ist für sie entscheidend einmal die mehr als hundertjährige Freundschaft zwischen den beiden großen Völkern, sodann aber der Gedanke an das schwere Verhängnis, mit dem eine Ausdehnung und Verlängerung dieses grausamen und blutigen Krieges die gesamt- zivilisierte Menschheit bedroht. DaS Bewußtsein der Stärke hat eS der Deuffchen Regie - rung erlaubt, zweimal im Lause der letzten Monate ihre Bereitschaft zu einem Deutschlands Lebcnsintcreffen sichern - den Frieden offen und vor aller Well zu bekunden. Sie hat damit zum Ausdruck gebracht, daß es nicht an ihr liegt, wenn den Völkern Europas der Friede noch länger vorenthalten bleibt. Mit umso stärkerer Berechtigung darf die Deutsche Regierung aussprechen, daß eS vor der Menschheit und der Geschichte nicht zu verantworten wäre, nach 21-monatiger Kriegs- dauer die über den Unterseebootftieg entstandene Streitfrage ein'edenFrieden zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Volke ernstlich bedrohende Wendung nehmen zu lassen. Einer solchen Entwicklung will die Deutsche Regierung, soweit eS an ihr liegt, Vorbeugen. Eie will gleichzeitig ein letztes dazu bei - tragen, um — solange der Krieg noch dauert — die Beschränkung der Kriegführung auf die kämpfenden Streitkräfte zu ermöglichen, ein Ziel, das die Freiheit der Meere einschließt und in dem sich die Deutsche Regierung mit der Regierung der Vereinigten Staaten auch heute noch einig glaubt. Von diesem Gedanken geleitet, teilt die Deutsche Regierung der Regierung der Vereinigten Staaten mit, daß Weisung an die deutschen Seestreitkräfte ergangen ist, in Beobachtung der allgemeinen völkerrechtliche» Grundsätze über Auhaltung, Durchsuchung und Zerstörung von Handelsschiffen auch innerhalb deS SeekriegSgcbiets Kauffahrteischiffe nicht ohne Warnung «nd Rettung der Menschenleben zu versenken, eS sei denn, daß sic fliehen oder Widerstand leisten. In dem Daseinskampf, den Deutschland zu führen gezwungen Ist, kaun ihm jedoch von den Neutralen nicht zugemutet werden, sich mit Rücksicht auf ihre Interessen im Gebrauch einer wirksamen Waffe Be- schrSttkttngen aufzuerlegen, wenn seinen Gegnern gestattet bleibt, ihrerseits völkerrechtswidrig e Mittel nach Belieben zur Anwendung zu bringen. Ein solches Ver - lang« würbe mit dem Wesen der Neutralität unvereinbar sein. Die Teutsche Regierung ist überzeugt, daß der Regierung der Vereinigten Staaten eine derartige Zumutung fernliegt; dieS entnimmt sie aus der wiederholten Erklärung der Am-rikanifch-n Regierung, daß sie allen Kriegführenden gegenüber die verletzte Freiheit der Meere wieder herzu - stellen entschlossen sei. Die Deutsche Regierung geht demgemäß von der Erwartung aus, daß ihre neue Weisung an die Seestreitkräfte auch in den Augen der Regierung der Vereinigten Staaten jedes Hindernis für die Ver - wirklichung der in der Note vom 23. Juli 1915 angebotenen Zu - sammenarbeit zu der noch während des Krieges zu bewirkenden Wiederherstellung der Freiheit der Meere aus dem Wege räumt, und sie zweifelt nicht daran, daß die Regierung der Vereinigten Staaten nunmehr bei der Groß- britannischen Regierung die alsbaldige Beobachtung derjenigen völkerrechtlichen Normen mit allem Nach - druck verlangen und durchsetzen wird, die vor dem Kriege allgemein anerkannt waren und die insbesondere in den Noten der Amerikanischen Regierung an die Britische Regierung vom 28. Dezember 1914 und vom 5. November 1915 dargelegt sind. Sollten die Schritte der Regierung der bereinigten Staaten nicht zu dem gewollten Erfolg« führen, den Gesetzen der Menschlichkest bei allen kriegführenden Nationen Geltung zu verschaffen, so würde die Deutsche Regierung sich einer neuen Sachlage gegenübersehen, für die sie sich die volle Freiheit der Entschließungen vorbehalten muß. Der Unterzeichnete benutzt auch diesen Anlaß, um dem Herrn Botschafter die Versicherung seiner ausgezeichnetsten Hochachtung zu erneuern. (gez.) von Iagow. * * * Ein verschleiertes Ultimatum, wie Wilsons voraufgegan - gene Note, ist diese Erklärung der deutschen Regierung nicht. Es wird allerdings von einem „äußersten Zugeständ - nis" gesprochen, aber dieses ist derart, daß es befriedigen muß, wenn auf der anderen Seite der gute Wille zur Ver - ständigung vorhanden ist. Und es ist anderseits ein Zu - geständnis, das angenommen werden muß, wenn wirklich die Sorge um die Wahrung der Menschlichkeit und nicht andere Beweggründe den Präsidenten Wilson zu seiner Note getrieben haben. Von besonderer Wichtigkeit, und nicht nur nach außen hin, ist es, daß die deutsche Regierung darauf hinweist, wie sie schonzweimalimLaufederletztenMonateihre Friedensbereitschaft offen und vor aller Welt bekundet habe und daß es nicht an ihr liege, wenn den Völkern Europas der Friede noch länger vorenthalten bleibe. Darauf zu antworten, aber in einer anderen Form, als es Mr. Asquith tat, wäre die Aufgabe der leitenden Staats - männer der leitenden Koalition. Doch auch für den Präsidenten Wilson steckt in dieser Stelle der Note eine Mahnung. Ihm, als dem Vertreter der einzigen noch nicht in den Krieg verwickelten Großmacht, wäre es möglich, zur Abkürzung und baldigen Beendigung des furchtbaren Unheils wesentlich beizutragen. In der ersten Zeit des Ringens wurde viel davon gesprochen, daß Wilson di« Rolle des F r i e d e n s st i f t e r S erstrebe, und manches ist geschehen, worin gewiffermahcn die Anerkennung lag, daß er berufen sei, in den Streit Europas mäßigend und vermittelnd einzugreifeir; wir erinnern nur daran, daß von deutscher Seite die Beschwer - den Über den völkerrechtswidrigen Gebrauch von Dumdum- geschoffen an ihn gerichtet und um seine Hilfe zur Abstellung dieser Grausamkeit gebeten wurde. In der Folge zeigte sich aber immer deutlicher seine Voreingenommenheit, und als gar die Fabrikation von Kriegsmaterial für die Alliierten in den Vereinigten Staaten gewaltigen Umfang annahm, derart, daß eine Zeitlang überhaupt die Engländer und Franzosen, schließlich auch die Rufien den Kampf nur vermöge dieser „neu - tralen" Hilfe fortfetzen konnten, wurde das Urteil über Wilsons Politik anders. Die außerordentliche Duldsamkeit, die er gegenüber allen englischen Uebergriffen bewies, und die ebenso auffallende Schärfe, mit der er sich gegen die deutsche SeekriegSführung wendete, zeigten seine Stellung mit hin - reichender Klarheit. Da der Präsident der Vereinigten Staaten nach einer über 100 Jahre alten und für ganz andere als die heutigen Vechält- nifie berechneten Verfasiung in der auswärtigen Politik eine Macht hat, die weit über die hinauSgcht, die ein europäischer Monarch ausüben kann, mußte tatsächlich damit gerechnet wer - den, daß die amerikanische Regierung eines Tages den Rest von Scheinneutralität aufgeben werde, den sie solange bewahrt hatte, und das „Ultimatum" vom 20. April klang bedrohlich genug. Wenn es nach dem Willm einzelner Heißsporne bei une, die Leiber in verbreiteten Zeitungen das Wort führen können, ge - gangen wäre, hätte eine deutsche Antwort gleicher Tonart zum Bruch führen müssen. Die Regierung hat verftändigerweife den Weg eingefchlagen, der die Beilegung des Streites ermv^icht, wenn auf der andern Seite nicht das Gegenteil gewünscht wird. Präsident Wilson ist aber nicht nur vor die Frage gestellt, ob er einen ameri kani sch-deuts chen Konflikt geflissentlich herbei - führen will, sondern darüber hinaus ist er auf die Möglichkeit verwiesen, durch gleichmäßige Behandlung beider europäi - scher Parteien den Friedensschluß zu beschleunigen. Wenn er die in der deutschen Note auSgesprochme Erwartung er- füHt und für die Aufhebung der Hungerblockade mit dem nötigen Ernst eintritt, wird das Haupthindernis des Friedens, die englische Hoffnung, Deutschland auf diese Weise zur Ueber- gäbe auf Gnade oder Ungnade zu zwingen, fallen. An demselben Tag, da London den Verzicht auf die VermchtungSpläne aus - spricht, wird auch in Paris und London das deutsche Friedens - angebot keine Mlehnung mehr finden. Wer sogar ein rein passives Verhalten der amerikanischen Regierung wäre dem Frieden günstig. Denn bei der schon bet Beginn deS Krieges zutage getretenen militärischen Unterlegen - heit der Koalition ließ sich der Kriegseifer nur aufrechteichalten durch Ausdehnung des Krieges. Als Japan sich nach der Ein - nahme von Tsingtau „zur Ruhe fetzte" und Truppen für den europäischen Kriegsschauplatz verweigerte, wurde Italien ge - kauft. Dam sollten Rumänien und Griechenland herangezogen werden, ließen sich aber nicht gewinnen. Immerhin wirkte der Hinweis auf das baldige Erscheinen neuer Helfer so, daß in Frankreich wie in England die Friedensstimmung nicht zum Durchbruch kam. Der letzte Trumpf, den das Londoner Kabinett hat, ist Amerika. Eine unzweifelhaft neutral« Haltung der Bereinigten Staaten fördert die grtebetti« Möglichkeit. Dessen sollte sich die amerikanisch« Regierung, dessen sollte sich aber auch daS amerikanische Volk bewußt werden, daS doch nicht nur aus Kriegsprofitlern besteht. Die deutsche Antwortnote zeigt den bisherigen Stand der Dinge. Hoffentlich bewirkt sie, daß an die Stelle der sschvasen die nüch - terne ErwSgimg tritt, daß der Menschlichkeit am besten gedient wird durch eigene friedliche Haltung. Deiilfihkk SmrsbeW. Amtlich. WTB. G r o ß es H a up tq uart 1er, 5. Mal. Westlicher Kriegsschauplatz. Auch gestern war die GcfcchtStätigkcit an der c n g l i - scheu Front zwischen ArmcntiörcS und A r r a S lebhaft. Bei Givenchtz-cn-Gohelle entwickelten sich Handgrauateukäntpfe nm einen Sprengtrichter, in den der Feind vorübergehend hatte Vordringen können. Südlich dcrSomme sind nachts deutsche Erkuudungs- abtciluugcu in die seindliche Stellung cingcbrochcn, haben eine» Gegenstoss abgcwiescn und einen Offizier, 45 Manu gefangengcnommcn. Links der Maas drangen unsere Truppe» in vor - springende französische Verteidigungsanlagen westlich von A v o c o u r t ein. Ter Feind hatte sie unter dem Eindruck unseres Feuers aufgegebcu; sic wurden zerstört und plan - mässig wieder geräumt. Südöstlich vou H wn eo u rt wurden mehrere französische Gräben genommen und Gefangene cingebracht. Gin gegen den WcftauSläufcr der Höhe „Toter Manu" wiederholter feindlicher Angriff brach völlig zusammen. Rechts der Maaö kam eS besonders nachts zu starker Artillerictättgkeit. * Ein englischer Doppeldecker mit französischen Abzeichen fiel an der Küste nahe der holländischen Grenz- unversehrt in unsere Haud; die Jnsaffen retteten sich ans neutrales Gebiet. — Ein deutsches Geschwader warf auf die Bahnanlagen int No blettc- und Auvc-Tal (Champagne), sowie auf den Flughafen SuippcS ans- giebig und erfolgreich Bomben ab. * Der Luftkrieg hat im Lause deS April, bcsoudcrS in der zwettcn Hälfte des MonatS, ans der Westfront einen grossen Umfang und wachsende Erbitterung angenommen. Au Stelle deö EinzclgefcchtS ttat mehr und mehr der Kampf in Gruppen nnd Geschwadern, der zum größte» Tell je«. seitS unserer Linie auSgefochteu wird. Im Verlauf dieser Kämpfe sind im Monat April auf der Westfrout SS feindliche Flngzeuge durch unser« Kampfflieger ab- geschoffen, davon nenn dieSseftS der Frontliui« tu nnsrren Besitz gefallen. Außerdem erlagen 10 Flugzeuge dem Feuer unserer Abwehrkauone». Unsere eigenen Verlnste belanfeu sich demgegenflbe» auf zusammen SS Flugzeuge; von diese« ginge« 14 im Lnskkampfe, vier durch Nichttückkrhr, vier durch Abschuss do« der Erde ans verloren. Otstlicher und Dalkan-Kritgeschau-latz. ES hat sich nichts von besonderer Bedeuttmg ereignet. Oberst« Heeresleitung. SMeiM'MWlMel MzSMl. WTB. Wien, 6. Mal. Amtlich. Russischer Kriegsschauplatz. Unsere Flieger belegten vorgestern den Bahuknotenpunkt Zdolbnnowo südlich von Rowno mit Bomben. Im Bahnhofsgebäude, in den LLerkstättc«, im rollenden Material nnd ans den Schienenanlage« wurdea Treffer beobachtet. Mehrere Gebände geriete« i« Brand. Gestern wieder überall erhöhte Geschütztittigkrit. Viel - fach auch Vorfeldgeplänkel. Italienischer «riessschauplatz. I« R o m b o « vertriebe« mrsere Truppe« nach kräftiger Artillerievorbereitung deu Feind an» mehreren Stellnngeu, «ahmen hundert Alpini, darunter drei Offiziere, gefangen nnd eroberte» zwei Maschinengewehre. Im Marmolata-Grbiet wurde uachtS eiue schwächere feindliche Abteilung am Osthaug deS Safio Undist zersprengt. Sonst nur mässige Artillerietätigkeit. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Nicht» Neue». Der Stellvertteier der Ehefr des Generalstabes : v. Höfer, Feldmarschalleutnant. B Ereignisse zur See. Am 4. Mai vormittags habe« unsere Secflugzcnge Valon a, am Nachmittag Brindisi bombardiert. In Valona wurden Batterien, Hafenanlagen nnd Flugzeug- stationen mehrfach wirkungsvoll getroffen, in Brindist mehrere