Nr. 19 L Mittwoch, den 16. August 1916. r 30. Jahrgang. Hamburger A bo. „ _ Da« .Hambura-r «ch°« «scheint täglich, außer Montags. Bezugspreis: durch die Post ohne Bringegeld monatlich a 1.50, vierteljährlich A 4.50, durch die Austräger wöchentlich 35 A frei tn8 Saus. Einzelnummer in der Erpedition und den Filialen « 4. « bet den Straßenhändlern 10 4, SonntagSnummer mit .Neue Welt« 10*. Kreuzbandsendungen monatlich a 2,70, für das Ausland monatlich A 4,—. «n,eigen die achtgespaltene Petitzeile ober deren Raum 46 *. Arbeitsmarkt, Bermietunas- und flamilienanzeigen 25*. Anzeigen-Annahme Fehlondstr. 11, Erdgeschoß (bis 5 Uhr nachmittags), m den Filialen (bi? 4 Uhr), sowie in allen Annoneen-BureauS. Platz- und Datenvorschristen ohneBerbindlichkeÜ. Reklamen im redaktionellen Zeil werden weder gratis noch gegen Entgelt ausgenommen. Buchhandlung: Erdgeschoß. Buchdruckeres-Kontor: L Stock, Fehlandstr. 11. a, > m b« Fran; Würzbcrg«, Annenstr. 17. «imSbüttel. Lang-nfewe bei Carl Dreyer, Fruchiall«42. Hoheluft, «hpendorf, «ros;-B-rftel und Winterhude bei En, st Großkopf, Meldorserstr. S. «ormberk, Uhlenhorst be. Theodor Pctereit^emrich 'M 145." hIIIUIiIL Ä ® irr ' P°pp-nhu,-nstr. 13. Hohenfelde, Borgfelde, Homm, Horn, Lchiffbeck und Billwärder be, Sari Ortel, Baustr. 26. Hammerbrook bis Ausschläger Billdeich bei Rud. Fuhrmann, Lüderkaistr. 18. RotenburgSort und Veddel bei Fr. Hübener " * Billh^Rührendamm 213», Hchpt. Wilhelmsburg bei H. Oellench, Fährstr. 59, L Silbe», WandSbeck, Htnschenfelde und Vft-Barmbeck bei Fran; Krüger, «urze Reihe 34. «ltona bei Friedr, kudwig, Bürgerstr. 22. Lttensen, Vahrenfeld bei Fran, Rose Friedensallee 46* Redaktion: Kamburg 36 Expedition: Fehlandstraß« 1L L Stock. - " Fehlandstraße 1L Erdgeschoß. Berantwortlicher Redakteur: Karl PeterSso« in Hamburg. Das Enöe eil Hauptvorstand der norwegischen Arbeiterpartei Hai, wie aus Christiania gemeldet wird, auf Ersuchen des Vereins der in Norwegen befindlichen russischen politischen Flüchtlinge sich mit einem Schreiben an die e n g l i s ch e n S 0 z i a l i st en gewendet, in dem diese aus - gefordert werven, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln darauf hinzuwirken, daß EnglandvonderVergewal- tigung der politischen Flüchtlinge ab sehe und auch weiterhin eine Freistatt politischer Flüchtlinge verbleibe. Daß von Norwegen aus bie Mahnung an die englischen Sozialisten ergeht, hat seine guten Gründe. In den nor - wegischen Häsen kann man nämlich die Schiffe beobachten, die vollgepackt mit russischen Proletariern, fast ausschließlich rus - sischen oder russisch-polnischen Juden, von England nord - wärts gehen, um ihre lebende Fracht in Archangelsk oder sonst - wo an der eisigen Küste Nordrußlands zu landen. Es handelt sich um viele Tausende, die auf dem Seeweg zwangs - weise nach Rußland transportiert werden, und nach den Mit - teilungen norwegischer Blätter wecken die Fahrzeuge mit den zusammengcpferchten Menschenmassen die Erinnerung an die Sklavenschiffe früherer Zeiten. Und in Wirklichkeit bandelt es sich auch um Sklaven, die der Willkür eines Herrn und seiner Knutenführer überantwortet werden. Nach englischer Darstellung ist allerdings die Sache ganz einfach und natürlich. Die Untertanen des Zaren, die die ycHiint verlassen haben, um sich der Wehrpflicht zu entziehen, werden ans Großbritamucn „ausgewiesen" und dorthin ge - bracht, woher sie einst kamen. Denn, so wird argumentiert, in England besteht fetzt, ganz wie in den kontinentalen Ländern, die allgemeine Wehrpflicht, und es geht nicht an, daß die An - gehörigen eines verbünoercii Staates, die sich zufällig in Eng - land anshaltcn, ein Vorrecht vor den Engländern, nämlich er ftbcficiuiiß, genießen. Auf den ersten Blick erscheint diese D arstcllung stichhaltig. Man kann es verstehen, daß ein mit einem anderen zwecks gemeinsamer Kriegführung verbündeter Slaat diesem die Heerespflichtigen zuweist, die sich in seinem Bereich aufhalten, und es läßt sich auch begreifen, daß, wenn die eigenen Staatsangehörigen zum Militärdienst aufgeboten werden- dm Angehörigen des verbündeten Landes keine für sie vorteilhafte Ausnahmestellung gewährt wird. Das ist ja un - gefähr auch das Verhältnis, wie es zwischen Deutschland und In Wirklichkeit liegen aber die Dinge bei der Auslieferung ’ s ' 'd ansässiger Russen an den (saren ganz anders. Es bandellMi nämlich bei vielen der in Betracht kommenden Ver - form gar nicht oder wenigstens nicht in der Hauptsache um die Entziehung ron der Wehrpflicht, sondern politische • l Ü (h t 1 i n g e werden ausgeliefert, politische Flüchtlinge, deren tu der Heimat ein schlimmes Schicksal wartet. Es sind l erne. Die beim Einsetzen der Konterrevolution vor einem Jahr-ebnt aus dem Zarenreich flohen, um Sibirien, der Ka- toiga oder dem Galgen zu entgehen. Die übergroße Zahl der nach England geflüchteten Juden aber hat die Heimat ver- lassen, um sich in Sicherheit zu bringen vor den Pogroms der Kosaken und der Schwarzen Hundert. Auch sie sind im wei- tcren 5inne politische Flüchtlinge, die den unerträglichen Zu - ständen Rußlands entgehen wollten und in England eine Frei- ftatt gesunden zu haben glaubten. Die Auslieferung der einen n ie der anderen an die Zarenregierung bedeutet für sie die Auslieferung an den Verfolger. Für England aber bedeutet der Akt das Aufgeben der Eradition vom freien britischen Boden, eine Tradition, die allerdings schon früher stark durchlöchert war, die aber immer; bin, weil sie eben Tradition war, das Jnselreich mit einem schimmernden Nimbus umgab und nicht wenig zu der Anglo- mante beigetragen hat, die heute noch manche Köpfe beherrscht. Aus der Zeit der bürgerlichen Sturm- und Drangperiode, aus den dreißiger und vierziger Jahren des vergangenen Jahrhun- deits, als die deutschen, französischen, italienischen und un - garischen Flüchilinge in England Aufnahme fanden, aus der .-seit, als noch die Auslieferung der im Verdacht der Beteili - gung an Attentaten stehenden Personen abgelehnt wurde, stantmt die Legende vom unbedingt sicheren britischen Asyl. Nicht ganz sicher war es schon für die proletarischen Flücht- nnge, jedenfalls war in den letzten Jahrzehnten die Zulassung uark erschwert, nachdem Einwanderungsgesetze der Polizei in Den Hafenstädten weitgehende Vollmachten erteilt hatten und diese „mißliebige Elemente" sernzuhalten verstand. Doch in der öffentlichen Nleinung Englands wie des Festlandes erhielt sich der (ülaube, daß die britischen Inseln eine Freistatt für die Verfolgten und Unterdrückten seien. Damit wird es nun zu iS'nbc fein, wenn die Geschichte von der Massenauslieferung der russischen Flüchtlinge erst bekannt ist. Merkwürdigerweise — oder eigentlich gar nicht merkwürdigerweise, wenn man die anglomane Verbohrtheit nicht nur der „neutralen" demo - kratischen Presse kennt —, ist nämlich bisher das Verfahren Englands kaum beachtet worden und im britischen Reich selbst Hattie Sache wenig Aufsehen gemacht, so wenig, daß unseres Wissens weder im Parlament noch in der Presse Sozialisten Verwahrung eingelegt haben. In der im Haag erscheinenden „Jüdischen Arbeiter-Korre - spondenz" werden die Parlamentsverhandlungen, die den Massentransporten vorausgingen, wie folgt geschildert: „Nach der Rede des Ministers des Innern, Samuel, in welcher er die Alternative — Eintritt in die englische Armee oder zurück nach Rußlqnd — noch als seinen per - sönlichen Vorschlag bezeichnete, hat sich das Unter - baus und auch das Oberhaus wiederholt mit dieser fyrage beschäftigt. Die Vertreter der Regierung haben dabei den Standpunkt Samuels schon als den der Regierung be - zeichnet. In beiden Häusern haben die russischen Juden christliche Fürsprecher gesunden. Im Unterhaus protestierte King gegen die antisemitische Judenhetze und sprach sich gegen die Ausweisung nach Rußland aus. Die russischen Juden sollen sich der englischen Armee anschließen und sofort naturalisiert werden. Für diejenigen, die die englische Sprache nicht verstehen, verlangte King die Gründung einer jüdischen Legion. Herbert Samuel erklärte, die Frage der Depor - tierung nach Rußland werde jedenfalls erst erhoben werden, wenn ein dienstpflichtiger russischer Jude trotz der Abweisung seines Befreiungsgesuches durch eines der zu gründenden Tribunale sich weigern sollte, in die englische Armee einzu- er Tradition. treten. Für politische Flüchtlinge werden auch dann noch Aus - nahmen möglich sein. Der Minister lehnte es jedoch ab, alle russischen Juden als politische Flüchtlinge zu betrachten. Hin - sichtlich der Naturalisierung stehe die Regierung auf dem Standpunkt, daß diese erst einige Monate nach dem Eintreten in die Armee zu erfolgen habe. Den Gedanken einer jüdischen Legion lehne die Regierung ab. Im Oberhaus richtete Lord Sheffield einige Anfragen an die Regierung, zu deren Begründung er eine längere Rede hielt. Er forderte, daß England auch fernerhin das Asylrecht für die aus Rußland und Polen vor Verfolgung und Unterdrückung entflohenen Juden wahre. Die Heranziehung der russischen Juden zum Militärdienst müsse in einer entsprechenden Form geschehen. Man müsse ihnen die Möglichkeit geben, ebenso wie bis zum Zwangsdienst den Engländern, freiwillig in die Armee ein - zutreten. Er sei überzeugt, daß ein freundlicher Appell an die russischen Juden Erfolg haben werde. Es müsse aber den - jenigen, die sich weigern, sich der englischen Armee anzu - schließen, gestattet sein, ins neutrale Ausland zu gehen. Schließlich protestierte Lord Sheffield gegen die Terrorisierung der russischen Juden durch die Polizei, die ihnen schon jetzt mit der Ausweisung nach Rußland drohe. Auch der durch seinen Friedensappell bekannte Lord Lore- burn verlangte für die russischen Juden das Recht des Ab - zuges nach einem neutralen Lande. Grohes Aufsehen erregte im Hause und in der Öffentlichkeit fein energischer Ausspruch: „W ennicheinJudewäre ober auch nur einen Tropfen jüdischen Blutes in mir hätte, ließe ich mir lieber die Hand abschneiden, als das zu tun, was Mr. Samuel getan hat, nämlich diesen Leuten zu sagen: wenn ihr nicht in der eng - lischen Armee dienen wollt, werden wir euch nach Rußland zurückschicken." Gegen die Ausweisung nach Rußland sprach auch Lord Russell. Die Mitglieder der Regierung, Lord Sandhur st und Marquis 0 f Lansdowne, waren in sichtlicher Verlegenheit, ob dieser bewegten Juden - debatte im House of Lords. Sandhurst erklärte, die Re - gierung könne einem freien Abzug russischer Juden ins neu - trale Ausland nicht zustimmen. Sie werden vor besonderen Gerichten ihre eventuellen Befreiungsgesuche begründen können. Seine sonstigen Erklärungen deckten sich mit denen von Mr. Samuel. Horü ^auspowne erklärte ofjt»■ t herzig, über Die ganze Sache nicht informiert zu sein. Er werde aber der Regierung mitteilen, wie sehr sich die edlen Lords die Sache zu Herzen nehmen und Instruktionen ver - langen." Inzwischen hat die Regierung bereits getan, was sie zu tun vorhatte, und die Juden schiffsladungsweise nach Rußland verfrachtet, ohne auf die Mahnungen der „edlen Lords", die offenbar auf die Tradition noch Wert legen, Rücksicht zu nehmen. Zum Verständnis der Ausführungen Loreburns sei bemerkt, daß der Minister Herbert Samuel selbst Jude ist, daß ihn also die Worte des christlichen Lords wie Peitschenhiebe treffen mußten. Allgemein wichtig für die Beurteilung der englischen Maß - regel ist, daß die von den Lords vorgeschlagene Milderung, nämlich den vor die Wahl zwischen englischem Militärdienst und Auslieferung, oder, wie Minister Samuel richtig sagte: Deportation Gestellten noch den Weg der Abreise nach einem neutralen Land zu lassen, von der Regierung weder zugestanden noch in der Praxis zugelassen wurde. In Einzelsällen, über die berichtet wird, ist den Juden die Abreise nach Amerika ein - fach unmöglich gemacht worden. Dabei muß man sich vor Augen halten, daß alle diese Ju - den England nur ausgesucht haben, weil es ihnen als eine Frei - statt galt, die ihnen immer Schutz bieten würde gegen die Schergen des Zaren. Nun dürfen sie sich nicht nach einem anderen, wirklich schützenden Land begeben, sondern sie werden zwangsweise verschifft und ausgeliefert. Für die meisten von ihnen wird es sich gar nicht um die Einstellung in das russische Heer handeln, sondern um die Verschickung nach Sibirien, wenn nicht um ein noch schlimmeres Los. Nachdem sich die norwegische Arbeiterpartei der Sache an - genommen und an die britischen Sozialisten appelliert hat, sind wir gespannt, was erfolgt Hoffentlich wird nicht neben der Tradition vom sicheren englischen Asyl noch eine andere Tradition zerstört. Auch die Stellungnahme der Sozia - listen in den neutralen Ländern erscheint uns sehr wichtig. Nachdem zwei Jahre hindurch die deutsche Sozialdemokratie, weil sie die Verteidigung des Vaterlandes als ihre Pflicht an - sah, das Ziel so vieler und so maßloser Angriffe gewesen ist, sollten sich die Blicke einmal auf das gelobte Land der Demo - kratie richten, das dem russischen Zaren Tausende und Tausende von armen Flüchtlingen auslieferte, die in England Sicherheit gesucht hatten im Vertrauen auf eine internationale Tradition. Seifige fifimgfe im Sommegeliiei. M luMen Angriffe an «er Wmk Mutig ««Mieten. Amtlich. Großes Hauptyuartier, 15. August 1916. Westlicher Kriegsschauplatz. Bom gestrigen Mittag ab erneuerte» die Engländer ihre Angriffe auf der Linie OvillerS —Bazentin - le- Petit und setzten sic mit großer Hartnäckigkeit bis tief in die Nacht hinein fort. Sie haben am Wege Thiepval ■ PoziörcS in demselben Teil unseres vorderste» Grabens Fuß gefaßt, auS dem sic gestern morgen wieder geworfen waren; im übrigen sind ihre vielen, sich in kurzen Zeitabschnitten folgenden Anstürme vollkommen und sehr blutig vor unseren Stellungen zusammen» gebrochen. Die Franzosen wiedcrhqlten zweimal ihre vergeblichen Austrcngungcn zwischen M a u r c p a S u n d H c m. Zwischen dem Ancre-Bach und der Somurc und über diese Abschnitte hinaus ist der Artilleriekampf auch jetzt noch nicht verstummt. Au der übrige« Front — abgesehen von lebhafterer Gesechtstätigkeit südöstlich von ArmentiSres, au einzelne» Stelle» des Artois nud rechts der Maas — keine besonderen Ereiguiffe. Oestlicher Kriegsschauplatz. front des Generaiseldmarlchalis non Hindenbnrg. Alle russischen Angriffe gegen den Luh- nnd Graberka- Abschnitt südlich von Brody sind gescheitert. front des Generals der Lavallerie krzherrag Carl. Tic Armee des Generals Grafen von Bothmer hat starke, zum Teil oft wiederholte Angriffe im Abschnitt Zborow-Koniuchy, an den von Brzezany und Potutory nach Kozowa sührendcn Straßen westlich von Mouasterzyska mit schwernen Verlusten für die Russen restlos abgeschlagen. Balkan-KriegSschauplatz. Südlich des Doiran-See griff etwa ein feindliches Bataillon die bulgarische» Vorposten an. Es wurde ab» gewiesen. Oberste Heeresleitung. 74 feindliche Hanöelsfchiffe im ^uli versenkt. Amtlich. WTB. Berlin, 15. August. Im Monat Juli sind 74 feindliche Handelsschiffe mit rund 103 000 Vrutto-Rcgisterionucn durch Unterseeboote der Mittelmächte versenkt oder durch Minen verlorcn- gegangen. Der Chef des Admiralstabes der Marine. Erfolgreicher Luftangriff auf die feind# Uchen Ilugftationen Gesels. Amtlich. WTB. Berlin, 15. August Am 13. August griffe» abermals mehrere unserer Marinesiugzeuggefchwader die feindlichen Flugstationeu Pappenholm und Lebara auf Cefel a». Es wurde gute Wirkung erzielt. Trotz heftiger Beschießung durch Abwehrbattericu und durch feindliche Secstreitkräfte sind sämtliche Flugzeuge wohlbehalten »ach ihren Stützpunkteu zurückgekehrt. LeilemMW-WsMel SeereMW. Amtlich. WTB. Wien, 15. August Russischer Kriegsschauplatz. Heeresftont des Generals der Lavallerie Crrhenog Carl. Westlich von Moldawa in der Bukowina und im Gebiet des Berges Tommatik machten unsere Angriffe weitere Fortschritte. Bei Erstürmung einiger zäh verteidigter Stelluugeu wurden dem Feinde 600 Gefangene und 5 Maschinengewehre abgcuommcn. Die südlich von T a t a r 0 w kämpfenden Bataillon bezogen bei Worochta» durch überlegene russische Kräfte augegriffen, wieder ihre Stellungen aus dem Tartaren-Paß. Bei S t a n i s l a u und südlich von Jczupol wies die Armee dcS Generalobersten von Köveß vereinzelte Vorstöße zurück. Bei Horozanka, westlich von Mouasterzyska, rannte der Fciud den ganzen Tag über gegen unsere Front an. Er unternahm stellenweise sechs und mehr Masse n- angriffenacheinander, wurde aber überall uuter den schwerste» Verlusten abgeschlagen. Süd - westlich von Kozowa vereitelten östcrrcichisch-nngarischc Truppen einen russischen Vorstoß durch Gegenangriff. Auch bei und südlich von Z b 0 r 0 w blieben alle mit größten Opfern bezahlten Anstrengungen dcS Feindes, in unsere Linie Bresche zu schlagen, völlig ergebnislos. tzeeressroilt des Seneralfeldmarlchalis n. Hindenburg. Bei der Armee des Generalobersten von Böhm-Ermolli ließ der Gegner nach seiner südwestlich von Podkanien erlittenen, überaus verlustreichen Niederlage von weiteren Augrisien ab. Anch in Wolhynien keine besonderen Ereigniffe. Italienischer Kriegsschauplatz. Die Italiener setzten ihre Angriffe sowohl ans der Front Solcam—Merna gegen die Höhen östlich von Görz, als auch im Abschnitt südlich der Wipvach biS Lokvica un - aufhörlich mit großen Massen fort, während sie die anschließende» Räume unter starkem Artilleriefcuer hielten. Unsere Truppe» schlugen alle Stürme blutig ab nnd bliebe» — vielfach »ach erbittertem Handgemenge — an der ganzen Front im Besitze ihrer Stellungen. Dem ost- galizischen und dalmatinischen Landwehr-Jnfanterie-Regimcnt sowie dem bewährten Honved-Jnfantcric-Rcgiment Nr. 3 gebührt ein hervorragender Anteil ant Erfolge dcS gestrigen 1 Tages. Auch bei Plava und Zagora, bann auf der Dolo- ' mitcn-Front, aus der Eorda-dol-Ancona wurden feindliche Vorstöße abgcwiescn. Eüdöstlicher Kriegsschauplatz. Unverändert. Der Stellvertreter des Chess der Generalstabes, v. H ö f e r, Feldmarschalleutnant. ♦ Ereigniffe zur See: Ein Geschwader von Sceflugzcugcn hat in der Nacht vom 14. auf den 15. August eine feindliche Batterie an der Jsonzo - Mftindung, militärische Anlagen von Ronchi, Vcr- mcgliano und Selz sehr erfolgreich mit Bombe» belegt, Voll - treffer erzielt und Brände erzeugt. Alle Flugzeuge fiud ttoy heftigster Beschießung unversehrt eiugerückt. Eine Heneraloffensive der Lüge. Amtlich. Berlin, 14. August. Ter Lyoner Funk - ruch vom 10. August 1916, 10 Uhr vormittags, dringt folgende ieldung: ..Sic Teutschen treiben die Belgier aus! Nach einem aus Ecluß nach Paris-Süd ocrichleten Telegramm baden die Deut- schen die belgischen Frauen, die die ihnen vom Hilfskomitee zu- getviesene Unterstützung in Empfang zu nehmen kamen, davon in Kenntnis gesetzt, daß sie sich darauf vorbereiten sollen, Bel - gien zu verlassen. Dieser Beschluß steht für den Augenblick nur die Familienmütter vor, die mit ihren Kindern im niederen Alter weggeführt werden sollen. Die Maßnahme erstreckt sich auf bk beiden flandrischen Provinzen, aber es erscheint sicher, daß ein Erlaß de? General-Gouverneurs in ganz kurzer Zeit das ganze seiner Gerechtsame unterstellte Gebiet umfassen wird. Gewisse Frauen, deren Ehemänner abwesend sind, har man in Gent zurückgehalten in der Erwartung, daß sie nach, der Grenze abgeschoben werden. Die Frauen, die in Familien leben, sind ersucht ^Dorten, sich bereit zu halten, den ihnen gegebenen Be - fehlen Folge leisten zu können. In keinem Falle wird es den Männern gestattet, ihre Heimatstadt zu verlassen. Tie durch diese unmenschlichen Maßnahmen verursachte Erregung ist so» wobl in Holland als auch in Belgien außerordentlich. Wenn man einer aus Gent über Amsterdam kommenden Meldung glauben sann, hat die deutsche Militärbehörde damit begonnen, die Frauen und Kinder nach Holland und der Schweiz abzu» schieben. Diese Maßnahmen sind die Entwicklung und Verschar - rung derjenigen, die man bereits in Nord-Frankreich ergriffen bat. Sie entsprechen keineswegs, wie es die Teutschen behaup - ten, einzig und allein der wirtschaftlichen Notwendigkeit, sie stimmen mit dem alldeutschen Stiftern überein, dem KlauS Wag - ner feit 1906 folgende Formel gegeben bat: „Die Gegner, die unterliegen und uns den Weg versperren, werden wir ver - drängen." Tiefe Meldung ist von der gesamten Presse des feindlichen Auslandes in der Absicht aufgegriffen worden, einen neuen Ent- rüstungssturm gegen deutsche Unmenschlichkeit zu entfesseln. Auch im neutralen Auslande hat sie infolgedessen weite Verbreitung gesunden. Nach den bei sämtlichen zuständigen Stellen in Bel - gien eingczvgenen Erkuitdigungen ist an dieser ganzen Ge - schichte kein wahres Wort; sie ist von Anfang bis zu Ende erfunden und erlogen. Maßnabmen, wie sie der Lyoner Funkspruch meldet, find weder erfolgt, noch beabsichtigt. Es liegt alfo wieder ein Musterbeispiel dafür vor, mit welcher Schamlosigkeit unsere Feinde jetzt, nachdem die Generaloffensive der Waffen bisher zu keinem Erfolge geiubrt hat, eine Generaloffen- sive der Lüge, Verleumdung und Verhetzung gegen Deutschland in szene sitzen, um die erlahmende Kriegsstimmung in ihren Völ - kern von neuem zu entfachen und die öffentliche Meiunug des neu - tralen Auslandes zu vergiften. Die Loge an der Westfront. Zm „Bund" vom 10. August schreibt Stegemann: Die allgemeine Entwicklung der Kriegslage ist in den letzten Tagen so anzusehen, als ob sich allmählich Veränderungen von Bedeutung zu vollziehen begännen. Im Westen wird das strategische Bild jetzt mehr von den Kämpfen bei Verdun alS von der mgliich-sranzösischen Lsseuiive zwilchen Ancre und Somme beherrscht. Nicht die Bedeutung des WerleS Thiaumont und des Dorfes Fleurv, das die Franzosen am 5. August znrückgewonnen haben, um beide Positionen, abgesehen von einigen Häusern des Torfes, am 8. August abermals zu verlieren, sichert den Kämpfen an der Maas die Ausuierljanikeit, sondern die Tatsache, daß die Franzosen dort überhaupt wilder aus der paisiven Verteidigung hervorgelreten und mit starken Verbändin zu glücklichen Gegensiößen geschritten sind, eie baden dadurch, wie bereits herborgehoben, ihre unverwüstliche Kampf - kraft aus? neue bewiesen und die Entwicklung vor Verdun nm einige Pstöcke zurückgesteckt, aber auch zu erkennen gegeben, daß Verdun ohne diese Ausfalltatigkeit auf das äußerste bedroht wäre. In Stümpfen von größter Heftigkeit werden von beiden Seiten auf dem GlaciS von Verdun wieder schwere Opfer gebracht, die die Operationen v^o n SB e r b u n in den SB_o rdergrund treten und die Operationen an der «outme noch mehr im Lichte einer Entlastung - offensive erscheinen lassen. An der Somme haben die Franzosen sich daraus beschränken müssen, den Engländern bei ihren Bemühungen, die Linie Gnillemont —Martinpuich zu erstreiten, a!8 Schulterstütze und Flankenschutz zu dienen, da sie im Sommebogen festgeheftet sind. Tie Fortschritte HaigS sind in der Richtung Gnillemont ganz unbeträchtlich und werden offenbar durch das schwere konzentrische Feuer der deutschen Artillerie in blutgetränkten Graben- und W a t b ft e 11 un ge n niedergehalten. Haig legt daher den Nachdruck auf Entwicklung über Poziöres hinaus. Tie Ler- mutung, daß die Engländer sich um jeden Preis konzentrisch von Thiepval und PoziöreS ans gegen die deutschen Höhenstellnngen vorw'ärts der Linie Grandecourt — Eourcelette zu entwickeln trachten werden, hat sich also bestätigt. Ji, dem nach Süden geöffneten Ancrebogen zwischen Thiepval und Ligny sitzt der deutsche Widerstaiidsknoten, der noch auszulöj.n bleibt, ehe Haig über - haupt die Linie Grandecourt—Eoiireelette -Martinpuich zu erreichen vermag, die er bei Gelingen deS großen Hanptstobes schon am 4. Juli hätte erreichen muffen. Die Sage der Teutschen ist in diesem Abschnitt nicht unanfechtbar, weil Haig jetzt die Linie Grandeeourt—Eourcelette von Thiepval und PozioreS konzentrisch anfaitcn kann und auch vom rechten Anere-Ufer ans zu wirken vermag, wo seine Artillerie zwischen Albert und Beaumont im zerllü steten Hügelland versteckte Stellungen falbes. Ter Angriff ist indes bis heule noch nicht recht vorwärts gekommen. Tie geuteloete Beschießung von Miraumonl ist als Beschießung deS Brückenkopfes von Liliranmont aufzufafsen, wo die Teutschen ihre Verstärkungen über die Anere bringen dürften. Angriffe und Gegenangriffe wechseln zwischen Anere nnd Somme und heften die Schlacht an den Boden, so daß seit dem 8. August wesentliche Veränderungen nicht eingetreten sind. Aut 5. und 6. August erstritten die Engländer eine Grabenlinie nördlich PozwreS, die sie als die zweite deutsche Linie bezeichnen, ein Ausdruck, der hur in bezug auf die örtlichen Verhältnisse Geltung hat, nicht aber s 0 gedeutet werden darf, als wäre die große zweite deutsche Linie verloren gegangen. Diese haben wir schon am 4. Juli mit den Punkten Grandeeourt—Eonreelcttc—Martin - puich—Gnillemont bezeichnet. Heute ist sie zur ersten ge - worden, da dahinter bereits neue Hinten erstanden falb, zu deren Ausbau von den Verteidigern der ersten Linie Ovtllers— Thiepval— Pozisres—Hardeeourt eine Frist von vierzig statt vier Tagen erkämpft worden ist. Tie englische Offensive ist also mehr und mehr zur D r u ck 0 f s e ii s i v e geworden und unterscheidet sich taktisch nicht mehr von dem Belagerungsangriff auf die französische Zentralstellung von Verdun. Hittere Wahrheiten für Lorü Hrep. Bernhard Shaw greift in der „New gjorf Times" das jüngste Interview mit Ären in den „Chicago Daily NewS" heftig an und bedauert, daß Grey, in dessen Händen ichließltch die diplomatischen Vorbereitungen der Krtegsbedingnng liegen, noch immer rede, wie im August 1914, und daß er noch immer an den schon damals falschen Vorstellungen bezüglich B e l g i e S und des Uebetfalle» auf England fesrhält. Shaw sagt: „WaS Deutschland mit Belgien tat, hätten die Allierten auch tun müssen und getan, falls sie dazu Gelegenheit gehabt hätten. England wurde so wenig Überfallen, daß die Admiralität und daS Kriegs- amt beide öffentlich erklären, daß England feit fünf Jahren mit Frankreich über die Operationen in Belgien einig war, daß der britische OberbefehISbaber selbst die Kriegs - zone von vornherein studiert halte, und daß die Flotte mit Munition für f ü n f 3 a ti r c versehen war. Gren scheitn der einzige Mensch in England zu fein, dem dies nicht bekannt ist. Seit dein Abkommen mit Frankreich war es nicht mehr als Englands Psiicht, diese Vorbereitungen zu treffen, denn Belgien hat nur die Bedeutung eines vorgeschobenen Verteidi- gttngSwerkes. Auch die Ablehnung der durch Grey vor- geschlagenen K 0 it f e r e 11 z — worüber er noch immer jammert — ist selbstverständlich, denn jede Minute, die damals mit Verhandlungen vergeudet wurde, würde die rujitsche Tampf- walze gekräftigt haben Obwohl die deuischen Diplomaten nicht tüchügcr sind alS die englischen, haben sie wenigstens den Vorzug daß sie nicht immer Phrasen dreschen, die für den AiiSlaudSkonsum'keine Bedeutung haben und keinen Menschen, auffer den Zeitungslesern deS etgenen Bezirks, wresühren. Grey, der über NationaiisinnS und Selbstbestimmungsrecht kleiner Nationen redet, muß bedenken, daß es ein Irland, ein Aegypten und jetzt auch ein Griechenland