Nr. 203. Mittwoch, den 30. August 1916. 30. Jahrgang» Hamburger Echo. Das »Hamburger «cho« erfdjeint täglich, außer Montags. Bezugspreis: durch di- Post ohne Bring-g-ld monatlich x 1,50. vierteljährlich * 4.50, durch dl« Austräger wöchentlich 35 A frei ins Haus. Einzelnummer in der Expedition und den Filialen 6 *, bei den Straßenhändlern 10 A. Sonntagsnummer mit »Neue $3elt* 10 A, Kreuzbandf-ndung-nmonatlich A 2.70, für da? Ausland monatlich x. 4.—. Redaktion: Fehlandstraß« 1L L Stock. Hamburg 36. » ° yegl(inD|nay< 11# Trdgelchoy. v^antwortlicher Redakteur: Karl PeterSsou in Hamburg. «nzriae« bie achtgespaltene Petitzell« oder deren Raum 45 *. ArbeitSmarkt, Bermietnngs- und Aamilrenanzrigeu 25 A. «irzeigen-Zlnnahme Fehlandstr. 11, Erdgeschoß (616 5 Uhr uachmittngS), in den Filialen (di64Uhr), sowie in allen Annoncen-Bureaur. Pletz, und Datenvarschristen ohne Berbindlichkett. ReNamen im redaktionellen Teil werden weder aratit noch gegen Entgelt ausgenommen. Buchhandlung: Erdgeschoß, Buchdruckerei-Kontor: 1. Stock, Fehlandstr. 11. Englands hanöelslage. Von Heinrich Cunow. Zunahme der Ausfuhr, die die englische Handelsstatistil für die drei Monate Mai bis Juli d. I. nachweist, hat englischen und anglo-amerikanischen Blattern einen willkommenen Anlaß geboten, unter Berufung auf die betreffen - den Ziffern die englische Produktionskraft zu preisen, der cs angeblich gelungen ist, nach einer Periode des Niederdrucks neue Absatzgebiete zu gewinnen. Betrachtet man die Ausfuhrwerte an sich, ohne zu fragen, welchen statistischen Wert sie hoben, und ohne sie mit den Einfuhrzahlen zu vergleichen, so mag diese Apologetik vielleicht nicht ganz unberechtigt erscheinen; denn tat - sächlich hat im Mai dieses Jahres die englische Ausfuhr im Ver - gleich zum April um ungefähr 10,2 Millionen Pfund Sterling zugenommen und sich auf 47,02 Millionen Pfuno Sterling ge - stellt. Und auf diesem Stand hat sich auch im Juni und Juli die Ausfuhr ziemlich gehalten. Freilich, vergleicht man die Schwankungen der Ausfuhr seit Beginn des Jahres 1914 oder seit Kriegsanfang und stellt ihr die fast stetige Zunahme der Ein - fuhr gegenüber, erhält man ein anderes Bild; denn in ihrem Verhältnis zueinander haben Einfuhr und Ausfchr sich seit Januar 1914 in folgender Weise gestaltet: Einfuhr Englands (in 1000 Pfund 1914 Sterling): 1915 1916 Januar .. .... 68 005 67 401 74 928 Februar.. .... 62053 65 268 67 348 Niarz.... ....66 947 75 590 86 029 April.... ....61626 73 678 75 635 Älai .... 59 101 71 644 83 814 Juni . .. .... 53 300 76 113 87 036 Juli ... 59 376 75 548 76 732 August . .. .... 42 342 69 496 — September .. .. 45 006 70 292 — Oktober .. .... 51 559 67 792 — November .... 59 252 75 381 — Dezember. ....67 316 70 938 — Ausfuhr Englands: 1914 1915 1916 Januar .. .... 47 305 28 247 36 757 Februar.. ... 41261 26176 36 335 Marz .... .... 44 518 30176 37 598 April.... ....40000 32 169 36 817 Mai ....51421 33 618 47 024 Juni .... .... 38 500 33 234 47 274 Ljck-- - • .... 44 405 34 721 46 323 August... ....24 211 32 438 »— September .... 26 674 32 308 — Oktober .. .... 28 601 31 968 November. .... 26 472 37 510 —- Dezember. .... 33 278 33 947 —— Während demnach die englische Einfuhr, nachdem sie im ersten Kricgsmonat auf 42,3 Millionen Pfund Sterling ge - fallen war, mit kleinen Schwankungen fast ständig zugenvmmen hat und sich im Durchschnitt der letzten drei Monate (Mai bis Juli) um ungefähr 45 pZt. höher stellte als in denselben drei Monaten vor Kriegsbeginn, hat die englische Ausfuhr sich lange auf einem Niveau gehalten, das um 30 bis 40 pZt. unter dem Normalstand früherer Jahre lag, und erst in den letzten drei Monaten hat sie ungefähr wieder die Höhe erreicht, die sie vor dem Kriege hatte. Das ist in Anbetracht der Tatsache, daß Englands Außenhandel doch im ganzen nur mäßig durch den Untcrseebootskrieg behindert ist und ihm die größte Kauffahrtei - flotte der ganzen Welt zur Verfügung steht, keineswegs ein gün - stiges Resultat, beträgt doch selbst für die letzten drei Monate die Unterbilanz immerhin noch fast 108 Millionen Pfund Sterling. Aber diese Wertziffern der englischen Handelsstatistik haben über - haupt nur relativ geringen Wert, da sie noch viel - fach auf Grund älterer Durchschnittspreise berechnet sind, die heute infolge der inzwischen eingetretenen Preisverschiebungen keinen Anspruch mehr auf Gültigkeit haben. Sodann aber sind in den Einfuhrzisfern die Werte aller jener Waren nicht mit enthalten, die die englische Regierung auf eige - nen, requirierten oder gecharterten Schiffen für Militär- und Marinezwecke eingeführt hat. Und diese Einfuhr ist sehr be - deutend. Gewöhnlich wird sie heute auf 20 bis 25 pZt. der Gesamteinfuhr geschätzt; nehmen wir nur 20 pZt. an, dann er - gibt sich, daß selbst in den günstigsten letzten drei Monaten d i e Einfuhr noch immer mehr als das Doppelte der Ausfuhr betragen hat. Von einer Erstarkung der Produktionskraft kann jedenfalls schon deshalb nicht gut gesprochen werden, weil sich, sobald man nicht nur die Werte, sondern auch die Gewichtsmengen mitein - ander vergleicht, sofort herausstellt, daß im Jahre 1916 keines - wegs viel mehr als im Jahre 1915 und beträchtlich weniger als im Jahre 1914 produziert und exportiert worden ist. Wenn trotzdem heute der Wert der englischen Ausfuhr mancher Waren - arten den Wert des gleichen Exports im Jahre 1914 nicht un - beträchtlich überragt/erklärt sich das einfach daraus, daß der Preis vieler Ausfuhrwaren enorm gestiegen ist. So ist zum Beispiel, wenn man das erste Halbjahr 1916 mit dem ersten Semester 1914 vergleicht, der Wert der ausgeführten Eiscn- und Stahlwaren um 15 pZt. gestiegen, die Gewichtßmenge hat aber beinahe um 27 pZt. abgenommen. Ebenso erhöhte sich der Wert der Ausfichr von Roh- und Puddelcisen um 103 pZt., während die Gewichtsincnge um 5y 2 pZt. hinter der von 1914 zurückblicb. Ferner hat der Wert der auögeführten Kohlen nur um 10 pZt. angenommen, die Menge aber um 45 pZt. usw. Die Zunahme der Ausfuhrwerte ergibt sich also nicht daraus, daß jetzt wieder beträchtlich mehr produziert und auSgefnhrt wird als im vorigen Jahr, sondern zum wesentlichen Teil daraus, daß die Preise und Transportkosten beträchtlich gestiegen sind. Zudem kommt nicht allein der jetzige, ganz anormale^Wert der Ausfuhr in Betracht, weit mehr Jnteresie hat die Frage: Wohin ist die Ware gegangen? Inwieweit ist es England geglückt, der deutschen Industrie ihre wichtigeren fremden Absatzgebi ete abzu - nehmen ? Prüft man aber an der Hand der Statistik diese Frage, so ergibt sich, daß England während der Kriegszcit haupt - sächlich seinen Export nach Frankreich, Italien und Rußland ausgedehnt hat, also nach den Ländern seiner Haupt- verbündetem Während es im ersten Halbjahr 1914 an diese drei Staaten für 30,3 Millionen Pfund Sterling an Waren geliefert hat, hat es dorthin im ersten Halbjahr 1916 für 65,9 Millionen Pfund Sterling ausgeführt. Aber selbst bei die - ser Steigerung kann man von einer eigentlichen Markteroberung nicht reden, denn der größte Teil dieser Ausfuhr bestand in Kriegsmaterialien. Außerdem hat England noch seine Ausfuhr nach Holland, Norwegen, Dänemark, Portugal und in ver - schwindendem Maße auch nach Spanien gesteigert, während sein Export nach den übrigen neutralen Ländern Europas zurück- gcgangen ist. Ebenso hat die englische Ausfuhr nach Amerika und Ostasien abgenommen, besonders nach Argentinien und Brasilien, vor allem aber nach China. Sogar Japan hat um ungefähr 30 pZt. weniger englische Waren bezogen. Selbst der Gesamtexport nach den Kolonien ist trotz der Preissteigerung beträchtlich im Werte zurückgegangen, fast um 11 pZt. Mehr Waren haben vornehmlich Aegypten und Neu - seeland bezogen, weniger vor allem Ostindien und West - afrika. Und nicht günstiger stellt sich das Resultat, wenn man die Frage aufwerft: Welche Artikel hat England vor» nehmlich ausgeführt, und inwieweit hat es mit diesen neue Märkte erobert, die früher vor« nehmlich von der deutschen Industrie versorgt wurden? Es ergibt sich dann, daß freilich England seinen Export von Wollgeweben, Leinen, Zwirnen und Papier ziemlich ausgedchnt hat, daß aber sonst die sogenannte „Erstarkung" seines Exports vomehmlich Roheisen, Stahl, Walzwerksprodukte und kleinere Stahlwaren betrifft, zumeist Kriegsmaterialien für seine Verbündeten. Eine ernstliche Schädigung ihres Exports durch das Eindringen der englischen Konkurrenz in deutsche Absatzgebiete dürfte, soweit sich beurteilen läßt, nur die deutsche Textilindustrie erleiden; die deutsche Eisen- und Stahl - industrie wird sich dagegen das Terrain, das sie während der KricgSzeit an England verloren hat, größtenteils ziemlich leicht wiederholen können. So ist es zurzeit um die englische Handelslage bestellt. Ob sie sich aber nicht bald wieder verschlechtern wird, bleibt eine offene Frage.. Der Stand der Baumwollstauden in den Ver - einigten Staaten ist kein besonders günstiger, so daß bereits ant New Dorker Markt die Preise erheblich angezogen haben und weitere Steigerungen zu erwarten sind. Der enAischen Baum- wollindustrie wird also ihr Rohstoff voraussichtlich wesentlich verteuert werden. Zudem haben nicht nur Englmtd, Frankreich, Italien in diesem Jahr mit einem ziemlich niedrigen Ertrag ihrer Getreideernte zu rechnen, der sie zu großen Getreide- - importen .zwingen wiro, sondern es können auch die Vereuttg- ten Staaten von Amerika und Kanada, da sie selbst nur eine knappe Mittelernte haben, ihnen viel weniger Weizen und Mais liefern als im vorigen Erntejahr. Schon hat denn auch auf dem englischen Weizenmarkt eine starke Hauffe eingesetzt. Nachdem der Preis für amerikanischm Manitobaweizen im Februar die - ses Jchres seinen höchsten Stand während des Krieges, 73% Shilling pro Quarter (1 Quarter — 217,2 Kilogramm), erreicht hatte, trat im März ein Preissall ein, der gegen Ende Juni den Quarter auf 48 Shilling herunterbrachte. Heute aber steht der Manitobaweizen bereits wieder in London über 7 0 Shilling, und doch ist das erst der Anfang der zu er - wartenden Preissteigerung. Das Gerede von Englands großer Wiedererstarkung nimmt also Wünsche für Tatsachen. Sesliskl AlMerlekliWs im Somme- ooo Ulflflsgeöief. M Ost Somme und an öer Naas felomme Wie aWelen. Amtlich. Großes Hauptquartier, 29. August 1916. Westlicher Kriegsschauplatz. In vielen Abschnitte« der Front machte sich eine erhöhte Feuertätigkeit des FeindeS bemerkbar. Im Somme- und MaaS-Gebiet nahm der Artilleriekampf wieder große Heftigkeit an. Nördlich der Somme wiederholten sich die mit erheb - lichen Kräften unternommenen englischen Augriffe zwischen Th iep v al nnd P ozi« res. Sie find blutig gescheitert, zum Teil führten sie zum Nahkampf, der nördlich von Ovillers mit Erbitterung fortgesetzt wird. Mehrere Handgranatenangriffe wnrden am Delville- Walde und südöstlich von Gnillemont abgewiesen. Rechts der Maas griffen die Franzosen zwischen dem Werk Thiaumont und F l e n r y sowie im Bergwalde an. Im Setter der Artillerie, Infanterie «nd Maschinen - gewehre brachen die Angriffswellen zusammen. Schwächere feindliche Borstöße füdlich und südöstlich von St. Mihiel blieben ohne Erfolg. ♦ Drei feindliche Flugzeuge sind int Luftkampf abgeschoffen, und zwar eines südlich von 'Arras, zwei bei Bapaume. Ein viertes fiel östlich von St. Quentin unversehrt in unsere Hand. OestlicherKriegSschauplatz. I Die Lage ist im allgemeinen unverändert. An einzelnen Stellen war die Feuertätigkeit etwas lebhafter. Westlich deS Stochod bei Rudka-CzerwiSzeze kam es zu Jnfanteriekämpfen; nördlich deS D n j e st r wurden bei Abwehr schwacher russischer Angriffe über 100 Ge - fangene gemacht. In den Karpathen fanden Zusammenstöße mit russisch - rumänischen Bortruppen statt. Bei BurSztyn (an der Guila Lipa) wurde ein russisches Flugzeug im LuftkcRtps zur Landung gezwungen. Balkan-KriegSschauplatz. Keine Ereigniffe von besonderer Bedeutung. Oberste Heeresleitung. BowoflenfleW on öer WM- mmflnlfflien Grenze. MWM SoWstSllM öer Mem. WTB. Wien, 29. August. Amtlich. Oestlicher Kriegsschauplatz. Der Douaumouitor»AlmoS" zerstörte durch Feuer bei Turn Severin mehrere militärische Anlage«. Au allen übrigen Stelle« des 600 Kilometer langen ungarisch-rumänischen Gebirges sind unsere Grenzficherungstruppen inS Gesecht gekommen. Der Feind holte sich, wo er auf unsere Bataillone stieß, blutige Köpfe; namentlich nordöstlich von Orsova bei Petros euy, im Gebiete des Böröstorony- (Roten Turm) Paffes, auf den Höhen füdlich von Braff o, auf denen das tapfere Szekler Infanterie-Regiment 88 heimischen Boden vertei - digte und imGhergyo-Gebirge. Nur das weite AuS- holeu starker rumänischer UmfassungSkolonnen vermochte unsere vorgeschobenen Abteilungen zu veranlassen, rückwärtig angelegte und planmäßig zugewiesene Stellungen zu beziehen. In der Bukowina und in den galizische« Kar - pathen keine besonderen Ereigniffe. Bei den gestern ge- meldeten Kämpfen nördlich von T a r » o p o l wurden über 100 Mann und 1 Maschinengewehr eingebracht. Südlich von Z b o r o w vereitelten unsere Truppen russische Annäherungsversuche durch Gegenstoß. Front des SkNkralfkldmarlchaUs von tzilldkndnrg. Bei S z e l w o w brach ein russischer Angriff in unserem Artilleriefeuer zusammen. Bei Rudka-Czerwiszeze kam es zn Jnsanterie- kämpfen. Italienischer Kriegsschauplatz. Die Tätigkeit deS Feindes ist an mehreren Front - abschnitten lebhafter geworden. Unsere Stellungen auf den Fassaner-Alpen stehen unter andauerndem starken Geschützfeuer, 'Angriffe gegen die Cauriol - Scharte und die Eina di Ceee wurden abge - schlagen; der C a u r i o l - G ip s e l fiel nach hartnäckigem Kampfe in Feindeshand. An der Dolomiten-Front scheiterten mehrere Borstöße der Italiener gegen unsere Rufreddc-Stellungen. Im Plöcken -Abschnitt und an der k ü st e n - ländischen Front zwischen dem Col Santo und Nova Bas versuchte feindliche Infanterie an mehreren Stellen mit kräftiger Artillericunterstützung vorzugrhen. Diese Bersuche wurde« überall vereitelt. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Unsere Donauflottille schoß die Petroleum-Raffi - nerie bei Ciurgin in Brand. . Der Stellvertreier dcS Chefs deS Generalstabes. v. H ö f e r, Feldmarfchalleutnant. Sie BoWMiidie öer riimWeii Regierung. In diesem Weltkriege sind schon so viele Nichtswürdigkeiten von den Verschiedenen Negierungen begangen worden, daß inan eine lange Liste damit füllen könnte. Japans ErpressungSnianöver. der Schch'S- diebstahl Portugals, Italiens ,,'Jituiralimt" mit nachherigem Rücken- angriff sind nur einzelne Episoden. Aber daS kann wohl gesagt werden, daß der Minister Bratianu und der König Ferdinand von Rumänien wohl die Tiefe der Gemeinheit erreicht haben und die Sonnino und Vittorio Emanuele weit hinter sich ge - lassen haben. Man lese, was Über Art und Zeitpuntt der rumänischen Kriegserklärung der „Krenz-Zeitung" aus Wien, 28. August, mit» geteilt wird: »Sonnlag abend um 8} Uhr erschien der rumänische Gesandte Prinz Dtavrocordato im Ministerium des Acußern und übergab dem diuisthabendcn Beamten im Kabinett BurianS die Note mit der Kriegs - erklärung. Diese Note ist vom 27. August, 9 Uhr abends, datiert und mit eigeuhSn.digerUnterschrift dcS rumänischen Ministers des Aeußern, Porumbaru, versehen. Die Note ist also der rumänischen Gesandtschaft in Wien »i ch 11 e l e g r a p h i s ch, sondern brieflich übersendet worden. Dies konnte selbst - verständlich nicht erst gestern geschehen, sondern die Note ist leben» falls schon einige Tage in den Händen MavrocordatoS gewesen. Dieser gab, wie erwähnt, um 81 Uhr daS Schriftstück ad, durch daS sich Rumänien als eine Viertelstunde später im Kriegszustand mit uns erklärte. Die Absicht einer plumpen lieber« rumpelung wird auch durch folgendes erwiesen: Gestern (also Sonntag), 8 Uhr nachmittags, fand bekanntlich der rumänische Kronrat unter dem Vorsitz deS Königs statt, der angeblich die Entscheidung traf. Aber noch am Sonnabend hatte der König unseren Gesandten Grafen Czernin empfangen, ohne in der Unterredung die Art der nahenden Entscheidung anzudeuten. Der König erklärte bloß, der Kronrat werde die Entscheidung fällen, und er svrach die Hofs» nung auS, daß die Erhaltung der Neutralität er - möglicht werde. Noch in der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag gab Bratianu dem Grasen Czernin folgende Erklärung ab; Ich kann, ich will und ich werde die Neutralität ans- rechterhatten. Der Kronrat wird dies beweisen.^Bratmnu hat dieses Verhalten offenbar für einen Zug äußerster Schlänheil und Geschicklichkeit gehalten. DaS Bukarester Publikum glaubte noch ant Sonntag Vormittag, daß der Kronrat sich für die Neutralität cni- lcheiden werde. Tie Wahl dcS Sonntags zur Ilederreichung der Note erfolgte unter der irrigen Annahme, daß der Gesandte an einem Sonntage keinen zur Uebernahme der Kriegserklärung autorisierten Beamten erreichen könnle daß die Note in der Nacht liegen bleiben würbe, unb so Rumänien einen Vorsprung von einigen Stu n gen für bie militärischen Operationen er - reichen könnte. Dent Jnhali nach dieselbe Darstellung gibt der »Pester Llohd", der noch hinzufügt: Rumänien ist, wie jetzt mitgeteilt werden samt, feit drei Jahrzehnten mit uns durch ein Bünd - n i s verknüpft, das immer wieder, zuletzt im Jahre 1912 während d e r B a l k a u w i r r e n erneuert wurde. Rumänische Zeitungen behaupteten in den letzten Nlouatcu wiederholt, mit der durch den Abfall Italiens erfolgten Auflösung des Dreibundes seien auch die Verpflichiitugen Rumäniens gegen die Mittelmächte er - loschen. Demgegenüber kann festgestellt werden, daß der Bündnis - vertrag Rumäniens nicht auf dem Dreibund, sondern auf dem österreichisch-ungarischen Bündnis süßt und daß somit b.r Austritt Italiens aus dem Dreibünde an den Verpflichtungen Rumäniens weder formell noch sachlich das mindeste änderte. Zur rumänischen Kriegserklärung. Ter »Steuen Freien Bresse" zufolge besteht bei den Wiener maß - gebenden Kreisen nicht die Absicht, die rumänische Kriegserklärung durch eine amtliche Erklärung zu beanlworten. — Wie die »Neue Freie Presse" erfährt, ersuchte die österreichisch-ungarische Regierung die h o l l ä n d i s ch e Negierung, den Schutz der österreichisch-ungarischen Jutcresien in Rumänien zu übernehmen. Eine amtliche Bteldung ans Berlin besagt: Durch eine Be - kanntmachung des Reichskanzterö vom heiitigcu Tage sind das gegen die feindlichen Staaten erlaffcne Z a h l n n g s verbot, sowie die Vorschriften über bie Sperre feinblichen Vermögens auf Rumänien für antoenbbar erklärt. Der Papst. Ter »Secolo" meldet aus Rom: Die gestrigen Ereignisse kameu für den Vatikan ganz unerwartei. Der Papst war durch die Nach - richt der KriegSerklärnng RnmänienS an Oesterreich- Ungarn g a nji erschüttert und rief anS: »Wir hofften, daß niiS dieser neue Schmerz erspart bleiben würde!" Neutrale preßstimmen. DieKopenhagencr»BerlingskeTidcnde" nennt di« Kriegserklärung Rnmäniens an Oesterreich-Ungarn einen Sieg der rumäuiichen Königin und ihrer Politik. — »Ekstradladet* sagt, alles deute darauf hin, daß die Alliierten auf Rumänien einen starken Druck ausübten, um es zu veranlassen, jetzt schon eine Entscheidung zu fällen. Aus Holland wird beruhtet: Die Nachricht von der Kriegs - erklärung Rumäniens an Oesterreich-Ungarn überraschte hier, wie die Blätter f(blieben, da man annahm, daß Rumänien wenigstens vor - läufig noch neutral bleiben würde Man glaubt allgemein, daß Deutschland und Lesterreich-Ungaru entsprechend ans die neue Gegner - schaft vorbereitet sind. Die Blätter bemerken ferner, daß Rumänien offenbar durch die Annahme, daß die Zeutralmächte nicht mehr lange imstande sein würden, dem von allen Selten ansgeübten Druck Widerstand zu leisten, dazu veranlaßt wurde, sich jetzt der Entente anzuschließen: äußern sich aber meist sehr vorsichtig über bie mutmaß - lichen Folgen für den schließlichen AuSgang der Kriegsereigniffe. Der „N i e n w e R o t t e r d a m s ch e C o n r a ii t" schreibt: Es ist klar, daß die Teilnahme Rumäniens am Kriege bie Offensivkraft der Entente sehr erhöht. Ungarn sieh: sich plötzlich ganz umzingelt. Ta die Russen wahrs kleinlich durch Rumänien marschieren werden, >oird Bulgarien zwischen zwei Feuer kommen. Indessen ist Sieben - bürgen, das von den Rumänen befreit werden soll, obwohl die Sieben - bürger selbst diese Befreiung wenig wünschen, durch ein schwer zugäng - liches Gebirge von Rumänien getrennt. General Cardeseu sagte Rumänien trr.Asm, ihoL tiuszt Radaut» Jtir/atj' sNagySanya Odcss ■Oees Comrat AUer.7W7\ lerfati taros fr'as arfr+ty •d/'ascA Farlsbi Qin Babadagt> : S/cßo^ anzi Afa^gaAao ,Oobnc tusififsa ■ Warna .c.MatssT/TWT' \ Tutti. arest [ Katar - v»«^ DoTVyfr