Nr.  6. 
Dienstag,  den  S.  Januar  1917.  31.  Jahrgang. 
LamdurgerEcho. 
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ls  der  Krieg  zum  Autzbruch  gekoinmeir  war,  schied  aus  dem 
englischen  Ministerium  neben  zwei  Liberalen  John 
®  BurnS,  der  erste  ans  der  Arbeiterklasse  heworgegangene 
britische  Minister.  Und  zwar  schied  er,  wie  seine  beiden  liberalen 
.Kollegen,  weil  er  über  den  Krieg  anderer  Ansicht  war  als  die 
Mehrheit  des  Kabinetts.  Man  hatte  sich  in  den  letzten  Jahren 
vor  dem  Krieg  daran  gewöhnt,  John  Burns  als  einen  „Renegaten 
des  Sozialismus"  zu  betrachten,  und  Taten  wie  Unterlasiungen, 
besorülers  aber  verschiedene  Reden  Burns'  waren  allerdings  ge -
eignet,  dies  Urteil  zu  erklären.  In  einer  entscheidenden  Stunde 
zeigte  aber  BurnS,  daß  er  aus  seiner  Vergangenheit  wenigstens 
die  Entschlossenheit  sich  erhalten  batte,  nicht  zum  Werkzeug  der 
Kriegspolitik  werden  zu  wollen.  Sein  Rücktritt  war  eine  stnimnc 
und  doch  beredte  Kundgebung  gegen  die  Politik  Greys. 
Doch  John  Burns  wurde  ersetzt,  und  als  aus  dem  liberalen 
das  Koalitionskabinett  wurde,  da  bekamen  darin  gleich  'mchrere 
Arbeitervertreter  Sitz  und  Stinune.  Auch  bei  der  neuesten,  durch 
Lloyd  George  veranlaßten  Umbildung,  bei  der  Asguith  und  Grey 
als  zu  wenig  energisch  ausgeschiedcn  wurden,  blieben  Arbeiter -
vertreter  im  Ministerium.  Einer  von  ihnen,  Henderson, 
kam  sogar  in  dessen  engsten  Zirkel,  in  den  sogenannten  Kriegsrat, 
wo  er  neben  Lloyd  George  die  Hauptperson  zu  sein  scheint. 
Das  Pwgramm  des  Ministeriums  Lloyd  George  ist  genug -
sam  bekannt;  es  will  die  Fortsetzimg  des  Krieges  bis  zur  völligen 
Ueberwindung  Deutschlands,  dem  dann  die  Friedensbedingungen 
diktiert  werden  sollen.  Aus  diesem  Programm  folgte  auch  ganz 
logisch  die  Ablehmmg  des  deutschen  Friedensangebots.  Wie 
stellt  sich  nun  der  „Arbeiterminister"  Henderson 
daz«  ? 
Wem  noch  ein  Zweifel  bestehen  konnte,  so  ist  er  jetzt  beseitigt. 
Denn  Henderson  hat  sich  ausführlich  ausgesprochen.  Das  Reuter- 
bureau  meldet  vom  7.  Januar  aus  London  :  Minister  Hender -
son,  Mitglied  des  Kriegsrates  erklärte,  im  Verlause  einer 
Unterredung  mit  dem  Londoner  Vertreter  der  „New  Nork  Tri -
bune",  seine  Ansicht  i'iber  den  Militarismus  oder  wenigstens 
über  küssen  Ursache  sei,  daß  die  Armee  nicht  in  der  ihr  gebührenden 
Stellung  gehalten  wurde.  Der  Minister  sagte:  Die  deut  sch  e 
Militärmacht  muß  entweder  von  einer  Regierung,  welche 
auf  moralische  Grundsätze  angemessene  Rücksicht  nimmt,  wirksam 
iküntrolliert  werden,  oder'ihrc  Macht'muß  .so  ge -
schwächtwerden,  daß  sie  aufhört,  gefährlich  zn 
sein.  Der  preußische  Militarismus,  fügte  .Henderson  hinzu, 
wurde  in  dem  Bestreben  auf  Weltherrschaft  organisiert, 
di«  durch  ungesetzliche  Anwendung  einer  entsittlichten 
Militärmacht  erreicht  werden  sollte.  Wenn  jemand  irgend -
welchen  Zweifel  darüber  hegt,  so  lasse  man  ihn  lesen,  was  in 
Deutschland  über  die  Kriegsziele  im  August  1914  geschrieben 
wurde,  und  ihn  damit  vergleichen,  was  jetzt  barüber  gesagt  wrd. 
Es  ist  wahr,  daß  wir  nicht  länger  davon  hören,  daß  Deutschland 
sich  seinen  Weg  zu  einem  Platz  an  der  Sonne  bahne,  aber  das 
war  nicht  die  vorherrschende  Stimmung  zur  Zeit  der  Kriegs -
erklärung.  Daher  unterwarf  Deutschland  weder  seine  große 
militärische  Macht  moralischen  Beschränkungen,  noch  gebrauchte 
es  sie  in  diesem  Sinne.  Wenn  nicht,  oder  solange  nicht  ein  voll -
ständiger  Wechsel  in  der  deutschen  Gesinnung  aufkommt,  so 
müssen  wir  nicht  nur  die  Berichtigung  des  Irrtums  der  ver -
gangenen  Politik  erzwingen,  sondern  auch  Sicherheit  dafür  schaf -
fen,  daß,  sofern  sie  fortdauert,  sie  nicht  mehr  gefährlich  sein  wird. 
Wenn  Sie  annehmen,  wir  könnten  einen  Frie -
den  auf  der  Grundlage  des  Status  qno  ante 
bellum  haben,  so  vergessen  Sie,  daß  Deutsch -
land,  währendes  ihm  mißglückt  ist,  seine  Feinde 
zu  besiegen,  seine  Verbündeten  überwunden 
hat.  Deutschland  hat  Oesterreich,  die  Türkei  und  Bulgarien 
gänzlich  seinem  Willen  untenvorfen  und  Mitteleuropa  ist  eine 
politische  Tatsache  geworden.  ■  Was  das  Verhältnis  zwischen 
Deutschland  und  seinen  Verbündeten  anbelangt,  so  ist  es  un -
möglich,  zum  Status  qno  zurückzukehren,  und  das  allein  würde 
es  unmöglich  machen,  in  dem  Verhältnis  zwischen  Deutschland 
und  seinen  Feinden  den  Status  qno  ante  bellum  anzimehmen. 
Wir  können  nicht  eine  so  starke  uni)  in  so  parier 
Stellung  stehende  Militärmacht  ertragen,  wie 
sie  durch  Deutschland,  Oesterreich,  die  Türkei 
und  Bulgarien,  unter  Deutschlands  Aufsicht 
wirksam  verbunden,  dargestellt  werden  würde." 
Kein  Engländer  kann  Moralisieren  lassen,  und  so  mußte 
natürlich  auch  Henderson  ein  erbauliches  Sprüchlein  über  „mora- 
fifdje  Grundsätze"  und  „moralische  Beschränkungen"  von  sich 
geben.  Aus  lauter  Alloral  muß  die  „Kvutrollierung  des  „preu -
ßischen.  Militarismus"  erreicht  werden.  Von  der  Notwendigkeit 
einer  nwralischen  Kontrolle  des  sehr  üppig  in  die  .Halme  ge -
schossenen  britischen  Militarismus  spricht  der  Minister  aller- 
d'.ngS  nicht,  noch  viel  weniger  von  der  Kontrolle  des  britischen 
Äarinismus,  der  noch  ganz  anders  auf  Weltherrschafi  organisiert 
-st,  als  es  je  der  deutsche  Militarismus  werden  könnte.  UebrigcnS 
bat  ja  schon  vor  dem  Krieg  der  englische  Militarismus  gezeigt, 
welche  Macht  er  hat  und  in  welcher  Weise  er  sic  unter  Umständen 
anzuwenden  geneigt  ist.  Zn  der  Zeit,  als  Carson  gegen  das  vom 
Parlament  ordnungsmäßig  lieschlosiene  Homerule-Gesetz  für  Ir -
land  rebellierte  und  der  bewaffnete  Aufstand  der  Nlsterleute  jeden 
aag  ausbrechen  konnte,  wollte  die  Regierung  gewisse  SicherheitS- 
maßregeln  treffen  und  gab  Anordnungen  für  die  in  Ulster  stehen- 
dt'n  Regimenter.  Deren  Offiziere  verweigerten  aber  einfach  die 
Ausführung  der  Befehle  und  ■  reichten  ihr  EntlassungSgesnch  ein. 
Die  liberale  Regierung  aber  kapitulierte  vor  dem 
Militarismus!  1 
Boiler  aber:  wenn  Deutschland  seinen  Militarismus  bat, 
lat  ihn  nicht  auch  das  England  .verbündete  Rußland? 
Oder  Frankreich?  In  einer  Rede,  die  er  am  Sonnabend  in 
der  amerikanischen  Handelskammer  in  Berlin  hielt,  machte 
Staatssekretär  Helfferich  über  diesen  Punkt  einige  zahlen -
mäßige  Angaben:  „Ist  FmnkreichS  Rückkehr  zur  dreijährigen 
Dienstzeit  etwa  Pazifismus  gewesen,  und  nur  unser  Beharren 
bei  der  zweijährigen  Dienstzeit  Militarismus?  Unmittelbar 
ror  dem  Kriege  kam  auf  jede  Million  Einwohner  eine  Friedens -
stärke  der  Armee  von  rund  20000  Mann  in  Frankreich,  von 
nur  12  300  Wann  in  Deutschland.  Wo  war  der  Militarismus, 
bei  den  20  000  oder  bei  den  12  300  Mann?  Unsere  Ausgaben 
für  Heer  und  Flottc^sind,  auf  den  Kopf  der  Bevölkerung  ge -
rechnet,  weit  hinter  denen  Englands  und  Frankreichs  zurück -
geblieben.  Rehmen  Sie  dazu  die  Milliarden,  di«  Frankreich 
vor  dem  Kriege  Rußland  für  den  ausgesprochenen  Zweck  der 
Kricgövorbereitung  gegen  uns  vorgefircckt  hat!" 
Die  Frage  des  Militarismus  ist  international  und 
ihre  Lösung  hängt  zusammen  mit  anderen  Problemen.  De -
klamationen  gegen  den  deut  scheu.oder  „preußischen"  Mili -
tarismus  sind.pure  Heuchelei,  wenn  daneben  als  selbstverständ -
lich  das  Fortbestehen  von  RtilitariSmuS  und  M  a  r  i  n  i  S  m  n  S 
in  anderen  Staaten  vorausgesetzt  wird. 
Doch  für  Henderson  ist  die  Betrachtung.  über  den  Mili -
tarismus  nur  das  Vorwort  zur  Hauptsache!  Diese  besteht 
für  ihn  darin,  daß  die  Ententemächte  nicht  aus  einen  Frieden 
eingepen  können,  der  zur  Grundlage  den  Zustand  vor  dem 
Kriege  hätte.  Offenherzig  sagt  der  Minister:  „Wir  können 
nicht  eine  so  starre.und  in  so  starker  Stellung  stehende  Militär -
macht  ertragen,  wie  sie  durch  D  e  u  t  s  ch  l  a  n  d,  O  e  st  e  r  r  e  i  ch, 
die  Türkei  und  Bulgarien,  unter  Deutschlands  Aus -
sicht  wirksam  verbunden,  dtrrgestellt  werden  mürbe."  Tas  ist 
es!  Der  durch  den  Krieg  zusammengeschweißte  Vierbund  er -
scheint  dem  Engländer  uneriräglich,  weil  er  au  sich  ein  aroßeS 
zusammenhängendes  Wirtschaftsgebiet  darftellt  und  durch  fein 
Dasein  schon  die  geplante  Austeilung  des  nahen 
Ostens  unmöglich  macht.  Der  englische  Drang,  geht  aber 
nach  Mesopotamien,  um  den  Landweg,  nach  der  Oberherrschaft 
über  Arabien,  um  den  Seeweg  nach  Indien  in  sicherm  Besitz 
zu  haben.  Der  „Arbeiterminister"  Henderson  hat  den  Sinn 
der  englischen  Politik  ganz  gut  begriffen,  und  man  versteht 
nun,  warum  ihn  Lloyd  George  in  den  Kriegkrat  ausnahm. 
Solche  Leute  sind  zu  gebrauchen;  sie  verstehen  cs,  gen  Arbeiten: 
die  moralische  Sendung  Gnghmbo  klarznmachen. 
Aber  Die  Ausführungen  Hendersons  find  noch  gemäßigt, 
wenv-.'man  sie  mit  denen  eines'anderen  „Arbeitermimsters" 
vergleicht/  Ter  ane  der  Arbeiterpartei  hervorgegangene 
Minister  für  Pensionen,  .Barnes,  sagte  in  einer  Rede  in 
Southwark:  '„Alle  wünschen  den  Frieden,  aber  der  beste  Weg, 
den  Frieden  zu  erlangen,  ist  der,  den  Frieden  aus  den 
Gemüter,n.zu  verbannen,  bis  die  Ziele  erreicht  sind, 
die  geeignet  sind,  ibn.  zu  sichern.  Der  deutsche  Friedemsvor -
schlag  war  kein  wirklicher  FriedenSvorschlaa.  Er  sprach  immer 
noch  im  Tone  des  Eroberers  und  in  der  Laune  eines  Mör -
ders.  Wir  können  über  unsere  Friedensbedingungen  feine 
Beratungen  mit  einem  wilden  Tiere  eingehen.  Wilson 
darf  versichert  fein,  daß  wir  nickt  den  Krieg  führen,  um 
Deutschland  zu  zerschmettern,  sondern  nur,  mm  die  mili -
tari  sche  Macht  zu-zerschmettern,  den  militärischen 
Uebcrinut.  nickt  nur  in  Deutschland,  sondern  überall,  und  daß, 
bevor  rair  in  Verhandlungen  eintreien,  Deutsch -
land  Belgien  und  die  von  ihm  besetzten  Gebiete  der  anderen 
kleinen  Völker  geräumt  haben  muß.  ES  muß  einwilligen,  für 
das  ihnen  angetane  Unrecht  Wiedergutmachung  zu  gewähren 
und  einen  Friedensvertrag  zu  unterschreiben,  der  sich  ans  die 
internationale  moralische  Stärke  der  ganzen  Welt  stützt." 
Wie  man  sieht,  will  BarneS  die  militarilcke  Macht  über -
all  „zerschmettern";  nicht,  nur  in  Deutschland.  Einstweilen 
nimmt  er  allerdings  teil  an  einer  Regierung,  die  die  eng -
lische  militärische  Macht  bis  zur  änßrsten  Möglichkeit  auS- 
dchnen  und  stärken  will.  Bedeutsamer  als  diese  Sätze  sind 
aber  die  anderen,  in  denen  er  erklärt,  wann  nach  seiner  An -
sicht  FriedenSvcrhandliingen  beginnen  zu  können.  Erst  muß 
Deutschland  Belgien  und  die  von  ihm  besetzten  Gebiete  der 
„anderen  kleinen  Völker"  geräumt  haben,  also  —  das  meint 
er  wohl  —  Serbien,  Montenegro  und  Rumänien  sollen  aus- 
gegcben  werden,  wahrscheinlich  auch  Polen.  Barnes  ist  nicht 
der  Erfinder  dieser  Theorie;  wir  haben  ähnliche  Erklärunaen 
schon  vom  belgischen  Staatsminister  Vandervelde  und  von 
französischen  Politikern  vernommen.  Wenn  Barnes  sie  nun 
anfnimmt,  so  zeigt  er  nur,  daß  er  keinen  Frieden  durch 
Verhandlungen  will,  sondern  einen  Frieden,  der  Deutsch- 
sand  diktiert  wird.  Denn  daß  BarneS  glaubte,  Deutschland 
oder  irgendeine  andere  Macht  würde  jemals  besetzte?  feindliches 
Gebiet  freiwillig  räumen,  bevor  der  Frieden  geschlossen  ist, 
die  deutschen  Heere  würden  sich  aus  Rordfrankreick  und  Belgien 
kann  man  doch  unmöglich  annehmen.  Rehmen  wir  einmal  an, 
sowie  aus  Polen  und  Kurland  zurückziehen  und  sich  diesseits 
der  deutschen  Grenze  aufstellen.  Ganz  selbstverständlich  würden 
die  Engländer,  Franzosen,  Belgier  und  Russen  sofort  nach -
rücken.  Run  begännen  die  Verhandlungen,  scheiterten  aber 
wieder  wegen  maßloser  Forderungen  oder  Nnnachgiebigkeit 
auch  nur  einer  der  vielen  beteiligten  Regierungen.  Sofort 
mürbe  der  Kampf  wieder  beginnen,  nur,  da  ß  jetzt  daS 
deutsche  Grenzgebiet  der  Kriegsschauplatz 
wäre,  wie  Ostpreußen  das  schon  einmal  gewesen  ist.  Weiter 
aber  ständen  den  Ententestaaten  bedeutende  Rekrutie- 
rungsgebiete  zur  Verfügung,  die  ihnen  jetzt  seit  geraumer 
Zeit  verschlossen  sind.  Stelle  man  sich  einmal  die  Wirkung 
vor,  »ich  man  wird  sofort  begreifen,  daß  an  der  Vorbedingung 
der  Räumung  des  besetzten  Gebietes  das  Zustandekommen  von 
Friedensverhandlungen  scheitern  muß.  Aber  gerade  darauf 
kommt  es  ja  den  Kriegsparteien  in  den  Ententeländern 
an,  und  ihnen  gesellt  sich  Barnes,  der  „Arbeiteiminister",  zu. 
Daß  er  gegen  Deutschland  die  Bezeichnungen  „Mörder"  und 
„wilde  Tiere"  gebraucht,  nimmt  sich  noch  besonders  schön  aus 
bei  dem  Minister  eines  Landes,  das  den  „Baralong"-Mord, 
die  „King  Stephen"-Feigheit  und  die  Bestialität  gegen  den 
Untctfccbootoffijier  Crompton  auf  seiner  „Ehrentafel"  hat, 
das  in  Westafrika  durch  seine  weißen  und  schwarzen  Soldaten 
die  gemeinsten  Taten  verüben  ließ.  .  .  . 
Wir  haben  es  für  angezeigt  gehalten,  auf  die  Erklärungen 
der  beiden  englischen  „Arbeiterminister"  etwas  näher  einzur 
gehen  und  sie  zu  kennzeichnen  als  das,  was  sie  sind,  als  Be -
kenntnisse  zur  Fortsetzung  des  Krieges  bis  zur  Niederwerfung 
Deutschlands.  Gerade  weil  es  „Arbeiterminister"  sind,  haben 
ihre  Ausführungen  besondere  Bedeutung.  Henderson  und 
BarneS  haben  beide  eine  große  Laufbahn  als  Gewerk -
schaftsführer  hinter  sich,  und  sie  würden  sich  gewiß  hüten, 
in  dieser  Weise  aufzutreten,  wenn  sie  starken  Widerspruch  aus 
Arbeiterkreifen  befürchten  müßten.  So  können  wir  schließen, 
daß  trotz  der  dankenswerten  Tätigkeit  eines  kleinen  Häufleins 
von  der  Unabhängigen  Arbeiterpartei  eine  ins  Gewicht  fallende 
Friedensaktion  der  englischen  Arbeiter  nicht  zu  erwarten  ist. 
Daraus  hinzuweiien  erscheint  um  so  mehr  geboten,  als  un -
verbesserliche  Anglomanen  immer  noch  die  Sachlage  zu  ver -
schleiern  suchen  und  ein  falsches  Bild  Hervorrufen.  Rach  so 
vielen  Enttäuschungen  müssen  wir  uns  endlich  beguemen,  der 
Wirklichkeit  ins  Ange  zu  sehen. 
BMelie  Mei-MM  m  Ionen  im 
WM  M-Wm  zaMMlaW. 
Am  grolle  Wlge  in  Rumänien. 
M  iWUl  MllllWMM  MMtlMn. 
Weil  Md  Wm  iiiis  to!  öeieftigten  Md  M  mteMM 
Stdtongen  graerfm. 
Alisa!  geaemme«.  -  4000  6elaagtae. 
Kmilich.  WTB.  Großes  Hauptquartier,  7.  Januar  1817. 
Westlicher  Kriegsschauplatz. 
httttsgrüppe  Lronprinl  itnpprrdjt 
Rach  mehrstündiger  Feuervorbereitmtg  qrist'en  englische 
Bataillone  südlich  von  Arraä  an.  Ter  Angriff  brach  in 
unserem  Artillerie-  und  Maschinengewehr-ener  verlnstreick 
Mammen. 
Ungunst  der  Htitternng  schrankte  die  Gesechistiirigkeit  bei 
allen  ilrmeeH  ein. 
Oeftlichcr  Kriegsschauplatz. 
Irans  des  ßnirrnlfdimnrfiljails  jJriui  leopold  uou  Saliern. 
Auch  gestern  erfolgten  im  Abschnitt  von  Milan  starke 
rustsssche  Angriffe,  die  verlustreich  scheiterten.  Die  Zahl  der 
Gefangenen  hat  sich  auf  1300  erhöht. 
Bei  Kisselin  (westlich  von  Luek)  überraschte  eine  deutsche 
Patrouille  eine  pfeldwache  der  Ruffen  nnd  brachte  ffe  ge -
fangen  zurück. 
Der  Versuch  rnsffscher  Kompagnien,  südwestlich  von 
StaniSlau  einen  unserer  Posten  anfznheben,  mißglückte. 
fjrrrcslront  drs  GknrralodrrKkn  ffnhmog  Iolkph. 
In  den  verschneiten  Waldkarpathen  kam  eS  bei  strenget 
Kälte  nur  zn  Patrouilleutätigkeit  und  vereinzelt  anflebendem 
Feuer. 
Zwischen  Oftoz-  und  Putna  Tal  stud  durch  Wegnahme 
mehrerer  Ztötzpnnkre  die  Russen  und  Rumänen  weiter  gegen 
die  Ebene  zurückgedrückt  worden.  Ltarke  tstegenstSße  frischer 
Kräfte  konnten  uuS  den  gewonnenen  Boden  nicht  nehmen. 
Hckttsgrllppr  drs  (ßrnrrnlftlimarMjiiUs  voll  IvaidrnlkN. 
Der  (stipfel  des  Mgr.  Odobeftt  wurde  gestern  durch  daS 
Münchener  Jnfanterie-Leibregiment  im  Sturm  genommen. 
Zwi'chen  Foesani  und  Fundeni  führte  der  Russe  auf  einer 
Front  von  25  km  einen  grossen  Entlastungsangriff.  Nnr  in 
Richtmrg  Cbilefti  gewann  et  wenig  Raum;  an  der  zähen 
Widerstandokraft  deutscher  Truvpen  brach  an  allen  anderen 
Stellen  der  russische  Ansturm  verlustreich  zusammen.  Mehrere 
hundert  (ste'angeue  blieben  in  unserer  Hand. 
Mazedonische  F  r  o  u  i. 
Versuche  von  Eugländern,  sich  nordöstlich  deS  Doiran- 
LeeS  in  Besin  bnlgarischer  VorpostensteUungen  zu  seyen, 
fchlngen  fehl. 
Tcr  Erste  Generalquartiermeister. 
Ludendorff. 
Amtlich.  Berlin,  7.  Januar  1917,  abends. 
An  der  Westfront  im  allgemeinen  ruhiger  Dag. 
An  der  Ostfront  fanden  auch  heute  südwestlich  Riga 
Kämpfe  statt. 
* 
Amtlich.  WTB.  GroßcS  Hauptquartier,  8.  Januar  1917. 
Westlicher  Kriegsschauplatz. 
An  der  Pser  -  Front,  im  9)pern  =  Bogen  und  nördlich  der 
Somme  entwickelte  sich  zeitweise  lebhafter  ArtiUetiekampf. 
Durch  erfolgreiche  Lustkämpfe  und  daS  Feuer  unserer 
Abwehtkanonen  büßte  der  Feind  sechs  Flugzeuge  ein. 
Oestllcher  Kriegsschauplatz. 
.front  des  ßeucralfrlbmarldjalls  prim  leopolh  non  Sayrrn. 
Westlich  der  Lltaße  Riga-Mitau  griff  der  Russe  gestern 
erneut  mit  starken  Kräften  in  breitet  Front  an. 
Am  Aa-Flnß  gelang  eS  ihm.  den  am  5.  Januar  er -
rungenen  Geläudegewiun  ein  Stück  zu  erweitern.  Au  allen 
übrigen  Stellen  wurde  er  blutig  nbgewiefen. 
hont  des  Skneratoberlten  ssnhmog  Zoleph. 
Droh  SchneestnrmS  und  empsindlicher  Kälte  drängten  wir 
den  Feind  zwischen  Putna-  und  Ottoz-Tal  erneut  zurück. 
tzerresgriippk  des  Senerntfktdmnrscholls  non  Mackensen. 
Der  7.  Januar  brachte  der  9.  Armee,  im  besonderen  den 
siegreichen  deutschen  und  österreichisch-ungarischen  Truppen 
der  Generale  Krafft  von  Delmensingen  und  von  Morgen  einen 
neuen  grossen  Erfolg. 
Sie  warfen  den  Rumänen  -  und  Russen  anS  dem  stark 
befestigten  GebirgSstock  dell  Mgt.  Odobesti  auf  die  Pnwa 
zurück. 
Weiter  südlich  ist  die  schon  im  Oktober  auSgebante,  setzt 
zäh  verteidigte  Mileovn-Stellung  im  Sturm  genommen. 
In  scharfem  Nachstosse  wurde  dem  (Gegner  nicht  die  Zeit 
gelassen,  sich  in  seiner  zweiten  Linie  am  Kanal  zwischen  Foesani 
und  Jarestea  zu  seyen.  Auch  diese  Stellung  wurde  durch -
brochen  und  im  weiteren  Rachdrängen  die  Strasse  Foesani- 
Bolotesti  überschritten. 
«entv  früh  wurde  Foesani  genommen.  ,, 
Auö  den  erkämpsten  Besestiguugeu  sind  3910  Kesangene, 
drei  Geschütze  nnd  mehrere  Maschinengewehre  eingebracht. 
Mazedonische  Front. 
Zwischen  Lchrida-  und  Prespa-See  blieb  der  Vorstoss 
einer  starken  feindlichen  Aufklärungsabteilung  erfolglos. 
Ter  Erste  Gencralquartiermeister. 
Ludendorff. 
vksieklkiltiillli'MMkk  MüsbmA 
WTD.  Wien,  7.  Januar.  Amtlich. 
Oestlicher  Kriegsschauplatz. 
Heeresgruppe  des  6tnrralfflbmarsitjalls  non  Kackenfen. 
Südöstlich  Pot»  Foesani  versuchten  gestern  die  Russen  aus 
25  Kilometer  Frontbreite  einen  gross  angelegten  Kntlastungö- 
ftoss.  Es  gelang  ihnen  nnr  an  einer  Stelle  nördlich  von 
Cbileel  etwas  Raum  zu  gewinnen;  doch  wurde  auch  hier  der 
feindliche  Angriff  bald  ansgefaugen.  'Ausser  schweren  blutigen 
Cpicru  biisste  der  Gegner  noch  mehrere  hundert  Gefangene 
ein.  Nordwestlich  von  Foesani  erstürmte  daS  Münchener 
Infanterie-Leibregiment  den  Gipfel  Mgr.  Cbobefct 
Heerrsfront  des  Genernloberü  Eriheriog  Joseph. 
Ter  Tüdflügel  der  von  General  Gerok  befehligte«  öfter- 
reichisch-nugarifchen  nnd  dentschen  Truppen  gewann  unter 
Kämpfen  über  Colacn  an  der  Putna  und  gegen  Eampurile 
an  der  Snsita  Raum.  Die  österreichisch-ungarischen  und 
deutschen  Bataillone  des  Generalmajors  Goldbach  schlugen 
beideneits  der  Lstoz-Strasse  insgesamt  nenn  russische  An -
griffe  unter  schweren  Feindverlusten  zurück.  In  den  Wald- 
karpathen  schränkten  Schneefall  und  Frost  die  Kampftätig, 
teil  ein. 
heeresfroui  des  Genmlseldmarschiills  priiii  teopold  non  Sayern. 
Bei  Solotwiua  wurde  ein  UeberfallSversuch  zweier  rus 
sischer  Kompagnien  ans  nnsere  Licherungsgrnppen  durch 
rasch  herbeieilende  Reserve  vereitelt.  Sonst  bei  den  k.  nnd  f. 
Streitkräfte«  nichts  von  Belang. 
Italienischer  und  Südöstlicher  Kriegsschauplatz. 
Itnbcränbcrt. 
♦ 
WTB.  Wie«,  8.  Januar.  Amtlich. 
Oestlicher  Kriegsschauplatz. 
Heeresaruppe  des  Keneralseldmarlchalls  von  Wackenlen. 
Der  Feind  ist  gestern  bei  Fo^ani  erneut  geschlagen 
worden.  Während  deutsche  Regimenter  südlich  nnd  südwest -
lich  der  Stadt  die  feindlichen  Linien  durchbrachen,  stürmten 
die  Truppen  des  Feldmarschallentnantö  L.  Goldinger  im 
Ranm  von  Odobesei  zwei  hitttereiuanderliegende  feindliche 
Stellungen;  gleichzeitig  wurde  der  Feind  auch  im  Bergland 
deS  Mgr.  OdobeSei  geworfen.  Tie  Russen  weiche»  auf  der 
ganzen  Front.  Foesani  ist  seit  heute  8  Uhr  vormittags  in 
der  Hand  der  Verbündeten.  Es  wurden  3910  Mann  ge 
fangen  nnb  3  Geschütze  erbeutet. 
Heerkslront  des  keneraloberli  krihenog  Joseph. 
In  den  Tälern  der  Putna  nnd  Susita  erstürmte«  wir 
neuerlich  feindliche  Gräben.  Auch  am  oberen  Easiuu  wur -
den  Fortschritte  erzielt,  die  uns  der  Feind  vergeblich  durch 
Gegenstösse  zu  entreissen  versuchte. 
tzerresftont  des  GclleralWmarschalls  prim  teopold  v.  Smjfrii. 
Bei  unseren  Streitkräften  nichts  zu  melden. 
Italienischer  und  Südöstlicher  Kriegsschauplatz. 
Unverändert. 
Tcr  Stellvertreter  des  Chefs  deS  GeneralstabeS^ 
v.  Höfer,  Feldmarschalleumant. 
Die  KeM'gnmikMsW  Wemm 
Dio  amerikanische  Handelskammer  in  Berlin 
(Association  ot  Commerce  an  Trade)  gab  dem  Botschafter 
Gerard  ein  Festmahl.  Unter  den  Gästen  befanden  sich  die 
Staatssekretäre  Dr.  Helfferich,  Dr.  Sols,  der  preußische  Handel? 
minister  Dr.  Endow,  mehrere  UntersiaatSsekretare,  die  Vize -
präsidenten  des  Reichstages,  der  Oberbürgermeister,  die  Prä -
sidenten  der  Berliner  Handelskammer,  Vertreter  des  KriegSmini 
steriums  und  Reichsmarineamts  und  die  Spitzen  der  Industrie, 
Bankwelt  und  Presse.  Rach  dem  Mahle  wurden  Ansprachen 
gewechselt. 
Ter  Präsident  der  Handelskammer  I.  Wolf  dielt  die  Be -
grüßungsansprache  an  die  Gäste.  Er  rühmte  zunächst  das  gute 
Verhältnis,  in  dem  sich  die  Handelskammer  zum  BotsclMfter 
Gerard  befinde.  Niemand  könne  bezweifeln,  daß  Herr  Gerard 
seinen  Ehrgeiz,  der  amerikanischste  Botsäwster  zu  sein,  der  jcmaU 
in  dieser  Hauptstadt  weilte,  erfüllt  sehen  werde.  Wie  wenig 
Grund  die  Gerüchte  hatten,  daß  der  Botschafter,au?  Amerika  nickt 
mehr  zurückkommen  werde,  das  zeige  die  Zusammensetzung  der 
Festtafel.  Er  begrüße  ihn  heute  herzlich  als  Ehrengaü  der  ameri 
tonischen  Handelskammer.  Sie  Befürchtungen  vieler,  das; 
zwischen  Deutschen  und  Amerikanern  das  Tischtuch  zerschnitten 
sei,  seien  durch  den  Abend  widerlegt.  So  wie  die  Burger  der  alten 
und  der  neuen  Welt  friedlich  an  einem  Tische  Platz  ftnden,  so 
biete  auch  da?  Erdenrund  Raum  genug  für  friedlich«?  Reben« 
einanderleben  und  für  fteundschaftliche  Gemeinschaft  aller  Kultur -
völker.  wenn  keiner  dem  anderen  Luft,  Licht  und  LebenSfteiheit 
n.ihgönnt.  Sodann  gab  Präsident  Wolf  einen  kurzen  Hinweis 
auf  die  Entwicklung  der  Handelsbeziehungen  zwischen 
den  Pereinigten  Staaten  und  Deutschland,  woran  die  ameri -
kanische  Handelskammer  immer  eifrig  gearbeitet  hat.  Er  benchtetc 
auch  über  die  Mitwirkung  der  amerikanischen  Handelskammer  an 
deutschen  Liebeswerken,  insbesondere  über  die  Errichtung  der 
amerikanischen  Hilfsküche  im  Herzen  der  Stadt  Berlin,  wo  täglid 
250  Personen  seit  .Kriegsbeginn  ein  warme»  Mittagsmahl  et 
halten.  Auch  die  Veranstaltung  von  Weihnachtsfeiern  habe  fick 
die  Handelskammer  angelegen  fein  lassen.  Ein  Komitee,  an 
dessen  Spitze  der  Botschafter  stehe.  Labe  weiter  mit  glänzendem 
Erfolge  für  da?  Rote  Kreuz  gewirkt.  Sckiliehlich  erv-äbnte  Pra> 
sident  Wolf  seine  persönliche  Mitwirkung  an  den  Bestrebungen 
der  Liga  zur  Herstellung  des  Friedens  und  gab  der  Hoffnung 
Ausdruck,  daß  diese  Bestrebungen  bald  von  Erfolg  begleitet  sein 
würden.  > 
StaalSstkretür  Dr.  Helfferich  hielt  baraar  eine  Rede 
über  die  deutsch-amerikanischen  Beziehungen 
und  begründete  zunächst,  warum  man  deutsch  iprcchen  dürfe : 
Die  HandelSkammermttglieder  seien  alS  Kaufleute  jahielang  in  Teutsch- 
land  ansässig  und  ihr  Ehrengast,  der  amerikanffche  Botichaster,  ist 
in  dreijähriger  Tätigkeit  in  den  Gebrauch  und  «eist  der  deutschen 
Sprache  und  in  die  wichtigsten  Schlüssel  zum  Geiste  deS  deutschen 
Volkes  lief  eingedrungen.  Angesichts  dieses  LerltändniffeS  für  Deutsch- 
land  sei  die  Reise  deS  BotschaiterS  nach  Amerika  zur  mündlichen  Be- 
richlerstattung  über  seine  Beobachtungen  mit  Freude  begrübt  worden,  denn 
Deuischlanddabe  nichts  zu  verbergen.  SS  wünsche,  durch  den  Nebelschleier 
der  Rachffchtensperre  hindurch  so  gesehen  zit  werden,  wie  e»  fei, 
denke,  kämpfe  und  arbeite.  Die  amerikanischen  Kaufleute,  die  hier 
eine  tweite  Heimat  gesunden  und  ibr  in  der  Kriegszeit  viel  KuteS 
erwiesen  baden,  hätten  daS  deutsche  Volk  vorher  in  fricbltdient 
Schassen  kennen  gelernt  und  den  Aufstieg  der  deutschen  Volks- 
Wirtschaft  mit  erlebt  Gleichzeitig  irnd  im  Austausch  der  Güter