Nr. 147. Mittwoch, den 27. Juni 1917. 31. Jahrgang. Hamburger Echo. Da« »Hamburger «cho' «scheint täglich, außer Montag». »ezugspret»: durch die Post ohne Bringegeld monatlich A 1,50, vierteljährlich * 4,50. durch di, Austräger wöchentlich 35 A frei in« Hau«. Einzelnummer in der Expedition und den Filialen 6 *, bei den Straßeiihändlein 10 *, EonntagSnnmmer mit »Neue Stielt* 10 A. Kreuzbandfendungen monatlich a 2,70, für da« Ausland monatlich * 4,—. Redaktion: Artmüiirrr Expedition: Fehlandstraße 11, L Stock. -YNMVUlg ou. F^^ndstraße 1L Erdgeschoß. Verantwortlicher Redakteur: Karl Petersson in Hamburg. THU 1—■—TTTsTMUi ji wi reac’. c Anzetaen die achtgespaltene Petitzeile ober deren Raum 45 4, Arbeitsmarkt, Vermietungs- una Ramilie n onä e i8 e n 25 4. Anzeigen-Annahme Fehlandstr. 11, Erdgeschoß (bis 4 Uhr nachmittag-», in den Filialen (tnS3Uhr).sowie in allen Annoncen-BureauS. 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EMlllMSMWII i>Sl DMMOft. < r * r Weil di« europäischen Staaten längst über den engen Be - reich der nationalen Staatswirtschaft hinausgewachsen sind, aber nicht die zwingende, von allen anerkannte Rechtsform für den internationalen Güteraustausch gefunden haben, die ihnen den Bezug der notwendigen Rohstoffe und Fabrikate dauernd xnb ohne Schädigung für die eigene Wirtschaft sicherte; und weil sie im Imperialismus das Mittel erblickten, das ihnen den mrgestörten Warenverkehr zu gewährleisten schien, darum ist zwischen jenen, die über die reichhaltigsten Rohstoffquellen be - reits verfügtm und ihre Ueberlegenheit verewigen wollten, und jenen, die daran Mangel litten, der Weltkrieg ausgebrochen. Und wie im nationalen Leben die Besitzenden im Namen der Freiheit, Gerechtigkeit und anderer ihre Besitzinteresien maskierender Schlagworte den Klassenkampf gegen die Besitzlosen führen, so werden auch im internationalen Weltkriege jetzt die schönsten Ideale dazu mißbraucht, um die schäbigsten Gelüste zu ver - brämen. In Wahrheit geht es — dies weiß heute der ver - bissenste Neutrale — um andere Dinge, als England vor - spiegelt. ES geht um dessen Monopol auf dem Weltmärkte, woran es höchstens noch Amerika (natürlich nur die Vereinigten Staaten von Nordamerika) teilnehmen lassen will — weil es eben nicht anders geht — und wobei ihm Rußland, Frankreich und Italien gegen entsprechend« Belohnung HclferShelferdienste leisten. Von diesen Mächten kann Rußland heute schon außer Rechnung gestellt werden: Wenn es auch für England kaum mehr als fein „Degen" in Betracht kommt, so hat der britische Imperialismus dennoch auch hinsichtlich Rußlands seinen Zweck erreicht: Rußland ist für England als Nebenbuhler in Asien so gut wie erledigt, auf lange Zeit hinaus wenigstens kaltgestcllt, ist sein Schuldner geworden, dessen Knechtschaft für England ebenso wertvoll sein dürfte, wie es seine Landsknechtsdienste waren. Trotz alledem — die Entwicklungstendenzen der Weltwirt - schaft können wechseln, die Formen derselben sich ändern; die Weltwirtschaft selbst ist nicht zu beseitigen. Ihre Notwendig - keit besteht und wird sich auch nach" dem Kriege — vielleicht noch stärker und in anderer Weise — geltend machen. Die einzige Frage, die uns ängstigen mag, ist nur die: ob der Krieg die Entwicklung beschleunigt hat oder nicht? Ob der Weg zu einer internationalen Wirtschaftsorganisation abgekürzt oder ver - längert und erschwert wurde? Für beides lassen sich Anhalts - punkte sichten. Die Antwort aus diese schicksalsschwere Frage wird zunächst wohl die Praxis erteilen. Die Theorie hat dar - über schon vor dem Kriege spintisiert, ohne jedoch ins Reine kommen zu können. ES ist vor allem fraglich gewesen, ob der internationale Handelsverkehr überhaupt dauernd seine fort - schreitende Entwicklung beibchalten werde oder ob nicht eine rückläufige Bewegung eintrctcn könne, da die einzelnen Staaten immer mehr auf die gleiche wirtschaftliche und technische Ent - wicklungsstufe kommen und daher nicht mehr so wie einst auf- ttnander angewiesen sein werden, zumal ja auch eine Richtung es Sozialismus die Entwicklung zur Autarkie (wirtschaftliche Selbstgenügsamkeit, Selbstversorgung) zu fördern schien. Ueber, dies begünstigen die Zölle und damit zusammenhängende Maß - nahmen das gleiche Streben zur Selbständigkeit, so daß sich also die Bedingungen der wirtschaftlichen Unabhängigkeit im Laufe der Zeit wohl verändern müssen. Diese keineswegs unwichtige und durch den Weltkrieg aktuell gewordene Frage untersuchte ein Wiener Gelehrter in einem Werke, dessen zweiter umfangreicher Band seit 1915 vorliegt*) und die Naturfaktoren nebst den Vorgängen in der Weltwirt - schaft behandelt. Es ist klar, daß die planmäßigen Einwir - kungen (Zollpolitik usw.) nur insoweit Bedeutung erlangen können, als erstere (Naturfaktoren und tatsächliche Vorgänge) dies zulassen. Darum beansprucht das Tatsachenmaterial, welches in dem Werke Schilders mit großem Fleiße in er - drückender Fülle zusammengestellt wurde, die Aufmerksamkeit aller, welche über die voraussichtliche Gestaltung der Weltwirt - schaft nach dem Kriege eine Vorstellung gewinnen wollen. Selbstverständlich ist auch der Mensch ein Naturfakwr, und er braucht als lebendiges und teilweise über der Materie stehendes Glied des Ganzen vor den natürlichen Elementen nicht zurückzu - treten. Insbesondere der Kulturmensch und noch mehr der gesellschaftliche Organismus haben sogar bis zu einem gewissen Grade auf die Gestaltung der Weltwirtschaft bedeutenden Ein - fluß. Aber — bis zu welchem Grade? Das ist eben die Frage. Dr. Schilder gibt keine Antwort darauf, er läßt bloß die bisherigen Erfahrungen sprechen. In dieser Beziehung hat nun der Weltkrieg die Sachlage neuerdings gewaltig verschoben. Um so wertvoller sind die beigebrachten tatsächlichen Grund - lagen, die zur Beurteilung de? komplizierten Problems erforder - lich erscheinen. Man wird sie bei den im Gange befindlichen und ferneren Auseinandersetzungen nicht entbehren können. Wir erfahren ». a., daß die Rohstoffeinsuhr zahlreicher Industrien in mittel- und westeuropäischen Ländern größer ist als die Aus - fuhr der betreffenden Industriezweige und daß die überseeischen und osteuropäischen Länder nicht imstande sind, die Bezahlung ihrer Rohstoffausfuhren durch mittel- und westeuropäische Fabrikate zu verhindern; daß letztere die Rohstoffeinfuhren nicht mittels schuhzöllnerischcr ober prodnktionspolitischer Maß - nahmen ein schränken oder auf Surrogate abdrängen können, deren Erzeugung dem mittel- und westeuropäischen Klima ent - spricht. Wir erhalten ferner eine zusammensassende Dar - stellung her Bedeutung der Tropen und der Monokulturen in der Weltwirtschaft und erkennen, daß der ungeheure Reichtum, welcher sich jahraus, jahrein über die glücklichen Besitzer und Nutznießer tropischer Länder ergießt, kein leerer Wahn ist, daß •) Entwicklungstendenzen der Weltwirt - schaft. Von Dr. L. Sckilder. Verlag Franz Sicmenrotb in Berlin 1915. Den ersten Band dieser Werke? haben wir in Nr. 227 .(vom 28. September 1912) de? ..Hamburger Echo" besprochen. das Bestreben unabhängiger Tropenstaaten nach eigener In - dustrie von den industriellen Großmächten teils gehemmt, teils in den Dienst des heimischen Kapitals zu stellen versucht wird, und daß diese wie andere Erscheinungen mit den durch den physiologischen Charakter der eingeborenen Tropenbevölkerung bedingten Verhältnissen zusammenhängt. Die materialistische .Geschichtsaufsassung fordert natürlich durchaus nicht den Ver - zicht auf tropische oder andere Rohstoffquellen, ohne die kein Volk und kein Staat wachsen und gedeihen kann. Der „ewige Jude", der ohne festen Landbesitz nomadenhaft durch die Lande irrt, er ist ein tragisches Symbol für das Unglück eines Volkes, das ungeachtet alles Fleißes und aller Begabung, die ihm auch die erbittertsten Gegner nicht bestreiten, zwar (beweglichen) Reichtum, nie aber eine selbständige Staatlichkeit und wirkliche Unabhängigkeit erwerben kann, sondern ein von den beati possidentes (den glücklichen Besitzern) bestenfalls gönnerhaft, aus Widerruf geduldetes Dasein als Gast führt. Darum die ungeheure Ueberlegenheit der Engländer und der Angelsachsen überhaupt: sie sind überall zuhause, weil sie auf Grund eigenen Land besitzes faktisch: das heißt ohne drakonische, absolutistische Gesetze herrschen können — im Gegensatze zu den Juden, die — wenn man von der kleinen Minderheit absieht, welche kultu - rell mit ihrer Umgebung verschmilzt — heimatlos sich fühlen, weil sie in einer ihnen fremden Staatlichkeit leben, das heißt in einer solchen, deren Träger allein die Besitzer von Grund und Boden sind und die mit der eigenen Scholle identisch ist. Ob die tropischen und subtropischen Gebiete besser als agra - rische Rohstoffquellen ober besser in industrialisiertem Zustande gedeihen, läßt sich auf Grund der bisherigen Entwicklung noch nicht mit Sicherheit feststellen. Sicher ist nur, daß sie für euro - päische Industriestaaten, die in ihrem kulturellen Wachstum nicht stecken bleiben wollen, unentbehrlich sind. Wahre und echte Kultur, vor allem aber dauerhafte, ist jedoch ohne die Anlehnung an Tropeugcbiete, die die heimischen meist unvollständigen Roh - stoffquellen ergänzen und ersetzen, nicht möglich. Der Handel kann letztere erschließen, aber nicht dauernd offen halten und sichern, auch wenn die Verträge noch so günstig lauten; er ist kein Surrogat für faktischen Besch. Die Hochwerrigkeit gewiss., Qualitätsindustrien sowie die Frachtlage im internationalen Handelsverkehr sind allerdings geeignet, den kvlvniallvsen Staat bezw. .seine Bewohner teilweise zu entschädigen, besonders wenn damit Seegeltung verbunden ist. Ohne Seegeltung ist jedoch auch die beste Industrie nicht haltbar, sie muh sich auch auf reale Macht stützen können. Den größten Vorteil hat der Staat, dessen Kolonialbesitz die Frachtenbilanz mitbestimmt, wofür das Buch Dr. Schilders mannigfache Anhaltspunkte liefert. So wie ein Besitz erworben werden muß, um vollständig besessen zu werden, so muß auch Handel und Erwerb auf Besitz sich grün - den, wenn er nicht in den rinnenden Möglichkeiten des inter - nationalen Verkehrs versanden soll. Das mindert natürlich nicht im geringsten den hohen Wert guter Handelsverträge und offener Verkehrswege, sondern zeigt nur die Voraussetzungen, von welchen sie bedingt werden. Die Annahme, daß es lediglich oder vorwiegend auf die Qualität und Leistungsfähigkeit der heimischen Exportindustrien ankomme, daß allseitige Handelsfreiheit allein ausreiche, um dem In - dustriekapital und der van ihm beschäftigten Arbeiterschaft die Verwertung ihrer Kräfte zu gewährleisten, war nur solange be - gründet, als keine Konkurrenz herrschte, als England das Mono - pol hatte. Seither haben sich die Vertreter dieser Manchester- lehre gründlich blamiert und England selbst war es, das sie praktisch immer wieder und um so kräftiger desavouierte, je eifriger es die alte Theorie den anderen predigte. Sein Frei - handel bedeutete längst keine absolute Handelsfreiheit mehr; es war ein „wehrhafter" Freihandel, und wenn Chamberlains Schutzzollbestrebungen keinen vollen Erfolg hatten, so deshalb, weil die englischen Liberalen angesichts der Ambitionen Ruß - lands und Frankreichs die Gewißheit zu erlangen glaubten, daß sie auch ohne die unpopulären Zölle die Abschließung des bri - tischen Imperiums gegen die deutsche Konkurrenz eventuell mittels eines Krieges erreichen würden. Freilich hatte Eng - lands Regierung dabei nur an einen „gewöhnlichen" Krieg, wenn auch großen, ja größten Stils, so doch nicht an eine Kul - turkatastrophe gedacht, deren Dimensionen über alle weltwirt - schaftlichen, international geschäftlichen Begriffe und Vor - stellungen weit hinauswuchs. Daß ein solches Weltbeben nicht bloß die Entwicklungstendenzen der Weltwirtschaft, sondern auch jene der eigenen Staatswirtschaft, ja gerade die nationale Oeko- nomie auf das stärkste beinfluffen muß, das ist — der grimmige Humor des Weltkrieges und der an ihn sich anschließenden Welt - geschichte. Der Kapitalismus ist an einem Wendepunkt ange - langt. Die Exportiudustrie, wie überhaupt die gesamte Pro - duktion müssen sich neu orientieren, das Finanzkapital wird unter wesentlich veränderten Bedingungen zu funktionieren haben. Ihre wichtigste Aufgabe wird sein, die vorhandenen Rohstoffquellen für alle zu erschließen und zu nützen. Tic bis - herigen Mechoden haben versagt; nunmehr handelt es sich um eine Organisation der Weltwirtschaft, baren Tendenzen nicht vergewaltigt werden können. 8. K. Mwr SmeMlW. Amtlich. WTB. Großes Hauptquartier, 26. Sunt. Westlicher Kriegsschauplatz, tzrttksgruppe Lronprinr Lupprrcht. LäugS bet Front bekämpften sich die Artillerien, stellen - weise unter großem MunitionSeinsay. Kegen die Infanterie- ftellnngen richtete sich die Feuerwirkung nur in einzelnen Abschnitten, meist zur Borbereitung von VrkundungSstösten, die mehrfach z« Grabenkiünpfen führten. hekttsgruppk üentlcher Lroupriu;. Bei V a u x a i l l 0 n lag starkes französtsches Feuer auf den seit den Kämpfen am 20. und 21. Juni fest in unserer Hand befindlichen Gräben. Nach lebhaftem Feuerkampf griffen die Franzosen nord - westlich des Gehöftes H u r t e b i s e die von uns neulich ge - wonnene Höheustellung au. Ter Gegner drang tro» hoher Berluste, die seine Sturmwelleu in nuferem Feuer erlitten, an einigen Stellen in unsere Linien. Sofort einsetzender Gegenangriff warf ihn znm größten Teil wieder hinaus. Tie Artillerietätigkeit war auch in anderen Abschnitten der Aisne- und Champagne-Front bei guter Sicht recht lebhaft. Gin eigenes Stoßtrupp - Unternehmen südöstlich von T a h u r e führte zum beabsichtigten Erfogl. hkmsarllppr tzmog Älbrkcht. Nichts besonderes. Rittmeister Freiherr von Richthofen hat in den beiden letzten Tagen seinen 54., 55. nnd 56., Leutnant Allmen- rüder gestern seinen 30. Gegner im Luftkampf besiegt. Lcstlichen Kriegsschauplatz Südwestlich von Lu e k und zwischen Strip a und Tnj ester hält die rege Gesechtstätigkeit an. Mehrfach wurden russische Streisabteilungen verjagt. Mazedonische Front. Tie Lage ist unverändert. In Vorieldgefechten behielten die Bulgaren die Oberhand. Ter Erste Generalquartiermeister. Ludendorsft SMkeWW-WUlM MMW. WTB. Wien, 26. Juni. Amtlich. Oestlich er Kriegsschauplatz. Unverändert. Italienischer Kriegsschauplatz. Am 25. Juni haben Kaiserschützen und Teile deS west - galizischen Infanterie-Regiments 91t. 57 nach gründlicher Vorbereitung und mit wirksamster Ariiverieunterstütznug die auf dem Breit-Rücken südlich des Suganer-Tales noch in Feindeshand verbliebenen Stellungsteilc in tapferem zähem Kampfe voll wiedergenommen. Alle Gegen - angriffe des Feindes scheiterten an der tapferen Haltung nu - ferer Besatzung. Bisher wurden hier gegen 1800 Manu an Gefangenen, darnntcr 44 Qffizierc, eingebracht. , Ter Ches bei GeneralstabeS. vom Seekrieg. Neue Versenkungen km nörökichen Sperrgebiet und im Mittelmeer. Amtlich. WTB. Berlin, 25. Juni. Neue U-Boots- erfolge im Englischen Kanal, im Atlantischen Ozean und in der Nordsee: 24 000 Br.-Reg.-T0. Unter den ver - senkten Schiffen befanden sich ein englischer Dampfer, ein größerer, tiefbeladener, durch Zerstörer gesicherter englifcher Tankdampfer, ein bewaffneter Dampfer von 6000 To., Ladung anscheinend Stückgut, der aus einem Geleitzug heransgcschoffen wurde, und zwei bewaffnete Dampfer, von denen der eine Palmöl und Saffransaat geladen hatte. Gin weiterer versenkter Dampser hatte Grubenholz als Ladung. Ter Chef des Admiralstabes der Marine. Amtlich. WTB. B e r l i n, 25. Juni. Unsere Mittelmeer- U-Boote versenkten neuerdings 10 Dampser und 9 Segler von insgesamt 2 8 5 8 0 B r. - R e g. - T 0. Unter diesen Schiffen befanden sich der englische bewaffnete Dampfer »Lallundborg" (1590 To), der italienische bewaffnete Dampser „Sert" (5567 To.), ein- unbekanntes feindliches Schiff von 4000 To. Tie Ladungen aller Venenkren Schiffe waren für die Häfen der Gntentc bestimmt und enthielten: 9400 Tonnen Kohle, 7100 Tonnen Eisen, 5890 Tonnen Treiböl, ferner Schlachtvieh, Olivenöl, Erdnüffe, Salz. Wein, Benzin und Schwefelkies. Der Chef des Admiralstabes der Marine. Ms Cnglanö. Die Sewerkfthaften und Sie rrriegsentschä-igungs- fcage. In dem SahrcSbericht deS Bundes der Trabes UnionS wirft Generalsekretär Appleton bezüglich des »rieges die Frage auf, ob die Borkäinpser deS Friedens ohne Gebicisangliederung Enlschädi. düng der KriegSkoslen beut Angreifer oder fchtcif Opfern auferlegen wollten: Wer soll die Arbeiter in Belgien, Frankreich, Serbien, Monle- negro und Polen für die sachlichen Berluste und die Gemiitsaual ent - schädigen? Wer wird die Arbeiter in den neutralen Ländern entschädigen, deren Handel zerstört wurde? Auch an der Frage der Kolonien kann man nicht Vorbeigehen. Sie gewannen da? Recht, an den Friedens- Verhandlungen tcilzuiiedmen. Wer dieses Recht beschneidet, erweist der Demokratie einen sehr schlechten Dienst. — Bon der Unruhe der Industrie redend, meint Appleton, die Revolutionäre liefen Gefabr, zu festen, daß die Vernachlässigung der wirtschastlichen Gesetze und der sozialen Rechte eine verhängnisvolle Folge haben könnte. DaS Ende des Krieges werde Arbeit und Kapital in scharfem Kampfe mit den veränderten und überwiegend vollständig neuen Bedingungen der Industrie bringen; wie man sich mit diesen absinde, davon hänge da? Wohlbesindm der nächsten Generation ab. » Steigende Ariegssorgen. Ruf schriftliche Anfrage teilte Bonar Law im Unterbaus folgende Einzelheiten über bie Gesamtausgaben Englands mit: Tie Berichtszeit reicht vom 8. Oktober 1916 bi? 9. Juni 1917. Während dieser leit stiegen die gesamten TageSauSgaben tortschreitend von 6 615 000 Pfund Sterling auf 7 752 000 Pfund (1 Pfund = .H. 20). Während derselben Zeit betrugen die täglichen KriegSauSgaben vom 8. Oktober ab neun Blochen lang 5 714 000 Pfund und stiegen bann in den folgenden 5 Wochen aus 7 457 OOO Pfund. Sie betrugen in den nächsten 5 Wochen 5 985 000 Pfund und stiegen endlich während der letzten, am 9. Juni zu Ende gehenden 6. Woche auf 6 723 000 Pfund Sterl, täglich. Die Vermehrung der Ausgaben hatte ihren Grund in Vorschüssen, die wieder einkommen worden. Ebenso sind sie durch das Kapitel Btnnition bedingt. — Was die Vorschüsse an die Alliierten betrifft, so ist die Regierung immer noch durch Ver - pflichtungen gebunocn, die sie vor Eintritt Amerikas in den Krieg eingegangen war. Indessen macht sich die Mitarbeit dieses Landes schon bemerkbar. DaS Kapitel Kriegspension er» fordert gegenwärtig 250 000 Pfund Sterling nnd wird natürlich zu» nehmeit. Bridgeman sagte in Vertretung deS NahrungSmitiel- kommissarS, mit H 0 l l a n d fei ein 81 b f 0 m m e n getroffen worden, um England einen Teil der Kartoffelernte zu sichern, wovon er hoffe, daß sie vor der englischen Haupternte verfügbar sei. • * -- ■ Die Opfer der Luftangriffe. Amtlich wird bekanntgegeben, daß die Verluste bei dem Lust- angriff auf London am 13. Juni 15 7 Tote und 432 Verwun - dete betragen. — Dazu wird weiter auS London berichtet: Die Zu - nahme der Zahl der Todesfälle infolge des Luitangriffes auf London ant 13. Juni sei darauf zurückzusühren, daß eine Anzahl der Ver - letzten gestorben ist, während noch mehrere Leichen unter den Trümmern gesunken wurden. Unter den Toten befinden sich 24 Frauen und 42 Kinder. Unter den Verletzten befinden sich 110 Frauen und 100 Kinder. Die zneöensbewegung. Eine Internationale -er Intellektuellen. AuS Bern wirb dem ^Vorwärts" geschrieben: Am 16., 17. und 18. Juni fand in Bern eine internationale Konferenz statt, bei der 29 Verbände der verschiedenen krieg- TÜHrenden und neutralen Länder durch Delegierte oder schriftliche Zrfftimmungserklärnngen vertreten waren. Tas Bureau wn»de aus Angehörigen der einander bekämpfenden Staaten zusammen - gesetzt. Die bernische Regierung übersandte schriftliche Will- kommgrüße. Grundgedanke der Verhandlungen war es, die an ber_ Wiederherstellung friedlicher Kulturarbeit interessierten Kräfte in den heute einander bekämpfenden Ländern zu ein - heitlicher Friedensaktion zusammenzufassen. Aus den Einzelberatungen sei bervorgehoben, daß die Ein- Mischung Wilsons in die innerstaatliche Entwicklung Deutschlands und Oesterreichs lals kriegverlängernd und dem Sieg der Demo - kratie eher schädlich als nützlich) einmütig zurückgewiesen wurde. Am letzten Verhandlungstag arbeitete man Grundlinien für einen Ausgleichsfrieden aus. Polen, Litauen, Serbien sollen die Unabhängigkeit wieder erhalten. Der deutsche Koloitial- besitz soll wiederbergestellt und erweitert werden. Die „offene Tür" in allen Kolonialgebieten wäre zu gewährleisten. Beihilfe zum Wiederaufbau der kleinen Länder, welche Kriegsschauplatz gewesen sind, soll von seilen Deutschlands, Englands und Amerikas geleistet werden. Ein internationaler Kon - greß soll dann im Herbst über die Anträge beschließen und eventuelle, gleichzeitig in allen kriegführenden Ländern, eine Be - wegung für Abschluß eines Verftändigungsfriedens einleiten. Es ist gewiß leider nur ein kleiner Teil der Intellektuellen, der hier gutzumachen sucht, was von Professoren, Schriftstellern, Gelehrten aller Länder in blinder Wut an ihrem eigenen Volke gesündigt worden ist. Mag man die Hoffnungen, mit betten man feine Arbeit begleitet, auch auf ein Mindestmaß berabschrauben, so wird man ihm die Sympathien, die sein ehrliches Streben ver - dient, nicht versagen. Die französischen Sozialisten gegen Annexionspolitik. Eine sebr bemerkenswerte Mitteilung bringt laut „Berliner Tageblatt" der am 25. d. M. erschienene dänische „Locialdemo- ?raten". Das Blatt schreibt: „Tie Kluft zwischen den soziaioemo- kratifchen Parteien der kriegführenden Länder erklärt sich zum großen Teil aus der gegenseitigen Unkenntnis ihrer eyr'tuna während des .Krieges, verschuldet durch Zensur und Gretrzab- fperrungen. Tie deutsche M e b r he i t s p a r t e i hat dem Stockholmer Komitee eine Sammlung von Akten über - reicht, die die Arbeit der Partei von Kriegsl-eginn an beleuchtet. Wir erfahren nun, daß Minister Thomas, der während seines Aufenthalts in Stockholm mit diesen Dokumenten bekannt ge - macht wurde, sich dafür ausgesprochen bat, daß auch die fron« zösische Partei eine derartige Sammlung vorlegen müsse. Die französi-che Partei habe im Kampfe gegen d i e annexio- n i st i s ch e Politik Briand? eine große und verdienstvolle Arbeit geleistet, die der L-effentlichkeit zum großen Teil uttbefintn: geblieben sei. Gleich zu Beginn des Krieges sei in Frankreich und Belgien eine starke annexionistische Agitation betrieben worden, die, wie die Sozialdemokratie damals femtcUtc. mit den Fonk? über die Briand verfügte, unterstützt wurde. Briands Fall sei durch die Enthüllungen der Sozialdemokratie über seine annerionistischen Abmachungen mit Rußland hestbeigesührt worden. Eine Sammlung von Aktenstücken, die die ganze Tätigkeit der ftanzöstschen Sozialdemokratie darlegt, würde von großem Nutzen sein." Dem ist au? vollem Herzen zuzustimmen. Wir haben den Erfolg der Stockholmer Verhandlungen von vornherein nicht böber eingefchätzr, als daß er in einer Vorbereitung für künftige Friedensverhandlungen besteben könnte. 2 'ier Zweck würde wesentlich gefördert, wenn hüben und drüben die Arbeiterparteien sich dahin verständigten, daß sie nichts, aber auch gar nichts mit den Eroberungspolitikern ihrer Länder gemein haben. Die Stockholmer Konferenzen. Die Verschiebung der allgemeinen Konferenz durch den russischen Arbeiter- und Soldotenrat auf eine spätere Zeit hat ihren Grund lediglich darin, daß eS den Vertretern der Engländer und Franzosen auS natürlichen Gründen unmöglich ist, zu dem an« gesetzten Termin nach Stockholm zu kommen. * 1400 deutsche und österreichische Kriegsgefangene in Rußland drahteten dem Koiiferenzkomilee in Stockholm ihre Glück - wünsche für die Konferenz. Weiter sprachen sie die Hoffnung aus, die Konferenz möge auch dahin wirken, daß die Gefangenen in Ruß - land die gleichen Rechte erhielten, wie sie die russischen Bergleute haben. Auch sollen die Zenlralstaaten die kriegsgefangenen Russen gleich günstig stellen. Der russische Arbeiter- und Soldatenrat sprach Macdonald und Jowett seine Svmpathie auS und lud beide ein, nach Peters - burg zu foiWhicn. Die Stellung -er Menfchewiki-partei. C. B. Stockholm, 22. Juni 1617. Die sozial-revolutionäre Partei der Menschewiki ist bekanntlich die der Regierungskoalition angegliederte Fraktion. Ihr gehören auch die Minister Skobeleff und Zeretelli an. In einer langen Resolution Über Krieg und Frieden, die diese Partei letzhin auf ihrer Tagung angenommen hat. wird zunächst der Weltkrieg auf die imperialistische Politik zurückgeführt. ES wird drum alS Hauptaufgabe der Sozial - demokratie erklärt, das Proletariat für seinen Kampf international zu organisieren. Einigermaßen zimmerwaldisch klingt im Anfang der Satz, daß die Sozialdemokratie die Politik der Einstellubg des KlestenkamvseS ver - werfe, den wahren imperialistischen Cbaratter deS Krieges enthülle und die Proletarier aller Länder zur Vereinigtlng ihrer Krä'te zum Kampf für einen baldigen Friedensschluß aufrufe. Dagegen wird ein volles Bekenntnis zur Landesverteidigung in den Worten abgelegt, daß die russische Sozialdemokratie, weil eine Niederlage bet revolutionären Bewegung der Todesstoß deS ganzen internationalen ProleiariatS wäre, eine wahre Niederlage aber ganz unvermeidlich sei, wenn Rußland besiegt würde, erklärt: Solange der Krieg durch die Bemühungen des internationalen Proletariats noch kein Ende gesunden hat, muß die ganze revolutionäre Demokratie die Schlagkraft der Armee mit allen Mitteln aufrechterhalten, um baS Land gegen äußere Gefahren allseitig zu verteidigen. Selgken und Sie russische Revolution. Die Petersburger Telegraphen-Agentur verbreitkt folgendes: Nachdem in der Sitzung der Arbeiter- und Soldatenräte Rußlands die Besprechung über die Kriegsziele beendet war, ergriff Van - dervelde das Wort zu folgender Erklärung: Wir weifen jeden Krieg, außer dem Befreiungskrieg und dem Krieg der recht- mäßigen Verteidigung ab. Aber es bestehen MeinuiigSverschieden-