Nr. 10. Sonnabend, den 12. Januar 1918 32.Jahrgana MmvurgerEchö W Ta« .Hamburger Vdie* etidiemi läghd). «utn UMontna». BezuftöpreiSl buidi die «u»itaqn ivddjtntud) 40 *, monatinti * 1.76. emieltabrlt* A 6.10 tut tat Haus. Einzelnummer in be> Eioednton unb ben ftthaltn 6 *. bei ben Llrotzendanblrrn tO A, EonntaaSnummer lO A Kreuzbanbiknbiinnrn monatlich * 2.7". tüt baS 5lu#!anb monathdi A 4.—. Anzetarn ou neungewaiiene Pelilzeii, obei oertn üiauin 46 « ilrbrusinar.t, •yerinitiunqs- und ,,ami.ienanzrift»n <6 A imüohdi 20 »3t. r»ue>unu«,utchltg. «iizetgeii «i,nab»>e .ttblanöfn. lt, Erbaeichotzibis 4 lltjr nadiiu.), m bfn Filialen (bi«3llbr). lowie in allen Annoneen-Äutkau« Plan- u Talen« varlchriilen obne Äerbinblxbteii Netlamen IM reballionellen Teil werben webet qtaliS noch neuen Enlqelt aulaenomm»" — Piichbonbluno (?rhn«lrfinS »turfibTiirffm.lltnnlnr I. Slots 3fblnnbftr. i, iN ebattion: ftnmfcwr« 'Kl El vedi11an: Aetzlanblliatz« IL L Sind. Ar H • aevlanbftraßi IL Erbgetchotz. VeroniworU'chet Äiebolleui Karl Belrrssou m Hamburg. Zkl BeiMnöigungsftleöeö anö die! [iniügen deniU-rnlniiden BejUOnngtn. Von Hermann Müller-Neichenbach. 8. A. K. Die deutsche Sozialdemokratie hat seit Kriegsbeginn einen Frieden ohne Annexionen gefordert. Sie wurde deshalb von allen Reaktionären mit steigender Wut bekämpft. Als die deutsch-russischen Friedensverhattdlungcn an der Jahreswende 1918 vorläufig unterbrochen wurden, weil die derzeitigen russischen Staatsleiter in den amtlichen deutick)en Auffassungen über die geplante Ausübung des Selbstbestim - mungsrechtes in den besetzten Grenzgebieten den Wunsch nach verschleierten Annexionen erblickten, hat die sozialdemokratisch« NeichStagSfraktion in ihrer Erklärung vom 6. Januar 1918 unzweideutig bekundet, „daß sie jedem Mißbrauch des Selbst« beftimmungsrcchtes zum Zwecke verschleierter Annexionen mit Entschiedenheit entgegcntreten werde". Mit dieser Erklärung hat die sozialdemokratische Fraktion den breiten Massen in Stadt und Land aus dem Herzen gesprochen, die seit dem Be - ginn der Waffenstillstandsverhandlungen im Osten erleichtert aufaeatmet batten, weil sich endlich ein Hoffnungsschimmer auf die Beendigung des Völkermoidens gezeigt hatte, und die nur bedauerten, daß sich dieses günstige Zeichen zunächst nur im Osten bemerkbar machte, während die Machthaber im Westen das Sehnen der Massen nach dem Abschluß eines Verständi- gungSfriedenS leider noch mit Gewalt niederhalten können. Das letztere würde ihnen freilich bedeutend erschwert werden, wenn es im Osten wirklich zum Abschluß eines Friedens käme. Diese Tatsache wübde in Frankreich, Italien und selbst in England eine tiefere Wirkung auslösen als di« Faktoren, die bisher bereits auf die Stimmung in den Ländern der West - mächte deprimierend gewirkt haben. Ein allgemeiner Friede, den mir Sozialisten grundsätzlich und baldigst wünschen, >st zur - zeit noch nicht zu haben. Das haben die letzte Rede Lloyd Georges und Wilsons neueste Botschaft deutlich bewiesen. Der Abschluß eines Verständigungsfriedens im Osten würde den Freunden eines Verständigungsfriedens in den Westländern in ihrem Kampfe gegen die anncxionistischen Kriegshetzer ber* di« beste Waffe liefern. Aber so wichtig es wäre, daß wir, nachdem Mars seit so i langer Zeit die Stunde regiert, eine Friedenstatsache erlebten, die für einen baldigen allgemeinen Frieden weiter - wirken würde, bei unserer Forderung auf Abschluß eines V«r- ständigungsfricdens zwischen den Mittelmächten und Rußland kommen noch andere Gesichtspunkte von größter Bedeutung in Frage. Rußland und Deutschland sind ihrer geographischen Lage nach auch in Zukunft berufen, sich wirtschaftlich z» er ganzen. Rußland wird sich dank seiner Naturschätze auch nach diesem Kriege sicher wirtschaftlich in nicht zu ferner Zeit wieder erholen. Die wirtschaftlichen Tatsachen werden in Rußland dahin wirken, daß dieses Reich nicht zerfällt. Wenn sick auch einzeln« Nandvölker, wie die früher schon loser mit Rußland verbundenen Finnen, politisch völlig unabhängig machen, wenn auch die Polen nach eigenem Wunsche und im Einverständnis mit Rußland ihr eigenes Staatswesen wieder aufrichten sollten, so sind ohne Zweifel die Großrussen und die Ukrainer auf Grund einer langen gemeinsamen Geschichts- und Volkswirtschaft so auf - einander angewiesen, daß sie sich nicht ganz trennen können, wobei ganz dahingestellt bleiben mag, ob in dem zukünftigen Rußland die'früheren großrussischen Eroberer oder die kapita - listisch kräftig entwickelten Ukrainer mehr die Führung über - nehmen werden. Jedenfalls ist die starkeLoS-oon- Nußland-Bewegung in der Ukraine wirklich nicht da, mögen die deutschen Anhänger verschleierter An - nexionen noch so sehr von solchen angeblichen Plänen der Ukrainer schwärmen. Rußland wird zunächst noch vorwiegend Agrarstaat bleiben. Wenn es nicht der Gegenrevolution anheimfällt — und das letztere würde nur wahrscheinlich sein, wenn ihm der Friede noch lange vorenthalten bliebe —, so wird es vermutlich nach dem Frieden ein republikanischer Staatenbund werden, d e i s e n Politik in erster Linie von den Bauern massen bestimmt werden wird, in dem aber auch die A r - beitermassen sich starke Geltung zu verschaffen wissen werden. In Anbetracht der ökonomischen Struktur Rußlands i st nichtanzunehmen,daßdieBolschewikidauernd Rußlandbeherrschenwerden,so sehr auch anerkannt werden wird, daß sie sich ein welthistorisches Verdienst dadurch erworben haben, daß sie durch ihr Hinarbeiten auf die Ein - stellung der Feindseligkeiten dem -Frieden eine breite Gasse bahnen halfen Der Frieden, der hoffentlich bald mit der sich nicht zuletzt auf den Willen Der russischen Armee stützenden Regierung der russischen Volkskommissare abgeschlossen werden kann, muß auch nach deutschem Interesse so be - schaff e n s c i n , d a ß s p ä t e r e r u s s i s ch e R e g i«r u n - gen seinethalben keine Schwierigkeiten^ er - halten, wenn sie eine den dauernden Welt - frieden sichernde Politik zu treiben gewillt sind. Ter Frieden, der mit Rußland geschlossen werden soll, ha! die größte Bedeutung fürdieBildungderöffent- liche ii Meinung in dem künftigen russischen Reiche. Auch in dem künft'gen Rußland werden die Im - perialisten nicht auSgestorbeii sein. Die Miljukows und Gutsch - kows werden dort wieder Propaganda zu treiben suchen und unter Zuhilfenahme chauvinistischer Agitation besonders auch unter den labkc-cben russischen Analphabeten sich auch Der Zahl nach eine größere Anhängerschaft zu verschaffen suchen. Solches Treiben würde Den russischen Reaktionären erleichtert werden, wenn der zu schließende Frieoen für Rußland s ch m e r z e n d e W u n d e n h i n t e r l i e ß e, an denen Pseudo - patrioten fortwährend rühren könnten.. Und solche Wunden würden selbst jene Kreise schmerzen, hie grundsätzlich Gegner des Krieges sind. Wie eine untci dem Zwange des Krieges erfolgende Losreißung von Kurland _mit feinen für Rußland hochwichtigen Ostseehäfen aus die geistige Verfassung des künftigen Ruhland einwirken wu> de, darüber haben Die russischen Sozialisten, Die im September als Dele - gation oes Arbeiter- UND Soldatenrates in Stockholm waren, keinen Zweifel gelassen. In jener Delegation waren neben Den Menschewiki Die Sozialistenrevolutionäre und Die $ 1I "‘ > j: cn vertreten. Und wer zweifelt im Ernst daran, daß die Massen der Letten und Esten ebenso denken? Die Arbeit, die im künftigen Rußland die Sozialisten aller Fraktionen für einen dauernden Weltfrieden leisten werden, darf nicht dadurch er - schwert werden, daß Der jetzige Krieg mit offenen oder ver - schleierten Annexionen abschließt. Das müssen wir fest im Auge behalten. Unser« Kinder und Enkel hätten es in einem neuen Weltkriege zu büßen, wenn ist Rußland Revanchepolitiker eines Tages einen Frie1>ensvertrag,der in weiten Kreisen als Schmach empfunden würde, zerreißen könnten. Sie WnwWMn in Vlksl-MM. WTB. Brest » Lit q,w - k, 10. Januar. Die gestern unterbrochene Plenarsitzung wurde heule vor - mittag 11 Uhr unter dem Vorsitze des StaalSsekreiärS v. Kühl- mann fortgesetzt. Vie Irieöenspolitik der Ukraine. AIS erster Redner führt« der ukrainische Staats - sekretär für Handel und Industrie Holubowitsch fol» geitder au«: Die durch den Krieg erschöpften gequälten Völker sehnen sich nach Frieden. In dieser Sehnsucht nach Frieden haben die Vertreter der Demokratie Groß-Nuhlands, ohne Rück- sicht zu nehmen aus die Angriffe seitens eines Teiles der rus- jischen Gesellschaft und der Presse, kühn die Schützengräben der kriegführenden Mächte überschritten zu dem Zweck, um nicht aus dem Schlachtfelde durch Blut unb Eisen, sondern aus den Wegen eines freundsehofllichen Uebereinkommens zwischen den Völkern den für die ganze Welt erwünschten allgemeinen Frieden zu er - reichen. Nachdem mit den Friedensverhandlungen begonnen worden und di« Prinzipien des Friedens bekannt gegeben worden sind haben Sie mit Reckst eine Pause von zehn Tagen eintreten lassen, um dadurch den Staaten, di« bisher an den Friedcnsvec- Handlungen nicht teilnahmen, die Möglichkeit zu geben, diesen beizutreten. Unser Staat, die Ukrainische Volksrepublik, deren Volk stets zum Frieden geneigt war, hat als erster auf Ihren Ruf geantwortet. Nachdem durch dar dritte Universal der Ukrainischen Zentral - rada vom 7./20. November ihre staatliche Stellung bestimmt wor - den ist, nimmt die Ukrainische Volksrepublik im gegenwärtigen Augenblick ihre internationale Existenz wieder, die sie vor mehr als 250 Jahren verloren, und tritt jetzt in vollem Umfange in die ihr auf diesem Gebiet« zukommenden Rechte und in die inter - nationalen Beziehungen ein. Aus Grund der obigen Vorstellung hält es das Generalsekretariat, die Regierung der Ukrainischen Volksrepublik, für richtig, auf den jetzigen Friedensverhandlungen eine selbständige Stellung einznnehmen, und bat die Ehre, den Regierungen der hier vertretenen Mächte folgende Note zu überreichen: Die Regierung der Ukrainischen Volksrepublik, daS General- sekreiariat, bringt hiermit allen kriegführenden und neutralen Staaten folgendes zur Kenntnis: Mitiles Universals Nr. 3 der Ukrainischen Zentra^ada vom 7./2Q. November 1617 wurde D.e Ukrainische Volksrepublik proklamiert und durch diesen Staals- nft bis l>ölke'r«ech!liche Stellung Der letzteren bestimmt. Di« Sckmffpnz eines febtyatwen Bunde«, aller irn gegebenen Momente auf dem Territorium des ehemaligen russischen Reiches entstan- denen Republiken anstrebend, knnpft die Ukrainische Volksrepublik durch das Generalsekretariat bis zum Zeitpunkt der Bildung einer gemeinsamen Bundesregierung in Rußland sowie der Rege - lung einer völkerrechtlichen VertretungSfrage zwischen der Ukrai - nischen Volksrepublik einerseits und der Bundesregierung bc« künftigen StaaienbundeS anderseits selbständige völker - rechtliche Beziehungen an. Ta? ®cneralfcfrctariat er - achtet eS soweit für unumgänglich, alle Staaten und Völker der Welt über das Verhalten der Ukrainischen Volksrepublik gegen - über den Friedonsverbandlungen, di« dieser Tage in Brest- Litowsk zwischen den Vertretern doS Rates der Volkskommission einerseits und der Regierungen der gegen Rußland kriegführenden Mächte anderseits beginnen, in Kenntnis zu setzen. Unerschütter - lich daran festhaltend, daß der gegenwärtige Krieg für alle Staa - ten, insbesondere für die arbeitenden Klaffen jeden StaateS das schwerste Uebel bedeutet, daß all« kriegführenden Staaten etwaigen Eroberungsabsichten entsagen und die Frieden°verhand- lungen unverzüglich einleiten sollten, hat die Ukrainische Zen- tral-Rada, das Parlament der Ukrainischen Republik, es für un - umgänglich befunden, gleich nach der Verkündigung der Ukrai - nischen Republik eine aktive Politik in der Friedens- frage eingu[eiten. Die Ukrainisch« Zeniral-Rada bat also, nach - dem sie in ihrem dritten Universal die Notwendigkeit ein«? un - verzüglichen Friedensschluffes verkündet, es für unumgänglich er - achtet, die Schließung eines Waffenstillstandes zu erstreben. Zu diesem Zweck« wurden die Vertreter des Generalsekretariats an der Südwestfront sowie an der rumänischen Front, die gegen - wärtig zu einer einzigen ukrainischen Front unter Leitung der Regierung der Ukrainischen VolkSrepi'blik vereinigt sind, geschickt. Gleichzeitig hat die Ukrainische Zentral-Rada das Generalsekretariat beauftragt, die verbündeten Mächte von diesen Verhandlungen in Kenntnis zu setzen, was seinerzeit seitens de? Generalsekretariats vollzogen wurde. In der Folge bat der Rat der VolkSkommission im Einverständnis mit den Regierungen der gegen Rußland kriegführenden Staaten die WaffenstillstandSangc- legenheit an allen Fronten Rußlands in die Hand genommen und hat das Generalsekretar'at seine Vertreter nach Brest-Litowsk be - hufs Kontrolle und Information geschickt. Hierbei erachtet eS daS Generalsekretariat für noiwendia. hervorzubeben, daß der Ver - treter des Rats der Volkskommiffare, uneeachtet deffen, daß sie über die Ankunft der Deleaierten der Regierung der Ukraine zwecks Teilnahme an den Verhandlungen in Kenntnis geletzt worden waren, einen allgemeinen Waffenstillstand selbständig ohne fedwedeS Einverständnis mit der Ukrainischen Volksrepublik gefertigt haben. Gegenwärtig, daß der Rat der Volkskommiffare gemäß dem letzten Punkte der Bedingungen des allgemeinen Waffenstillstandes die Friedenkverhandlungen mit den Rene - rungen Deutschlands, Oesterreich-UngarnS, der Türkei unb Bul - gariens in Brest-Litowsk beginnt, erklärt daS Generalsekretariat im Namen der Ukrainischen Volksrepublik folgendes: 1. Die gesamte Demokratie des Ukrainischen StaateS strebt die Beendigung des Krieges in der gangen Welt an, einen Frie - den zwischen allen gegenwärtrg kriegführonden Staaten, einen, allgemeinen Frieden. 2. Der zwischen allen Mächten zu schließende Friede muß demokratisch sein und einem jeden, auch dem kleinsten Volke und Staate, daS voll«, durch nichts beschränkte nationale Selbstbestim - mungsrechts sichern 3. Für die Ermöglichung eines wirklichen Willensausdrucks der Völker müssen entsprechende Garantien geschaffen werden. 4. Es ist demnach jedwede Annexion, d. h. jedwed« gewaltsame Angliederung ober llcbcrgabe irgend eines Landtciles ohn« Ein - verständnis seiner Bevölkerung unzulässig. 5 Ebenso unzulässig sind vom Standpunkte der Interessen der arbeitenden Klaffen jedwede Kriegsentschädigunigen., welche Fotm auch immer ihnen betgegeben würde. 6. Den kleinen Völkern und Staaten, di« infolge des Krieges beträchllickten Sck-aden oder Verwüstungen erlitten haben, muß gemäß den Regeln, dte auf FriedenSkongreffen aus gearbeitet werden müssen, eine materielle Hilfe erwiesen werden. 7. Die Ukrainische Volksrepublik, die gegenwärtig auf ihrem Territorium die ukrainische Front besetzt hält und in den völker - rechtlichen Angelegenheiten, vertreten durch ihre Regierung, welcher der Lchuh der ukrainischen Volklinteressen obliegt, selb - ständig auftritt, muß gleich den übrigen Mächten an allen Frie- dentverhandlungen, Konferenzen und Kongressen teilnehmen ^° nrl g. t Die Macht deS Rates der Volkskommissare erstreckt sich nickt auf ganz Rußland, demnach auch nicht auf dte Ukrainische Volksrepublik. Es kann daher der aus Verhandlungen mit den argen Ruhland kriegführenden Mächten eventuell resullierende Friede für die Ukraine nur dann verpflichtend werden, wenn dte Bedingungen dieses Friedens durch die Regierung der Ukrainischen Volksrepublik angenommen und unterzeichnet würden. ti. Zm Namen des gesamten Rußlands kann nur diejenige Regirruna. und zwar auvschließltch eine Bundesregierung, Frie - ben schließen, die von allen Republiken und staatlich organisierten Gebieten Rußlands anerkannt sein würde. Wenn aber eine solche Regierung in nädn'ter Zeit nicht gebildet werden könnte, so kann die,en Frieden nur eine geeinigte Vertretung jener Republiken und Gebiete fck)ließen. An dem Prinzip eines demokratischen Friedens unerschütter - lich fesihaltend, strebt das Getieralsekretariat gleichzeitig eine mög - lichst rasche Herbeiführung eines allgemeinen Friedens an und legt großes Gewicht allen Versuck)eu bei, die seine Verwirklichung naher bringen können. DaS Generalsekretariat hält eS daher für unumgänglich, sein« Vertretung auf der Konferenz in Brest- Litowsk zu besitzen, indem es gleichzeitig hosft, daß die endgültige Lösung Der Friedensangelegenheit auf einem internationalen Kongresse erfolgen wird, zu deffen Beschickung di« Regierung der Ukrainischen Volksrepublik alle Kriegführenden anfsordert. Ter Präsident des Generalsekreiariatr: Winnitschenko. Der Staatssekretär für internationale Angelegenheiten: Schulgin. In Erwiderung auf die Ausführungen der ukrainischen Staatssekreiärs Holuboiviisch erklärte der Vorsitzende Staatssekretär v. Kühlmann: Meine Herren! Wir nahmen von den Ausführungen des Vor - sitzenden der ukrainischen Delegation und von dem Inhalte der uns gemachten Mitteilungen mit lebhaftem Interesse Kenntnis. Ich schlage vor, daß die ukrainische Nole als wichtiges historisches Dokument den Akten der Kongresses einverleibt werde. Die Ver - treter der verbündeten Mächte begrüßen im Sinne ihres Tele - gramms vom 2G. Dezember 1917 die in Brest-Litowsk erschienenen ukrainischen Vertreter. Die Vertreter der verbündeten Mächte behalten sich ihre Stellungnahme zu den Einzelheiten der Aus - führungen der ukrainischen Delegierten vor. Anschließend hieran sprach der Vorsitzende den Wunsch nur, einige Fragen zu stellen, um Unterlagen für die Beschluß - fassung der verbündeten Mächte zu schaffen. Bisher wurde nn den Vertretern der Petersburger Regierung über sämtliche dar russische Gebiet betreffenden Angelegenheiten verhandelt. ES müsse daher an den Vorsitzenden der Delegation der Pe:erSourger Regierung die Frage gerichtet werden, ob er und seine Delegation auch ferner die Angelegenheiten bei gesamten Rußlands hier diplo - matisch zu vertreten beabsichtigen. Trotzki gab hierauf folgende Erklärung: In Kenntnis der durch die ukrainische Delegation veröffent - lichten Note des Generalsekretaria-.S der Ukrainischen Volksrepublik erklärt die russische Delegation ihrerseits, daß sie in vollem Ein- vernehmen mit der grundsätzlichen Anerkennung bei Selbit- b-sttmnlnt pSrech'eS >ed:r Nation bis zur rollen Lottrennung kein Hindernis für die Teilnahme der ukrainischen Delegation an den FriedeiiivetHandlungen finde. Ueber die Bedeutung der Erklärung entspann sich eine längere Diskussion, die schließlich in die Frage zusam- mengefaßt wurde, ob die ukrainische Delegation eine Unter« cbieilung btr russischen Delegation darstelle ober ob sie in diplo - matischer Beziehung al5 Vertretung eines selbständigen Staates zu behandeln sei. Die Frage wurde von Trotzki dabin beantwortet, daß er sie als erledigt betrachte, da die ukrainisch« Delegation als ielb» üänbige Vertretung 6icr auftrat und da von ferner Sette ein an- fieren Vorschlag gemacht wurde. Der Versitzend« der ukrainischen Delegation dankte hierauf dem russi'cken Vertreter für diese Stellungnahm« und für die Art. worin diese ausgenommen wurde. Er nehme an, daß dadurch di« lelbftänbige Stellung, die seine Abordnung bei den friedens. Verhandlungen einzunehiiien habe, bestimmt sei, daß nämlich d i t ukrainische und russisch« Abordnung zwei ge - trennte, selbständige Delegationen berielben Partei bildeten. Erklärungen Trotzkis. Nachdem Staatssekretär von Kühlmann mit Zustim - mung der Versammlung erklärt hatte, daß diese Präliminarfrage vorerst zwischen den Delegationen der Verbündeten beraten würde und ihre weiter« Erörterung im Plenum Vorbehalten bleibe, er - griff der ersleDelegierteder russischen Delegation Trotzki da? Dort. Er erklärte einleitend, er halte «» für notwendig, vorerst dar Mißverständnis zu beseitigen, das sich in die Verhandlungen einschlich. Tie russisch« Delegation stellt fest, daß dar offizielle, in den deutschen Zeitungen veröffentlichte Protokoll der Sitzung vom 27. Dezember 1917 in dem Teil, worin die Rede der Bor- sitzenden der russischen Delegation wiedergegeben wurde, dem ent- sprech«, waS sich in dieser Sitzung ereignet. WaS daS der -russi - schen Delegation gänzlich unbekannte wirkliche oder fiktiv« Tele- gramm der Petersburger Telegvaphen-Agentur anbelange, auf welches sich die deutsch« Presse und Staatssekretär von Kühlmann beriefen, so müsse die russische Delegation hierüber zunächst Er- tunbigungen eiziehen. Trotzki gab dann seinem Bedauern Ausdruck, daß daS Miß- »Verständnis, das in keinem Zusammenhänge mit den Arbeiten der Delegationen stehe, eintrat. WaS dem von Sen militärischen Ver- tretern der drei anderen Delegationen unterstützten Protest deS General» Hoffmann gegen Artikel in der Presse, Funksprüche, Aus- rufe usw. betreffe, so müsse er erklären, daß weder die Bedingun- gen de? Waffenstillstandes, noch der Charakter der FriedenSver- Handlungen die greiftest der Presse und deS Wortes begrenzten. Nach diesen Vorbemerkungen ging Trotzki auf den Inhalt der von dem Vorsitzenden der deutschen und österrcichifch-ungari. schen Delegation abgegebenen Erklärungen ein und führte auS: Fürs erste bestätigen wir, daß wir in vollem Einver - nehmen mit dem vorher gefaßten Beschluß die F r i e d e n Sv e r h a n d l u n ge n weiterführen wollen, ganz abgesehen davon, ob sich die Mächte der Entente an schließen oder nicht. Dir nehmen die Er- klärung der Delegationen der VierbundeS zur Kenntnis, iaß die Grundlagen deS allgemeinen Friedens, die in ihrer Deklaration vom 25. Dezember formuliert waren, jetzt hinfällig werden, da die Länder der Entente währsnd der zehntägigen Frist sich den FriedeiiSverhandlungen nicht angeschlossen haben. Wir u n - sererseitr halten an den von un» proklamierten Grundsätzen deS demokratischen Frieden» fest. Was den russischen Vorschlag auf die Verlegung bereiteren Ver- Handlungen auf neutraler Gebiet anbelange, so sei dieser auf den Wunsch zurückzufübren, für bcib« Seiten gleich günstige Ver - hältnisse herzustellen. Tie öff«ntück>e Meinung Rußlands nehme übrigen? Daran Anstoß, daß die russisch« Delegation Verhandlun- gen in einer von deutschen Truppen, besetzten Festung führ«, zumal eS sich hier um da» Schicksal lebendiger Völker handle. Tie technischen Schwierigkeiten, welche da? Ver- legen der Verhandlungen aus neutrales Gebiet mit sich bringe, könne die russisch« Delegation ebensowenig gelten lassen, wt« die F u r ch t vor Machenschaften der Entente, wogegen sich Ruß- land selbst zu schützen wisse. Unter Hinweis auf die von der maximalistischen Regierung bisher konsequent befolgte Regierungs- poliuk und di« von ihr bewiesen« Unabhängigkeit bemerkte Trotzki weiter, er habe absulut kein« Gründe, anzunehmen, daß die Diplomatie der Entente auf neutralem Boden gegen den Frieden mit größerem Erfolge operieren sönne al8 in Petersvurg. Gegenüber der vom Vorsitzenden der öst«rreichiich-ungari>ck>cn Delegalion ausgesprochenen Befürchtung, die Regierungen Eng- land» und Frankreichs könnten vor rote hinter den Kulissen ver- suchen, da» Zustandekommen de» Friedens zu verhindern, halte er ci für nötig zu erklären, daß die m a x t m a l i st t s ch e Politik ohne Kulissen auSkomme, da diese Waffe der alten Diplomatie durch daS russische Volk zusammen mit vielen anderen Dingen in dem siegreichen Aufstande vom 2 5. Oktober abge-, schafft wurde. Wenn also nach der Ansicht der russischen Delegation technische und polilische Umstände daS Schicksal deS Friedens ntchl unbedingt an Brest-Litowsk als VerhandlungSort knüpfen, so vermöge die russische Delegation nicht an einem an - deren vom Reichskanzler erwähnten Argument vorüberzugehen. Gemeint sei jener Teil der Rede des Grafen Hertling, worin dieser außer auf da» gute Recht und daS loyale Gewissen auch auf die Macht st ellung T« u t s ch 1 a n d S hingeroiesen hab«. Tie russische Delegation habe weder die Möglichkeit noch die Absicht, zu bestreiten, daß ihr Land durch die Poluik der bis vor kurzem herrschenden Klassen geschwäcbt sei. aber d i e Welt st ellung de» Lande» werde nicht nur durch ben augenblick - lichen Stand feines technischen Apparate» b e • stimmt, sondern auch durch die in ihm wohnenden Möglichkeiten, wie ja auch die wirtschaftliche Kraft Deutschland» nicht nur nach dem heutigen Stande seiner Verpilegungsmittel beurteilt werden bürst. Ebenso wie bie große Reformation beS 16. und die große Revolution de» 18. Jahrhunderts die schaffenden Kräfte de» deutschen und französischen Volkes zum Leben weckten, so wurden durch die groß« Revolution in Rußland die schaffenden Kräfte des russischen Volke» geweckt unb entfaltet Aber bie russische Regie - rung schrieb an bie Spitze ihrer Programm» b a 8 Wort Frieben. D i e hohen Sympathien, welche b a 6 russische Volk ben Völkern der Verbündeten entgegenbringe, b e st ä r k e e 8 in dem Wunsche, fdileunigiten Frieden, der auf der Vcrständi- gung d er Völker begründet fein werbe, zu er - reichen, unb um ben Mächten b e^ SBierbunbcS ben Vorwanb de» Abbruche» der JriedenSver- handlungen au» technischen Gründen z u ent - ziehen, nehme die russische Delegation di« Forderung, in Brest-LitowSk zu bleiben, an. Sie bleibe in Brest-Litowsk, um keine Möglichkeit in dem Stampfe um ben Frieden unauSgenuht z u lassen. Indem, die russische Delegation auf ihren Vorschlag wegen Verlegung der Verhandlungen auf neutralen Boden ver - zichte, beantrage sie, zur Fortsetzung der Verhandlun - gen überzugehen. Auf den Vorschlag de» Vorsitzenden wurde dann beschlossen, am Nachmittage zwischen den Delegationen Deutschland» und Lesterreich-Ungarn» einerseits und Rußlands andererseits eine interne Beratung abzuhalten. Skilmmkl Zki klkWjij im Bellen. Amtlich. WTB. Großes Hauptquartier, 11. Januar. Westlicher Kriegsschauplatz. HerrcSgruppe ttronprinz Rupprecht und Deutscher Kronprinz. Versuche des Fciude^, üderraschend nach Feuervorbcrei- tuug am Morgen des 10. Januar südöstlich von?)pctu in unsere Stellungen cinzudriugeu, scheiterten. Tagsüber c;t*u>idcUe sich an der flandrischen Front und südwestlich von Gambrai lebhafter StriiUerietampf. Zwischen Mocuvreö und Mareoing steigerte sich daS englische Feuer am Abend und bei Tagesanbruch vorüber - gehend zu g>oster Hefti,ikeit. Auch die französische Ariilleri« war beiderseits von St. O.ueniiu unb in einzelnen Abschnitten zwischen Cife und AiSnc rege. Heeresgruppe Herzog Albrecht. Westlich von Blamonl erhöhte Gefechtstätigleit. Oestlicher KrtegSschauplatz. Nichts Neues. An der mazedouischen nud italienischen Front keine be - sonderen Ereigniss«. e Der Erste ffientralauarlicrmcifter: Ludendorff. MllWe SMmliiR Im rnillklmeel. Auitlich WTB Berlin, l l. Januar. Neue U-BooiScrfolge im Mittelmeer: 12 Dampier mit » 6 O <><) Br. - Reg. - To. — Die Schisse ha.tcu meist wertvoll« Ladungen für Italien und die e n g l is ch U r i e g o w i r ts ch a f t im Orient. — In besondere geschickt und hartnäckig durchgemhrtcu Angriffen gciang cs, zweiGeteitzüge aufzureiben und dabei 6 Dumpfer zu vernichten. Unter diesen kouuton fcitgcnciU werden: die be.adeuen bewaffneten englischen Dämpser .Fi o eus-, 41 7o Br. Reg. To., „Turnvridg e', 2874 Br.-Reg.-To., »Elittoudale-. 381 I Br.-Reg.-To- und »W «verlep-, 38.'-3 Br. Reg.-To. tfcotcrc be.den mit je 5000 To. Kohlen nach Malta bezw. Port Said un.erwegS. — Bon dem englischen Damptcr „(< 11 f t o n b a 1 c", der mit zwei 15 «toi-Mörseru nub einer 7,6 ciu-Sck'noUadekanone bewaffnet war, würbe der Kapitän gefangen ge - nommen. Ferner wurde der bewaffnete ita ionische Dampier «Pietro», 3860 Br.-Reg. To., in überraschendem Angriff durch Geschütz euer niedergekämpft, währens der durch Be- wacher gesicherte englitch«'Dampfer „Verfiel" 3874 Br.- Reg.-To., der beladen auf Dem Wege nach Ctramo war. entern Torpedo zum Opfer fiel. Au den vorueheiiden (Er - folgen war in hervorragender Weise fi auitänleutnant non Arnauld d e la seciere bt.ctiigL Der Stet US 8lbuiiral|tabe8 bet Marine. Tie Bebeutmig beS fcinblidten Verlust $ erhellt wenn man sich vorstellt, daß allein bie bcibeu erwähnten Sohlen dämpser soviel Brennstoff lubtten, bie 1000 Eisenbahnwagen vnu je 10 To. zn fasse» vermögen. Bezeichnend tür ben Ui a n g e i an Geschützen, bet burrt) bie feindliche U-Booienbioehr veranlaßt roiib, ist die Meldung über bie eroberten lö ein - Mörser. Derartige Geschütze pflegt man nur für Steilfeuer 'm Landkrieg zu verwinden. Auf ä>c haben sie tv gen der Schwierigkeit des Treff. n« bei ungenauer Entfernungs - messung tui ZMmwenhang mit der langen Flugzeit M Geschoßes nur sehr bedingten Wert. Llopö George und öie /lrbeiter. Tie Uhr gereizte Stimmung bet englischen Arbeiterschaft, von bet wir in der $on#ei»tapmiiumer des „Hamb. Echo" Notiz genommen hoben, ist, wie voiauSzuieben war, durch die neuen« Rebe Lwyb Georges vor ben Geweikicha tssüdiern k iueSwegS deichwichtigi worden. Die .Moining Post' meldet: Tie erste englttche Gewerk - schaft S v e r f a m m 1 u n g , die nach der Rede Lloyd George» ab« gehalten wurde, bie Tagung fier Liverpooler Hafenarbeiter, sprach sich in einer Resolution gegen die KriegSzie 1 e Lloyd George» au». Rach einer weiteren Meldung bet , Moniiug Post" haben sich Slrbetterparietler unb Irländer im Unterhaus ziiiaiiimcn» geschlossen, um ge > en das Ministerium Lloyd Georg« Stur in tu laufen unb für einen balbigen Frieden zu agitieren. DaS Blatt erklärt weiter, man vermisse immer noch eine oisiiieUe ZustünmungSlundgebung der Trabe Union» zu der Kriege« zielrede Lloyd Georges. Auf eine solche Zustimmung wird man wohl vergeblich warten denn auch H c n b e r) o n und.E nowden haben an der Rede be» Preu iermininer» allerlei aueoifeven. Rach einem ergäntenben Berichte über dte Siellnugnahme Henderson» zu Lloyd Oieor. ee Rede hat Henderson u. a diese bemerk, i »werten Ansführmigei, gemocht: Es in Totiache bau f a ü alle sozialistischen Parteien Europa» Friede usprogramme aus st eilen, uiio wenn wir sie vergleich, n, finden wir sie in den Grundfragen über« e t n ft t m tu c n b. Sie verfolgen alle dasielbe zentrale Ziel weiter. Auf bie Gleichheit der Ziele der briiischen Ardener und der Poljchewiki