Mittwoch, den 13. Februar 1918. 32. Jahrgang. Wlmvurger Echo. M un'ere Leser onö Meine»! gäbet zwingt unö der Papicrmangel. diese und vielleicht . n0esse und Vorteil des de- ireitenden Volkes und im Interesse der Regelung und des Sttflieid’8 der einander bekämpfenden Staaten. 4. Alle natürlichen Aspirationen werden, soweit es >eht, befriedigt und bestehende, soweit dies ohne allzu große Lchwierigkeiten möglich ist, beibeljaltvii. Ein allgemeiner Friede auf derartiger Basis sann sofort besprochen werden, aber dis dahin können wir nichts itnderes tun, als weiter kämpfen. So wie wir die Situation beurteilen können, werden die e Prinzivieii als fuiidamentale Grund - loge überall angenommen, mit Ausnahme von den Wortführern der militärischen und der annerioniftischen Partei in Deutschland. Wenn sie irgendwo anders abgelehnt worden wären, bann wären diejenigen, die sie ablehnten . offen - bar nicht eiiiflußrcich genug, um ihre Stimmen hören zu lasi.n. Ter tragische Umstand ist, daß diese Partei in Deutsch - land öffentlich bereit und imstande ist, 2)t 1 1 1 i o n e n Männer in den Krieg zu Hetzen und baS zu verhindern, was die geianite Welt jetzt all wesentlich an rfennt Ich dürfte die Gefühle des Volkes der Vereinigten Staaten nicht richtig wiedergeben, wenn ich nicht wiederholte, daß wir nicht um einer Kleinigkeit willen in den »lieg gezogen sind und datz w i r von d e m e i n g c f d) l a g e n e n Kurs nicht mehr zurückkehrcn wollen. Unsere Hilfs - quellen sind teilweise mobilisiert und wir werden nicht ruhen, bevor s>e nicht ganz mobilisiert sind. Unsere Armee geht schnell an d i e F r o n t und wir werden dafür Sorge tragen, daß sie noch schneller dahin transportiert werde. Unsere ganze straft und unser ganzes Wollen müssen in diesem Befreiungskrieg angespannt werden, Befreiung von Bedrohung und von Versuchen eigennütziger Gruppen autokratischer -Monarchen, sich die O b e r h e r r i ch a s i der Welt anzumasten. groß auch die Schwierigkeiten sind, und wenn auch Darüber» Seöenbe Verzögerungen eintreten können, mir find unbesiegbar >" unjeier Macht und wir können uns unter keinen Umständen somit zufrieden geben, in einer Welt zu leben, die ton der Gewalt beherrscht wird. Wir glauben, daß unser *> n Jiger Wunsch, nämlich eine internationale Ordnung, fit von Redlichkeit, Recht und den gemeinsamen Interessen der Meiisch- mt regiert werden soll, schließlich erreicht werden wird und dap dies : er . Wunsch aller weitblickenden Menschen auf der Welt ist. Ohne wie Neuoidnung bleibt die Well ohne Freude, weil das menschliche ^schlecht die notwendigen Bedingungen für feine Entwicklung und ^i'tenj entbehren muß. Nachdem wir uns zur Erledigung dieser Auf- äusammengerafft haben, können wir nicht zurückgeben. dope, daß es unnötig für mich fein wird, zu sagen, daß '’ n Wort, das iw gesprochen habe, als Drohung gedeutet 7? Cen wll. Das wäre mit unserem Volksgetst unvereinbar. Ich »im -I™ 1 deshalb so gesprochen, damit dte ganze Welt den Geist uihe 8 ,enntn lernt, daß die Leute wissen, baß unsere Begeisterung S 0 ® e l b ii r e g i e r u n g kein leerer Schall ist, sondern eine mnt e ^ u " 8 ' die, nachdem sie einmal geweckt ist, beiricbigt werden -Teie Macht der Vereinigten Staaten bedroht kein Volk und keinen Staat und wird niemals ,u aggrefsivm Zwecken, Gebiets- auebebnungen ober ,u eigenen, egoiftiidjen Interessen verwendet werden, denn (k entstand durch Freiheit und steht nur t m Dienste ®« ist einleuchtend, daß diese Rede sehr viele Sätze enthält, die unsere volle Billigung finden könnten, wenn sie nicht — von Wilson gesprochen wären. $r spricht im Brunde nicht anbei» als Hertling, höchsten» mit etwa» mehr Salbung im Ton, wa» aber kein Zeichen von größerer Aufrichtigkeit zu sein braucht. Vor allem hört man aus den Reden bet beiden Staatsmänner nur da» hartnäckige: Weiter kämpfen ! Darin sind sich Hertling und Wilson so ähnlich, al» ob kein Weltmeer zwischen ihnen läge. Daß Czernins Rede nur deshalb auf einen anderen Ton gestimmt fein konnte, weil sie lediglich ein Seitenstück, eine Ergänzung zu Hertlings Rede war, wird der schlaue Uankee-Regent natürlich auch schon bemerkt haben. Aber er benutzt den Unterschied, um allerlei den Amerikanern angenehm' klingende Bosheiten gegen die deutsche Regierung einzustreuen, was ein harmloses Ver - gnügen genannt werden könnte, wenn es nicht zur Auspeitschung der Kriegsleidenschaft gegen da» deutsche Volk diente. Denn was Wilson al» tragisches Schicksal bet Völker bezeichnet: da» Hin- einhetzen von Millionen Männern in den mörderischen Krieg — das ist erst durch seine Einmischung in den europäischen Mächte- streit zu einer so grauenvollen Tragödie geworden, daß es schein - bar keine Grenzen für den Wahnsinn des Menschenmordes mehr gibt. Wenn Wilson meint, daß über den allgemeinen Frieden schon verhandelt werden könnte, warum labet er bann nicht zur Frie - denskonferenz ein? Warum läßt er es nicht auf den Versuch ankommen, daß allein die .militärischen Herren Deutschlands" sich von einer solchen Konferenz ausschließen? Vor dieser ein - fachen Frage löst sich die Wolke seiner schönen Rede in eitel Dunst auf, und e» bleibt nicht» übrig, al» die knochendürre Formel des Geschäftsführers der amerikanischen RriegSprofitler: wir müssen den Krieg fortsetzen, um für die vereinigte Firma Groh- britannien-Dollaria zu retten, was zu retten ist Im übrigen ist der zähe Kriegswille der amerikanischen Finanzwelt eben wegen dieser geschäftlichen Interessen durchaus nicht nur als Bluff aufzufassen. Und weil in der Tat Deutschland seine Eroberungen auf den europäischen Kriegsschauplätzen nicht in Annexionen umwandeln kann und bars, sondern sie gegen seinen Anteil an den überseeischen Rohstoffgebieten eintauschen muß, hat es keinen Zweck mehr, mit unseren Kriegszielen so ängstlich hinter dem Berge zu halten, wie es die Reichskanzler von Bethmann bi» Hertling immer getan haben. Einmal muß den Alldeutschen doch die Illusion, daß ihr Pläne in Erfüllung gehen könnten, ge - nommen werden. Je früher das geschieht, desto besser für das deutsche Volk, dem bann nicht mehr nachgesagt werden kann, baß e» seine Männer millionenweise für Weltherrschaftspläne in ben Tob schickt. Es zeigt doch jede Rede der feindlichen Staatsoberhäupter wieder, daß sie nicht mit dem wirklichen KriegSziel de» deutschen Volkes, sondern nur mit ben Phantastereien bet Alldeutschen ben Völkerhaß gegen uns schüren. Da» minbeste, wa» von der p o - l i t i s ch e n Leitung Deutschlanbs verlangt werden kann und ver - langt werden muß, ist, daß sie den Gegnern diese Waffe au» der Hand schlägt. * Aus Berlin wird gemeldet: Reichskanzler Graf Hertling und Staatssekretär v. Kühlmann sind in» Große Haupt - quartier abgereist. AkMlie- IHlO MeMMe. Amtlich. WTB. Großer Hauptquartier, 12. Februar. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Deutscher Kronprinz, stln vielen Stellen der Front Artillerietätigkeit. In - fanterie-Abteilungen führte« südlich von St. Quentin und aus dein östlichen Maaeuscr am <5aurrieres-Walde erfolg - reiche Erkundungen durch und machten dabei Gefangene. Heeresgruppe Herzog Slldrecht. Zwischen Flirey und der Mosel Artillerie- und Mi«eu- kampf, der sich heute morgen besonders i« der Gegend von Renenaulille verfchärfte. Oestlicher Kriegsschauplatz. Die militärische Lage ist an der Front gegenüber de« Groffrusic« und Rumänen unverändert. Italienischer Kriegsschauplatz. Ans der Hochfläche der sieben Gemeütdcn tagsüber leb - hafter Fencrkampf. Im örtlichen 'Angriff säuberten öfter- reichisch ungarische Truppen feindliche Ltützpuntte am Süd - hange des Suffo Rosso und nähme« dabei sechs Offiziere uud 170 Mann gefangen. Aon der Mazedonischen Front nichts Neues. Der Erste Generalquartiermeister: Ludendorff. Der Unterseebootskrieg. Amtlich. WTB. B erlin, 12. Februar. Im östlichen Teile des AermclkanalS und an der eng - lischen Westküste vernichteten unsere U-Boote 18 000 Srutto»Negister-Tonnen feindlichen HandclSschiffSraumeS. — Alle Schiffe mit Aus - nahme eines in Ballast fahrenden waren beladen. Ein etwa 5000 Tonnen großer Dampfer wurde aus einem (Seleitzug hcrausgefchofscu. Ein anderer allein fahrender Dampfer von mindestens 6000 Brutto-Rcgiftcr-Tonncu wurde trotz starker Bedeckung versenkt. Der Ehes des Admiral st abeS der Biarine. Stieöensflnoelot an HumOnien. Wie das »Berliner Tageblatt« meldet, forderte der Bier- bnnd die rumänische Regierung in Jaffy auf, in Berhand- Inngen einzntreten. Er ersuchte die rumänische Regierung, biS morgen, Mittwoch, abend mitzuteileu, ob sie jn Ber- Handlungen bereit sei oder nicht. Ter Rücktritt BratiaunS und seine Ersetzung durch General Averescu dürfte natür- ltch auf diese Aufforderung zurückznsühren fein. Die Form emes Ultimatum», daS eine Drohung in sich schließt, wurde der Aufforderung nicht gegeben. tin Urteil aus feinülichem tNunöe. Gegenüber den von England verbreiteten Gerüchten, daß die Moral der Besatzung der beutfchen Tauchboote stark geliiten hat, erklärte der amerikanische Admiral Benson am 3 Januar vor dem MarineauSschuß der Kongresse», die fraglichen Gerüchte seien unrichtig. AuS den Verhören deutfcher Gefangener sei zu ersehen, daß die Moral der Lauchbootbesatzungen die beste in der deutschen Marine sei. Benion legte gleichzeitig dar, daß der Lyptt» der sogenannten Tauchdootjäger die Erwartungen nicht erfüllte und die Bauten daher beschränkt worden seien. Arbeiterschaft und Regierung in EnglanÜ. Zu ben neu Inten Versuchen der englischen Regierung, zu einer Verständigung mit der Arbeiterschaft über daS HeereSer'atzgeletz zu gelangen, schreibt .Daily New»": ES liegen überwältigende Beweise für die latente Unruhe in allen großen Industriezentren bot, die viel weniger auf der Gegner chast gegen daS HeereSeriatzgesetz, al» au f der tiefgebenden Unzufriedenheit und dem Mißtrauen gegenüber der Regierung beruht, die sich mit den Lippen zu demo - kratischen Idealen bekennt, in jeber Einzelheit ihrer Politik aber sich unfähig erweist, den Willen der Demokratie, den sie zu vertreten bor- qibt, zu verstehen geschweige denn anSzuiühren. Tas einzige Hindernis zur Herbeiführung der nationalen Einheit ist die entschlossene Weigerung e'ner Gruppe von Staatsmännern, dem Polke die von ihm geforderten Bürgschaften zu geben, daß sie ben Idealen, für die der Krieg geführt wird, treu sind. Drei Nationen unter den Alliierten, nämlich Belgien, Amerika und Rußland, können von niemand selbst, süchtiger KriegSziele verdächtigt werden. In Amerika und Rußland ist die Temokraiie in verschiedenen Formen zum Ausdruck ihrer Ziele ge - langt, welche die Ziele wahrer Temokraiie in jedem kriegführenden Lande sind. Diese Ziele aber stehen im völligen Gegensatz zu dem Gei st e und Tone der Versailler Erklärung, zu den bekannt gewordenen Geheimverträgen und zu der hartnäckigen Weigerung der Entemeregierurgen, ihre KriegSziele vor der Welt zu verkünden. Heute soll L 1 o y d G e o r g e Im englischen Unterhause eine Er - klärung über die allgemeine Lage abgeben wollen. Am 25. Februar will er vor ben Gewerkschaften in Liverpool über die G o t w e n d i g- ? eit sprechen, sich auf einen langen, harten Krieg ein - zurichten. Iranzöflsche Fälschungen. Der .Vorwärts" schreibt: Ter .Petit Parisien" veröffent - licht eine Reibe von sogenannten Dokumenten, die beweisen sollen, baß die Bolichewiki durch sozialb mokrat! che Vermittlung mit deutschem (Selb bestochen sein sollen. Zwei dieser Telegramme, die sämtlich in Paris fabriziert sein dürften, lauten: 2. Dokument. Berlin. 25. August 1917. An „Vorwärts"» Korrespondenten Olberg: Wunsch, welchen Sie auSsprecken. indem Sie auf Ihre Korrespondenz mit Maxim Gorki basieren, entspricht durchaus Porteiinletition Uebereinstimmend mit Persönlichkeiten stellen wir Ihnen durch Niabanken Fürstenberg Betrag X 150 000 zur Verfügung und bitten Sie .Vorwärts" zu unterrichten, was GorktS Zeitung im Sinne Bewegung schreibt. Mit brüderlichem Gruß Scheidemann. 5. Dokument. Berlin, 14. Juki 1917, an Mor in Stockholm. Durch Vermittlung von S. Rouckverger richten wir an Ihre Adresse Betrag 3L 180 000, von diesem Betrag wird Ingenieur Steinberg Lenin .ft 140 000 übergeben, wenn er nach Finnland geht. Rest - betrag bleibt zur Organisierung Propaganda gegen England und Frankreich zu Ihrer Verfitaung. Wir mitteilen Ihnen, daß von Ihnen an uns gerichtete Briefe von Malignac und Stieklow bei uns entliefen und man über sie erörtern wird. Unterzeichnet ParvuS. In .Politiken" heißt c»: „ParonS (ParvuS?!'. Hierzu erklären uns die Genossen Scheidemann und ParvuS, daß diese .Dokumente" glatte Fälschungen sind. Von mir ans können mir dazu bezeugen, daß e? einen .Vorwärts-Korrespondenten Olberg' nicht gibt, daß Genosse Olberg niemals einen Auftrag, wie er in dem erfundenen Telegramm erteilt wird, erhalten und auSgeführt hat. Schließlich ist bekannt daß die deutsche Regierung mit den Bolschewik! feit längerer Zeil sehr unzufrieden ist. Hätten diese von der deutschen Regierung Geld erhalten, so hätten sie sich in Brest- Litowsk wohl etwas weniger widerborstig gezeigt. Der öeutsch-ukroinlkhe Zusatzvertrag. I. K. Ter Wonlaut deS deutsch-ukrainischen FriedenSvertrageS beruht, wie daS selbstverständlich war auf der Grundlage des Ver - zichts auf Annerionen und Entschädigungen. Terri - torial greift die neue Ukraine weit nach Norden aus, so daß sich der Polen eine starke Unzufriedenheit bemächtigt bat. Wirtschaftlich ist der Verkehr von Regienittg ;u Regierung vorgesehen, soweit e« sich um die Produkte handelt, die hüben und drüben gemeinwirtschaftlich verwaltet werden. Sonst ist brr alte russische Handels - vertrag in wesentlichen Punkten wieder in Kraft geseyt, aber Deutschland und Oesterreich Ungarn das Recht zu einer engeren Zoll- gemeinschaft ,zum Zusammenschluß Mittel-Europas ausdrücklich Vorbehalten. Ter besondere deutsch-ukrainische Zusatz-Vertrag regelt eine Anzahl von Rechts- und Wirtfcha iSfragen in bemerkens - werter Weise. Tie gegenseitigen Kriegs» Ausnahmegeieye gegen Privatpersonen werden zu rück genommen und den dadurch Eeschäbigteit wird Entschädigung gewährt. Dabei ist nun ein schwie - riges Problem aufgetaucht: die Ukraine wird bekanntlich sozia - listisch regiert, sie hat das Land und die Bodenschätze ver - staatlicht. Lurch diese Enteignung der Kapitalisten find natürlich auch deutsche Grundbesitzer und Fabrikinhaber ober Aktionäre mit betroffen worden. Die Enteignung ist im aCaemcinen ohne Ent - schädigung erfolgt. Sollen nun die davon betroffenen deutschen Kapita - listen ‘ entschädigt werden? Die Frage ist offen geblieben, und wir Ä e«, daß die deutsche Regierung nicht auf der Entschädigung i hat. Sie hat dadurch gezeigt, daß sie nicht an kapitalistischen Rücksichten den Frieden scheitern läßt. Die kiMe Demofiilifienir.0. Mit der russischen Mobilmachungsorder wurde vor 8f Jahren die erste Kriegserklärung Deutschlands automatisch herauSgesordert; der erste von Leutschland unterzeichnete Friedensvertrag zog jetzt den russischen TemobilisierungSbefehl ebenso automatisch nach sich: in diesen beiden Tatlachen liegt Anfang und Ende deS deutsch-russischen Krieges beschlossen. Dazwischen aber liegt al» Ergebnis des blutigen RingenS daS chaotische Wirrsal, zu dem der .Koloß auf tönernen Füßen", daS ehemalige Zarenreich, zusammengebrochen ist. In fast allen Preßstimmen, die daS Ereignis besprechen, kommt zum Ausdruck, daß die Trotzkische Erklärung über die Beendigung des Kriegszustandes nur auSspricht, waS schon seit Wochen eingetreten war, nämlich die völlige Auflösung der russischen Front, auS her die Soldaten schon zu Tausenden einfach davongelaufen sind. Und wie niemand, der den Schadm hat, für den dazu gehörigen Spott zu sorgen braucht, so fehlt es natürlich nicht an wohlfeilen Redensarten über die Schuld der Boischewtki an dieser Ohnmacht de» rusiischen HeereS. Aber was man ihnen auch mit Recht vorwerfen mag — und sie haben sich wahrlich schwer am russischen Volk und an den Ideen deS Sozialismus versündigt —, so trifft sie doch für dieses Versagen deS zahlreichsten HeereS, daS jemals zum Kriege ausgeboten wurde, nm die. geringste Verantwortung. Denn ihre Herrschaft ist noch von zu kurzer Lauer, um eine solche Zerrüttung in einem militärifchm Or - ganismus einreißen zu lassen. Hier rächte sich nun daS Verbrechen, das der Zarismus jahrhundertelang durch einen auf die Spitze ge - triebenen Militarismus an unterdrückten Völkern begangen hat. Unsere Gewaltpolitiken täten gut, diese Ursachen deS Zusammenbruchs der russischen Riesenarmee mehr zu beachten und die entsprechenden Lehren daraus zu ziehen. In der »Intern. Korresp.' wird zur russischen temobilifierung gesagt: .... Wenig mehr al» drei Monate sind jetzt die Bolschewifi an der Gewalt. Die wirtschaftlichen Verhältnisse zu bessern, ist ihnen birher versagt geblieben. Die Not der breiten Massen in Rußland wird am Jahrestage der großen Revolution schlimmer und hoffnungsloser sein nie je. Tie Leben»- mittelverjorgung ist ins Stocken geraten, die Fabriken stehen still, Hunger und Arbeitslosigkeit herrschen überall, und in VerzweiflungS- auSdrücken wendet sich die notleidende Masse nun auch schon gegen die Bolschewik!, die sie alS falsche Propheten verwirst. Gleichwohl sind wir nicht sicher, daß die Herrschaft der Bolsche - wik! bald ihrem Ende entgegengeht. Sie ist heilte eine Militär- Diktatur, nicht, wie man sie bisher in der Gerichte kannte, eine Diktatur der Heer-ührer, sondern eine solche b e r Soldaten, der Roten Garden. Tie Bolschewifi werden da» Heer demobilisieren, aber diele Schutztruppe ihrer Herrschaft nicht, und bisher sieht man noch nicht die Macht, welche imstande wäre, sie zu überfälligen. ES ist eine Diktatur deS revolutionären Proletariats aufgerichtet, aber sie sieht wesentlich ander» au», al» wohl alle Sozialdemokraten sie sich vorgestellt haben.' Zur Frage, wo? nun Deutschland tun soll, heißt e» in demselben Artikel: Taß die desetzteu Gebiete geräumt werden, ehe der Frieden unterzeichnet ist, ist höchst unwahrscheinlich. Solange aber die deut che Besetzung fortbauert, ist es wiederum schwierig, die Entwicklufig der neuen Staaten im Osten planmäßig zu fördern. Man sollte gleichwohl den Versuch machen, wirkliche Volks - vertretungen in Litauen und Kurland zu schaffen, ohne eine nationale Verwaltung und eine nationale Miliz zu schaffen und auf diese Weise die neuen Zwischenstaaten auf feste Grundlage zu stellen. Je besser diese Staatswesen auigebaut werben, um sc rascher kommt der Tag, an dem die deutschen BesatziingStriippcn von dort zurückgezogen und zu nützlicherer Arbeit in die Heimat zmückgesührt werden können. Die zurückgezogene Hrieöensbolschaft. Wie Berliner Blätter melden, machte der russische Obei Befehlshaber Krhlenko, dessen angebliche Geiangennahme durch pa nische Tnuven sich nickt bewahrheitet, in Gemeinschaft mit dem Mitglied bc8 i fielt Kollegiums Florawski. in einem Funkspruch .An Alle^ den fischen Soldaten Mitteilung von dem Demodiliationsbefehl. »Friel Frieden, Frieden, d e r K r i e g i st z u E n d e", hieß tt in dem Funkspruch, der mit der Aufforderung schließt, die Tifzwlin zu wahren und durch keine Ausschreitungen die Frtebeitsseier zu stören. Tret Stunden noch der Ausgabe dieses Funkspruchs erging ein neuer Befehl FlorawsliS, die Verbreitung der Mitteilung k i n z u st e l 1 e n. Die Sowjets für §rke-ensschluß! Die »Times' meldet aus Petersburg vom Sonnabend: Der Kongreß der russischen Sowjets hat sich mit großer Mehr - heit für einen baldigen Abschluß der FriedenSverhand- 1 un g e n ausgesprochen. Die gehaltenen Reden und faßten Beschlüsse sind vom Rat der VolkSkonmiissare zur Veröffentlichung noch nicht freigegeben worden. In Moskau soll die Gründung einer R ep'ubIik Groß- Rußland erfolgt sein. Russischer Protest an England. Ein aufgefangener Funkspruch auS ZarSkoje Selo .An Allel" vom Kommissar für Auswärtige Angelegenheiten lautet: Indem er eS als unzulässig erachtet, daß für die russischen Bürger in Eng - land die ZwangSzuzählung zur englischen Armee und Telegierung zu irgend einem auswärtigen Staate angewandt wird, überhaupt da» Recht der ZwangSzuziehung russischer Bürger zum Heeres - dienst, beauftragte der Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten den bevollmächtigten Vertreter in London, Kameraden Litwinow, der englischen Regierung vorzustelle», sie sollte mitteilen, welche Schritte sie zu unternehmen gedenkt in Anbetracht der Konventionen, die mit der Regierung Kerenskis über diese Frage geschlossen worden sind. Er soll Ferner die Hoffnung aitSdrückeit, daß c8 auf diesem Boden zu keinen Mißverständnissen zwischen Englanb und Rußland kommen wird und daß England von solchen Maßnahmen absehen weroe, die zu ähnlichen Mißverständnissen führen könnten. Sie Liebe bes Severin Jtnüoöen. Roman von Ernst Zahn. g. *? be rt n Imboden aber war zum Alltag erwacht. Im nächsten ^ssitand eine kranke Kuh. Nach der sah er jetzt. Dann kam Esichreiber und brachte Ämtsgeschastc. Eine Pflicht löste Hipf> an $ <:re a ^' Stunden vergingen. Der Bries an Dominika nod) immer ungeschrieben. 0e!otnm fuhr ein Wagen vor» Haus. Rasdiein war an. Er war niemand da, ihn willtommen zu heißen. Aber als van» trat und an die ihm wohtvekannt« Hintrrstnbe ft PK sand er trotz Der Stille, die darin geherrscht halte, di« ion ro-• 1>ei Tisch sitzend. Er schaute in ihre Gesichter. Ern Zug itürxf t B ! lnnnmn fl lag in ihnen und löste sich nur langsam. Be- fickt? ivst blickte Frau Nerina darein. Nur aus Severtns Ge- “wausbtuef wurde er nicht Hug, der war schwer zu lesen. ft t(h , E, stlbst verbarg eine Befangenheit nicht ganz, wahrend J 11 “ ihm einen Stuhl bot. Er erzählte nicht ohne Zurück- >e au?' baii °in Geschäft ihn in die Nähe geführt und er daher ^Senheit benutzt habe, um vorzusprcchcn. uitb » t ~ ^wartet Bericht von Dir," wandte er sich an Sevenn SlüdiiA Müde, arglos zu sprechen. .ES gibt fleute, dte int- ff- IDeur > sie nicht oft genug vom Liebsten hören.' Pause entstand. iiW. die Base, und Nori, die mehr ahnten, als wußten, u £ n .in ben Tisch. l inoir' n , a den Blick auf ihren Sohn geheftet. Sie wariete zeixn ^ui!che>bungen und war gespannt, ob sie dem recht 5eraiiä™ Ucbcn ' was sie heimlich und aus der Kenntnis des Sohne» J erwartete. bon schwieg. Die Brauen standen ihm wie Wollknoten ■v, srn, so heftig zog er sie zusammen. rrrit a 8 das Schweigen unerträglich wurde, sprach Nerina id)afi.„ ' ruhiger Summe. „Wir haben Dinge erlebt, die uns zu n «rw.achi _ tnx besonder» — Severin zugefetzt haben. Raschein war ängstlich geworden. Nun atmete er auf und sagte: „Ich dachte mir, daß etwa» geschehen sein müsse." Und Nerina fuhr fort und erzählte von dem Schäfer Nico Guarda und seiner Enkelin, tote jener bei dem Gang über den Berg sich eben doch den Tod geholt und wie Giovanntna geendet habe. Jn ihrer Schilderung 'ckwang das Mitleid mit. Severin schien es sehr begreiflicher, daß Giovannina die Mutter gerühmt hatte. Sieghafte ihr wohl damals schon Güte gezeigt. „Der «chäfer ist vierzig Jahre in unseren Diensten gestanden. Darum ist Severin sein Tod nahe gegangen und — der seiner Enkelin. Nerina sprach und Severin lauschte. ES war etwa» ganz Fremde» und doch Begreifliche», toa»Jid) da aus Nerina» Worten auf baute. Nerina sprach sie und Severin hörte sie al» etwa» Unvorhergesehenes. Nerina sprach sie an» der Not de» Augenblicks und um einen Weg zu machen. Denn sie sah, daß Severin Mund und-Kehle wie verschnürt tvaren. „Ich begreife, daß solche Zeit nick: »um Brieffchreiben Lust macht," warf jetzt Rasckein ein. Er selbst schien erleichtert, und sein Ton klang natürlich und freundlich. „Dominika hat sich Dir aufgetan,“ fuhr er zu Severin fort. „Tu glaubst nickt, wie sckeu und still sie ihr Inneres vor der Welt gehütet hat, bi» sie Dich kennen gelernt. Jbr ganzer Glaube ist nun auf Dich gebaut." Die Worte kamen zu Severin wie Kinder mit weichen Händen. Sie legten sich ihm sanft auf Wunden und lullten Ent - schlüsse ein. Erwägungen kamen. Tollte er die von sich stoßen, die so an ihm hing? Ein sonderbares Empfinden regte sich in ihm, da? wie Neugier nach Dominika war, und ein Gefühl, daß ihre Nähe ihm wobltun würde. Fast ohne e» zu wissen, nutzte er die Gelegenheit au», die die Worte der Mutter ihm boten, die Worte, die Entschuldigungen für sein lange» Schweigen der Braut gegen - über bedeuteten. Mechanisch fast sprach et davon, daß er an Dominika schreiben, vielleick: dem Vater selbst den Brief mit« geben ober wiederum vielleicht — sich selbst auf den Weg zu ihr machen werde. Nerina» Lippe träufelte sich. Sie fab daß sie den Sohn richtig beurteilt hatte, und sie zürnte ihm, daß dem so war. Zer - teilt zwischen den zwei Frauen war fein Inneres. Er aber schien zu fühlen, wa» sie dachte. So viele Fäden iparmen sich zwischen ihnen beiden. Er richtete seinen Blick auf sie, und al» der ihre ihm begegnete, leuchteten seine Augen trotzig, lind der Trotz riß ihn au» der Tiefe seiner Zerworfenheit in ein Fieber von gemachter Fröhlichkeit. Er übernahm den Hauptteil der Unterhaltung. Er schüttelte die Gewichte von sich, die die Cual ihm vorher angehängt hatte. Er sprach von hundett Dingen, von Geschäften, Dorsangelegenheiten, Erlebnissen au» seiner Lrol- batengeit. Plötzlich erklärte er, daß er entschlossen sei, Raschein morgen zu begleiten. Sie blieben in solcher Unterhaltung lang beisammen. AI» sie sich gute Nacht wünschten, drückten Severin und Rasckein sich die Hand. Die Nori küßte den Bruder, sie war sicht - lich froh, daß die Schwüle der Stimmung gewichen, war. Auch die gerade Base Maria war guter Laune. Nur die Hand der Mutter legte sich nur lose in diejenige Severin». Severin stieg mit Raschein in den ersten Stock hinauf^trennte sich hier von ihm und begab sich in seine Kammer. Er warf sich in einen Stuhl und bog den Kopf an die Brust. Tie Mutter — zürnte ihm. War et selber mit sich zufrieden? War nicht etwa» in ihm, was ihn herabzog, ihn vor sich selbst klein und wie zum Spielball machte? Er knirschte mit den Zähnen und ballte die Fäuste. War sein Sinn nicht wie ein Rohr im Wind? Jetzt war er krank, wie an der Wurzel vergiftet von der Giovannina Tod, und jetzt floß ihm schon der SBaljam auf die Wunden, wenn er an Dominika dachte! Er gab sich einen Ruck, packte sich gleichsam und schüttelte sich. Wer bist du, Severtn Imboden? Weißt du nicht, daß das Beste am Menschen dte Siebe ist und der Siebe Beständigkeit Soll sie nicht sein wie ein wundersam leuchtender, reiner Kristall? Du hast ihn, aber e» schlägt dir darüber wie Rauch, daß er trübe und undurchsichtig wird. Wer bist du, Severin Imboden? Er stand auf, eS litt ibn nickt auf dem Stuhle. Ander» mußte es werden! Arbeit mußte her, schwere Arbeit, damit er sich selber sand! Und — Dominika — rebcu wollte er mit ihr, ihr alle» er - zählen, was er innerlich durchlebt batte. Cffcnbeit schaffte Ver - trauen. Vertrauen schaffte Klarheit. Und wenn erst Klarheit geschaffen, möcht« ein neue» Leben beginnen. An Kraft dazu sollte e» nicht fehlen! Er dachte wieder an die Mutter. Geduld, nur GeduldI Sic sollte besser von ihm denken lernen. Er konnte noch nicht zu Bett. Er stieg die Treppe nod; einmal hinunter und ging au» dem Hause. Türck die große 2::!lc :::C Dunkelheit der Nacht machte er die Runde um sein i. Nirgend» war mehr Licht. In den Ställen stampf:. ein Tier. Allmählich wurde er ruhiger. Endlich ging er schlafen. Tie Erinnerung kehrte noch einmak zu Giovanni milder al» vordem, wie ein Echo leise und fast mit Woh.lla.ig einen Schmerzensschrei wiederholt. rtfcnur- folrtj Run|I, Wissenschaft unö Leben. Boranstaltunfim des Bildunqs-Ausschlissks. (Geschäftsstelle und Ausgabe der Billette Fehlandstraße 11, .Echo'.) Thalia-Theater. Am Sonnabend, 16. Februar, abend» 7f Ubr, gelangt „Jn Sachen flaifcr", ein heiteres Stück in 3 Akten von Luvwig Stärk und Adolf Eisler zur Aufführung. Körten am starten ‘d; al ter. Am Montag, 18. Februar, abend» 7j Uhr: lebe daö Leben", Schauspiel von Sudermann, starten von Donnerstag ab ant Kartenschalter, Fehlandstraße 11. Volks Oper. Arn DIenSlag, 19. Februar, abends Uhr: .Jungfer Lonneiischein", Operette in ß Akten von Jarno, starten ab Fr'u.tg in der Fehlandstraße und im Gewerkschafiskartell. Schitter-Theater. Am Mittwoch, 20. Februar, abends 7j Uhr, das neue ci'o. ;■ reiche Lustspiel »Er und seine Schwester", starten ab Donnerstag.