FZ.Jahrgang i ■ X U 't’ nl " bur!,cr erschein, iSqlich. außer SDlontaaä. Bezugspreis: durch die -iustraqe, wöchentlich 40^,, monatlich x 1,75. vierteljährlich * 5,20 frei ins S>ou8. Einzelnummer in der Expedition und >n den Filialen tt *, bei den Straßen Händlern 10 A, Sonntagsnummer 10 A. erreuzbandientmnaen monatlich *. 2.70. für das Ausland X 4,—. Rrdaktion: CSambltra 3ß Expedition: Fehlandstratze 11, 1. Stock. 'V uu 1 » Fehlandstraße 11. Erdgeschoß. Verantwortlicher Redakteur Hari Pc ersinn in tianidurg. ■■Hl I I, ■ I I MBnoMMHMrwawvBiMnnMirinBBBBHanBaxnkKaHBrEMRtTx; rinzeiaen die neunqefpaltene Petitzeile oder deren Raum 45 ... ürbeitemarft, 'jlermietmtgä- und Flamilienanzeigen 25 4 zuzüglich 20 pZl. Leuerlingszuschlag. jliljeigen.Annahme '.rehtandstr. 11. Erdgeschoß sbis 1 tthrnnchm.1, in den Filialen (bis >lhrl. sowie in allen Annoncen-Bureaus. Platz- u. Taten- vortchristen ohne Verbindlichkeit. Reklamen im redaktionellen Teil werden weder gratis noch gegen Entgelt ausgenommen — Buchhandlung Erdgeschoß. Buchdruckerei-ttonton 1. Stock. Fehlandftr.il Kl WM io WSW. In stattlicher, sozusagen beschlußsähiger Anzahl weilten heute Mitglieder des deutschen Reichstags in Hamburg, um sjch scher die Stellungnahme der führenden hanseatischen Han- lietskreise zum Wiederaufbau der Friedenswirtschaft an Ort und Stelle zu unterrichten. Den Hauptteil der Veranstaltung diloete eine Versammlung im „Conventgarten", wo drei Vor - träge zu dem benannten Thema gehalten wurden. Es sprachen, imch einem einleitenden Begrühungswort des Vorsitzenden der Handelskammer, Herrn F. Heye, die Herren F. R. Witt- h 0 e f f t, Max Warburg und B. H u l d e r m a n n. Jeder der drei Redner vertrat ein besonderes, seiner Sachkunde zu - nächst liegendes Gebiet: Herr Witthoefft den Standpunkt des Großkaufmanns und Ueberseehändlers, Herr Warburg die Bankwclt, Herr Huldermann die Schiffahrtsgesellschaften. Daß es sich in allen drei Vorträgen in erster Linie und haupt - sächlich um die Vertretung kapitalistischer Sonderinteressen handelte, daraus machten die Redner selbst am allerwenigsten an Hehl. Dem Vorurteil, dem sie sich dabei ausgesetzt sahen, begegnete Herr Huldermann am Schluffe seines Vortrages in recht geschickter Weise damit, daß er sagte, der Vorwurf der Interessenvertretung werde ja auch gegen die einzelnen Par - teien des Reichstags von rechts bis links und von links bis rechts erhoben, orber gerade durch diese Interessenvertretung, die einerseits im Schutzzollsystein, anderseits in der Sozial - politik sich Einfluß auf die Gesetzgebung verschaffte, sei die deutsche Volkswirtschast zu der Blüte gelangt, die sie vor dem Kriege aufwies. Wolle man das Verlorene wiedcrgewinnen, das durch den Krieg Vernichtete wieder aufbauen, so werde man dieser Vertretung der Sonderintereffen jede mit dem Ge - meinwohl nur irgend verträgliche Freiheit lassen müssen. Denn alles Mechanisieren und Schablonisieren im Wirtschaftsleben bedeute Lähmung und Rückschritt. Wie ein roter Faden zog sich denn auch durch alle drei Vorträge die Forderung an den Staat: die Handelsfreiheit nach dem Kriege wicder- herzustellen. Am stärksten sichtbar wurde dieser rote Faden im ersten und dritten Referat. Der Vertreter des Außen - handels wie der der Großschiffahrt ließen an der Zwangswirt - schaft des StaaiesMin gutes Haar und sprachen ihr jede Be- sühigung, die AnfMen der Zukunft zu lösen, ab. Was sie an Beispielen kmreaukratischer Schwerfälligkeit und Engherzigkeit aus ihren praktischen Erfahrungen anführten, war alleroings derart, daß es leicht durchschlagend wirken konnte. Wenn z. B. Herr Huldermann als abschreckendes Beispiel auf die Behand - lung der ehemals russischen Ostseeprovinzen durch die Rcichs- bureaukratie hinwies, und Herr Witthoefft den Kriegsgesell- skbaftcn nach ihren bisherigen Leistungen die Fähigkeit ab - sprach, den deutschen Außenhandel, namentlich im Wettbewerb mit England und Amerika, wieder auf die Höhe zu bringen, bann durften beide Redner allgemeiner Zustimmung sicher sein, bie sich in dem demonstrativen Beifall der mit hiesigen Kauf - leuten stark durchsetzten Zuhörerschaft auch deutlich genug kundgab. Etwas reservierter nahm sich die Vertcioigung des.privat - kapitalistischen Systems gegenüber staatssozialistischen Aü- waudlungen, wie wir sie im Kriege erlebt haben, in der Rede bcs Herrn Warburg aus. Gründlicheres theoretisches Wiffen hinderte diesen Redner doch wohl, so schlechthin verdammend von dem Eingriffs- und Kontrollrecht des Staates zu sprechen. Ten an sich spröden Stoff der Währungsfragc behandelte er übrigens in außerordentlich fesselnder Weise, die klar und über - sichtlich auch da blieb, wo es sich um die Darstellung sehr ver- mictelter Vorgänge in der Volks- und Weltwirtschaft handelte, bic für den Laien leicht zu einer Quelle gröbster Irrtümer wer - ben können. So war sein Vergleich der Valuta mit einem Thermometer ein recht anschauliches Bild, um klarzumachen, baß Hoch- und Tiefstand dieses Gradmessers volkswirtschaft - lichen Wohlbefindens sich nicht willkürlich beeinflussen lassen, sondern daß es darauf ankommt, das ganze Volk gesund und leistungsfähig zu erhalten. Auch sein anderer Satz, daß die sogenannte llebergangswirtschaft nichts anderes sein soll als ein Anfang der künftigen Friedenswirtschaft, daß sie sich also wöglichst freihalten soll von unüberlegten Experimenten, an benen die Kriegswirtschaft so verhängnisvoll reich war, wird ellaemeine Anerkennung finden. Und wenn Herr Warburg ferner noch von der Notwendigkeit sparsamer Wirtschaft auf allen Gebieten, von der Notwendigkeit der Bewilligung vieler neuer Steuern und der Fortdauer der Rationierung in den ersten Jahren nach dem Kriege sprach, so sind auch das alles Dinge, die sich in einem gewissen Gegensatz zu dem „freien Spiel der Kräfte" bewegen, das von den beiden anderen Red - nern etwas überschwänglich als Allheilmittel gepriesen wurde. Nähere kritische Würdigung des in den Drei Vorträgen aufgespeicherten Gedankenschatzes ist an dieser Stelle natürlich nicht möglich. Immerhin wird vieles, was bei der kurzen Tagung hier gesagt worden ist, in den kommenden Reichstags- debattcn uachschwingen und wohl auch in der Presse noch ein - gehender behandelt werden. Jedenfalls hat sich die Idee frucht - bar erwiesen, den Reichstag auch einmal außerhalb Berlins zu versammeln. Und wenn es heute das Hamburger Handels- ünd Schiffahrtskapital war, das ihm seine Wünsche und Be - schwerden vortrug, und später vielleicht einmal das rheinisch- westfälische Jndustrierevier, so wird es schließlich auch einmal dazu kommen können, daß ihm die Verhältnisse der Arbeiter - schaft in einzelnen Industriezweigen durch direkte Aussprache an Ort und Stelle vorgeführt werden. Einer lebendigeren Fühlungnahme zwischen Volk und Gesetzgebung könnte das gewiß nur förderlich sein. * Wir lasten im Anschluß hieran noch den Bericht de? DTB. über die Tagung folgen: WTB. Hamburg, 15. Juni 1918. Heute morgen 10 Uhr versammelten sich die Reichstagsabgeordneten sowie eine große Anzahl geladener Gäste, darunter Bürgermeister Dr. v. Melle, der kommandierende General v. Falk und Vertreter von Ver - bänden und Korporationen im „Conventgarten", wo Präsident der Handelskammer H e y e sie herzlich begrüßte. Hamburgs Handels - und Schiffahrtsireisen lag außerordentlich viel daran, im Kreise der Rcichstagsabgeordneten die Frage des Wiederaufbaues der Wirtschaft zu erörtern, da von ihrer richtigen Lösung die spätere Entwicklung von Handel, Industrie und Schiffahrt abhängen wird. Die bisher von den Behöroen betriebene Zentralisierung und Me - chanisierung und ihre Pläne für die sogenannte Uebergangszeit erweckten jedoch die Befürchtung, daß man vor allem die eigent - liche Betriebskraft des Wirtschaftslebens, die frei und unter eige - ner Verantwortung handelnde Persönlichkeit, ausschalten wird. Die Tätigkeit der eigenen Persönlichkeit hat Deutschland nach 1870 groß werden lassen. Die persönliche Aussprache in diesen Tagen habe den Zweck, die Abgeordneten mit unserem wirtschaftlichen Denken vertraut zu machen. Das Mitglied der Handelskammer Witthoefft sprach so - dann über den Handel und den Wiederaufbau der Wirtschaft. Wenn auch der Hamburger Kaufmann ungern in öffentlichen Protestversammlungen rede, so zwängen dazu die aus dem Binnen - lande kommenden Pläne für die Uebergangswirtschaft. Hamburgs Bedeutung erschöpfe sich nickt in der. Versorgung Deutschlands und in der Verntittlung des Exports, sondern es war als Dispositions - platz Träger eines gewaltigen Zwischenhandels, der die Zahlungs - bilanz Deutschlands ausglcichen soll. Terminmärkte für Kaffee, Zucker und Metalle hatten sich zu großem Umfange entwickelt. Der Aufschwung der deutschen Volkswirtschaft veranlaßte England, in verbissener Wut die deutschen Auslandsunternehmuugen zu liqui - dieren. An Hand eigener Erfahrungen gab Redner hierüber eine eindrucksvolle Darstellung. Der Redner schilderte dann das Wirken bet Kriegsgesellschaften, die den Handel größtenteils ausschalten. Sie können für die Friedenszeit nicht geduldet wer - den, wie auch die Aufhebung der meisten kriegswirtschaftlichen Verordnungen notwendig sei. Im Friedensvertrag muß es ge - lingen, den drohenden Wirtschaftskrieg völlig abzuwenden und eine Entschädigung der durch völkerrechtswidrige Maßnahmen erlitte - nen Vermögensverluste zu erreichen. Die Reichsentschädigungs- kommission arbeite zu schwerfällig. Sckwn vor dem Friedensschluß müsse die Regierung für genügende Entschädigung sorgen. Tie heutige Tagung solle weniger die positiven Leistungen der Kriegs - wirtschaft, als bereit negative Seiten beleuchten, deren Ueber« spannung eine Gefahr für die Zukunft bedeute. Grundfalsch sei die Ilebertragung des Rationierungsgedankens auf die riesenhaften Dimensionen der Weltwirtschaft. Der mit der Ukraine ungebahnte Handel von Staat zu Staat hat sich bisher nicht bewährt. Han - delsmonopole seien gleichfalls unzureichende Mittel. Der Beamte gehe ängstlich und zögernd vor, die besten Kaufleute blieben einet Monopolverwaltung fern. Gewinnbeteiligung der Regierung ver - mag eine zwangsweise Organisation des Außenhandels nicht zu rechtfertigen. Finanznot und Steuerdilettantismus dürfen nicht dazu führen, den Außenhandel zu schädigen. Gewiste vorläufige Maßnahmen dürften bis Kriegsende notwendig fein, die Kauf - mannschaft aber verfüge über Sachkunde und Bereitschaft, um solche im Einvernehmen mit der Regierung zu treffen. Heute schon straffe Regeln aufzustellen, sei völlig zwecklos, da sie höch - stens Abwehrmaßnahmen der Feinde Hervorrufen. Redner wendet sich lebhaft gegen die Bevormundung des Handels und die Konzen - tration des Handels in Berlin. Die Regierung muß mehr Ver - trauen zu der inneren Vernunft menschlichen Handelns haben. Die deutsche Kaufmannschaft sei es müde, sich da? Geschäft zer - schlagen zu lassen, und wende sich dagegen, daß die formalistische Bildung der Juristen über Sachkunde und Persönlichkeit herrsche. (Lebhafte Zusftmmung.) Die Kraft des gesunden Volkskörpers lasse sich nicht schematisieren und von einer Befehlszentrale in Berlin leiten. (Die Ausführungen des Redners wurden mit leb - haftem Beifall und Händeklatschen ausgenommen.) Herr Max M. Warburg sprach alsdann über Währung und Wirtschaftsführung nach dem Kriege. Wie sich die Valuta nach dem Kriege entwickeln werde, laste sich nicht voraus - sehen. In der Ukraine sei jetzt eine neue Währung eingeführt worden, wobei die Druckpresse eine große Rolle spiele. Redner erklärt den Begriff der Valuta des näheren. Bezüglich der Zah - lungsbilanz bemerkt er, es sei nicht richtig, in erster Linie auf eine Einschränkung unserer Wareneinfuhr zu drängen, viel wich - tiger sei es, eine der Einfuhr entsprechende Ausfuhr zu erzielen. Sonst würden die Arbeitsverhältnisse in große Gefahr geraten. Nachdem Redner kurz die Valutaverhältniste Deutschlands vor dem Kriege behandelt hatte, schilderte er unsere Valuta nach dem Kriege. Ter heutige Zustand, daß die Einwilligung zu Geschäften von der Reichsbank usw. eingeholt werden müsse, dürfe nach dem Kriege nicht einen Augenblick fortdauern. Wir würden na* dem Kriege ebenso wie beim, Anfang desselben völlig neuen Verhält - nissen gegenüberstehen. Wie diese aussähen, könne heute nicht übersehen werden. ' Das gegenwärtige Wirtschaftsverhältnis zu Rußland gebe schon zu denken, ob eine Zentralisierung hüben und drüben richtig fei. Hätte man dem Handel freie Hand gelassen, ’o würden wir schon in lebhaftem Austauschver^iltnis sieben. Wir müssen unsere wirtschaftliche Elastizität wiedergewinnen. Die Rücksichten auf unsere Währung dürfen überhaupt nicht als pri - märes Moment die Wirtschaftstührung beeinflussen. Nicht der Valutakurs, sondern die Wirtschaftsführung ist das Primäre. Der Wechselkurs kann gern einmal niedriger fein. Rücken wir die Valuta zu sehr in den Vordergrund, so verwechseln wir Ur - sache und Wirkung. Am wenigsten sei unsere Tevisenordnung geeignet, unsere Valuta nach dem Kriege in Ordnung zu bringen. Die Devisenregulierung war ein Kriegskamp ftnittel. Tie Fesseln, die kleinliche Kontrolle unseres ausländischen Zahlungsverkehr? mästen beseitigt werden, damit wir im Frieden unsere Handels - bilanz Verbestern können. Die Sparsamkeit dürfe nicht über - trieben werden, wir müßen uneingeschränkt einführen, was die Exportindustrie braucht. Auch die Goldausfuhr verbessere hie Valuta. Der Markt-Rembourswechsel müsse der Rembours des Kontinents werden. Es müsse heißen: England fort vom Kon - tinent! Die Kaufleute müßten sofort nach dem Kriege freie Ver - fügung über ihre Guthaben im Auslande haben. Die Devisen - verordnung müßte entsprechend modifiziert werden. Redner er - örterte bann die Notwendigkeit der Termingeschäfte und der De - visenarbitrage. In längeren Ausführungen bewies Redner die Notwendigkeit der Privatwirtschaft und ber freien Preisbildung. Wirtschaftsgesetze müßten im Reichstag gründlich beraten werden; nicht Bundesratsverordnungen seien das Richtige. Redner wandte sich gegen die Konzessionswirtschaft. Viel wichtiger sei es, die Moral der Beamten hochzuhalten, als unsere Valuta. Für den Aufbau der deutschen Wirtschaft brauchen wir die Phantasie der Kaufmanns. Der Redner schildert bann die Aufgaben ber Reichs- bank bei ber Vorbereitung ber Friedenswirtschaft und fordert schließlich Sparsamkeit auf allen Gebieten. Der Krieg habe die Inflation, b. h. bie Ueberschwemmuiig des Geldmarktes mit Noten gebracht, bie Preissteigerung auf allen Gebieten zur Folge hatte. Mit der Steigerung haben sich bis Ausgaben in den weitesten Kreisen des Volkes erhöht. Es müße zur Sparsamkeit zurück- gekehrt teeren. Für eine gesunde Währung brauchen mir gute Wirtschaftsziele und FriedenSbebingungen, bie uns das Schwert an der Front erkämpfen werde, aber hinter der Front müssen wir dafür sorgen, daß nicht falsche Maßnahmen uns behindern. Offene Tür und Treibeis der Meere, Bewegungsfreiheit nach innen und außen! Haben wir bie, bann werden wir den WirtschaftSkampf aufnebmen und zum Ziele gelangen. (Reicher Beifall lohnte best Rebner.) Herr Direktor Bernhard Huldermann von der Hamburg- Amerika-Linic sprach alsdann über Schiffahrt u n b Frie - be n S w i r t s chaft. Zunächst beleuchtete er bie Stellungnahme der Seeschiffahrt gegen bas Reichswirtschaftsamt unb betonte, daß das Wirken des Reichswirtschaftsamtes unübersehbare Folgen für die innere Konstruktion unserer Wirtschaft unb unübersehbare für bie innere Konstruktion unserer Wirtschaft unb un - übersehbare Rückwirkungen ans das Ausland habe. Hierauf wandte er sich der bekannten schiffsraumftage zu. Dem inter - nationalen Charakter her Seeschiffahrt entspreche ber Grundsatz ber freien Betätigung in hervorragendem Maße. Entsprechend ber Betätigung ber fremden Schiffahrt in Deutschland sei auch die Betätigung ber Deutschen im Auslande gewesen. Würde man deutscherseits den Grundsatz ber Freiheit im internationalen Ver - kehr geleugnet haben, würden auch wir niemals einen so großen Antei! am ausländischen Verkehr haben erwerben können, wie es tatsächlich geschehen fei. Nach Ansicht des Redners ist eine Be - sprechung der Frage, ob unser Schiffsraum nach dem Kriege aus - reichend fein werde ober nicht, müßig; denn cs sei heute noco nicht festzustellen, wie groß der Verkehr nach dem Kriege eigentlich sein werde. Den optimistischen Anschauungen über bie Schiffahrt nach dem Kriege stellte der Redner bie Tatsachen gegenüber, daß e? noch nicht ergründet worden sei, mit welchem Minimum an Schiffsraum ein Volk seine notwendigen Bedürfnisse bestreiten könne, und daß bie Zerstörungen unb Unordnungen in aller Welt nach dem Kriege auch nicht annähernd ein Abbild de? Vorkriegs - verkehrs erwarten laste. Der Redner betonte, daß der Schiffsraum niemals bester ausgenutzt werden könne, als durch bie Reeder selbst, bie ihre Schiffe, solange es nötig unb ber Verkehr groß genug fei, nur auf deutsche Häsen fahren lasten und die von unserem Volke besonders benötigten Waren in erster Linie beför - dern sollten. Nachdem ber Redner die Wichtigkeit de? Wieber- aufbaugesetzes für die Handelsflotte besprochen hatte, wies er den Vorwurf einer einseitigen Interessenvertretung mit dem..Hinweis auf die Bedeutung bet Schiffahrt für die deutsche Volkswirtschaft zurück. Es sei nicht zu vergessen, daß bie beutschen Reedereien unb Häfen eine große Zahl von Angestellten und Arbeitern be - schäftigten, die auch nach dem Kriege Arbeit haben müssen. Weiter erinnerte der Redner daran, daß Hamburg und bie Storbfecbäfen schon vor dem Kriege in starkem Wettbewerb mit den AuSlands- bäfen, Rotterdam und Antwerpen, standen, daß diese Häsen, bie im Frieden über weit größeres Hinterland verfügten als bie Nord- seehäfen. im Kriege, besonders auch durch deutsche Ntjlliatben ge - stärkt sind. Demgegenüber sei eine Förderung ber deutschen Schiffahrt zu ihrer freien Entfaltung wohl geboten. Zum Schluß ging ber Redner auf bie allgemeine Bedeutung ber kaufmännischen Einzeltätigkeit ein unb schilderte an verschiedenen Beispielen die Notwendigkeit, bie Sachkenntnis bes Kaufmanns, über bie keine Zentralorganisation verfügen könne, zu benutzen und sie für bie unbebingt iiotwenbige inbivibuelle Behanblung ber auslcinbischen Hanbelskreise zu verwenden. Der letzte unb eigentliche Grund, her Hamburg jetzt in die Opposition getrieben habe, sei ber be - gründete Zweifel, daß baS Reichswirtschaftsamt ben wirklich großen unb wirklich freien Handel auf freiem Meere vorbereitet. Auch in Hamburg habe ber Ruf der sübdentschen Hanbelskam- mern: „L 0 s von der Berliner Zentralwirtschaft!" ein starkes Echo gesunden. Auch diesen Redner lohnte reicher Beifall. Vizepräsident des Reichstages, Geheimrat Dove, dankte für bie ben Abgeordneten zuteil geworbenen Belehrungen, aus denen sie ersehen hätten, daß der alte hanseatische Geist noch lebe, und versprach, daß diese Belehrungen sowohl wie ferner das durch eigene Anschauungen zu Gewinnende nicht unbenutzt bleiben würden. ♦ Am heutigen Sonntag besichtigen die ReichstagSmitglieder den Hafen und die Werften, um alsdann nadi Berlin zurückzu - kehren. ökklWk WWsk '.ist VksskS. sinn! gegen toMe Boncer. a AWWen Beer. Amtlich. WTB. Großes Hauptquartier, 15. Juni. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Rege (Srknndungstatigkeit. Südwestlich von MerriS machten wir Gefangene. Stärkere Vorstöße deS Feindes an der Anere wurden äbgewiesen. ArftUerie- nud Minenwerfer - kampf lebte am Abend beiderseits der Somme ans. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Südwestlich von Royon blieb die Jnfanterietätigkeit auf örtliche Kampfhandlungen beschränkt. Das Artilleriefeuer ließ an Stärke nach. Südlich der Aisne blieb der Artilleriekampf gesteigert. Mehrfache Teilangriffe, die der Feind gegen unsere Linien im Walde von VillerS-CotteretS führte, wurden abgewiesen. Die Gesanqenenzahl auS den letzte» .Kämpfen südlich der Aisne hat sich auf 48 Offiziere und mehr alö 2000 Mann erhöht. Leutnant Udet errang seine« 30., Leutnant Kirstein seinen 25. und 26 Luftsieg. Osten. Heeresgruppe Eichhorn. Etwa 10 000 Mann starke russische Vandeu. die, von Jeisk kommend, in der Miuß-Vucht an d<-r Nordküste des Asowschen Meereö landeten nud zum Angriff aus Taganrog vorgingen, wurden vernichtet. Teile des FeindeS, die ans Booten und Flößen zu entkommen versuchten, wurden im Wasser zusavtmengelchossen. Der Erste Generalquartiermeister: L u d e n d 0 r s s. U-6ostkrieg und Getreiöeversorgurrg öer Neutralen. Amtlich. WTB. Berlin, 15. Juni. Durch die Tätigkeit ttttfercr U-Boote wurden wiedernm 20 000 örutto - Register - Tonnen versenkt. Den Hauptanteil an diesen Erfolgen, von etwa 17 t»00 Br.-Reg. -Tonnen, hat Kapitänleutnant G e 0 r g, dessen Erfolge hauptsächlich im Aermel-Kanal erzielt wurden. U. a. wurden zwei tiefbeladene Frachtdampser von zirka 5000 und 4000 Br. -Reg - To. Größe, sowie ein Tank- dampser vom Aussehen des „Lueellum" lza. 5000 Br.-Reg.- Tonnen), der in Begleitung von zwei große« U-Bootjägern fuhr, vernichtet. Ferner wurden von dem im englischen Kriegsdienst eingestellten Fi'chersahrzeug „St. Johns- Ge - schütz und .Kriegsflagge erbeutet und der Kommaudant, ein Maschinist und ein Mann gesangengenommen. Der Chef deS Admiralstabcs der Marine. * Wenn bie Neutralen bie ihnen von ber Entente versprochenen Lebensmittelsenbungen nicht erhalten, ist weniger ber U-Boot- frieg baran Schulb, als ber Umstand, baß Amerika entweder man - gels eigener Vorräte nicht liefern kann, ober baß politische In - trigen unter den Westmächten bie pünktliche Lieferuna vereiteln. Im Hafen von Bordeaux wurden kürzlich zwei amerikanische, für die Schweiz bestimmte Getreideschiffe festgehalten. Tie fron- zösiscke Regierung gibt die Rechtsgültigkeit des schweizeril'ch» amerikanischeii Handelsabkommens zwar zu, will aber das Ge - treide nicht durchlassen, ohne Gelbkredit ;u fordern. Zweifellos spielten sich die Vereinigten Staaten absichllich diesen Trumpf in bie Hand, als sie die schweizerische Flagge für Getreideschiffe ab- lehnten und die amerikanische Flagge mit Kriegsschiffbegleitung zur Bedingung machten. In kantonaler volksivirtschaftlichen Kreisen ist' es ein offenes Geheimnis, daß Frankreich keineswegs alle amerikanischen Getreibetransporte der schweizerischen Nah - rungsmittelversorgung zugute kommen läßt, daß vielmehr die flisiietal. Westfront, 29. Mai 1918. I- Vom Che in i n des Dames zur Aisne — Vaillh. Vom Rücken des Chemin des Dames klettern wir durch die ^te.^ucht bon Ioilh ins Aisnetal hinab. In diesen Schluchten des ^vbhonges stand die Hauptmasse der französischen Artillerie ideal . rsteckt unter Bäumen — in Hausruinen — zu beiden Seiten tief cnnchneibender Hohlwege. Da stehen lange Feldkanonen — bie ühutzeftde camoufflage herumgerissen — blinkend in der Sonne — Wet, Hier in einer Reihe — unangetastet — einzelne noch mit dem e ?teu Schuß im Rohr. Mau sieht bie Geschützbedienung, wie sie "jerraschi wurde. Da war keine Zeit zum Sprengen — zur Flucht, jfte deutsche Flut verschlang sie, ehe sie wußten, was mit ihrer ewantcrie vorn war. Und da stehen ganze Batterien dicker kurzer “per neuester Konstruktion, Langrohrgeschütze, deren Voll- . ununibereifung unsere Soldaten neidisch betasten. Da liegt Mu- teaon aller Kaliber in zahllosen Stapeln. Diese Straße ist eine m^lugsstraße — aber sie ist sauber unb leer — verglichen mit ben ^..^hugtstraßen von Rußland unb Italien. Denn das war kein i? hwr, sondern ber sanfte Tod einer ganzen Division, die deutscher Umarmung erstickte — fast ohne Kampf. Doppeldorf Jouh-Aizv gelangen wir in die ersten fron- innk CU ^tedlungen. Es sind noch reine Frontdörfer ohne Be- nner — unterkellerte Räume. Hier haben niemals Engländer ber Und doch beginnen schon hier die doppelsprachigen Schil- ;v ,'ille diese Aisnebörfer von Vaillh bis Soissons hatten wir yrtelang j n Besitz. An.manchen Ruinen stehen noch deutsche A tschaungen, die die Franzosen nicht entfernt haben: „Villa Cffr 1 »Zeichne Kriegsanleihe" — „Gott strafe EnglandI" für r ber französische Frontsoldat weniger Sinn und Zeit L- .?. te Löschung aller bösen Boibe-Erinnerungen gehabt al? der ’tege Magistrat, ber den beutschen Friedhof in NeSle besudelte. N '"jn stehen wir in Vaillh vor den Ufern der AiSne. Die 9? siegen hinter nns. Der Staub quillt wieder dick in Wolken (g t .yUben in der Ebene. Die große Wegegabel in der Mitte der MsftUine trägt Dutzende von Schildern — zwischen den fron. HjsiNen und englischen schon einige brutsche. Aus biefer breiten 3utnm !°S ten vor einigen Tagen noch englische und Pariser feinhri’ 11 c "nb her. Alle Triippenverschiebungen hinter ber Mn, 1 } Zentralfront glitten auf biefer doppelgeleisigen Aisne- Sßoao cntlnn 9- Jetzt wimmelt das kleine Vaillh von deutschen b «n und Menschen — genau wie im September 1914, als wir f[ Wp ; CI Marne kamen unb hinter uns bie Brücken krachenb auf» Aber sie ziehen nicht nach Norden, sondern nach Süden und Osten und Westen. Was für Regimenter — wa? für Batterie- nummern? Bekannte aus Flandern unb der Picardie, Unbe - kannte aus Rumänien und Lothringen. Sie rollen langsam, sicher auf ber breiten Straße hin, die drei Reihen von Kolonnen bequem aus ihrem Rücken trägt. Alle diese Straßen hinter der fran - zösischen Front sind in glänzender Ordnung. WaS für ein Ge- toürge war es in den Trichtern von Cuentin bis Rohe, von Cam- brai nach Peron ne. Jetzt haben wir die ganze Front durchfahren — bergauf, bergab — aber nirgends eine verschlammte, ver- trichterte Stelle. Und dabei beginnen sie erst jetzt — diese herr - lichen, glatten, festen, tiefgeschotterten Kunststraßen. Leicht fliegen die Wägelchen der Kolonnen dahin. Die schwersten Geschütze sinken nicht ein. Alles freut sich — was haben wir im Frieden von guten und schlechten Straßen gewußt? Die AiSne ist wo wir stehen, an 60 Meter breit Hinter ihr fließt der Kanal. Die beiden braunen Eifenbrücken, die eine fran - zösische Pionierkompagnie laut angebrachter Tafel vor einem Jahre hier neu geschlagen hat. sind völlig erhalten. Im Flusse unten haben Soldaten. Frösche quaken im Sumpf. Feindliche Flieger fingen über uns in Richtung Reim? hinweg. Aus den verstaubten Feldern links und rechts des Flusse? sieben Schuppen, Baracken. Flughallen. Lazarette. In Richtung Soisson? brennt es. Don - nernde Erplosionen wie von gesprengten Brücken. Blangelbe Wolken, die sich gegen die Berge von Vauxaillon wälzen. Die nabe Kette der Fesselballons im Westen zeigt, daß bie Schlacht hier steht. Aber wie dies lange Tal mit seinen zwei breiten Wasterbändern in wenigen Stunden überrannt, wie die französische Heeresleitung diese wichtige Frontbahn Reims—Compiögne so leichtfertig preis - geben konnte, bleibt unbegreiflich. . II. Ein französischer Artillerieriese. Die Fahrt geht nach Osten. Links der Damenrücken — rechts die Aisne — vor uns das Tal, an dessen Ende der Klotz ber Reimser Brimontfeste steht. Hart östlich Vaillh, auf einer bet AiSnewiesen, das französische Eisenbahngeschütz, ba? bi? vor - gestern Nacht Laon beschossen hat. Schon von weitem sieht man sein langes SchifsSrohr in den Himmel ragen — hinter ein paar zerschossenen Häusern. Eine graue Völkerwanderung bezeichnet ben Weg zu ihm. Aber auch sonst hätte man ihn leicht gefunden immer den Schienen nach, bie von der Hauptbahn abbiegen unb auf freiem Felde in mehreren Klauen endigen. Auch diese? Riesengeschütz ist vollkommen erhalten — ganz neu — im vorigen 'fahre in den Schneiberschen Werkstätten an der Girondemündnng erbaut Nur nach oben und unten drehbar, ist es auf zwölf Achsen montiert. Die seitliche Drehung wird durch Verschiel'ung auf den Bahnklauen erreicht. Die Franzosen besitzen zahlreiche schwere Eisenliahngeschühe von 19 vis 40 Zentimeter Kalibern, die sie zu einer besonderen Formation ihrer Artillerie (A. D. V. F. = Artillerie lourde sur voie ferrec) organisiert haben. Mit dem Geschütz, das nicht da? einzige im AiSnetal eroberte ist, sind eine Reihe von Munitonswagen erbeutet worden, gefüllt mit schweren SO-Zentimeter-Geschossen. Dieses stattliche Untier ist durch ein einziges kleines deutsches Felbgeschoß erledigt worden. Es durch - schlug den Kessel ber unter Dampf liegenden Maschine in dem Augenblick, als sie das Geschütz in Sicherheit abfahren sollte. Da' war gar nichts zu machen. Die Lokomotive versperrte den Weg ins Freie. Bevor man bie Verschlüsse abmontieren ober bas Ganze sprengen konnte, pfiffen die ersten deutschen Kugeln schon von der Höhe bei Kaifon Rouge herunter. So fiel dies Man- ftrum feindlicher Technik heil in unsere Haitb, unb jetzt sitzen die Soldaten auf dem langen, braungrünen Eifenarm, betasten neu - gierig die Hebel und blicken immer wieder wie Kinder durch das lange dunkle Rohr, da? ohnmächtig drohend über die Berge «ach Richtung Laon weist. III. Kriegszonenelend. Bei Pont Arch wieder eine Aisnebrücke. Wieder unversehrt. Hier stieß die Spitzenkolonne ber deutschen Armeemiite ah erste vorgestern mittag über den Fluß. Wir wandern hinüber unb durch einen Hohlweg schräg hinauf in die ersten Höhen de? süd - lichen Ufer?. Alle Straßen sind link? und rechts mit alten fran - zösischen Marken behangen. Rechts am Wege französische Unter - stände. Wie wir uns dem Torfe Alt-Arcv nähern, stürzt aus einem der unterirdischen Stollen ein junges Mädchen heraus. Sie weint und beschwört uns, einen katholischen Priester zu beschaffen. Frage nach Wie unb Wozu? Am Tage be$ Angriffe? hat sie sich mit ihren Eltern in diesen Siollen geflüchtet. Die Schlacht brauste auf dieser Straße herauf. Eine Handgranate f!og in den Stollen unb verwundete bie beiden Alien. Das ganze Dorf war geflohen. Die Tochter saß Tag und Nacht zitternd bei den Eltern im Dunkel. Regimenter und Batterien zogen draußen singend vorbei. Nie - mand wußte, was in dem dunklen Stollen vor sich ging. Aerzte und Sanitäiskompagnien passierten die Stelle Aber da? Mäd - chen wagte sich nicht heran?. Nun ist beute morgen die Mutter gestorben Sie liegt neben dem humpelnden Vater in ber dunklen Höhle. Unb nun sollen wir vom nächsten Lazarett einen Pfarrer besorgen. Wie das Mädchen noch mit uns redet, erscheint am Ein - gang des Stollens ein zitternder Weihbart — ber Vater. Wir versprechen Hilfe. Dann müssen wir — grausam — weiter Tie Sonne liegt auf dem ausgestorbenen Dorfe, in dem bie zwei Alten geboren, gewachsen — au? dem sie über 60 Jahre niemals heran?- gekommen sind IV. D i e Aisne 0 ft te ä r t ? zum Winterberge. Zurück über bie Aisne unb östlich weiter tm Tal entlang. Links oben die Nase von Oeully, von der die Truppen des Gene - ral? Conto herunter ins Tal stießen. Dorf Beauriex mit seinen maskierten Straßen. Am Walde von Couleuvres entlang. Die Straße steigt jetzt aufwärts. Der Blick weitet sich. Da? Tal tritt in die Ebene. Ueber ben süböstlichen Hügeln der rote Feuerschein des sterbenden Reims. Der dunkle Brimoiitberg mit gelben aus - gebrannten Narben — seit gestern feuerfrei. Wir stehen mitten im Zentrum ber linken deutschen Angriffsfront. Bcrrv an Bar — bas alte Römerlager, viel umkämpfter Aisncübergang, Minen- kriegsfchaupvitz ber Sachsen zwei Jahre hindurch, seit gestern er - stürmt — liegt vor uns im Tal — eine rauchende Ruine. Von Pontavert scheucht uns ein Feuerposten nach Norden ab auf Cor bcrrv zu. Ter Waldsumpf Beau-Marais liegt tot in der Abend sonne — mit feinen frischen weißen Baumsplittern, seinen ver - rosteten Drahthindernissen, seinen grüngelben Wassertrichtern. Zwischen Igel- unb Mllerberg geht e? mitten hinburch. WaS für Blut haben diese beiden niedrigen sandigen Hügel getrunken. Nun ruhen auch sie unter rötlichen Strahlen — von jahrelanger Cua! und Müdigkeit befreit Wir biegen von der Aisne ab nach Nor - den. Wir zwängen uns über da? Schlachtfeld des vorigen rüh- jahres. Braun gerostete französische Tanks — ein halbe? Dutzend, halb in ber Erbe ftedenb. Weiße Gräben, kreuz unb quer — gespenstisch aufbrechend ans ber immer dunkler werbenden Ebene von Juvincourt. Und schwarz steht links gegen die westlich Per- schwundene Sonne steil auftagend ba? Massiv des Winterberges. Der Winterberg ist die östliche Flankenbastion des Rückens de? Chemin de? Daines. Monatelang bat der Franzose um bie Trümmer von Craonne, um die Steilhänge des Südens und Westens, um bie kable Kuppe dieses Bcrgcs gewürgt und geblutet. Vorgestern morgen ist sie von dem deutschen Ansturm in wenigen Minuten gefallen — wie vor einem Winde — wie vor einem Gesetz — von Feuer und Menschen. .,4 Uhr früh Sturm gegen die erste feindliche Stellung. 6.10 Sturm gegen bie Nordofinale vom Winterberg und auf Torf Chevreur. 5.86. Der Rordosrteil des Berge? muß ganz erstiegen sein. 6.00 Sturm gegen die Südostnöse des Berges unb gegen Craonne hinab." Ta? waren die Sturm befehle für die badische Division. Unb genau in biefem Rbvthmns - Schlag auf Schlag — ist ber östliche Flügel ber feindlichen Verästelung zusammengebrochen. Wir Hallen an der Straßengabel su-ostlich Craonne. Vor 100 Jahren schwärmten hier Kosaken. Der lange Rücken de? Chemin de? DqmeS liegt wieder vor iin? auSgebrcitet. Das rote Fener über Reim? wett - eifert mit dem abgUihenbcn westlichen Abendhimmel. Und noch einmal fannftclt sich der Geist aiik tausend bunten Einzelheiten zur Fassung ber Große dessen, was hier geschah. Dr. Adolf K ö st e r, Kriegsberichterstatter-