Perfien mttr Kelgien. Von Dr. Pau l Lensch, M. d. R. Ein höchst lehrreiches Beispiel dafür, was man in England guter dem Schutz der kleinen Völker versteht, ist das britische Verhalten in der belgischen und der persischen Frage. Beive Länder behandelte England vor dem Kriege nur als Objekte englischer Politik. In beiden Ländern sinü zunächst die eng - lischen Ziele durch die Kriegsereignisse durchkreuzt worden, in Belgien durch den Einmarsch der Deutschen, in Persien durch den Zusammenbruch der Russen. In Persien kam es England auf das wertvolle Küstengebiet sowie auf die gewaltigen Oel- vorkommen im Innern an, in Belgien auf die Ausnützung der belgischen Kampfkraft gegen Deutschland. Belgische Sozialisten haben vor dem Kriege laut dagegen protestiert, daß dasselbe England, das im eigenen Lande die allgemeine Wehrpflicht verabscheute, dem kleinen Belgien den Zwang dieser Wehr - pflicht ouferlegte, während seine militärischen Unterhändler gleichzeitig Unterhandlungen mit Belgien über die Benutzung belgischen Bodens für Kriegszwecke anknüpften. Als die deutschen Heere zu Beginn des Krieges sich den Durchmarsch durch Belgien erzwangen, wurde dem deutschen Botschafter in London, Fürsten Lichnowsky, über die deutschen Absichten folgende Depesche von Berlin aus zugesandt mit dem Auftrage, sie der englischen Regierung mitzuteilen: Bitte zerstören Sie jedes Mißtrauen, das auf feiten der bri» pichen Negierung hinsichtlich unserer Absichten bestehen könnte, indem Sie auf, bas positivste die förmliche Zusicherung wiederholen, daß selbst im Falle eine? bewaffneten Konflikts mit Belgien Deutschland unter keinerlei Vorwänden belgisches Gebiet annektieren wird. Die Aufrichtig - keit dieser Erklärung wird durch die Tatsache bezeugt, daß wir Holland unser feierliches Wort gegeben haben, seine Neutrali- tät zu respektieren. Es ist klar, daß wir nicht mit Nutzen bel - gisches. Gebiet annektieren können, ohne gleichzeitig Gebietserwer - bungen auf Kosten Hollands zu machen. Bitte, machen Sie Sir Edward Grey eindringlich klar, daß die deutsche Armee keinem ' französischen Angriff über Belgien hinweg ausgesetzt werden kann, der gemäß unanfechtbaren Informationen geplant war. Deutschland hat infolgedeffcn die belgische Neutralität außer acht | zu setzen, da es eine Frage von Leben oder Tod für uns ist, den französischen Vormarsch zu verhindern. In der Reichstagsrede vom 4. August bezeichnete der Reichskanzler den deutschen Einmarsch in Belgien als ein „Unrecht", das wir wieder gut zu machen suchen wer - den, sobald das militärische Ziel erreicht sei. Am 9. August erließ Deutschland nach dem Fall von Lüttich eine neue Auf - forderung an Belgien zur Gewährung freien Durchmarsches, in der es unter anderem hieß: Deutschland kommt nicht als Feind nach Belgien. ... Nachdem die belgische Armee in helden - mütigem Widerstand gegen die große Ueberlegenheit ihre Vafsenehre auf das glänzendste gewahrt Hal, bittet die d-eutsche Regierung Seine Majestät den König, Belgien die weiteren Schrecken des K r i e g e s z u ersparen. Die deutsche Regierung ist zu jedem Ab - kommen bereit, das sich irgendwie mit ihrem Konflikt mit Frankreich vereinigen läßt. Mt anderen Worten: immer wieder betonte Deutschland, daß es Belgien lediglich aus Notwehr besetzt habe und nicht daran denke, das Land oder Teile davon dauernd zu annek - tieren. Frankreich konnte warten, wir aber nicht. Das alles Hal aber nicht gehindert, daß die Entente mit England an der Spitze das Deutsche Reich als Schänder des Rechls und Ver - gewaltiger der kleinen Völker in der ganzen Welt brandmarkte. Damit vergleiche man die Haltung, die England in Per - sien einnimmt. Seit dem russisch-englischen Abkommen vom Jahre 1907 war Persien in drei Teile geteilt: der nörvliche ward Rußland, der südliche England zugesprochen, in der Mitte lag ein noch neutraker „unabhängiger" Streifen. Für England bedeutete das eine Sicherung des Weges nach Indien, zugleich aber auch die Versöhnung mit Rußland und damit eine ganz außer - ordentlich wichtige Etappe auf dem Marsche zur Isolierung Deutschlands. Daneben kam es England auf die ausgedehnten Petroleumfelder Persiens an. Das Del führende Gebiet Per - siens ist ungeheuer, im ganzen größer als Deutschland und Frynkreich zusammengenommcn. Es liegt zum Teil in der südlichen Region des Landes, die durch die englisch-russische Konvention dem britischen „Einfluß" überwiesen war, über - wiegend aber in der für „neutral" erklärten Mitte. Noch vor dem Kriege erwarb der englische Staat die Mehrheit der Aktien der Anglo-Perfian Dil Compann, der englische Fiskus trat als industrieller Unternehmer großen Stils auf, was mit der englischen Tradition in schroffem Widerspruch lag. Inzwischen hatte sich nämlich unbemerkt von der Desfcntlichkeit eine tief - greifende Umwälzung in der englischen Flotte vollzogen. Sie war zur Delfeuerung übergegangen und im Juni 1914 hatte die englische Admiralität bereits 240 Fahrzeuge aller Art mit Delheizung fertig. Das hatte die Notwendigkeit, einen sicheren i2ellieferantcn zu haben, für England wesentlich erhöht. Bis dahin logen die Hauptolgebiete für England in Mittel- und Südamerika, besonders in Mexiko. Die Unsicherheit dieses Landes machte es aber nicht zu einem wünschenswerten Liese- fanten für die englische Flotte. Einen solchen wollte man sich ch Persien, verschaffen. Da man aber die Anlage der Röhren in einer Länge von 250 Kilometer bis zur Küste natürlich nur fragen konnte, «venn man die nötige Sicherheit für die Ruhe im Lande besaß, so kam es zunächst darauf an, sich diese Sicher - heit zu verschaffen. Man begann diese Ausgabe dadurch zu lösen, daß man die Unsicherheit int ganzen Lande auf die Spitze trieb. Der durch e'ne Revolution gestürzte Schah Mohammed Ali wurde durch England und Rußland geschützt und unter sicherem Geleit außer Landes gebracht. Die inneren Unruhen, soweit sie nicht durch russisches und englisches Geld angesacht waren, brauchte man ^azu, das Land in stets neue Wirrnisse und vor allem in stets "eue Kampfschwierigkeiten zu stürzen. Mau beklagte sich über me Unsicherheit der Straßen und während vom Norden ein - fach russische Kosaken cindrangen, verlangte England im Süden b'e Ausstellung einer unter englischen Befehl zu stellenden, aber "on Persien zu bezahlenden Polizeitruppe. Persien mußte dem uachkommeu, nur gelang es, statt der englischen Instrukteure lchweoische zu beziehen. Diese schwedischen Dffizicre suchte '"nächst England zu bestechen. Als diese Versuche mißlangen, krhöb sich f 'j n wa [ )rer Rattenkönig von Schwierigkeiten und Intrigen, denen schließlich die schwedischen Dffiziere erlagen. xW März 1915 verließen sie Persien. Im Jahre 1916 wurde ö ' e Truppe selber aufgelöst und die alte Unordnung erhob ® ,p her ihr Haupt. Jetzt war England bald am Ziel. Die Mose, absichtlich dem finanziellen Ruin enigegengeführte per- chche Regierung mußte aus Englands Befehl eine neue, noch stärkere Truppe aufstellen, aber diesmal unter dem Befehl bri- "lcher Offiziere. Im Januar 1918 wies Curzon im englischen «r. 174. Sonnabend, den 27. Juli INI8. 32. Jahrgan Lamvurger Echo. Dai .Hamburger Iftdio* erichemc laglich. außer Monlags. Bezugspreis: durch dre Post einschließlich Bringegeld monatlich * 1.76, viertellahrlich A 5.20 durch die L... Xah - -■ i A e . e» _ IN der Exvedition und in den Filialen 8 *. bei "s" «tratzenhandlern 10 A, ^-onniagsnummer mit „Neue Welt" 10 Ä. Kreuzbandlendungen monatlich x. 2,70, für das Ausland * 4 — Redaktion: <5antbnra ‘Iß ©ipebition: Fehlandsttaße 11, L Stock. .YUMVUlg OO. Fqiandftraß« 1L Erdgeschoß. Verantwortlicher Redakteur: I. Reitze in Hamburg. Anzeigen die neungefpalien« Pentzelle ooer deren Raum 4ö * zuzüglich 83*, pZt. Tei. Arbeitsmarkt, Stermietungs- und Familienangeigen Bfi *. Anzeigen-Anna: me Erdgeschoß (bi« 1 Uhr nachm.i, in den Filialen (bis 3 Uhr), sowie in allen Ann oneen-B urc a .: s. la.i-1 Vorschriften ohne Verbindlichkeit. Reklamen im redaktionellen Teil werden weder grati- •- jtn Unt ausgenommen. — Buchhandlung: Erdgeschoß. Buchdruckerei-Kontor: l. Stock. Fehlanbfir.il. Oberhause entrüstet die von „deutschfreundlichen" Elementen aufgestellte Behauptung zurück, daß diese Truppe in Wahr - heit nur ein Teil der britischen oder indischen Armee sei, die die Aufgabe habe, das Land militärisch zu besetzen. „Natürlich gibt es nichts derartiges in Persien" erklärte Der frühere Vize- tönig von Indien mit Emphase. Worauf jedoch die ganze Sache hinauslies, sollte bald klar genug werven. Der andere große Partner bei der persischen Teilung, Rußland, war im Kriege zusammengebrochen. Jetzt erklärte England den anglorussischen Vertrag von 1907 einfach für aufgelöst und bereitete damit seine Herrschaft über ganz Persien vor. Die Eroberung von Bagdad hatte die englische Position im benachbarten Per - sien sehr erleichtert. Nunmehr konnten die letzten Schleier fallen. Viele Ortschaften im Innern wurden von der „per - sischen Gendarmerie" in Trümmer gelegt, bis bann der Oberst Kennian, der englische Konsul in Kirmanschah, in einer öffent - lichen Kundgebung an die persische Bevölkerung mit dürren Worten erklärte, diese „persische Gendarmerie" sei in Wahr - heit eine englische Truppenmacht. Wörtlich heißt es in dieser Proklamation: Die englische Regierung sandte bislang keine ihrer Armeen nach Persien, nun ist sie aber aus verschiedenen Gründen gezwungen, eine starke Truppenmacht aufzustellen und nach Kirmanschah in Marsch zu setzen. Nach den üblichen Beteuerungen, daß dies nur geschehe aus heißer Liebe zu Per - sien und seiner Unabhängigkeit, heißt es schließlich: „Die Politik Englands stellt eine Politik der Ge- rechtigkeitdaL Zwischen den englischen Truppen und der persischen Bevölkerung soll sich ein gutes Verhältnis anbahnen. Miz arm und reich werven wir wie mit Freunden verkehren. Diejenigen aber, die etwas zum Schaden Eng - lands unternehmen, werden vor ein Gericht gestellt, Spione und Urheber geheimer Machenschaften haben Aburtei - lung nach der Strenge des Gesetzes zu gewärtigen." So waltet jetzt im neutralen Persien eng - lisches Kriegsgesetz und englische Truppen stehen tiefim Lande. Aber darüber regt sich in der ge - samten Entente fein Mensch auf. Persien soll im eng - lischen Schnapp sack ebenso verschwinden, wie einViertelderWeltbereitsinihmverschwun- d e n i ft. England bleibt nach wie vor der Hüter des Völker - rechts unv der Beschützer Der Schwachen, der mit Entrüstung auf das Verhalten der Deutschen in Belgien Hinweisen bars, und Dessen Sozialisten und Arbeiterpolitiker unentwegt in die Kriegstrompete stoßen. In Belgien handelte es sich für Deutschland um die Frage der nackten Existenz. In Persien handelt es sich für England um einen nackten imperialistischen Raub. öeliise AstWiste Ott Selööe aWM 81 unlieb. WTL. Groß-» Hauptquartier, LS. Juli. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Südlich von Albert schlugen wir einen englischen Teil- angriff zurück und machten ini Nachstoß Gefangene. Erfolg - reiche Borstöße unserer Erkunduugsabteiluugcn an vielen Stellen der Front. Heeresgruppe Teutscher Kronprinz. Auf dem Lchlachtfeldc zwischen AiSne und Marne wurden heftige Teilangrissc des Feindes teils vor, teils in unserem Kampfgelände abgewiescu. Beiderseits des Ourca dauerten die Kämpfe bis zum Abend an. Hier warfen wir nördlich von Qulchp le Chateau den Feind aus feinen vorderen Linien. Oestlich des Ortes und südlich des Ourcq schlugen wir im Gegenstoß die feindlichen Angriffe ab. Auch westlich von Binrelles (an der Marne) wurde der Feind im Walde von Ris nach heftigen Kämpfen vor unseren Linien abgcwiefe». Südwestlich von Reims säuberten wir das Waldgelände westlich von Brignp und schlugen heftige Gegenangriffe weißer und schwarzer Franzosen zurück. In der Champagne griff deu Feind zwischen dem Tuippcs-Tal und Souain am frühen Morgen an. Er wurde im Gegenstoß abgewiefen. Im Luftkampf verlor der Feind gestern 23 Flugzeuge und einen Fesselballon. Leutnant Freiherr von Richthofe« errang seinen 30.; das Jagdgeschwader Richthofcn damit seinen 500. Luftfieg. Leutnant Loewcnhardt schoß seinen 44., Leutnant Billeck seinen 27., Leutnant Bolle seinen 26. und Vizefcldwebel Thon seinen 25. Gegner ab. Der Erste Generalquartiermeister: Ludendorff. Ein hinöenburgwort gegen üie maffenmorülüsternen Heimstrategen. In bemerkenSwerler Weise ba: sich der Generalfüdinarschall bei einer Zusammenkunft mit dem KrtegsberuMerstatter Rosner ausgesprochen. Die Begegnung fand m der Nähe des Schlacht - feldes von Reims statt. Hindenburg sagte beim Abschied: „Jetzt giibt'8 wieder Kämpfe! Und jetzt werden die, die zu Haufe sitzen müssen, hoffentlich vertrauensvoll sein. Aber das Warten haben sie noch nicht gelernt und sollten nun doch wissen, daß nichts im Kriege sich so schwer rächt wie Ueber- eilung, die sich nicht die Zeit zu den feiten Fundamenten ihrer# Operationen nimmt. Atempausen zwischen den Schlachten sind nötig, wie Zeiten der Sammlung zwischen letzten Höchit.eiitungen nötig sind. Die gute Bo rb e r e i t u n g ist der halbe Er - folg. Und eines sollten die Ungeduldigen zu Hause nie ver - gessen: Wir arbeiten hier nicht mit einer Maschine, bei der man sich sagen sann: mag sie am Ende kaputt sein, wenn wir die gewollte Leistung mit ihr nur noch schaffen. W i r arbeiten mit dem $ eiligsten, was e 8 gibt, mit dem Blut und dem Leben des deutschen Volkes. Wir tragen die Ver - antwortung dafür, und wir wollen das deutsche Heer und damit das deutsche Volk stark und im vollen Besitze aller seiner Kräfte, die es im Frieden nicht weniger brauchen wird, wie e? sie beute braucht, zu unser aller Ziel, zum Frieden, bringen. Siegreiche schlachten werden fruchtbar in der Hand der Kräfte, denen ihre Ausnutzung anveriraut ist. Unser siegreicher Frieden soll uns durch die tausendfältige Arbeit derer, die ihn für dar Vaterland auswerten sollen, erst die besten Früchte bringen. Unsere letzten Reserven werden die starken, arbeitsfreudigen Männer, die aus dem Felde heimkehren und den Friedensdienst wieder auf ihre Schul- tern nehmen, fein. D i e wollen wir unS erhalten! Nicht als „kaputte Maschine" wollen wir am Ziele stehen, sondern al? it a r k e S , u n g e s ch w ä ch t o S Volk, das heute die Waffen niederiegt und morgen schon aufbauend wirkt und schafft!" Die Zlamenfkage. Aus Brussel meidet das Centraal Vlaamsck Vreßbuieau. Vor einigen Tagen weilte der Reichskanzler tn Brüssel. Er bat während seines Aufenthaltes Gelegenheit genommen, mit dem Generalgouverneur auch über di« flämische Frage ein- gehend zu sprechen und hat hierbei sein Einverständnis damit er - klärt, daß dem Rat von Flandern eine Eröffnung des In - sultes zugche, der Reichskanzler stehe nach wie vor unverändert auf dein Standpunkte der Erklärungen seiner Vor - gänger. Die Eröffnung ist im Auftrage des Generalgouver- neurs am 20. Juli durch den Verwaltungschef für Flandern den Bevollmächtigten dek Rates von Flandern bekanntgegeben wor - den. Dem Wunsche des Reichskanzlers entsprechend, werde.:- liai in den nächsten Tagen einige führende Flamen zu ihm begehen, um mit ihm das ganze, filamenpolitiiche Problem in eingehender Aussprache zu erörtern. MmeUW-MMlM SkiWdMl. Amtlich. WTB. Wie«, 26. Juli. Italienischer Kriegsschauplatz. Bei Genove, in bat Liebe« Gemeinden, scheiterte ein feindlicher Vorstoß. Lonst keine besonderen Ercigniffe. Albanien. Zwischen Kitchy und dem Meere sind wir an mehreren Ltcllen bis an de« Lemoni gelangt. Unser Vordringen löst heftigen Gegenstoß des Feindes ans. Der Chef der Generalstabes. UnLerseeboots-Sencht. Amtlich. WTB. B e rl in, 26. Jnli. Im Mittelmeer versenkten unsere U-Boote vier Dampfer von rund 13000 vrutto - Register - Tonnen. Der Chef deS Admiralstabes der Marine. Das „greifbare" Ende -es Rrieges. Reuter erfährt: Der Arbeiterminister im .Kriegskabinett Barnes telegraphierte kürzlich über die amerikanische Arbeiter« foederation, daß die von Wilson in feinet Adresse an die ameri - kanischen Truppen vom 6. Juli mitgeteilten Kriegsziele die all - gemeine Billigung der Arbeiterschaft finden. Seit der Festlegung der Kriegsziele durch Lloyd George im Januar, sowie durch Wilson und durch die Kriegszielerklärtrngen der Ar - beiterpartei könne man von dem Gegenstand sagen, daß alle vernünftigen Menschen darüber einig seien, wenn die Zentralmächte nur ihre Bereitschaft erklären wollten, diese drei Erklärungen sich zu eigen zu machen, dann dürfe man sagen, daß das Ende des Kriege? greiflbar naher, wenn nicht wirklich ge - kommen fei. Hierzu wäre zu bemerken, daß über die Bereitschaft der Zen - tralmächte, auf der allgemeinen Grundlage der Wilsonschen oder auch anderer Erklärungen in Verhandlungen einzutreten, schon längst „bei allen vernünftigen Menschen" gar kein Zweifel bestehen kann. Daß die Zentralmächte sich die gegnerischen Er - klärungen „zu eigen machen", sich ihnen also, rote eS wohl gemeint tji, ohne Widerrede unterwerfen sollen, ist freilich etwas zu viel verlangt. Ein Vorstoß gegen -ie Nortcliff-Presse. Der „mächtigste Mann in England", Lord Nortrliff, der Be - sitzer der größten und einflußreichsten Zeitungen deS JmellandeS, dessen Anteil an der Kriegsvorbereitung und an der beständigen Auspeitschung des Kriegsroillens ganz unberechenbar stark ist, war am Mittwoch das Ziel eines heftigen Angriffs, den der ehemalige Arbeiterminister Jobn BurnS gegen ihn richtete. Burns Cber bet Ausbruch des Krieges sein Amt als Minister niederlegtes, hielt eine scharfe Rede gegen das kriegsverlängernd« Treiben der „Times" und anderer Norteliffblätter; er sagte, diese Blätter würden von Schuften herausgegeben, von Schurken redi - giert und von Idioten gelesen. Nachdem et seine Rede be - endet hatte, fragte der Sprecher, ob er einen der Lords aus dem Ober Raufe nn Auge habe Burns erwiderte, daß er allein ba? wiederhole, was er vor Jahren bereits gesagt habe. Darauf wollte er leine Rede sortsetzen, aber der Voriitzentze unterbrach ihn von neuem und stellte die Frage, auf welche Werfe BurnS leine Behauptungen begründen könne, daß gewisse Blätter daS Eigentum von „Schuften" wären, die von „Schurken" redigiert und von Idioten gelesen würden. Burn? gab zur Antwort, diese Behauptungen seien vor Jahnen von ihm aufgestellt worden und die heutigen Umstände rechtfertigen seine Pro - phezeiungen. Er wiederholte alsdann die oben angeführten Worte, fügte jedoch hinzu, daß, wenn der Sprecher meine, die? fei' gegen die Ordnung des Haufes, er feine Worte zurücknehme. Der Vorsitzende erwiderte, daß es ganz sicher gegen die Ordnung fei. Die Blätter, auf die Burn? anspiele, wären Eigentum eines Mitgliedes der Oberhauses, und, diese? als Schuft zu bezeichnen, sei ein Ausdruck, der im Unterbaufe nicht zugelass«! werden könne und der im anderen Haufe ebensowenig gestattet sei. Das Unterhausmitglied Pringle stellte die Frage, ob eS wahr fei, daß die „Times" einer Gesellschaft als Eigentum an« Aehüre. Der Sprecher bemerkte, daß er Darüber nicht orientiert iei, er sei der Meinung gewesen, Lord Northcliffe wäre der Be - sitzer. (Rufe: NeinO Dann macht es die Sache mir noch schlimmer, fuhr der Sprecher fort. Burns entgegnete darauf, er würde sich, wenn der Vorsitzende seine Behauptungen at? gegen die Ordnung des Hauses gerichtet aniähe, dieser lehr ernsten Enffcheidung fügen. Er sei seit 28 Jahren Mitglied des Unterhauses und habe sich in dieser langen Zeit nie einen Ordnungsruf zugezogen. Da? wolle er auch jetzt nicht erreichen. Wenn der Vorsitzende den Wunsch habe, daß er ferne Worte zurücknehmen möge, dann würde er die» tun, müsse jedoch feine Ansicht aussprechen, daß die Hausordnung den Mitgliedern de? Unterhauses volle Wortfreibeit zu - gestehe. Der Krieg hätte auch darin ''chon vielleicht eine Aen- be’tung gebracht. Damit war der Zwischenfall erledigt. Fliegerangriff auf Paris. „Petit Parisiin" meldet auS Paris: In der Nacht vom Sonntag zum Piontag ühcrssogen deutsche Flugzeuge zweimal die Stadt, sie warfen Bomben ab und richteten Sachschaden an. Mehrere Personen wurden verwundet. Ein Munitionsarbeiterstreik in «England. Aus Amsterdam wird berichtet: linier den englischen Muni - tionsarbeitern muß ein großer Streik ausgebrochen sein, denn der Londoner Berichterstatter des „Allgemeen HandelSblad' meldei. daS Kriegskabinett habe beschlossen, wenn der Streik nicht aufhöre, für die dienstpflichtigen PiunitionSarbeiter von Montag ab die Befreiung vom Militärdienst auszuhcben. In Gewerkschasiskreisen gebe man zu, daß die Maßregeln der Regierung, die darauf alyieiten, die gelernten Arbeitskräfte auf die Fabriken zu verteilen, die sie am meisten nötig haben, vollständig mit bett früheren Abkommen Üdereinstimwen. Die Ausständigen haben die Ratschläge der beratenden Kommission, für deren Einsetzung sie vor einem Jahre in den AttSstand traten, verworfen. Portugal und die 'Entente. Der „TempS" meldet auS Lissabon: tzaes verlor gestern bet Eröffnung des Kongresses eine Botschaft und erklärte, die alle repu - blikanische Veriassung bliebe bis zur Revidicrung durch das Parlament in Kraft. Der von ihm unternommene Staatsstreich sei im nationalen Interesse notwendig gewesen. Tie Demagogie bade gestürzt werden müssen. VaeS erhob Einsprüche gegen die Anwürfe, wonach er reaktionäre Ansichten habe. Er stehe auf republikanischem Stand - punkte und habe die öffetilliche Wohlfahrt im Auge. Während feiner Amtszeit sei die Ordnung wiederhergestellt und die wirtschaftliche Lage Portugals gefestigt worden. Portugal habe feine Verpflichtungen den Alliierten gegenüber voll und ganz erfüllt. Die Regierung organisiere in größerem Umfange die Beteiligung Portugals am Kriege. Liquidierung der deutschen Danken in Drastlien. „Agencia Americana" berichtet aus Rio de Janeiro, daß der Finanzminister auf Beschluß der Regierung mit der Liquidierung sämtlicher deutscher Banken in ganz Brasilien begonnen habe. Der Gefangenen-flustausth zwischen Englan- und dem Deutschen Reich. In Erwiderung auf eine Anfrage sagte Cave im englischen Unterhause: Das Haager Abkommen über den Aiislausch und die Behandlung von Gefangenen wird nur in Wirksamkeit treten, wenn es von den beiden Regierungen ratisizieri ist. Ferner ist es abhängig von einem besonderen Vorbehalt, den die deutschen Delegierten gemacht haben. Die Abmachung sehe die beibeifeiiige Heimsendung aller Kom - battanten, einschließlich der in Holland und in der Schweiz Inter - nierten, die 18 Monate tu Gefangenschaft waren, vor. Alle Zivilpcifonen können, wenn sie wünschen, zurückkehren, wobei eine geringere Anzahl der britischen Zivilisten durch eine entsprechend höhere Zahl Kom - battanten ausgeglichen wird. Keine Rücfbefdrderung der in Holland Internierte . Einige Zeitungen veröffentlichten eine Mitteilung auS hem Ha wonach Holland wegen der eigenen ErnährungSschwierigk.tien i weiteren Internierten und Gefangenen aufnebmeit will und die int :: in Holland untergebrachten englischen und denlschen (Mefain zurückbefördert werden sollen. Hierzu wird amtlich bemerii eine Zurückbeförderung der in Holland internierten deutschen Kr gefangenen nach England nicht in Frage kommen kann. Die dein Regierung hat sich der holländischen gegenüber verpflichtet, für Ernährung der von England nach Holland überführten und dort untergebrachten deutschen Kriegsgefangenen zu sorgen. Reine Entlassung des Jahrgangs 1870. Amtlich wird mitgeteilt : Die Entlassung auch nur einer Teile? deS Jahrgangs 1870 wird ans militärischen Gründen in absehdate Zeit nicht möglich fein. Die immer wiederkehrende Behauptung, bau die Entlassung dcS Jahrgangs 18fro mit feinen wenigen Monaten gut wie gar keine Entlassung gewesen sei", widerspncht den Tatsache: vermischte Rriegsnack chten. Der Austausch der Ratifikationsitrkiin! über den deutsch- ukrainischen Friedensvertrag sand am 24. Juli in Wien statt. Bonar Law teilte Im Unterhaus mit, daß eine neue Kreditvorlage eingebracht würde. Zu■ leid) werde auch eine Erklärung über die misilärffche Lage abgegeben Der „TempS" meldet ans W a sh in g t. it: Der frühere Direktor der deutschen „Stu iSzeitung" des Staates M i f f i si p p t, der des Berfii-, gen das Spionage- gesetz schuldig erklän wurde, erhielt zehn . re Gefängnis und 500 Dollar Buße. Der „Berliner Lokalanzeiger" berichtet ans igano: Der Genueser „Secolo" meldet aus Buenos Aires, der argentinische Finanzminister fein EntlassnngSgefuch zurück. habe und daß die Vereinigten Staaten ihre Bemühungen für den , a m m e n f ch l u ß aller füdamerika nifchen Staaten: -r uordamerikanischer Führung verstärken. Ein besonderer Prograr 'nkt fei die Schaffung einer Handelsflotte für den Verkehr zwischen v.or - und Südamerika. „Nalionaltidende" meldet aus Stockhol : Die Tamps'chiss. sahrtS-Aktiengesellfchaft ,Svea" hat beschlossen, fron der Eholerageiabr bie Schiffahrt nach Petersburg wieder aufzunebmen. Aerzte und Krankenpflegerinnen werden die Dampfer begleiten ie Kapitäne erhielten den strengen Befehl, in PeterSdur" keine Lil < mittel zu kaufen und das Wasser aus der Newa nicht zu verw: WlM. Verstiindigmtq oder A«flöstt«ss? Zu der neuentfachten Debatte über die p r e u si i f ck l- rechtsfrage gibt in der fveikonservativen < meuterischer BefchwiebtigungSrat — vermutlich ihr: .. r — gute Ratschlage für eine Verständigung. ’übrt an „Für den unbefangen Urteilenden bestand lang jt : ■ i n Zweifel mehr, daß, wenn auch über das . r: nh Hauses trotz der emgegcnsteyendeii Bedenken i ch t > gehen sein würde. ES mag aber gar i ■' ’ n, wieder völlig flarznstellen, daß der AuSganp de’ Sctnb; > Verhandlungen Über die Wahlrechtsfrage nur ’ e r ft ä n e t • gung oder Auflösung sein rann. Tertinm n m ken, wird die Regierung sich ns keinen Fall einic'fcn d 'n, weil das die Preisgabe de? gleichen Wahlrechts bedeuten tu das der Krieg mit der allen Volksschichten anserlegten ole en Opferpflicht zu einer unausweichlichen Notwendigkeit gemacht'Hot. Dieser tapferen Kämpfern bars die Rechtsgleichheit nicht nicht vorenthalten werden, um faulen Kriegsgewinnlern Vorrechte zr geben. Die „Nordd. Allgem. Zia.", die fün-sst die Rce runa ps~a dagegen verwahren zu müssen, daß Scheidemanns T : • den r 4 •*. seien, hat sich nun eines anderen besonnen. Sie erkl rt: „lieber den augenblicklichen Stand der Wahlreiormsr, in . Erachtens völlige Klarheit. Die Regierung keift z.mäch't noch darauf, daß die vorlrondenen Schtvieriakeiten f ' : ::t Wege der Verständigung lösen lassen. Tie wird ’arin durch die Erwägung bestärkt, daß Ivohl keine Partei, ■ sozialdemokratische nicht, den Wunsch b at, ... zu eine' La: : auflösung kommen zu lassen, wenn e:- möglich fein soll "ie z u gesicherte Wahlreform auf eine Weise zustand’ zu bringen, die dem von außen bedrohten Vaterlcuide ernf’.’ valitisck " Kämpfe in der Heimat erspart. Darüber, ob die Möel ■: ber - liegt, kann man natürlich verschiedener Meinung fein. > :t b-.: aber um io weniger Zweck, jetzt öffentlich die Meirmnasi l " beiten dieser Art zu erörtern, als der Reichskanuer klar und . sich bekundet hat. er werde, falls feine Zuversicht auf ' gung sich als trügerisch erweisen sollte, u n b e d i n g t z u d L a n d t a g s a u f I ö s u n g schreiten." Wenn die zu gesicherte Dal. eiorm, da? bc f gleiche Wahlrecht, ohne Landtagsauflösung rrt kann, so wird die Sozialdemokratie dagc vir i n.z haben. Nicht ein Wahlkampf zu ungeeigneter Zeit t unsere? Bemühen?, sondern die Erreichung der " für die VolkSmassen. Behält die Regierung bie'"c? "sie! m so ist freilich für eine Verständigungsakt "ar nur rvt f Spielraum frei. Die Verständigung Politiker aber tt. ’n immer mit der Hoffnung, die Regierung vom ..'den .V. . Wahlrechts recht wett atzdrämgen zu können. fficflttt «nvercchtiftte Mittestkigernngt« hat die bayerische Kammer einstimmig einen bl. — schloffen, in dem die Regierung ersucht wird, bi? in • gemeinen Regelung durch da? Reich, die von der 1 ■ gierung beim Bundesrat anzustreben sei, sich mit >rn rci vertretenden bayerischen Generalkommando? ins Be - setzen, um unberechtigte Mietestei gerungen zu verbinde n. besondere soll eine Verfügung erlassen werden, .voi ch MietvreiSerhöbung, sofern die Mieter r- stimmen, nur mit Gene! migu. ’ gung?ämter eintreten dait. Zerr ’ . auf Hinarbeiter, daß die MieteinzpungSäroter n ' .ter werden und auch in Der Uebergangszeti nach dem Kriege in samkeit bleiben.