Dienstag, den 10. September 1918 33. Jahrgang Rr.212 Hamburger Echo > kreisen Hamburgs Krieg wir. Wo stehen wir! v. Armee abend kriegc- Anzeigen die neungefpaltene Pctitzeile oder deren Raum 45 4 zuzitglich 83'/» pZt. Teuerungszuschlag. ArbettSmarkt, «ermietungS- und Familienanzeigen 35 4. Anzeigen-Annahme ftehlandstr. 11, Erdgeschoß (biS 4 Uhr »ach«.), tn den Filialen (bis 3 Uhr), sowie in allen Annoncen-BureauS. Platz, u Daten. Vorschriften ohne Verbindlichkeit. Reklamen im redaktionellen Teil werden weder gratis noch gegen Entgelt ausgenommen. — Buchhandlung: Erdgeschoß, Buchdruckerei-Kontor: 1. Stock. Fehlandstr. 11. Wege zum Weltfrieden Graf Czernin für eine neue Zrkeüensaktion. Die „Neue Freie Presse" veröffentlicht unter dem Titel „Ab rüstung und Schiedsgericht" an der Spitze der Blattei einen längeren Artikel des früheren Ministers des Aeußern, Grafen Czernin, worin dieser in der Einleitung auf die letzte Rede des StaaissekretärS Dr. Solf hinweist, welche beweise, daß auch an maßgebenden Stellen in Berlin der Ged anke Raum gewinne, daß der Krieg eine neue Weltordnung gebären werde und daß nicht in verstärkten Rüstungen, sondern in den internationalen Abmachungen die Garantie zur Vermeidung künftiger Kriege zu suchen seien. Graf Czernin zitiert sodann aus der heute erschienenen Broschüre Greys „League of Nation" den Grundgedanken, daß ein Friede solange unmöglich ist, solange Deutschland nicht darauf eingeht, Mittel und Wege zu suchen, um die militärische Macht durch ein Schiedsgerichts - verfahren zu ersetzen, und betont, daß dieser Grundgedanke die Furcht Englands vor einem zukünftigen Kriegt gegen ein über - mächtiges Deutschland ist, mit dem Lloyd George das Volk vorwärts treibe. Die englische Vorstellung von Deutschland beruht jedoch auf einer ganz falschen Einschätzung der deutschen Volkspsyche, denn das deutsche Volk in erdrückender Mehrheit und der Kaiser an der Spitze wollen wirklich und ehrlich einen dauernden Frieden; sie denken nicht daran, den Frieden als Atempause für Kriege benutzen zu wollen. Aber von diesem Mißverständnis nährt sich der Krieg, und er wird sich von ihm nähren, solange dieses Dtißvcrständnis besteht. Das wirkliche Deutichland will ebenso wie wir einen ehrenvollen Frieden. ES will keine Weltherrschaft, keine weiteren Kriege und keine Unterdrückung fremder Völker. Graf Czernin weist sodann auf seinen in der bekannten Budapester Rede entwickelten Gedanken der n e u en W e ltor dnung hin und meint, daß wir die Führung übernehmen sollten. Gras Czernin meint, daß die maßgebenden Stellen des Berliner Kabinetts sich heute öffentlich zu diesem Gedanken bekennen und da vermutlich auch der Minister des Aeußern, Burian, diesem Prinzip nicht ablehnend gegen« überstehe, nichts im Wege stehe, daß die Mittelmächte die Grundprinzipien der neuen Weltordnung auS- arbeiten und damit vor die Welt treten. Zranzösische Zrieöensstimmen. Nach längerem Schweigen ergreift S e m b a t wieder einmal das Wort. Sembat hält es für überflüssig, daß die Mehrheit und Minder - heit bei dem bevorstehenden Ratio nalkongreß der sozia - listischen Partei wiederum ihre Anhängerschaft zähle. Viel wichtiger sei es, daß die Partei zu d e r Fri e d en s fr a g e en d- gültig Stellung n e l) m e. In der Partei bestehe über die Frage des Friedens und seines Inhalts eine ungeheure Mehrheit. Das ganze republikanische Land, nicht nur die sozialistische Partei, belctme sich zu dem Itoydpmtk, daß der siegreiche Friede die Alliierten nicht in territorialem Zuwachs, sondern in der Errichtung eines neuen Regimes internationaler Beziehungen bestehe. Wir sind Sieger und der Krieg ist in deui Augenblick glücklich beendet, wenn wir das Selbstbestimmungsrecht der Völker und eine allgemeine Abrüstung erreicht haben. Im Vergleich zu der Tragweite eines solchen Resultates ist jede Frage des Gebietszuwachses nebensächlich. Aufgabe der sozialistischen Partei ist es, diesem Gedanken zum Triumph zu verhelfen. Sie muß im Einvernehmen mit der Konföderation General du Travail es durch - setzen, daß die internationalen Arbeiterorganisationen bei den Vorbereitungen für die'Friedensverhand- l u n g e n vertreten sind. Falls der Nalionalkongreß das prak - tische Mittel zu deren Verwirklichustg festlegen könnte, würde er der Partei und der Welt den größten Dienst erweisen. Der Deputierte Longuet protestiert im „Populaire" ener - gisch gegen die Knockout-Aeußerungen Tafts und Churchills, die das Todesurteil gegen die ganze Jugend der Welt seien. Dagegen müsse das internationale Proletariat mit allen Kräften Stellung nehmen. Die englischen Gewerkschaftler hätten der kriegsverlängernden Politik Havelock Wilsons, Lord Roberts' und sonstiger Kriegsverlängerer eine kläg - liche Niederlage bereitet. Dies gehe auch daraus hervor, welchen Weg die Arbeiterklassen im vergangenen Jahre zurückgelegt, wie sie sich vom blinden Chauvinismus und von AusrottungS- Sophismen entfernt hätten. Es sei Pflicht der Arbeiter und Bauern Frankreichs, durch ihre Vertreter im Parlament und durch Anstrengungen in ihren politischen und wirtschaftlichen Organi - sationen nunmehr gleichfalls ihren Standpunkt in dieser Frage zum Ausdruck zu bringen. Die norüischen Volksvertreter für den Völkerbund. Aus Kopenhagen berichtet das Wolffbureau: Der zehnte nordische interparlamentarische Kongreß schloß gestern seine Ta - gung ab, nachdem er einstimmig folgende Resolution ange - nommen: Die zehnte nordische interparlamentarische Delegierren- Versammlung erklärt einen dauernden Frieden am besten durch die Errichtung eines Völkerbundes gesichert. Ein solcher, alle Staaten umfaffender Friedcnsbund wäre nicht allein das wirksamste Mittel zur Vorbeugung des Krieges, es würde zugleich allen Nationen die Bedingungen für ein unabhängiges Dasein und freie wirtschaftliche Entfaltung sichern. Es wäre von größter Bedeutung, wenn der Völkerbund auf der gegen - seitigen Verpflichtung der Staaten aufgebaut ist, jeden Streitfall, der nicht durch diplomatische Mittel lösbar ist, friedlicher Behandlung über - gebe, so daß zum wenisien a) Streitfragen, die von beiden Parteien als Rechts st reitfragen betrachtet werden, end - gültig entschietHN werden, je nach Wahl, entweder durch den festen Gerichtshof für internationale Rechtspflege oder durch den be - stehenden Haager Schiedsgerichtshof; b) jeder andere Streitfall einem unparteiischen i n t e r n a t i o n a I e n U n t e r s u ch u n g S und Vergleichsamt zur Lösung übergeben wird, wobei sich die beteiligten Staaten verpflichten, innerhalb der für die Bei - legung festgesetzten Frist zu keinen Machtmitteln zu grei - fen. Die. Frist für die Beilegung darf nicht zu kurz bemessen sein, und das Amt, in dem die beteiligten Parteien selbst vertreten sind, soll das Recht haben, den Parteien einen Vorschlag zur Lösung des Streites zu unterbreiten. Es soll als Zentralorgan für die einzelnen eingesetzten Aemter dienen können. Indem die Versammlung darauf hinweist, daß eine Anzahl Regierungen, sowohl neutrale als kriegführende, die Frage des Völkerbundes bereits durch besondere Kommissionen untersuchen lassen, fordert sie eindringlich alle interparlamentari - schen Gruppen auf, diese Fragen einer allseitigen Er - örterung auf der Grundlage der Vorarbeiten zu unierzieheu, die vom interparlamentarischen Verband vor dem Kriege aus - geführt worden. Damit bezweckt sie, die öffentliche Meinung auf- züklären, jede für sich auf ihre Regierung einzu- wi r k e n. Die Versammlung fühlt sich überzeugt, daß schon ein großer Schritt zur Beendigung des Krieges getan wäre, wenn von verantwortlicher Seite bei beide n kriegführenden Gruppen dem Gedanken des Völkerbundes vorbehaltlich zugestimmt würde. nach der langen Dauer des Sieges, bestünde die Gefahr, daß wir uns selbst eine Niederlage einreden. Moralische Potenzen entscheiden den Krieg, und alles hängt jetzt von dem festen, un - beugsamen Willen ab, im Kampf ums Dasein nicht nachzulaffen, nicht die Errungenschaften von vier opferreichen Kriegsjahren, die ganze deutsche Zukunft preiszugeben. All dem wird man zustimmen können. Aber wie steht e8 eben um die^Moral an der Front und in der Heimat, um die Festigkeit des Siegeswillens, der jetzt nach der übereinstimmen - den Erklärung der Zivilregierung und der militärischen Führer ein reiner Berteidigungswille sein soll? Das ist keine militä - rische Frage mehr, sondern ein ausgesprochen politisches Problem, von dessen Behandlung der Reichstag, die Ver - tretung des deutschen Volkes, sich unmöglich fernhalten kann. Der militärische Mitarbeiter des „Vorwärts", der frühere Oberst Gaedke, spricht heute die Ueberzeugung aus, daß der riesige Angriff, den Engländer und Franzosen seit mehr als einem Monat ununterbrochen auf einer Front von über hundert Kilometern führen, die endgültige Entscheidung des Krieges her - beiführen soll. Sein Mindestziel sei die Eroberung der flandri- schon Uboothäfen, und nach Flandern hin sei eine Ausdehnung dor feindlichen Offensive zu erwarten. Gegenüber dem Feind, der Leib und Leben an die rasche Entscheidung setze, kämpfe um- gekehrt die deutsche Heeresleitung in einer Rückzugsschlacht größten Stils um Verzögerung des feindlichen Vormarsches und um Zeitgewinn. Aber offenbar müsse die Rückzugstaktik einmal aufhören, und dann beginne der eigentliche Entscheidungskampf, sei es weiter in der Verteidigung gegenüber der feindlichen tleber- macht einer taktisch stärkeren Kampfform, oder im Gegenschlag. Das ungestüme Drängen der feindlichen Heeresleitung nach einer Entscheidun'^ um jeden Preis, führt Oberst Gaedke auf die zermürbende Wirkung des Unterseebootkrieges zurück, der den Feinden zweifellos hart zusetze. Alle Welt, und ins - besondere die Arbeiterklasse, sehne vor allem ein Ende des Krie - ges herbei, und trotz aller furchtbaren Schrecken und ernsten Gefahren deS Entscheidungskampfes würden Heer und Heimat befreit aufatmen, wenn sie wüßten, daß dies nun wirklich das letzte große Ringen ist. Aber an die Erreichung der deutschen Unierseebootbasts in Flandern haben die Engländer schon im Vor - jahre alle Kraft gesetzt. Und nachdem ihre opferreichen Angriffe mißlungen waren, haben sie sich gleichwohl zu keiner Verstän - digung bereit gefunden, weder als die Russen nach Brest-Litowsk noch als die Führer der deutschen Mehrheitsparteien nach der Schweiz zu Verhandlungen einluden. Wir vertrauen darauf, daß die deutsche Verteidigung auch diesmal hält, bis der Winter eine Kampfpause herbeiführt. Aber wir glauben nicht daran, daß die Entente dann zur Verständigung die Hand reichen wird. In der soeben wieder zusammengetretenen französischen Kammer ist Clemeüceau zunächst nicht der geringsten Opposi. tion begegnet; selbst wenn der Feldzug des Jahres 1918 schließ - lich mit einer Enttäuschung für die Siegeshoffnungen der Feinde endet und der Widerspruch gegen das Programm des Endsieges in Frankreich erneut erwacht, wird er schwächer fein als im Vor - jahr, und auch Lloyd George sitzt fester im Sattel als je. Es ist die selbstverständliche Pflicht der deutschen Regierung, trotz dieser ungünstigen Aussichten alles zu tun, um, wenn irgend möglich, den Frieden zu erreichen; aber es ist ,'oie Pflicht des Politikers« sich daraus ernzuricyten, daß die Feinde auch in diesem Kriegswinter jede Verhandlung rundweg ablehnen und ihre Völker weiter mit der Hoffnung auf das Ein - greifen noch stärkerer amerikanischer Kontingente int nächsten Jahre vertrösten. Dann aber gewinnt" die Lehre des stellvertretenden Generalstabschefs, daß moralische Potenzen den Krieg entscheiden, doppelte Bedeutung. Und der Reichstag mutz sich alsbald zusammenfinden und darüber be - raten, wie man neue Sicherheiten dagegen schaffen kann, daß nicht 'm Deutschland, wie es in Rußland geschah, der Gedanke des Friedens um jeden Preis neue Kraft gewinne. Eine solche Selbstaufgabe war schlimm schon für das agrarische Rußland; für das industrielle deutsche Volk, das unbedingt Rohstoffbezug und Fabrikaiabsatz nach aller Welt braucht, wäre die Niederlage die vollständige Vernichtung und unvorstellbares Elend auf Jahr - zehnte hinaus. Die Erscheinungen, welche die Volksmoral bedrohen, sind bekannt: das fortwährende Steigen aller Preise, die Nicsen- gewinne der Kriegslieferanten und Schieber, die Ungleichmäßig - keit der Lebensmittelversorgung, der harte Druck der inneren Unfreiheit, die Verschleppung der Wahlreform und aller Not gegenüber'die Untätigkeit und Schwäche der Regierung, bei der man sich immer wieder fragen mutz, ob sie denn überhaupt noch da ist. Der Reichstag wird die Verantwortung für die Aufrecht - erhaltung der Widerstandskraft auf sich nehmen und alle daraus hervorgchenden Schlußfolgerungen rücksichtslos ziehen muffen. Die Zeit drängt! * WO durch bi. Bezugspreis- durch bto ^eUtnutnmer in d-r und .'n dm M-len s 4, Austräger wöchentlich w ^ u^ ^ Sonntagsnummer n»t „Nene Welt 10 *. b«i monatlich a 2.70. iü- ba8 Ausland A 4.-. tiative überwuchern, die Wagemutigen aus dem Erwerbszweig und schliehlich überhaupt aus dem Lande verweisen werden. Die hier - mit verbundene EinschrumpfungderVolkswirtschafi wird zugleich ganze Teile ihres hochentwickelten Arbeitsorgants- mus lahmlegen unb damit Angestellte und Arbeiter brotlos machen, oder doch auf kümmerliche Einkommens- Verhältnisse zurückwerfen, die ihnen angesichts des Preisstandes der notwendigen Waren eine ausreichende Lebenshaltung nicht mehr gestatten werden. ö. Der Ausschuß warnt den deutschen Kaufmann davor, die Zeit des Wartens, welche der Krieg ihm auferlegt hat, dazu zu benutzen, sich in matter Resignation den Plänen zu überlassen, welche aus dem Geist der geschlossenen B i n ne n w i r t s ch aft sowie des Obrigkeits- und Beamten st aates quellen. Der Ausschuß fordert den Kaufmann vielmehr aus, sich auf die Wurzeln seiner Kraft zu be - sinnen: auf die schöpferische Freiheit des Handelns, mit welcher die wache Energie des Einzelnen sich dem täglichen Wandel der Dinge anpaßt, während der Beamte sich hierbei im Labyrinth der Kompetenzen in eine durch Förmlichkeiten verhüllte Entschluß- Unfähigkeit versetzt sieht. Solche Warnung ist um so berechtigter, als es auf dem einmal eingeschlagenen falschen Wege eine Umkehr überhaupt nicht mehr gibt. Die geknebelte Volkswirtschaft würde, selbst wenn späte Einsicht ihr die Freiheit wiedergeben sollte, sich von ihrem Platz im internationalen Wettbewerb hoff - nungslos verdrängt finden. 6. Der Ausschuß erhebt in aller Entschiedenheit seine Stimme dagegen, daß dem Bundesrat ein neues Ermäch - tigungsgesetz für Maßnahmen der sogenannnten U ebergang s Wirtschaft bewilligt werde. Jedes gesetzgebirsche Eingreifen in das Wirtschaftsleben welches nach Lage per heute noch nicht zu übersehenden Verhältnisse notwendig werden sollte, muß unter Mitwirkung des deutschen Reichstages unter sorgsältiger Prüfung durch Sachverständige erfolgen, damit nicht zum Schaden der Volkswirtschaft schließlich die sich überstürzenden Bundesratsverordnungen der einzige Roh - stoff bleiben, an welchem kein Mangel besteht." Diese Warnung lehrt, daß die erwähnten Stimmungen in der Kaufmannschaft, wenn auch nicht Hamburgs, so doch im übrigen Deutschland sich schon stark bemerkbar machen müssen. Man darf den Grund dafür vielleicht mit in der Tatsache suchen, daß ein Teil der Kaufmannschaft in den vielen Zentral - stellen beschäftigt ist und dort eigene Interessen befriedigt findet, vielleicht auch die Einsicht gewonnen hat, daß es in so schwie - rigen wirtschaftlichen Lagen, wie sic der Krieg geschaffen hat, glk r nicht anders möglich ist, die Versorgung der Volks - massen zu sichern, daß diese Sicherung aber auch für die schwie - rige Uebergangszeit wenigstens zum Teil.roiri) beibehalten werden müssen. Im besonderen hinsichtlich der Rohstoff - versorgung, weil ganz unzweifelhaft mit der Wiederher - stellung des Friedens ein gewaltiger Ansturm auf die gelichteten Rohstoffvorräte der Welt erfolgen wird. Ob die Rohstoffliefe- rung von Staat zu Staat, wie sie in den östlichen Friedensver - trägen vorgesehen ist, das beste Mittel ist, uns einen ausreichen - den Anteil an den vorhandenen Rohstoffen zu sichern, mag vielleicht fraglick erscheinen, ebenso ob eine solche Regelung bei den Friedenövertrügen mit Ben Westmächten und Amerika über - haupt zu erreichen ist. Wenn man sich mancher Auslands - geschäfte der Z.-E.-G., über die in den Zeitungen viel geschrie - ben worden, erinnert, dann mögen Zweifel daran berechtigt fein. Es kann auch zugegeben werden, daß der Auslands - handel am schwersten einer organischen Regelung unter - worfen werden kann, weil eine feste verpflichtende Organisation über die Grenzen der Staaten hinaus schwer durck>zuführen und die Innehaltung der Verpflichtungen nicht leicht'zu erzwingen ist. Am wenigsten im Moment allgemeiner Zerrüttung der Volkswirtschaft nicht nur in den kriegführenden, sondern auch in den neutralen Ländern. Hier ist also in der Tat für die Privatinitiative des Kaufmanns noch ein verhältnismäßig großer Spielraum, der vielleicht die Möglichkeit eröffnen könnte, das für uns Notwendigste schneller und in größerem Umfang zu erlangen, als wenn von feiten des Staates der Handel in die Hand genommen wird. Vielleicht' Sicher ist aber unter den vorliegenden Umständen auch das nicht Darin i[t dem Ausschuß für den Wiederaufbau der Frie- denswirtschast zuzustimmen, daß für g e n a u u m s ch r i e b e n e Pläne für den Wiederaufbau die Zeit noch nicht gekommen ist. Für die Einzelheiten solcher Pläne hängt sehr viel vom weiteren Verlauf und Ausgang des Krieges, wie vom Inhalt der Friedensbedingungen ab. Da aber ohne Mit - wirkung des Staates es überhaupt nicht abgehen wird, so ist es gleichwohl nötig, sich rechtzeitig über die Grundgedanken einig zu werden, die dabei im allgeiüeinen werden maßgebend sein müssen. Dabei wird es sich nicht um eine Verewigung des heutigen Verteiliingsmechanisnius handeln können, sondern vor allem darum, unsere Volkswirtschaft schnell wieder zu beleben, damit die Summe ihrer Erzeugnisse rasch anwächst, um mit den knappen Rationierungsportionen aufzuräumen und dem Konsum wieder breiteren Spielraum verschaffen zu können. Völlig Recht hat der Ausschuß mit der Warnung vor einer Knebelung der Volkswirtschaft. Die darf nicht ein - treten, braucht aber auch nicht einzutrcien, wenn das Reich sich auf die Gestaltung der UebergangSwirtschaft den notwen - digen Einfluß sichert. Das braucht auch nicht zu einer ge - schlossenen Binnenwirtschaft zu führen, die in der Tat für einen hochentwickelten Industriestaat eine Unmöglichkeit ist. Aus dem internationalen Wettbewerb darf und wird Deutschland sich nicht verdrängen lassen, denn ohne den weltwirtschaftlichen Wechselverkehr würde Deutschland seine ständig wachsende Be - völkerung gar nicht erhalten können. Zustimmcn können wir auch dem Verlangen des Aus - schusses, daß nicht dem Bundesrat allein alle die wichtigen, die UebergangSwirtschaft betreffenden Entscheidungen überlassen werden, daß vielmehr der Reichstag zur Mitentscheidung herangezogen wird. Unter dem Einfluß des gleichen Wahl - rechts herrscht dort doch eine viel engere Fühlung mit deip wirt - schaftlichen Leben deö Volkes als im Bundesrat. Die Mitwir- kung des Reichstags wird auch einen Schutz gegen das U e b e r w n ch e r w des B u r e a u k r a t i s m u S bieten. Deutscher Heeresbericht. Amtlich. WTB. GroßeSHauptquarticr. 8. September. Jnsanterieabtcilungcn brachten ans belgischen Linien öst - lich von Merkem Gelangen,.- zurück. Nördlich von Arment.ereS wiesen wir erneute Angriffe der Engländer ab. An der Schtachtsront stehen wir überall in unseren n c » e n L l e l 1 n n g e n. Der Feind suchte gestern südlich der Lirafte Peronne—Eambrai mit s'artcren Kratten an sie heranzukommen. Nack)buten stellten ihn zum Kamps, wichen überlegenem Gegner kämpiend anö und schlugen am Abend westlich der Linie Gonzeauronrt—Epchh-Templeux hestiae Anariffe ab. Bridcrseitd der Somme >,t der Fetnd auch gestern nur zögernd gefolgt Wir stehen mit.hm i» Linie -'rermand—St. Simon und am Erozat-Kanal in Gnechtck- fühiunn Nördlich der Aisne hat sich der Artillerietampf ver- schärst Westlich von Premontre—Brancoiirt scheiterten starke Teilauariffe dec< Geqnerck. Südlich der Ailette hat sich der Feind an unsere Linien östlich von Aa.ixaillou herangearbeitet. Starke Augriffe znnschen Bauxaillo» und westlich von Bailly, die sich bis zum 'Abend mehrfach wiederholten, wurden ab- gewiesen^en un5) «esle liest die Kampfthätigkeit nach. Amtlick) "»TB Großes H a u » t q it a r t i <- r, 9. September. Certlidie Kämpfe nördlich vom Ploogstcert-Walde und am La Passöe Kanal. Nördlich von ArmentisrcS griff der Feind von neuem an; wir wiesen ihn ab und machten Ge- f llltilCltC Kanal - Abschnitt Arlcnx—Mavrineourt Artillerie- tätiakeit und Erkimd.lngögesechte. Südlich der Straste Peronne—Eambrai setzte der Feind seinen Angriff unter Einsatz stärkerer Kräfte gegen tue Linie Gonzeaneourt— Epehy nördlich von Temple.ix fort; sie scheiterten unter schweren Verlusten für den Gegner. Unsere Portruppen verwehrten gestern überlegenem Feind daö Vordringen über St. Simon ‘ und den Erozat-ttanal. Erkmidungögesechte zwischen Oise und Ailette. Zwischen Ailette und A i ö n e brach der Feind n a ch m e h r f a ch v e r g e b- lichen Teilaugrissen gegen Abend zum ge- s ch 1 o s s e n e n A u g r i s s vor; er wurde auf der ganzen Front teilweise im Nahkampf und durch Gegenstöste blutig ü b n c tu i c f c H« Zwilchen Aisne und Beste scheiterten Teilangriffe, in der Champagne Teilvorstöste des Gegners. Aus einem englischen Geschwader, das zürn Angriff ans Mannheim vorstiest, wurden fünf Flugzeuge nbge- schossen. t .. _ , L Im August wurden an de» deutschen Fronten 565 feind - liche Flugzeuge, davon 62 durch unsere Flngadwehrgeschiitze uns 5.3 Fesselballons abgeschossen. Hiervon sind 251 Flug - zeuge in unserem Besitz. Der Nest ist jenseits der feindlichen Linien erkennbar abgestürzt. , ~ Wir haben im Kamps 143 Flugzeuge und S« Fessel - ballons verloren. dies in mancher Hinsicht geschehen; daß manche Maß- J; L viralen Bewirtschaftungsstellen sich als verfehlt lÄrien baden und oft mehrfach geändert werden mußten, hat Deionoerj i u_ werden, in vielen Erwerbskreisen am schwierigen gesiaiien Haudels- Besorgnisse h rgkr f , ancrfannterroeife durch den kreisen Ha g schwersten geschädigt worden sind. .tschaftuch freien Spiel der wirtschaftlichen Hier ist l a ” .sen" denn cs ermöglichte die großen Kräfte sehr zuget S A ' § M^chtum beruhte. Hier HgndelSgewinne, auf d besonders tätig gewesen, um in Hamburg ist man darum 1 ^werbstätigkeit möglichst dieses Feld ffasich bald wieder »nbeschra I cve ^^chcs der Reichstags - auch im Ium d. I. g S , deS Generaldirek- ZW MMW m Mesens- MM Wirtschaft zu erleichtern und sie hem Zwange selbstüberlassenseins zu B Nahrungsmitteln """He W'rtschaftszwelSe auch ( | ßitt?rf)aftsI ? bcn6 aufrecht organisierte Reg ö roei[ wir voraussichtlich '^"'^7w Kri a?noch längere Zeit an vielen unserer wich- auch nach dem Kriege cyi j werden und nur unter * Ä SÄlÄ* SÄSÄfc (» Wirt es JU einer u n in i 11 e t b n r e n ” a!t " Ttm6,V6 “ f ““mS« ttm« -!«-»«« üb-rh-uxt »Ich, de- .., ® ar -f rtefi dagegen die Opposition richtet, kann sie ltchen. Soweit sich Gewinninteressen an- ariebm werd^d deren Vertreter alle Rücksichten auf das Ge- beife te zu schieben bereit sind. Bis zum gewissen ZttJ i & die Opposition gegen den in der sich vielfach breitmachenden Ueber- Zufe-E-U-»--, der -„ch dort, » -- nnn°«S I», s.bendiae Wirtschaftsleben in starre Formeln hineinzu- v-effen sucht und Verteilung und Verbrauch mit überflüssigen Koften belastet. Dafür hat die Kriegswirtschaft der verflossenen LL ja manche abschreckende Beispiele erbracht; gerade da - durch ist der sogenannte „Kriegssozialismns" so stark in Ver - ruf gebracht worden. Der Krieg mit seiner Not und seinem Mangel hat die Notwendigkeit organisierter Zu - sammen sdssung als absoalut dringend oargetan. Aber dieser Organisation muß Leben und Bewegung inne- wobnen' sie darf nicht zur bureaukratifchen Schablone er- Redaktion: An«.»fi Expedition: Fehlandstraße 11. 1. Stock. PNINvlirg OV). Fehlandstraße 11, Erdgeschoß. Verantworilicher Redakteur: Karl Petersson in Hamburg. Der stellverireteiide Chef des Generalslabes der F r e y t a g - L o r i n g h o ve n hat am Sonnabend einen Aufklärungsvorthag über die richtige Einschätzung rischer Ereignisse gehalten. Feindliche lleberlegenheit an Men - schen und vor allem an technischem Material haben zum Auf - geben der im Frnhjahs angesetzten Offensive geführt. Sie er - zwangen das Einstellen des Bewegungskrieges, der im Osten zu einem vollständigen deulsckien Sieg geführt halte. Im Westen ringen wir nur um hi- Behauptung der zu Kriegsbeginn er - rungenen Stellungen, tpicfe Verteidigung würden wir siegreich bis an» Ende durchführeü- Kritische Lagen weit ernsterer Natur in den tioraufgegangeneii Kriegsjahren hatten wir überstanden, ohne daß fit uns recht zum Bewutztsein gekommen wären. Jetzt, lautet: h behelfsmäßigen Organisation der -1. Unter dem Erndruck ver^ y k cdat Verhältnisse in Kriegswirtschaft und der vou g h « u t ^nen die Er- der Industrie, der'Erinnerung geschwunden sind, fahrungon der Frie^ze" ° Geschäft mit mit beut ‘ ° ü“t “ “l a r H gen Verbänden Vormundschaft des Staates betreiben zu muff«'- üft f r daß sie hierbei selbst zur Ausschaltung Sw n cv'nitiatitie beitragen, auf welcher die o e L P ng£raft alles Groß- und lleberseehandels beruht. Jedes arbeitende Gebilde hat, mag sein Umfang groß oder einheitlich arbeit ; führende Köpfe Rau in. Die Mehr- germg fem. nur ft-r Hm,delskartells sinkt in die Rolle e,n- zahl öee Mitglieder e n t ^ te besondere Geschäftserfahrung ftußloser ^ttigele Geltung kommen und wird binnen kann m solcher Rolle IIcincn Kreis der Wissen- kurzem verkümmern, wahream T heraufbeschworen e '"- d ° » die R-äimüna auch ihre Maßnahmen nur als vor- ist. ®?‘ ^Jid)ne?bat so Mit ber Ausschuß diese Schritte gleich- berritende - sie wtsächlick' nicht so sehr einem Wieder- wohl Eledenc.wirtschaft als vielmehr einer Verewigung aufbau d« I u n g s m ech a n i s m u S bienen. Diese Methoden deS Verte bie ?k6ejt bcr freien, unter eigener Verant- stützen st"' silitenden P-rfönlick>keit, sondern würden dapernd von wortung oroe» simigsschlüfseln beherrscht werden, für welche Ouoten unk> ,, fdx Grundlagen überhaupt nie gesunden wer- zutrcffende rw‘ ^ftwirtschaft als Ganzes solcher Zahlenkniiste den können, 0 Kriegführung, wird auch in der Wirtfchast spottet. Wie ' bas Maß des Erreichbaren bestimmen. dec lebendige erblickt in der vielfach erörterten Absicht, nach 3. Der ® u6, 5(t(id)cn Friedensverträge auch anderweitig R o h - dem Beispiel d« t n von totaot z u Staat auszuliedingcn, stoffl > elerw die Befürworter dieses Gedankens die welt- rinW^Ävne und Interessen völlig verkennen, wstitischen Vechn' l 6ä[t bic innerpoIjtische Rückwir- 4 Ler Asi* Jmitifierunfl des Außen- und Großhandels auf , „ ’ gjner ">ea . -,xadezn verhängnisvoll. Ertverbkst-"'^ [ b , e Beteiligungsquote wird zu aüC ST««^. l ’! A naunn «euer Firmen führen, da die . ~ y u r i' D l ' , dem eingeschränkten Geschäft sonst nicht ge» e, .? er Sfip-cMen, »(innen- Einengende Vorschriften werden in nü^nd^erhalten '",,'uistordnnagen htndrangen, welche jede Jn> schneller W •“ n