Sonnabe«-, den 8.Aebrnar ISlS. — Abend-AnSgabe. 33. Jahrgang. Kam Unrgcr Echo. K«* „^eeiberflfi Udjo 1 riitbcuu laqlitL iroetmal, Bonulug« um nach Jtwuaj« e«i «Inmol. ii'«AHfle»rf!•: monallt» X «.60 uienelianiudi *7,uO ti«i m* fc «• •tnHiwauninn w Bei Llveouwn. in r>en iflholro and bti Mn £ttaten*a*».na M * ■iiruieoneifnOunflen monolit* A , •uttibanBIunq: Erdqelchu* löutbbrurfnr.nonlnr I. Glock RehlanMh. IL W«*eHtew. * »» • ( * t * 111 • 1L L «to< yemvnrg »w. u. eoe«** eere»tw«iih*« Wenn«* ftarl •rt«r*lee M «nirfere »1< neuwgrpelimr Pein, eil. »O«1 oeten tftattn. w> 4. Ärb«ll*merit, ««rmtciunn». uao a«mi.k*«iurttee «4 ,»»«Glich Trwrntn» »es* •« eee «v'. Mn 4 et flf n-tlnn«bm« fteNenb« fiiele u «rvqeichv» (bi» 7 Uue eben»» für b«n Mgtubrn tegi. 'n den ^thalee (dl* I Ubr>. U®* «I ftlte» Annoncen. Bureau* Platz, und *.aien"vnchrui«n ebn. 3erblnöhcbfetL Ä«flamen mt NMttionelltn I«tl werben mebee ,r,N* nach qeaen »nlaelt ausgenommen. MW AMWM. II. Eins her Hauptmittel her Sozialisicrung ist b i e Ver - staatlichung d es Eigentum« an den Pro - duktionsmitteln. Das geivalttgstr dieser Produktions - mittel cltr ist der Grund und Boden. Nach Kautsky macht dessen Verstaatlichung die allergeringsten Schwierigkeiten. Man muß vorderhand nur unterscheiden zwischen dem Grund und Boden selbst und den daraus errichteten Betrieben. Der erstere wird einfach durch Ukas verstaatlicht und die darauf stehenden Betriebe läßt man vorläufig weiter wirtschasten wie bisher. Nur bleiben di« BctriebScigcntümer nicht mehr Grund - eigentümer, sondern werden Pächter. Kautsky greift also hier zunächst einmal zu einem mehr formalistischen Mittel, um diese VcrstaatlichungSfrage zu lösen. Er sicht selbst ein, daß es nicht viel niehr wie eine Fonnalilät sein kann; denn wir wissen ja erst nach dem Friedensschluß, „wie weit das deutsche Volk über sein Staats- und NeichSeigentum eigentlich verfügen kann". Im übrigen plädiert er für Ablösung alles dessen, was nachweisbar durch Kauf ernwrben ist. Nicht entschädigt natürlich werden aufgelöster Fidcibesitz und Einnahmen, die noch aus der Fcudalzeit stammen, wie Bergwerksregal« und dergleichen. Kautsky verlangt dann weiter, daß die Sozialisierung nach Möglichkeit nicht vereinzelte Betriebe, sondern ganze Industrien uinsasscn solle. Jever Industriezweig solle von einer Kommission venoaltet werden, in der die Staatsgewalt, die Arbeiter und — die Abnehmer zu je ein Drittel vertreten sind. Kautsky will also auch die Konsumenten berufen, bei der Produktionsweise mitzuwirken, genau wie er dem Staat dir Aufsicht überträgt. Damit drückt er zugleich aus, daß zwischen den Arbeitern und den Konsumenten ein latenter Gegensatz vorhanden sein muß, der durch gemeinschaftliche Verständigungsarbeit überbrückt ivrrden soll. Kautsky weist auch aus diesen Gegensatz hin: die Arbeiter verlangen höhere Löhne und kurz« Arbeitszeit und die Konsumenten niedrige Preis«. Ausgehoben kann dieser Gegensatz nur durch eine höhere Produktivität der Arbeit, also durch umfassendere Mechanisierung, werden. Das ist im allgemeinen durchaus nötig und müßte möglichst sofort ver - wirklicht werden. Leider aber ist dank unserer völligen wirt- chnftlichcn Ohnmacht und unserer Armut an fremden Noh- stoffen oer deutsche Ingenieur gerade jetzt, wo er aus sozialen Gründen die höchsten Aufgaben zu lösen hätte, am aller- stärksten gebunden. Wir fürchten, daß vorübergehend dieser Ausgleich zwischen Arbeitern und Konsumenten auch anders geschaffen werden muß. Der Arbeiter wird höhere Löhn« brauchen, und der Konsument wird höhere Preise zahlen JiLy4Ku- -Äuif Kouuahenien sollten aber versuchen, aus einer erträglichen Linie zusammenzukommen. Letzten Ende» ist a auch der Arbeiter der Hauptkonsument und hat auch des - halb ein Jntcresie daran, daß dieser nicht einzig und allein '.mmer belastet wird. Die Frage der Sozialisierung in der Landwirtschaft muß natürlich auch nach Kautsky ander« angepackt werden. Der ,5igentumsfanatismus de« Bauern ist erst in Generationen aeistig zu überwinden. Hier wird ein sehr langwieriger ^ro eß erst dahin führen, den Grund und Boden in die Hand ij. _■ VolkSstaatcs zu bekommen. Kautsky glaubt es so zu er - reichen, daß sich der Staat bei jedem Grundstücksverkauf da« Vorkaufsrecht sichern müßte. Selbstverständlich gehl daneben und vor allem wesentlich schneller die Sozialisierung der land - wirtschaftlichen Nicsenbetrikb«. Die Umwandlung der Lati- fundien unv der übrigen Großbetriebe müßte in ähnlicher Weise vor sich gehen wie in der Industrie. Gegen eine Zer - schlagung der Großbetriebe in Kleinbetriebe spricht er sich ganz entschieden aus. Das sei Rückschritt, und überdies sei der Zug aufs Land äußerst schwach. Wir halten diese Frage in diesem Sinne allerdings für noch nicht entschieden. Die SiedelungSgcnoffenschaften batten selbst unter dem alten Re - gime einen immerhin beachtenswerten Zuspruch. Und das alte Preußen-Deutschland mit seiner bürgerlichen Unfreiheit auf vcm Lande hatte wirklich nicht« Verlockendes. Unserer Auffasiung nach muffen wir die Siedelungsfrage auch vom sozialistischen Hrandpnnkr au« fbrdrr» helfen. Abtrennung größerer Landflächen von Großgütern zur Umwandlung In Kleinbesitz braucht nicht absolm mangelnde rationelle Wirt - schaft in sich zu schließen. Einmal entlastet sich die VolkS- ernährung durch Cchassung von Selbstversorgern selbst, und zum anderen hat e» der Staat in der Hand, oit rationelle Wirtschaft bei den Kleinen durch Förderung des Grnoffen- schaftSwesen«, durch Stellung von Maschinen und jede andere Art gemeinnütziger Hilfe zu heben. Darüber ist also das letzt« Wort sicher noch nicht gesprochen. Kautsky selbst hofft ja von einer allgemeinen Hebung der Kulturverhäliniffe auf dem Lande die Anziehungskraft nach dorthin zu steigern. Der Sozialisierung durch Kommunalisierung räumt Kautsky natürlich auch einen weiten Spielraum «in. Di« großen Städte mit ihren Menschenansammlungen werden in erster Linie Konsumenrrtiorganisation sein und werden deshalb zur kommunalen Sozialisierung besonder« der Lebrntziuittel kommen. Daß die Sozialisierung des Wohnungsbaues ebenfalls eine der ersten Aufgaben de« Gemeindefozialismu« ist, kommt natürlich bei Kautsky auch zum Ausdruck. — Ai- wichtige Frage behandelt er auch die zukünftige Steuer - politik. Er vertritt, wie wir schon betonten, Im all - gemeinen das Prinzip der Ablösung und nicht da« der Kon - fiskation. Nicht nur aus Gerechtigkeit, sondern weil wir bei einfacher Konfiskation nur einzeln« Kapitalisten und nicht die ganze Klaffe träfen, und weil weiter die Kapitalisten, deren Produktion wir noch nicht entbehren können, sich natürlich hüten würden, irgend etwa« zu unternehmen. Dar ist auch schon deshalb von besonderer Wichtigkeit, um die Steuerkraft der Besitzenden nicht von vornherein versiegen zu laffen. Kautsky findet dafür folgende Formel: .Als ReichSeiunahmcn kommen in erster Linie direkt« J progressive Steuern auf den Besitz und da* j Einkommen der wohlhabeyden Klassen in Betracht. Das Erbrecht kann in weitgehendem Maße ein« geschränkt werd e-n. Nur darf man nicht vergessen, daß diese Steuern, wenn sie einen nennenswerten Betrag liefern sollen, einen erheblichen Besitz und bedeutende Einkommen voraussehen, deren erste Vor - bedingung wieder ein geregelter Gang der Produktion ist. Die Grundlage jeder gesunden Finanzpolitik ist eine blühende Produktion, die große licberschüsie an Produkten liefert. Nur au* diesen Ueberschüssen können ohne Schädigung des StaaieS und der Bevölkerung die Steuern bezahlt werden. Sie sind von jenen Klauen zu entrichten, die sich der Urberschüjse der Produktion zunächst bemächtigen. Die strengsten Steurrgesetz« gegen die Reichen liefern keinen Ertrag, wenn di« Pro - duktion st 0 ck t." Wir sehen, Kautsky retfmct damit, daß bet Dkil bet Wirtschaft, der privatkapitai'stifch betrieben werden muß — weil das uns mit Rohstoffen bciitfernb« Ausland eben auch noch kapilalistifch ist — ein recht erheblicher Tei! des deutschen Wirtschaftslebens fein wird. Vor welch« Komplikation«« wir hier allerdings noch gestellt werden können, darüber macht Kautsky keine Andeutungen. Und doch sind solch« Kompli - kationen höchstwahrscheinlich zu erwarten. Wir bezweifeln, daß der Kapitalismus mit feiner gewohnten Profitrate sich besonders für di« Produktion begeistern wird, wenn ihm stark« Steuern drohen oder ihm nur «iwa 6 pZt. Verzinsung feine« Kapitals gestattet sind. Da« wär« das ein« Bedenken. Auf ein andere« weist Kautsky selbst hin: .Der Stirat ist nicht in der Lage, den Kapitalisten groß« Summen durch Besteuerung abzunehmen, wenn die Ar - beiter vorher auf dem Weg, der Lohnerhöhung den Prosit und Zins aufgehoben Haden. Darüber müssen sich die Arbeiter klar sein: Je mehr er ihnen gelingt, den Mehrwert zu verringern, den da* Kapital ein st eckt, desto mehr müssen sie selb st von ihren Einnahmen an Steuern zahlen, soll der Staat di« Summen aufbringen, deren er zu seinem Fortbestehen bedarf." Die Probleme de« praktischen Sozialismus häufen sich also und ihre Lösung verlangt vor allem eint gründliche poli - tische und sozialistische Erziehung unserer Ar. bei ter, die sich jetzt in so glänzendem Ansturm die politische ivi'acht erobert haben. Zu halten ist diese politische Macht aber nur dadurch, daß die Porbedinguiig jtber auf Lebensbejahung und Lebensanrecht basierenden Politik sich auf eine gesunde, lebenssichernde Wirtschaft stützen kaun. Wir blei - ben also immer vor der «inen Riesenerkeiinkni« stehen: Deutsch - land ist bettelarm geworden. Ihm wird vom kapitalistischen Ausland ein schlimmer Gewaltfried« aufgezwung«w. D«r tarnt vielleicht im Lause der Jahre durch den sozialistisch«« Wtllrn de» internationalen Proletariats gemildert werden. Vorläusig aber müssen wir seine Lasten kragen. Da gibt e« nur zwei Möglichkeiten. Den Wkrtertrag unserer Arbeit so um» fassend bk möglich zu erhöhen und vom Privatkapilal dem Staate wiederum so viel zuzusühren al« möglich ist, d. h. nur so viel zu nehmen, daß der privatkapitalistische Antrieb: die Prositerzeuguug, nicht ganz ausgejchaltet wird. So kommt den« Kautsky bei der Ausstellung feint« Aktionsprogramm* zu Der nüchternen Feststellung, daß wir zunächst eine fozialtstsche Re - publik haben werben, bis ein Gcmtsch schwach privatkapita - listischer unb soziaisttscher Struktur Haden wird. Den Ertrcmcn, die weil vom Rande Der Wirklichkeit stehen, wird diese sozia - listische Perspektiv« naiürlich nicht gefallen. Auch für sie wird Kautsky ein Verräter am Sozialismus fein, der es minoestcns nicht ernst mit der Verwirklichung meint. Mit dieser Verdächti - gung jeglichen ernsten Strebe»« mutz man nun einmal rechne«. Ob sich aber dadurch da«, wa« ist, aus dem Geleise brin - gen iätzl, ist eine enoere Frage. Der Versuch oazu wird ohne Zweifel geinachi rocroen. Da« vermehrt naiürlich die Leiden der Arbeiter uno gibt dem kc, italistischen Feind die Hoffnung, daß sich die Arbeitermaffen .‘.nl ihrer iniierltchcn und äußer - lichen Zerriffenheit unfähig erweifen werten, ihr sittlich so tief berechtigte« Staate« uno Gesellschaftssystem auszubauen. Diese Zerriffenheit endlich einmal zu beseitigen, den Arbeitermaffen einen klaren Einblick in de« Komplex sozialistischer Möglich - keiten zu geben, ist letzten Ende« Der Zweck De« Kau»«kyschcn Entwurf« gewesen. Seine Arbeit gilt »der Verständi - gung aller wahrhaft sozialdemokratisch Ge - sinnten"; in diesem Sinne müssen wir sie aiierkcuue« und unterstützen, und offen gesagt, wir hätten um um diese« Ziel, für solche Ausgaben nie trennen brauchen. M lkk Bailtnoieetlaainiiang. Davids Zikde. Tie neuen Regiernngsmänner. Tcutich- eationale Berfa,mugsäudetungsattträge. An« Hl f«r die bnirigt SAor(trnau*gabt nur «tu kurze« tele- aravhmver Fniitt fibn die Präfttrnienwahl zugegavg n. Nr der die Rede David« geht un« erst deute morgen ein irle^ravhijcb r Auszug la, den wir hiermit zur flenntet« unterer Leßr dringen. Ter neue Piöüd.nt Tr. David banfit zuuLLft dem alten PrSstd«nien end führte dann au*: Ich könnte r* nicht wagen, da« Sim» ju überiuhmen, wenn ich nicht dabei auf Ihr«« guten Willen rechnen dürste. Eewallige rtuigaden harren mijer. D-r Neubau unsere« hau, 1 soll «in best rc«. wohnlich«.« Hau« für uns« politisch:» ZusamMeMrb.n bring«, al« 6a« alt« e» war. An Sielte de« srüh.ren. auf verrichten einzelner und der ÜaatSbürgerlich« Bevorzugung einer Mindnhtti aulgedauien Syll« s wB enw aus Voller ftaalSl ürqttirch« WeichoerechHgung de. ruhende Tewokiuiie treten. (Beifall). Lie Demokratie ist der Ausdruck de« höchsten potimchen Ideal« Nur da« unrrichüttcrliche Festhalten a e bet Entscheidung durch den Mehrheti»vitl«e sann die Gefahr bechwören, die sonst au» den inneren fläu p'ert und Geg usötzen ent »ringt« tSiivlr. Tie Lemotrutie, die dem Dolle da« hohe A cht der Stldsibestinimung gibt, legt auch die Hobe Pflicht der polittsLen Selbstzucht jedem einzelne« auf. La« demokratische Recht de* «in- zemen stnlet feine G>cn,«n in dem demokratisch« Sttcht der and.ren. Auch dir«* Hau» soll «ine LiLu« de* freien Worir» fein, aber auch (ine Stitt« d«r freien Unterordnung des ein - zelnen unter den Willen und do« Werk der Gesamt - heit. Nie wollen wir Dtrgificn, daß die Augen der ganzen Welt aut un* gerichtet sind, und daß unser in Not und Dual seufzender Volk nicht Worte von un» erwartet, sondern Talen. tZustimwiing) Auch dcr wutjchaitliche Wtrberauidau soll Sikitt« unb Besser«« an dir Stelle do« All« fetzen. Tie Novolirnon ist nicht nnr eine pohtt che, fit i st auch eine wirtschaftliche uridsoziateRevolution. Er wäre verhängnisvoll. 6a* ,u otrgdltn. Gin neue«, höhere« Golellfchastsidcal lebt in -den Blassen dr« «crkiäitgen l‘oiL6. Tic Ide« de» kopaliemu« ist bi* Ukderbräckung do« Gegonsatzc» zwischen timt dünnen kultur- reichen Lberschicht und einer breiten kulturarm«, wenn mcht in direktem physischem und geistigem Elend dabinlevo. den Unler'chicht. Nut durch Liiung diese« Problem« kann der bau» etede Friede tw Innere eefttt« el tvtt den. Nur wer veru.ht daß da« Lehnen der Million« nach Form« kultureller Gleichberechtigung emtt Volk erfüllt, wird ohne Hatz und Furcht dem Xtängre der Ardeiiormafse gerecht wnden. Zum deutschen kiaai und zu« deutsch« Polk ytfcbti bi« yir Stund, auch E t f a tz - L * t d r i n g»w (Bei'all). Di» Wahl« find dort verhindert worden. Wie ienc« 6;« ellatz.Iothkingi'chen Dolk unseren Grütz und eirto« nicht au> hören zu «ordern, daß auch ihm da» Siecht d« Leibstbesummuiig gewährt wird, wir er in den Wilsons i« «ruiidjätzm au*gr,piochon ist. (Beisall und Händeklatschen) Zu dreiem deurschenLand undVolk g-bört auchderdeutjch.österreichisch« ivrud«, flaut TieWiederveirtnigung ist dem ganze» deutsch« Polke Herzensiachc, Ich ged« mich der Hofiiiung hin, die vernciee Trutsch-Lefierreich* in nicht allzu ferner Zen al» »ollegen in umeror Mitte willkommen heißen zu bürfra. (Liüru,sicher Vetwll.) Tie Arbeit btt National - versammlung soll die Freud« miß«» Volke« an feinen polituci« und sozialen Einrichtung« erhöhen. Lie sei da« tuest Mn stchidar« Zeichen 6« « neuen großen nationalen Willen« zur ledendeu Erneuer nng im Innern und de» Willen» zue kraftuollen Geltendmachung de» Ledeniinhalte» unsere» Bölke» nach außen. Lo O'üfit denn oou Weimar eine Flamme ausgehen, die di* Herze« umeti« P*lt*« «iroäiu.i, die ,«ut« L*ue nlrudjict in dieser duster« Z«u nationalen und periönlich« Leiben», um mit neuem Lebensmut end neuer Rieft au« dem finturen tut d*r Gegenwart den Au,flieg zu find«» zu einer ltchiereo end glücklich«»« Zukunft. Neber Ite neue« RegterungSmäuner will bet »Berliner Lokaianzeigec" erfahren haben, daß Scheibe- mann al* Sieicl-Sminiuer-Pläjidenl micSer Reichskanzler genannt werten jolL Neu gefchasscn werden soll der sogenannte llieich*»«rteidigungsminijier. Zum Lener ist Sollt auSerf.'hen. Für die Bejotzung de* UoloniaiamieS kom - men Derndurg, Erzberger unb Freiherr von Siicht- Hosen in Betracht. ES ist noch fraglich, ob da* Rolonialamt al# >o!cheS bestehen bleibt. Air sicher kaun gelten, daß Gras Breck« dorsf-Siantzau fein Amt al* Reichsminister deS küeutzetn behalten wird. August Müller, der Leiter de» Reichswirr- schasdSamte*, wird dielen Posloii verlassen unb durch Oberst flott b vom mobil ui ud>uiigeu ins ersetzt werden. Wie der »Teutschen Tageszeitung" au« Weimar berichtet wird, bereiter bi* deutsch-naiionale DotkSpartei 'Jenbetunglanlräfle zum Endwurf einer provisorischen Verfofjung vor. Ihr Zweck fei. im Interesse der grundsätzlich all« ßemciu anerkannten Poll machten dcr Nationalversammlung Be - stimmungen au* dem Entwurf aurzumerzen, durch die der tu-» gültigen Berfasiuwg ooigegrifse« werden sollte. In der Sonnabeii».Sitzung, so meldei die »Deutsche Tages - zeitung", soll, fall» da» Noigetetz angenommen wird, sofort zur Wahl de« Reichspräsidenten geschritten werden. Von btn Sozial- demokriittn wird Ebert vorgtschlagen. Am Montag soll die neue flredllvorlage durch eine Rede Scheidemann» eingp- keiiei werten. Ueber bi« Teilnahme an der Regierung verständigten sich, laut »Berliner Lokalanzeiger", die MehrheitSloziolisten und die Demokraten endgültig. Auch da» Zentrum ist zu diesen '^era- tu,igtu zufamui.-.igeieeicn. wobei eine vollständige Ueber tiivtim» aiung oer drei Parteien erzielt worden ist. Die »Boss. Zig." meldet au» Weimar: Bei den Besprechungen über den Geschafisgong der Nationalderjammluiig sei mari zu der Ueberzeugung gelangt, daß es unmöglich sein werte, in de: voegescchkiien.Frist von 2 Monaten dir Arbeiten zu etltiii.en. Die Parteien seien deshalb mit der Regierung in Berhandiur- gtn getreten, und bi«s« hotw ihr* Zwstiminung dazu gegeben, noch den Osterferien, die am 11. April beginnen sollen, eine zweit* Tagung einjiibtrufe.i, unb zwar noch Berlin. Weiler meldet die »Hoff Ztg", haß bat Zentrum bereits bestimmte Forderungen für die enbgüliige Verfassung ongemeldet habe, so zum Beispiel, daß die Trennung von Staat unb Kirche in dcr Versusiung ausdrücklich ouSgeschlosien werden mufft. Trotzdtm hallt man in Mthrhtii»krtisen an der Ueberzeugung fest, -atz da» Zentrum sich an der RDalihontrcgierung teteiltgen werd«. In der gestrigen Sitzung der Nationalversammlung wurden folgende Abgeordneten zu Schriflfiibrern genwbh: Richard Fischte, Berlin unsere Namen neunen, und darauf erzählt er un» eint Ge - schichte von kleinen Kindern, die immer gern zur Schule gehen und immer fleitzig und artig sind und ihren Lehrern und Eltern diel Freude machen. »Wer von Euch will bet S? 4 »Ich. ich, ich!" rufen alle Kinder durcheinander. »Halt, Kinder, da» war nicht artig. Wenn ein Kind sprechen will, mutz es aufzeigcn und warten, bis der Lehrer e» fragt." Und nun wurden un» die Schulregeln eingeübt: wie man aufsteht und sick setzt, wie man auszeigt und antwortet, und wie tnan fragt, wenn man hinan» will, und dergleichen koinisch: Dinge mehr, und bann durften wir bis zur Pause unsere Tafel , voll- niaieu. Die Pause brachte mir eine große Enttäuschung. Ich hatte so oft davon sprechen hören; das dritte Wort bei den großen flin« been war immer: in der Pause. Ich dachte, da» muss« etwas ganz Wunderbares. SeUsaines [ein, und allerhand Märchenbiiber von goldenen Königohallen und der Wiese der Frau Holle schwebten mir dabei unbestimmt vor. Und nun war die Pause da. Wir dingeii aus den Schulhof; die großen flinber schrieen und spielten I Bnb eßen ihr Butterbroi. Ich drückte mich in eine Ecke unb aß I ■«in Butterbrot auch. Erwartungsvoll blickte ich umher. Kommt l sie jetzt? Vielleicht ist er die Frau Holle selber ober ein« von Dornröschen» guten Feen. Dit größer« Mädchen kommtn zu mir her. streicheln mir übers Haar und wollen mit mir spielen. Ich drehe mich um und späht durch dit Htckt in den benachharicn Garten. Vielleicht kommt sie daher. Wieviel Blüten ter Apfel - baum schon hal! Wenn die Acpftl erst reif sind — da guckt ter Lehrer durch» Fenster und ruft -Hereinl" und di« Kinder rufen einander zu: »Die Pause ist au»! Die Pause ist an»!" Was war das nur? Hab ich sie denn nicht gesehen? Be - trübt schkeicke in die Schule auf meinen Platz. Ja, so geht's, wenn man träumend an den Hecken steht and auf Erscheinungen wartet, während dit schönsten Augenblick* zum Gsnuß locken. Später hab ich denn die Paust auch fenntn gelernt und auch gesehen, daß sie eine richtige Fee ist ein« stgen- fpenbenbe Fet der Schule. Nach der Paus« fing da» eigentliche Lernen an. Der Lehrte machit die drei berühmten «Striche an die Wandtafel und l.mit uns, das wäre ein i. Natütlich wußten wir da» alle schon längst Ta» muß ein dumme» Kind jein, M# fein t kennt, wenn e* zur Schule kommt. »Kennt mm auch einer von Euch ein Wort, in dem ein i vorkommt?' Tiefe» S wütigen. .Denkt mal nach, denkt mal an Eure Namen, ich möchte ein« mal so gern ein Wort büren, in dem ein i oorkommi!" Er sagie da? in so wehleidigem Tone, daß ich ibn voll Mit - gefühl anfah und traurig frag.e: »Hast Du denn Dein veb'.ag nock fein» gehört?" Die Großen lachten wieder, auch der Lehrer lächelte. Warum lachten sie midi denn an»? Ick hatte e6 doch ganz gut gemeint Nach vielem Hin- und £>c r iragcn wurde endlich herauSge- funten, daß der gesuchte Lau» in Ida vorkomme, und die Trä - gerin diese? NamimS blickte so verlegen und so stolz barein, all ob gerade der -StonigSfopn zu ihr getreten sei unb sie gefragt habe, ob sie nicht seine Fran Königin werden wolle. Hm Mittag wurden wir entlassen. Auf jeder Tafel stand kein sänberlick ein i, von dtS Lehrer» Hand gesckrieben. »Da - von müßt Ihr morgen eine ganze Tafel voll mitbriiigtn! Ver - standen?" Unb glückstrahlend, etwa? müssen zu müssen, trabten wir von dannen. Aber ttnirn war ich zu Hause angeiommen und hatte von den großen Erlebnissen b(. Tages erzählt, da faßte midi ein eigeiirünilidier, fremde» Gefühl. ES wehrte mir, al» ick in» reie binavssprinaen tooU 1 ?. rnb flüsterte mir zu: „Ietzi dar ist Du nicht auf der Siraße unihcrlaufen, darfst auch nicht im. Garten spielen, erst mußt Du sirr den Lehre« eine ganze Tafel voll i schreiben. Eine ganze Tafel voll, unb sauber und gut, hörst Du?" Sie Hai meine Hand seid der Zeit nicht mehr losgelajscn, die Frau «Sorge. F e st t a g e. Do getreu ich mick der Einzelheiten des ersten Schullag*» erinnere, so wenig weitz ich von'der folgenden «Schulzeit. Nur I bie Wellen, die über ba« Ufer strömen, lassen sichtbare Spu rn zurück. Zuio-ileii jtdc>ch, wenn die Waffer des Tage» ablaufcn, wh* ich auf tem Cbbegri'.nd alte Zeid-en unb seltsame Bilder. Gerate ich über meine alle Lesefibel, so kommen piä|lid) Ge - danken und Porsiellungen au» jenen Tagen zurück. Ta wciß ich ganz gtnau, hier hciji Du diese» und dort jene» gedach.. Bilder gab es ieidcr in unserer Fibel nicht; aber die einzelnen Wörter oenuiinteltrn sich in Bilder unb führten ein felbsländi es Celten, da* gar nichts mit dem zu tun ha.te, wa* sie eigen ii* l-etenten. Ein lange» schwere» Wort war ein Wagen, dcr nicht von der Stelle konnte, unb ba« kleine .m b" davor war bet Fuhrmann, der e» an trieb. Und dann wieder war ein Won neidisch auf rin andere«, weil ich c» nidji so gut gelesen hatte wie seinen Nadcharn, und ich ging wieder zti ihm zurück und la* et viele Mal«, bi» *• mir ein ganz fteunblidiei, vergmägte» Gefickt machte. Bi» die Herbstfeiertagc beranfamen, konnte ich schon lesen unb schreiben. Am Rauschhaschonohatend*), so um Michaeli» herum, lag ein sauber gemalte? Briesd-en unter dem Teller de? Baker». Dann ,tauten alle, hand groß tön ig* Versprechungen und Danksagungen, unb ein Gefühl von Stolz und Sck;am zugleich beschlich mich, wenn ick an mein Bcleiden dadstc. fb’» der Vater wohl findet? Da kommt «r mit seinem schweren Tritt au» dcr .Schul"; sein erniie» Gei'ick: ist noch ernster al» ge- tvöbnlich, und die Falten sind noch tiefer al? senil. Er schreitet auf die Mutter zu nnb küßt sie. Ich wende mich um, hakst fidicrnb, halb erschrocken; ick schäme mich, und *» ist mir recht tinbehoplkh znmnke. E? ist da» einzige Mal im ganzen langen Jahre, daß wir Kinder sehen, daß die El eru sich küssen. Kaum wage ick mick an sie heran, nm in ick von ihnen beniesten**) zu lassen. Der Vater legt mir die Hönde auf» Haupt und murmelt denselben alten SegenSsprick'. mit dem einst Jakob seine En'ck- kinder gcseanct, und die Mutter segnet mich auch; aper sie drückt mich nock hinterher in ihren Arm und küß: mich und nennt mich leit* ihren Golbjimgen. Ter Segen über Brot und Wein wird gesprochen, und noch immer sieht der Vater meinen Bries nicht. Ta verrück! hie Muter den Teller ein wenig, endlich! .Wa» ist denn b'8?" Ich lasse den Kopf hängen wie ein Mistetä'er, unb als Asckcr den Brief vorliest, glei'e ick leise vom Stuhl unter den Tisch hin - unter. Den ganzen Abend fühle ich mich wie in einer Zwangs - jacke; nickt Plaudern, nicht Indien, nickt springen, sonst tönn'cst Tu etwa? tun, waS gegen die Gelöbnisse des Briefe? verstößt. »Ich will mich immer bestreben, reckt artig und fov-iatr zu lein." Ach, die Eltern begreifen gar nickt, wie entsei>iich schwer es einem flitrbe wirb, immer artig und folgsam zu fein. Glücklicherweise waren am andern Morgen Brief und Ver - sprechen vergessen. Nack dem ersten Neujahrsfest folgt ba» noch ernstere Vcr» söhnungSfest. Da dauert der Gottesdienst von morgen» -ruh vis zur dunklen Nacht, bis die Sterne am Himmel glänzen, flein •) NeujahrSabenb. *•) segne«. Wunder, daß die christlichen Torfdcwohiier den Tag den „langen* nannten, nicht nur wegen de» vielen Bclcn», foitbtrn auch wegen te3 .äugen vicriindziouiizigikündigcn Fairen», tem all* Er - wachsenen unttnoorien sind. Auch die größern Kinder müssen fairen, i nd die jüngeren doch mindesten» bi» zum Mittag. Unser guter biX'r Nachbar, dcr JainLurciiSuieier, bedauert* mich immer: Jon IiuX'Slcnl" Ich luar aber nicht wenig stolz darauf, mit - fasten zu dürfen, und baun, da» wußt« d r IombiirenSmeier gewiß nickt, vor dcm Fest« gab c» eine große, große Mahlzett, bti der es nicht nur ein Recht, sondern sogar eine Pflicht war, so viel wie nur eben möglich zu essen. Ter PersöhnnngSastcnd brachte un» eine große Genugtuung. Während des ganzen Jahre? tonten wir e«, die bei Kirchgängen, Prozessionen und großen Bccrtegungen die Znichauec bildeten, unb — wenn ai.ch nur heimlich und verstohlen gegen der Mutter Gebot — den Prunk unb den Pomp der Heiligenbilder, bet Meßgewänder nt:b Fahnen btnninberteii. Obgleich wir stolz darauf waren, daß wir an .so waS" nicht glaubten, sahen wir e» doch gern und ergötzten un» an der rridxn Farben - pracht. Am Verföhnung»abend a'-ei kamen di* Christen zu un». Do standen sie im Hinterrauni* der smur- goge bi» auf den Vorplatz dichtgedrängt: die Männer, die ouk» gegangene Pfeife unb die Kappe in ter Hand, die Francn, die kleinen Kinder auf dem Arm. Und sie sahen in den Hellen Kerzenglanz hinein u.nd blickten neugierig auf die Leute, die in Tterbegcrvand unb Gcbe'.manee! gehüllt, jo ganz ander* Wese» zu fein schienen, al? die, welche ihnen täglich auf der Strafte vegcgnettn. Unb sie standen nnb lanschien der webmüliaen, tief* ergreifenden Weise br» Kol Nidre-Gebele» nnb hör en der Pre- diät zu. die merkwürdige'weise gor niditS enthielt, was liickst der Pc.il -r auch Hötte sagen können: Tut Buße, reinig: Euer Herz, versöhnet (?rd> mit Guten Nebenmcnschcn, erst dann könnt Ihr Versöhnung von Gott verlangen. (flortletuna folgt) KuitJI, Wissenschaft und Leben. te» nächste Philha, manische «onzerl, da« am 17. Februar unter Lc'timq von Sieg mund b 0 N £>au etagcr statt sind* i dal folgende» Programm t W*bcr: Cbfroii-Ctme tiirf « tt*rbf rg: Piolinkotttcrt -rg spielen wird temitlten tekantii« ittimebnthnr Ksmvoiiiücn. dessen Syu phoni« Hier im Oktober 1V15 mit gtöfei ut Er olgc anfgcführl würd*. Sonnabend. d*n lk». Februar, naebmiftag« 41 Uhr. Bortrag hon Herrn Pros, von Haurtgget. GrläuUrung bei Werkt bon Auerberg und stoonL