Nr. 101 Sonntag, den 2. März 1010 Btrantroertlutn «rhofteut «arl VrterSfen tti Hamdar«. Dal „Hau durgkk O-rtio - maieini laulict »roeimal, Lonnlug« uno nach K'irriaqen aut einmal. <'C4Ufl0l>retS: monalllch * i.ßO oietteiiabtua, A 7,h0 fiel in« 6 .u« einiclnummei in bet «ipecition. in ben Filialen und bei den 61tabenbanoiern 10 *. 'JiruihanBientiunaen monatlich A 4,—. iBudibanMuiia: (Erbaefdin« Buchdincketei-Nontot I. Stock ffehlonbftr. 11. Aiijeiaen ou neunaewaltenr Petitzelle ooet deren ’haum rof)t hatte. Ferner meldet der Berichterstatter de» .Vorwärts'. Haß der Leipziger A.- und S -Rat schon seit Wochen Exer- zitien mit Kanonen und> M a s ch i n e n g e w e h r e n ver- anstaltet Hal und nenerding» auch da» Ausheben von Schützen- graben geübt werde. Dei .Freiheit' meldet au» Leipzig, daß heute früh Verhandlungen zwischen Vertretern des Vorstandes der Krankenkaffen und Vertretern de» A- und S.-Rate« statt - fanden. Die Lebensmittelgeschäfte hätten alle wieder geöffnet. Die Milchzufuhr fei bisher genügend, die Zufuhr von Gemüse jedoch gering. Die Ledenömittelverteilung an die Arbeiterschaft soll direkt erfolgen. Auch in Schkeuditz ist der Generalstreik ausgebrochen. Der Ort liegt an der Grenze von Preußen und Sachsen. Tie Eisen - bahner haben sich dem Streik angeschloffen. Erregte Temoustratton in Leipzig. Leipzig kam es gestern zu erregten Demonstrationen der Arbeitslosen, weil ihnen Unterstützungen nicht a.uögezahlt werden konnten. Sie erzioanzen die sofortige Gefangennahme der Abgeordneten. Tie Spannung in der S-.adt ist aus das höchste gestiegen. Ununterbrochen fahren Autos mit bewaffneten Matrosen durch die Stadt. — In Sachsen sollen alle bisherigen Verhandlungen zwischen Streikenden und Reich-regierung ergebnislos verlaufentein. schwere Y?zesse in Viirnach. WTB. Eisenach, 1. Mörz. Ter .Eisenacher Tage-post' zu - folge unternahmen heute früh 2 Uhr etwa 70 Zivilisten und Sol - daten einen Uebcrfall auf die Kasernen, um den schlafenden Truppen die Gewehre wegzunehmen. Die Angreifer konnten jedoch durch die hinzueilenden Soldaten wieder entwaffnet werden, drei Rädelsführer wurden festgenommen. Eine Stunde später unternahmen bewaffnete Zivilisten unter Führung eine? Post - schaffners einen Uebcrfall auf das Postgebäude, wo mit Rücksicht auf den Monatrersten große Ge«ldsummen vermutet wur - den. Die anwesenden Postbeamten wurden in ein Zimmer ge - drängt und mit Erschießen bedroht, fall» sie es verlaffen würden. Tas 94. Bataillon veranlaßte die Angreifer jedoch zur schleunigen Flucht. Da» Schloßgebäude, in dem der hiesige Arbeiterrat tagt, wurde von den Mannschaften der hiesigen regierungstreuen Truppen unter Bewachung genommen. Für Montag vormittag haben die hiesigen Arbeiter den Generalstreik beschloffen. Rcgiernuffslrnppku aus dem Marsch. Einer Meldung au» Apolda zufolge sind dort zahlreiche Regierungstruppen, Infanterie und Artillerie, tn der Richtung auf Slaumburg d u r ch marschiert. Tie Blättermeldung, wonach der Bürgerstreik in Leipzig al» ge - scheitert anzuiehen sei, und die Arbeit am Montag wieder aus - genommen werden würde, ist noch einer Mitteilung de» $ ärger» ausschuffe» vollkommen unzutreffend. An eine Wiederaufnahme der Arbeit vor Beendigung des Generalstreiks der Arbeiter werde nicht gedacht. Wilde KerLchke ans Vaqrrn. Siürnberg. Ter .Fränkische fintier" meldet au3 Aug», bürg: Infolge der heutigen unsicheren Lage, die in Bayern zur Anarchie hinneigt, machen sich in Destschwaben Aküplitterung»- berfucfie von Bayern bemerkbar. E» fanden bereits Verhandlungen starr nnr ben «umemvergrstven streifen. ®» wird an einen An - schluß Westschwabens an Württemberg gedacht. Der .Fränkische Kurier" meldet au» München: Fn den Straßen herrschte heute lebhafte Aufregung. Wilde Ge - rüchte geben durch die Stadia Fn allen Straßen sind Mauer - anschläge erschienen, unterzeichnet vom Milttärminister, vom Stadlkommandanten sowie von den Mehrheikksozialiften und den Gewerkschaften, worin aufgeforbert wird, Ruhe zu halten und die Straßen frei zu machen, da es notwendig sei, jetzt endlich mit dem Zetter der Lewien, Mühsam und Genoffen, d. b. der Spartakuffe und Kommunisten zu brechen. Jnzwischenspitzensichauf Grund bei neuen Antrags zur Lösung der Krise die Dinge zu. Von beiden Seiten wird zieMich deutlich an - gesagt. Panzerautomobile und Kavallerie durch - streifen die Stadt. Tie neue bayerische Minister liste enthält folgende Ramen: Präsidium und Innere»: Segitzt Handel, Gewerbe und Industrie: Simon; Finanzen: Jasse; Soziale»: Unterleitner; Verkehrswesens Frauendörsf^t; Landwirtschaft: Tirt; Kultur: Rikisch; Militärangelegenbeiten: Schneppenhorst; Justiz: Ender». Tas Ministerium de» Aeußeren wird als Staats« felretariat dem Präsidium unterstellt. ßlutige Zusammenstöße in München. Ter Ruße Veto ine flüchtig. Au» München wird gemeldet: llivcb gestern abend wurde van den Komutuiiisten die Parole au »gegeben, heute in ben Ge - neralstreik zu treten und sich um 11 Ühr Bormrttag» auf der Theresienwiese zu einer friedlichen Temonstra'.wn zu versammeln. Heute waren vor den großen Betrieben München» bewass- neie Soldaten ausgestellt, die den tn die Fabrik gehenden Arbeitern den Eintritt verwehrten mit dem Hinweis daraus, daß heute nicht ge - arbeitet io erde. Ter Tepotvorstand der Straßenbahn wurde verstäydtgt, daß heute der Betrieb zu ruhen habe, widrigensal!» er mit Gewalt stillgelegt werde. Ta» Elektrizitätswerk und die Gasanstalten er - hielten ähnliche Ankündigungen Schon gestern nachmittag be» setzten Truppen da» Zentratlbureau de» Spartakusbundes und hoben es aus. Heute morgen versammelten sich Arbeiter aller drei sozialistischen Richtungen auf der Theresienwtesc, als drei Kompagnien der Schutztruppe angerücki kamen. Diese drei Korn- pngnten schloffen sich jedoch den Arbeitern am. Tatumfhin kam die Kompagnie, die gestern in den Landtag zur Verhaftung der Kommunisten eingebrungen war, und schoß aus die Menge. 3 M a n n blieben joiott t o i, 9 ro u r b e n teils schwer, teils leicht verletzt. Nach diesem Vorfall zerstreute stch die Menge, sammelte fkit aber wieder vor dem Landtagsgebäude, wo sie zur Stunde nodi steht und stürmisch Einlaß begehn. Tie .Tcut'd'e Allgemeine Zrg." meldet au» München, daß der Stadtkommandant Dürr eine Erklärung erlassen habe, wonach wegen der bav ganze Land und seine Ernährung be - drohenden Hetzereien der Kommunisten die Sladtkommamdantur und bä» Polizeipräsidium im Einvernehmen mit Der sozialdemo- kratischen Frakitmi und den freien Gewerkschaften beschlossen hätten. Die Kommunistensührer nach Schluß de? Kongresses zu verhaften. Die Truppen hätten sich nicht länger »nruckhalten lassen und au» eigenem Antrieb schon gestern Die Verhaftung versucht. Widerspruchsvolle Meldungen ans Braunschweig. Dern .Vorwärts" wird unter Dem 1. März au» Braunschweig gemeldet: Heute herrscht hier vollständige Rühe. In Den Be- trieben finden Neuwahlen der Betriebsräte statt und diese wer- den um 6 Uhr über die gemeinsamen Beschlüsse Bericht erstatten. Bekanntlich ist die braunschweigische Regierung zu gleichen Teilen au» Unabhängigen und MehrhettSsozialisten zusammengesetzt, die sich auf ein gemeinsame» Akti»n»programm geeinigt haben, da», bei der Tagung De» Landtag» vorliegt. An den gegenwärtiges Putschistischen Versuchen, die die Regierung stürzen und den Land- tag beseitigen wollen, sind auch Unabhängige beteiligt — Die General st reikagitation in Braunschweig hat bisher wenig Erfolg gehabt. Gestern wurde nur in einigen Betrieben gest, eilt; im übrigen lehnte ei die Arbeiter- schäft ab. in Den AuSstand zu treten. Auch die Bergarbeiter in den braunschweigischen Kohlenbezirken haben e» auf einer in den letzten Tagen abgehaltenen Konferenz ab gelehnt, in den <8e« neralstreik einzutreten. * Meldungen bürgerlicher Blätter zufolge soll die Stimmung in Braunschweig allerdings weniger ruhig fein. Auf dem Schloßvlatz soll di« Räteherrschaft nach Münchner Muster autgerufen worden sein und die kürzlich von den Mehrheitssozialisten und den Unab - hängigen gebildete Regierung nicht anerkannt werden. liefernde Stimmung in WM. Deutsche Nationalversammlung. SB t i m a t, ben 1. März 1919. Präsident Fehrenbach eröffnet nach 1014 Uhr die Sitzung, Abgeordneter Merger-Braunschweig hat sein Mandat niedergelegt. Aus der Tagesordnung siebt zunächst der Antrag de» Dahl» prüfung'aurichujies, der ermächtigt werden soll, Beweirerhebun« gen in Wahlprüfungsangelegenheiten durch die Behörden vor - nehmen zu lassen. f , Der Antrag gelangt einstimmig zur Annahme. Es folgt die Beratung des von sämtlichen 37 weiblichen Mit - gliedern der Nationalversammlung eingebrachien Anträge», der die sofortige Aufhebung der Hungerblockade und die Zurülkführung der deutschen Kriegsgefan - genen fordert. Frau SieuhouS (Z.)t Der Krieg ist zu Ende, aber die Hungerblockade besteht weiter und lastet unzählige Dkenschenleben. Wir Frauen fordern, daß die Menschenliebe in ihre alten ewigen Rechte wieder eingesetzt werde. (Allseitiger Beifall.) Ter Antrag wird einstimmig angenommen. Präsident Fehrenbach spricht unter lebhaftem Beifall der Versammlung den Frauen für diele edle Tat den Tank aus. Zur Verhandlung gelangt hieraus eine von allen Parteien mit Ausnahme der Unabhängigen, eingebrachte Entschließung, welch« die Wiedereinsetzung Deutschlands in seine kolonialen Rechte fordert. Aus Vorschlag des Präsidenten Fehrenbach wird um 1 Uhr bi« Deiterberaiung auf 3 1 /* Uhr nachmittag» vertagt. Wegen PapieramnaolS können wir den ganzen Bericht bet Vormittagssitzung, der sich mit Kolonilafragen beschäftigte, nicht bringen. Der Bericht bet NachmiltagLsitzung dagegen ist voll - ständig angefügt. Um Ubr werden die Verhirnblungen wieder ausgenommen. Tr. Rvkstckc (TRP.): Di« jetzige Verordnung stützt sich nicht auf Tatsachen, sondren auf Urteile. Ich frage, wo bleibt der Zwang zur Arbeit, um die Kahlen herauszuholen. (Sehr gut! recht» ) Ties ist und bleibt ein Ausnahmegesetz gegen die Landwirtschaft. (Beifall rechts.) Dr. Heim (Bayer. D.): Diese Verordnung vom 4. Februar 1919 ist ein gefährliche» Agrarexperiment. Tie alte Verordnung hätte vollkommen genügt. Wir werden auch in der Zukunft nicht über einen Anbauzwang hinwegkommen. Tas Schlimmste aber ist die innere Sabotage, die die Landwirtschaft an der Arbeit hindert. Getreide liegt noch ungedroschen, Mühlen stehen still, alle», weil keine Kohle da ist. Tie Leute streiken, weil man ihnen Ver - sprechungen von Sozialisierung macht. Sie sozialisieren ja den Hunger. Wir haben noch für 9 bi? 10 Wochen Lebens - mittel, bann werden d i e Hungernden von der Straße in die Häuser gehen und dann kommen die Plünderungen aus dem Lande. Wir stehen in Wirklichkeit vor einem Abgrund. D t e Situation ist so tragisch ernst, daß ich e» nicht verstehen sann, w i e draußen die Massen sich irrefuhren lassen. Wäre e» denn nicht möglich eine dieser Versammlung würdige Formel zu finden, um ohne Unterschied der Parteien vor dem ganzen Volke vorstellig zu werden. Der VerteilungS- plan im Innern lockert sich mehr und mehr. Räteorganiiatuntea geben vielfach selbst Den Anlaß zu Störungen in dieser Hinsicht. Alles, was das Frühjahr uns an Früchten bringen wird, kann nicht ben Mangel an Brot ersetzen. Braun-Tüncldorf (SD.): Für schnelle uetb gründliche Prü - fung bin auch ich. Aber deshalb brauchen wir den Kommissio - nen nicht noch eine Marschroute besonder» vorzuschreiben. Die von .Herrn Roesicke angefochtene Verordnung müßte, um wirk - sam zu fein, eine Verschärfung erfahren. Zu ocn Bauern- und Scnbarbeiterräten habe ich doch mehr Vertrauen al» zu den Land- räten ober Den Affefforen, Die vielfach früher Die Sntfdtcibung ge - geben haben. Die Verordnung ist eine au? der Not Der Zeit ge - borene Notverordnung. Jetzt ist keine Zeit, zu erperimentieren. Alle» muh barangesetzt werden, um eine intensive Belebung zu er« möglichen. E» ist deck ein Unding, bah au» Kohlenmangel (betreibe nicht au»gebroschen werden kann. Wenn die Bergleute nach Brot rufen und gleichzeitig die Arbeit niederlegen, so nehmen sie damit ihren Kindern da» Brot vom Munde weg. Die Landwirt- schäft bedarf der Stickstofflieferung, aber die Arbeiter legen di« Stickstofftverke still. Tann bekommen wir bloß die halbe Ernt« und sind im nächsten Jahre vom Auslande noch viel abhängiger al» jetzt. Wurm (USP.): Di« Bergarbeiter in den Braunkohlen - werken haben schon vor 14 Tagen die Einsetzung der Betriebsräte all Beginn Der Sozialisierung gefordert und gleichfalls erklärt, um'einen Streik zu verhüten, daß dieser aber fpmmen müsste, ipenn die Forderung abgelchnt würde. Die Arbeiter wollen die Demokratie auch in den Betrieben, und die Betriebsräte sftid da» geeignete Mittel, um auf ruhiger, friedlicher Basi» die Soz.a- liesierung zu erreichen. Mit der alten Militärgewalt dürfe man solcher Entwicklung nicht entgegentreten. Die -Arbeiter haben lange genug unter dem kapitalistischen Joch gelitten. Sie wallen jetzt prakftsch mitzuaicheiten und mitziibesftmmen Da» Recht haben, und sie werden e» sich nickt nehmen laffen. ReickiSarckeitSnrinister Vautr berichtet eingehend über Die Verhandlungen Die am 18. und 14. Februar in Weimar mit Den Vertretern Der Bergarbeiter deS Rtchrgebtete», der Der sogenann - ten Neuner-Kommission, und den Vertretern bei _®ejir*»bevg- arbeiterrate» Halle über die Frage Der Betriebsräte ftattge funden haben. In bieten Verhandlungen war esii völlige» Einverttänb- m» erzielt worden, auch über die letzte Streitfrage, o.ih Die ge - troffenen Vereinbarungen nicht sofort in Kraft treten (»leit unb können, daß sie vielmehr einstweilen al» Richt - linien hinausgehen und später von Der Nationalver - sammlung in gesetzliche Form gebracht werden sollen. Nach Abschluß der Veihaubiiingen sind bi« Vertreter be» Neuner- Komitee» in Essen in Der Versammlung, in der sie Bericht er - statteten, für ben Generalstreik eingetreten. Tiefer würbe aber nur von Unabhängigen und Spartakisten beschloffen und kam deshalb nicht zur Turchfühmng. »n» Halle ging mit ein Tele- gramm zu, in Dem Der BezirkSbergarbenerrat die umgebende Zusage verlangte, daß Die getroffenen Vereinbarungen bi» Sonn - tag, also vorigen Sonntag. Gesetzeskraft erhalten sollten. Als ich Darauf antwortete, dah diese» nicht möglich sei, wurde am.Sonn- tay Der Generalstreik beschlossen. Er wurde, wie sich au» dem Verlaus bet Tinge ergibt, nickt wegen dieser Differenzen bc- schloffen, sondern au» politischen Gründen. (Sehr richtig! bei Den Sozialdemokraten.) Nachdem dieselben Herron, die hier in Weimar mit mir Diese Vereinbarungen getrosten hatten, fn ihrer Versammlung Dort in einer Weise Berickt erstattet hatten, Dte in keiner Weise der Wahrheit entsprich. Tie Ausführungen und Beschlüsse in den Versammlungen beweisen. Daß leider