91r.1O9 ^1 . Freitag, 7.MSr;19l9. — Morgen-Nnsgabe. 33. Jahrgang. KamvurgerEcyo. So® »Hamdurgrr «tfUAbonbltnbimgen monatlich X 4,—. vuchhanblung: ®rbqef<6nft Buchbrncketei-Konlot >. Stock. Nedlondftr. 11. Sebattlon. h o ß »tpebttten: geVaubtttafte 1L L Stock. ^ >nmpnr H Kehianbstrotz, IL Erdgeschoß. «eronln,örtlicher Rebaktenr Rad VeterCfen m Hamburg. «nzetgen bu ntunqeloallenr Petit, eil» ober beten Raum 00 *. «rdeit«morlt, itermtetungS- unb Familtenanzeigen 864 »uzüglich LenerungZuschlag von '40 s , Oln,eigen llnnnbme Fehland« fva&e 11 erbgeid)o8 (bi« 7 Ul>r abeub« für ben folgenden Lag», in ben Filialen 'bib klären, was zu tun sei, wenn wir einmal die politische Macht erlangt haben würden. Auch di« Unabhängigen sind um hie«« Frag« herumacgangen, wie dte Katz« um ben heißen Brei. Die Lorichlage, die wir jetzt über die ®oy aHficru.no hören, zeigen meisten? AnAärme an die V:a;iS be» Dr. Eisenbart. Es liegt bei uns genau so wie in Rußland, wo da» Proleiariat mit dem Eintritt Ser Revolution auch nick: der Sachlage gewachsen war. Wir müssen alles tun, um die Arbeiterschaft etnz^ühren in die komplizierte Welt der Produktion. Berg erklärte, der Wer: dos RätesvstcmS liege mehr auf wirtschaftlichem Gebiet als auf bem politischen. (Ganz unsere Meinung! Red. d. „Echo".) Ueber kurz ober lang werde man noch nicht zum reinen Rätesystem kommen, auch nicht durch den Generalstreik. Dann sprachen noch Frau Zietz, D i 11 tr a n r., Dr. Herz- Altona und zahlre'ckic a niete Redner. Gegen Schluß der Sitzung spitzt« sich bi« Debatte hauptsächlich auf Angrine gegen Haase wegen dessen Xätigfe t in der Regierung zu. G a d r i e l - Kcnstamz hätt Haafe folgendes vor: Eine An - zahl politischer Flüchtlivoc und Deserteure batten sich von der Schweig ojA an ben Genossen Haas« mit der Bitte newandn er möge dafür sorgen, daß ihnen die Einreise nach Deutschland gestattet werdc. Nach 13 Tagen traf dtc Antwort von Haase ein. baß er .bi« Angelegenheit bem KriegSministerium übergeben“ habe. (Hier springt Haase aus und ruft erregt". .Das ist eine Unwahrheit!“) Tcr Redner erwidert, er habe den angeführten Brief Haases in ben Händen. Ter Brief trage Haases Unter- Auf Antrag Adolf HoffmannS erhält Haase sofort daS Wort zur Erwiderung. Haase t Ich habe vom ersten Augenblick meiner Tätiafett in der Regierung an auf den Erlaß einer umfassenden Am - nestie bingewirkt. Es tst mir auch gelungen, dies zu erreichen. Der 9mne;tieeriag erging. Ich erhielt nun vielfach Nachrichten au» der Schweiz, b,e dahin gingen, daß di« Grenzbehörden im Widerspruch zu dem Amncittcerlah öfter« deutsche Flüchtlinge und Deserteure auf deutschem Boden verhaften ließen. Unter den Eingängen dieser Art befand sich auch da» von Gabriel an- LajüHrtc Schteibe? de-" b-tr-'fenden Flüchtlinge. Ach Hgh- auf diese« Schreiben hin das iriec»nt:i:iHertur beauftragt, daß es die Greuzhchördcn. di« den Amuestteerlaß nicht resp«Nieren, zur strikten Einhaltung biete« Erlasse« an wes ft. AIS ich mich über - zeugt batte, daß da« geschehen sei, habe ich an die Fliich linge, die sich an mich gewandt hatten, ben erwähnten Sri«? geschrieben. Ich muß inich dagegen verwahren, daß die Sache hier so ein - gestellt wird, als habe ich da« Gesuch dieser F'.ückilingc dem Kriegs-Ministerium übergeben. Wer meinem Briefe eine andere Dcuiung gibt, bet Hai e? allemal mit -mir zu tun! DaS Gesuch der in Rebe stehenden Flüchtlinge war allerdings noch dahin er - weitert worden, daß ihnen au8 Rciebsmitteln eine Unterstützung gewährt werd«, mit benen sie sich in Deutschland eine neue Epi - stenz aufbauen könnten. DaS mußt« abgclehnt werden. (Leb - hafter Beifall.) AuS der TonnerStagSfitzung geht uns folgender telephonischer Bericht zu: 2n der heutigen Sitzung be? unabbän.-i-en Parteitages er - griff als Gast ein Vertreter bei sozialistischen Parte! Lett« I a nd S , namettJ Seidenberg, Kallin. da? Wort. Er wandte sich scharf gegen das Verhalten bei her. jetzt stationierten deut - schen Frciw'lligcntruppen unb bet lettischen Landcswehr, die auS Junkersöhnen bestehe, und auch die deutscher. Truppen, mürben zu reaktionären Zwecken mißbraucht. All« bürgerlichen Frci- ociten seien aufgehoben, und dabei habe Winnig mitgcholfcn. Dann aber sprach Seidenberg sehr scharf gegen daS R ä : e s h ft e m , mit bem man in Settlanb sehr schlechte Er - fahrungen gemacht habe. Man habe von ihnen recht wenig so - zialistisch« Taten erlebt. Auch die kommunistische Regierung hab« Lettland nur Nachteil« gebracht. Nach den dortigen Wahr- nehmungcn wäre es falsch, da» Rä:esvstem als ein Mittel gut Herbeiführung des Sozialismus angusehen. DaS Schlußwort zur Programmresolution erhielt dann zu - nächst D 5 u m i g, der h. a. es aI8 einen schweren Fehler er- klärte, daß man gerade di« erklären Gegner beS Bolschewismus, wie KautSkv und Bernstein nach Bern gesandt habe. DaS zweit« Schlußwort sprach Haas«. Ueber di« russische Gelbaffäre erklär!« er: Ter Part«! Vorstand b«t di« An - nahme der von Joff« besprochene» X 100 000 abgelehnt, unb zwar, weil «8 nicht Partetgeldcr, sondern Staat»g«ldcr waren. Von bürgerlichen Pazifisten waren uns zum Dank für unsere Haltung im Kriege einige Millionen geboten worden. Such daS haben wir abgclehnt. weil wir von kciner^bürgerlichen Ecite Q'-elb nehmen können. Tie Russen boten uns ferner 50 Waggon« (Betreibe an, beren Annahme wir ebenfall« ab* lehnten, unb zwar, weil unser« tussisch«n Brüder selber in trauriger Lag« sind. meraoiig ono SlrMMMe. Xrntr Aufruhr in Berlin. WDB. melbet Dom 6. März? Seit Mitternacht spielten sich schwer« Kämpf« um da« Polizeipräsidium ab. Die Spartakisten feuerten mit Maschinengewehren unb Artillerie, so daß da« Gebäude stark beschädig! würbe. Sine Verbindung mit dem Polizeipräsidium ist unmöglich, ba alle Zugangsstraßen von ben Spartakisten besetzt unb bie Telephonlettungen Acr- schninen sind Außer bei Bollsmarinedivision unb einem teil der republikanischen Soldatemvehr gingen au<± Tetle zweier Regimenter zu den Aufrührern über. Tie nächtlichen Kamps« sollen Putzer a ch t T o !« und eine erhebliche Anzahl Verwundeter gekostet haben. Die Beamten bc8 Polizeipräsidiums, bie früh ihren Dienst antrct-n wollten, mußten unverrichteter Dache roiebet umkehren. * Ueber die Kämpf« trat ba« Polizeipräsidium berichten di« „P. P N.“ vom Donnerstag: Heut« nacht, etwa gegen 2 Uhr, haben Teile bet PolkSmarin«. Division und ber republikanischen Soldatcnwebr, etwa 1000 Mann, mit ber Se - la g« r u n g be« Polizeipräsidium» begonnen. Dabei verwendeten sic auch Geschütz«. Da» Feuer hielt bi» beut« vor - mittag an. Die Beschießung verlief obnt besonderen Srsol-. Den Aufständischen ist e# nicht gelungen, in da» Polmeiptäsidtum einAubrinyen. Äit SriUerte wurde auch die Dtaotvogtei be- schossen, deren Dach und ctere Stockwerke demoliert wurden. Dabei gelang es etwa 20 6 ef ■ n«« ■ t n . stet xu werden, von denen aber ein Teil dutch Einschläge auf bet Flucht getötet wurden. Die Aufrührer sind tm Besitz von 8 Geschützen unb 2 Panzctautomobilcn. AlS Grund für ihr Vorgehen gegen das Polizeipräsidium gehen ste dtc Besetzung des Präsidium? durch k-iwilltg« Truppen an. doch bürste ber wahre Grund fern, nch Wassen au? dem Polizeipräsidium zu beschaffen, da bic Belke. marine-Divifion und die republikanische soldateawehr, tctccit sie niwftfirbiiÄ find, an Zivilisten Waffen verteilen. In Berlin wird dnö falsche Gerücht otrbeitet, daß bet -Kommandant Älctfnmb« der VolkSmarine-Division und der republikanischen Soldatenwehr den Befehl gegeben hibe, gegen die Regierung»truppen zu kämpfen. Tas ist eine Lüge. Aus Veranlassung befl ftommanbanten wurde gestern unb vorgestern di« Säuberung der Nieranderplatzes vorgenommen. — Die ,P. P. 3t.“ dementieren ferner kategorisch DaS in Berlin auS- gefprer.gte Gerücht, daß eine StoalütonStegierung zwischen MehthettSsoziolisten und Unabhängigen in Sicht sei. Zur Stunde, nach 5 Ubr nachmittag«, hort man ab unb zu : n der Ferne immer noch Detonationen, die Kanonenschüsse fein können. Die paritätische Abordnung bet Berliner Streik - leitung ist in Weimar noch nicht ein. getroffen. Kein Mensch weiß, wo sie geblieben ist. Sie tst im Auto gereift, . mögltcherwetse ist durch ein« Panne eint Verzögerung ein- getreten. Ter Generalstreik in Leipzig dauert fort, doch sollen am Donnerstag, rote verlautet, zu feinet Beilegung Verhandlungen zwischen dem VolkSbcauftragten Schwarz und dem A.- und S-Rat Leipzig begonnen, haben. Ein Verlassen der Stadt ist unmöglich, da keine Ausweise nach aus - wärts ausgestellt werden. Auch Automobile und andere Beför - derungsmittel dürfen Leipzig nicht verlassen. Tie Landstraßen werden von der Volksroebr streng bewacht. In zwischen bem Volks - beauftragten Schwarz, dem Bergbaulichen. Verein, dem A.- und S.-Rat Borna unb ber VerbanbSleitung ber Berg- und Metall - arbeiter stattgehabten Verhandlungen wurde eine völlige Eini - gung bezüglich bei Einsetzung von DetiiebSiäten int Bornaei Kohlenievier erzielt. Tie Arbeit wird deshalb auf sämtlichen Gruben deS Bornacr Revier« wieder ausgenom - men. Tie Beteiligung an dem politischen Generalstreik leisten die Bergarbeiter durch Abstimmung ab. Auch in den osttbüringifchen Städten sprach 'ich die Arbeiter - schaft durchwetz gegen den General streik au?. In West- thüringcn flaut bet s:rei! nach den oorlicgenben Meldungen ab. In Erfurt löste sich ber Generalstreik in TeilauSstänbe auf. Der Altenburger Kreis hat die Arbeit wieder ausgenommen. In Gotha herrscht nur noch ein Teilstreik. Vorläufig sind die Trablverbindungen zwischen Erfurt und DLdthüringen gestört. Eine am 6. März in Weimar angesetzte thüringische Regie- rungskonfcrenz mußte verschoben werden. • ff in neuer Bergarbeiterstreik wurde in Obcrschlcs: en auSgerufen. Di: Dcrgkcnle forberri die Entfernung des deutschen Grenzschutzes, bic Aufhebung be» BclagerungSzusteinbeS, Entfernung her Offiziere, der Stubcn:en- fchast unb die Errichtung ber polnischen Schutzroehr. Bei bei Frühschicht fehlte bie Belegschaft von zehn Gruden. potttisthe Nachrichten. Kundgebung der dentfchen Schweizer gegen die Aushungerungsblockade. Dreißig größere Schweizerrereinfgungen im Deutschen Reich haben einer Kundgebung ber Schweizer Kolonie in München zu- gejiimmt, worin es heißt: •Xie n T»u;schl.'sd ar.sässigw Tchroeizetbürgei find rost- [etbenbe Zeugen dcS schrecklichen Druckes und des „unauSrotrharcii Schaden-.", den die Hungerblockabe tm ganzen Land«, in allen De- völkcrungskretsen, namentli* aber unter alten Leuten, Frauen, Kindern und Kranken angerichtet bat unb täglich im Gleichschritt mit ber stetig zunehmenden Sterblichkeit noch anrichtct. 800 000 Todesopfer werden von sachverständiger Seite dieser Kriegführung gegen Wehr- unb Waffenlose zur Last gelegt unb man sollte meinen, baß. seitdem Deutschland ein Waftenftillstanb zu -Wasser, Luft und Lande" auferlegt worben ist, ber jeden weiteren mili - tärischen Widerstand als absolute Unmöglichkeit er - scheinen läßt, auch die ftirchtbare Waffe ber Aushungerung ihre würgende Tätigkeit einstcllcn und sich bem Stillstanb ber blanken Waffen anschlietzen dürft«. An die Sftgrenz« Deutschland» bran - den zudem bie Wogen de? Bolschewismus unb drohen von dort au3 nicht nur das Reich, sondern ganz Westeuropa zu überfluten. Nur in blutigem Kamps ist cS gelungen, da» erste jähe Au> täumen dieser dunkeln Gewalten niederzuringon. Wenn aber diese Elemente neuerdings aiifgestachelt und zügellos werden und mit ihnen. Dom Hunger zur Verzweiflung getrieben, NiS ganze nach Brot fchmenDe Volk, fr 1 - droht ein« Katastrophe, die der rus - sischen kaum nacbitebcn, bie aber auch, allen militärischen Siche - rungen zum Trotz, an ber JRbeingwnje keineswegs Halt mache.-, wird. Bereit» erheben fich in Amerika. England, Frankreich und Italien gemäßigte und humane Stimmen, bie in logischer Erkenntnis von Ursache und Wirkung bie Ueberzeugung vertreten, bah bet Bolschewismus weniger mit Waf - fengewalt, denn mit Nahrungsmitteln bekämpft und niebergehalten werden muß. Man kann nicht wob! verlangen, daß bet hungrige Magen fich beruhige, bevor man ihm bie vor» enthaltene Nahrung roiebergibt. Ebensowenig kann man forbern, daß in Deutschiimb geordnete Verhältnisse e-ntreten, bevor niefi: die Haupturfachc aller Unordnung, bie tatsächlich bereits vor - handene Hungersnot, gemildert ist Rot und Hunger kennen meher Bern uns! noch Gesetz I Wir Schweizer tn Deutschland find neutral« alber mit« betroffene unb deshalb auch nicht urteilslos« Zeuyrn dirs« «in« Katastrophe immer schneller -»drängenden Notlage des deut - schen Volkes, und deshalb richten ro ; t einerseits an unsere Lands - leute in allen deutschen Gauen die Bitte, sich unserem Öffentlichen Einspruch gegen Die Verlängerung oder gar Verschärfung ber Hungerblockabc durch sofortige" Kundgebungen anzufchlicßen. anderseits ist beabsichtigt, dem 5. Bundesrat dieses einwandfreie, weil auf eigenen Leiden beruhende Zeugnis, bevor «8 zu lvat i ft, zur Kenntnis zu bringen, zugleich aber auch die «forderlichen Schriet« einzuleiten, daß bi« Schweizer Kolonien Deutschland» in einer ber Schweiz zweifellos zustehenden Weis« im Wege einer Hilfsaktion ausgiebig mit Lebensrnitteln versehen werden. Tte Lage In Leipzig bildet« atn Donnerstag ben Gegenstand einer Interpellation^ Verhandlung in der sächsischen Volkskammer. Der Minister b«S Innern führte u. a. auS: öS herrsche in Leipzig ein Zustand, der jeder Beschreibung spotte. Nach ben ihm jugegangenen Mitte - lungen stocke in Leipzig bie 2cb