«rf»etnt tifll«» JwHmat, Sonntag* u. nach Rtiertagen nur einmal. «e,»gsvr«I»! monatlich Al.ed, vtertfUflbr« lich A 7,80 frei tnl ©au«. etrotelnummer io * Kreuo- tanlfltnhnng«n monatL X *. Redaktion: Redlandftraße 11, 1. eroa. »eraniwortlicher Redakteur: Barl $rtrr#fon. Hamburg, girpebttlon: . fueianbltrabe i i.artfl«'® 0 »- »uchdandlung: ® r * > n fl , e '* 06 ' «uchdnxterei.Kontar. 1. Stock, sieblandktroch« 11. LamvurgcrEcho ■KArign bW iHngifpaUra« ®»tUMtU 10 A, iUsUglich IB' i VZt. Xruenin 'z„. schlag. Arbeitimarkt.Vrr, Mietung«, und Ramilicu. an,eigen 60 * Än,eigen, Annab«» FeblandNrat» ii im Srdgelcheki (bl# 7 Uhr abend« für den folgenden Tag), in den Filialen (bts i Uhr) iL in allen Annoncen» eurtau«. Biet), und Aalen» oorichriflen ohneverbindlich» keil. Reklamen im redaktio - nellen Teil werden auch gegen Entgelt nicht ausgenommen. Mittwoch, de« 9. April 1919. - Adend-Ansgabe. Mr. 16«. 33. Jahrgang. M Ml öas SWHeilrmIMeliW? Im ReichSgclcMalt vom 24. März 1919 wird ein Erlab bea ReichSpräsidcntcn, betreffend die Errichtung und Bezeichnung der obersten Reichsbehörden, veröffentlicht. Er sieht zwölf Ministerien vor, die auf Grund des ReichSgefetzeo über „die vorläufige Reichsgcwalt" eingesetzt worden sind. Bemerkens - wert ist der Reichswehrminister, der ReichSwirtscha^tsminister, der Reichsarbeittzminifter, der ReichSernährungSminister, der Reichsminister für wirtschaftliche Demobilmachung usw. Nur einen Minister sucht man vergeben»: den Gesundheitsminister. Wo bleibt er? Zn den in weiten Kreisen genährten langjährigen sozial - politischen Forderungen gehört auch die gründliche Ausgestal - tung der öffentlichen Gesundheitspflege. Im früheren Reichs - tag und in den verschiedenen Bundesstaaten ist manches gute Wort über dringliche und wichtige Gesundheitsfragen ge - sprochen worden. Die Folgerung aus dieser Erkenntnis aber, die Schaffung selbständiger, arbeitsfreudiger Gesundheits - ministerien in Reich und Staat, hat man nicht gczogm. Die Wirkungen des Krieges haben die Verbesserung der Gesund - heitspflege besonders unerläßlich gemacht. Soll das deutsche Volk wieder kräftig und leistungsfähig werden, so ist vor allem sein Gesundheitszustand wieder zu heben. Freilich gehören dazu noch eine Reihe anderer Maßnahmen, als man sie streng genommen unter der öffentlichen Gesundheitspflege versteht. ES sei beispielsweise nur an die Beschaffung genügender Lebensmittel usw. erinnert. Aber hier wird schon die Wieder - herstellung des Friedens wachsende Besserung bringen. Das genügt aber nicht. Einmal sind die Schäden des Krieges zu tiefgehende, zum anderen muß die Gesundheitspflege auch über den Zustand vor dem Kriege hinausgehoben werden. Sind wir doch gezwungen, mit unseren menschlichen Kräften weit haushälterischer umzugeben als früher. Die gegenwärtig stärkste politische Partei, die Sozialdemo - kratie, welche auch die Gesetzgebung maßgebend beeinflußt, hat in ihrem Erfurter Programm die Forderung nach „freier" Gesundheitspflege, das heißt unentgeltlicher ärztlicher Be - handlung und Heilmittel, aufgestellt. Vorläufig wird das noch nicht zu verwirklichen sein, sondern nur ein Ziel bleiben. Es muß aber doch auf seine Durchführung hingearbeitet wer - den. Tatsächlich hat auch die neue Volksregierung wiederholt, unter anderem in dem Programm, das sie der Nationalver - sammlung vorgelegt hat, die Wichtigkeit der Gesundheits - fragen anerkannt und Arbeiten zur planmäßigen Verbesserung der allgemeinen Volksgesundheit, den Ausbau des Mutter - schutzes, der Säuglings- und Jugendfürsorge usw., in'AuSsicht gestellt. Auch aus den Kreisen der Abgeordneten fanden diese Programmpunkte Beifall. Namentlich die weiblichen Volks - vertreter setzten sich für den Ausbau der Einrichtung ein. Zur Bearbeitung all dieser Angelegenheiten ist aber ein Gesund - heitsministerium unerläßlich. Nur ein solches kann in enger Verbindung mit allen einschlägigen Institutionen und Körper - ichasleu, zum Xieiipiel mit oer deutschen Äerztejchasi, mit ocn Krankenkassen usw., sein. In den letzten Tagen wird mit - geteilt, daß ein preußisches Wohlfahrtsministerium ge - gründet worden ist. Ueber seine Aufgaben ist jedoch näheres nicht bekannt geworden. Oesterreich ist uns in der Schaffung eines Gesund - heitsministeriums vorausgegangen. England hat die Er - richtung eines solchen bereits beschlossen. Wer als Laie glau - ben sollte, daß einem besonderen GesundheitsMinisterium das ausreichende Arbeitsgebiet fehle, möge einmal die Aufgaben des österreichischen Gesundheitsministeriums betrachten: 1. Be - kämpfung der Jnfektions- und Volkskrankheiten; 2. Mitwir - kung in allen Veterinär- und allen Angelegenheiten, welche die Wahrung der Gesundheit der Menschen berühren; 3. Hy - giene der Gemeinden (Wohnungswesen, Wasserversorgung usw.); 4. Verkehrshygiene, besonders Schiffshngieue; 5. Er - nährungshygiene; 6. gesundheitliche Kinder- und Jugend - fürsorge; 7. Berufs-, Gewerbe- und Unfallhygiene; 8. Kran - ken-, Heil- und Pflegeanstalten; 9. Gcfängnishygiene; 10. Apothekenwcscn; 11. Leichenwesen; 12. gesundheitliche Fürsorge für Kriegsbeschädigte; 13. Ausübung ärztlicher Tätigkeit und einschlägiger Hilfe. — Ve in D e u t s ch l a n d ® c 1 u n n ^ eit5mini fterütm zu organisieren ist, haben nament- uch schon oft erörtert. Möglich, daß sie sich wirt- ichastnche Vorteile von der ganzen Einrichtung versprechen. dcrrf aber nicht abhalten, dem Gedanken wohlwollend nachzugchen. Kürzlich hielt der bekannte Berliner Arzt Dr. MagnikS Hirschfeld einen Vortrag über die Verstaatlichung des Gesundheitswesens, in dem er dem Gesundheitsministerium die doppelte Ausgabe der Krankheitsheilung und der Gesund - heitserhaltung zuwies. Er schlägt 15 Abteilungen des Ge- sundheitsmimstenums vor, deren jede wieder in wenige oder Im Wal-winkel. \ Novelle von Theodor Storm. tSchlußo ~ «TOenb tarn Richard hatte wir gewöhnlich das äußere Bohlentor und bte HanStur abgeschlossen-, vor der ledteren auf ^ Sa ^ fIU U a9 ?r r bet Sroxe Schlüssel zu dem ersteren Ying an dem Türpfosten tn ,einem Schlafgcmache. Dann legte er MNP den Arm um Franzis Leib, die müßig am Fenster doS Wohnzimmers stand und i/ach dem dunkeln Wald binüüerscbante und führte sie durch di« Bibliothek bis an die Setmn-llc ihrer Kammer. Sie war ihm wie eine unberührte Braut, er über, fchrstt di« Schwelle nicht. .Schlaf süß. meine Franzi!" saate er -Mir ist aus einmal wieder, als stimde da» Glück mrr noch in ungewisser Ferne." ' ®i« hatte schon die Tür geöffnet: da riß er sie noch einmal Ön '® utie Nacht, gute Nacht, Franzi!" Dann war sie fort: nur ihre kleinen, leichten Schritte hörte er ivoch hinter der geschlossenen Tür. Langsam ging er durch das Wohnzimmer. Im Vorüber» gehen hob er btc brennende Kerze, welche er dort vom Tische ge - nommen hatt«, gegen das alte Türbild und warf einen flüch - tigen Blick daraus; bann trat er in sein Schlaf gemach. • tu » n °d) den Ermüdungen dieser letzten Tage, lag et in festen Schlaf gesunken Weder das Rauschen der Wälder oraußcn tn der dunkeln Herbstnacht noch der Zeitruf des kleinen .nuiutvogels ans der nebenan liegenden Stube drang in die Tiefe teineS sailummers. Schon war die hochstc Stufe der Nach! er» klommen; zwolpital hatte et drüben von der Ilhr gerufen; er traumlos weiter, und weiter rückte die Nacht. Eins rief «6 von der Uhr; dann zwei; — dann breit Da kamen die -Lraum«; und Iva» am Tage nur wie beängstigender Nebel vor feinem Bltck geschwommen, jetzt wurde er zu farbigen Gestalten, von grellem oder fahlem Licht beleuchtet, das keiner Zeit des Tage« angehorte. - Wte bleich ihm Franzi in den Armen hingt Und seltsam, tmmer wollten ihre Augen ihn nicht ansclien! Aber ."E hmter den Baumen stand der Jäger. Stöhnend warf seinem Lager; aus seinem Munde brachen hef- „Plötzlich fuhr er empor und sah bc " ^schall irgendeines Schalles lag z , rcn > un * ) sttzt schon wußte er c8, vom Hofe drunten fcm - selben Augenblick, "Unb er auch “her Ä bie "ste graue Tämmcruoe n^tr angebrochen; Lii> „1°^ er es, wte eben das schwere Hofior zuschlug. Wt« noch tm Traume hatte er eine seiner beiden Pistolen von mehrere Unterabteilungen zerfällt. Wir finden da noch die Schulhygiene, Reform des Impfwesens, Ausbau der Leichen- verbrcnnung, Vereinheitlichung und Verstaatlichung der ge - samten Kranken-, Unfall-, Invaliden- und Altersversicherung, Stellennachweis für Sanitätöperjonen aller Art, sanitäre Unterrichtsabteilung, Vergesellschaftung der Apotheken, Kon - trolle aller diätetischen und kosmetischen Mittel, der Verband - stoffe usw., Bevölkerung-- und Sozialpolitik, amtliche Statistik des Gesundheitswesens usw. Das sind jedenfalls recht umfangreiche Obliegenheiten. Kein anderes Ministerium hat sie in größerem Ausmaße zu lösen. Die Aerzte wünschen, daß das Ministerium für Volksgesund - heit nicht aus Bureaukraten, sondern aus Fachleuten bestehen soll. Wenn schon, so gehören dazu aber Aerzte, die sich als mit dem Volksorganismus unlöslich verbundene Organe füh - len, für dessen Erhaltung sie ebenso notwendig sind, wie er für sie ist. Es gehören aber auch Aerzte dazu, die gänzlich frei sind von Ueberhebung und Dünkel, die erfüllt sind von dem Geist der neuen Zeit, vom Geiste der Zusammengehörigkeit und genossenschaftlichen Einordnung, der Opferbereitschaft usw. Solche Leute sind jetzt schbn vorhanden und werden sich in noch größerer Zahl heranbilden. Wie notwendig gerade ein R e i ch S gesundheitSministerium ist, zeigen folgende Erwägungen : Es ist sachlich unzweckmäßig und manchmal geradezn lächerlich, daß kleinere Gliedstaaten in vielen hygienischen Dingen, so bei 'der Bekämpfung an - steckender Krankheiten und bei der Schaffung von gesundheit - lichen Wohlfahrtseinrichtungen, seikenlange Verordnungen herausgeben, die sich nur in gleichgültigen Bestimmungen von den einschlägigen Verordnungen der größeren Staaten unter - scheiden. Schlimmer noch ist es, daß vernünftige gesundheit - liche Einrichtungen an der Grenze des anderen Gliedstaates ihr Ende finden. Das Schwergewicht der gesundheitlichen Zentrale muß sich nach der Reichsinstanz verschieben, ^s ist unbegreiflich, daß das Reichsamt des Innern bislang die ge - sundheitlichen ^Angelegenheiten in einer seiner viele!. Abtei - lungen, die nicht von einem Mediziner geleitet wurden, glaubte sachlich bearbeiten zu können. Erst vor etwa zwei Jahren kam der erste Mediziner als vortragender Rat für dieses Amt in Tätigkeit. Dem Reichsgesundheitsamt fehlte die selbständige Einwirkung auf die Einführung gesundheitlicher Reformen. Es blieb meist bei einer begutachtenden Tätigkeit. Muß auch auf dem Gesundheitsgebiet die praktische Arbeit vorläufig noch von den Einzelstaaten und den Gemeinden geleistet werden, so bedürfen sie doch der einheitlichen Anweisung und Richt - linien. Da die eingangs erwähnte Regelung der Reichsgewalt ausdrücklich nur eine vorläufige ist, so muß dahin gewirkt werden, bei der endgültigen Ordnung der Dinge das Gesund - heitsministerium noch einzugliedern. Sein längeres Fehlen bedeutete eine große Lücke. Handelt es sich voch darum, Menschenleben, Menschengesundheit und Menschenglück, diese wahrhaft höchsten Güter der Nation, zu erhalten, zu fördern und zu vermehren. DaS Gesundheitswesen muß mehr und mehr zum MittelpuüÜ unseres ganzen politischen Lcbeutz werden. F. K. Politisihr Nachrichten. Ter Hamburger Maifeier -Bcschlutz soll Beschlutz der Nationalversammlung werden. WTD. Weimar, 9. April. Die sozialdemokratische Fraktion der Nationalversammlung beschloß am DienStag abend, dafür riuzutreten, daß der 1. Mai 1919 als Nationalfeiertag anerkannt «nd als Forderung am 1. Mai 1919 ausgenommen wird: 1. Die Hcimfenduug der noch in Deutschland befindlichen russischen KriegSgcsan» gencn. 2. Die Forderung der Entlastung aller dcutscheu und sonstigen Kriegsgefangenen in den Ländern der Entente. Dgs Eude der Sozialifieruugskommifsio». Die Sozialisierungskommisfion hat in einem Protestschrciben au das Reichswirtschasisamt ihre Aemter niedergelegt. Sie be - gründet biefen Schritt damit, daß Dr. A u g u st ü l l e r die Kommission anbauernb herabgesetzt unb jeder Be - deutung entkleidet habe. So habe man den vorläufigen Bericht der Kommission über die Sozialisierung der Koble zuruckgehalten, bis die Entwürfe des Reichswirtschaftsamtes in der Nationalver - sammlung durchgepeitscht waren, und diese Entwürfe seien, ent - gegen einem gegebenen Versprechen, der SozialifierungSkommission nickt vorgelegf worden. Auch das Vorgehen gegenüber den Kom - missionsentwürfen über bie i Kommunalisierung und über die Sozialrsiernng der Hypothekenbanken gibt der Kommission Anlaß zu ihrem Schritt. Infolge der Einstellung ihrer Arbeiten könne auck der Bericht über das Versicherungswesen nicht mehr fertig - gestellt werden. Ein Ultimatum WilsouS in der Friedensfrasze? Wiederholt ist in den letzten Tagen berichtet worden, der Präsident Nordamerikas plane seine baldige Rückkehr nach Amerika, wobei die Frage offen blieb, ob es ihm vorher noch gelingen werde, dos Frtedenswerk nach feinen Grundsätzen zu vollenden oder ob die Widerstände der Lloyd George, Clemenceau usw. dagegen so mächtig seien, daß er unverrichteter Dinge ab- reisen müsse. Nun meldet ba8 holländische Blatt ^NieuweS van den Tag" au? Paris: Die amerikaniscken Friedensdelegierten erklärien, daß Wilson durch feine beschleunigte ab - reife bie Friedenskonferenz zwingen wolle, ent - weder sofort unter den bereits akzeptierten Bedingungen Frie - den zu schließen ober zu erleben, daß Amerika sich auf feine eigene Politik zurückziehe. Tie amerikanischen Delegierten erklärten bestimmt, daß der Präsident nicht länger die bis jetzt verfolgte Arbeitsmethode mitmachen wolle. Der Korrespondent des .Daily Expreß" meldet: Aus ge - wöhnlich gut unteridjteten amerikanischen Kreisen verlautet, daß Wilson über den Verlauf bet Verhandlungen sehr unzu - frieden fei; er werd« vielleicht nach Amerika zurückkehren, ehe der FtiedenSvertrag fertig fei. Dann würden bie Vereinig- ten Staaten mit Deutschland einen Eonber- stieben schließen. Die Danziger Frage fei enbgültig ent- schieden. Danzig werde Freihafen. Die polnische Frage wird durch bie Judenverfolgungen noch komplizierter. In Paris be- findet sich eine mnerikanisch-jüdische Abordnung, bie versuchen will, von den Alliierten Garantien für den Schutz der jüdischen Bevölkerung in Polen zu erhalten. Reuter meldet aus New Aork: Die Abfahrt des Dampfers für Präsident Wilson, .George Washington", nach Brest, die am 14. April erfolgen sollte, ist nunmehr bereits auf den 11. April festgesetzt worden. Nahrung ist daS beste Mittel gegen Bolschewismus. Nach einer Meldung des »N-euw« Rotterdamschen Courant" cmS New Dork berichtet bie .Chicago Daily News", daß die Lage in Rußland den Haupkgegenstand der Pariser Ver - handlungen bildete und daß diese Beratungen am 7. April fort - gesetzt worden sind. Wie verlautet, schlug Amerika vor, Lebensmittel nach Rußland zu schicken. Nach seiner Auffaffung sei Nahrung die beste Waffe gegen den Bolschewismus. Dies würde ein Abkommen mit Lenin notwendig machen. Die Amerikaner hätten keine Be - denken gegen die Sowjetwegierung als solche, sie seien nur da - gegen. daß die Vertretung in den Sowjets ausgewisse Stände be» icyränkt bleibt. In den amerikanischen Berichten aus B u b a • pe st werde der dortige Bolschewismus als viel demokratischer geschildert als in Rußland. ES bestände die Absicht, der Konferenz am 7. April vorzuschlagen, an die russischen Bauern eine Prokla - mation zu richten, worin ihnen versprocken werden soll, daß die Alliierten den russischen Reaktionären nicht helfen würden, ihnen ihr Land wieder wegzunehmen. Verhaftete Soldatenräte. Aus L i b a u wird der .Freiheit" berichtet, daß dort am 3. April der Militärgouperneur, General v. b. Goltz, wegen feind - licher Haltung gegenüber den Soldatenräten verhaftet wurde. Am selben Tage trafen bie im Kriegshasen stationierten Jäger in Libau ein, befreiten den General unb verhafteten sämtliche Soldatenräte. Darauf jttjen zwei Bataillone der Gavnison zum Polizeipräsidium, wo bie Soldatenrate interniert waren, und ver - suchten vergebens,^« Verhafteten mit Waffengewalt za befreien, sie wurden aber von anmarschicrenden Truppen umzingelt und en'wafsnet. Am 5. April wurden alle diese Soldaten zusammen mit allen verhafteten Soldatenräten nach Deutschland ab» transportiert. Arauföfifche Strafjustiz gegen streikende Saarvergleute. (Eigener Drahtbericht des .Hamb. Echo".) Die Saarbergleute, bie entgegen einem französischen Befehl weiterstreikten, sind zu 2 bis ö Jahren Gefängnis verurteilt worden. Andere sind in das rechtsrheinische Gebiet abgeschoben worden. Englands WohuungSreform. Aus dem englischen Unterhaus meldet Reuter: Die Woh - nungsgesetzvorlage, bie auSge ar beitete Pläne in der Wohnungs - frage sowie die Aulrottung bet schmutzigen Stadt - viertel im ganzen Lande vorsieht, wurde in zweiter Lesung einstimmig angenommen. England und Atgyptcu. Im «ngsischen Unterhaus sagte in Erwiderung auf eine An - frage über die Lag« in Aegypten HarmSworth: General Allenby bat folgend« Proklamation erlassen: Da die Ordnung nunmehr größtenteils wiederberaestellt ist, erkläre ich im Einvernehmen mit dem Sultan, daß keine Ein - schränkungen für den Verkehr mehr bestehen unb daß den ne« r r.. 11 - ' r ringen wollen, e S frei steht, es zu tun. — HarmSworth fügte hinzu: Es ver- lau»«. ooB «in - n. ■ .uu . . ... »> ’-qien ist und daß eine Abordnnnn von Acvyptcrn, entsprechend einer schon zweimal von der britischen Regierung ergangenen Einladung England einen Besuch abstatten wird. Kleine politische Mitteilungen. Ter Nationalversammlung ging ein Gkieymtwurf über die Ein - führung bet Sommerzeit m. Tana-b soll bie Sommerzeit am 28 April 1919 vormittag« 3 Uhr, nach der gegenwärtigen Zeit - rechnung beginnen unb am 15. September 1919, vormittags 3 Uhr, enben. Die französische Regierung soll nach dem .Berliner Tag«- blatt" beichlossen haben, bie Demobilis-ierung der fran - zösischen Armee bis zum 15. Mai zu unterbrechen. Mit dem Dampfer .Nieuwe Amsterdam" kamen wie bie Holländer Blätter melden, am DienSiag der deutsche Ge - sandte in Mexiko v. Eckhardt unb bet deutsche Aenerak» konsul in Amerika Grunow in Rotterdam an. Bauern im Bürger- und Bnueinlrieg. Die Erwartung, daß «S in Bayern durch bie tn München proklamierte Räterepublik zu einer Einigung des ganzen Landes auf Grundlage dieser neuen Regierung-form kommen mürbe, er - füllt sich nicht. Im Gegenteil! Der offen« Bürgerkrieg ist die Folge. Da die fanatischen Anhänger bei Rätesystem» tn einer Reihe größerer • Städte sich de» Telegraphen bemächtigt hatten, waren natürlich auch die Nachrichten von dort so gehalten, baß der Eindruck entstehen konnte, das ganze Land hab« sich dem SRäic« shstem untergeordnet. Es stellt sich indessen nun heraus, daß namentlich die bäuerliche Bevölkerung zu München» neuer Re - gierung in schärsstsr Opposition steht unb sie durch Aushunge - rung zur Abdankung zwingen will. An» Nürnberg wirb berichtet: Am DienStag» 8. April, nachmittags 5 Uhr, wird die Lebensmittelsperre über AngSburg und Nüru» borg verhängt, bis in München die Räteregierung zurück- getreten ist. Weiter liegen folgende Nachrichten au» Bayern vor: Die Bauernschaft de» Riehe» (Kreis westlich Nürnberg) er - läßt einen Aufruf, tn dem e» heißt: .Die Bauernschaft Franken», der Oberpfalz unb be» RießeS haben sich zu einem gemeinsamen Vorgehen zusammengeschloffen. Die Bauernschaften ObrrfrankenS, Schwaben» unb beS Allgäu« schließen sich an. Die gesamte Bauern - schaft der genannte Kreise steht hinter dem Ministerium Hoffmann und erklärt dieses Ministerium unb den bayerischen Landtag als gesetzliche Regierung unb Volksvertretung unb tut alles zu ihrer Unterstützung." WTB. Nürnberg, 8. April. Die Arbeiter- unb Solbatenräte haben mit vier Fünftel Majorität sich gegen bi« Räterepublik erklärt unb für bie Freiheit bet Presse ausgesprochen. * Zu den Erklärungen, wonach sich verschiedene bayerische Städte der Räterepublik angeschloffen hoben, wirb dem Wolsfbureau von guitänöiger Seite mitgeteilt, daß es sich biet keinesfalls um Kund - gebungen des VolkSwillen» handelt, sondern mir um bie propa - gandistischen eigenmächtigen Aeußerungen örtlicher Arbeiterräte. « In Rosenheim wurden 25 Bürger al» Geiseln festgenommen. Der in München aufgelöste Landtog ist in Damberg wieder eröffnet worden. Minister be» Innern Segitz sprach sich Pressevertretern gegenüber sehr zuversichtlich aus. Der Militär- minister Schneppenhorst konstatierte, daß bie bisherige Militärpolisik der Regierung unverändert todter betrieben werde. Irbe aitswärtigx Hilse werde glatt, abgelehnt. Der Zentralrat in Dtünchen kündigte die sofortige Sozoa» Hfitrung der Bergwerke und der Warenhäuser an. EM fieu EmrMeil MW. Protest - Kundgebungen tu Vertin und Leipzig. Eine Don 1000 Personen besuchte Versammlung der Partei - funktionäre, BetriebSvertrauenSlettte und Hrbeiterräte bet So- zialbemokratischen Partei Berlin» nahm außer einer Protest - resolution gegen bte GewaltfriebenSpläne bet Entente folgende Entschließung einstimmig anl Di« Versammlung protestiert mit aller Schars« gcgeu di« Versuche der Unabhängigen unb Kommunisten, die Berliner Arbeiterschaft tu de» Generalstreik hinein- zuheycn. In der gegenwärtigen Stunde, wo die Heran» schaffung von Lebensmitteln und Rohstoffen zur Blieber» ausnahme unsere» Wirtschaftslebens begonnen hat, schädigt ein Generalstreik bie LebenSinterefle« der Arbeiterschaft ausS schwerste und bringt unS den wirtschaftlichen Tod. Di« Ersahruugeu zeigen, daß die Führer der Generalstreik- propaganda diesen Streik znm gewaltsamen Sttwz der gegenwärtigen vom Vertrauert brr VolkSmehrheit ge - tragenen Regierung, znr Ausrichtung bet Gewalt - herrschaft einer MinberHett benutzen wolle«. Unter be» heutigen Verhältnisse« bringt du solcher Streik bie Herrschaft beS lichtscheue« GesinbelS mit Plünderungen und Lebensbedrohlknge« der friedliche« Bevölkerung. Di« Konferenz fordert die Arbdterschaft auf, daS Volkeintereffe über daö Jutereffe eiuzelner Partden und ihrer mach,lüsternen ■ - . . 2K..1 der Wand gerissen; eine Fensterscheibe klirrt«, unb klatschend fuhr bie Kugel brnnten in bas Bohlentor. Dann blieb alles still. Er ritz bie andere Pistole von bet Wand, unb ohne Kleidung, im nackten Hcrnbe, stürzt« er au» bem Zimmer; im Hinausgehen griff er nach dem Haken an der Tür, aber der Schlüssel fehlte. .Leo, Seor rief er auf bet Treppe draußen. .Mein Hund, too bist du?" — Nichts regte sich. Noch einmal rief er unb stieg bann in den noch bunflcn Hausflur hinab. x Da wurden seine Füße durch etwas aufgehalten, was nicht weichen wollte; als er sich bückte, fuhr seine Hanb über lange», seidenweiches Haar. — Er stieß einen lauten Schrei au». Noch einmal bückte er sich; bann rannte er — er wußte selbst nicht weshalb — in bie Kammer seiner alten Dienerin; aber bie sgube alte Frau lag ruhig atmenb in ihrem Bette; er nahm das auf dem Tische stehende Licht, zündete cs an und trat wieder auf den Flur hinaus. Da lag fein Hund, bie Deine steif gestreckt, bie braunen Augensterne groß unb offen. Er Warf sich nicbcr und leuchtete mit der Kerze dicht hinan; ein bläulicher Flor schien den Glanz der Augen zu bedecken; kalt und wie in stummer Klage starrten sie ihn an. Auf einmal war ihm, al» wiir- den die Mauern durchsichtig, als sähe er zwei jugendliche Ge - stalten über bie Heibe fliehen unb im brennenben Morgenschcin verschwiiibcn. Er sprang auf unb ftanb im nächsten Augenblicke in Fran - ziskas Kammer. — Sie war leer, bas Veit nur leicht berührt; man sah, sie hatte nur zu flüchtiger Rast sich auf bie Dicke bin» gestreckt; bas Kiffen zeigte nock ben Eindruck, wo sie ihren Arm gestützt batte. Er hätte es nicht lassen können, er legte feine Hand hinein, als liebkost« er nock diese letzte Spur ihres Lebens. Da flirrte durch eine zufällige Berührung die Waffe in seiner andern Hand, unb jäh schoß ein neuer O'ebanfenfttom burch seinen Kopf. Schon war er brausten auf ber Treppe; aber er kam nicht todter. — Wa» wollte er benn noch? — Schon einmal roarert feine .panbe rot geworben. Langsam stieg er bie Treppe hinauf r.aft ,einer -Lchlaftammer; er hängte bie Schußwaffe an Ihren Platz; > dann kleidete er sich völlig an. AIs er fertig War. -trat er in bas Wohnzimmer, zog bie Vorhänge der Fcnitcr auf und öffnete bann mit seinem Schlussel baS Fach bcs SchraavtischeS, worin bie Wertpapiere ihren Platz hatten. Er wußte vorher schon, WaS er finben würbe. Was ihm gehörte, lag unberührt; bas Päckcknm mit-Franziskas Namen war verschwunbcn. — Eine Weile suchte er noch nach einem Zettelchen von ihrer Hanb, einem Wort des Abschieds oder was es immer fei; er räumte das ganz« Fach ans, aber es fand sich nichts. — Durch bie Fenster brach der erste Morgenschein und ließ das alte Türbilb aus der Dämmerung hervortreten. AIS er zufällig den Blick bahinwarf, überkam ihn ein wunderlicher Sinnentrug; der einsame Alte dort ant Wege hatte ja den Kops gewandt unb sah ihn an. Die Sonne stieg höher, an ben Tapeten leuchteten bie Blumen ber Vergessenheit. Richarb hatte bie Augen noch immer nach bem Silbe. Es war fein eigenes Angesicht, in baS er blickt«. • ♦ » Der Oktober war in» Lanb gekommen. Im Kruge zu Föbren- schwxirzeck saßen eines Nachmittags ber Wirt unb der kleine Krämer aus der Stadt sich gegenüber. Der ganze Tisch war voll von Kreidezahlen; sie hatten wieder einmal CuartalStag gehalten, daS Fazit war gezogen und genehmigt worden; die noch übrige Zeit gehörte vergnüglicheren Gesprächen, und sie waren auch jchon in vollem Gange. Kasver-Ohm begann soeben von dem Boden der 'gemeinen Wirklichkeit emporzusteigen. „Fhr mögt mir’» glauben." sagt« er geheimnisvoll, »es ist sein eigen Blut gewesen; freilich hat er'S nicki Wort haben wollen, denn sie ist aus den Namen Fedders ge - tauft und bei einem Magister ausgezogen worden; sogar einen eigenen Vormund hat er ihr von Gerichts wegen setzen lassen!" »Kasper-Obm!" sagte ber kleine Krämer. »Ihr seib «lieber einmal bei Eurem Advokaten in der Stadt gewesen!!" „Nun, nun, PfesserS, glaubt*» ober glaubt'» nicht! Der Vor - mund ist selbst bei mir eingekehrt gewesen; da, wo Ihr jetzt sitzt, bat er gesessen und seinen «chnapS getrunken; sie baben'v brühen im „Narreukaiten" eben mitsammen fertig gehabt, daß daS arme Kinb einen reichen Bäckermeister freien sollte, so einen alten wurmsrickigcn Mehlkneter; denn sic ist was wild gewesen, unb bie alte Waifcnwicb bat nicht«rech, mehr mit ihr Hausen können. Nun, Pfeffers, wa» soll man dazu sagen, baß sie lieber mit dem i'ckwarzen .Krauskopf “ Er nickte dem Krämer zu unb blieb bebeuram burch feine auSgcspreizten Finc-cr. .Da» ist eine gewaltige Geschichte, bie Ihr ba erzählt, Kaspcr- Ohm," meinte der andere, „unb stimmt nickt ganz mit bem Ka- Icnber; denn der Doktor ist bei ber Geburt des Möbel» ja schon drei Sabre außer Landes gewesenI Ssbcr laßt uns einmal an- stoßen, unb freut Euck, baß der Krauskopf Eure Ann-Nargarct nicht auch noch mitgenommen hat; denn er sah mir just nicht aus, als wenn er lange mit einer einzigen zufrieden wäre.” Kaspcr-Lhm lachte und blickte durch die Fensterscheiben. »Ta kommt auch der Inspektor!" sagte er. Der Genannte war eben in'Begleitung seines Padels unter der alten Eiche bitrdhgeganacu, in deren Wivfcl jetzt bat leere Nest zwischen den schon gelichteten Zweigen sichibar war. Ter Wirt empfing ihn an ber Stubentitr. .Nun, Herr In - spektor," des er munter, „alles wieder auf dem alten Stand?" »AuSgekchrt unb abgeschlossen!" erwibcrt« der Alle, indem er ben großen Schlüssel zum Außentor be» Walbwinkels aus den Tisch unb sich selbst auf einen Stuhl warf. »Gestern ging da? Ic^e Fuder nach der Stabt, um dort unterm Hammer wcgge- feb lagen zu werden; all da? schöne JngutI Die alte Lewerenz bekommt baS gange Gelb bafür.“ „Unb ber Herr Doktor?" fragte ber Wirt. „Do ist denn bet geblieben?" „Weiß nicht," sagte ber Alt«, »kümmert mich auch nicht; — fort — in bie todte Welt." Der kleine Pfeffer» nahm ben Schlüssel von der Tischplatte und hielt ihn über ben Kopsen ber beiden anderen: .Wer bietet auf ben .Narrenkasten"? — Nummer eins: ber alte Herr; Nummer zwei: ber Herr BotanikuS; — wer bietet zum brüten auf den „Narrenkasten"?" „Laßt die Possen, Pfeffers!" sagte ber Hite und nahm ihm den Schlüssel auS der Hand. »Mir tut’S nur ,leid um den Löwen- gelben; ich sag' Euch, e» war ein Kapitalvieh; et ging noch über meinen Phylax." • 6 n be. Runst, Wissenschaft und Leben. Beravftalturigka zu VorzugSpreiseu. Karten zu Vorzugspreisen weiden nur an der Kasse des Bildmigr» weseuS. Grone Tdealersiraße 42 I. auSgegeden Die Kasse it geöffnet vormittags von 10 bis 1 Uhr, nachmittags von 4 bis 6 Uhr. Telephonische Aniragen nach velletten bleiben unberüchichtigt. Deutsches LchanspielhauS. Die Direktion be$ Schauspielhauses Hal nun auch in lieben?» würdiger Wei e dem BtldungSauSschub Karlen zu ermäßigten Preiie« füt unsere Mitglieder jur Veriügung gestellt. Bei dem riesigen Aboa- nentenftanb sind eS natürlich nur gan; wenige Plätze im 1. Parkett, die an unserer Kasse zum Preise von X 4.30 abgezei-ett werde« sönnen. Tie erste Vorstellung, tür bie »arten zu Haden sind, findet am Frei- lag 11. April, odeitdS 7 Ubr. statt Zur Aonühtuue gelangt »Lisclott von der Platz". Tie zweite Sorsielhim- ’inbet am Montag. 14 April, abends 7 Ilhr, statt. Zur Auuührung ae- lanat „Die Braut von Mcssiua". Am 15. Apri l, ahc"'? 7 Uhr ist btc brüte töciftelmng. An diesem Abend gelangen bie drei (öin- aktcr zur Auisührmtg. Karten ab TonncrSwg. Dorrn, lu Uhr, an ber Kusse des Bildangit verein». Große Thcaterstraße »2, L