eud)t>anbtunfl. (lrt>nHefiig»t>rrl«t -enailUD A a.t», olerUljabt» tt<» A «je fr«* *”• Sau«. ■tnMtnuminet io 4 Rteu». hanhknbunflm monatL Ab. m t battton: CHDlnnbftraht 11, > »ttXL Birantroqrltldttr fRebatteur: »erl VrlrrSfon. Dom bürg. LamvurgerEcho Autrigr» Mi ,«hitgesva:!ea« 1ettt»nl< 75 A. tutüflltd) 88' , PZ». Itn« schlag. Arbiitamorkt.Bir» mirtungs- unb .vamilit» anzrtgen 70 4 Anzeige» Mnnehme Fehlandftrabe 11 tm Lrbge'chob u. in allen üinnoncm- Bureau*, sgiatz, unb Daien» vorichriften etzneVerdinblich. keil. Sknamen im lebeftle» neuen Teil werben auch gegen Entgelt nicht ausgenommen. Ur. S56. Freitag, den 6. Juni 1919. - Morgen-Ausgabe. 33. Jahrgang. Filialen: St. Panlt, Ohn« «mandastraße, bei Franz Wüizberger, «nnmftr. 17. Eimsbüttel. l!*ttßeilfel»e bei Larl Dreyer, Fruchtallee42. Eppenoart, «rotz-vorttel und Willterhubr bei Trust Sroßkopi, Neldvrferftr.8. 6arm>etf, llhlenharft bei Theodor Petereit, Heinrich H-rtzstr. 145. Ror^-Vurmbeck bei Robert »irr, Poppenhulenstr.iS. Hohenfelde, vornfelde, bei Larl Ortel, Baustr. 2«. Hamm, Horn, Lchiffbeck u. Billmäröer bet Poling, Diagonalstr. 24. Hammerbrook bi« Suafchlllger Billdeich bet Rud. Fuhrmann, 6überfaifh.l5. RotenburgSort u. BeSdel bet Rt. Hübener, B,llh. Rührendamm 213 a, Hchpi. Wilhelmsburg bei H. Oellerich, FLHrstr. 66, L Silbers, «anosbeck, Hinichenkelde u. Lft-Vmtmbeck bei Franz »rüget, Kurze Reihe 34. «ltona bei Frau Lchünleld, Blücherstr. 28. Cttenien, Bahrenlel» bei Fran, Role, Frieben«allee4«. „Httloifltom oöer oerooDöelo?“ Kin Streich der Reaktion. Der „tmgekrSnte König von Hamburg", Herr Witt» Hoeft, ist wieder da. Er war trotz seiner privatkapitalisti. scheu Spekulantenlüchtigkeit als Vertreter des sozialistisch - demokratischen Deutschland, als Friedensdelegierter nach Ver - sailles gesandt worden, um dort auf seine Weise die Inter - esten dessen zu vertreten, was in der Sprache der Kapitalsten „Volk" heißt und in Wirklichkeit Prosit ist. Was er dort ausgerichtet hat, ist sein Geheimnis. Jetzt scheint seine Wirksamkeit in eine neue Phase zu treten. Er ist nach Ham - burg zurückgekehrt und hat sofort als Präses der Handels - kammer von der Galerie der Börse herab eine neue Kraftrede gehalten, des Inhalts, wenn man dem deutschen Kaufmann die Verdienstmög- lichkeit des freien Handel» nehme, dann werde er mit seinem Geld ins Ausland abwaudern. Gemeint ist natürlich auch das neueste Kapital, das aus den verbrecherischen Kriegsprofiten stammt, besten Zinsen dann die kapitalistischen Regierungen des Auslandes von den deut - schen Proletariern ehilreiben sollen. Wo es mir gut geht, da ist mein Vaterland; wo mir mein Kriegsprofit gesichert wird, da zieh' ich hin mit allem, was ich habe, und überlaste der geliebten Heimat außer dem Dreck, den ich von den Füßen schüttele, die Pflicht, m i r d i e Zinsen z u bezahlen. Die Drohung, mit Hab und Gut und Kriegsprofit sich dünn zu machen, zeigt, was hinter der Maske steckt, die die Kriegs - gewinnler ihren „Patriotismus" nennen. Wollen wir sie an - reizen, uns auch fernerhin das kostspielige Glück ihrer „wert - vollen" Gegenwart zu schenken, dann sollen wir ihnen als Entgelt die „W erdien st Möglichkeit d e S freien Handels" lasten. Was hierunter zu verstehen ist, läßt die Steigerung der Pfcfserpreise ahnen. Herr Witthoeft ist aber sicherlich nicht blos deshalb von Versailles zurückgckehrt, um dem Proletariat diese neue Be - kräftigung seiner alten Lehre von der Notwendigkeit der kapita - listischen Klassenherrschaft an den Kopf zu werfen. Erscheint auch gleich die Parole mitgebracht zu haben, nach deren Vorschrift die Öffentlichkeit im Sinne des internationalen Neukapitals be - arbeitet werden soll. Sein Leibblatt, der „Hamb. Eorrespondcnt", und auch die „Hamb. Nachrichten", verteilten am Donnerstag ein anonymes Flugblatt, das uns an - kündigt, ein Ultimatum der Ententeregierungen stehe uns bevor im Falle die Unterschrift des Friedensvcrtrages deut - scherseits verweigert werden sollte. Dieses Musterstück eines Versuches von Volksverdummung' lautet wörtlich: U Uim a tun oder verhandel u? Die Mitteilungen au» Frankreich, England und Amerika zeigen deutlich, das; die feindlichen Unterhändler in zwei Lager geteilt sind. Die eine Partei will mit Deutschland verhandeln, die andere Partei jede Abänderung de» Vertrages ablehnen und uns ein kurzfristiges Ultimatum stellen. Kommt es zwischen diesen beiden Parteien zur Einigung? Bisher sind unsere Feinde stets einig geblieben, weil Deutschland aller angenommen hat, war ihm geboten ist. Daraus werden die Feinde ihre Lehren ziehen. Kein Mensch in Deutschland kann sich wundern, wenn jetzt von feindlicher Seite ein Ultimatum kommt. Die beiden feindlichen Parteien werden sich verständigen unter der Formel: »Zunächst der Versuch eine» Ultimatum» — Deutschland hat bisher ja stet» alle» angenommen —» ver - sagt dar Ultimatum, erst bann wird ver - handelt r Läßt Deutschland sich durch ein Ultimatum verblüffen, dann unterschreibt eS sein eigenes Tode-urteil. Lehnt er da» Ultimatum ab, so ist nicht eine Fortsetzung de» Kriege» die Folge — auch unsere Feinde brauchen dringend Frieden —, die Folge sind Verhandlungen, deren Ergebnis ein Fortbestehen Deutschlandr unter erträglichen Bedingungen sein wird. So frech verlogen und so künstlich verworren diese Kund - gebung auch ist: sie läßt klar erkennen, woraus es den reak - tionären Dunkelmännern ankommt. Sie glauben annehmen ju dürfen, die Regierung werde den Kriegspro- fitlern den Gefallen tun, bie Unterschrift zu verweigern. Dann wird selbstverständlich ein kurz - fristiges Ultimatum der Entente kommen, mit her Aufforderung, sofort bedingungslos zu unter - schreiben, andernfalls der Waffenstillstand beendet sei und der Vormarsch der Entcntctruppen wieder ausgenommen werde. Tiefe Invasion ist es, was unsere Reaktionäre heimlich eriehnen. Denn den von kapitalistischen Regierungen geleiteten Entcntetruppcn gegenüber — es brauchen ja gar nicht mehr Millionen-Armeen zu sein — ist das deutsche Volk jetzt wehr - los, während es gegen Gewaltmaßregeln der eigenen Reaktionäre immer noch furchtbaren Widerstand zu leisten vermag. Wie die französische Bourgeoisie sich 1871 von deutschen Truppen den Rücken decken ließ, als sie die Kommune niederkartätschte, s o möchten unsere Reaktionäre mit Hilfe der ausländischen Bajonette bie brutsche Revo - lution abwürgen, falls es nicht anbers geht, in Blut ersticken. Deshalb wirb bem Volke jetzt frevelhafterweise vorgelogen, bas in Aussicht stchenbe Ultimatum sei nur ein Bluff, um weitere Verhanblunaen herbeizufahren. Von all ben un- zähligen stinkenden Lügen, durch die das Volk seit Jahr und $00 von den Kriegöprositlern irregeführt wurde, ist die» eine der schändlichsten. Kommt solch ein Ultimatum, °ann ist es kein Bluff, sondern blutiger Ernst. Dann wird nicht mehr unterhandelt, sondern diktiert. Und wirb auch bann nicht unterschrieben: bann braucht bie Entente teinen neuen langen Krieg zu führen, sonbern nur noch einen “einen, kurzen, raschen Schritt zu tun. Dann werden die Ruhrkohlenzechen unb bie Häfen besetzt, bann bricht bei Rest von beutschem Wirtschaftsleben zusammen, bann regiert der Abel, bann triumphiert der heimische, heiligt deutsche *rtegSprofit. Unt) dann, wehe dir, Proletarier! Dann liegt dein Schick - lol wieder rettungslos in der Hand derer, die ungezählte Millionen auf den Schlachtfeldern verbluten unb daheim in freu Krallen des Kriegswuchers langsam dahinsterben ließen. jener Grausamkeit, die aus Blut unb Hunger Profit er- Avgte, mit jener Grausamkeit wirb man bich zwingen, dem ^riegsprofit bie Zinsen zu verbienen. DaS ist dir zugedacht, d" halte dir vor Augen. Lewins doch hingerichtet. Wir erhalten von • unserem Berliner Mitarbeiter folgende Drahtnachricht: Da» Todesurteil gegen LewiuL i st heute mittag vollstreckt worden. Der Protest nicht nur der Unabhängigen, sondern auch de» „vorwärts" war ergebnislos, und so ist zu befürchten, daß die vom BollzugSrat Grotz-Berlin gestern angedrohten Folgen neue innere Wir - ren un» nicht ersparen werden. Die „Freiheit", die die Nachricht der Hinrichtung noch nicht enthält, teilt in großer Auf - machung mit, daß man e» den beiden Verteidigern Dr. Rosenfeld und Graf Pestalozza verwehrt habe, die Minister z u sprechen. Nur dank der Vermitt - lung eine» Offizier» habe Lewint» alte Mutter i h u 20 Minuten sprechen können, und LewinLS Frau, die gleichfalls in Ttadelheim sitze, sollte von dort entfernt werden, ohne ihn zn sprechen. Er selbst sei während der ganzen Zeit seiner Haft a n Händen und Füßen gefesselt gewesen. Die Nichtbegnadigung wird damit begründet, daß Lewin« bie Ursache de» Bürgerkrieges in München gewesen wäre und somit keine Begnadigung verdiene. S3a» hier geschehen, ist eine Infamie ohnegleichen. Die Re - gierung Hoffmann, die daS zulieh, hat sich mit diesem Schrecken»- urteil besudelt. .Weil er die Ursache deS Bürgerkriege» ge - wesen ist, deshalb verdiente er keine Begnadigung.' Rann man eine armseligere Rechtfertigung für ein Bluturteil auSdenken? Wir haben mit der Politik dieses russischen Sozialisten nicht sym- patisiert, weil uns jede Gewaltdiktatur für ein erhabene» Ziel von vornherein als eine Gefährdung dieses Ziele» erscheint. In Mün- chen hat diese Diktatur die Diktatur der weißen Garden nach sich gezogen, die jetzt ihr Schreckensregiment aufrichten. Dasselbe grauenvolle Spiel wie in Berlin, wo Liebknecht und Luxemburg in einem summarischen Verfahren .gerichtet' wurden, wo Dinge geschehen, wie wir sie jetzt im Ledebourprozeß wieder nacherleben können. Gewalt gebiert Gewalt. Aber sollten wir Sozialdemo - kraten, die wir uns doch so gern die besonneneren Elemente nennen, es wirklich nicht einmal versuchen können, die Bestie im Menschen zu bändigen? Wer hat die Regierung Hoff - mann gehindert, einen unser elementarsten Grundsätze z u erfüllen: die Todesstrafe zu be - seitigen? Wer, so fragen wir nochmals, hat die sozialistische Re - gierung Hoffmann daran gehindert? Tie Antwort ist leicht ge - sunden. Die in ihrem Haß rasend gewordene Befehlshaber, schäft deS neudeutschen Militarismus war e » die der sozialistischen Regierung verbot, LewinL z u begnadigen. So weit sind wir also schon ge - kommen. Und da gibt e» noch Leichtgläubige in unseren Reihen, die an dem Lebenswillen der Reaktion zweifeln. In München wiederholt sich in etwas anderer Form dasselbe Spiel, da» auch im Berliner Edenhotel gespielt wird, und Hoff- mann und NoSke sehen dem Spiele zu und begreifen es nicht. Ein Jammer ohnegleichen. Es geht mit Riesenschritten dem Ende zu, wenn da» Proletariat nicht noch einmal die Würfel im Becher rührt. D i e neue ft t Krise der deutschen Revo - lution ist durch ben Tod LewinöS beschleunigt worden. W i r fürchten, daß e S bald um die Exe - kution der deutschen Freiheit gehen wird. Der französische Massenstreik. Es geht um „die Wandlunft des Brsitzverhattuisies". WTB. Versailles, S. Juni. Laut „Echo de Pari»" halten sich bie RegierungSkreise sehr zurück, wollen aber eine Verständi - gung zwischen Arbeitern und Arbeitgebern möglichst schnell herbei- führcn, um ben politischen Treibern ben Boden zu entziehen und die Preise für Lebensrnittel unb Kleidung herunterzudrücken. Die bürgerliche Presse ermahnt die Arbeiterschaft eindringlich, die LuSstände nicht politisch z u färben. 8 achin schreibt in der „Humanit«": Die ganze Well leide an demselben Fieber, da» neue Zeiten verkünde. Millionen von Proletariern rechneten heute nur noch a u f bie Wanb 1 ung der Vesiyverhältnisse. „Bataille" schreibt: Heute handelt e» sich um die Erreichung bet Ziele der öenfeberetion Generale du Travail. Im vertrauen auf ihre Stärke und die Gerechtigkeit ihrer Sache erwartet bie Arbeiterklasse, daß man ihren Forderungen Rechnung trägt. „Journal du Penple" meint, augenblicklich sei e» ebenso ernst wie im August 1914, e S geltebem inneren Feinde, der sich lut Kriege bereichert habe. Die Bewegung fei nicht mehr aufzuhalten. Man müsse die Arbeit»- elnstellung richtig deuten. Die unfähige Regierung müsse endlich »nrücktreten. WTB. Berfaille», 6. Juni. Die AuSstand»bewegung in Frankreich nahm, wie die Blätter mitteilen, gestern noch an Umfang au. In den Vororten von Paris allein feiern 250000 Arbeiter. Die Omnibus- und Ltraßenbahnangestellten, welche gestern die Arbeit niederlegten, beschlossen gestern abend in stark besuchten Versammlungen, mit den Metallarbeitern und der Untergrundbahn gemeinsame Sache zu machen und gleichfalls einen AllgemeinauSjtand für da» ganze Pariser Gebiet auszu- rujen. Die Untergrundbahner und Metallarbeiter beschloßen gestern nachmittag in einer Massenversammlung im Boi» d« Boulogne einstimmig, nicht zu arbeiten, bi» ihre Forderungen bewilligt werden. Laut .Malin' werden die Elektrizität-arbeiter unb Eilen- bahner de» Pariser Gebiets zu bem großen Au»stand Stellung nehmen unb sich möglicherweise der Bewegung anschließen. Laut .HumanllS stellt sich bie Regierung in den Dienst der Sache der Arbeitgeber. So wurden verschiedene Arbeiter der Metallfabrik in Reuilly benachrichtigt, man werde sie einziehen und in Kolonialregimenter stecken, fall» sie die Arbeit nicht wieder ausnehmen. In der Metallbranche scheinen Unterhandlungen zwischen Arbeitern unb Arbeitgebern bevorzusteden. Vormittag» traten beider Ver - treter im Arbeitsministerium zusammen. Die Arbeitgeber scheinen auf die Forderungen der Metallarbeiter etngeben zu wollen. Die SBlättermelbungen machen den Eindruck, daß bie AuSstanbSbewegung bisher wirtschaftlich ist Auch der Wider - spruch gegen da» Einschreiten in Rußland und Ungarn tritt weit hinter den Gesichtspunkt der Verteuerung der Lebenshaltung zurück. Srock-orffs Anklage wegen -er rheinischen putsche. WTB. Berlin, b. Juni. Nachstehende Note, betreffend die Loslösung der Rbeinlande unb der Pfalz, wurde unter Bei - fügung der Nole, die Erzberger am 2. Juni an General Nudan 1 gerichtet hatte, Clemenceau überreicht: Herr Präsident I Die deutsche Delegation erhielt in den letzten Tagen sowohl durch di« Presse al» durch unmittelbare Nachrichten «u» Deutsch» land Kenntni» davon, daß in den R Heinlan den und der Pfalz Be - strebungen im Gange sind, zu dem Zweck, diese Gebiete vom Deut 'chen Reiche loszulösen und zu ''elbständigen Republiken zu machen. Die Bestrebungen werden von den militärischen Be - hörden bet Okkupationsmächte nicht nur geduldet, sondern sogar offen unterstützt. Deutsche Beamte, die pflichtgemäß gegen die An- fttfter einfcbteilen und sie nach den bestehenden deutschen Gesetzen wegen Hochverrat» zur Verantwortung ziehen, werden von den BeiatzungSbehörden ihrerseits verfolgt und mit Ausweisung be - droht. Einzelheiten, die wegen der Absperrung der rheinischen Ge - biete vom übrigen Deutschland nicht mit Genauigkeit haben nach- geprüft werden können, sind in der hier abschriftlich beigefügten Note Erzbergers an Nudant vom 2. Juni enthalten. Tie deutsche Delegation macht die alliierten und assoziierten Regierungen auf - merk'am, daß die Duldung und Förderung von Bestrebungen, bie zur Ablösung der westlichen Gebiete vom Reiche führen sollen, in hohem Maße geeignet find, bie Verhandlungen über bie Herstellung be$ Friebens unb bie Durch- Tüljtung seiner Debtngungen zu stören. Ein solches Verhalten bet Lkkupationsbehörden würde überdies in schroffem Widerspruch zu bet Bestimmung deS Artikels 3 Absatz II bes Waffenstillstandsabkommens stehen, bie offenbar davon aus« geht, daß die Zuständigkeit der bisherigen Verwaltungsbehörden dieser Gebiete unangetastet bleibt und daß die militärische Be - setzung durch die Gegner die Zugehörigkeit dieser Gebiete zum Reiche in keiner Weise berührt. Dazu kommt, daß Deutschland die Lasten, die eS tm Frieden »vertrag auf sich nehmen will, nur tragen kann, wenn die territorialer, unb wirtschaftlichen Unter - lagen seiner finanziellen Leistungsfähigkeit unangetastet bleiben. Es bedarf keiner Ausführung, daß die Abtrennung von Gebieten mit so großer Bevölkerungszahl und so hochentwickelter Industrie wie die Rheinlande bie Grundlagen deS beutfdien Friedens - angebotes erschüttern müssen. Wenn also bie Behörden bet Okkupationsmächte, die den Abfall der Rheinlands fördern, der Meinung sind, daß sie dadurch den Interessen der alliierten unb assoziierten Regierungen dienen, so vergessen sie, daß sie zwar den tatsächlichen Machtbereich dieser Regierungen für den Augen - blick vergrößern, zugleich aber t:e rechtlichen Sicherheiten ver - ringern, die ihnen für die Durchführung der FriedenSbedingungen hasten sollen. Hiernach richtet die deutsche Friedensdelegation an die alliierten unb assoziierten Regierungen bas nachdrückliche Er - suchen, die in Vorstehendem gekennzeichneten Vorgänge alsbald aiiizuklären unb dafür Sorge tragen zu wollen, b ah bie mili - tärischen Behörden der Lkkupatiom Sm ächte im Rheingebiet unverzüglich und mit allem Ernste auf daS Gefährliche ihres mißleiteten politi- tischen Eifers hingewiessn unb ungehalten werben, einerseits jebe Förberung ber Los- lösungSbestrebungen z u unterlassen, anderseits den deutschen Behörden bei der pstichtmäßigen Bekämpfung dieser Bestrebungen keine Hindernisse in den Weg zu legen. Genehmigen Sie, Herr Präsident, den Ausdruck meiner aus - gezeichneten Hochachtung. Graf Brockdorfs-Rantzau. JM mit öemloöe öeflialt...“ Unsere militärischen Gewaltmenschen au? ber Aera Wil - helms sinb heute noch vom selben Kaliber wie ehemals. Je werter sie von Deutschland entfernt find, je weniger geben sie sich Mühe, ihre brutale Natur zu verbergen. Al» Beispiel dafür diene die folgende Bekanntmachung de» Oberbefehlshaber» der Baltischen Landwehr, de» deutschen Major» Fletcher, bie am 28. Mai in ber .Lidänischen Zeitung' erschien. Sie lautet: Ich verhänge das Standrecht über bie Stadt Riga und ordne an: 1. Jeder, ber im Besitz von Waffen Schuß-, Stich- und Hieb- wasserst, Munition ober Sprengstoffen ist, hat diese binnen zwölf Stunden bei der nächsten Polizeiwache abzuliefern. Jeder, bei dem später Waffen gefunden werden, wirb mit bem Tobe bestraft 2. Alle, die während der Bolschewistenhcrrschast als Verwal - tungsbeamte, Komiteemitglteder, Milizionäre usw. fungiert haben, alle Angehörigen der Roten Armee und alle übrigen, bie gegen die Befteiungötruppen gekämpft haben, haben sich binnen 48 Stunden nach Veröffentlichung dieser Bekanntmachung b e i ber nächsten Polizeiwache z u melden. 3. Jeder, der einen solchen bei sich beherbergt, ihn verpflegt, ober ihm zur Flucht verhilft, sowie ein jeder, der den Aufenthalt eine» solchen kennt unb nicht sofort bie nächste Polizeiwache davon in Kenntnis setzt wirb mit dem Tode bestraft 4. Wenn von einem Hause auf die Truppen geschossen wird, hasten sämtliche Bewohner des Hause» mit ihrem Leben. 5. Jed« Zivilperson, bie bie Straßen der Stadt ohne Ge - nehmigung ber Polizei in ber Zeit von 6 Uhr abend» bi» 6 Uhr morgen» betritt wirb mit bem Tode bestraft 6. Privattelephone finb verboten. Sämtliche Privatpersonen, die Telephongespräche haben, sowie Hausbesitzer unb Wohnungsinbaber, in deren Häuser sich Telephone befinden, haben sich sofort bei der Polizei zu melden. Unterlassung der Meldung wirb mit bem Tode bestraft 8. Jeder, der Kenntnis davon hat, wo sich Waffen, Munition, Ausrüstungsstücke nnb überhaupt Heeresgut, sowie größere Be- stände von Proviant, Lebensmitteln usw. befinden, hat sofort bei der nächsten Polizeiwache Anzeige zu erstatten. Unterlassung der Anzeige Wirb mit bem Tode bestraft 9. Alle geraubten und gestohlenen unb entgegen ben vor bet Bolschewistenherrichaft geltenden Gesetzen erworbenen Gegen- stände, Möbel, Kleider, Wäsche usw. müssen von ben augenblick- Uchen Besitzern, ganz gleichgültig, wie sie in den Bsitz ber Sachen gekommen find, binnen 48 Stunden bei der nächsten Polizeiwache, soweit möglich, mit Hinweis auf ben früheren Besitzer, angemelbct werben. Der Anmeldende erhält von der Polizeiwache eine Be - scheinigung mit genauer Aufzählung ähnlicher angemelbeter Gegenstände. Jeder, bei dem nach Ablauf dieser Frist nicht an - gemeldete» Gut vorgefunden wird, wirb mit bem Tobe bestraft 10. Die Drucklegung und Verbreitung von Schriften aller Art, die nicht vom Gouverne. ment genehmigt worden finb, ist verboten. Zu. Widerhandlungen werben mit bem Tobe bestraft 11. Sämtliche Gesetze unb Verordnungen, bie während der Zeit der Bolschewistenberrschait erlassen worden sind, treten mit der Veröffentlichung dieser Bekanntmachung außer Kraft. Riga, im Mai 1919. Der Oberbefehlshaber ber Landerwehr. Fletcher. Sommißstiefelkultur, Kommißstiefeljustiz. Wehe un», wenn sie sich vom Baltenland wieder nach Westen bewegt . . . politische Nachrichten. Dienstag nach Pfingsten kritischer Tag erster Ordnung. Da» ,B. T." meldet au» Versailles: Die Zeitungen teilen überein stimmend mit daß bte Antwort auf bie deutschen Gegenvorschläge am Dienstag nach Pfingsten über, geben werden soll. Lloyd George bleibt während der Pfingsttage in Pari», um an den Beratungen teilzunehmen. Die Aenderungen, bie von den Engländern gewünscht werden, würden nach ben Andeutungen, die ziemlich gleichlautend in allen Blättern zu finden sind, vielleicht in einigen Fragen zweiten Grade» zu - gestanden werden. Die große Linie ber FriedenSbedingungen aber soll unverrückbar bleiben. ES scheint einige Aussicht zu fein, baß hinsichtlich Oberschlesien eine geringfügige Milderung des Vertrages zu erwarten ist, doch weist .Echo de Paris" darauf hin, daß jede Einschränkung im Osten eine weitere Sicherung im Westen zur Folge haben müsse. Eine Aenderung bet Bestim - mungen über da» Saargebiet fei nicht beabsichtigt, und bie Grünbung eines starken Polens verlange da» Interesse Frank - reichs. Die übrigen Aenderungen würden bie finanziellen Be - stimmungen betreffen unb wahrscheinlich in ber Festsetzung einer bestimmten Schuldsumme für Deutschland bestehen. Tie Bier au der Arbeit. WTB. Paris, 5. Juni. HavaSmeldung: Diplomatische Lage. Die vier Regierung?führet setzten die Beratung bei deutschen Gegenvorschläge fort, insbesondere in bezug auf Ober- i dj I e ’ i e n. Es wurde noch kein Beschluß gefaßt, ba die befragte Kommission ihre Berichte noch nicht übergeben bat Einige Teil« ber Gegenvorfckssäge wurden an Sachverständige weiter geleitet, bie sie prüfen sollen. Es sei jedoch wahrscheinlich, daß die Grund- bestimmungen der Friedensvertrqges keine Aenderungen er - fahren würden. Man ist nicht der Ansicht, daß bie Antwort vor der kommenden Woche überreicht wird. Wenn bte Frist zur Unterzeichnung vier Tage betragen soll, kann der Friede bi» zum 15. Juni unterzeichnet werden. Ter französische Einpeitscher. Der Pariser .Temps" schreibt: Wir leben in den Tagen wo die Regierungen zeigen müssen, daß sie wissen, wa» sie wollen, und daß sie alle ausnahmslos eS wollen. Sie sollen nicht zögern ihren Willen und ihre Ein - heit zu bekunden. Zögern hieße die alliierten Völker desorien - tieren. Zögern hieße die Illusionen Deutschlands, seine Machen - schaften und sein Spekulieren auf bolschewistische Ansteckung und auf bie Weltrevolulion, ermutigen. Machen toir bem ein 6 n b e. Es liegt nur ein einziger Falle vor, in bem grund - legende Klauseln hätten modifiziert werden können, nämtich falls Deutschland in seiner Antwort bewiesen hätte, daß diese ober jene Abmachung die Wilsonschen Grundsätze verletze. In der deutschen Antwort finden wir keinen solchen Beweis. Die Völker aller alliierten und assoziierten Länder find zu der Ansicht berech - tigt, daß die grundlegenden Vertragsklauseln nicht mehr in Frage gestellt werden können. Weder in der Festsetzung der teutschen Grenzen, tuxb in der Besetzung deutscher Gebiete, noch in bet Designierung der Wiedergutmachungen, noch betreffs ber Befug - nisse ber Commission» de Reparation», noch in irgend einet anderen grundlegenden Bedingung können die Völker annebmen, baß man einem Deutschland, welche» statt der Sarantien bisher nur Schikane, Reden, Drohungen oder Herausforderungen beibradjte, Zugeständnisse machen werde. Zwischen den Regierungen und den Völkern unserer Allianz gibt e» eine Art heiligen Vertrages. Sollte man bie grün bl egen ben Bedingungen ändern, so müßte man zuerst ben Völkern durch ihre gewählten Vertreter da» Wort erteilen. Tie alliierten unb assoziierten Regierungen werden zweifellos nicht notwendig haben, es io weit kommen zu lallen. Sie werden einmütig fein, um Deutschland zu zeigen, daß es nichts durch Drohungen erreichen wird, daß e S zuerst unterzeichnen muß. Ueber die Vorgänge am Rhein wirb dem .D. T." gemeldet: »Präsident' Dr. iortben suchte gestern abend mit seinem neu gebildeten „Kabinett" von der Re - gierung in Wiesbaden Besitz zu ergreifen. Gr benutzte den freien Nachmittag ber Beamten, um in daS Sielbabener Regierung-gebäude einzudrin - gen. Dr. Dorther, belegte zunächst da» Arbeitszimmer des Präsidenten für sich mit Beschlag, während die Mitglieder deS .Kabinett»" im Vorraum auf weitere Befehle warteten. Dr. Dorthen ordnete als erste Amtshandlung die Hissung der weih-grünen Fahne an, bie er gleich mitgebracht hatte, doch konnte dieser Befehl nicht ausgeführt werden, weil man nicht den Äufgang zur Spitze de» RegierungSgebäudes fand. Inzwischen hatte sich die Kunde von dem beabsichtigten Putsch durch bie Stadt verbreitet, unb große Menschen - mengen sammelten sich, heftig empört, an. Hanbfeste Leute brangen ein unb knüpten eine sehr lebhafte Unterhaltung mit ben ftabinett»« mitgliebern an, bie bamit endete, daß bie M i - nistet fürchterlich verprügelt würben. Nut Dr. Dorthen kam glimpflich davon, weil er sich im RegierungS- gebäube versteckte und s i ch später durch bie Flucht rettete. Bemerkenswert war bei biefen Borgängen b i e Haltung be» französischen Militär». Die Wache im RegierungSgebäude beobachtete volle Neutralität. Auch al» der Kommandeur von Wiesbaden, Pinot, in seinem Automobil herbeigerufen wurde, erklärte er, sich in bie Vor - gänge nicht einmischen gu wollen, nur müsse auf der Straße bie Ruhe bewahrt werben. Auch Pinot hat jetzt den Hochverrat-paragraphen be» deutschen Strafgesetz - buches außer Kraft gesetzt. Die Dorthen-Regierung erklärte in dem Wiesbadener Zentrum »blatt, bie Behörde hätte von keiner anderen Regierung Befehle anzuneh- men. Alle ihre Bekanntmachungen seien von allen Blättern nachzudrucken. Der Wiesbadener Magistrat hat einstimmig er - klärt, diese .Regierung" nicht anzuerkennen. Kölns Protest. WTB. Köln a. Rh„ 6. Juni. Die .Kölnische Volksztg.' meldet: In der gestriaen Sitzung der Kölner Stadtverordneten- perfammlung wurde einstimmig folgender Beschluß gefaßt: Die Sladtverordnetenverfammlung Kölns, die Vertretung der größten rheinischen Stadt, lehnt die in Wiesbaden und in Mainz von einigen unverantwortlichen Personen erfolgte Proklamation ber rheinischen Republik mi: aller Entsichedenheit ab. Tie Bevölke- rung Köln», ohne Unterschied be» Stande», ber politischen Partei- richtung unb de» religiösen Bekenntnisse», hat mit diesen Polin- scheu Fantasten nicht da» Mindeste zu tun. DaS uralte beutiie Köln fühlt sich mit dem deutschen Volk in den bittersten Unglück?, tagen fester verbunden denn je. Roch eia WaraungSbrief englischer Kiiedcusfrcnadc» Der folgende Brief englischer FriedenSferunde wurde an LIohd George und Wilson gesandt: .Van den Entscheidungen der nächsten Woche oder zebn Tagen hängt da» Schicksal von Millionen unserer Mitmenschen, besonder» bet Kinder, ab. Dir beabsichtigen nicht, irgend ent Urteil zu bem Frieden-vertrag mit Deutschland zu geben. Er ist nicht bekanntgemacht worben und wir kennen in nicht in seiner Vollständigkeit. Ob er nun gerecht oder ungerecht, weise oder unweise ist, ob e» möglich ist, die Bedingungen zu erfüllen ober unmöglich, sie zu verwirklichen, stellen wir ba» dringende Ersuchen an Sie unb bte anderen alliierten Staatsmänner in Paris, die deutschen Wünsche für Abänderung unparteiisch unb sympathisch in Erwägung zu ziehen und denselben, wenn möglich entgegen - zukommen. Wir glauben, baß ein von der deutschen Regierung, al» Vertreterin de» deutschen Volker, willig unterzeichneter Friede einen unendlich größeren Wert besitzt al» ein durch Drohung mit Hungersnot aufgezwungener. Er wird ein sichere» Fundament bilden für die neue Weltordnung, der wir alle entgegenscben. Unterzeichnet wurde der Brief von Lorcburn, Buckmaster, Toukhtvark, Beauchamp. Parmoor, E. W. Barnes, Brailsford, John Clifford, 2. E. Garvie, Sidnev L'e.b, Beatrice Webb, William Ploore Ede, F. B. Meher, Hirst, I. L. Hobson, Noe! Buxton, Rate Courtney es Penwith, Louise Ercighton, Gowch, Scott, L. ®. Gardiner, George Patfb, Hammond, Bevan.