Ur. 504 *5?dnt >a«Uch Ainrtmat, «.- *«• Ib6 tau«, yeuftianbfenb. moncttU AC giebaMtonl «MblanbnvaSf 11# 1 Etoch. ^ronieoTtltdirr «tbottnir: 2S •««*’•* öambura. urp e»ti । e«: gp,la»dNra^«ll-^>a^ban»lun«: *rbgefd)06. Zudibnidetet-Äontot: geblatibhiaB« u i Start. " Obqt!e#»«tT mergeet 10 4 eltab« 15 4 LamburgerEcho eiitlHitfli M» jrtnaffpalten« Vetltu'Ut »o *, zuzüglich SO Proznu» Xnicntiinatn* schlag. virbtOamartt. Vr» mteluna#' unb Samilitm amtlgen ee 4 41 n \rlgrm ilnuabmr Stitlanbllrabe u Im (Itbetfdioe (Mtf 7 Uhr abcnb# für brn falpenbru ?an>. In btn yilalrn (bM I Ubrt iL In allen Annonce» Bureau«. Ola«- unb Daten» borlrtTltten obneHeibinblld)» kett btctlamen tm rebadto» neben Teil werben auch gegen •niaelt nicht aulgenommen. Donnerstag, den 30. Oktober 1910. - Morgen-Ansgake. 33. Jahrgang. Abrechnung mit den Urhebern an Deutschlands Niederlage. Bet Art- und M'illk-W. gri einer Dauersitzung von unerhörter Länge erledigte am Mittwoch die Nationalversammlung den Etat von Heer und Alarine. Nach einer im alten KncgervereinSstile ausgemachten Ilede des Volköparteilers M a r e tz k y kam von der sozial - demokratischen Fraktion der Genosie Stücklen zum Wort, der mit großer Frische ins Zeug ging und die Herren von der Rechten wie die reaktionären Offiziere als fortgesetzte Ge - fährdung des Reiches charakterisierte. Die Semmler, Mittel - mann und Gräfe tobten, als Stücklen seine wohlgesetzten Hiebe austeilte. Von Noske forderte der Redner rücksichts - loses Vorgehen gegen die reaktionären Offiziere. Wärmste Worte fand unser Redner für die noch immer in Feindesland festgchaltenen Kriegsgefangenen, für deren Heimtransport sich die Regierung mit ganzer Kraft einsctzen müsse. Den konser - vativen Herren, die plötzlich vor einer Miliz schwärmen, hielt er die Forderung Bebels vor, die sie damals verlacht hätten. Der Talmijunker Gräfe hielt eine seiner bekannten heraus - fordernden Reden, eine Rede von maßloser Ueberhobenheit, ! wie sie nur ein reaktionärer Junker zustandcbringcn kann. ' joäle trauen die Junker nicht, Herr v. Gräfe griff ihn daher mit großer Stärke an. Die Provokation des Redners führte mcderholt zu stürmischen Unterbrechungen. Minister Noske biente Herrn v. Gräfe nicht zu knapp. Ueber die Zustände im Heere sagte er, daß er politische Agitation nicht dulden Knnt. Die Vereidigung auf die Verfassung sei fast restlos erfolgt, die Offiziere seien durch den Eid gebunden. Ihre Mwahl solle nach den Grundsätzen erfolgen: „Freie Bahn dem Tüchtigen!" Der Minister kündigte an, daß er alle Putschversuche von rechts mit äußerster Rücksichtslosigkeit be - kämpfen werde. Zu einer ungewöhnlich wirkungsvollen Rede « nahm dann noch Minister David das Wort. Unter dem lauten Beifall der Sozialdemokraten und Demokraten hielt er dem Gräfe und Genossen den Spiegel vor und klagte sie der Urheberschaft an dem furchtbaren Unglück des Landes an. Die Davidsche Rede sollte im Stenogramm jedem Wähler zugäng - lich gemacht werden. Mit trefflichem Material polemisierte euch der Demokrat Maas gegen die Rechte. In einer ent - setzlichen Dauerrede von Zs^stündiger Dauer trieb dann der unabhängige Koenen fast das ganze Haus in die Flucht. NoSke knüpfte sich den Wald- und Wiescnredner vor und führte seine maßlosen Uebertreibungen auf das richtige Maß zurück. Eine Flut persönlicher Bemerkungen schloß dann die Beratungen. Die hierauf erfolgte Beratung des Marine- etats verlies wesentlich ruhiger. In später Stunde wurden dann noch hintereinander der Etat deö Reichstages, des Rechnungshofes, der Neichsfchulden und des außerordentlichen Haushalts erledigt. Damit war die Etatsberatung in zweiter Lesung beendet. Die Ab- itimiimag über eine Unmenge Petitionen bildete den Äbscytuß der 1ir/Lstündigen Sitzung. Deutsche Nationalversammlung. sich und Die sind i-T 112. Sitzung. Berlin, 29. Oktober. Sm RegierungStisch: NoSke. Präsident Fehrenbach eröffnet die Sitzung 9% Uhr. Gemäß einem Antrag des Geschäftsordnungsausschustes be- lchließt die Srationalversainmlung. die Genehmigung zur «streif» dirsolgung gegen den Abgeordneten Gandorfer (Bayr. Bauernb.) dr«n Hochverrats und Vergehen gegen § 130 der Strafprozeß - ordnung zu verweigern. Darauf wird die zweite Beratung des Haushaltsplanes für 1819 beim Haushalt für die Verwaltung des RcichshecreS l»rtgesetzt. Beim Haushaltsausfchutz wird die Forderung von >',! Millionen Ausgaben für Einwohnerwehren im außerordent - lichen Haushalt gestrichen. Im übrigen der Haushalt zur un- teränbeiten Bewilligung empfohlen. Es liegt ferner eine Ent- lchließung vor, wonach für di« Reichswehr das BeköstigungSggld der Ersatzbetrag für Unterbringung angemessen erhöht wer - den solle, daß ferner den kriegsgefangenen Offizieren, Unter- effilieren und Mannschaften Steilen in der Reichswehr offen Gestalten werden, daß endlich mit ^möglichster Beschleunigung fest» stellt wird, welche Stellen in Staat und Gemeinden den An- Nhörigen der Reichswehr nach Ablauf der Dienstzeit offen stehen. Von den Deutschnationalen wird eine Enltchließung bean« ^agt, dir Reichsregierung zu ersuchen, den Oberbefehlshaber der Marken anzuweisen, bei Handhabung deS Gesetzes über den Be - lagerungszustand: >) unparteiisch unb nur nach sachlichen Rücksichten zu ver - fahren; b) da? Verbot bei täglich erscheinenden Zeitungen auf höch- fienS drei Tage, bei Druckschriften auf höchstens drei Nummern । ju beschränken; c) vor dem Erlaß des Verbotes den Herausgeber zu hören; d) in der Verbotsanordnung den beanstandeten Artikel zu bezeichnen; e) wegen Erscheinen der Zeitung ober Druckschrift sofort mit 3rin Herausgeber in Verbindung zu treten. „ In der an das Gehalt des Reichsministers, M 44 000, ge - rupften allgemeinen Besprechung bemerkt Dr. Marctzkn (TVP.): Tie Unzulänglichkeit unseres fünf- Heeres mit seinen 100 000 Mann liegt aus bet Hand. ;~ der Gemeine Jt 2000. Tie Gehälter der j^fiüier« müssen einer Revision unterzogen werden; denn für JI 150 monatlich findet man keinen mehr. Für die Landes - verteidigung ist ein Söldnerheer von sehr problematischem Wert, eS kann ein Werkzeug der Reaktion werden. (Nach rechts:) Sie haben mit einem Male Ihr warmes Herz für die Soldaten ent - deckt, das läßt auf die Absicht schließen, daß Sie da8 Heer für sich gebrauchen toollen. Ter Berufssoldat dient dem, der ihm am besten bezahlt. Wir haben unter den Kommandeuren nur vier bürgerliche. Wir bekämpfen die Bevorzugung deS Adels, Sie (nach rechts) hoffen, über kurz oder lang wieder eine mon - archische Armee zri haben. In iueiten Kreisen der Offiziere be - ginnt man wieder, sich außerordentlich lebhaft zu füh'en. Zur Aufklärung der heimkehrenden Kriegsgefangenen über die Ge - schehnisse hatte die Regierung eine Broschur« verbreiten lassen, die die Vorgänge ganz objektiv darstellte. Eine Anzahl von Offizieren hat sie verbrannt. (Beifall recsMj Tie Herren der Rechten tun alieS, um die Kriegsgefangenen in ihre Hände zu bekommen. Aber diese werden Ihnen sagen: Ihr s.id schuld an ' unserem Elend! (Lärm rechts.) Wegen Eurer KriegS- treiberei. (Lärm recht?.). Sie verbreiten die unwahre Nachricht, die Regierung sei schuld an der verzögerten .tzeimsendung. Sie überschwemmen die .Heimkehrenden mit Hetzschriften. Hier habe ich ein solckeS Flugblatt, wo den Kriegs-efangenon erzählt wird, tjt b,e m Kabinett sähen fast nur Juden: der Jude Schiffer, der Jude Bernstein, der Jude Preuß, der Jude Wurm. Dann heißt es weiter: die Finanzabteilung wurde später auf Wei Juden verteilt, auf Dernburg und Gothein. (Heiterkeit.) Offiziere, die nickt auf monarckistischem Boden stehen, werden hinausgeekelt. Wir müssen dafür sorgen, daß das Heer der Re - publik ein republikanisches Heer ist. (Beifall links. Unruhe rechts.) Für staatsbürgerliche Aufklärung im Heere muß gesorgt lverden. Ein Heer von Republikanern ist die beste Schutzwcbr gegen monarchistische Umtriebe. (Lärm reckts.) Ter Reichs- Wehrminister muß das Heft in den Händen behalten, aber er darf auch die Fühlung mit den breiten Massen bcS Volkes nicht ver - lieren. _ (Sehr gut! links.) Die geheimen Qualifikationsberichte über Offiziere werden hoffentlich ganz beseitigt. Mit dem Scküfi der Vergangenheit muß aufgeräumt werden. (Unruhe rechts.) Eines kamerabschaftlichen Zuges unserer Rcichswehrsoldaten ge - denke ich. Sie haben erklärt, sich gern mit einem Anzug begnügen zu wollen, damit die zurückkehrenden Kriegsgefangenen einen Anzug erhalten ton - nen. (Beifall.) Noch immer werden in Frankreich rund 600 000 Kriegsgefangene zurückgehalten. Tie Gefangenen müssen ja beinahe denken, die Heimar habe sie vergessen. Das ist nickt der Fall. Es wird alle? versucht, um sie zu befreien. Der Rück - transport eines einzelnen Gefangenen aus Sibirien kostet unS Jt 11000. lHörtl hört!) Die Regierung hat erklärt, koste eS, war es wolle, di« Gefangenen müssen befreit toerben. (Beifall.) Nacken (Z.fi Ich spreche dem Neichswehrminister unsere Anerkennung aus, baß er das Ziel, bcS er sich gesteckt hat. eine Reichswehr zum Schutze und zur Ordnung zu sammeln, erreickt hat und daß allmählich Ruhe und Ordnung in Deutschland ein» gezogen sind. Wir wissen, welch große Schwierigkeiten zu über - winden waren, um zu verhindern, daß ein ganz allgemeiner Bruderkrieg in Deutschland ausbrack. Für diese Reicklwrhr sollen nun im vorliegenden Etat Formationen sestgestellt werden. Es wird vielleicht eingewendet, das kleine Heer der Reichsw:hr koste viel Geld, ungefähr ebensoviel wie un8 dar frühere Heer gekostet hat. Dak ist erklärlich, man muß bedenken, daß er sich um ein Uebergangsheer handelt. daS heute noch größer ist, als der FriedenSvertrag bestimmt. Erst vom 1. April 1920 eb sind eS nur 100 000 Mann. Ferner handelt es sick um ein Söldner - heer und nicht um eine Wehrmacht, die auf der allgemeinen Wehrpflicht beruht. Es handelt sick auch um den Abbau des alten Heeres, wofür im Erat 3 Milliarden eingestellt sind. Für den kommenden Etat ist es wünsckenstoert, daß die Aufstellung so erfolgt, daß man auf den ersten Blick erkennen kann, was jeder einzelne an Gebribrnissen: Gehalt. Zulagen usw., bekommt. Zur gedeihlichen Entwicklung der Reichswehr ist eS no'toenbb, für btc Zufriedenheit der Leute zu sorgen. Männer sind vorhanden wie im alten Heer. Dir verlangen, daß die Gebührniffe für die Angehörigen der Reichswehr, Offiziere. Unteroffiziere unb Mannschaften, auSreichcnb sind. Di« Dehrlsute müssen durchaus ' gut untergebracht werden, unb die DeköstigunqSgelder müssen demsntsprechenb sein. Fenier begrüben wir eS, daß die Ein - führung eines umfassenden UnierrichteS für die Mannsck^ften in Aussicht genommen worden ist, damit sie sich auf ihren Beruf vorvereiten können. Ss muß den Mannschaften sobald wie mög- kick miigeteklt werden, was sie nack ihrer Dienstzeit im S'aai und bei den Gemeinden für ein« Stellung einnehmen werden, Nwnn sie die mittlere Beamienlaufbahn betreten. A»ch die Kleidung muß anständig sein. DaS Heer bars keine Partei- Politik treffen. Die Reickswehr muß voll und ganz auf dem Boden der Verfassung sieben. Ich hakte eS für beinahe urrncg» lick, daß Leute, die innerlich anders denken und gar nickt auf dem Boden der Verfassung sieben, im Heere b'ercn können. Möge es dem ReickSwehrminister b-schieben sein die Reick^webr weiter gebeiblick zu entwickeln, daß «in m'lit'risch acktbarer Annarat von Bedeutung entsteht, der imstande ist, tm Rotfalle Stufte und Sicherheit tm Lande aufrechtzuerhalken. (Beifall Im Zentrum.) v. ffirnfr (DNP ): Mit einem wehmütigen schmerzlichen ®e- gble erfüllt uns die Pflicht nach der glanzvollen Perivd« seit hei iederaufrichtung des deutschen Reiches heute zum sogenannten Hcereketa: sprechen zu müssen, die eilte Armee, die fünf Jahre hindurch einer übermenschlichen Uebermacht getrotzt hat, blieb siegreich unb ungebrochen, sie ist hinterrücks bedroht worden. (Leb - haftes Sehr richtig! Stufe bet den SD.: Eure Schuld.) Die Hetze, bin Nmergf'abunq des Ansehen» unserer herrlichen Armee kam ' steht nunmehr fest. @8 war I (Großer Lärm.) Wenn die Herren . .. . . . Entrüstung abschüiteln. so nehme Ich davon Notiz. Ich sage ganz offen, in der jetzigen Situation Deutschlands kann man mit Revolutionen und sentimentalen Gefühlsduseleien keine Polifik machen. Das Reich ist gefährdeter als eS jemals tut Kriege war. (Sehr richtig. Bewegung.) .Herr von Graefe sprach von txr Leiche des Vaterlandes. Nein. Deutschland blutet ans tausend Wunden, aber er lebt und wir geben die Hoff - nung nicht auf. ei wieder blühend, stark und gesund zu machen. Bei der Arbeit, die dabei zu leisten ist. wollen wir uns nickt stören lassen. Das Reich darf weder durch Tollheiten von rechts noch durch Narrheiten von links gefährdet werden. I* unserer politischen Situation nruß der Bürgerfrieg»nt«rbki'io«n Denn er trotzdem versucht wird, ist er zu unterbinden, (turiif: Da» hätten Sie am 9 November sagen müssen.) Wer da» Reick gefährdet, ist atl Schädling M bekämpfen. Die Lvartakcktwi sagen jetzt, je kleiner ihre Gruppen, desto besser ihr« ShiSnwet Damit kein Zw«ifel besteht, will ich miiteilen, daß ich, Weser tage einen Vefihi unterzeichnet habe an die Truppen dahingehend, je geringer die Truppe, desto stärker zngepackt. (Zuruf r«d!l: Wollen Sie den iiich' wieder aufheben?) Ich bln mir klar, bä-; der Gedanke an Putsche in wirren Kopsen zuckt. Jeder ldutich von recht 8 ober links wird mit Eisen be k ä m p f t wer - den. Da» Reich hat einen schmalen Pfad zu ubersawriten. Wir müssen hinüber, koste es, was r< wolle. Hinüber kommen wir aber schließlich bei einet Politik der mittleren Linie, d-e klar unb folgerichtig betrieben werden muß. Wir werden da» Retch nicht zugrunde gehen lassen Ta» Ziel muß erreicht treten. Deutsch - land und da» deutsche Volk müssen wiel^r festen Boden unter sich bekommen. Wenn ba» gelungen ist. t» 'ernt ich vorwärts^ aufwärts ! (Lebhafter Vetsall bef Än Tvziawemvkratest.- Mannsckastöstande varbehciltcn. Wir sind gezwungen, Leute auf 12 Jahre zu werben. Offiziere müssen bi* zu 25 Jahren dienen. Da jebtt Klassenunterschied bei der Auswahl Wegfällen muß, muß der Mann so l»:zahlt werden, bafy er anständig existieren kann. Für tüchtige Leute muß die Loiksbahn lockend erscheinen. Das Kaserncnlcben muß umgesraltct werden. Die Bezahlung wirds, sick bis zu einem gewissen Grade derjenigen von Arbeitern außer - halb der Kasernen annähern müssen. In der Regel wird der Mann bei der Einstellung 18 Jahre alt fein. Wer mit 30 Jahren ausscheidet, muh aber, wenn er nicht Offizier geworden ist, wissen, wa» au8 ihm werden wird. ES mutz also die Aussicht aus eine anständige Zukuilst vorbereitet werden. Bleibt es bei den 100 000 Mann, dann werden wir notgedrungen jeden Monn ul» eine Art Kapitulanten zu behandeln haben. Meistens vetpslietstcn sich die Stute zuächst bloß auf drei Monate, sie ziehen den Militär - dienst der Arbeitslosigkeit vor. Der häufige Wechsel macht el unmöglich, eine feftgcglieberte, gut disziplinierte Truppe zn fdjaffcit Aus zwölf Jahre sich zu verpflichten, ertlärcn sich setzt nur wenige Leute bereit Daß wir zum 1. Avril 1920 etwa 100 000 Mann bekommen, ist ausgeschlossen. Am 1. Januar 1920 werden wir etwa 10 000 Mann Im Heere unb 1500 für die Marine einstellen. Soll da» erreichbar fein, dann wird in reichlickiem Maße auf die bisherigen Kapitulanten zurückgegriffen werden müssen unb diese verbleiben doch im Dienste nur, wenn ihnen ihre Bezüge belassen werden. Diejenigen, die sich schon jetzt für eine längere Dienstzeit bereiterklärt haben, werden weitgehender Fürsorge teilhaftig werden. Die Reichswehr muß so gestaltet werden, daß sie den Interessen beS Reiche» dient. ES wird be - trächtliche Zeit dauern, bis alle Erfahrungen praktisch in diesem Sinne auSgemünzt sind, aber eS muß geschafft werden, wenn mir den Aufbau deS Reiches zu neuem Glanze und zu neuer Mut« verwirklichen wollen. Die Reichswehr soll weniger Gegenstand des ParteigezänkS sein. Die Arbeiterschaft besorgt, daß sie ein Instrument gegen daS Volk werden könnte. ES zeugt daS von geringem Zutrauen zur eigenen Kraft Wir werden in Zukunft 4000 Offiziere in dir Reichswehr haben, unb kein Mensch darf glauben, daß btc Mehrzahl davon dauernd darauf aus fein wird, oder auf der Lauer liegt, eine Konterrevolution zu machen. Tie uiiabb. Jtlgendzeitfchrift schildert die Reichswehr als eine Rotte hergelaufener Menschen, die in Hunderten von Städten Menschen niedergemetzelt hätten. Das «erbot de» .Teutschcil Wochen - blattes" trat durchaus berechtigt. Die Herren von der Rechten sind immer ftfir empfindlich, wenn sich «ine Kritik gegen st« nickt in den allerfemsten Ausdrücken bewegt. Wer da will, daß man Respekt und Mitleid für die Familien hat, die jahrhundertelang in Deutschland renterten unb jetzt zum Teil im Exil leben, der muß auch Respekt haben vor der ictzigen StaatSform und den jetzigen Trägern der Regierung. Es hat aber niemals ein solches Maß von Geschmacklosigkeit in der Kritik, wie e» die Herrschaften von der Rechten belieben, gegeben. Es charakic- risieri Herrn von Graefe, wenn er sich schützend vor die .Teutsche Tageszeitung" stellt, die sich entgegen jeder Anständigkeit unb Loyalität erbreistet, einen ehreichasten Mann wie den Reich»» präsidenten hcrunterzureißen. DaS Blatt bezeichnet den Reichs Präsidenten wiederholt als unehrlich. (Grohe Unruhe.) ES sagt, wie sollen preußische Generale und Offiziere sich einem Reichs - präsidenten unterordnen, bet sich selbst als ehrlos bezeichnet hat. (Große Unruhe und Zurufe links und recht».) Der Urheber der Broschüre. die zur Eidesverweigerung aufforderte, und die bei der .Deutschen Tageszeitung" gedruckt würd«, der Landschaftsbirektor Kavp. irrten diese Sudelschrift mit RrickSrninister Dr. Da»»: Der Aba. v. Graes« hat >mS borfletvorfen, wir hätten die Möcht befc Deutschen brochsn. Die Säule des Reiche«, die früb-. it Armee, sei von uns unterminiert worden. Tatsächlich ist bc8 Gegenteil der ckall. ES gab nur eine einheitliche Ueberzeugung, daß wir einen «cittiii» gurrgSkamps führten unb nicht einen Eroberungskrieg. Diese werden lassen. WaS wir in der letzten Stunde von Herrn Graefe gehört haben, könnte man wohl ckarakterisieren als einen Vor juch. Selbstmordpolitik zu treiben. (Sehr gut link», Laclscn rechts.) Deutschland hat im Kampfe gegen drei Viertel aller Völker der Erde gestanden. Angesichts dessen sind die Opfer und Leistungen de» deutsche» Volke» geradezu fabelhaft gewesen. Unter dem ungeheuren Druck der Uebermacht ist der Zusammenbruch erfolgt. Unser Volk ist, soweit e» Dassen getragen hat, ehrenhaft aus diesem Kampfe hervorgegangen. Ich hojfe, die Schwierigkeiten mit dem Rücktransport au» dem Osten werden sich allmählich verringern. Reibungen mit den Litauern werden hoffentlich in der Zukunft unterbleiben. Sehr rasch wird die Heimbeförderung wegen der Eisenbahiikala« mität leider nicht möglich sein. Zu dem Abtransport von Muni» tionswagen und Lebensrnitteln habe ich die Zustimmung erteilt Munition hinzuschassen, erforderte die Vorsicht, denn el bestand die Gefahr, daß die Litauer un» die Eisenbahnverbindung unter - brechen könnten. Daß beträchtliche Lebensmitt-iinengeii etter* dcelick l.itö wenn der Abtransport sich lange Zeit ,>in siehe, ist selbstrerftändlich Al» eine N i ch t S w ü t d i g ' c i: n-ng ,ch eJ zuräckweisen, wenn eS so dargestellt wird, al» ol die Regierung sich nicht zu den berechtigten Forderungen der lirichSwcbr be - kennt. Ich begrüße jede Anregung, die Truppen besser zu stellen, aber niemand weiß auch besser al» ich. wie viel ihr noch fchii. Die Moral der Truppe entspricht natürlich der Moral der Bevölke - rung, aus der sie kommt. Völlig gesunden wird die Truppe nur dann, wenn wir von einer allgemeinen Gesundung der Be - völkerung sprechen können. In den Etats, dem Heeres- und Ma - rineetat, werden Mittel angeforbert für den Abbau derjenigen Formationen, die nach dem Friedensvertrag verschwinden müssen. Die Verringerung deS Heere» ist nicht in dem Tempo vor sich gegangen, wie angenommen wurde. Der Grund liegt darin, daß her Friede immer noch nicht ratifiziert ist. Da» OffizierkorpS hat schon eine beträchtliche Verminderung erfahren. Von den Generalen sind nur die dienstlich erforderlichen vorhanden. Bei der Auswahl der Offiziere für die Reichswehr werden politische Rücksichten nkcht genommen. Wir fordern von allen loyale Pflichterfüllung. Offiziere, die sich nicht aus den Boden der ge - gebenen Tatsachen stellen können, werden wohl oder übel ihren Weg gehen müssen. Herr von Graef-- hat vorhin der Unbot- Mäßigkeit geradezu daS Wort geredet. Die alten Farben sckwarz- weiß-rot sind nicht mehr die Reichsfarben und dürfen nicht al» Demonstration benutzt werden. Die Vereidigung der Ossiziere wie bet Mannschaften auf bi« ReichSverfastung ist übrigens fast restlos burchgeführt. Die Kluft zwischen Offizieren und Mann - schaften ist zum Teil überbrückt worden. Eine ganz« Anzahl be» toähtler Unteroffiziere sind zu Offizieren befördert worden. In Zu - kunft wird bei der Auswahl der Offiziere nur nach der Tüchtigkeit verfahren werden. Wer Offizier werden will, tritt als tiolbat ein. Der Tüchtigste wird ausgcwiühlt al» Offizier. In der Marine sind 50 pZt. aller OfftzietSstellen für Personen aus dem schon in den Zaberner Tagen nttfeeligen Angedenkens gerade ab - stoßend zum Ausdruck. DaS war die Vorbereitung für das, was wir jetzt an dieser herrlichen Schöpfung unserer alten preußisch- deutschen Armee erlebt haben, die Hetze gegen den sogenannten Militarismus Es wat ein Kampf gegen den Militarismus im besten Sinne des Wortes. E» war ba» feie alte Armee, die Säule, die Grundfeste, auf der unser altes monarchisches Staatrieben aufgebaut wat Ties war eS, was gewissen Streifen den Haß gegen sie einflößte. (Seht richtig! rechts.) Dieses Heer wat btc Gtunblagc für unser ganzes StaotSlebcn, des Deutschtums tuib unseres ganzen deutschen Vaterlandes. (Seht richtig!) Es ist daher kein Wunder, wenn die Männer, die uns vernichten wollten, trachten, diese Säule, diese Kraft, dieses Rückenmark unseres Deutschtums zu zerstören. Sic hatten, als unsere äußeren Feinde, ein Interesse daran, sich zusammenzufassen mit denen, die aus inneren Gründen die Grundfesten unsere» Deutschtums unter« miniierten. ES ist ein tragisches Geschick, daß die Verblendung deutscher Männer so weit gegangen ist. daß sie mit der Unter - minierung der Armee die Geschäfte unserer Feinde betrieben haben. (Sehr richtig! rechts.) Und das ihr Sieg den Untergang unsere» Vaterlandes bedeutete. (Lebhafte Zustimmung rechi-5.; Sic haben gesagt: »Die Monarchie liegt am Boden, die Republik ist da." Und daneben liegt die Leiche des deutschen Vaterlandes. (Sehr richtig! rechts, Lärm bei den SD.) Ter rückblickende Ge - schichtsschreiber wird diese Dinge nüchterner beurteilen, als die, die jetzt ihren Pyrrhussieg feiern. Die berauschten Zabener Red - ner werden später eine andere Kritik erfahren, als sie damals ge - funden haben. (Zuruf von den SD.: Präsident Fehrenbach!) Unsere Feinde haben e» vom ersten Tage des Krieges an gewußt, daß Deutsche nur durch Deutsche zu besiegen seien. (Zustimmung.) Wenn der Untersuchungsausschuß objektiv urteilt und nachforscht, so muß er zu dem Resultat kommen, daß der Zusammenbruch un - seres Vaterlandes nicht da eingesetzt hat, wo mcnschlick)« Schwächen Fehler gemacht haben, sondern da, wo der Geist de? alten Vater - landes bekämpft wurde, wie er im Juli 1914 zum Ausdruck kam. Deutsche haben sich gefunden, die Zersetzung in di« Armee hinein- zubringen. (Zuruf: Ihre Freunde!) Wenn auch mit «in Heiner trauriger kümmerlicher Torso übrig geblieben ist, den motz kaum noch ein Reichsheer nennen möchte, so erblicke ich doch in dieser Reichswehr das kleine zart« schwächliche Kind deS alten Recken, unserer alten Armee. Um des Vaterlandes willen bedarf dieses zarte Kind unserer besonderen Fürsorge. Sie aüf der Linken wollen niemals daS Verständnis auch für diesen Torso einer Armee haben können. (Widerspruch bei den Soz.) Die fürchten, biete Armee könnte zum Rächer de» Vaterlandes werden. (Sehr richtig! rechts.) Dieses Mißtrauen steigert sich manchmal gerade - zu zum Verfolgungswahn. Daher ba» klägliche Geschrei bcS republikanischen Offizierokorp». Ter Artikel Ludendorffs, den ich mit Dank begrüße, beweist, daß man anders für diese Verhältnisse kämpfen und darüber mit Verständnis reden kann, als wenn man sie nach der Partcischablone und politischen Tendenz färbt. (Sehr richtig! rechts.) Es ist eine unglaubliche Unterstellung', daß der Artikel die Reichswehr zersetzen wolle und auch gegen di« Fer- antworiliche Spitze de» Heeres gerichtet fei. Er richtete sich gegen gewiss« Kreise der Mehrheitsparteien (Lärm bei den SD.j, die Augst haben, daß da» Heer stark werde» könnte. Das man - gelnde Verständnis in eine oberste Behörde zeigt sich darin, daß man nicht einmal die Reichsmilitärgerichte und die Offiziers- ehrengcrichtSbarkcit für biese Armee gestattet Hot. (Larmenbe Unruhe bei den SD. Ruse: Schmach!) Wieweit Ihre Empfind - lichkeit und Ihr Mißtrauen gehen, zeige» die Worte de» Abgc- prdnstrn Stücklen, die schwarz-rot-goldene Fahne schiene auf Uits zu wirke», wie das rote Tuch auf einen Stier. Die Tradition unserer Armee ist durch dte schwarz-weiß-rote Fahne mit einer Zeit verbunden, die glorreicher war al» die Zeit unter der schn-orz-rol-go denen Faha«. Sie können die schwarz-w:iß-rote Föhn« ebensowenig verbieten, wie sie früher verlangt haben, daß Sie Ihr« rote Fahne offen zeigen dürfen. (Lärm bei den Soz. Ruf de» Abgeordnete» Davidsohn: Der- fassung!) Ist c6 denn durch di« «erfuifung verboten, bi« sckwarz- weiß-rote Fahne. aiiSzuh «--«»? (Lärm bei den Soz. Erregte Zurufe des Abgeordneten Davidsohn.) Ein politisierendes Heer ist kein Instrument, auf das sich bei Staat verlassen kann. Nun wünschen Sie. baß die Negierung politische Agitation im Heere treibt. Die Regierung stellt aber doch eine Partei bar (Zuruf: und früher?), die morgen oder übermorgen von einer andern abgelöst werden kann. Aber uns verwehren Sie el, Aufklärung in daß Heer zu tragen. Heute klagen Sie über den Mangel an Uniformen. Wo sind denn die 7 Millionen geblieben, die wir nach dem Kriege noch hatten? 1 Million ist verbraucht, aber ß Millionen sind verschoben. Durch btc Hände von Juden, von Judengenossen» imb Schi:bern sind die ganzen SMtänbe ge - gangen. Wenn es möglich war. für die HilfSpolizeisoldatcn und für die Einwohnerwehren gute, scknnuck« Uniformen zu beschaffen, so war baS auch für bie Reichswehr möglich. Gewiß macht die Reichswehr ungeheure Kosten. Ob wir sie tragen können, dar - über mag sich die Regierung den Kopf zerbrechen. (Lacken (in,8.) Vorläufig müssen Sie ja Geld genug haben, da Sie noch immer neue Ministerposten schaffen bei jedem neuen Regierungswechsel. Sie verschwenden die Gelder in geradezu haarsträubender Weise. (Große Unruhe links. Zustimmung rechts.) Schaffen Sie hier nicht durchgreifende Besserung, so sind bte jetzt aufgewendeten Gelder «in^ch zum Fenster hinauSgeschmissen. Sie haben durch Jbr« Politik diese» Söldnerheer notwendig gemacht, setzt haben Sie dafür zu sorgen, daß es brauchbar wird. Wir bemühen uns. die Regierung zu Taten zu bringe».^ An der Spitze müssen Männer stehen, die sachkundig und tatkräftig sind. Merkwürdigerweise stehen überall an der Spitze der Aemter Leute, die geradezu grausam blutige Laien sind. Ich kann daher persön - lich auch nicht in das Loblied für be» Reichswehrminister ein- stimmen. Ick gebe auch nickt so weit, in .Herrn NoSke den starken Mann zu sehen. Ich sage damit nicht» persönliche» gegen ihn. Ich verlange auck von ihm nicht mehr an Energie, als er be - sitzt, aber ick verurteile den Schein einer weitgehenden Eiter gie, der ein salsck)«» Vertrauen da erwecken muß,, wo eS nicht ange - bracht ist. Ter Neichswehrminister ist in seinen Handlungen nicht konsequent. DaS ist er in der Gewandtheit, bie Menschen auszu- nutzen, bie er gerade vor sick hat. (Heiterkeit.) Offizieren gegen- über findet er freundliche Worte: Man sollte nicht erwarten, daß man die monarckiscke Gesinnung von heute auf morgen ablegt. In sozialdemokratischen Konferenzen dagegen spricht er von real- tionären Offizieren. ES nützt nichts, daß Sie (zum Reichswehr- minister) den Glauben erwecken, der gegebene Mann zu sein. Tie Bevölkerung sehnt sich nach Ruhe und Ordnung und greift nach diesem Strohhalm. Auf die Anfragen wegen de» Schutzes der Pressefreiheit hat der ReichSwcbrmiuister im Ausschuß keine Auwort gegeben. Tie jetzige Handhabung der Zensur ist viel parteiischer als Pi« frühere. Ter ganze Reichstag bat seinerzeit einem sozialdemokratischem Anträge zugunsten der Pressefreiheit zugestimmt. Di« Parteien der Linken hüllen sich demgegenüber letzt in Schweigen. Ein Blatt wurde wegen eines Inserates, in welchem Gummiknüppel empfohlen wurden. verboten. Diese Knüppel haben dem KriegSminiiterium zur Prüsung vorgeleaen und sind auch bei Einwohnerwehren al? Waffe eu geführt. Dean hätte schließlich daS Inserat, aber nicht die Zeitung verbieten dürfen. SS handelt sich nicht um bie Ahndunz einzelner Fehler, sondern e» liegt System darin, bie deurichnatisnalc Press«, bie ihm unbequem ist, tolzuschlagen. Tie ..Teutsche $agei.teitung wirb verboten, weil sie in einem Artikel daran erinnert, daß der Reichspräsident erklärte, wir wäre:, ehrte» und würdelos, wenn wir nickt unsere ganze .Kraft au Thäten gegen die Schmach, die uns angetan werde; niemals- dürfe ein Polk von 70 Millionen sich jc-lcke schmackvollen Bedingungen gefalle» lassen; nie und »immer werde eS sie annehmen; wir lehne» sie ab, komme, waS kommen mag. (Hört, hört!) Wenn ein Diaateoberhaupt solche Versprechungen gibt und sie nickt hält, io ist es ba» gute Recht jeder Patrioten, zu verlangen, baß eS bie Konsequenzen daraus zieht und zurücktritt. Wenn RoSke die »Deutsche Tageszeitung" daraufhin verboten hat, so ist baS eine direkt gewollte «ntuung gegenüber einem Blatte, da» ebenso daS Reckt hat, seine Meinung zu vertreten, wie jeder deutsche Mann. Unter keinem Kaiser und König ist so absolut regiert worden, wie jetzt. (Zustimmung rechts, Unruhe links.) Wir herinnen auf de» guten Geist kn bem geringen Rest unseres einst zu präckttgen Heeres, auch wenn sie jevt PvrrhuSsiege erringen. (Lebhafter Beifall recht», an - haltendes Zischen links.) Reichsivchrminifter Noöke: Herr Maretzy hat treffciib die Bedeutung bet Reichswehr geschildert. Um so weniger darf man diese» wichtige Jnstrumcmi zu, einem Zankapfel der Parteien