Dienstag, den 7. September 1930. - Morgen Ausgabe Ur. 416 34. Jahrgang Erde. Die SJtoixntanü der Deutsche Er lehrt, nnrd ein den wird. Sie. dochverehrter Herr Zierden seiner Wissensch, druck meiner ganz bejanbtx&i ant tausend Wunden blutende Vaterland!" Dar Geschmeiß und sein Menrnsel nähern sich «»«der. TseSmal toirb sich dar vo3 zu wehr»» tDe&ea. > A - totrtbe nicht gefaßt. Er soll erst erfolgen, wenn LriSpien und DLumig gesprochen haben. In der Debatte wurde die .Leipziger Bolkrzeitung" heftig angegriffen. Er wurde ihr nachgesagt, daß sie nur noch ein Abdruck der .Freiheit" und ihre Schreibweise von den rechtsstehenden Blättern nicht mehr zu unterscheiden sei. Nach dem Bericht der .Freiheit" hätte sich gezeigt, daß die groß« Mehrheit der etwa 1000 Delegierten die Moskauer Bedin - gungen für unannehmbar hält und die Haltung der .Leipziger Volkszeitung" durchaus billigt. Die unabhängige Parteikonferenz für Berlin-Bran - denburg hörte am Sonnabend Erispien und Däumig über die Moskauer Fragen. Es wurde jedoch kein Beschluß gefaßt, son - dern am Donnerstag wird weiter diskutiert. geortet 20 Millionen Menschen sind tarnt Hungertode bedroht, Tausende find bereits geftvrfvn und ganze Familien begeben aus Hunger Selbstmord. Eltern verkaufen ihre Töchter für wenige Dollar, um nicht zu derhungern. Man erwartet für den Winter das AuSbrecheu einet Hungersnot, wie sie seit 40 Jahren « Thiua Born preußischen Justizwesen. Im Hrnrptausschütz der Preußischen Landcsversamuckmrg be - schäftigte man sich bei der Beratung des Justizetats vornehmlich mit der infolge der steigenden Kriminalität ungeheuer gewachse - nen Arbeitsüberbürdung der staatSanwaltschaftlichen und richter- l-chen Behörden und bereit über die Mittel zu ihrer Whilfe, die natürlich ihre Begrenzung findet in der schlechten Finanzlage des Staates. Auc-füchclich wurde auch debattiert über die ver - schiedenen Möglichkeiten, den jungen Juristen und den Jusfiz» anwärtern möglichst frühzeitig Gelegenheit zu geben, sich mit dem praktischen Leben vertraut zu machen. Von sozialdemokratischer Hungersnot tu Lüdchioa. .PolMen" melde» »ach dem ^lchi>Ubr-A!bent>ttaS" ans raus ble:- et ft e n antisemitischen Studenten bat Saktarrian gefallen lagen, do» der Jude Ehrlich entdeckt hat Wir haben es herrlich weit gebracht, tnch her Fall Einstein zeigt den unermeßlichen Sckaden, den die reaktionär-antisemitische 3m 6nöe des Ammei SleserWks wird uns geschrieben: Wie vorauSzusrhen war, hat bet Stuttgarter Sten erstreik mit einer Niederlage der Arbeiterschaft geendet Bedauerlich, daß sie erst wieder einmal durch einen schmiere» Nackenschlag auf den Boden der Tatsachen zurückgeführt werden mußte. Ma» kennt das Elend und die Nat in großen Schichten der BevAkenung heute, man we'tz, rote doppeltschwer der Steuerabzug diejenigen trifft, die kein Vermögen zu verschleudern haben und mit dem Verdienst bä? auf den letzten Pfennig rechnen müssen. Wir Nüssen doch, daß sich ter größte Test der Steuerzahler au# der Summe der kleinen Leute zusammenfetzt, selbst wen» die Kapitalisten bis zum letzten Pfennig Gewinn und Verlust versteuern würden. Steuerstrerk der Arbeiterschaft ist gleichbedeutend mit dem finan - ziellen Zusammenbruch des RercheS. Und auch hier würde ein Bankerott nicht die treffen, die irgendwo noch ein Guthaben auf» bewahren, das sie vor Hunger und Entbehrung schützt Ein Ban - kerott träfe immer nur die Armen, die Rentenempfänger, Pen - sionäre und das Riesenheer der Staatsbeamten und Staats - arbeiter, denen niemand einen Pfennig geben würde, träfe vor allem auch ine Arbeiterklasse selbst durch den Zusammenbruch der Volkswirtschaft Die Alldeutschen und Kriegsverlängerer haben Deutschland in diesen Abgrund hineingestoßen und der von ihnen hetaufbeschworene Friede von Versailles hat uns Verpflichtungen auferlegt, die wir nur erfüllen können, wenn jeder einsieht, was er dem Staat und damit sich selbst schuldet, damit unsere Wirt- schäft, unser Sanb und damit er selbst am Leben bleiben. Phrasen - drescher und Schreier, die im Mai 1819 nicht schnell genug die Unterzeichnung de? Friedensvertrages herbeäwünschen konnten, haben die Arbeiterschaft in Stuttgart mtb an anderen Orten tu den unüberlegten Steuerstreik hineingetrieben, der dem toürttem* bergischen Proletariat schwere Wunden geschlagen hat. Während unsere Partei vor dem unbesonnenen Streik von Anfang an ge - warnt hat, kommt erst nachträglich die USP. und jammert, wie es der Unabhängige Erispien am vergangenen Sonnabend in Berlin getan hat, wo er in der Fnccktionskonferenz u. a. sagte: .Der Kapitalismus sei nicht nur im finanziellen, sondern auch im mili - taristischen Sinne erstarkt Die deutschen Bauern seien nicht revo - lutionär und die Laudarbcitcrschaft müsse noch erst gewonnen werden. Große Masten seien ohne jedes Klastenbewutztsein. Die Erhebung gegen Den Steuerabzug m Württemberg f« taut Den kleinbürgerlichen Schichten der Arbeiterschaft, die zum Teil Land - besitz haben und ohne sozialistische Schulung sind, auSgegangeu. In Stuttgart wurde den Arbeitern gesagt: ^Warschau ist gefallen, die roten Truppen stehen bald in Berlin. Wir mästen für die Revolution kämpfen." Daraufhin verweigerten die Arbeiter den Steuerabzug, weil sie erhofften, in 24 Stunden die politische Macht erobern zu könne». AIS eS dann aber gefährlich wurde, hat der Aktionsausschuß abgedankt und die Bewegung den Getoeukschafteu überlasten. politisihe Nachrichten. WtrlschastSfrage« im Rnchstags-Avsschntz. Der Do lkswirtfchaftSaus schuß deS ReichsinyeS beriet über die Konjunkturgewinnabgabe der Leder- und Schuh - industrie. Am Donnerstag wird der Ausschuß in Anwesenheit dcS ReichSeruährungSnritristers die grundsätzlichen Frugen der Aufhebung der Zwangswirtschaft in der Industrie und im Gewerbe besprechen. Hierbei wird auch ein deutsch- nati analer Antrag einer gründlichen Erörterung unterzogen wer - den, durch den die ReichSvegierung ersucht werden soll, die in der Erhebung der Ausfuhrabgaben zurzeit liegende Ab - schnürung der Jndustrteousfuhr schleunigst zu beseitigen, um dem Anwachsen der Arbeitslosigkeit vorzubeugen. Am Mittwoch soll ein Airtrag LedebourS (USP.) über die SrwerbSlosen- frage erörtert werden. Man nimmt an, daß die gesamten Gegenstände, einschließlich einer großen Anzahl von Petitionen, spätestens am Donnerstag durchberate» fein werden. Nach der Rückkehr' des ReichSernäbrungsministers von der Konferenz in Stresa soll dann über die Getreide- und Fleifchbewirt- schaftung in Vereinbarung mit einem Bericht bei Ministers über die ErnährungSkanferenz beraten werden. nicht mehr erlebt nmrde. Bckkannivch wird China alljährlich von Hungersnot heimgesucht. Die Hauptschuld liegt an dem Biangel an Eisenbahnen, wodurch Teste deS Riesen reiches Mttroene dir. c Erniezufnhve» bleiben. Kleine politische Mitteilungen. Die lettische Konstituante ratifizierte ein» stimmig den am 13. Juli mit Ruhland abgeschlostenen Frie - de nSvertrag. Das Syndikat der französischen Postbeamten hat beschlossen, beut Verlangen der Regierung nach Auftösnng des Syndikats nicht nachzutonunen. Nach einer Bukarester Meldung find bet Finanzminister Vlad nnd die Universitätsprofestoren Ion« Sen und Sen« jeSc» zu Vertretern Rumänien« bei dem Völker-- be » b ernannt worden. herrscht, wo die künftigen deutsche» Lehrer, Richter, Staats - anwälte und Beamten herangebildet werden. Unser Volk aber muß in seiner Gesamtheit die Fensterscheiben bezahlen, die die .Patrioten" einschlagen. Al» Sühne für die ©««lauer nsccktionär- antisemitischen Ausschreitungen verlangt Frankreich unter anberm die Schließung der dortigen Universität, der Brutstätte der All - deutschen und Kriegshetzer. Beschämt mutz man gestehen, wie weit di« Detnütigungen gehen, die trtt« die Radauhelden auf» bürden; aber gleichzeitig frage», warum nicht unsere Regierung den Franzosen zuvorgekommen ist, indem jte_ die Kappisten- jünglinge nicht sckwn längst au« Den UitiversitätSsälen hinauS- aejagt hat? Schließlich trägt doch der Staat, tragen doch die Steuerzahler die UniverfttätSkos^n, und die Republik darf die Achtung ihrer Gesetze verlangen, bamit nicht die Hochschule» die ©THtneftcr der Monarchisten und der Volksfeinde tverden können. Reaktion und Monarchie, da« ist das Ziel; der Arttifemitt«mu« ist nur ein Mittel zum Zweck, auf das das dumme Doll herein - fallen soll. Der Fall Sinsdsi» ist «in Schulbeispiel, und es fit allerhöchst» Zeit, daß dem grausamen Spiel ein Ende gemacht wirb. Der Geschichtschtatber bei Hohenzollern, Heinrnb von Treitschke, schrieb über bie deutschen Zustand« von 1806: ,XBte et» Geschmeiß I hungriger Fliegen stürzte hch DeutjchlanD» hoher ÄM. tust da» 1 Schwere Beschuldigungen. Di« „T8gL Rundschau' und andere bürgerlich« Zeitungen be - richten unter der sensationellen Ueberschrift »Miltionengewinne von Arbeiterführern auf Kosten der Arbeiter" von Schtebergeschäften, an denen der frühere sozialdemokratische ReichSiagSabg, Davidsohn, gegen den schon seit längerer Zeit ein AuSichlußvertahrm aus unserer Partei schwebt, beteiligt sein soll. ES handelt sich nach dem Bertcht der .Tägl Rundschau" um angeblich 600 000 Stück Männeranzüge, Luckenwalder und Forster WInIerware, für die alS Abnehmer haupt - sächlich B e r g ar b eit er und Eisenbahner in Frage kommen sollen. Nach dem Fabrikpreis könnte der Anzug im Einzelverkauf fchou mit genügendem Gewinn für etwa 970 bis 880 JL verkauft werden, der kaufende Arbeiter aber wird, falle nicht westere Schieber sich noch einschalten und dadurch den Preis noch erhöhen, mindestens 460 X, also 70 bis 80 K. mehr aus seiner Tasche dafür zahlm dürfen, weil ein gewisier H e h n i o, Steglitz, ein .Fachmann" Brand und Georg Davidsohn ihre Hand bei dem Uniernehwen im Spiel haben sollen, um Diillionengewiune daraus zu erzielen. ES wird sich bald herausstellen müssen, ob und wie west sich diese Beschuldigungen auf Tatsachen stützen können. Höchst merk - würdig ist eS jidenfallS, daß Davidsohn, der im Zusammenhang mit der Sklarzaffäre gegen Scheidemann und andere Genosim die un - geheuerlichsten Beschuldigungen verbreiten half, die nachher gerichtlich als Verleumdungen ststgestellt wurden, jetzt selbst im Verdacht steht, an Schiebergeschüsten beteiligt zu sein. Eg wird übrigens behauptet, daß er schon seit längerer Zeit zur USP. übergetreten sein soll. Trifft die» zu, dann würde sich diese Partei mit den gegen ihn er - hobenen Beschuldigungen zu besoffen haben. In unserer Partei hat er sich ohnehin schon dnrch bu borauSgegattgenen Affären un möglich gemacht. Die Krage der Lehreraaftellmrg tu Preufteru Der Ausschuß der preußischen Lehrerversammlung für dar Hanpt- schullehrerdiensteinkommengesetz beriet über btn g 49, der bie Anstel - lung bet Lehrer unb Lehrerinnen regelt Nach dem Vorschläge der Regierung soll daS Recht der Anstellung der SchulansfichtSbehörde zustehen. Der Vertreter der Regierung «Härte, daß dar nicht al« ein Angriff auf die gesunde Selbstverwaltung aufgefaßt werden dürfe. Die Anstellung der Lehrer durch den Staat liege im Jnsereffe der Hebung des gesamten Schulwesen». I» der Aussprache 'and die Regierungsvorlage fast allgemeine Ablehnung. E« wurde großer Wert auf da» SelbnbestimmungSrecht der Gemeinden gelegt Eine Reihe von einzelaujenen Anträgen wurden bi» zur nächsten Sitzung zurück - gestellt Der § 6 der Regierungsvorlage (Dtenstwohmmg) erhielt im Ausschuß eine Aenderung, wonach der für die Dienstwohnung sestzufetzend« Mietzins dem mt dem Wohnorte für Wohnungen gleicher Art zu zahlenden MietSpreik entsprechen soll. Doch dürfen auf den OrtSzuschlag nicht mehr alS 30 v. H. der für den Lehrer oder für die Lehrerin erreichbaren höchsten Stufe angerechnet werden. Die Fest - setzung deS Mietzins soll unter Mstwirkung der LehrerverKetung durch die SchulaufsichtSbehörbe erfolgen. Tie §§ 7—9 der Regierungsoorlage wurden angenommen; dem § 10 wurde ein Absatz eingefügt, wonach von dem bei dem Echulverbanv hinterlegten AnrechnungSfatz der Dienst - wohnungen 25 v. H. zu einem Bau- und Reparaturiond« angewendet werden soll. § 11 (HauS-, Garten- und Landbenutzung) wurde mit einem Zusatz angenommen, daß die Ablösung der Landnutznng durch die Schulaufsichtsbehörde nur unter Zusiiouuüug de» SleÜemnhaberS erfolgen darf. Roch eh« intervatioaale ftoaferenj. Nach einer Meldung aus London plant der Völkerbund eine Konferenz, die im Januar in Barcelona stattfinden soll und sich mit bet Beseitigung bet Schwierigkeiten im internationalen Reiseverkehr beschäftigen wird. Es hairbelt sich um die P ä s s e unb andere Formalitäten. Ein Untersuchungsausschuß für diese Frage tritt am 6. Oktober zu - sammen und auch Deufichland^ Deutschösterreich nab Ungarn werden darin vertreten jein, Der rote Toö von Moskau. I» der JB. a. M." schreibt der radikale Pazifist Hellmukh vwn Gerlach: .M o skan ist Mil-it^kr iSm vS. ZpazifiSmirS nnd Bol - schewismus taffen sich gar nicht bereinigen", sagte Wigbot Kopp am 27. August ht seinem Interview mit bem Vertreter beS -Sbet- liner Tageblattes", glicht, .Dir Wassen nieber!", fonbern Be - waffnung beS Proletariats muß bie Losung fein", schreibt bie Wiener .Rote Fahne" vom 1. August. Rußland ist ein einziges Heerlager. Die Dienstpslichi reicht vom 18. b i s zum 5 0. Jahre. Von Kindesbeinen an wird dir Jugeird milr- tartfiett I» bem kommunistischen Bericht über die russische Jugendbewegung steht bet Satz: .I» allen Organi - sationen lft bie Krieg »wo rbureitnng obliga - torisch." MoSkan ist Krieg in Permanenz. .Wenn wir die Macht hätten, würden wir gemeinsam mH den deutschen Ar - beitern die Entente am Rhein bekämpfen", erklärt der Gehilse JofieS im Herbst 1918 in Berlin. Im Januar 1919 forderte Radek die deutschen Arbeiter zum Krieg« gegen den Westen ans. Und neuerdings hat derselbe Radek in seiner Artikelserie über bie Zehnen her auswärtige» Politik Rußland«" geschrieben .Süe Sowjetregierung erkennt den revolutionären Krieg an' und organisiert ihn! . - . Jeder Proletarierstaat wird die Wehr - haftigkeit de? Proletariats bis znm endgültigen Siege der Welt- rebolutron pflegen müßen, er wird vielleicht mehrmals zrr den Wessen greifen müssen." Ungezählte Male haben die deutschen Proletarier für bie Parole .Nie wieder Krieg!" demonstriert. Moskau aber ver - langt : Krieg und wieder Stieg, bis die ganze Welt bem Bolschewismus gewonnen ist! MoSkan ist Gewaltpolitik. Stöcker, der un - bedingte Freund der dritte» Jnternafirmale, erklärte auf bet Parteikonferenz ber Unabhängigen: _SBir wollen die Gewalt nickt bernterbeit, »ein, wir 'tauchen sie, ton fordern unsere Parteigenoffen ans, mit Gewaltmitteln gegen die Bourgeoisie vorzugehen." Moskau ist Unfreiheit. Senin sagte zu bet Depu - tation ber englischen Arbeiter: .Die Freiheit ist ein bürgerliches Vorurteil." Tie Freizügigkeit ist i» Rußland abgcschaflt. Die Arbeit ist militarisiert. Alle Wahlen sind öffentlich genau wie tn Preußen zur Zeit deS seligen DreiklassenwahlrcchtSl Moskau ist Maulkorb. Wer nicht Bolschewist ist, wird mundtot gemacht. Zum ösfentlicheu Rede» braucht man behördliche Erlaubnis. ES er- iltznene» nur bolschewistische Zeitungen. lcht ein - mal bie andern Arbeiterparteien, die Menschiwiki unb bie Sozial - revolutionäre haben ein Organ Dieser Zustand begeistert bnv Moskaufreund Stöcker zur Nachahmung: .Wrr müssen mit der Preßfreiheit aufräumen.' Moskau ist Diktatur. Aber nicht be» Proletariat», sondern über da» Proletariat. Die Massen sind nur Objekt der Regierung. Rußland wird regiert von dem kleinen Komitee der Nuserwähllen in Moskau, jede Fabrik wird regiert von dem von Moskau bestimmten Setter. Räteversaffung: Daran glauben nur noch deutsche Naivlinge. MoSkan ist Terror. .Eine Diktatur de» Proletariat» ist ohne TerroriSmuS nicht denkbar," sagte Lenin auf dem Mos - kauer Kongreß. Wer sich nicht znm Terror bekennt, bars nicht in bie 3. Internationale. Moskau ist Blut. Unsere radikalen Arbeiter haben fick — sehr mit Recht! — über bie Bestätigung von Todesurietlew durch Ebert empört. In Rußland find vom 15. Juni bis 15. In!', »ach dem Bericht de» Revolutionärim Tribunals, auf Gebeiß der .Außer ordentlichen Kommissionen" 898 Personen erschossen worden. . . Moskau ist bie Rechkfirrtngnng ictxr Schand - tat der Reaktion. Die Moskarrrr Thesen proflam'eren de» bewaffnete» Aufstand" als «nqigeS Mittel zum Sturz ber Bourgeoisie. Wer sich zur 3. Internationale bekennt, verzichtet also auf bie Entsckeibimg burch geistige unb wirtschaftliche Waffe». Ibm liegt bai höchste Seil, bas letzte in bet Dreschflegel- iaktik. Da» einzig wirksame Argnmestrst deeHawd- granate nnb ba» Maschinengewehr. Ich als Pazifist halte eine solche Taktik für ein Ler - brechen an ber Menschheit. AIS Politiker halte ich, sie aber überdies für eine phänomenale Dummheit. Die Waflen haben nun einmal, von Rußlanb abgesehen, nickt bic kommunislischeii Proletarier, sondern andere Leute, wenigstens bir beffere» und bie zahlreicheren Waffen. Die Enffcheibung mit ben Waffe» wird fast überall zuungu»sten der Arbeiter auss allen (find die Lehren von München nnd Budapest schon ganz der- gessen») Der Endsieg mit geistige», politischen nnb wirtschaft > lieben Waffen ist ben Arbeitern alS der zahlreichsten Klaffe ge - wiß. Jeder Pufick kann diese» Srrbfiey nur hlnauSschleben. toctl et die öffenlllcke Meiunng zum Buirbesgenoffen bet Reaktion trtüAt, Siegt MoSkr» bei ben bcuffdim ^Irbettern, so Tonnen sie ndj nicht nntnbern, wenn bei un» bie Reaktion baS Prävenlete spielt. Die Arbeiterschaft ist solange in glänzender Postitl on, wie sie sich auf Recht und Gerecht,g- leit stützt. S« ist verloren, wenn sie bie .altina rat» regttm", den letzten Bewei»grnnb der Könige, die Kanon«» ht ihren ArbeiterkatechiSmuS aufnimmt. Rußland fit fein Gegen- beweis. Denn einmal — find bie wirtschaftlichen Be-boltmffe Rußland» irgendwie borMMiti» Und dann — wie lange tottb Bewegung dem deutschen Volke zugefügt. Verhaßt wanen wir toährenb^beS Krieges unb besaßen keinen Freund mfi bet ganzen ikemite» mehren unser Ansehen nicht, und bet künftig an ausländischen Universitäten Einstein. West über die Person hinaus ist der Fall Einstein zn einet Frage der gesamten Nation geworben. Wir haben un? dabei nicht mit ber Relativliätslehr« zn beschäftigen. Nicht bamit, ob Ein - stein ein noch ht Jahrhunderten leuchtender Stern am wissen - schaftlichen Himmel fii, aber ob seine Lehr« vor ben rauhen Tat - sachen verblassen unb von ihnen himveggespült werden wirb. Diese Untersuchung imiffen wir ber Zeit unb ben Gelehrten über - lassen. Was uns politisch betrifft, ist die Schmach, baß ein Mann der Wissenschaft von ben Rabauantiserniten angepöbelt wird, daß er seine Studien in ?mirschlanb nicht fortsetzcn kann imb deshalb sein Vaterland voll Ekel zn verlassen gezwungen ist. Seit bi letzte Sonnenfinsternis bk Lehre Einstein? bestätigt haben soll, klingt sein Nam« durch bic ganze Well. Die Unioer. iität in Lcybcn verlieh ihm eine Ehrenprofeffur, was nur ganz wenigen große» Forschern bisher von biefer berühmte» holländi- ftben Lehritarte zuteil geworben fit. Ententestaaten haben ben deutschen Wissenschaftler geehrt, feine Hörsäle sind überHtöt, wo sie sich befinbcn, bic beutfdjfeinblid)« Londoner .Times" brachte bereits vor FriebenSschluß einen Leitartikel au3 Einsteins Feber, unb wenn die alldem schon Proscfforen ba« Ansehen Tcutschlanbs unb seinen wissenschasilichen Ruhm nickt wenig heruntergebracht haben, Einstern hob rhii wieder, erfüllte da? Ausland mit Achtung vor Deutschlands Gelehrsamkeit, daß man ben Erfinder txS bi« Technik unb bie Physik umwälzenden Relativität-prinzips gerade - zu als ein Stück deutscher Valuta dezeicknen kann. sieben ben Meistern ber Physik, bie Einsteins Lehre zu- stimkdeii, gibt c8 solche, bic sie ablehnen. E? Ware auch schlimm, wenn jede ISnibeaiuun kritiklos htngenomme« würbe. Es ist ja gerade das Wese» aller Wissenschaft, daß sie sich unabhängig selbst prüft, daß man sie wendet unb von jeder Seite betrachtet; sonst stünde sie eines Tage» still, nnb da» Lebe» würde über sie hurweg - schreiten. Wie in der Praxis gilt in ber Theorie ba» Wort des griechischen Philosophen Heraklit: alles fließt! Wenn so die Gegner Einsteins ernst unb sachlich an seine Lehre heran treten würden, formte man eS auch [«egrüfeen. Di« Vorträge, bie jetzt in Berlin gegen Einstein gehalten, bie Broschüren, die gegen ihn Verbreiter wurden, galten jedoch nicht bem Forscher, sondern bem Juden Einstein. Wie schon im Frühjahr alldeutsche Studenten feine VoHSvorlesungen durch antisemitisch« Pöbeleien störten und sogar unmöglich machten, so fanden sich jetzt tokber Schüler unb Lehrer mit dem gesamten reaktionären Troß ein, um ben Juden Einstein zu beschimpfen, nicht um bem Physiker sachlich zu ent - gegnen. Aus bem gleiche» Motiv sind die gegen ihn erschienene» Schriften geschrieben, und den Gipfel «roeichte» die jungen Haken- treuzritter, die Einstein in der Berliner Philharmonie umringten und ihm zuriefen: ^Schneidet dem Sairjuden den Hal» alb!" So wüten .besser«" unb ^gebildete" Krefie gegen einen Mann dem Welrruhm, dessen i'iatne in einer Linie mit Galilaei, Koper - nikus, Kepler unb Newton genannt wirb. Hätte Einstein Lausende von Familienväter in ben Tob geführt, wäre er Kriegs - lieferant gewesen und nicht linkSstehenber Pazifist, wäre er ein Hurraproieffor des DrrrchhalteuS, wie ber Münchener Dr. von Gruber, ber 15 Millionen Dcufichen ben .nottoenbiyen" Hunger - tod wünscht, dann würden ihn bk Ävbeufichen bekränzen. Er ist jedoch ein Friedensfreund, ein berühmter Forscher unb ein Jude, wak bei den Kraftprotzen unb Kriegsverlängcrem genügt, um ihm ben Hals abzuschneiden. Man muß nur fragen, warum btt Alldeutschen den von einem jüdischen Ingenieur trfunbenen künst - lichen Salpeter nicht abgelehnt habt», ohne ben wir nach zwei Monate» den Krieg hätten auf geben muffen, nnb warum sich Lie Polk« «ad Litaaea. Dir Btamfcbai Truppe» haben eine OffenfitKi gegen di« Polen eingelötet, die sich jetzt aus breiter Front zwischen Grobno und S u w a 1 k i auÄefetL Die litauische» Truppen erbeuteter, sehr viel Material. Im Abschnitt Kalisck sind die Pole» weiter vorgeschritten, toähcertb der Versuch roter Divisionen, ben Bug zu überschreiten, abgeschlagen tourte. Die polnische Regierung har rn einem befristeten Ulti - matum von ber litauische» Regrenrna bic Zurücknahme der litauischen Truppen au» dem besetzten Gebiete verlangt, welches der Oberste Rat Polen zuetkannt habe. Infolge der Zufpitzwrg ber Beziclmngen zu Litauen totrt sich die polnisch« Abordnung zu Schiff nach Riga begehe». 31t MfMltyML Die bisher werrisifiens dem Namen nach noch unabhängige ^Haniburger Volks;tg." lebt seit geraumer Zeit in grimmiger Fehse mit ihrem Berliner Zentralorgan, der „Freiheit". Unter dem Einflittz des jungen Geyer nnd der Führung Wilhelm Her - zogs ist das Blatt — unmerklich für die Mehrzahl seiner Leser, aber offenkundig für jeden, der den Spaltungsprozeß innerhalb der USP. genauer verfolgte — himtbergeglitten in rein kom - munistisches Fahrwasier. Liehen bie Parolen, die von Zeit zu Zeit bei besonderen Anläsien in dem Herzogorgan auSgcgebcn rvursen, schon keinen Zweifel mehr darüber, wohin die Reise gehen sollte, so ist man offenbar jetzt so weit, jede Rücksicht auf bic noch hinter ben Mitgliedern bet früheren Bürgerschafts - fraktion Bergmann unb Genossen stehenden „Massen" fallen zu lassen. In einem Artikel bei gestrigen „Volkszeitung", der das Fazit der eben abgeschlossenen Reichskonferenz zieht, wird kalt - schnäuzig erklärt, irgendwelche überraschende Resultate hätte die Reichskonferenz nicht gezeitigt. Man war also ans alles, was dort an Gegensätzen ausgetragen wurde, schon vorbereitet. Dittmann und Erispien werden, weil sie sich nicht für den be - dingungslosen Anschluß an Moskau erklärten, als „Partei- chauvinisten" abgetan und in dieselbe Wolfsschlucht geworfen, in der schon die „Freiheit" ihren Platz gefunden hat. Erispien wird außerdem mit dem Ehrentitel eines polittschen Schiebers belegt, weil er nicht so deutlich, wie die Herzogleute es wünschten, dem Proletariat die dritte Internationale als einzige Rettung empfohlen hat. Mit Henke, der neuerdings ebenfalls ein Haar ht der bolschewistischen Suppe gesunden und von einem Teil seiner, unabhängigen Parteigenossen als von verkappten Kom - munisten gesprochen hat, pflückt Walter Rühl ein besonderes Hühnchen, indem er die gewiß nicht uninteressante Tatsache fest- uagelt, daß Henke selbst bei früherer Gelegenheit sich dafür ausgesprochen habe, bett Namen ber USP. in „Kommunistische Partei" umzuänbern, woran sich die weitere Bemerkung knüpft: „Ist unser Programm ein kommunistisches, so kann auch ber Name unserer Partei nur ein kommunistischer sein." Von Hermann Reich wurde schließlich in einer Nebe auf der Reichskonferenz erklärt, daß es in Hamburg keine Meinungs - verschiedenheit scher den Anschluß an Moskau gäbe. Da hinter diese wie hinter jede Behauptung des Herrn Reich ein dickes Fragezeichen zu setzen ist, kann alles dies nur so aufgesaßt wer - den, daß alle die Hamburger Unabhängigen, für die der bis - herige Name ihrer Partei, wie Luise Zietz es ausgedrückt hat, ein Programm gewesen ist, die also nicht mit unter der kommu - nistischen Flagge weitersegeln wollen,'sich als ausgeschlossen betrachten dürfen. 2tan mag nun über diese Auseinandersetzungen unter den Unabhängigen denken, wie man will, bie größere Konsequenz haben jedenfalls bic bedingungslosen Anhänger des Bolsche - wismus bewiesen. Dieser kann docb für sich in Anspruch nehmen, etwas grundsätzlich anderes zu sein als die Sozial - demokratie. JndPu er die Demokratie verwirft und sich offen zur Diktatur bekennt, schafft er klare Verhältnisse. Daß er sich selbst wieder in zahlreiche Sekten und Gruppen spaltet und spalten muß, ist eine Sache für sich, di« im Wesen jeder Dik - taturpartei begründet liegt. Sie hält eben nur so lange zu - sammen, wie der „Diktatur" es gelingt, sich durchzusetzen, und fällt sofort auseinander, sobald sich mehrere um die Ausübung der höchsten G'eivalt streiten. Das hat sich ja an den kommu - nistischen Gruppen, die wir bisher schon in Deutschland hatten, bereits in der ergötzlichsten Weise gezeigt und wird sich weiter zeigen, wenn nun etwa die gesamte Unabhängige Partei sich zum kommunistischen Programm bekehren sollte. Doch ganz soweit ist es wohl noch nicht. Der schwanken - den Gestalten in dieser Partei sind allzuviele unb sie ver - hindern es, daß die Partei, der wir die Spaltung bei deut - schen Aibeiterpartei verdanken, in Schönheit sterben kann. Es scheint vielmehr, als sollte sie von dem Auflösungsbazillus, ben sie längst schon im Leibe hat, langsam zerfressen werben. Unb das wirb nicht ohne Gestank, der den politischen Kampf unserer Tage noch mehr verpestet, abgehen. Da möchte man schon im Interesse der gesamten Arbeiterklasse mit bet „Harnbuiger Volkszeitung" wünschen, daß es rasch zu einer Entscheidung kommt. Die Reichskonfetenz der USP. hat diese Entscheidung nicht gebracht. Ob sie ein Parteitag bet USP. für ganz Deutschland bringen würde, wie es die Hamburger unverkappten Kommunisten Voraussagen, ist mindestens etwas zweifelhaft. Aber reif zum Sterben ist die Unabhängige Partei, bad ist keine Frage, sie ist sogar überreif! Und sie kann nicht einmal beim Abschied sagen: „Entschuldigt, daß ich geboten bin." Denn für batz Verbrechen, das mit ihrer Geburt begangen wurde, gibt es keine Entschuldigung. ES gibt dafür nur eine Sühne : den Selbstmord! Und bei dem ist sie mm glücklich angelangt Denn ihr eigenes Organ in Hamburg sagt zum Schluß: „Auch für die USP. gilt das alte Wort: Man muß zur rechten Zeit zu sterben wissen." Nut zu! Es ist nicht nur rechte, sondern auch die h ö ch ste Zei M )" ’ N«e«tMedenhett bei der NSP. (Eigener Drahtbericht.) Me Generalversammlung der Unabhängige» i» Groß- Leipzig beschäftigte sich mit der Reichskonferenz. Ein Beschluß Hänisch mt Maftettt. M« SB. ti-6. erfährt, richtete anläßlich der fünyften Vorgänge der preußische UnterrichtSrnnrister folgende» Brtes an Propfisor LUbert Einstein: - hochverehrter Herr Professor! Äit Ernpfmtmngen be Schmerzes und der Beschämung ersah ich au» ber Presse,, ba hie von Ihnen vertretene Lehre ht der Oeffenflichtetl der Gegen stcmv gehässiger unb über de» Rahme» fachliche ■ Beu rt«ilu»g hi» au »gehender Angriffe gewesen fit und baß selbst chre wissenschaftliche Persönlichkeit von <3ci unglimpnirtgen und Verleumdung«« nicht verschont geblieben Eine besondere Gennsstuung fit e» mir, baß diesem vorgehen gegenüber Gelehrte von anerkanntem Rust, u. a. auch hervor- ragende Vertreter bet Berliner Umtarsitat sich J» ihnen de kennen tmb die nichtswürdige» Angriffe gegen tpre Person jur.id weisen und daran erinnern, wie Ihre wiffeufckaftliche 1 eben Ihne» einen unvergängliche» Platz in der Geschichte ur .rer Wisiensckaft sichert Wo sich die Besten für Sie entsetze», wird e Ihnen um so leichter fallen, solch häßlichem Treibe» keine Weitere Beachtung zu schenken. Ick darf deshalb wohl auch der be- ftinunten Hoffnung An »druck geben, daß die Gerüchte nkü der Wabrdert «miprechen. Sie wollte» jener häßlichen Angriffe wege.; Seite wurden viele Urteile, bie int Verlauf der Märzunruhen —* auch durch ordentliche Gerichte — gefällt worden sind, al? Fehl- urteile bezeichnet und die Hoffnung ausgesprochen, daß da» Amnestiegesetz tn durchaus gerechter Weist gehandhabt werden wird. Nachmittag- setzte ber HauptauSschuh Die Aussprache übet die AulbUdung xr Justizanwärtei, die Verkürzung der Warte - zeit der Referendare und Assessor«» und di« Vereinfachung der Verwaltung. Zn einem von sozialdemokratischer Sette vor- gebrachten Fall, daß ein Breslauer Richter zwangsweise die Eidesleistung nach der religiösen Formel durchsetzte, versprach oer Minister Untersuchung und Einsckrerten. Gegenüber der .Klage, daß neben den Personalakte r. »och amtliche Oualifitation». listen geführt würden, während Einfichtnahme der Beamten der- weigert unrd, erklärt der Minister, daß ihm dabo» nicht» bekannt Jet. Wo solche Listen existieren, stehe be» Beamten selbstver - ständlich ba« Recht zu, auch bie in diese» Alten niebetgelegten An - fichten ber Vorgesetzten über ihre Leistungen durch Einsicht - nahme kennen zu lerne». Der Abgeordnete Dr. Loh» (USP.) unterstützte bie Darlegung der sozialdemokratische» Redner be» züglick der Fehlurteil« infolge ber Einwirkung ans bie Richter unb fordert ihre Belehrung rm Sinne bet neuen ®tag*8- gebanten». , Ei-zettramrukr «orgeas 20 4, -steuds sowie S-«a- «a» Fsfttag- 20 < rrfctietnt täplt* imrtmal, # * Mgefpal»«« een mag« tu noch Hetcrtanen 3,BO A. »uziigllch nw tnmaL « nw-vrrt*- 50 l 41ro»eui IcuenutgC- ■ QtA ttt hu iTi^rrthrnzi 8M