■ Donnerstag, den Ä4. Wär? 1921 - Abend Ausgabe 35. Jahrgang Mr. 140 Das kommunistische verbrechen an -er Hamburger Arbeiterschaft ist re auf ’S>* d. v W 6r st 21 St nt m äl fr n Tt m ttr V it k er 'S tt TaS gewissenlose Lpiel mit den Erwerbslosen. Soeben kommt ein irregeleiteter Erwerbe-loser zu uns It IT It te e nt die Redaktion und bekundet, daß er bei den gestrigen Borgänaen auf der Vulkanwerft anwesend war. Er beHaupter, die Mehrheit seiner Genossen will nicht» davon gewußt haben, daß die Direktion verlangt hätte, die Erwerbslosen mutzten, bevor sie Verhandlungen einlciten würde, sofort die Werft verlassen. Die Erwerbslosen hätten daher auch nicht diese Forderung ablchnen können, wie es in einem Pressebericht gesagt worden sei. Rach der Auffassung dieses Mannes wurden die Erwerbslosen von chren eigenen »Füh - rern" hinters LickE geführt, weil man ihnen den wahren Sachver - halt verheimlichte. — Wieder ein Beispiel, von welch zweifel - haften hinterhältigen Führern die Mage irregeleitet wurde. Hoffentlich machen sich auch die Erwerbslosen nunmehr von diesen unsauberen ©lemcuten frei. MenH«tn Mt «Naewantn» «etttjetlc 2.20 A. imüdli» 60 ’Oroienl £entnuiglk tufdilafl. ilrbcttemarfl u. SramUienamtiecn 2.40 A. iMtHtlfleniilnnahmf Set)lant>flra8e il tm ®rK gefdiofc (bis 7 Itbr abend! fut den folfleubtn Zag), tn den Finalen st>t* 1 Uhr, and in allen Annoncen. Bureau«. Platz, und Daien. oorichriNen ohneverdindlictz. leit. Reklamen in rebakUo- neflen Teil werden auch gegen lintgeli nicht ausgenommen. Die Kühe nach dem Klnrm. An den gestrigen tragischen Vorkommnissen gemessen, herrscht heute, nachdem die erregten Gemüter über dar Erlebte eine Nacht verschlafe» haben, überall Grabesruhe. Zu weiteren Zwischen - fällen ist es, soweit feststeht, bis zur Stunde nicht mehr gekommen. Und in der Tat sieht es heute in den putschlüsternen kommuni - stischen Querköpfen bei Tageslicht besehen wesentlich anders aus. Dem revolutionären Kampfgeist vom gestrigen Mittwoch ist am heutigen Donnerstag die waschlappigste Katzenjammerstimmung gefolgt. Gestern noch wollten die kommunistischen Drahtzieher in ihrem Verbrecherwahnsinn die Welt au8 den Angeln heben, heute winseln genau dieselben Leute, die auf den Werften mit die Un - heilstifter waren, schon bei den verschiedenen Gewerkschaften herum, man möge doch für die arbeitslos gewordenen Werft - arbeiter eintreten. Dieselben Gewerkschaften, die auf das Ge - meinste von den Kommunisten beschimpft worden sind, sie sollen heute gut genug sein, den von den VKPD.-Leuten in den Dreck gezogenen Starren wieder herauszuholen. So sehen die Kom - munisten unter der Lupe betrachtet aus. Und dafür haben gestern blühende Menschen ihr Leben lassen und andere ihren heilen Körper hergeben müssen. Jeden klassenbewußten Arbeiter mutz bei diesem Gedanken Abscheu und Ekel vor solchen Gesellen be - fallen. Auf Grund des Ausnahmezustandes ist in der letzten Nacht die ..Volkszeitung" als intellektuelle Urheberin der Unruhen durch ihre verhetzende Schreibweise von der „Orpo" besetzt worden. Zum Schluß noch ein kurzes Wort zu den Vorgängen. Wie immer sind die Opfer zum größten Teil völlig unbeteiligte Per - sonen gewesen. Die Anstifter halten sich ja wohlweislich im Hintergrund. Wohl der überwiegende Teil der Volksmenge waren neugierige Gaffer. Man sah nicht nur Frauen und Kinder, son - dern sogar Mütter mit ihrem Kinderwagen in der Masse umher - gondeln. Wirklich ein unverantwortlicher Leichtsinn. Möchten alle Neugierigen doch endlich einmal aus den trüben Ereigniffen die Lehre ziehen und zu solch kritischen Zeiten den gefährlichen Menschenansammlungen fernbleiben. Das Unglück könnte nur halb so schlimm werden und würde gegebenenfalls auch einmal die richtigen Elemente treffen. Die (Opfer der komnminstischen Kluthetze. Die Zahl der Toten, die gestern abend ans 16 bis 20 geschätzt wurde, hat sich leider heute ans 3 0 erhöht. Einzelne Verletzungen waren so schwer, dah sie den Tod herbeigeführt haben. ♦ Tie Drahtzieher der Aktion. Ueber die internen Vorgänge, die in dem kommunistischen Tollhäuslerstreich geendet haben, erfahren wir aus unterrichteter Quelle noch: Die VKPD.-Angestellten Köppen, Zöllner und Bästlein waren am Mittwoch morgen diejenigen, die bei Blohm & Voß die Ar - beiter von der Arbeit abhielten. Schon am Dienstag hat das VKPD.-Betriebsvatsmitglied Hoffmann wegen einer reinen Branchenangelegenheit der Schiffbauer eine Betriebsversgmm- lung einberufen als Mittel zum Zweck und hat dort die Ar - beiter schon auf das Kommende borbereitet. Am Montag hatte Hoffmann, als man wegen dieser Sache eine Betriebsversamm - lung haben wollte, es strikte abgelehnt, sich damit zu beschäftigen. Als aber die Dinge in Mitteldeutschland bekannt wurden, hat er sich eines anderen besonnen und die Versammlung einberufen. Am Montag abend war der kommunistische Oberbonze Berger aus Berlin tn einer Funktionärsitzung der VKPD., in der dann auf Grund seines Vortrages beschloßen wurde, die Sipo zu entwaff - nen und die Erwerbslosen in die Betriebe zu schicken, um die Betriebe zu besetzen. Auf Antrag von Thälmann und Lindau, der erklärte: seine Sturmtrupps von Jugendlichen seien dazu bereit, wurde gegen die eindringlichen Vorstellungen des Bezicks- sekretär? Bering beschlossen, am Mittwoch das Rathaus zu stür - men. Alle Warnungen vor solcher Torheit wurden in den Wind geschlagen. Moskau befiehlt eben, und Moskau ist Geldgeber. Da mutz gehorcht werden, auch wenn die eklatante Wahnsinnstat Ströme von Blut kostet. Das Verbrechen, solche dumme und entsetzliche Taten an« gestiftet zu haben, kann nimmermehr mit politischen Motiven bemäntelt werden. Das ist ein gemeines Verbrechen, das mit Tod und Leben von Menschen gewiffenlos spielt und seine Ahn - dung verlangt wie jedes andere gemeine Verbrechen. Der Dulschismus in Mitteldeutschland. Im Anschluß an eine Arbeitslosenkundgebung auf dem Augusiplatz in Leipzig zogen gegen Abend größere Masten von Demonstranten nach dem neuen Rathaus, wo gerade eine Sitzung b« Stadtverordneten war. Ein Teil der Demonstranten ver- schaffte sich Zutritt zum Sitzungssaal, so daß die Sitzung ab - gebrochen werden mußte; sie wurden aber von der Polizei wieder, hinausgedrängt. Die Menge lärmte vor dem Rathause weiter, bis gegen 10 Uhr die Sicherheitspolizei eintraf und den Platz und die Straßen säuberte. Besondere Zwischenfälle sind nicht vor - gekommen. In Quedlinburg wurde ein au« dem Mansfeld« Gebiet kommendes Auto angehalten. Bei bet Durchsuchung sollen größere Geldsummen und Ha.idgranaten gefunden fein. Die Insassen, die verhaftet wurden, sollen Hermann H ö l tz und sein Freund Gruenberg sein. Aus E i s l e b e n wurden noch um 11% Uhr nachts heftige Schießereien zwischen Kommunisten und der eingeschlostenen Sicherheitspolizei gemeldet. In Mansfeld wurde die KreiS- kommunalkaste um 102 322 * geplündert; ein Angestellter ver- wundet, die Gefangenen aus den Gefängnissen befreit So Wo Ole loiNMiMW Mek onO MmiMn ons, Oie M lat MW! (Selig Stimmn M hemm Heid).) Die Vulkan-Werft war für die neu geplante, von Moskau befohlene kommunistische Revolution zum Hauptkriegsschau - platz au' csehen worden. Dort mußte mit den stärksten Mitteln auf die Instinkte der gläubigen Massen gewirft werden. Ketty Guttmann war dazu die geeignete Person. Um Mittag herum erschien sie vor der Werft und ging mit einigen Männern, die immer um sie herum waren, aus dem Wege zwischen Wersteingang und Fährponton auf und ab. Zwischen iy 2 und 2 Uhr kam sie in den Betrieb und ließ sich von den Männern, die um sie herum waren, auf das historische sogenannte Resolutionsdach am Platze vor dem Direktionsgcbäude geleiten und redete dort zur versammelten Masse, und was redete sie?! — „Die ganze Welt sieht auf Hamburg! Wenn Hamburg brennt, brennt die Welt! Ihr seid die Herren im Hause, wenn Ihr nur wollt... Wer die Wassen hat, hat die Macht, und wer hat die Wassen? . . . Die SicherheitSinannschaftcn! Wenn sie Euch entgegentreten, nehmt ihnen die Waffen weg, dann habt Ihr die Macht" usw. Die aufgehetzte Menge hat dann chrlich so gehandelt oder so zu handeln versucht, wie Äetty Guttmann ihr gesagt Wer Ketty Guttmann hat sofort ihr kostbares Leben im Schutz von einigen Männern, die um sie herum waren, in Sicherheit gebracht. Während der Betrieb der Vulkanwcrft für Arbeiter abgesperrt wurde, damit sie alle im Demonstrationsznge marschieren sollten, bestieg Ketty Guttmann eine bereit ge - haltene Barkasse und fuhr ans Land in Sicherheit Als ant Millerntor die Proletarier die Weisungen Ketty Guttmanns ausführen und die Sicherheitswehr cntwafsnen wollten, und blutige Konflikte heraufzogen, als bei Blohm & Voß bereits die Gewehre anfingen zu knattern, begab sich Ketty Guttmann in Begleitung von Behring und einem andern Manne auf den ausgezeichneten Aussichtspunkt hinter dem Tropenkrankenhause, um aus der Vogelperspektive mit an - zusehen, wie die Arbeiter ihre Leiber in wahnwitziger Ekstase vor die Maschinengewehre brachten. — So etwas nennt man „Heldenpose kommunistischer Führer und Führerinnen"! Auf derselben Höhe persönlichen Mutes wie das Ver - halten Ketty Guttmanns stand das Verhalten des einzigen und unvergleichlichen Hermann Reich. Während Proletarier für kommunistischen Wahnwitz mit ihrem Blut das Straßen - pflaster färbten, saß er ruhig und stillvergnügt und mit wohl- gepflegtem Scheitel und hochgewirbeltem Schnurrbart (Muster Witheim II.) in den sicheren Mauern des Rathauses tm Bürgerschaftssaal, geschützt von der Sicherheitswehr und froh, daß ihm nichts passieren konnte. Alle, ob Ketty Guttmann oder Hermann Reich oder andere kommunistische Führer:siesindsichallegleich. Erstens hetzten sie, zweitens bringen sie sich in Sicherheit, drittens sorgen sie dafür, daß sie tm Reichstag oder in der Bürgerschaft sitzen, um gegen Strafverfolgung immun zu sein, viertens nennen sie sich trotzdem die einzig richtigen Führer des Pwle- tariats, uns fünftens besitzen sie noch das Genie, unschuldige Engel zu spielen und andere als die Schuldigen zu beschimpfen.. Was wir hier geschrieben baben, kann Hermann Reich und Ketty Guttmann nicht schädlich werden, sie sind geschützt durch ihre Immunität als Bürgerschaftsmitglieder, darum konnten mir das getrost schreiben. Und leitete über solche Führer- tätigkeit echtes proletarisches Solidaritätsgefühl mit den Toten, die auf der Strecke blicben/^llnd damit alle Welt die Schuldigen an dem Drama sehen kann, stellen wir sie hiermit weithin sichtbar an -en Pranger! Wann endlich wacht die Masse auf?! . Metz gegen den leimt. Allen eindringlichen Warnungen zum Trotz haben sich ant gestrigen Mittwoch auch in Hamburg wieder Menschen vor die Gewehrläufe treiben lassen, ist es zu Kämpfen mit den zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung bestekeen Polizei- mannschaften gekommen, und abermals sind dabei auf beiden Seiten Opfer gefallen. Das alles war gewollt von den Anstiftern der Erstürmung der Werften durch Erwerbslose, wie es auch ihr Wille war, daß die Werften geschlossen wurden und nun Tausende von Arbeitern den Lohn nicht erhalten können, auf den sie mit ihren Familien angewiesen sind. Wie ist es möglich, daß derartiger offenkundiger hirn - verbrannter Wahnsinn, dem Hunger, Elend und Tod auf dem Fuße folgen müssen, sich immer wieder ausbreiten kann? Es wird heute in der bürgerlichen Presse der Polizeibehörde ein Vorwurf daraus gemacht, daß sie nicht schon die Erstürmung der Werften mit Waffengewalt verhindert habe. Das hätte aber nur zur Folge gehabt, daß es dann mit tödlicher Sicher - heit schon dabei zu blutigen Zusammenstößen gekommen wäre, die so lange wie nur irgend möglich verhindert werden sollten. Außerdem konnte doch damit gerechnet werden, daß auf den Werften die besonnenen, jedem wilden Streik abgeneigten Arbeiter so stark in der Ueberzahl waren, daß sie dem Ansturm der Eindringlinge standhalten konnten. Diese Erwartung hat allerdings getäuscht, und aus dieser Erfahrung wird die Ar - beiterschaft ihre Lehren zu ziehen haben. Es hat sich eben wieder einmal gezeigt, daß kleine Trupps von wildentschlossenen Gesellen jede Ordnung, die nicht von vornherein auf wirksamste Abwehr eingestellt ist, über den Haufen rennen können. Was schon in unzähligen Versammlungen die Arbeiterschaft erlebt hat, daß nämlich durch eine Sprcngkolonne jede Verhandlung unmöglich gemacht werden kann, das hat sich hier, nur mit weit schlimmeren Folgen, wiederholt. Als einzig wirksame Abwehr gegen die Wiederkehr eines Verbrechens, wie es gestern an der Hamburger Arbeiterschaft verübt wurde, bleibt nur ein Mittel übrig; ein Mittel, das früher schon, während des jahrzehntelangen Aufstiegs der Ar - beiterbewegung, gegen die Feinde ans den eigenen Reihen an - gewandt wurde. Wie von jeher der Streikbrecher aus - geschlossen wurde von der Gemeinschaft der ehrlichen Arbeiter, so müssen auch die Sircikverbrecher,die heute das Ver - derben der Arbeiter mit voller Absicht und Ueberlegung herbei- sühren, von der Gesamtarbeiterschaft gemieden werden. Ihre kommunistischen Antreiber, die sich selbst stets fern vom Schuß halten, wollen es nicht anders. Ihr Ziel ist nicht, wie sie mit abgefeimter Spekulation auf das Mitgefühl der Arbeiter vor - geben, die Unterbringung der Erwerbslosen in den Betrieben, sondern die H e r r j ch a f t d e s Verbrech e rt u m ä in den Betrieben, wie das Auftreten von Hölz-Gestalten überall, wo sie ihr Unwesen treiben, beweist. Durch Gemeinschaft mit Verbrechern darf die klassen - bewußte Arbeiterschaft ihre reine Sache nicht besudeln lassen. Sie muh sich befreien von dem Terror, der von gewalttätigen Horden über sie auSgeübt wird. Aber auch diese Befreiung kann nur das Werk der Arbeiterklasse selbst sein. M MK an! Hin MW! Heute, Tonnerslag, ist auf alle« Werften ge - arbeitet worden, mit Ausnahme der Werft vou Blohm tt. Botz, Vulkan-Werke und Deutiche Werft- Finkenwärder, die ihre Betriebe bi« auf weiteres gejchlosseu habe«. Tie Reiherstieg-Werft ist in vollem Betrieb, nur auf Werk 3, Abteilung Brandenburg fehlen Henle 56 Mann. Bei Stülken Söhne find Henle früh von den 1200 Arbeitern die zirka 400 Kommunisten ansgefchiede«. Aus alle« Betrieben wird eine starke Sruüchternug nach der kommunistischen Heitzfporne von gestern ge - meldet, die offenbar jetzt selbst über das durch ihre sinnlose Hetze herbeigeführte Blutbad erschreckt siud. Werftarbeiter! Bergetzt das nicht! rrläietnt tägltd) eroehnal, Sonntag* u. nach ftetntaacn nur einmal. 0<-,u,SvrelS: wSchmtl. 2.35 A, monntl. IO A vorauszahlbar frei i»SHau», «teiubanblenbune monatlich 12 A. IRebattton: ffehlanbNrobe 11, 1. eteef. verantwortlicher Rebatteur: Johannes Steitze.Hamb»rs <4tP ebn ton: Ge6laitbnraBeil.erbfleffl)<* vnchhanblung: Srbhelchoß. 8hid)bruderetotontot: Re6lanbttra6e 11. 1. Sied'. Die Vnlkan-Werft wieder frei. Die Kommililiüm haben, als ihnen Gefahr drohte, die besetzt ge - haltene Vulkan-Werst geräumt. Nerlsan-lttngcn. Wie wir erfahre», werden heute mittag 1 Uhr die Be - triebsräte der SPD. und USP. mit dem Demobitmachungs- kommiffar Perhandlungen pflegen zwecks Wiederaufnahme der Arbeit auf den zurzeit geschloflcue« Werfteu. Der polursche Terrör in Oberschleften. Dem „Vorwärts" wurde gestern Nacht aus Oberschleften ge - meldet: Ter polnische Terror zieht immer weitere Kreise. In den Orten mit polnischer Mehrheit, aber auch in den Orten, die für Deutschland gestimmt haben, sind Schrecken eingetehrr. Massen durchstreifen die Orte ungestraft, da sie es kaum dazu kommen lassen, Zusammenstöße vor den Augen der interalliierten Truppen herbeizuführen. Diese Truppen greifen aber nur dann ein, wenn Zusmnmenstöße in chrer Gegenwart erfolgen. Die AbstrmmungS- polizei macht mit den halbwüchsigen Bandtten oft gemeinsame Sacke. Aus zahlreichen Orten werden Schießereien gemeldet, und zwar wird berichtet, daß in manchen Orten schon am Sonn - abend die Deutschen auf das allerschwerste bedroh: wurden, so daß sie es vorzogen, noch vor der Abstimmung zu flüchten. Bei verschiedenen Zusammenstößen wurde bereits eine ganze Anzahl von Banditen und Landjägern getötet. Familie Franst. Erzählung von Martin Andersen Nexö. (Deutsch von Hermann Kih.) (27] AIS sie ihr» wieder in seine Sachen geholfen hatten, wurde er ganz ausgelassen. . . . Er trällerte und schmatzte, machte immer wieder alle seine kleinen Kunststücke, bot sich als Zielscheibe für die Witze der Zechkumpane dar, versuchte sich selbst in Kalauern auf seine eigenen Kasten und lachte unbändig darüber. Sie füllten ihm um die Wette Flüssigkeiten ein; denn sie hatten sich vorgenvmmen, zu sehen, wieviel er trinken könne, ehe er fertig sei, und einer notierte. Man war bereits beim siebenundzwanzigsten Glase, doch Meister Frank schien nur immer munterer davon zu werden. „Dürfen wir nun um die Glanznummer bitten, meine Herren, Meister Franks Glanznnminer!" Er rückte Flaschen und Gläser beiseite. Dann kletterte er auf den Tisch, setzte sich in Schnciderstelluug und legte erst den einen, dann den anderen Fuß hinter den Nacken. So saß er da und lallte ein Lied, während er mit den Arinen gestikulierte und zwischen den Beinen hervorlugte. AIS das Lied zu Ende ü>ar, beluegte er sich auf Händen und Sitz, schwielen zum Tischrand hin und hüpfte mit dem Hintern auf den Fußboden hinab. Das Knnststück erregte stürmischen Beifall und mehrere von den am meisten umnebelten Herren krochen auf dem Disch in die Runde, um es ihm nachzumachen — ohne jedoch den Sprung zu wagen. «chneider Frank musste feine Glanznummer wiederholen, uni) man erörterte, ob es zweckmäßig fei, ihn in den großen Saal hinaufzubringen und die brache auch da ausführen zu lassen — zur Beruhigung für die Nerven der Damen, wie der Arzt sagte. Frank selbst wollte mit dem größten Vergnügen, aber die anderen redeten hin und her, und als sie endlich einig waren und gehen wollten, da fiel Frank ohne vorhergehende Ankündi - gung unter den Tisch und blieb liegen. Die trunkenen Klubmänner starrte» ihn mit ihren benebelten Augen erstaunt an. Daun erhob sich der Schreil-er: „Bricker, ein Hüne ist zur Ruhe gegangen. Hier liegt er nun auf seinem baren — Verzeihung —, auf seiner Bahre, gefällt von fünfuiiddreißig —" „Und einem halben!" warf jemand ein. Der Schreiber schwankte ein wenig: „— gefällt von fünf- unddreißig und einem halben Glas, und jedes davon war _an sick> todbringend. Sein Durst war unlöschbar wie der des Landes am User des Meeres. — Ja, das Meer, meine Freunde, könnte ihn allein löschen, das Meer, das sich in leisem Taumel nach dem Strande hin wiegt — in mildem Diinmelim. Wellenspritzer, meine Herren, Wellenspritzer sind gut für einen Generalrausch. Er soll das Meer sehen, das Meer soll den seekranken Svvn küssen, der das Feuchte mehr liebte als- den eigenen Rücken. Hi hop!" Mit ziemlicher Mühe packte er einen langen Tisch und kehrt« ihn um. Den gemeinsamen Anstrengungen gelang es, Meister Frank zwisck>en den Tischbeinen unterzubriiigen und ihm zwei Flaschen in den Arm zu geben. Dann stellten sie vier von den am wenigsten betrunkenen Leuten an die Tischbeine und hoben die Bahre auf; die ganze Gesellschaft begab sich auf die Wande - rung, um Frank am «traiide einzutauchen. Vorn ging der Schreiber als Küster, und hinter der Bn^- le- Verhandlungen mit ihnen u. er eine Aktion gegen "te russische Regierung führe und die Regierung der Republik des FernesOstens'nichi brfamrie. Endlich »erlangt die NA Jg t ; e japanische Federung den temporären Chargier der Be- setzuna russischer Gebietsteile durch lapanilckr Truppen aus- druckt^ erklären und ihre alsbaldige Evacknatton w Aussicht ^Die°Fraktion der parteilosen .Bauern der ^Konstituante des fernen Ostens bat jetzt ihr Programm verosientticht, daS die Norweickigkeit eines autonomen Staatsgebilde- in Form der R " publik des Fernen Ostens anerteirni unb ein Bündnis mit Russland, ohne Rücksicht aus die dort dem,ckeicke Staatsform, bedangt. In der inneren Pol, ttk betortt b« Fraktion ihre vermittelnde Haltung »roticben ^r ^henck, Knien und Rechten, die zu gegenieittgen Zugeständnissen aufge- fordert werden, um ein ersprießliches Zusammenarbeiten zu ermöglichen. von vier Ehrenmännern. Das heißt — vier Trunkenbolden, biet schttmmen Trunkenbolden! Er wand zur Gruft getragen von vier Ehrenmännern." Während dieses BerseS batte man das „besseres Familien - leben im großen «aal erreicht, wo gerade Lehrer Schröder mit erhobenem Glase der schleSwigsch» :> Brüder gedachte. Der Aufzug erweckte einen Sturm von Begeisterung und Unwillen. Die Damen streckten den Hals vor und stießen beim Anblick dos Gefallenen leichte Sckreie au3, Lehrer Schröder brach mitten in seiner Rede ab, und der Bürgermeister suchte durch seine Brille gebieterisch auSzuschen. Doch ohne es sich anfeckten zu lassen, schritt der Zug Weiter unter der Abstngung des letzren Verses: .Der eine trug die Flasche — fille juk, sille juk, sille Perikum — der eine trug die Flasche, der andere trug sei» Glas." Inzwischen war man auf demselbei, Wege, auf dem Sckwider Frank hereiiigekommen war, auf die Veranda gelangt und stieg zum Strand hinab. Tot ruhte das Meer, blauschwar^ mit mattem Glanz. Hier und da hörte man das ängstliche Gcpiep von Schwimmvögeln, die igendwo draußen auf dem Wasser geschlafen hatten und durch den Gesang der Zechbrüder aufgeschreckt wurden. Eine lange Dünung route gemächlich die Strandsteine hiiian und glitt rasselnd wieder zurück, über die Tiefe, den monotonen Refrain mit sich wiegend: „Der andere trug fern ®la8 — der andere trug fein Glas." Unten am Strande taumelten jedoch die Träger, zwei von ihnen verloren den Halt an der Babre, und Krank rollte auf die Erde hinab. Der Schreiber versuchte, einige BegrähniSfirlefanzen über ihm zu treiben, war aber zu bettunken dazu, etwas ausfindig zu machen. Den Zweck, den sie befolgten, alS sie Frank Hierher - truge n. hatten alle vergessen. Und sie schwankten zurück und ließen ihn liegen. Einzelnummer morgen- 80 abends sowie Sonu- und Festtags .30 4 KambnrgerEcho Morgen, Karfreitag, 25. März, vormittags 10 tthr, in Sagebiels Etablissement, Drehlmhn . Versammlung MwMMWWM to M. OB» IW. Tagesordnung: Ak Meo des iWWMMen Ieros uns oeo Bettlet und Ole jetzige tose. Eintritt in diese Versammlung haben nur Werft - arbeiter, die sich durch Parteibuch der SPD. oder USP. ausweisen.