•tnjtlenmmrr metfiens ZO * ileiM f»Me Siw n) Festtag lo 4 Lam vurgerEcho fi«etanb1lrate n. 1. Stock. Mr. 153 Sonntag, den 3. April 1921 - Morgen-Ausgabe 35. Jahrgang FchlandNrabk 11 tm »re» gef<6o6 (bi# 7 Ubr abenbt tu* ben folgenben lag), hi ben Finalen fbl« i Ubn unb tn allen Annoncen» Bureau«. Tia», unb Datei* oorlchrUten ohneverblnelta* fett Reklamen m redaktio - nellen Teil werben aud) gegen Ontaelt nicht aulgenomw-tt. U»,eigen Me UTgerparient Petit, eile 9.20 K. ,a,äglt* 50 Proieut Teuerung-» jnichlag. Arbeit-markt n. SamUlenametgen *40 A, eetmtagi «. nach Feieriaaen nur einmal. Ne»ng-prei».- winrbentt. M.85 A. monetL 10 A »oraiiSjabtbot tret in-Hanl, p iuboribfenbnne »onanlch 12 A. Rebetttoni gegter'nrale n, 1. Glock. Deraniroorilicher Rebalten r: Jo-arme« Reiches-am brrrZ vrpedii «en: 8e-landkira-eii.«rbgekcho». MWm W MM Vsn u st omo» genitat zwischen Reichs- unb preußischer StaatSregierung zustande zu bringen. Soweit wir über bie Auffassung der sozialdemo - kratischen LandtagSftaition unterrichtet sind, bleibt man heute nach wie vor bei bem Beschluß, ber die Ablehnung jeder Koalition mit ber Deutschen .Volks" Partei zum Ausdruck bringt Unsere Fraktion wie auch der Parteivorstand sehen ben Dingen mit äußerster Ruhe entgegen. In gewissen bürgerlichen Kreisen scheint man die Begeisterung der sozial - demokratischen Minister für die Regierungssessel weit zu übet, schätzen. Wir können den Gutgläubigen nur ancmnrcMen, diese unbegründeten Hoffnungen bei den heutigen Verhandlungen nicht zu sehr mitfpielen zu lassen; denn auch chnen kann ek nur zum Vorteil gereichen, angenehm überrascht zu sein, anstatt eine un - angenehme Enttäuschung zu erleiden. Ist dem Zentrum, das letzten Ende? ausschlaggebend ist, die Teil - nahme der Deutschen „V olk S" pa r te i lieber al, bie Mitarbeit ber Soiaidemokratie, so mag e $ danach banbeln. Wir können uns vorerst schlecht denken, wie die Herrschaften ohne die Sozialdemokratie unb unter gleich - zeitiger Ablehnung bet Dcutschnationalen VolkSpartei zu regieren gedenken. Zumal au8 diesen Gründen sehen wir ber Lösung keineswegs besorgt entgegen. Sylts Tod. Heute vormittag fand im Polizeipräsidium der Lok äl - term in in der Angelegenheit der Erschießung Sylt» statt. ES nahmen hieran unter andern teil bie Mitglieder der ®etDca» schaftSkommission, ferner de» Ortskartells des Afa-BundeS und die Mitglieder des Betriebsrates ber Elektrizitätswerke. Die jeite stellungen bestätigen da, bisherige @rgebnt»_ba: Untersuchung in vollem Umfange unb decken sich mtt den barubex gemachten amtlichen Veröffentlichungen. Wohl ist mit deiner Mädchenschast bet keusche Schmelz von dir gestreift, doch nur, weil einer höh'ren Kraft dein Wesen still entgegenreift Onb schlägst du gleich die Augen tief vor jedem, der deS Weges kamt Was dich so glühend überlief, ist deiner Seele schönste Scham. Noch bist du dir nicht Har bewußt, daß du ein Höchstes eingetauscht, seit tief in deiner eignen Brust der Quell de» Lebens selber rauscht. Und fühlst dich doch non einer Flut aus Gottes reinstem Dorn betaut, ttnn deiner mütterlichen Hut ein neues Leben antiertraut Ich aber fbügle meinen Schritt unb grüß das neue Leben laut. Biel tausend Stimmen grüßen mit und fingen dir, du Lebensbraut! Denn was in deines Schoßes Nacht noch träumt und Blut von dir erhält wird einst, zum hellen Licht erwacht, vielleicht der Heiland einer Welt. Karl SBtögcr.*) •)Äatl5Biöget Nest heute abend in bet Aula der Kunst- gewerbeschule aus eigenen Werken. Zrauenversammlungen: Distrikt Harvestehude-Hoheluft Am Freitag, 8. April, abends IV» Uhr, findet bei Halte ca, Gärtnvrsrraße 45, unsere Frauenversammlung statt. Genossin Reiche spricht über: jJtauieu der Revolution". „Gefallene Mädchen" Von Louise Schroeder, M. b. 9L Ein Wort au3 einet andern Welt Ein Wort, von dem man kaum glauben sollte, daß e» im zwanzigsten Jahrhundert noch angewendet wird auf Frauen, die keinen größeren Wunsch haben, als chre staatsbürgerlichen, ihre Mutterpflichten gegenüber ihren Kindern erfüllen zu können. Dennoch ist dieses Wort vor wenigen Wochen gefallen im höchsten Parlament ber Deutschen Republik l Haben die Beamtinnen, bie auf ihrer DerbandStagung in Ham - burg den Beschluß faßten, daß jede Beamtin, die unehelich Mutter wird, auS dem Dienste zu entlassen ist, wirklich gewußt, waS sie taten? Ich behaupte auch an dieser Stelle, daß sie es nicht wußten, und ich nehme zu ihren Gunsten am, daß die Mehr- zahl von ihnen, hätten sie di« Siede deS Herrn Abgeordneten D. Mumm im Reichtage gehört, sich im tiefsten Innern geschämt hätte, zu einer solchen Rede die Veranlassung gegeben zu haben. Wie recht die von der Sinken gegen Herrn Mumm erhobenen Angriffe waren, zeigt der demagogische Artikel, in dem^ dieser Vertreter ber christlichen Weltanschauung im .ReichSboten seine Rede mit den Zwischenrufen (diejenigen, bie chn wirklich getroffen haben, läßt er allerdings fort) totebergiht „Die Wut der Feinde der christlichen Ehe" will er damit beweisen! Ach nein, Herr Mumm, die Frauen und Männer der verschiedenen sozialdemo - kratischen Parteien, die in später Abendstunde im Reichstage kämpften für die Aufhebung des die Entlassung der unehelichen Mütter au5 den Beamtenstellen betreffenden RegierungSerlaffeS, sind keine sfeinde der Ehe; sie leben ja zum großen Teile selbst in einer solchen, aber es gehören für einen ehrlichen, dem Leben mit offenen Augen in» Angesicht sehenden Menschen schon einiger - maßen starke Nerven dazu, um ruhig eine Argumentation hin - zunehmen, wie wir sie von Ihnen gehört haben! „Wir haben alle Gesetze, alle Maßnahme!^ darauf anzusehen, ob sie der Gesundung, der Reinerhaltung der Famile dienen, ober ob sie dieselbe erschweren. Ich gehe dabei durchaus davon auS, daß an Mann und Frau der gleiche Maßstab anzulegen ist, s o - weite» praktisch durchführbar ist.'... »Auf ber andern Seite haben wir die Pflicht gegenüber denen, die gefallen sind, alle Liebe anzuwenden, die auf Grund unserer Bestim - mungen möglich ist . . Wir wollen durch den Grundsatz deS persönlichen Erbarmens, den Grundsatz, daß beide Geschlechter Gott die gleiche Verantwortung für ihre Taten schulden.' Hört Ihr eS, Ihr Beamtinnen, wie hier mit zweierlei Matz gemessen wird? Steigt Euch nicht auch das Gefiihl der Empörung empor, wie hier infolge Eures Beschlusses Menschen inS Elend gestoßen werden sollen, um sich bann rühmen zu können, daß man chnen mit Siebe, mit Erbarmen «ttgegengelräimen ist?. Aber verlassen wir Herrn Mumm. — Um was handelt e» sich hier? Wer sind die Verworfenen, denen man Arbeit unb Brot nimmt, bie man in Hunger unb Verzweiflung stößt? Herr Mumm hatte den Mut, zu sprechen von .solchen, die sich ihre» ungehemmten Geschlechts - verkehr» rühmen', von ben vielen uns bekannten Fällen nur einige wenige: Eine Beamtin ist 13 Jahre im Dienst; durch ihre Arbeit er» nährt sie nicht nur sich, sondern auch ihre gelahmte Schwester. Sie wird wegen unehelicher Mutterschaft entlassen, trotzdem in - folge chrer Beliebtheit ihre sämtlichen Kolleginnen unb Kollegen für ihr Bleiben eintreten. Eine weitere Beamtin, deren Tüchtigkett unb Meiß durch Zeugnisse bewiesen wird, hat ein vierjährige» Kind. Niemnnd weiß etwas davon, niemand zweifelt bis dahin an ihrer Sittlich - keit. In dem Augenblick, wo sie bie ihr durch die Besoldung»- ordnung zugesicherte Kinderzulage für ihr Kind verlangt, sich also zu ihrem Kinde bekennt, wird sie entlassen. Eine Postgehilfin ist verlobt, wirtschaftliche Schwierigteiten, unter denen heute die weitesten Schichten leiden, hindern die jungen Menschen an einer Verbindung. Sobald ber Vorgesetzte erfährt, daß sie sich Mutter fühlt, kündigt er ihr bie Stellung von einem Tage zum andern unb — verlangt die Rückzahlung der für zehn Tage bereits erhaltenen Dienstbezüge! Als wir diese Fälle im Reichstage vortrugen, da wurden auch bie Herren der Rechten ernst, die zu der von grau Zietz ge - machten Bemerkung gelacht hatten, daß die uneheliche Mutter mitsamt ihrem Kinde in» Wasser getrieben würde. Und doch sind die» nur drei Fälle von etwa dreißig, die wir hätten benennen unb aktenmähig belegen können! Haben da? die Beamtinnen wirklich gewollt? Wa» be - deutet diese» Vorgehen gegen Frauen, bie ihr eigene» Leben so gut wie die verheiratete Frau einsetzen, um einem neuen Menschen da» Leben zu geben? In einer Zeit, die nickt nur körperlich die schwersten Anforderungen an sie stellt, sondern in ber gerade so manche uneheliche Mutter eine schwere Enttäuschung an bem Manne erlebt, bem sie bet traut hat, nimmt man ihr ben letzten Halt — die wittschafiliche Grundlage, die ihren eigenen Unterhalt unb ben chre» Kinde» sichert, aber auch den sittlichen Halt, der ihr über bie schwere Zett hinweghilft. Wenn man aber meint, .die unehelich« Mutter brauche ja wicht unbedingt Beamtin zu bleiben", so müssen wir dagegen protestieren, zunächst deshalb, weil hierin eine Ueberichätzung de» Beamtenberufs und eine Unterschätzung aller übrigen Berufe liegt; denn für un» ist jede Arbeit .ehrenwett", die der All - gemeinheit dient. Aus ber andern Seite aber müssen wir Protest erheben gegen bie „Strafversetzung" ber unehelichen Mutter in «uten gerade nach Ansicht ihrer Befürworter minderwertiger« Beruf! ES hat reiemanb da» Recht, einem Menschen au» ©rünber^ wie sie hier vorliegen, die lieb urtb vertraut gewordene Arbett zu nahmen uni) ihm eine albere, ihm vielle'icht verhehle, auf» guMt>inaenl Für unS ist der Beruf kein Kleid, daA man nach Belieben wechselt; die Achtung vor dem Beruf und der Arbett ist auch eine Forderung der sittlichen Gesundung unserer Zeit. ES ist bezeichnend, daß dies ganze Vorgehen der Kresse, bw sich auf ihre Sittlichkeit und auf ihren Gotte «glauben so txtel zu - gute tun, in eine Zeit fällt, in der die sozialdemokratisch Fraktion de» Reichstages auf» schärffte angegriffen wird wegen ihres An - träge» auf Aenderung der die SchwangerschaftSunterbreehung betreffenden Paragvasihen deS Strafgesetzbücher. In all diesen Eingaben ist die Rede von dem gottgewollten" Leben, eme von dem Deutsch -Evangelischen Frauenbund, dem Katholiichen Frauenbund und dem Jüdischen Frauenbund unterzeichnete Eingabe spricht von der „Ehrfurcht vor dem werdenden Leden, von dem urewigen Schöpfungsprozeß". Die „Christl -.che Volk»- wacht", die seit Monaten gegen unsern Antrag wütet, führt in einem Artikel ihrer Januarnummer die Worte BemharLin tion Diena» an: „Die köstlichste Frucht, bie eS gibt, ist doch die, welche die Frau bringt, ihr Kind." Diese selben Kreise aber zwingen bie Beamtin, die sich Mutter kühlt, geradezu zur Verletzung der Sttafgesetze, wenn sie nicht mitsamt ihrem Kinde sehend in» Elend gehen will! Woher nehmen sie eigentlich daS Reeht, ben Gott, ben sie im Munde führen — und ich will zu ihren Gunsten an- nehmen, daß doch ein Teil von ihnen ihn auch im Herzen tr;gl — so zu interpretieren, baß er wckhl jede» eheliche, aber um keinen Preis da» uneheliche Kind will? Die Mutter diese» Kinde» ist für sie die GefalleneI Und baA tm zwanzigsten Jahrhundert, da» nach viereinvierteljähngem Kriege, in bem bie Frau durch ihre Arbeit das beussche Wirtschaftsleben aufreckterhalten hat, da» nach einer Revolution, die un» nickt nur poTitifdie Gteickberechtigung, die un» auch eine Verfassung gebracht hat, nach ber die Ausnahmebestimmungen gegen weibliche Beamte aufzuheben stirb, nach bet den unehelicken Kindern bie Schaffung der gleichen Bedingungen für chre leibliche und seelische Ente Wicklung wie den ehelichen gewährleistet wird! Wenn wtt diesmal mtt unserm Anträge noch mtt einer Stimme Mehrheit unterlegen sind, so nickt deshalb, wett bi« Mehrheit gegen ihn gewesen wäre — die vielen Stimm, entfyrihingen beweisen e»! —, sondern deshalb, weil mandi« bürgerliche Abgeordnete nicht offen gegen ben verband der Posb und Telegraphenbeamtinnen Stellung nehmen wollte. Aber was wir tm Reichstage ausgesprochen haben, da» vneberhole ich « bieser Stelle: Wir Frauen und wir Sozialdemokraten werd»« nicht eher ruhen, als bis diesem Unrecht gegen bie t»ehelicht Mutter unb ihr Kind eie Ende gemacht istl