rtfftelnt ISgNch »rottmal, eeimtafl« u. nach getertagni nur einmal. roichentl. 3,35 *, mowitt. 10 * vorauszahlbar tret tu* Hau». Redaktion: Fehlandfirabe ii, i. «tack, Reraniroorilicher Slebalteur: ent# »öd«e, »ntnburfl. tt to n: S^iandstratett.Srdgelcho». »Uchdaubtun» «rdgescho». Buchdruckeret-Aontor: gehlandstrabe 11, 1. Stott. eittyltmmmtt uurgeus 20 4 abevds sowie Bonn# und Kesttazs 30 4 »eiHfl« bt» enntfsettee Settijdtc s,so 4, »münUH 5<» Prozent Ttttetengi« tnschlag. Arbeit-marke u. .Tamlllenantcigen 3,40 A. An,eigen.Annah», Fqlandttrab« u im an» «-schob <»I» 7 Ilhr abend« für den folgenden T«g), in den gutolen (btt » Uhr, und tn allen Lnnoacen» Bureau». Blatz» und DatenoorschrMe» ohne Berbindllchkeit. Kr. 332. Mittwoch, den 80. Juli 1981 - Morgen Ausgabe. 35. Jahrgang. WM tatlMMt. „Rußland kann uns helfen!" Haben wir die deutschen Kont- munisten rufen gehört. „Deutschland hungert, Rußland hat Brot, landwirtschaftliche Produkte int Ueberfluß. Das Bündnis mit Towjetrußland ist Deutschlands Rettung!" Jetzt aber tönt Maxim Gorkis verzweifelter Notruf über den Erdball: „Rußland ver - hungert! Sendet Brot und Medikamente! Helft uns!" Was die deutschen Kommunisten sagten, ist richtig, in den Wolken der Theorie. Was Maxim Gorki in die Welt hinaus schreit, ist die furchtbar« Wirklichkeit. Rußland, das vor dem Kriege ungeheure Mengen von Leben?, mitteln im Austausch von Jndustrieprodukten an die Länder der übrigen Welt abgvb, hat heute nicht mehr genug, um sein eigenes Volk zu ernähren. Ruhland, das bei einer rationellen Wirtschaft schlecht gerechnet das Doppelte an Lebensmitteln erzeugen könnte, als es vor dem Kriege erzeugt hat, ist tief unter seine frühere Produktion, vielleicht bis auf die Hälfte, herabgesunken. Bis jetzt hat in Europa die Vorstellung geherrscht, daß zwar die Bevölkerung der Städte hungere, weil die Sowjetregierung nicht imstande sei, ihr die nötigen Nahrungsmittel zuzuführen, daß aber der Bauer noch immer sein Auskommen finde. Ruß - land ist heute, das darf man keinen Augenblick übersehen, durch - aus kein nach sozialistischen Wirtschaftsgrundsätzen verwaltetes Land, nur einige tausend Industrie unter nehm ungen sind einem unbeholfenen Staatssozialismus unterworfen, auf dem Lande aber ist gerade erst durch die Revolution das bäuerliche Privat - eigentum an Grund und Boden geschaffen worden. Durch die Aufteilung des GroßgrundbesiAs wurden mehr als 15 Millionen privater Bauernwirtschaften errichtet, die, von der SowjetvLrwal- tung ziemlich unberührt, auf eigener Scholle schalten und walten. Den Wirtschaften, die in der Näh« der großen Städte liegen, oder die von militärischen Requisitionen besonders stark heim, gesucht wurden, blieb in manchen Fällen allerdings kaum so viel übrig, daß den Erzeugern ein ausreichender Anteil gesichert war. Neuerdings aber hat Lenin ein dem deutschen Umlageverfahren ähnliches System geschaffen, wonach der Bauer nur einen be - stimmten Anteil seiner Produkte abzugeben gezwungen ist, wäh. cend das übrige zu seiner freien Verfügung verbleibt. Die Zwangseintreibungen allein würden die furchtbare Notlage nicht erklären. Ihre hauptsächliche Ursache liegt in einer schweren Mißernte, von der das östliche Rußland infolge anhaltender Trockenheit be- troffen worden ist. Das Versagen des Bodens ist so vollständig, daß der Landbevölkerung nicht nur nichts übrig bleibt, was sie abgeben könnte, sondern daß ihr sogar dasjenige fehlt, was sie brauchen würde, um sich selber bis zur nächsten Ernte zu ernähren. Die Folge davon ist, daß Millionen, von einer wahnsinnigen Furcht vor dem Kommenden ergriffen, ihre sonnverbrannten Sieder verlaffen und sich nach der Art einer neuen Völkerwanderung in ungeheuren Schwärmen einem ungewissen Schicksal entgegen weiter nach Osten wälzen. Die Mißernte in Ostrußland hätte aber bei zweckmäßiger Be - wirtschaftung des Bodens kaum einen so vernichtenden Umfang annehmen können. Auch bei günstigen klimatischen Verhältnissen erzeugt der russische Acker noch nicht die Hälfte von dem, was unter schlechteren äußeren Bedingungen der deutsche Acker hervorbringt. Durch bessere Wirtschaft hätte zwax. die Mißernte selbst nicht ver - mieden werden können, wohl aber wäre sie wahrscheinlich bis auf ein Maß zu mildern gewesen, das der Landbevölkerung das nackte Durchkommen gerade noch ermöglicht. Ter zweite Grund, warum sich die ostrussische Mißernte zu einer Volkskataitrophe von noch nie erlebtem Umfang auswachsen konnte, liegt in dem Fehlen eines zweckmäßigen Verteilungssystems, und eines funktionierenden Transportwesens. Es gibt für die ost - russischen Bauerngemeinden keine Möglichkeit, aus Gebieten mit besseren Erträgen Zufuhren heranzuleiten und für sie irgendeine Gegenleistung zu bieten. Unter normalen Verhältnissen wären schlimmstenfalls durch Aufnahme von Hypotheken Geldmittel zur Heranschaffung von Lebensmitteln aufzubringen gewesen, die russi» sche Wirtschaftsanarchie schneidet den Bauern auch diese Möglichkeit ob, ohne chnen eine andere zu bieten. Darum ist auch zu fürchten, daß selbst die größte Hilfsaktion ohne Erfolg bleiben wird. Die gewaltigsten Getreidelieferungen, die nach Petersburg oder nach Odessa gebracht würden, könnten ihren Zweck nicht erreichen, wenn die Transportmittel fehlen, wenn die Organisation fehlt, um die Gaben denen zuzuleiten, die die allergrößte Not leiden. Furchtbare Tinge werden sich in Rußland ereignen. Denn wenn selbst die Bevölkerung der sonst ertragreichsten Gegenden vom Hunger gepeitscht ihre Scholle verläßt, tst nicht abzusehen, wie im nächsten Winter und Frühjahr das Ernährungsurvblem auch der großen Städte gelöst werden soll. Und dabei ist weder gewiß, ob diese wirtschaftliche Katastrophe politische Folgen haben wird, noch ob man diese Folgen überhaup' wünschen kann. Man sieht wohl Kräfte am Werke, die das unglückliche Land in noch tiefere? Elend hinabstoßen möchten, aber keine, die imstande sind, c8 zu erlösen. Nur da? eine ist klar, daß jedes Volk, das dem russischen Beispiel nacheifern wollte, sehenden Auges sich selber den Untergang bereiten würde. Der Friede mit Amerika. Berlin, den 19. Juli. Auf dem Umwege aus Paris wird die deutsche Oeffent- lichkeit von deutsch-amerikanischen Friedens - verhandlungen zwischen dem amerikanischen Kom- misiar in Berlin Dresel und dem Reichsaußenminister Dr. Rosen in Kenntnis gesetzt. Wie wir hierzu von unterrichte - ter - -jte erfahren, bestätiaen sich die Meldungen, nach denen der amerikanische Geschäftsträger mit dem beufr ■rii .st ncdoaußcn minister Die Gestaltung des deutsch-amerika - nischen Friedensvertrages besprochen hat. Es sind von deut - scher Seite Vorschläge gemacht worden, die augenblicklich aber auch noc§ Gegenstand von Beratungen sind. Es ist ii i ch t z u erwarten, daß der deutsch-amerikanische Friedensvertrag vordem Herbst fertiggestellt sein wird. Insofern sind alle Kombinationen über den Inhalt eines derartigen Vertrages hinfällig. Mach der framöstschen Note. Di« Engländer für baldige Regelung der oberschlcstsche» Frag«. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" schreibt: Bis in die späten Abendstunden ging gestern kein« offi - zielle englische Antwort auf die letzte Mitteilung des Quai d'Orsay ein. Nach offizieller britischer Auffassung fei ein Aufschub in*b er Festsetzung der Grenzen Oberschlesiens und der Aufhebung der Zwangsmaßnahmen am Rhein nicht angängig. Es könne angenommen werden, daß keine britischen Verstärkungen nach Ober- s ch l e f i e n gesandt werden können. Briand scheine zu hoffen, daß Italien in der Sage sein werde, ein neues Kontingent zu senden. Die Absendung einer französischen Division könne jeden Augenblick erwartet werden. Daß ihre Ankunft in Oberschlesien ausreiche, um eine Pazifizierung des Gebietes zu sichern, werde nicht Überall geglaubt. — Der Korrespondent fährt fort, die englischen Vertreter hätten ebenso viele bewaffnete Polen, die die Grenze überschritten, entdeckt, wie ihre französischen Kollegen Deutsche unter gleichen Umständen entdeckten. Für die Minderheiten in oberschlefischen Dörfern außerhalb der Garnisonbezirke sei kein Schutz vorhanden. DaS Einzige, die beiden Parteien zu verhindern, einander an die Kehle zu springen und die Alliierten in ihren Konflikt hin - einzuziehen, sei nach Ansicht der höchsten britischen Autoritäten eine unverzügliche Regelung der oberschlefischen Frage. Der Londoner Korrespondent des „Petit Parffien" schreibt, noch habe die englische Regierung zur oberschlesischen Note nicht Stellung genommen. Nach der Enquete, die er stellte, scheine das Foreign office der Ansicht zu sein, daß die äugen« blickliche Sage d i e Entsendung der Verstärkungen, die die französische Regierung Vorschläge, nicht rechtfertige. Ohne daß daS Londoner Kabinett seinen Vorschlag zugunsten einer sofortigen Regelung der oberschlefischen Frage aufgeben wolle, scheine es keineswegs die Absicht zu haben, auch nur eine Brigade nach Oberschlesien zu entsenden. Der .Motin" schreibt, daß die englische Antwort Über Ober- schlesien noch heute in Paris eintreffen werde, und daß man erst dann sagen könne, wann der Oberste Rat zusammen- trete. Ein französischer, der Schweiz benachbarter, Bezirk dürfte dafür in Frage kommen, da S l o y d G e o r g e sich ja im August in der Schweiz aufhalten wolle und der Ort den italie - nischen Delegierten gelegen sei. Durch seinen Londoner Korre - spondenten bestätigt der „Matin", übrigens, daß die britischen Behörden nicht geneigt wären, i h r e Truppenmacht in Oberschlesien zu verstärken, da die Tatsachen, auf die Briand in seiner Note anspielte, nicht mit den opti - mistischen Berichten der englischen Vertreter übereinstimmten, die der englische Kommiffar in Oppeln erhielt. „Daily Expreß" versichert, von zuständiger Seite gehört zu haben, daß in den Beziehungen zwischen Groß- britannien und Frankreich infolge der Diffe - renzen über die ober schlesische Frage eine zu. nehmende Spannung eintrete. Die britische Regierung verweigere rundweg die Entsendung von Truppen, da sie Über - zeugt sei, 'oatz hierfür keine Notwendigkeit bestehe. * Französische Fragen. Berlin, den 19. Juki. Di« Fragen, die die französische Regierung an das eng - lische Kabinett gerichtet hat, lauten ungefähr wie folgt: 1. Ist die englische Regierung bereit, sich den Vorstellungen des französischen Botschafters Laurent durch den Botschafter d'Abernon anzuschließen? 2. Würde sie die englischen Truppenbestände in Oberschlesien, tote die französische Regierung die französischen Garnisonen, ver - stärken ? In Paris erwartet man im Saufe des Dienstag abend eine Antwort auf die Frage. Wie die Londoner Korrespondenz der Pariser Blätter glaubt, dürfte sich der englische Botschafter in Berlin dem Schrift Frankreichs anschließen. Jedoch soll die englische Regierung unter den augenblicklichen Umständen ein« Verstärkung der Truppenbestände in Oberschlesien abl« hnen. Schwedens Nkichstag aufselölt. Der Montag unter dem Vorsitz des Königs tagende schwedische Minijierrat beschloß, den Reichstag aufznlüsen und die Neu- w a h l e n zur zweiten Kammer auf die Zeit vom 11. bis 18. Sep- tember anzuberaumen. Ne«r Kredite für Deutschland. Berlin, 19. Juli 1981. Die Reichsregierung ist eifrigst bemüht, zur Erfüllung des Londoner Ultimatums auch für die kommende Zett die notwendige Vorsorgung zu treffen. Au« dieser Tatsache schloffen bereits vor einiger Zeit verschiedene Blätter, daß Deutschland außer dem Kre - dit von 150 Millionen Goldmark, der durch Vermittlung des Bank - hauses Mendelssohn & Co. in Amsterdam gestellt wurde, auch noch andere Kreditabkommen mit ausländischen Geldgebern abschließen werde. Es bestätigt sich heute, daß die ReichSregierung in diesbezügliche Verhandlungen eingetreten ist, jedoch find die in der Oeffenllichkeit bereits genannten Summen übet die abzuschließenden Kredite unzutreffend. Aller Wahrschein - lichkeil nach wird bereit« in den nächsten Tagen ein Kredit- abkommen mit englischen und amerikanischen Bankiers abgeschloffen werden. Ter amerikanische Kredit wird ein Baumwollkredit fein, dessen Umfang jedoch vorläusig noch nicht feftsteht. e » K Verschiedene 1 Bürger l. 1 6 Oberschl. 4 S s Bürger!. 6 D.Hanvr. 8 1 S Bürger!. 6 1 8 — 8 46 8 6 6 3 3 3 3 1 1 1 1 8 2 6 2 3 Bürger!. 3 Hess.Arbg.2 8 1 1 6 7 8 2 1 8 « 5 8 1 i & 1 2 » iS S Si 8 Obwohl wir die größte Anzahl von Vertretern haben, reichen die Zahlen gegenüber der geschlossenen RechtSsront noch nicht auS, um immer eine gesunde Provinzialpolilik durchzusetzen. 3 2 Zusammenlrhimg der Vrovinpalausschnlse. Ter amtliche Preußische Pressedienst gibt eine Uebersicht über die parteipolitische Zusammensetzung der ProvinzialauSschüffe. Hier - nach vertreten: Ostpreußen Brandenburg Pommern Schlesien Sasiffen Schleswig-Holstein Hannover Westfalen Rheinprovinz Hessen-Nassau BezirkSverband. Kassel (Lande-aurschuß) .... BezirkSverb. Wiesbaden (LandeSausschuß) .... 7 10 26 16 21 27 Memels Streben nach Autonomie. Das „Memeler Dampfbooi" meldet: Tie Führer sämtlicher großen Berufsgruppen des MemellandeS Übergaben dem Ober- kommissar des MemelgebieteS PetiSne eine Entschließung mit der Bitte um Weiterleitung an bie Botschafterkonscrenz^ worin erklärt wird, die überwältigende Mehrheit der memelländischen Bevölkerung wünsche, das memelländische Volks - tum in einem selbständigen StaatSgebilde zu erhalten. Polftisch wolle fi« weder Litauen »roch Polen zu- geteilt werden, betone aber ihre aufrichtig« Bereitwilligkeit, mit allen Nachbarländern Handelsverträge abzuschliehen. Sie sei be - reit, Deutschland, Litauen, Polen und Lettland die freie unbe - hinderte Benutzung der Eisenbahnen, bet Wasserstraßen und be« Memeler Hafens einzuräumen. PeliSne erklärte bei der Ent - gegennahme der Sdrepe, daß die Entscheidung allein bei der B o t - schafterkonferenz liege. Zur Wahrheit gezwungen. Die oft hat die „Rote Fahne" alle Meldungen übet Rußlands Hungerkatastrophe, die natürlich meist nicht au« Sowjetquellen stammten, als weihgardistifche Lügen hingestellt! Angesicht» bei Hilferufs, den Maxim Gorki an Gerhart Hauptmann gerichtet hat, wechselt sie schleunigst die Haut und beschuldigt die nichtbolsche- wifiischen Arbeiter Europas, Sowjetrußlanb im Stich gelassen zu haben. Natürlich, sie kann ja nicht zugeben, daß der bolschewisnsche Wahnsinn, bet die Abhängigkeit Rußlands von den übrigen Staa - ten aus feinet Rechnung strich, an all dem Elend schuld ist. Uebrigenl hat Lenin auf dem Allrussischen Transportart!eiter- kongreß im März diese» Jahre« ausdrücklich festgestellt, daß die Wiederaufnahme enlentemilitärifdjer Angriffe auf Sowjetruhland den Arbeiterparteien der Ententeländer zu danken ist — denselben Parteien, bi* von Moskau seit Iaht und Tag und bi« zuletzt in der infamsten Weise verleumdet werden. Stockholm. 18. Juli. sWTB.) .Stockholms Tidingen" Bringt Meldungen Moskauer Zeitungen, wonack, 15 russi - sche Gouvernement« von Hungersnot bedroht find. In - folge der Dürr« entstehen in der Erd« große Riff«, Flüsse und Brunnen trocknen au«, die Bevölkerung flüchtet in großen Mengen. Tie Zahl der Flüchtlinge wird auf mehrere Mil - lionen geschäht. Sinowjew ist in der Schlußsitzung be, Moskauer Son» greife8 zum Vorsitzenden de- Exekutivkomitee« der Kommunistischen Internationale wiedergewählt worden. Sehr deutlich. In der Jt. A, Z." liest man über eine Rede RadekS in Moskau gegen die KAPD. folgend« Kennzeichnung: „Gibt eS überhaupt eine frechere A r t Verhöhnung der revolutionären Proletarier? DaS ist bet Stil eine, Macht- verrückten gegenüber einem seiner Auffassung n«h ibioti- schen Haufen." Die Vorgänge im Orient scheinen sich tatsächlich zugunsten der Engländer zu wenden. Tie ftemaliften bestätigen jetzt erst durch ein oifizielleS Kommunique die allgemeine griechische Ostenfive und machen entgegen der bisherigen Haltung fernen Hehl mehr daraus, baß die Linie Dent - Cheir - Nazif - Baicha besetzt ist. Auch die Einnahme von Kjulakta wird zugegeben. E« ist nicht au«gesch!ossen, daß diese plötz - liche Wendung zugunsten der Engländer auf die europäische Politik einen gewissen Einfluß hat. Die Uerhandtungsiage zwischen England und Irland. „Tailv Ehtonicle" meldet, baß die gestrigen Besprechungen Lloyd Georges mit D e Valero und den Kabinettsmit - gliedern von Ulster die Lösung deS irischen Problems nicht för - derten. Bis jetzt tourbe J eine Grundlage gefunden, die zu einer gemeinsamen Sitzung der Verfteier Nord- und Süd- irlands mit der englischen Regierung führen könnte. Lloyd George halte die Sage indessen nicht für aussichtslos und hoffe, baß eine Einigung noch gefunben werde. Die Minister Norb-JrlanbS kehrten am Abend nach Belfast zurück. SirJomesCraig erklärte vor seiner Abreise, augen - blicklich fei die Lage die, daß Lloyd George die Verhand- lungen mit De Valero fortfetzen werde. Wenn De Valero das SelbstbesttrnmungSrecht für Irland verlange, fei zu bemerken, daß die Provinz Ulster hiervon bereits Gebrauch mochte, sein eigenes Parlament besitze. ES blieb« also nur noch übrig, daß England und Irland sich einigten. Albrrt Thomas in Serli«. Berlin, den 19. Juli. Der Direktor beS Internationalen Arbeitsamtes in Genf, Albert Thomas, nahm bei feiner Rückreise von der Sitzung des BertoaltungSroteS des Internationalen Arbeitsamtes tn Stock - holm einen kurzen Aufenthalt in Berlin, um auch hier mit der deutschen Regierung Fühlung zu nehmen. Die Besvreckmngen, die er mit- verschiedenen Ministern führte, be - handelten ausschließlich die Ratifizierung der Vereinbarungen und Empfehlungen der Arbeiterschutzkonferenz in Washington und Genua. Thomas brachte seine Enttäuschung zum Ausdruck, da bis heute in Deutschland die Ratifizierung der Konftrenzbefchlüsse noch nicht vorgenommen sei. Ministerial - direktor Siefert vom Reichsarbeitsminisrerium unterrichtete Thomas über die Schwierigkeiten, die in dieser Hinsicht bestehen. Einverständnis wurde aber darüber erzielt, daß Deutschland wenigstens die Empfehlungen und Vereinbaru-ngen der Sanieren über bie unter den Parteien und Behörden in Deutschland selbst keine Meinungsverschiedenheiten bestünden, rattftzieren könnte. Thomas erklärte sich berert, tn jeder Hinsicht zur Klärung dieser Fragen beizuftagen, um dadurch baldmöglichst eine Ratifizierung der tn Deutschland noch strittigen Punkte herbeizuführen. Dir vergewaltigte KAPD. Die neueste „fi. A. Z.' veröffentlicht an bet Spitze eint, Schungkprotokollr der Dritten Internationale, au? dem her- vorgeht, wie die fiAPD. in Moskau „vergewaltigt" wurde, fol - gende Hilferufe: . roletarier! Seit V/ t Jahren kämpft die Kommuni- U-sche Arbetter.Partei in der ersten Reihe der prolelarlschen Re- belutton. Seit 1’4 Iahten wurden ihre Parolen überall da, wo revolutionärer Kampf mar, Führet und Waffe der entschlossen - sten Klassenkampfer. Seit Wi Jahren wendet sich bie KAPD. mit äußerster Schärfe gegen den Opportunismus als Todfeind der proletarischen Revolution. Seit 1% Jahren führt sie einen horten Kampf gegen den Opportunismus bet Drit - ten Internationale Seit ihrem Bestehen aber übte sie gleichzeitig mit aller Kraft Tatsolidarität für Sowjetrußland. Sie trat als sympathisierende Organisation in die Dritte Inter - national« Sie forderte, daß bet dritte Kongreß grundsätzlich die Frage der KAPD., als Frage der Taktik in bet westeuropäischen Revolution entschied. Was tat bie Exekutive bet Tritten Inter - nationale. Sie forderte, daß der dritte Kongreß grundsätzlich bie KAPD. aufgetollt werden konnte vor den Delegierten aller Länder. Sie stellte überraschend diese Frage an den Anfang des Kongresses. Sie billigte eine halbe Stunde Redezeit zu. In einer halben Stunde sollte die Frage zweijähriger tevolu- ttonärer Kämpfe entschieden werden. Entschieden werden vor Junberten von Delegierten, bie wenig oder gar nicht um bie ache wußten. Man wollte eben bie Vergewalti- gung bet Revolution. Unter der demagogischen Maske: bie KAP. kann noch später zu allen Frage» sprechen, erbat und erhielt man von feigen oder unwissenden Delegierten bie Vorwegnahme einer Entscheidung, die nur nach tiefgehender Begründung gefällt werden konnte. Die Dele- gierten bet KAPD. haben bie richtige Antwort gegeben. Sie haben eS abgelehnt, durch Beteiligung an einer Farce sich mit - schuldig zu machen an einer Täuschung des internatio - nalen Proletariats. Genoyen! Die KAPD. steht jetzt außerhalb der Dritten Jnternattonale." tolfcb BEÖ MkWMUW. Hamborg und Umgegend. Lland der Lohnbewegung in der Wäschebranche. Am Montag, 18. Juli, nahmen abermals bie Wäschenäherin - nen, Plätterinnen und Zuschneiderinnen Stellung zu der Lohn - bewegung in bet Wäschebranche. Liebing berichtet, daß sich nur wenige Arbeitgeber auf Grund der überreichten gorberungen zustimmend erklärt hätten. Daraus soll und kann nicht geschlossen werden, bah die Arbeitgeber nicht geneigt sind, den Schiedsspruch anzuerkennen, sondern das Gegenteil ist der Fall. Eine Reihe von Firmen ist sofort bereit, ihre Arbeitnehmer nach dem Schieds sprach zu entlohnen, aber bie Herren La Hann, Heckscher und Fränkel, als Vorstand bc8 Arbeitgeberverbandes, drohen mit hohen Konventionalstrafen, wenn sich ein Arbeitgeber erlaubt, mit dem Zustand der Hungcrlöhne in der Wäschebranche aufzuräumen. Liebing gab bekannt, daß von feiten der Ortsverwaltung die Berbrndlichkeitierklärung beim Reichsarbeitsmmiste- rium beantragt worden und dieses ersucht worden ist, eine schnell« Entscheidung herbeizuführen. Er rät bet Versammlung, bie EnO scheidung des ReichSarbeitSmimsteriums abzuwarten. In der Diskussion kam zum Ausdruck, daß die Wäschenäherinnen nicht gewillt sind, länger zu den alten Löhnen westerzuarbeiten, son - dern, wenn nicht in wenigen Tagen eine Entscheidung des Reichs- arbeitsministeriums getroffen rotrb, geschlossen bie Arbeit -mzu- stellcn. Die vorgenommene Absttmmung ergab, daß der Entscheid des Reichsarbeitsministeriums abgekartet werden sollte. !!k er loM'AkW-.ung MlkoMmißlitiin es Schon recht oft ist bte Frage aufgeworfen worden, ob es möglich sein könnte, auf dem Wege der sogenannten Nlässigkeit und der Bekämpfung dessen, was man im Volke unter Mißbrauch versteht, die Alkoholgefahr zu bekämpfen. Wenn diese Frage zu bejahen sein würde, bann wäre bie Älkoholgefahr längst erledigt, denn diese Bemühungen liegen Jahrhunderte zurück und sind durch Jahrhunderte ohne Erfolg geblieben, roeil sie nicht an bie Wurzel des Uebel« gelangen. Diese Wurzel liegt in der Natur der alkoholischen Getränke, in der Tatsache, daß das in ihnen Wirk - same, der Alkohol, ein berauscheuoeS Gift ist- Manche Menschen vertragen anscheinend gewisse Mengen diese» Giftes ohne Nach - teil. Diese» Vertragenkönnen des Alkohols wird leider für viele Menschen insofern ein Verhängnis, als sie erst zu spät gewahr werden, daß sie ihn eigenttich nicht vertragen konnten. Wenn ein durch den Trunk geschädigter Dlensch die Wirkung :es Alkohols an sich unverkennbar spürt, bann ist er leibet meistons schon so weit in seinem Hann, daß an ein Zurück oft nicht mehr zu denken ist. Eine gewohnheitsmäßige, immer wiederkehrende Behauptung ist es geworden, daß alle Völker ein Bedürfnis nach Reiz- und Rauschmitteln haben. Wenn diese Behauptung auch nur schein - bar der Wahrheit entspricht, so ist sie doch dazu angetan. Trunk - süchtigen EnlschuldigungSgründ« für deren Tu» in die Hand zu geben. Wenn auf tiefer Kulturstufe stehende Völker keinen andern Weg haben, um auS dem Einerlei des Tageslaufes her- ausznkommen, und keine andere Form, in der sie eine Ablenkung und eine Vergeistigung suchen, als den Genuß von Reiz, und Rauschmitteln, und wenn in früheren Jahrhunderten auch unsere Vorfahren dementsprechenb lebten, Jo kann eine solche Behauptung auf Kulluroölker, die bie Möglichkeit haben, durch Naturgenuß, Wandern, Spiel, Sport und besonders auch in dem reichen lite - rarischen und künstlerischen Schatze unserer Zeit Ablenkung zu suchen, nicht mehr zutreffen. Wenn wir unS vergegenwärtigen, daß in anlern Landern, zum B..spiel den skandmavischen und tn Amerika, ein seit Jahrzehnten ochsender Teil des Volkes unter freiwilligem Verzicht auf den Alkoholgenuß, nicht au« Not und Zwang, sondern au5 besserer Erkenntnis heraus, fein Leben in höheren Formen gestaltet, und wenn wir ferner sehen, daß auch bei unö schon ein recht erheblicher Zeit unserer Jugend in. bezug auf feine LebenSgewohnheiten völlig ander« Dege einschlägt, so muß sich uns die liebe tjeugung aufdrängen, daß dieses heute offenbar von vielen empfundene Bedürfnis nach Reiz- und Rausch- mitteln nicht in unserer Natur begründet, sondern durch jähr- bunbertelauge Gewohnheit unS anerzogen worden ist. ES be - darf also nur einer entsprechenden Umformung unserer Anschauung und LebenSgewohnheiten, um dieses anscheinende Bedürfnis wieder zum Verschwinden zu bringen. Wer nun bie Summe der mit diesen alkoholischen LebenSgewohn- heiten verbundenen Gefahren für unser Volksleben voll erkennt, der kann nur den Wunsch haben, diese Umformung der Lebens- gewohnheilen zu unterstützen. Wenn man von diesem Gesichts - punkte zum Beispiel die Erfolge der Enthaltsamleitrbetoegung prüft, so mutz man anerkennen, daß dies« nickt nur schon heut« in Anbetrackst der Schwierigkeiten recht große Teile unseres Volkes zur völligen Ausschaltung des Alkohols veranlaßte, sondern daß sie auch besonders dadur.h, daß sie in nachdrücklicher Form hie Erkenntnis der Gefahr betonte, bi« überhaupt zur Mäßigkeit neigenden Elemente unsere« Volkes zu wirklicher Mäßigung erzogen hat. Es besteht leibet noch immer bie allgemeine Ansicht, daß an der Trunksucht erkrankte Menschen unbedingt minderwertiger Natur jein müßten, und daß man sie deshalb gewipermaßen ihrem Schicksal überlassen bürje, weil die Natur auf diesem Wege die minbertoertigen Elemente aussckaltet. In taufenben von Fällen hat eS sich gezeigt, daß dem Trünke verfallene Menschen durchaus normal waren, wenn sie nur den Alkobolgenuß auf - gaben. Ferner steht fest, daß durchaus normale Menschen durch Alkoholgenuß, ohne daß irgend eine Minderwertigkeit nachweisbar war. ihre Gesundheit in dem Ddatze zerstörten, daß sie schließlich der Trunksucht verfielen. Man bars dabei nicht vergessen, baß di« trinkende Gesellschaft dem einzelnen durchaus nicht immer gestattet, nun gerade so viel zu trinlen, wie er für gut befindet, sondern daß auch beute noch in einer Gesellschaft, in der über - haupt getrunken wird, auf alle Teilnehmer ein gewisser Druck auigeübt wird. Muß man schon die allgemeine Auffassung, baß e« richtig wäre. Trunksüchtige sich selbst zu überlassen, vom sozialen Gesichtspunfte durchaus verwerflich finden, so ist e« noch viel weniger einzusehen, daß Rauschgifte ein Mittel der Natiir darstellen sollen, minberweriige Elemente auSzuschalten. Auch schwer durch den Trunk Gefährdete vermag man wieder zu nütz - lichen Gliedern der menschlichen Gesellschaft zu machen. Mil bet Durchführung biefer, aus reiner Menschenliebe zu erhebenden Forderung mutz bie wachsende Einsicht aller Bebölkerungsschichten, in welche Gefahr das deutsche Volk durch die wieder zunehmende Alkoholproduktion gelangt, Schritt für Schritt gehen. Es kann einem Volke, da« den Schandvertrag von Versailles unterschrieb, niemals dienlick sein, 20 Milliarden Papiermark für Genuß- mittel, deren Notwendigkeit stark anzuzweifeln ist, zu opfern. Die Fragen: WaS ist mäßiger Alkoholgenuß? Wer ist mäßig? Wo beginnt bie Unmätzigkeit? Wann beginnen und welches find bei den einzelnen Individuen bie Zeichen ber Trunksucht? hat eben bis heute noch niemanb beantworten können. Es ist für ben dem Trunk Verfallenen geradezu charakteristisch, daß er sich auch dann noch zu den Mäßigen rechnet, wenn seine Umgebung es längst nicht mehr tut. Also der Weg, durch Mäßigkeit einem Trunk - süchtigen zu helfen, ist sehr Problematisch. Der Grundsatz unserer modernen medizinischen Wissenschaft, daß es leichter ist, Krankheiten zu verhüten, als zu heilen, muß auch an Trunksucht Erkrankten gegenüber maßgebend werden. Es gibt kein einfacherer Mittel gegenüber all der Unsumme von Elend, die da« Trinken übet unser Volk beraufbesckwört, als die Enthaltsamkeit. Der Kampf der Enthaltsamen richtet sich durch ¬ aus nicht in dem Matze, wie es immer dargestellt wird, gegen die Auswüchse der AlkoholiSmus, gegen bie der Trunksucht Ver - fallenen, nein, er richtet sick vielmehr gegen all daS, waS auf dem Wege vom ersten Glase bis zur Trunksucht liegt und was die Gesamthaltung und da« Wohlbesinden unseres Volke» in seiner Gesamtheit viel mehr beeinträchtigt, als bie ausgesprochenen Formen ber Trunksucht. Die unmittelbare Folge ber Bekämpfung des Alkoholismus würde eine Verfeinerung der Lebensformen des deutschen Volkes sein. Diese durch die nachkriegSzeilliche Verflachung sehr be- hinderte Verfeinerung wird nie zu erreichen sein, solange dieser der AlkoholiSrnuS al# größtes Hindernis gegerubersteht. Bei dieser Verfeinerung ber Lebensformen darf man crkkMnngS nicht allein an den äußeren Schliff denken, der schließlich auch dem ärgsten Gesinnungsplebejer beigebracht werden kann, sondern eS muß an eine wirklich innere Verfeinerung der Gesinnung und des Geisteslebens gedacht werden, die bang schon hon selbst in anderen Lebensformen sich geltend machen wird. Eine solche ist unter ber Herrschaft beS Alkoholismus, unsere' heutigen Trinksitten unb ber von ihnen durchdrungenen Gesellig- keitsformen undenkbar. Diese Herrschaft zu brcchen,^ift nur die Enthaltsamkeit imstande. Otto Lütgens. Sucher und Schriften. An Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt find bet un# ein» gegangen: Volks- unb Sinbertetme aus Lübeck unb Umnt tenb. grtatnmelt von Colmar Schumann. Auswahl al« Dolksbuch unb JugenPichrilt, neu bwnbcitet. bon Wilhelm Stavl. Vertag von @ebr. Borchers, Lübeck. B. Lchulie-Smibt. Temoifeüe Engel. Eine Alt-Bremer Haus- geschichte. Verlag gränz leutoer, Bremen. Cito ürehschmar. Halali. Timma aus dem Kriegsleben vor deui Zusammenbruch in 3 Allen unb einem Vorspiel. Vertag Konrad Hanf DWB., Hamburg.