am»u« c« «'«o« niiuelnl lagUctj irottmal, eonmcB* u, nad) ffetertn n ee Mut etnmaL ’H^uneptrl#] wödieiul. 2 .35 *, monatl. M> * ootau^aljtbar frei In« Hou«. tRebettton: WeMonbhrofie 11, i. Stock. Bernntirnrlllrfirr IXednkfcur: MJonl e«e»flbu, Alton«. " rp et> H ton: fiebtanbttralen.lirbnefdfoe. Budjljanblitnfl: lirbfle(d)Ol. IBudjbrucleret-Rontor: WetjlatibUiaß« ii. l. Stock. •teitltmwmer «orqm- tO 4 tlttM somit <6me «ck Ktstüt-- 80 4 LamburgerEcho Betete«« bte «tTgefeattene e*ttie«e e,eo K, »Müfllt» 10 Pro,ent Xtnerungl» UtfAlag. Arbelt«m«rlt u. Semillexannigen 2,40 A. >ln,eigen. Annahme Mlanbflrati ll Im erb» geriet (M» 7 Uhr abends fu* bett lelgeubtn Ing), tn bcn gutalen flrt« » Ntzr: nnb tn allen Annoncen» Bureaus. Btatz» nnb Xotencorl*rtftni ohne eerbtnbtttteU. Mr. 355. Dienstag, den 3. August 1931 — Adend-Ansgabe. 35. Jahrgang. VslWe Vlszeffe in Sri WM. Die Strafjustiz ist in der vorrevolutionären Zeit immer eine Klassenjustiz gewesen. Zumeist nicht in dem Sinne, daß die Richter int Interesse ihrer Klasse das Recht absichtlich ge - beugt hätten, aber sie urteilten und entschieden aus den Vor - urteilen, aus der politischen, moralischen, wirtschaftlichen, geistigen Befangenheit ihrer Klasse heraus. Die wenigen Aus - nahmen, die man in Süddeutschland und auch hier in Ham - burg erlebte, bestätigten nur die Regel, daß sich das gesamte Bcrufsrichtertum zur Verteidigung der Jnteresien seiner Klaffe berufen fühlte und diese Interessen nach Kräften gegen die wirtschaftlich, kulturell aufstrebende Arbeiterklasse und gegen alle, die zur Eherrschenden Kaste in Opposition standen, mit Hilfe der Strafrechtspflege und der Strafvollstreckung wahrnahm. Eine grundlegende Aenderung der gesamten Strafrechts - pflege ist deshalb von den weitesten Kreisen des Volkes ge - fordert worden, eine Aenderung des Strafrechts sowie des Ge- richtsvcrfaffungsgesetzes und des Strafprozesses. Die Revo - lution schien die Erfüllung dieser Forderung in einige Nähe gerückt zu haben. Und in den ersten Revolutionswochen be - kam auch die Rechtsprechung in politischen Strafsachen ein Gepräge, das, einerlei, ob es aus Angst oder Erkenntnis ge - boren, nicht mehr den Klassencharakter trug. Aber wie bald wurde das wieder anders. Und wie wunderbar hat man es verstanden, alle Reform der Strafrechtspflege hinzuziehen, i So haben wir heute bei allen den alten Gesetzen in Straf - recht, Prozeß und Gerichtsverfassung, so reformbedürftig sie sind, und bei der überlieferten Judikatur, die sich aus den kapitalistischen Instinkten der ehemals regierenden Klasse ge - nährt hat, den alten Richterstand, der so gut wie ausnahms - los sich ans der Kapitalistenklasse rekrutiert, in ihren poli - tischen Anschauungen erzogen ist, und sich ganz und gar an dem in den Novcmbcrtagen 1918 niedergebrochenen System orientiert hat. Was Wunder, wenn es da nicht an Koüflikts- stoff fehlt. Die Klassenjustiz, die wir in der nun hochseligen kaiser - lichen Zeit schärfstenS kritisiert und bekämpft haben, hat sich in der Republik in eiyer Weise vergrößert und vergröbert, daß sic zu einem wahren Hohn auf die geltende Staatsverfaffung geworden ist. Das gilt in erster Linie natürlich von ihrem Walten in politischen Prozessen, aber auch sonst ist sie in der Strafrechtspflege sehr deutlich zu spüren. Nun wäre der Hohn, den sich die Herren Richter und Staatsanwälte leisten, so dreist er auftritt, ja immer noch zu ertragen. Was geht cs uns an, wie diese Herrschaften, die eine von dem leidigen Zwist der Arbeiterschaft gelähmte Revolution bedauerlicher - weise in ihren so bedeutungsvollen Aemtern gelassen hat, über uns und unser Tun denken. Aber das Wirken, das sich das Gros der Gcrechtigkeitsvcrüber, die auf dem Strafrichterstuhl sitzen, leistet, wächst sich allmählich zu einer gewissen Gefahr für die Republik aus. Dieser Gefahr muß begegnet werden. Früher fühlten sich die Richter und Staatsanwälte be - rufen, durch ihr Handwerk den Klassenstaat vor den „Um - stürzlern" zu schützen. Besonders fühlbar kam diese Auf - fassung in der Strafrechtspflege zum Ausdruck, wenn es in der Politik oder im Wirtschaftsleben rumorte. Mit der Auf - fassung der Richter von dem Grad der Gefahr, die ein Streik für den kapitalistischen Klassenstaat bedeutete, wuchsen die Ur - teile gegen streikende Arbeiter. Und in den Zeiten, wo Knebe - lungsmaßnahmen gegen die aufstrebende Arbeiterschaft, wie das Umsturzgesetz und das von dem kaiserlichen Handlanger des kapitalistischen AusbeutertumS so emphatisch angekündigte Zuchthausgesetz, im Reichstag gescheitert waren, wurden die Strafurteile gegen sozialdemokratische Politiker am bru - talsten; die Staatsanwälte schrieben sich die Finger wund, um Anklagen zu fabrizieren. Deutlich sprach aus allem bte Klassenjustiz. Deutlicher aber noch spricht sie heute. Fühlten sich früher viele Richter und Staatsanwälte berufen zur Verteidigung der herrschenden Gewalten, des Monarchismus und des sozial un- gebändigtcn Kapitalismus gegen die politische Opposition, so sehen sie jetzt ihr Amt darin, die alte reaktionäre, militaristisch- monarchistische Opposition zu schützen und zu stützen gegen die Republik und die republikanischen Staatsorgane. An Hun - derten von politischen Strafprozessen der letzten beiden Jahre hat sich das erwiesen. Richter und Staatsanwälte essen zwar ... der cpuvtikanischen Reichsver- fassvng Treue acschmorcn, aber sie Haffen sie ingrimmig und schließen liebend in die Arme jedermann, der sie beschimpft und bekämpft. Eins der frassesten Beispiele war der Jnjurienprozeß, der sich jüngst in Hamburg unter dem Protektorat des General - staatSanwaltS Dr. Schön vor der Strafkammer des Herrn 1 Dr. Ertel abspielte. Angeklagt war der sichere Holtz, Re - dakteur der „Hamburger Warte", wegen Beleidigung des Senators Hense. Holtz ist immer noch ein Mann, der wegen schäbiger Schmutzereien aus seinem früheren Staatsamt hat scheiden müssen, ein Mann, der sein geistig so unendlich poweres Blatt lediglich mit Skandalaffären füllt, die republi - kanischen Staatsdienern frech und verlogen angehängt werden, den honorigen Herrschaften aus der Gesinnungssphäre des Herrn Generalstaatsanwalts aber einen Heidenspaß machen. Hense ist ein Mann, der sein ganzes Leben dem Wohl der Allgemeinheit geopfert hat, ist ein Mann, der es sich ein Stück Leben und Gesundheit hat kosten laffen, als er in den ersten Revolutionswochen Hamburg vor dem Schlimmsten bewahrte. Hätte Hense nicht seine ganze Liebe zum deutschen Volte, zu seiner zweiten Heimat Hamburg nicht seit Jahr und Tag selbstlos daran gegeben, hätte der Polizeimajor Danner, ein im Felde verdienter Generalstabsoffizier, unter und mit ihm alle seine Entschlossenheit und geistige Ueberlegenheit nicht restlos in den Dienst der Allgemeinheit gestellt, wer weiß, an welchem Laternenpfahl der Dr. Schön und der Dr. Ertel schon längst gebaumelt hätten. Aber der Holtz gebärdet sich als Monarchist, Hense ist Re - publikaner, gar Sozialist, ebenso Danner. Grund genug für Herrn Ertel, diesem republikanischen Major, der seinem Amtseid getreu seine Pflicht tat, durch die ganze Art der Be - handlung und Vernehmung seine aus unglaublich dummer Auffassung gewonnene Verachtung deutlich zu machen. „Was haben Sie auszusagen?" schnauzt der Ertel den Major Danner an. Ton und Form dieser Frage an den Hauptzeugen in einem Prozeß wegen schwerer Beleidigung eines Regierungs - mitgliedes des Landes, in desien Namen er „rechtspricht", liehen genugsam erkennen, weß Geistes Kind dieser Richter ist. Und bann ber Herr Generalstaatsanwalt. Nicht ist es der schwer beleidigte Polizeiherr und Senator, besten Ehre und Interessen er vertritt. Es ist der gleichfalls honorable Herr Holtz, dem — du lieber Gott, es ging nach Gesetzeslage leider nicht anders — die Strafjustiz zu nahe zu treten ' ■- wickelt er diesen Journalisten, dem sein Skandalblättchen ein sehr lohnender Gelderwerb ist, nichts anderes, wie wickelt der Generalstaatsanwalt diesen Menschen in Liebe ein, besten ein - trägliches Geschäft es ist, neben anbern Dienern des republi - kanischen Staatswesens, besonders den sozialdemokratischen und demokratischen Hamburger Senatoren allwöchentlich ganz freche Verleumdungen anzuhängen! In wirklich nachgerade unzähl - baren Fällen ist diesem Menschen nachgewiesen worden, rote er über den Senat und über einzelne seiner Mitglieder Un - wahres, Lügenhaftes, Verleumderisches behauptet hat. Ihm persönlich ist von ehrenhaften Beamten der verschiedensten Be - hörden, deren Präsiden er angejullen h'.^e, gesagt und be - wiesen, daß seine Behauptungen unrichtig, unwahr seien. Aber niemals, auch nicht in einem einzigen Falle hat dieser Holtz so viel Ehrenhaftigkeit in sich aufbringen können, auch nur die Andeutung einer sachlichen Berichtigung in seinem Blatt zu machen. Als ihm neulich der — politisch übrigens dem Ge- neralftaatsanroalt nahestehende — Rathausheer eine sachliche Berichtigung geschickt hat auf eine wieder einmal zu Skandal- zwecken aufgestellte unwahre Behauptung, hält er trotzdem seine Behauptung aufrecht und zeiht damit implicite den in ganz Hamburg allgemein geachteten Senator Schramm einer wissentlichen Unwahrheit. Alles das steht fest über diesen Menschen und über fein Treiben, über die Art seines Geldverdienens. Der General- staatsanwalt müßte das misten, nein, er muß das misten, denn er kann doch nicht allein aus dem elenden Winkelblatt „Ham - burger Warte" seine Kenntnis ber Hamburger Tagesereignisse ziehen. Alles bas hätte bet Generalstaatsanwalt, hätte er wirk - lich seine Pflicht im Dienst ber Republik, ber er geschworen hat, erfüllen wollen, bartun unb durch Material und Zeugen beweisen müssen, um so die Atmosphäre zu schaffen, aus der ein gerechtes Urteil zu fällen war. Was tut er statt dessen? Er macht sich stark für diesen Menschen, der den republikanischen Staatsdienern gewohn- heits- und gewerbsmäßig die Ehre abschneidet. Er marschiert mit seinem „Gewissen" für diesen Mann und sein Hetz- unö Schmutzblatt in die Schranken, ihm empathisch die lauteren Motive attestierend. Und das Gericht pflichtet ihm durch die Art der Bestrafung und die Begründung bei. Ein Schulbcjpiel politischer Strafjustiz in ber Republik. Ein Beispiel, bas schlagenb beweist: so bars es nicht mehr weitergehen. Solche „Staatsanwälte" bars sie sich wicht län - ger gefallen lassen. Der Richterschaft, bie so sich gegen die republikanischen Einrichtungen benimmt, ist so schleunigst wie möglich eine Laienrichterschaft an die Seite zu stellen, die ob - jektiv dem Recht dienen sann, indem sie sich nicht in den Dienst der Politik stellt. Die Leute aus dem Dreisatale. Ein Roman in drei Teilen. Von Gustav Schröer. 131] Nach all dem Brausen und Wühlen kam der Frühling in Person. Sines Morgens stand er lächelnd auf dem Berge, und pls Susanne aus dem Hoftor trat, da rief er ihr freundlich zu: ,Da bin ich, Zorgekind." Und das Zorgekind lachte ihm entgegen: „Sei willkommenl Nun ist es doch ein gut Teil leichter, sich zu freuen." Ihren ganzen kargen Liederschatz warf sie in das große Freuen, und wo das Gelernte aufhörte, da fing das Eigene an. Ein Summen und Dudeln, hoch und tief, dem Mädchen der AuS» druck eines Frohseins, für das das Wort zu schwach war. Der Frühling brachte Arbeit mit. - Hei, wieviel Arbeit! Die Stiere trotteten gemächlich in den Furchen, der Ackerpflug blinkte, die Schollen brachen und hatten «inen herben Geruch. Und als die Zeit da war, da schlug Susanne das Sätuch um die Schultern, griff mit weit offener Hand in die goldenen Körner und warf sie mit kräftigem Arme in die verlangende Erde. Aus den Baum - wipfeln am Waldesrande saßen die Drosseln und sangen ihr Halleluja, in den Erlen bauten die Zeisige, und in der Hecke trug das Rotkehlchen zu Neste. Bauer Tröge schickte den Bruno herüber, daß er dem Nach- bar helfe, aber Susanne lachte ihn aus. Spielend würden sie mit der Arbeit fertig. Der Trögesohn war wirklich ein anderer geworden. Ange» fangen hatte es damals, als der Winter noch in unbestrittenem Herrentums stand, und Susanne hatte gemeint, er werde sein wie schon elliche Male, und in vierzehn Tagen stünde Bruno wieder in den alten Schuhen. Er hatte sic aber endgültig au8» ?gezogen und blieo wie er geworden war. Es war da allerlei zu» ammengekommen, eigenes Nachdenken, des Vaters harte Worte Und aus dem Jungen selber heraus ein guter Kern. Man konnte gut mit ihm plaudern, sogar lachen und ruhig neben ihm sitzen, ohne daß er tollpatschig zugriff. Susanne redete gerne mit ihm Und ging ihm nicht aus dem Wege. Wenn er drüben ackerte, dann pfiff er, und der Peitschenknall kam bis herüber. Das Mäbdfen war aber inwendig vollkommen ruhig, und wenn sie mit ibm sprach oder wenn sie an ihn dachte. Anders, wenn di« De- i danken den Florian suchten. Da war eine Scheu in ihr und doch ein Sehnen, ein Weinen und ein Fröhlichsein. Erdmute und ihr Mann kamen ab und zu auf den Hof. Ein paar ruhige, stille Leute, die mit den Worten umgingen wie ein Geizhals mit seinem Golde. Zorge lag auf der Lauer nach Wort und Blick, und er sah, was die zwei selber noch nicht fühlten. Daß Erdmute ungleichmäßig war in ihren £Reben._ Hort und von innerem Unbefriedigtsein aufgepeitscht und zurücksinkend in die alte Müdigkeit. Erwin aber hatte ein Lächeln um die Lippen. Ueberlegen und ein wenig milleidig mit seinem Weibe. „Wie hat sich Erdmute eingerichtet?" fragte ihn Zorg«. „Oh, gut. Sie geht der Mutter tüchtig zur Hand, alles was wahr ist?" „Und Ihr zwei untereinander?" Erwin Troge wandte sich ein wenig ab, und ein« rote Welle brannte ihm über die Wangen. Er lächelte. „Wir zwei untereinander? Gut ist es, Vater, gut. Wie die Weiber find, wenn sie jung sind." „Nur die Weiber?" „Ich bin immer ein langweiliger Mensch gewesen." Da lag eS, schlummerte noch konnte sich auSgleichen, konnte aber auch Flamme werden. Zorge versuchte noch einmal, wie er eS schon früher versucht, mit Erdmute zu reden, so wie eS zwischen Susanne und ihm nun schon zur Gewohnheit geworden war. Erdmute nickte dazu, und als er zum zweiten oder dritten Male das gleiche begann, da sagte sie: „Ich weiß nicht, was Du eigentlich willst, Vater. Wir machen schon unsere Sache." Susanne war nie munterer gewesen als jetzt. Ihr ganzes Sein war in Licht getaucht. Ihre Arbeit, ihre Art zu sprechen, zu gehen, und auch wenn sie ernst war. war es der frohe Ernst einer Men» schenkindcS, das ein gläubig Vertrauen in sich trägt. Zorge hatte einen Brief vom Amtsgericht empfangen, in dem er nach Florian Günther gefragt wurde. ES stand nicht darin, weswegen die Auskunft gefordert wurde, und der Bauer verschwieg Susanne dar Schreiben. Er sann aber etliche Tage darüber nach. Mit dem Genckt hatte Florian zu tun? Dar denn, was er über fein Unglück gesagt, erlogen gewesen? Und war seine scheinbare Unberührtheit Heuchelei? Anfangs quälte sich Zöge damit. Dann Gegen die Krotnertenerung! Noch einer Meldung au8 Magdeburg «endet sich dieAer, te- kammersiirdieProvinz Sachsen gegen die beabsichtigte BrotpreiSerhIhung. Tie beträchtliche Erhöhung deS Preises würde zur Folge haben, daß zahllose Kreise der Be - völkerung noch mehr der Nnterernährnn« mit allen ihren üblen Folgen preisgegeben würden Neue folgenschwere Unruhen und Kümpfe seien zu befürchten. Tie Aerztekammer hält eS daher im Hinblick auf das Allgemeinwohl und die Wiedergenesung deS kranken Volkes für geboten »das unbedingt zur Lebenshaltung nötige tägliche Brot in der bisherigen PreiSHSHe weiter zu verabfolgen. Für daS über die jetzige Wochenmenge hinaus- gehende Brot könne ein entsprechender Mehrbetrag gefordert werden. Dieser Forderung der sächsischen Aerzte sollten sich alle für daS Voliswohl verantwortlichen Kreise, vor allem bte sozial- demokratrschen Parteiorganisationen, die Ge - werkschaften und die Konsumgenossenschaften al e r Orte mit größtem Nachdruck anschließen. In einer Zeit, wo die Großbauern, die doch in ber Hauptsache die Getreidelieferanten des deutschen Volkes sind, im üppigsten Wohl - leben schwelgen, mit ihrem Reichtum kaum noch rotiien wohin, während sie gleichzeitig den Landarbeitern die Löbne kürzen, soll ihnen von Reichswegen ein neues Milliardengeschenk in Gestalt der Brotpreiserhöhung gemacht werden auf Kosten der besitzlosen Millionen Menschen, die jetzt schon an Unterernährung leiden. Nichts ist heute notwendiger, als dagegen alle Volkskräfte mobil zu machen. Ueber die Zukände in Unßiaud werden insbesondere jetzt von rechtsgerichteter Seite Mitteilungen verbreitet, die scheinbar bezwecken sollen, der deutschen Arbeiter - schaft die Hilfeleistung für die russischen Hungernden zu verleiden. Erne entsprechende Propaganda hat ja bereits in Deutschland öffentlich eingesetzt, und es zeigt sich heute, daß eS besonder» die kapitalistischen Kreise sind, die der russischen Arbeiterschaft den Hungertod wünschen. Zweifellos sind die Zustände in ber Sowjet - republik äußerst kritisch, und kein Kommunist kann ableugnen, daß daS russische Volk am Hungertuche nagt und schweren Tagen ent - gegengeht. Von Bestialitäten aber, wie sie von der deutschnatio - nalen Preffe und Sensationsblättern vom Schlage des „Berliner Lokalanzeigers" geschildert werden, ist vorläufig nichts bekannt. Auch die Mitteilung, daß die Sowjetregierung den Führern der Menschewiki erklärt hat, nicht mehr der Lage Herr werden zu können, ist wohl nur ein Gespinnst, da? noch auf seine Bestätigung warten muß; desgleichen erscheint die Meldung, nach der da? zur Linderung der Hungersnot in Moskau eingesetzte Hilfskomitee die Regierungsgeschäfte übernommen hat, ein bewußter Schwindel zu sein. Die Sowjetregierung hat inzwischen die von der ameri - kanischen Regierung im Falle einer Unterstützung gestellten Be - dingungen angenommen und bereits eine Zahl amerikanischer Internierter freigelasien. In einer entsprechenden Mitteilung, die Kamenew nach Amerika sandte, schlägt er zugleich die Ein - berufung einer Konferenz nach Riga oder Reval vor, um die Modalitäten für bie amerikanische Hilfe festzu setzen. Nach einer Mitteilung eines deutschen Kolonisten im Wolgagebiet sollen 70 von Hundert der russischen Saatenflächen völlig verdorrt und SOO 000 deutsche Kolonisten dem Untergänge geweiht fein. Gerüchtweise verlautet jetzt, daß es in Petersburg zu Meute- reien der Truppen gekommen ist, nachdem die Regierung eine Herabsetzung der Lebensmittelrationen angeordnet hat. Die gekränkte Feldherrenehre Ludendorffs. Vor einigen Tagen hatte der sozialdemokratische Schriftsteller Robert Albert Aeußerungen des Generals Hoffmann Ber« öffentlicht, die dahin gingen, daß die Kricgsbücher Ludendorffs und HiisttenburgS schlecht seien und frag Hoffmann selber keine Erinnerungen schreiben wolle, weil er sonst der Welt unterbreiten müsse, daß Ludendorff kein Feldherr war. Die Marne- schlacht sei eine direkte Folge höherer Unfähigkeit gewesen. Außer - dem hatte Hoffmann eine Reihe weiterer Kriegsmaßnabmen scharf getadelt. Run teilt die „München-AugSburger Abendzeitung" mit, daß infolge dieser Veröffentlichungen Ludendorff brieflich von Hoffmann Austlärung gefordert habe. Darauf habe Hcffmann Ludendofff in Tegernsee besucht und bie Richtigkeit der Mitteilungen AlberiS zugegeben. Ludendorff habe Hoffmann gegenüber keine Zweifel bestehen lassen, daß eine der - artige Unterredung, wie er sie mit Albert gepflogen habe, unver - einbar mit den Ansichten deS Offiziefftandes sei, und daß eine solche Unterredung den Kreisen, von denen ein Wiederaufbau deS Vaterlandes zu erhoffen sei, nur schade. Ludendofff beabsichtige nicht, sich zu dieser Angelegenheit näher zu äußern. Er sei der Ansicht, daß sich General -Hoffmann durch seine Erklärungen von neuem einen schlechten Dienst erwiesen habe. An diese Erklärung Ludendorffs knüpf: daS deutschnattonale Münchener Blatt einigen Klatsch. Es schreibt nämlich: „Bekannt ist der starke Einfluß, den Hoffmanns Frau, eine geborene Stern, auf ber General auSübt. Im Jahre 1918 hatte sie eine Art politischen Salons in Berlin eingeffchtet, wo auch Erzberger verkehrt haben soll. Jeden - falls standen Herr und Frau Hoffmann in Beziehungen zu Erz - berger und Solf. Dieser Salon wurde vom Generalfeldinaffchall Hindenburg mehrmals verboten. Daraus ist bie Feindseligkeit zu erklären, mit der jetzt die aneffannten Führer be$ deutschen Heere? bloßgestellt werden sollen." Er kann den weitesten Kreisen deS deutschen Volkes heute völlig egal fein, ob Ludendorff, dessen persönliches Heldentum durch die Flucht nach Scktweden genügend gekennzeichnet ist, sich selbst für einen Feldherrn hält ober nickst. Die Hauptsache ist, daß'er und seinesgleichen nie wieder Gelegenbett erhalten, all „anerkannte Führer" am Wiederaufbau de? Vaterland«», wie er ihn auffaßt, mirzuwirken. Im übrigen bestätigen die schon längst bekannten Eifersüchteleien, bie mährend des ganzen Krieger uh Großen Hauptquartier geherrscht haben, von welch erbärmlich kleinen Geistern da» deutsche Heer in dieser „großen Zett" geführt worden ist. Ans Overschlesten. Beuthen, 1. August. (Eigener Berichts Dem Beispiel ber deutschen Obeffchlesier folgend, haben jetzt auch bie Polen am vergangenen Samstag in Kattowitz einen Obersten Volkkrat für Obeffchlesien" gegründet, ber an Stelle bei bisherigen polnischen Plebiszitkommissariats und der obersten Aufstandsbehörde treten soll. Nach der in deutscher Schrift et. scheinenden polnischen Grenzzeitung besteht dieser Bolklrat aus 12 Vertretern, an dessen Spitze ein Präsidium von 4 Personen her verschiedenen polnischen Parteien gewählt wurde. Ein Aufruf, den der Volklrat in ber .Grenzzeitung' veröffentlichte, wurde von ber englischen Zensur in Beuthen mit samt dem Kommentar bet „Grenzzettung" gestrichen. Der Sitz der polnischen VolkSver- tretung in Oberschlesien ist dal berüchttgte Hotel Lomnitz, wo bisher Korfanty seine Gewaltpläne auSarbeitete. Die allgemeine Sage in dem ehemaligen AufftanbSgebiet läßt noch viel zu wünschen übrig. Auch heute noch laufen bei der deutschen Vertretung der oberschlesffchen Bevölkerung bauern! Be- schwerden über Mißhandlungen ein unb kein Tag vergeht, ohne daß nicht polnische Räuber sich an Leben und Eigentum bet Teutschen vergehen. In Godullahütte bei Beuthen haust bereit! feit einigen Tagen eine polnische Räuberbande unter ber Führung des aus dem Strafgefängnis entsprungenen Raubmörders Musiol. Am Sonntag wurde von den Räubern die Straßenbahn ange - halten und eine ganze Anzahl von Personen verschleppt, über deren Verbleib bis heute noch nichts bekannt ist Der polnische Gemeinderat ist gegen bie in Hallernnfform auftretenden Ban- biten machtlos. Im Kreise Rosenberg griffen bie Polen in ber Nacht vom Sonntag auf Montag abermals verschiedene Dörfer an. Pie 160 Mann starken polnischen Insurgenten wurden von der Orpo zurückgeschlagen. Augenblicklich bereift eine englische Kommission den Kreil Rosenberg, um sich über die Stimmung der Bevolke- rung zu unterrichten unb bann entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Die reaktionäre Gefahr in Mittelschlesten. Das „Berliner Tageblatt" beffchtet an» Bretlau über die sozialistische Parteikonferenz für Mittel- schlesien. In der Haupffache beschäftigte man sich mit der inneren Politik, wobei gegen das preußische Ministerium des In - nern und gegen das Justizministerium scharfe Angriffe geffchtet wurden. (Benage Scholich sprach über ben Selbstschutz, ber kein geeignetes Mittel sei gegen einen neuen Polenputsch, aber eine reaktionäre Gefahr sei. einstimmig würbe eine Resolution angenommen, welche unverzügliche Auflösung aller Ar - beitsgemeinschaften in Schlesien fordert, weil sie militaristische Organisationen besitzen, ein« ernstliche Gefahr für die öffentliche Ordnung sind, einen Kurierdienst haben, militärische Appells sowie Flaggenparaden veranstalten, in geschlossenen Forniationen volitische Versammlungen besuchen und Dafftn- anJäufe betreiben. Kayerische Königs-Idioten. Wie dem „Vorwärts" aus München gedrahtet wird, wurden in einer Agitationsversammlung der bayerischen KönigS- »artet folgende Richtlinien für hie Propaganda bekanntgegeben: Unsere einzige Rettung ist „Los von Preußen und Ansdpuh an Frankreich". Wir können von Frankreich alles verlangen, Kohlen und Geld, wenn wir eS fertigbringen, mit unserem neuen Königreich einen Keil in die preußische Politik zu treiben. Unser zukünftiger König, Prinz Rupprecht von Bayern, setzt sich mtt feiner Person für alles ein. Kahr, Escherich sind Roth haben uns an Preußen verraten. Unser künftiges Königreich wird kein Sklave be? Kapital? sein, sondern ein VolkSkönigreich. Unser Prinz Ruppreckt macht sich schon auf I dem Lande populär, indem er jedem Holzknecht bie Hand brückt und sich mit ihm unterhält. Sobald wir einen König haben, werben die Lebensrnittel um 50 %, die Kohlen trm 30 % billiger werden. — Man sollte meinen, daß so viel Blödsinn selbst fsir einen bayerischen Dierschädel zu dumm fern müßte. Criepien in Paris. Bei der Gedenffeier für Jaure? in Paris, die am Sonn - abend, nicht Sonntag, wie gestern irrtümlich gemeldet, stnttfand, hat der Vorsitzende der Deuffchen Unabhängigen Sozialdemo - kratie, Genosse C r i s p i e n , vor etwa 6000 Personen ge - sprochen. ® e m b a t hielt eine längere Begrüßungsansprache zu Ehren der gu?rcärtigen Delegierten, worauf EriSpien da» Wort ergriff. Bei feinem Erscheinen versuchte ein Teilnehmer eine kleine Demonstration, wurde aber sofort auS dem Saal entfernt. Die Rede EriSpienS wurde in deutscher Sprache gehalten und dann inS Französische übeffeht; sie wurde mit ungeheurem Beifall ausgenommen. EriSpien erinnerte an den Widerstand, den die Unabhängigen während des Krieges befolgt hätten, und führte bann au8: „AIs ich mich jetzt nach Paris begab unb Eure verwüsteten Gebiete, Eure zerstörten Stäbic unb Dörfer sah, fühlte ich mehr denn je Kie Wunden, die Frankreich durch den Krieg erlitten hat. Ich verstand, daß eine loyale Wiedergutmachung von dem deutschen Volke durchgeführt werden muß und daß nur diese Wiedergutmachung die Grundlage einer Versöhnung bilden kann. Ich bringt im Namen aller deutschen Sozialisten die Bersichermig mit, daß wir zu Diedergutinachungen bereit sind, wie ich auch den beutfdben Sozialisten versichern bars, daß b a 8 französische Volk jeben Chauvinismus verdammt." Am 14. August werden tn verschiedenen Zeiten Ost - preußens nationalistische Tannenbergfeiern ver- cnitalt-et. Zu dar Königsberger Feier sind Hindenbung und Ludendofff geladen. Hindenburg soll aber abgesagt haben. Gieick- zeitig aber, und zwar auf demselben Platze, ist btt Kundgebung „Nie wieder Krieg" einberufen wooden, bte in Ostpreußen erst am 14. August ftdtttinb«t. lachte er sich aus. Tei er, wie el fei, das ist gewiß, daß er kein Lügner war. Wäre er e$ gewesen, dann hätte er zu allerefft Susanne genommen, die ihm entgegenblühie, ohne eS in ihrer kind - lichen Art verbergen zu wollen. — ES war ein sonnenheller Sonntagnachmittag. Bruno Tröge saß mtt Susanne am Raine unter dem Zorgehofe. Ernsthaft und mit einem stillen Gesicht saß er da. WaS die Väter untereinander besprochen, was von Bauer Tröge» Seite auS ein so unverrückbare» Vorhaben war, daß Bruno die Frucht icbon in der Hand wähnen muhte, daS war dem nun in eigenem Nachdenken ungewiß grwor- ben. Der Vater hatte ihn etliche Male febarf angeiaht. Ver- standen hatte er ihn nicht. Bruno begann, sich in sich iclher jurettit- zufinden und fühlte, daß die Entscheidung einzig bei dem Mädchen stand. Sv fragte er sie ernsthaft und langsam: „Susanne, willst Du mein Deib werden?" Susanne nahm e» so ernsthaft, wie ei gesagt war. „Nein," antwortete sie. „Ich habe Dich gerne, aber Dein Weib werd« ich nicht?" „Bin ich Dir zuwider?" „Früher dachte ick ek manchmal, aber nun schon lange nicht mehr." „Warum willst Du mich dann nicht?" „Ja, Bruno, wenn es dock nickt geht." „Es geht nickt? Warum nicht?" „Das weiß ich nicht, aber e? geht nicht." „Würdest Du den — — Florian heiraten mögen?" „Den?" Susanne schlug die Augen niebtr. „Der kommt nicht wieder." „Weißt Du dar gewiß?" „Ja." Da sagte sie zum ersten Male bewußt eine Unwahrheit. Bruno Tröge ging seine? SB ege» nicht ohne Hoffnung. Sicher war ihm, daß er dem Mädchen näher stand al» je vorher, und kam der andere nicht toieber. dann mochte eS nock alle» reckt werden. Dabei lebte in ihm ein starkes, lauteres Fühlen. Er umwarb dnS Zorgeknd mit ehrlicher Siebe, unb es lag ihm sckwer auf ber Seele, waS er einst an Erdmute getan. Seit sie auf dem Hose war, hatte er sich ihr nie wieder genaht. Es kam dann imb wann vor. daß Erdmute in der Dunkelheit in HauS ober Stall plötzlich schwer atmend neben ihm stand, und wenn er dann, mit lautem Worte die Heimlichkeit zerschlagend, sich ferne hielt, dann spürte er förmlich die Enttäuschung bei Weibes. So verwünschte er die Stande, da er eigenes Begehren geheuchelt hatte. • Bauer Tröge machte e» sich im Haufe bequem. Er arbeitete, aber er plagte sich nicht. Sein Gesicht ward rund und hatte eine gesunde Röte. Erdmute schien auch ihm gut zu dem Sohne zu passen. Nur, daß sie schier gar nicht au» sich herausging, das hätte er lieber ander» gesehen. Ein Zuviel nach ber andern Seite aber wäre ihm noch unangenehmer gttoefcii, al? et gegenwärtig war. Er tiat merklich zurück in der Ausübung seiner Herrenrechte. Erwin fragte ihn dies unb da», aber es geschah, daß ber Bauer barübet zornig wurde und auf den Sohn lospolterte: „Bist Da denn nicht selber Manns genug? Was gibt ei ba groß zu fragen?" Dann lächelte Erwin Tröge und ging an die Arbeit. Hannelore ging allmählich ein wenig vornüber geneigt. Sie hatte sich immer strack gehalten, weil ihr Ohr gespannt hinaus gelauscht hatte. Dem Wahne aber schien daS Genick «brocken zu sein. Ter wockenlang in irgendeinem Wink«! gehockt und an- versehens dem Weibe an den Hals gesprungen war, bet schien tot zu fein. Nun liefe die große, martervolle Spannung nach, und Hannelore neigte sich müde «in wenig erdwärts. Nur ein wenig. Sie blieb stattlich. Die Bäueffn sprach nicht viel, aber was sie sprach, da» war bedacht. Einmal ging sie sogar an einem linden Abend, der voller Voaelsana und boller Blühen war, in da» Tal hinab, die Felder und SBic'ien drunten in der Nähe zu besehen. Dic lange war dar her, seit sie das das letztemal getan? Ach, Jahre, schwere, jämmer - liche Jahre. Tröge suchte sein Weib im Hause und sand sie nicht. Al? er zufällig zum ? "ter hinaulblickte, da sah er sie drunten, fast am Bache. Qteincu. ' schritt ft« au», langte da und dort nach einer Blume, hielt die and über bie Lugen, weil die Sonne sie blendete und sah über die Kornbreiten, stand, und ging weiter, unb wandelte mit frohwachen Sinnen. Darüber verwundert« sich Troge so stark, daß er feint Sohn« herbeiffef. „Schaut einmal ba Brnab.“ „Die Mutter?" fragte Bruno Kreiselnd. ^Freilich, bte Mutter." (Frtoin nickte. „Na, Gott fei Dank. Jetzt werden tost doch wie ¬ der Menschen." Sottfetziing f»l«t.