Sutzelnumultr morqenS 20 4 aveudS sowie To««- «ud Festtags 50 4» LamburgerEcho Mr. 388 Sonntag, den 31. August 1931 - Marge» Ausgabe 35. Jahrgang deutschen a l ö Ihre ,bienen", ist in b:n ■) Verlag Märkische Volksstimme, Cottbus. der hamburgischen, unterbreiten, angen- EinheitS. größeren Grunde nicht zu wißen, daß die eingeleiteten Berbinduugen mit den Angestellten und Beamten aufrechterhalten sind, um der Be» Taten die Tie bewiesen b e. ei ge. befferung bet Lohn- und Gehaltsbedingungen herbeizuführen. Bei Ihrer Unkenntnis der gewerkschaftlichen Grundsätze und der gewerkschaftlichen Taktik brauchen Tie nicht zu wißen, daß die Durch - führung der erforderlichen Lohnbewegungen Aufgabe der ein- zeln?n Berbände ist, denen hierbei die Pflicht obliegt, die Soli, darität der gesamten Arbeitnehmerschaft hochzuhalten. , Sie brauchen auch nicht zu wißen, daß der Borstand des All - gemeinen Deutschen GewerkschastsbundeS vor dem erscheinen Ihres Briefes beauftragt worden ist, den Berbänden im einzelnen und in ihrer Gesamtheit in der bevorstehenden Lohnbewegung jegliche Hilfe zu leisten. Schließlich brauchen Tie auS gleichem zeichnenderweise eher besaß, neu Funktionäre. Diese Art, der Arbeitnehmerschaft zu Cinrichümgen usw. Hier hat der eine Betrieb vor dem anderen von vornherein schon in den günstigeren Produktions - verhältnissen gewinnbringende Vorzugsstellungen. Unser heutiges Steuersystem arbeitet aber mechanisch, es fragt nicht und kann nicht fragen nach den Quellen der Gewinne. Der @ewinn aus volkswirtschaftlich höchst nütz - licher Tätigkeit wird genau so belastet wie der Gewinn aus vollswtrtschaftlich schädlicher Tätigkeit. Dcshalli müssen wir andere Wege gchen. Die Heran- zichung zu den Lasten muß unter Mitwirkung gemeinwirtschaft - licher Körperschaften erfolgen, die die Verhältnisse in den Fach - gebieten genauest kennen und die D i f f e r e n t i a l r e n t e n seststellen können. Diese Fachkörper, die von den Vertretern der Planwirtschaft seit langem gefordert werden, wären geeignete Organe, um die mechanische Steuerbelastung elastisch zu machen und sie vor allem produktionsfördernd wirken zu lassen. Solange wir nicht zu einer richtig aufgebauken Plan - wirtschaft kommen, so lange werden-wir auch aus dem schädlichen Kreislauf nicht heraus gäangen und werden die Arbeiter und Kleinbürger, Rentner und Arbeitsinvaliden es fein, auf die nie riesigen Steuerlasten abgewälzt werden. An,eigen die «lfgespaUen, 8,80 a, zuzüglich 80 Prozent IcucruugO» zuschlag. ArbeitSmaekt u. tkamilienan,eigen 8,40 A. Anzetgen-Aunnhme yehtand st ratze n tm erb. «tlchotz (bi» 7 Uhr abend« für den folgenden Tag), tn den Fatalen (W 1 Uhr, unb tu allen Annoncen. Bureau«. Alatz- unb Datmoorschrtste» ohne Verbindlich teil. Jn Rumänien eingubringen versuchten vom Hunger ge - triebene bolschewistische Abteilungen. Der Ministerrat beschloß, den russischen Flüchtlingen ab jetzt den ■ Eintritt nach Rumänien zu verschließen. b e n, daS der hiesige Arbeitgeberverband Der Skandal von Lükrck. Der „Vorwärts" veröffenüicht in seiner Sonnabendausgabe eine Zuschrift aus Lübeck über die Reichskriegerwoche. Es heißt darin u. a.: „Daß im dritten Jahre der ReMik die Arbeiter und die Säuglinge reihenweise durch Tuberkulose und Unterernährung hingeinäht wurden, während die Ucheber des deutschen Elends rauschende Feste feiern, ist nun einmal Tat - sache. Daß aber der Staat unö die Steuergroschen der Armen helfen müssen, den monarchistischen Trubel zu unter - stützen, darüber müßte man einmal auf den Tisch des Reichs - tages schlagen. Man müßte die Regienmg fragen, wer den staatlichen Bahnhof in Lübeck mit Hunderten von monarchistischen Fahnen geschmückt hat, wer der Reichswehr erlaubt hat, eine Regimentsmusik vom Reichswehrreg' ment 6 auf einen Vergnügungsdampfer durch eine Massenaktion Ber. toegung durch eine geschloßene, harteipolitisch neutrale front aller Lohn, und Gehaltsempfänger einen um so Erfolg zu sichern. Wir sehen zur Sicherung der Lebenshaltung ber zu stellen, auf dem der General von Heeringen mit dem Kriegerverein die Küste abfährt, um monarchistische Demonstra - tionen zu veranstalten; wer den Soldaten der Republik schwarz- weiß - r o t angcheftet und wer ihnen besohlen hat, „H e i l d i r i m S i e g e r k r a n z" zu spielen. Man stelle ferner die Frage, wer dem Schiff „Panther" von der Reichsmarine gestattet hat, den Veranstaltern der monarchistischen Demonstrationen Ehren- bezmgungen und offizielle Begrüßungen zu erweisen. Wer den Kapitänleutnant und Kommandeur des „Panther" ermächtigt hat, die Monarchisten und den alten General offiziell und in Galauniform willkommen zu heißen, wer beim Ostsee, flottenkommando die „Deutsche Zeitung" bezahlt, die in Den Leseräumen der Schiffe den Matrosen ausgehungert wird, während man vergelüich nach einem bürgerlich-demokratischen Blatt, geschweige nach einem sozialdemokratischen Blatt sucht." Sie haben un8 mit Ihrem Schreiben vom 18. August für eine angebliche Zusammenfaßuug der örtliche» Lohn- und Gehalts- bew.gung Borfchläge gemacht. Sie nennen Ihren B-rschlag «ine Borbercitung zur Herstellung einer Einheitsfront zum Kampfe für eine Erhöhung aller Löhne, Gehälter und Unterstützungen. Si, wollen als ersten Schritt zu der von Ihnen angeblich an. gestrebten Einheitsfront eine gemeinsame Demonstration. Zur Herstellung einer gewerkschaftlichen Einheitsfront bedarf es Ihres Eingreifens wirklich nicht; sie ist längst da, denn wir haben eine einheitliche freigewerkschaftliche Arbeiter- und An- gestclltenbewegung, die ihren Ausklang im ADGB. und AfA. findet. Sie haben, ohne die von Ihnen anberaumte Sitzung ab- znwarten, bereits in der „Hamburger Volkszeitung" vom Freitag, 19. August, mit einem besonderen erneuten Angriff auf die ge - werkschaftlichen Grundsätze und die gewerkschaftliche Taktik den an uns gerichteten Brief veröffentlicht. Tas entspricht Ihrer sonstigen Gepflogenheit, die Sie gegenüber der Gewerkschafts - bewegung einschlagen, weil nach den bisher gemachten Erfahrun - gen Ihne» gar nicht daran liegt, wirklich eine einheitliche Aktion hcrzustellen, sondern die ge - werkschaftliche Tätigkeit auf jcb:n Fall und mit jeden Mitteln herunterzu reißen. Beweis: Tas von Ihnen an die Aktionsausschüße und Betriebsräte gerichtete Rundschrei. ist längst durch die überholt. Tic Ber. bisher der gew:rkschaftlichen haben, entschuldigt Ortsausschuß des Allgemeinen Deutschen Gemerkschaftsbundes. I. A.: John Ehrentelt. Orts Kartell des Allgemeinen freien Angestelltenbundes. I. Franz Andresen. gewerkschaftlichen ständniSlosigkeit, Bewegung gegenüber Ihren Vorschlag, Arbeftnehmerschaft nicht allein eine Aufgabe der Gewerkschaften darin, eine prozentuale Lohnforderung aufzustellen, an deren Turchführung Sie selb st nicht g la üben und deren Höhe bei Ihnen nicht von gutem Gewissen, son. dem von der Bosheit, die Not der Bevölkerung parteipolitisch auszunutzen, diktiert ist, sondern wir wollen auch, daß mehr denn je die ideellen Bestrebungen der deutschen Arbeitnehmerschaft in den Vordergrund gezogen werden. Wir wollen, daß die aus Unfall-, Atters- und Invalidenrenten bestehenden Einkommen, die lange hinter der Teuerung zurück- geblieben sind, sowie die Unterstützungen bei Erwerbslosigkeit,' und Krankheit, gesteigert werden. Tie Gewerkschaften haben bereits ihren Einfluß bei den Berwaltungsbehördeu im Reich, iu den Ländern und Gemeinden dahin benutzt, daß diese sich, ihrer Pflicht gegenüber diesen Notleidenden bewußt sind. Di« Gewerkschaften haben dazu bcigetragen, daß die Verwaltungs, bchörden zur Erfüllung dieser Pflicht die erforderlichen Maß- nahmen mit Eile betreiben. Ihnen ist bekannt, daß die Gewerkschaften die neuen Steuerpläne, die vorliegcn, vorwiegend den Verbrauch belastend, entschieden bekämpfen, weil dieser Weg zu ungeheuren Preissteigerungen, die den Reallohn der Arbeitnehmerschaft, wieder herabdrücken, führt. Sie wißen, daß die freien Gewerk - schaften bei den politischen Parteien entsprechend eingewirkt haben und daß gerade Sie,die Kommunistische Par - tei, sich von zugedachten Verpflichtungen gegenüber den Gewerkschaften und den gesetzgebenden Körperschaften ge - drückt haben. Sie heucheln der Arbeiterschaft also etwa» vor, wenn Sie den Glauben zu erwecken suchen, daß gerade die BKPT. die geeignete Instanz ist, die Arbeitnehmerschaft vor weiterem Truck zu wahren, und Sie benutzen diese Dinge nur, um einen erneuten verlogenen Angriff auf die Gewerkschaften^ auS'.uüben. Tie haben bisher nicht den Beweis geliefert, daß Sie die wirtschaftlichen Bestrebungen der Gcwcrksä;aften zu unter - stützen beabsichtigen. Ihre Tätigkeit gegenüber den Gewerk - schaften beweist das. Sie interessieren sich nur deswegen für die Gewerkschaftsbewegung, weil Sie in der Gewerkschaftsbewegung die Möglichkeit sehen, sich ein parteipolitisches Rckrutierungsfeld zu schaffen. Fhre Aufrichtigkeit gegenüber den Gewerkschaften wird blitzartig durch die Tat - sache beleuchtet, daß der Vertreter der kommunistischen Reichsgewerkschaftszentral«, Schumacher, Berlin, am 2-9. Mai 1921 in Jena erklärte, die BKPT. würde vor einer Zerstörung oct Gewerkschaften nicht zurückschrecken, wenn e S nicht gelänge, d i e Gewerkschaften Aloskau auszuliefern. Dazu ist die Gewerkschaftsbewegung jedoch allen erprobte» Gewerkschafter» zu schade, um die Gewerkjchafte» parteipolitisch auf die bekannte» 21 Moskauer Thesen fcstlegen zu laßen. Tie geradezu leichtfertige Weife, wie Sie den Gewerk - schafter» Vorschläge machen, ergibt sich auch daraus, daß Ihre Vorschläge verfaßt sind von einem Mann, der die Notwendigkeit der gewerkschaftlichen Lrganisation erst im Mai 1920 er - kannte und bereits nach siebenmonatiger Mitgliedschaft infolge gewerkschaftsfeindlichen Berhattens aus der Gewerkschaft auS- geschlossen werden mutzte. Die Forderungen, die die Gewerkschaftsbewegung für ihre Gewerkschaftsmitglieder aufzustellen beabsichtigt, beschließen die Gewerkschaften. Tie Taktik, die die Gewerkschaften einzuschlagen hoben, um die ausgestellten Forderungen in die Wirklichkeit nm- zusetzen, bestimmen die Mitglieder der Gewerkschaften. Dir Maßnahmen, die zur Hebung der Lage der deutschen Arbeit- nehmerschast beitragen können, werden lediglich von den Gewerk - schaftsmitgliedern selbst bestimmt. Tie Gewerkschaft», bewegung muß um ihrer selbst willen es abJ lehnen, sich ihre Grundsätze und Taktik von einer Partei vorschreiben zu lassen, die nicht nur vollkommen verständnislos der Bewegung gegenüber steht, sondern die auch anstatt einer Förderung dieser eine stete Verunglimpfung der Gewerkschaftsmitglieder betreibt. Wir sind davon überzeugt, daß die überwiegende Zahl der in de» Gewerkschaften organisierten Arbeitnehmer Deutschland», ganz besonders aber die hamburgische Arbeitnehmerschaft, voll - ständiges Verständnis dafür hat, daß wir un« nicht unter die Direktiven einer Partei wie die BKPD. stellen, bei denen der fönst in der Arbeitnehmerschaft herrschende Grundsatz von Treu und Glauben nicht zu Hause ist. Wir lehnen daher auch ab, der von Ihnen an- beraumten Sitzung beizuwohnen, unb wollen, zum Nutzen aller Lohn, unb Gehaltsempfänger, Sie auch unter Bezug auf die Gewerkschaftsbewegung in der glänzenden Isolierung belaßen, in der Sie sich bisher befunden haben. «cswewl tlgltd) zweimal, Sonntag« u. nach Feiertagen Mn einmal. Bezugspreis: eodcheiul. 8.85 A, monatL 10 A voraurzahldar tret In« Haut. Bebautem Fedlandkiraße ii, i. Stock. Serantwonlicher Redakteur: Johanne« Reitze, Hamburg litP evtlIo n. stehlandNrabelt.Lrdgeichoß. Buchhandlung: «rdgeichob. Buchdruckerei-Konwr: Mlanbntage u. i. Stock. Man zerbricht sich den Kopf, wie in Deutschland die un» geheuren Lasten aufgebracht und die Notenpresse zum Still- stano gebracht werden soll. Trotzdem man weiß, daß alle Preis-Erhöhungen für lebensnotwendige Waren, Kohle, Zucker, Kolonialwaren, Zündhölzer, Leuchtmittel usw., daß die Erhöhung der Umsatzsteuer, Tabak- und Biersteuer, Wohnungssteuern usw. Lohn st eigerungen zur Folge haben müssen, und diese LohnsteigerMgen weitere Erhöhungen der Warenpreise, der Gchälter und Löhne und damit die Neuausgabe von Papiergeld nach sich zichen, greift die bcvorstchende Steuer- aktion wiederum zu den sogenannten indirekten Steuern. An die B e s i tz st e u e r n traut man sich nicht richtig heran, weil man glaubt, daß man auf die Neubildung von Ka - pital durch die jetzige besitzende Oberschicht nicht verzichten kann. Kapital zu bilden unö anzulegen, war bis heute Beruf des kapitalistischen PMikums, das auch Träger der Spekulation an den Börsen und Banken ist. Würde man die Kapital - gewinne aus unserer Wirtschaft erfassen, bann müßte man neues Kapital, das zur Inganghaltung der Wirtschaft ja not - wendig ist, aus Ersparungen bei den Arbeitseinkommen bilden unb der Wirtschaft für produktive Zwecke zur Ver - fügung stellen. Nun ist der Gedanke diskutiert worden, die Goldwerte zur Leistung heranzuzichen. Wir verstehen unter Goldwerten jene Güter der Wirtschaft, die einst mit Goldmark hergestellt ober gekauft wuroen. Ein Hanbwerker, bet sich mt 10 000 1914 eine Werkstatt neu eingerichtet hat und diese Werkstatt nach dem Kriege in Benutzung nahm, kann diese heute zu einem Papier - markwert, ber das 10- bis 20sache beträgt, verkaufen, well die Möglichkeit gegeben ist, den 10- bis 20fachen Ertrag herauSzu- wirtschaften. Wer sich heute eine gleiche Werkstatt neu ein - richten will, muß mindestens statt 10 000 JL jetzt 300 000 besitzen. Für weite Kreise, die sich früher mit Keinen Erspar - nissen wirtschaftlich selbständig machen konnten, ist heute diese Möglichkeit nicht mchr gegeben, wodurch die alten Besitzer von einer neuen Konkurrenz befreit bleiben unb privilegierte Stellungen erhalten. Das gilt nicht nur für eine Keine Werk - statt, sondern für alle Produktionsmittel, das gilt für Villen und Eigenhäuser, für den Grundbesitz, Bergbau, "Handelsbetrieb, landwirtschaftlichen Betrieb usw. Sehen wir von den Liebhaberwerten und den Seltenheitswerten (Briefmarken, Kunstwerke, seltene Tiere und Stosse, Villenbauten usw.) ab, so bestimmt sich im Markt der Wert, d. h. der Tauschwert durch den Er - trag, den das Gut abwirft. Ein Fabrikgebäude mit Inventar, das einst Millionen gekostet haben mag, ist nur Alteisen unb Steine wert, wenn in ihm keine gewinnbringende Fabrikation aus irgendwelchen Gründen mehr möglich ist. Eine Kiesgrube mag früher einen erheblichen Ertragswert gehabt haben. Wenn die in der Nähe liegende Kleinbahn wegen mangelnder Rentabilität den Betrieb einstellt, sinkt der Wert der Kiesgrube unter Uihftänben auf Null. Die sogenannten Goldwerte bestehen also nur dort, wo sich ein Ertrag ergibt, ber die Geldentwertung auS- gleicht, so daß der Besitzer ein Vielfaches ber früheren Boden- und Kapitalrente erhält. Wir wissen, daß Goldkapital, das 1914 zur Spar - kasse gegeben wurde, das in Hypotheken oder Pfandbriefen, in festverzinslichen Staatspapicren usw. angelegt ist, Herne weniger Zinsen bringt, als 1914, und heute in Papiergeld ausgezahlt wird. Da das Papiergeld aber nur den 14. bis 15. Teil der Kaufkraft des Goldes besitzt, sind diese Be - sitzer chemaliger Goldwerte in geradezu grausamer Weise ex - propriiert worden. Wer 1914 ein Gehalt von 500 JL erhielt, heute 2000 hat, ist durch die Geldenlwertung in furcht - barer Weise in dem Wert seiner Arbeitskraft, für deren Qualität er Tausende an Lehrgeld, Schule unö Erziehung geopfert hat, geschädigt, er ist in seinem Kapitalbesitz „Arbeitskraft" ebenfalls furchtbar expropriiert worden. Wir haben es also hier mit zwei Momenten zu tun, dem Ertrag aus der Arbeitskraft, dem Arbeitseinkommen, unb zweitens dem Ertrag aus dem Besitz, der Kapital- oder Boden - rente. Der Ertragswert der Arbeitskraft wirh bestimmt durch die Qualifikation, durch den Seltenheitswert der Kraft (tüchtige Kräfte sind seltener als mittelmäßige ober Durchschnittskräfte). Für die große Masse der Durchschnitts - kräfte bestimmt sich das Einkommen nach der Macht Der Organisation, die die Höhe des Existenzeinkommens im Kampfe erstreitet. Diese Einkommen werden an der Quelle steuerlich erfaßt. Der Besitzer von Produktionsmitteln und Boden zahlt Steuern nach dem Ueberschuß, nach dem Reingewiim oder Rohgewinn, sofern er diesen ehrlich answeist. Wenn er seinen Angestellten zum Beispiel nur das Fünffache des Friedens- gchMes zahlt, so wird er sein eigenes Arbeitseinkommen für seine leitende Arbeit eigentlich auch nur mit dem Fünf - fachen seines Friedenseinkommens in Anrechnung bringen dürfen. Nun bezieht er aber weiter Einkommen aus Kapital, das heißt aus den vorkriegszeitlich erworbenen Produktionsmitteln. Dieser Ertrag gleicht sich aber wesentlich schon an die Höhe des Ertrages der Produktionsmittel an, die mit Papiergeld erworben sind und die zum Anschaffungswert in Papiergeld verzinst werden müssen.*) Hier wird deutlich durch Differentialeinnahme zugunsten ber Besitzer alter Boben- und Sachgüterwerte verfahren. Es sann gar keinem Zweifel unterliegen, daß diese Gewinne ber Allgemeinheit zuzufallen haben, und daß bei B e s i tz w e ch s e l die Uebergcroinne genau so expropriiert werden müssen, wie es bet den fest - verzinslichen Geldkapitalien durch die Rückzahlung in Papiergeld geschehen ist. Ungcheuer zu bedauern ist, daß dies nicht schon längst durchgeführt ist. Wenn wir aber den Weg gehen wollen, daß wir von Reichs wegen auf alle alten Werte, Grund unb Boden, und Pro - duktionsmittel ZwMgshypocheken eintragen, so wird die Folge sein, daß die belasteten Schuldner die Hypothekenzinsen in die Produktionskosten wie die anderen Steuern einrechnen und die Warenpreise durch eine entsprechende Erhöhung die Be - lastung übernehmen, so daß die Verb rauch er schäft sie wiederum trhgen muß. Aber noch eine andere Differentialrente spielt eine erhebliche Rolle, in der Landwirtschaft die Bodenqualität unb die Ma>stkühe, die Erspamis an Transportkosten, in der Industrie die Nähe Der Kraft- und Rohstoffquellen und der Standort zu den Verkehrsmitteln, die Qualität der technischen •) Diesen Ausgleich beobachten wir bei den Kursen der Börsenpapiere. Rudolf Breitscheid, der sich seit einigen Wochen in Paris aufhält, veröffentlicht in der Sonnabend-Abendausgaoe der „Freiheit" einen Leiiaufsatz „Stimmungen und B er - st i m tu u n g e n". Er weist daraus hin, daß die große Maße der französischen Bevölkerung noch immer sich vor einem neuen Ueberfall Deutschland« fürchtet: Man hat gesiegt, ist diese« Siege« aber nicht recht froh. Man ist sich, trotz allen Stolze« auf die Leistungen der französischen Armee, darüber klar, daß ohne die Hilfe der Alliierten die vernichtende Niederlage sicher gewesen wäre, und nun fragt man sich, ob ein neuer deutscher Uebersall noch einmal die ganze Welt zur Abwehr vereinigen werde. . An diesen Ueberfall glaubt ein wichtiger Teil Frankreich« unbedingt, und wir müssen ja offen zugestehen, daß die fortgesetzten deutsch nationalen Demonstrationen solchen An- sichtchi immer wieder neue Nahrung zufübren. Die Gegen» Agitation unserer französischen Genossen, vortrefflich von unserm Bruderblatt, dem „Populair" geführt, stößt auf die denkbar größten Schwierigkeiten, solange die Ludendors,. heim und wie sie alle heißen mögen, da« große Wort führen dürfen. Selbst tn Arbeirerkreisen lebt noch die Ueberzeugung, daß die Schwächung Deutschland« Gebot der Delbsterhaltung fei. Kreise» der hamburgische» Arbeitnehmerschaft durchaus bekannt. Sie ist so verwerflich, daß die. denkende Arbeitnehmerschaft für Jbre entsprechenden Handlungen nur Ablehnung findet. Wir könnten au» diesem Grunde sowohl über Ihr Schreiben als auch über die von Ihnen im Anschluß Ihres Schreibens geübte Kritik glatt zur Tagesordnung übergeben, ohne vaß dadurch in de» Kreisen der ernsthaften Gew-.rkschaftler eine Beunruhigung entstehen würde. Wenn wir dennoch Gelegenheit nehmen, auf Ihre» öffentlichen Angriff vftenüich zu antworten, so deswegen, um Ihnen die Möglichkeit zu der von Ihnen so viel ge - übten und von Ihnen beliebten Geschichts - fälschung auf dem Gebiete der Gewerkschaftsbewegung von vornherein zu nehmen. Sie verlangen in Ihrem Schreiben, daß wir un? zu Ihren Forderungen klar und deutlich Luster»; das soll hiermit geschehe». WaS Tie »ns hinsschtlich der Notlage der arbeitende» Be - völkerung erzählen, find Binsenwahrheiten, die Tie wirklich nitfit nötig horten, uns zu unterbreiten. Sie haben diese Wahrheiten übrigens nicht aus sich selbst, sinder» aus den Kommentare» Der GewerkichaftspLeffe zur Wirtschaftslage zu- sammengestopoelt. Tie haben aber bisher noch nicht den Beweis geliefert, daß Sie bereit und fähig sind, die Ge - rn rkschaftsbewegung in ihrem wirtl'ch tatkräftigen Streben nach einem Heben der wirtschaftlichen Lage der deutschen Arbeit- nehmerklasse tatkräftig zu unterstützen. Im Gegenteil! Sie waren bestens bemüht, alle Mitt.l und Wege, selbst die der Verleumdung und der Täuschung, anzuwenden, um die Schlag- unb Ttostkraft ber deutschen Gewerkschaftsbewegung zu beein - trächtigen. Die Gründung der kommunistischen ReichSgewerk- schaftSzentrale, die Zellenbildnng innerhalb der Gewerkschafts - bewegung, die lediglich auf eine Schwächung der Lrganisation Hinzielen, beweisen es. Sie hätten ber Arbeitnehmerschaft wirk - lich gedient, wenn Tie die für die Bildung dieser Zellen und Korverschaften aufgewandten Kräfte dazu benutzt hätten, die G^ werkschaften in ihren zielbewußten Handlungen im Interesse der Arbeitnehmerschaft zu unterstützen. Tie tot:» es nickt, weil Tie kein Interesse daran hatten, der Arbeit - nehmerschaft tatsächlich zu Helsen, deswegen kein Interesse daran haben, weil Ihnen dadurch die Ausückt genommen ist, aus vartetpolilischem Egoismus heraus Teile der Gewerk - schaftsbewegung parteivolitifch einzustellen. Tie haben in Ihrem Schreibe» der Ansicht Ausdruck ge - geben, daß die Arbeiter sich bemühe» müssen, einen Ausgleich gegen die Teuerung herbeizuführen. Bevor Sie diese funkel - nagelneue Weisheit entdeckten, haben die Gewerkschaften auf diesem Gebiete wie üblich, ohne viel Reklame nach außen, positive Arbeit geleistet. Eine ganze Reihe von erfolgreich durchgeführten Lohnbewegungen beweisen ei. Was Sie an Vorschlägen hinsicht - lich der Durchführung des Kampfe« um die Befferung der Wirt« schaftlicken Lage der deutschen Arbeitnehmerschaft, insbesondere örr pSihTbmtfc unb btr Entscheidung über Gderschlesien. „Echo de Paris" glaubt au« gut unterrichteten Kreisen mit - teilen zu können, daß der Völkerbundsrat, im Gegensatz zu den in der Presse erscheinenden Meldungen, nicht nur zwischen zwei Thesen zu wählen haben wird. Er sei in der Arbeit unbeschränkt, abgesehen vom Friedensvertrage von Versailles und der V o l k « a b ft i m tn u n g. Es siehe dem Völkerbundsrat frei, wenn er es für notwendig halte, zu prüfen, ob die Volks - abstimmung unter den vom Vertrag vorgeschriebenen Be - dingungen vor sich gegangen ist. Nach Regelung dieser Frage könne er die Ergebnisse der Volkrabstimmilng, wie er eS für nötig halte, auslegen. Auch könne er ergänzende Untersuchungen anordnen. Er könne ganz Lberschlesien Deutschland oder Polen zuteilen, er könne eine Teilung anraten und könne da« Gruben - gebiet teilen, ober einer Macht ganz zuweisen. Nach Erledigung der Untersuchungen werde ber Völkerbundsrat sein Gutachten abgeben; aber ein schiedsrichterliches Gutachten. Frankreich habe sich moralisch verpflichtet, eS anzunehmen. ES fei indessen selbst - verständlich, daß Frankreich, wenn da« Gutachten gegen b i e Lebensinteressen b e 8 LanbeS verstoße, bie Möglichkeit habe, feine Durchführung zu ber- b i n b e r n , inbem ei etwa aus bem Völkerbunb austrete, wie e« im vorigen Jahre bie argentinische Republik machte. Es sei indessen anzunehmen, daß das Gutachten de« Rate« von den Beteiligten angenommen werde. Republikanische Verantwortung. Unter diesem Titel läßt Bernhard Rausch jetzt Schriftleiter unseres Kottbuser Parteiblattes, eheoein Sekretär Noskes, eine Schrift erscheinen*), in der er Darlegungen über den „Zwang zur Koalitionspolitik" veröftentlicht, in bereit Sinn er zur Zeit der Preußenkrise vergeblich gewirkt hat. Da - mals hat Rausch mit einer kleinen Minderheit ein Zusammen - gehen mit der Deutschen Volkspartei auf jeden Fall durchsetzen wollen, unb bet Zeitpunkt kurz vor dem Parteitag ist wobl auch nicht' gerade absichtslos zur Verfechtung solcher Gedanken ge - wählt. ■ Unsere Leser wissen, mit wie kritischer Einstellung fort jur Zeit der Stegerwaldschen Regierungsbildung bi# Taktik unserer Preuhenfrakrion verfolgt und ben Standpunkt vertreten haben, daß man ure „Niemals!" sagen solle in einer Koalitions - frage, die als polittscher Zwang täglich vor un$ treten kann. Rausch hat insofern recht, wenn er sich in feiner SÄrjft u. a. auf das „.Hamburger Echo" bezieht. Wa« er vergißt, ist lediglich, daß auch wir auf» nachdrücklichste die Meinung vertreten haben, ohne Bekenntnis zur Republik sei lerne Partei für uns bündnissahig. Ein derartiges Bekenntnis, eine der - artige Verpflichtung zu den demokratischen Staatsnotwendigleiten aber hat bie Lolkspartei noch niemals, und am wenigsten in den Verhandlungen zur Re - gierungsbildung, abgegeben. Im Gegenteil: Diese Partei, bie bie Propaganda für bie Monarchie programmatisch sich zu eigen macht, kann ohne Gefahr, daß thr die Dähler nach reckt« ent» wiscksn, leichtlich eine solche Erklärung kaum abgebet: Um so weniger ist ein Grund für die wettere Propagierung bet Koalition mit der „Volk« Partei innerhalb u-„ Partei ein - zusehen. Wenn auch ber Gorliher Parteitag gut tun wird, ben kraß ablehnenden Kasseler Beschluß in dieser Frage zu revidieren, so kann ein Zusammengehen mit bet Partei be? „Wiederaufbaues" in einer Regierung doch überhaupt nur in zwei Fallen für uns in Frage kommen: trenn es die Lebens- notwendikeiten des Volke« uwuntganglich «rhcs'chen und wenn sich die Kapitalistenpartei dazu versteht, aus - reichende Sicherungen zu geben in bezug auf De - mokratie und Republik. Hoffentlich macht da« Volk selbst eS nt Zu unst durch seine Entscheidungen unnötig, daß hierüber ge - sprochen und in öffentlicher BroschürendiSkufsion gemacht wird. Nach einer Meldung des „Journal" begab sich der zum Be - richterstatter für bie Sitzung be« VölkerbundSrates am 2ß. August ausersehene spanische Vertreter Luinones Leon nach Ma - drid, um sich vor ber Uebernahme des Amtes mit der Regierung in Verbindung zu setzen. Stimmungen und vkrltimmuugen. Die Goldwerte Bon Dr. Alfred Striemer. Offener Brief an die Uereinigte Kommunistische Partei Deutschlands. Srttiou der Kommunistischen Internationale, Hamburg.