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Der NeichSverband der deutschen Industrie hat jetzt endlich den Schleier, der bisher über seinem Kreditangebot lag, gelüftet, birz gesagt, die Herren der Industrie fu.J nur bereit, dem Reich Krevit zu geben, wenn die Eisenbahnen privatisiert werden. Die Art, wie die Privatisierung vorgenommen werven soll, bezeichne! man noch nicht genau. Man sagt, daß sich Industrie, Landwirt - schaft, Handel uno — man höre und staune — die Gewerkschaften an dem neuen privaten Konzern beteiligen, der die Eisenbahnen kaufen soll. Nach 3 bis 6 Monaten soll von diesem Konzern im Höchstfälle eine Goldmilliarve zur Verfügung gestellt werden. Die Gründe, die der NeichSverband der Industrie durch sein ge- schästsführendes Präsidialmitglied Dr. Bücher für die Pläne am Freitag vor Berliner Pressevertretern anführen ließ, klingen im ersten Augenblick bestrickend. Die Industrie, die zusammen mir dem Handel allein in der Schweiz etwa 1 Milliarde Goldmark - devisen liegen haben soll, sei kreditunfähig, solange der schlechte stieichShaushalt bestehe. Die letzte Ursache des Defizits im Jimern sei der Fehlbetrag der Eisenbahnen, und deshalb müßte dieser aus der Welt geschafft werden. Denn erst, vor allem wenn die Washingtoner Konferenz vorüber ist, glauben die Herren Indu - striellen an die Möglichkeit eines Kredites von rund einer Gold- milliaroe. Das würde ein Uebergangskredit sein, der später, wenn die Eisenbahnen Golowertcharakter angenommen hätten, durch eine Verpfändung der Eisenbahnen abgelöst werden könnte. P!it diesem Angebot wird die Hetze, die für die Entstaat - lichung der Eisenbahnen schon seit langem geführt wurde, ver - ständlich. Es ist der Industrie natürlich nicht darum zu tun, das Reichsdefizit zu beseitigen, dazu würde allen Vermutungen nach ein dringender Appell zur Erfüllung der Steuerpsticht bei dem Erojzbesitz vollauf genügen. Man hat sich gerade die Eisenbahnen ausersehen, weil sie den Kreis von der Kohle und dem Eisen zur Fertiaproduktion, deren einzelne Glieder sich durchweg in den Händen der Privatindustrie befinden, restlos schließt. Es ist ein Unsinn, zu behaupten, daß eine Republik Reichseisenbahnen nicht verwalten kann. Angeblich soll die Parteipolitik daran hindern. Warum aber haben dann die Deutschen Werke es unter der Hoheit des Deutschen Reiches fertigbekommen, die Grundsätze privat- wirtschastlicher Betriebsführung anzuwenden? Eine Beteiligung der Gewerkschaften etiva mit Kapital an einet privatisierten Eisen - bahn käme ja schon deshalb nicht ernsthaft in Frage, weil die Arbeitnehmerorganisationen längst nicht über solche Mengen flüs - sigen Kapitals verfügen, wie die Unternehmerverbände. Wie man auch die Sache praktisch anfaffen mag, die Haltung der Indu - strie entpuppt sich als ein eigensüchtiges Manöver, ihre Steuer- vorschüsse möglichst teuer zu verkaufen und die Last derjenigen Reparationszahlungen, die durch die Goldkredite zu decken sind, über die Eisenbahntarife und über die hierdurch notwendigen Preis - erhöhungen auf die Verbraucher abzuwälzen. Auch das konnte man einfacher haben, wenn man es nicht gerade auf den Besitz der Verkehrsunteritehmungen abgesehen hätte. Der Reichsverband, der bei jeder Tariferhöhung mit Protesten bei bet Hand war, weil hohe Eisenbahntatife angeblich die Produktion erdrückten, bezweckt mit dem Plane zweifellos, feine wirtschaftliche und politische Macht zu erhöhen. Diese Gefahr, die durch die Bildung der großen Trusts mit ihrer Beherrschung der öffentlichen Meinung und der politischen Parteien schon seit langem droht, gilt eS jetzt ab - zuwenden. g Die Spitzenorganisationen der Gewerkschaften sowohl wie die der Eisenbahner haben keinen Zweifel darüber gelaffen, daß sie das Projekt als eine Herausforderung ablehnen. Der Protest- kamps aber allein reicht nicht aus. Wir werden um die Eisenbahnen kämpfen müssen, nicht nur in der Ab - wehr, sondern auch im Angriff. Der Vorschlag der Industrie, der schon seit langen Monaten im ReichswirtschastSrat beraten worden ist, ohne daß man auch nur eine so entscheidende Schwen - kung angekündigt hätte, kam in einem Moment heraus, wo die Neparationskommission in Berlin sitzt und kritischen Auges alle Bestrebungen zur Finanztesorm beobachtet. Den Vertretern der Entente, die teils durchweg Privateisenbahnen, teils gemischte Systeme haben, wird der Gedanke bet Industrie nicht ohne weiteres unsympathisch sein. Hat man auf ihre Hilfe gerechnet, indem man ben Vorschlag so spät herausbrachte? Wie bem auch fei: bem Vorstoß muß bie Spitze abgebrochen werden. Das ist möglich vor allem, wenn die Gewerkschaften und bie sozialistischen Parteien ihrerseits bemüht sinb, auf bie Beseitigung beS Defizits der Neichsbetriebe mit letzter Kraft hinzuwirken. Dann nämlich entfällt für bie Entente der Grunb, ben Vorschlag der Privat- invustrie sich zu eigen zu machen unb als Diktat bas zu bestimmen, was bet Reichsverband jetzt als patriotische Forderung hinstellt. Kompromisse, die bereits von einem Teil der bürgerlichen Presse angeftrebt werden, sind für bie sozialistischen Parteien undenkbar, wenn es sich um die Frage handelt, ob ein Betrieb, der bet Allge - meinheit gehört, in ihrem Besitz bleiben soll ober nicht. ES muß klipp und klar erklärt werben, baß es kein Paktieren mit ben Leuten gibt, bie im Augenblick höchster Not bie Hand nach der Gurgel des Staates strecken unb unter bem Vorwanb beS Opfers seine VermögenSsubstanz an sich bringen wollen. Lange genug hat der NeichSverband der deutschen Industrie durch An - deutungen und Versprechungen bie Erfassung der Sachwerte hinauS- gezögert. Inzwischen ist Der Dollar nach kurzer Senkung wieder aus 300 angelangt. Ungeheuer wird die Not des Reiches. Durck die Entwertung der Mark soll das Defizit des Reiches auf 130 bis 140 Milliarden allein aus den Reparationen angewachsen sein. Ist es nicht ger s