te«„»ewlee  te*  4«** 
erfd-thtt  Mell*  iieHmel. 
eonniaa*  «-  na*  leifrtaeoi 
mut  Ttnniel  * 
nMrtwnil.  8,50  »enotL 
15,—  »,  uoiaaUeelb«  1« 
n-  -df<* 
jMT  Hlbhol«  18,—4 
M  «•  ■  I  HO  “ 
f»*lenbfirat«  11,  1.  tteA. 
Berentm'’rtn<f>TT  WfbeflrtiTi 
t)oul  «Uftdah«.  Milena. 
o  i  p  t  o  11  ।  o  n 
fW)iont>slrae<  11  Orbatldjol. 
■ed)6anoiunr  (trna<id)04 
tfudjeruderet-lonlor: 
Wetlanehiole  11  >  ««an. 
LamvurgerEcho 
■xiHnm  Mi  iFerftwüme 
«♦tttirtlc  4.50  A, 
Brbrirewierlt  u.  amUtew 
on’rieen  8.—  « 
Rtrlnr  «nullt'*  M«  OZtU« 
b«  arile  2.75  4 
«nt  et«'  H.  II  ne.  6  m. 
Rehlanbfttabe  11  ün  Oro. 
b'lcho»  (bie  7  llbt  eben  bi 
für  den  'einenden  -tuet, 
hi  den  RUinien  ibt*  i  Uhr 
und  in  allen  Annonce» 
8ureeu*. 
Piel-  unc  latrnoorfdtrtfWe 
atzn,  «erbtneucbtett. 
Ur.  566. 
Sonntag,  den  4.  Dezember  1921  -  Morgen-Ausgabe. 
35.  Jahrgang. 
Die  Krankheit. 
Das  Deutschland  von  heute  gleicht  einem  Kranken,  an  dessen 
Lagerstatt  Die  Äcrzte  ratlos  sind.  Die  Diagnose  ist  eindeutig,  die 
Krise  latent;  keiner  kann  sagen,  ob  und  wie  der  Patient  aus  ihr 
hcroorgehen  wird.  Verantwortungsvolle  schweigen  in  solchem 
Moment,  wer  ihn  zu  lautem  Getön  nutzt,  zieht  sich  den  Vcroacht 
zu,  nicht  uninteressiert  an  diesem  oder  jenem  Auegang  der  Krankheit 
zu  sein.  Die  Diagnose  lautet  auf  Kneg-Niedcrlage-Finanzruin. 
Krankheitserreger  sind  Imperialismus  und  Militarismus,  Ohn -
macht  und  Machtwahn,  zum  dritten  Punkt  mit  einem  Wort: 
Helfferichpolitik  gewesen.  Die  Krise  ist  an  den  Noten  der  Re -
parationskommission  und  am  Dollar  stand  abzulesen.  Wer  sich, 
seine  Bolkegenossen  und  sein  Land  liebt,  hat  in  solcher  Lage  nicht 
viel  mehr  zu  tun,  als  der  der  gesunoen  Struktur  Des  Kranken  ver -
trauende  unD  ihrem  Siege  vorarbeitende  Arzt.  Der  Quacksalber, 
der  geschäftige  Mitkelchcn  empfiehlt,  um  davon  zu  profitieren,  der 
seine  Rechnung  überlaut  Präsentierende,  Dent  Die  Krankheit  in  Die 
Rechnung  pfuscht,  und  der  mit  Radikalkuren,  vielleicht  nackten 
SchncebäDern,  dem  mit  Dem  Tode  Ringenoen  zu  Leibe  will  —  sie 
sind  in  gleicher  Weise  fehl  am  Ort.  Und  der  es  nicht  ist,  dem 
nützt  alles  Verantwortungsbewußtsein  nichts,  da  ihm  die  Mittel 
fehlen. 
• 
Man  hat  sich  allgemach  gewöhnt,  die  wirtschaftspolitische 
Situation  Deutschlands  danach  zu  beurteilen,  welchen  Wert  die 
Mark  hat.  Ist  dieses  AuskunftSnnttel  auch  allzu  oft  trügerisch  — 
man  denke  nur  an  die  starken  Schwankungen  der  Valuta  in  den 
letzten  Tagen  —,  so  bietet  eS  doch  immerhin  eine  ähnliche  Hand -
habe  wie  Dem  Arzte  der  Pulüschlag.  Wie  das  zirkulierende 
Blut  ein  Gesundheitsmesser  ist,  so  wird  am  Werte  des  öffentlichen 
Tauschmittels,  am  Gelde,  offenbar,  in  welcher  Lage  das  wirtschaft -
liche  Leben  eines  Landes  ist.  Der  Dollar,  im  Frieden  eben  über 
4  JL  geltend,  stand  vor  einem  Jahre  iwch  auf  rund  70  JL  und 
hatte  sich  bis  zum  August  auf  80  gehalten.  Die  damals  beginnende 
Entwertung  unseres  Zahlungsmittels,  die  noch  in  frischer  Er -
innerung  ist,  brachte  den  Dollar  am  8.  November  auf  seine  höchste 
Stufe,  310,  die  Mark  war  nicht  viel  mehr  als  einen  Pfennig  wert. 
Regierungskrisen,  Zahlungsforderungen,  wer  wollte  heute  noch  im 
einzelnen  die  Ursachen  der  sich  verschlimmernden  Krankheit  auf -
zählen!  Der  Berliner  Besuch  der  Reparationskommission  —  wir 
ersparen  es  uns,  den  Vergleich  auf  sie  zu  erstrecken  —  bezeichnet 
den  Weg  nach  oben,  den  die  Mark  baun  nahm;  das  in  Aussicht 
stehende  Moratorium  bewirkte  den  Dollarsturz,  der  hier  aus -
führlich,  gewürdigt  wurde.  Heute  hält  sich  der  Dollar  eben  über 
200,  die  Mark  ist  nicht  ganz  2  Pfennige  wert.  Geht  es  abwärts, 
aufwärts?  Das  Geschäft  haben  die  Spekulanten  gemacht,  und 
die  großen  Quacksalber,  die  Dem  Kranken  die  Gliedmaßen  ampu -
tieren  wollen,  die  Herren  der  Industrie  mit  ihren  Forderungen, 
sie  —  warten  ab. 
G 
In  Hamburg  haben  die  Ausländsdeutschen  einen  großen 
Kongreß  abgehalten.  Der  Arbeiterleser  hat  bereits  erfahren,  daß 
es  sich  bei  dieser  mit  viel  Geräusch  verbundenen  Angelegenheit 
nicht  Darum  etwa  gehandelt  hat,  daß  die  im  Ausland  lebenden  oder 
mit  dem  Ausland  arbeitenden  Vo'kSgenoffen  beratschlagten,  rote 
kraft  ihres  besseren  Valutabesitzes  Deutschland  zu  helfen  sei,  son -
dern  daß  es  sich  im  wesentlichen  für  die  Ausländsdeutschen  darum 
handelte,  Gläubigerforderungen  geltendzumachen.  Zweifellos 
sind  wesentliche  Teile  der  Ausländsdeutschen  schwer  geschädigt  und 
ihre  Ersatzansprüche  berechtigt.  Kann  das  aber  darüber  hinweg -
täuschen,  daß  eS  sich  bei  ihrer  Mehrheit  um  Kapitalisten  handelt, 
die  sich  wahrlich  patriotischerweise  eine  andere  Stunde  aussuchen 
sollten,  nm  den  Schadenersatz,  mag  er  noch  so  berechtigt  fein,  an- 
jumelden?  Kann  das  darüber  hinwegtäuschen,  daß  eS  sehr  un -
passend  ist,  mit  wehender  Kaiser  flagge  im  Kontor  der  Republik 
mit  Der  quittierten  Nota  zu  erscheinen?  Ist  wirklich  die  kleine 
schwarz-rot-goldene  Ecke,  als  Zeichen  des  neuen  Staates  (der  das 
Geld  bezahlen  soll!),  ist  wirklich  diese  Ecke  im  schwarz-weiß-roten, 
der  Handelsflagge  zugebilligten  Tuche  so  furchtbarlich,  daß  man 
darüber  Gewalt  schreit?  Wir  sagen  zu  alledem:  Nein!  Und  am 
1.  Januar  wirb  denn  auch  die  neue  Handelsflagge  in  Kraft  treten: 
Trotzalledenu 
Herr  Eberlein,  den  die  medizinische  Fakultät  der  Moskauer 
Universität,  um  ein  Pendant  zu  Ludendorff  zu  schaffen,  zum 
J)r.  med.  honoris  causa  ernennen  sollte,  hat  im  März  diesiS 
Jahres  mit  ein  paar  Dynarnitpuloern  eine  Doktor  Eisenbart-Kur 
an  Dem  kranken  Deutschland  vornehmen  wollen.  Man  hat  ihn 
hinausgeworfen,  aber  obschon  noch  heute  die  traurigen  Folgen  seines 
Vorgehens  bemerkbar  sind,  erfreut  er  am  heutigen  Vormittag  in 
unseren  Mauern  andächtige  Zuhörer  mit  feinen  Irrlehren. 
Mit  Irrlehren,  die  ausgerottet  werden  müssen  aus  den  Hirnen, 
wenn  planmäßig  an  einer  Neugestaltung  unseres  ganzen  Lebens 
gearbeitet  werden  soll.  Mit  Irrlehren,  denen  bie  Anhänger  bc8 
Ehrendoktors  von  Königsberg  nackgehen,  mit  Irrlehren,  die  uns 
ruiniert  haben,  deren  Anwendung  von  der  anderen  Seite  her  Ruß -
land  ruiniert  hat  und  die  das,  was  von  Deutschland  noch  lebt, 
völlig  auslöschen  roüroen.  Es  ist  ein  Irrsinn,  einen  Rkenschen, 
der  sich  in  Fieberkrämpfen  schüttelt  und  am  Tore  des  Todes  steht, 
in  eisigen  Schnee  zu  legen.  Wer  dem  deutschen  Volk  in  seiner 
schweren  Krankheit  zur  Gewalt  rät,  ist  ein  Narr,  und  wer  sie  an- 
zettelt,  geflissentlich  die  Brandfackel  in  das  schwanke  Gebäude 
wirst,  ein  Verbrecher.  Wenn  er  noch  willige  Ohren  findet,  wenn 
die  Narren  heute  zahlreicher  sind  als  zu  normalen  Zeiten,  wenn 
ein  Ludendorff  und  ein  Eberlein  Publikum  finden,  bann  liegt  es 
Daran,  daß  ein  kranker  Körper  auch  den  Sinn  verwirrt. 
* 
Soll  man  „Wann  wirb  der  Netter  kommen  diesem  Lande" 
deklamieren?  Wir  meinen  nicht.  Aber  bie  Wahrheit,  bie  Ver -
minst  muß  heraus  unter  bie  Menschen.  Denn  wir  glauben  nicht 
daran,  daß  Diese  Krankheit  mit  Dem  Tode  Deutschlands 
unter  den  Völkern  endet,  glauben  nicht  daran,  daß  Habgier  und 
Unverstand  sich  paaren,  um  sich  stärker  zu  erweisen  als  bet 
Lebenswille  ber  großen  Maste  des  Volkes.  In  sie  müssen  immer 
wieder  außer  dem  lcbensstarken  Glauben  an  einen  Wiederaufstieg 
hinausgetragen  werden  der  Aufruf  zur  Besinnung  auf  unsere  Lage 
und  der  Hinweis  auf  bie  rechte  Anwendung  jener  Kräfte  unb 
Werle,  bie  beut  noch  so  erkrankten  Lande  geblieben  sind.  Diese 
verantwortungsbewußte  Arbeit  ist  bie  Aufgabe  einer  von  Eigennutz 
unb  fremdem  Einfluß  freien,  unabhängigen  Presse.  Auch  sie 
ist  aufs  ärgste  in  Mitleidenschaft  gezogen  durch  die  allgemeine 
Katastrophe.  Die  Preise  steigen  ins  Horrende,  und  im  Augenblick 
kommt  eine  widrige  Transportnot  hinzu,  die  bem  Bestreben  bet 
Volksaufklärung  in  den  Rücken  fällt.  Als  1918  ber  Zusammen -
bruch  bcS  Krieges  bie  Krise  herausbeschworen  hatte,  bie  erst  heute 
sich  auswirkt,  als  in  jenen  Novembertagen  Deutschland  plötzlich 
mündig  wurde,  waren  cs  bie  Arbeiter,  bie  in  bie  Räber  sprangen 
unb  ihre  Kraft  einfegten  für  das  Wahl  des  Landes.  Deutschland 
wird  gesunden,  wenn  sie  zusammen  stehen  unb  den  gefunden  Sinn, 
bie  opfervolle  Arbeit,  Die  gleichzeitig  bas  Werk  ihrer  Befreiung 
ist.  fort'ctzen  und  wenn  ihr  Einfluß,  wenn  ihre  Presse  machtvoll 
unb  kräftig  bleibt. 
Der  Stand  der  Reparation-Krise. 
SPD.  Berlin,  8.  Dezember.  (Drahtb.-richt.) 
Die  Kreditverhandlungen  in  London  sind  noch  in  der  §ch  vebe. 
Trotzdem  aber  bemüht  sich  dre  rechtsgerichtete  Dress«  unter  Stuf, 
bietung  aller  Kräfte  nicht  nur,  di«  Londoner  Verhandlungen  zu 
sabotieren,  sondern  auch  zu  einer  neuen  Entwertung  der  Mark 
beizutragen.  Nicht»  scheint  den  Rechtsradikalen  unangenehmer  zu 
fein,  wie  ein  Kreditabsschlutz  zugunsten  Deutschland».  JnSl>e. 
sondere  streitet  mau  sich  jetzt  bereit»  2  Tage  damit  herum,  wa» 
Deutschland  am  1.  Dezember  zu  zahlen  hätte,  ob  e»  tatsächlich 
91  Millionen  Goldmark  zahlen  müßte  oder  nicht.  Wir  haben  be -
reit»  vor  einigen  Tagen  gemeldet,  welche  Summe  am  1.  Dez  mber 
bezahlt  werden  müßte,  und  wir  haben  heute  au»  erklärlichen 
Gründen  keinen  Anlaß,  nochmal»  festzustelleu,  wa»  bisher  von  der 
NeichSregierung  gezahlt  worden  ist  und  war  nicht  gezahlt  worden 
ist.  Die  Zeil  wird  kommen,  wo  Aufklärung  erfolgt,  wa»  zu  zahlen 
war  unb  nicht  gezahlt  worden  ist,  und  man  sollte  zumal  in  der  ; 
bürgerlichen  Presse  doch  endlich  schweigen  über  Tinge,  di«  nur  dem 
Kursstand  schaden  können. 
Inzwischen  ist  eine  neue  Note  der  ReparationSkommisston  an» 
gekündigt  worden,  nach  der  Deutschland  gefragt  werden  soll,  wa  » 
e»  btther  unternommen  hat,  um  die  Reporationsver -
pflichtungen  sicherzustellen.  Trotzdem  aber  darf  da«  Reichskabinett 
nicht  warten,  bi»  di«  Situation  noch  ungeklärter  wird  unb  bars 
feine  Maßnahmen  nicht  auf  Vermutungen  entstellen.  Wa»  jetzt 
notwendig  erscheint,  sind  Maßnahmen  unb  sind  Beweise,  daß 
Deutschland  alle»  tut,  um  seine  Verpflichtungen  zu  erfüllen. 
Eventuell  muß  bi«  Regirrung  Maßnahmen  androhen,  um  even -
tuell  bie  Industrie  zur  Hergabe  der  Devisen  z  u  zwingen,  unb 
sie  barf  weiter  nicht  vor  Maßnahmen  zurückschrecken,  um  burch 
Sachwert«  eine  Deckung  ber  nn»  eventuell  zugestondenen 
Kredite  zu  geben. 
Die  Stimmung  in  Frankreich,  die  sich  anfang»  gegen  ein 
Kreditabkommen  bezw.  gegen  ein  Moratorium  richtete,  ist  nach 
der  Ankunft  Briand»  wesentlich  ander»  geworden.  Wenn 
man  auch  nicht  sagen  kann,  daß  bie  französische  Presse  sich  jetzt 
mit  einer  Stundung  der  Verpflichtungen  bezw.  einer  Kredit -
beschaffung  abfindet,  so  ist  doch  immerhin  bemerkenswert,  daß 
bie  krosse  Ablehnung  in  den  einzelnen  matz- 
gebenden  Blättern  aufgehört  hat,  und  daß  man  nun 
lediglich  von  Bedingungen  spricht,  bie  an  eventuelle  Zuge -
ständnisse  an  Deutschland  in  finanzieller  Hinsicht  geknüpft  werden 
sollen.  Nach  den  neuesten  Informationen  be«  .Temp»"  will  Eng- 
lang  ein  Moratorium  von  3  bi»  4  Jahren  Vorschlägen  unb  Frank -
reich  al»  Entschäbigung  anbieten,  daß  es  tn  bieser  Zeit  Abzahlung 
au»  Lieferungen  unb  Leistungen  erhalten  soll.  Man  muß  ab -
matten,  inwieweit  sich  diese  Informationen  bewahrheiten;  jeden -
falls  ist  etwa»  Wahre»  daran,  und  sie  zeugen  von  der 
guten  Absicht  der  englischen  Regierung,  bie  zweifellos  besteht. 
Thomas  in  Kerlirr. 
SPD.  Berlin,  8.  Dezember.  (Drahtbericht.) 
Der  Direktor  de«  Internationalen  Arbeitsamtes,  Albert 
Thoma»,  weilt  zurzeit  in  Berlin,  um  bei  der  Regierung  wegen 
ber  Durchführung  de»  Washingtoner  Abkommen»  vorzusprech  'N. 
Thoma»  ist  ber  Auffassung,  daß  die  deutsche  Regierung  weil  eher 
tn  der  Lage  ist,  wenigstens  einen  großen  Teil  bet  Beschlüsse  der 
Arbeitrkonferenz  durchziiführen,  als  das  in  gewissen  Ländern  der 
Fall  ist.  Gelegentlich  seine»  Besuche«  in  Berlin  verbandelte  er  mit 
dem  Vorsitzenden  de«  Allgemeinen  Teutschen  Gewerkschastsbunte», 
bem  Genossen  L  e  i  p  o  r  t.  Tbomo«  lenkte  die  Aufmerksamkeit 
Leipart»  insbesondere  auf  bie  Bedrohung  de»  Acht- 
ftunbentage»,  nicht  nur  in  Deutschland,  sondern  auch  in 
andern  Ländern  Europas.  Von  den  Industriellen  der  verschiedenen 
Länder  würden  augenblicklich  Angriff«  gegen  den  Achtstundentag 
unternommen,  ko  daß  Gegenakt'onen  ber  Gewerkschaften  notwendig 
erscheinen.  ES  wäre  angebracht,  wenn  auch  der  ATGB.  bald  zu 
den  Anonsfen  de»  Kapitols  Stellung  nehmen  würde,  um  gegen 
eventuelle  Pläne  ber  Industriellen  gewappnet  zu  fein. 
Cink  unb  jetzt. 
Di«  deuttchnatkonalen  Legenden  von  den  Ministergehältern 
in  ber  Republik  werden  von  dem  »Berliner  Tageblatt'  endgültig 
erledigt:  Vor  allem  fei  festgestellt,  daß  kein  einziger  der  früheren 
republikanischen  Minister  oder  Kanzler,  mit  Ausnahme  Fehren -
bach»,  beute  eint  Pension  bezieht.  Tiefes  gilt  sowohl  von  den 
GewerkschaitSsekretären,  wie  von  den  NechtSanwälien,  bie 
KabinettSmitglieder  gewesen  find.  Weder  ber  «bemalige  Reich»- 
schayminister  Blunck,  noch  der  preußische  Minister  des  Innern, 
I  Heine,  beziehen  einen  Pfennig  Ruhegehalt.  Die  früheren  Reichs -
kanzler  Scheidemann,  Bauer  und  Hermann  Muller,  habe»  seit 
den  Tagen  ihres  Ausscheidens  nicht  nur  ferne  Pension  oder  Ueber. 
gongSgelber  erhalten  —  verschiedene  von  ihnen  und  den  andern 
Ministern  halten  sogar  noch  zuviel!  erhaltene  Beträge  zurückzu -
erstatten.  Mit  bem  Tage,  mit  dem  heute  ein  Minister  aus  seinem 
Amie  scheidet,  etbäU  et  keinerlei  sinanzielle  Entschädigungen  vom 
Staate  mehr.  Damit  entfällt  also  auch  die  Behauptung  ter 
Rechtspresse,  daß  die  Häusigkeit  be»  Ministerwechsels  eine  starker« 
B«lastung  ber  Steuerzahler  bebautet  .... 
Vergleicht  man  weiter  bie  Wirtschaft  beS  alten  und  be» 
heutigen  Regime»  hinsichtlich  der  Höhe  ber  gezahlten  Minister- 
gehälter,  so  genügen  einige  Beispiel«,  um  di«  Ersparnisse,  bie  jetzt 
gegenüber  den  ehemaligen  Verhältnissen  gemacht  werden,  zu  be -
weisen.  Während  die  Zivilliste  des  Kaiser»  18  Millionen 
Goldmark  jährlich  btrug,  empfängt  Reichspräsident  Ebert  nach 
der  neuen  unb  erhöbte»  Besoldungevorlage  300  000  JH  Gebalt 
und  400  000  das  heißt  Papiermark,  Aufwandsentschädi -
gung.  Seine  biSbeiioen  Bezüge  blieben  hinter  diesen  Beträgen 
noch  zurück.  Tie  Reich»,  unb  preußische  Regierung,  einschließlich 
be»  Reichspräsidenten,  erhalten  zusammen  etwa  ein  Drittel  bc» 
Gcbolt»,  dak  der  srühere  Kaiser  allein  bezog.  Die  Mitglieder 
der  beiden  Kabinett»,  etwa  20  Personen  und  ber  ReichSpräsibent 
haben  w'imlich  zusammen  ungefähr  5  Millionen  Mork,  dabei  muß 
bervorgchoben  werden,  daß  ber  Minister  jetzt,  wie  jeber  Bürger, 
von  seinem  Einkommen  Steuern  bezahlt.  So  zahlt  zum  Beispiel 
der  preußische  Minister  von  seinen  220  000  jährlich  1*5  000  .< 
Steuer.  Früher  hinregen  waren  die  Misstet  bekanntlich  bei  der 
Sie'-—--nhi'.ing  erheblich  begünstigt,  der  Kaiser  und  jein  ganze» 
Haut  steuerfrei. 
Cin  Rüdiiicfjer. 
Der  kommunistische  Bezirksleiter  von  Halle,  Schmidt, 
>  dessen  Be.lcht  über  (ie  Mut^aknon  sich  bei  den  bei  Klara 
•  Zetkin  beschlagnahmten  Enthüllungen  befand,  erklärt  jetzt, 
glücklich  nach  8  Togen  in  der  .Roten  Fahne',  daß  der  Bericht 
gegen  seinen  Willen  und  höchstwahrscheinlich  von  dritter  Hand 
nachträglich  verfaßt  worden  ist. 
Schon  di«  lange  Zeitdauer,  die  Schmidt  gebraucht  hat,  um  sich 
zu  einer  derartigen  Erklärung  zu  entschließen,  laßt  er  al?  wahr -
scheinlich  erscheinen,  daß  die  Erklärung  entweder  von  gewisser 
Seite  erpreßt,-  oder  von  Schmidt  entgegen  Len  Tatsachen  aus -
gestellt  worden  ist.  Aber  ganz  abgesehen  davon,  noch  bevor 
Schmidt  an  eine  Erklärung  tackle,  hat  der  kommunistische  Zentral- 
vorstand  in  der  .Roten  Fahne'  die  Echtheit  der  Berichte  zu- 
gestanden  und  gleichzeitig  mitgeteilt,  daß  bie  Bericht -
erstatter  von  bem  ZentralauSschuß  protokol -
larisch  vernommen  worben  sind.  Nicki»  war  davon  zu 
।  lesen,  daß  Sckmidt  bet  ber  protokollarischen  Vcrricbmutw,  den 
Bericht  al»  nicht  au»  seiner  Haub  stammend  bezeichnete,  sicher» 
lief)  werden  bie  Kommunisten  nach  bieser  Feststellung  Rechtferti -
gungsversuche  an  den  Tag  bringen,  die  uns  jedoch  nicht  zu  über -
zeugen  vermögen. 
China«  Anklage. 
DTB.  Washington,  8.  Dezember. 
Der  Ausschuß  für  Len  fernen  C  ft  e  n  ctörlciic  die  Frag« 
der  chinesischen  Pacht  gebiete.  Tie  Tirfussion  konzentrierte 
sich  auf  eine  von  der  chinesischen  Delegation  eingebrachte  Denk -
schrift,  in  der  ter  chinesische  Standpunkt  folgendermaßen 
bergclegt  wird:  1.  Tie  Initiative  bei  der  Forderung  von  Pacht- 
gebieten  in  Ehina  sei  auf  Deutschland  zu  rückzuführe  >t. 
St«  gleicht  dem  Straßenraub.  liefe  Initiative  hat  zum 
Kampf  um  Konzessionen  und  Znteresscnzonen  und  beinahe  zur 
Zerstückelung  China»,  sowie  zur  unglückseligen  Spt'odc  des 
Boxerauf  st  onde»  geführt.  Diese  ungerechte  Politik  hatte 
ungerechte  Ergebnisi«  zur  Folge. 
Der  Vorstand  bet  sozialdemokratischen  ReschStagSfraktion  ist 
für  Mittwoch  "iju  einer  Sitzung  nach  Berlin  berufen  worden. 
Zweck  der  Sitzung  ist  eine  Aussprache  über  die  politische 
Lage  und  die  künftige  Haltung  der  Reichstagssraktton  bezüglich 
der  Steuerfragen. 
Aerzte  und  Krankenkassen. 
Vom  Krankenkassen»  Ausschuß  hamburgischer 
Krank  en  lassen  werden  wir  um  Aufnahme  de»  Folgenden 
ersucht: 
Die  Bereinigung  ber  Krankenkassenärzte  Groß-Hamburg» 
hat  in  der  hiesigen  Presse  einen  Aussatz  über  die  Wirtschaftslage 
der  Acrzteschaft  veröfseullick^en  lasten,  welcher  geeignet  ist,  über 
die  Honorierung  der  Kassenärzte  Groß.Hamburg»  bei  dem 
Publikum  ein«  vollständig  falsche  Auffassung  aufkommen  zu  lassen. 
E»  seien  uni  daher  nachstehend«  Ausführungen  gestaltet.  D'« 
Aerzte  unterlassen  ei  bewußt,  die  Qefsentlichkett  über  das  Grund- 
übel  ihres  Berufes  aufzuklären,  wodurch  insbesondere  auch  btt 
wirtschaftliche  Loge  ber  Aerzte  im  wesentlichen  mit  beeinflußt 
wirb.  Ter  ärztliche  Beruf  ist  seit  Jahren  überfüllt,  ohne  baß 
die  Aerzteschaft  bisher  für  Abhilfe  eingetreten  ist.  Die  übergroße 
Zahl  der  Aerzte  verlangt  naturgemäß  Beschäftigung,  unb  van  den 
Krankenkassen  wirb  nun  ohne  weitere»  verlangt,  baß  sie  die  ge -
samten  Aerzte  in  Beschäftigung  stellen  unb  selbstverständlich  auch 
angemessen  honorieren.  Die  Propaganda  der  Acrzteschaft  für  bie 
freie  Arztwahl  bars  als  bekannt  vorausgesetzt  werden.  Durch  die 
jstslemalifche  Propaganda  ist  auch  in  den  Kreisen  ber  Kassen- 
mitgiieber  ber  Glaube  groß  gezogen,  baß  nur  auf  dies«  Weise  ein« 
vernünftig«  ärztliche  Versorgung  gewährt  werben  kann.  Di«  Er -
fahrungen,  bie  bie  Kranken  assen  auf  biefein  Gebiete  gesammelt 
haben,  lassen  aber  ohne  weiteres  erkennen,  baß  bieses  System 
wohl  im  Interesse  ber  Aerzte,  aber  nicht  ohne  weitere»  im  Interesse 
der  Versicherten  liegt.  Toch  darüber  ein  anderes  Mal.  Durch  diese 
Bcrhältnist«  wird  nicht  mehr  und  nicht  weniger  verlangt,  daß  die 
Krankenkassen  nicht  nur  eine  Versickerung  für  bie  Mitglieder, 
sondern  in  erster  Linie  eine  Versicherung  für  erwerbslose  oder 
nicht  voUbeschästigie  Äeute  sein  sollen.  Tie  ärztlichen  Organi -
sationen  haben  sich  in  letzter  Zeit  häufig  als  Gewerkschaft  be -
zeichnet,  aber  wohl  lediglich,  weil  der  Ausdruck  modern  geworden 
ist,  do  bi«  Grundlagen  und  ihre  Zwecke  mit  den  Prinzipien  bet 
Arbeit« »Gewerkschaften  gar  nichts  gemein  haben.  Waren  sie 
nämlich  talsack  lick  Gcwerksckaften,  so  hakten  si«  längst  Maßnahmen 
veranlassen  müssen,  welche  dem  durch  die  Ueberfüllung  de»  Beruft» 
hervorgeruseueu  Nomcms  auf  andere  Weise  abbc.fen,  als  baß 
nun  stets  von  den  Kassen  dementsprechend  die  Einstellung  weiterer 
Aerzte  und  ständige  Erhöhung  des  Honorars  verlangt  wird.  Die 
Aerzte  wehren  sich  auch  dagegen,  ob  mit  Recht  ober  Unrecht,  soll 
hier  im  Augenb.ick  nicht  netter  ausgeführt  werben,  festbesolbet« 
Aerzte  der  Kranlenlasjcn  zu  werden,  sondern  wollen  ihre  Tätig -
keit  al»  freier  Beruf  auch  für  di«  Kronlenlasien  auSüben.  Die 
Kran  enkasten  sind  aber  viel  leichter  in  der  Lage,  eine  genügend 
große  Zahl  von  Aerzten  mit  einem  auch  nach  Ansicht  der  Aerzte 
durchaus  angemessenen,  festen  Jahreshonorar  zu  beschäftigen. 
Unter  Diesen  so  angejtellten  Aerzten  konnte,  ebenfalls  wie  heute, 
btt  freie  Wahl  den  Patienten  sreigestellt  werden.  Die  Klage  bet 
Aerzte  über  unangemessene  Bezahlung,  würde  dann  wohl  über -
haupt  nicht  vorhanden  sein,  sicher  wäre  ihr  aber  leichter  durch  ent» 
spiechende  Regulierung  de»  festen  JahresbczugeS  abzuhelftn.  I» 
Groß-Hamburg  sind  zurzeit  zirka  550  Kassenärzte  zugelassen, 
während  bann  250  bis  300  ausreichenb  sein  könnten,  vielleicht 
noch  weniger,  wenn  eine  zweckentsprechend«  Verteilung  auf  die 
einze  neu  Bezirke  voraciiommen  würde,  während  heute  trotz  alle -
dem  bei  manchem  Kassenarzt  noch  2  bi»  3  Stunden  oder  länget 
in  der  Sprechstunde  gewartet  werden  muß,  ohne  daß  die  Kasten 
hiergegen  nennenswerte  Abhilfe  schaffen  können. 
Au»  diesen  kurzen  Angaben  ist  zu  ersehen,  daß  nicht  bie  bösen 
Krankenkassen  e»  sind,  weiche  ben  Aerzten  keine  angemessenen 
Hcuorare  bezahlen  wollen,  sondern  baß  bafür  ganz  anbere  V«v< 
bä.tnijk  in  Betracht  kommen.  Die  Krankenkassen  müssen  selbst -
verständlich  mit  ihren  Finanzen  rechnen,  sind  auch  nicht  in  bet 
Lage,  ihre  Beitrage  a  tempo  zu  erholten  oder  bie  Leistungen 
hcrabzuviindern.  Tie  Kran  entasten  Groß-Hamburg»  haben  im 
Iah«  1920  an  Arz.-i  onorar  runb  18  Millionen  Mark  bezahlt  unb 
-verden  für  diese»  Jahr  zirka  26  Millionen  Mack  aufzubringen 
haben.  Ab  1.  Juli  b.  I.  ist  bas  Honorar  um  zirka  10%  erhöht 
werden  und  die  'Bezahlung  der  Arzt  onutare  für  NotbeHandlungen 
unb  für  bie  außerhalb  des  Aussenbezirk»  wohnenden  lUHtgliebet 
übernommen.  Hierfür  müssen  die  Kasten  zirka  eine  Million  extra 
bezah.cn.  Di«  Verhandlungen  übet  eine  weite«  Erhöhung  haben 
bisher  nicht  'ftattgefunbai,  da  zunächst  Der  zentrale  Schiedsspruch 
abgewartet  werden  foUic.  Es  fei  allerdings  bemerkt,  baß  bieser 
Schiebsfpruch  für  bas  VertmgLderhäUms  Groß-Hamburg  nicht  in 
Betracht  kommt,  sondern  von  den  Aerzten  lediglich  al»  Richtschnur 
benutzt  werden  sollte.  Tamgcmäß  hat  auch  Die  Bereinigung  bet 
Ktauleiilasseiiärzte  Groß-HamburgS  erst  mit  Schreiben  vom 
2  ü.  November  b.  I.  ihre  Forderung  überreicht.  Tic  Instanzen 
des  HauptoerbanbeS  deutscher  OrlSkranken.assen  konnten  dem 
Schieorspruche,  welcher  von  .drei  hohen  Beamten'  beS  Reich»« 
arbciiSministeriuin»  gefaßt  wurde,  in  der  beschlossenen  Form  bi« 
Zustimmung  nicht  geben,  Da  derselbe  u.  a.  zu  sehr  generalisiert, 
vodurch  viele  Kasten  einfach'  dem  finanziellen  Ruin  entgegen- 
gejührt  würden,  wenn  sie  das  Arzlhoiiorar  nach  dem  Schiedsspruch« 
zahlen  müßten.  Wenn  di«  Bereinigung  der  K ranken  kossknarzte 
Groß-Hamburg»  eine  solche  pflichtgemäß«  Prüfung  al»  ..gegen 
bie  fluten  Sitten  verstoßend"  bezeichnet,  zeigt  f«  nur,  wie  wenig 
Die  Aerzte  auf  Die  finanziellen  Verhältnisse  Der  Äafi'en  Rücksicht 
nehmen.  Ties«  Tatsack)«  wird  auch  täglich  durch  eine  große  Zahl 
von  Kassenärzten  beniesen,  welch«  in  bezug  auf  die  Beurteilung 
Der  ErwerbSunsahigkeit  und  in  ber  Betorbnutig  von  Arzneien 
geradezu  eine  Vergeudung  der  Kassenmittel_  betreiben.  Mit 
Einzelheiten  könnte  gedient  werden.  Die  Kassenärzte  haben  c» 
bekanntlich  in  Der  Hand,  durch  ihre  Anordnungen  über  Den  größte« 
Teil  Der  Ausgaben  der  Krankenkassen  zu  verfügen.  Biclleicht  be -
zeichnet  bie  Bereinigung  Der  Krankenkasienärzre  Groß-Hainbu«» 
solche»  Verhalten  so  mancher  Kassenärzte  auch  al»  unmoralisch. 
Tie  Kranken  assen  haben  stet»  den  Aerzten  ein  angemessene» 
Honorar  im  Nahmen  ihrer  LeistungSmöglichkeiten  zugcstanden  untz 
werden  Das  auch  trotz  alledem  für  die  Folge  tun. 
Einen  Vergleich  zu  ziehen  zwischen  den  Kasicnangestellten  uns» 
ben  Kastenärzten  ist  ganz  unangebracht,  ba  e»  natürlich  ein 
Untersched  ist,  ob  .Fcstbesolbctc"  oder  die  Honorierung  eine» 
freien  Beruses  in  Frage  kommt.  Nebenbei  fei  bemerkt,  Daß  bie 
Gehälter  der  Kraitkenkaisenangestelltcn  auch  nie  über  Da»  normale 
WM  fetzen»  was  id|  weist 
vom  Küblem  auf  dem  Cis. 
Gefroren  hat  e»  heuer, 
noch  gar  fein  festes  Ei». 
Da»  Büblein  steht  am  Weiher 
unb  spricht  so  zu  sich  leis': 
»Ich  will  e»  einmal  wagen, 
ba»  El»,  «S  muß  doch  tragen.“  — 
Wer  weiß? 
Da»  Büblein  stampft  unb  hacket 
mit  seinem  Sticfelein. 
Das  Eis  auf  einmal  knacket, 
unb  krach!  Schon  bricht'»  hinein. 
Ta»  Büblein  platscht  unb  krabbelt 
gl»  wie  ein  Krebs  unb  zappelt 
mit  Schrein. 
„C  helft,  ich  muß  versinken 
in  lauter  EiS  unb  Schnee! 
C  helft,  ich  muß  ertrinken 
im  tiefen,  tiefen  See!" 
Wär'  nickt  ein  Mann  gekommen, 
ber  sich  ein  Herz  genommen, 
o  wch! 
Der  packt  e»  bei  bem  Schopfe 
und  sieht  ei  dann  heran», 
vom  Fuße  bi»  zum  Kopf« 
»ie  eine  Wassermau». 
Da»  Büblein  hat  getropfet, 
der  Vater  hat'»  geklopset  — 
zu  Hau».  Friedrich  Gu»ll 
MyklM  MllMM  naö  MllkuMm. 
In  der  letzten  GesamtvorstandSsitzung  be»  Deutschen  Bunbes 
für  Mutterschutz,  bie  in  Berlin  stattfanb,  würbe  etnjiimin  g  fol- 
genbe  Resolution  angenommen  und  an  bie  maßgebenden  Instanzen 
weitergegeben: 
Verschiedene  Bereinigungen  weiblicher  Beamten  haben  Ent- 
schließungcn  dahin  gefaßt,  daß  die  außereheliche  Mutterschaft  einer 
Beamtin  ihre  Entlassung  aus  dem  Dienstverhältnis  rechtfertige. 
Demgegenüber  erklärt  die  in  Berlin  tagende  Hauplvcrjamm- 
lung  bei  Teutschen  Bundes  für  Mutterschutz: 
Tie  Dienstentlassung  von  Beamtinnen  lediglich  au»  dem 
Grunde  ber  außerehelichen  Mutterschaft  ist  Gz-al  unb 
sittlich  verwerflich  unb  wiberspricht  ber  Berfassung  bei 
Deutschen  Reiche».  , 
Artikel  119  Absatz  3  ber  Re  ich  »Verfassung  lautet:  .Die  Mutter- 
schäft  hat  Anspruch  auf  ben  Schutz  unb  bie  Fürsorge  bei  Staate».* 
ES  barf  baher  feine  Beamtin  von  Staats  wegen  um  ihrer 
Mutterschaft  willen  brotlos  gemocht  werden  unb  flerabe  de» 
Schutzes  unb  ber  Fürsorge,  deren  sie  al»  Mutter  bedarf,  beraubt 
werden. 
Artikel  121  lautet:  .Den  unehelichen  Kindern  sind 
durch  bie  Gesetzgebung  die  gleichen  Bedingungen  für  ihre  leib -
liche,  seelische  unb  gesellschaftliche  Entwicklung  zu  schaffen  rote 
btn  ehelichen.“ 
Daher  bürfen  bie  außerehelichen  Kinber  von  Beamtinnen 
nicht  von  Staats  wegen  durch  di«  Dienstentlassung  der  Mutter 
um  der  Mutterschaft  willen  ber  Rot  unb  Berelenbung  preisgegeben 
werben.  _  , 
Nack  «rt'kel  128  ber  Reicbsverfassiing  sinb  alle  «taatrSiirg.-r, 
unter  Beseitigung  aller  Ausnahmebestimmungen  gegen  weibliche 
Beamte,  entsprechen!)  ihrer  Befähigung  unb  ihren  Leistungen  zu 
öffentlichen  Aemtern  zuzulassen. 
E»  ist  httrnadb  klar,  baß  bei  den  weiblichen  Beamten  die 
Mutterschaft  als  solche  nicht  als  Entlassungsgrund  herhalten  darf, 
um  so  weniger  als  bei  den  männlichen  Beamten  bie  außerehelich« 
Vaterschaft  nie  al«  EntlasiungSgrunb  herangezogen  wird,  Di« 
Dienstentlasiung  von  Beamtinnen  wegen  ihrer  Mutterschaft  ver -
mag  lediglich  einer  doppelten  Moral  Vorschub  zu^ leisten 
un»  bi«  Existenzbedingung  für  Mutter  unb  Kinb  zum  Schaden 
auch  der  Allgemeinheit  herabzusetzen. 
Die  Versammlung  erwartet,  daß  hiernach  ben  Wünschen  ber 
eingang»  erwähnten  Bereinigungen  nicht  entsprochen  werben  wirb 
unb  die  juftänbigen  Dienststellen  angewiesen  werben.  baS  Ver -
halten  gegen  weibliche  Beamte  nur  von  ihrer  Besahiguiig  unb 
ihren  Leistungen  und  bezw.  von  ber  für  beide  Geschlechter  in 
gleicher  Weise  geltenden  gesetzlichen  Bestimmungen  abhängig  zu 
machen. 
An  Euch,  Ihr  Jugendlichen! 
Ihr  habt  un»  oft  gerufen.  Euch  zuzuschauen,  wenn  Ihr  einen 
fröhlichen  Abend  verleben  wolltet,  und  manches  Mal  haben  wir  uul 
mit  Euch  gefreut,  wenn  Ihr  mit  Spiel,  Gesang  und  Tanz  Euch 
ein  paar  heitere  Stunden  verschafftet.  Run  aber  sind  einige  von 
Euch  zu  unS  älteren  gekommen  und  haben  uns  bie  Stunben  bet 
Erholung  mit  ihrem  Frohnnn  verschönt.  Er  wirb  uns  unver- 
gcglich  bleiben,  bet  gemütlich«  Übenb  ber  Ftauenkonfe- 
t«  nz! 
Wißt  Ihr  auch,  wieviel  Ihr  und  gewesen  seid  an  diesem 
Abend?  Wir  hatten  unS  mit  den  ernsten  Fragen  der  Politik  be- 
schäftigf.  Neue  Wege  zur  gemeinschaftlichen  Arbeit  sind  gezeigt 
worden,  die  uii»  bessere  Zeiten  bringen  sollen,  bie  un<  hm- 
führen  sollen  zum  Sozialismus,  zum  sozialistischen  Menschen.  Tie 
Rot  bet  Zeit  lag  scknver  lastenb  auf  unserer  SccI«. 
Da  kamt  Ihr.  Unb  «S  war,  als  riefet  Ihr  uns  zu:  „Da  sind 
wir,  für  bie  Ihr  sorgt  unb  arbeitet,  für  bie  Ihr  kämpft  um  ein 
besseres  Leben.“  IInb  Ihr  tanztet!  Barsuß  tanztet  Ihr  tn 
leichtern,  schlichtem  Kleib,  mit  leichter,  unbeschwerter  Seele  voll 
Jugeublust  und  Frohsinn.  Lachenb  unb  singend,  mit  geröteten 
Wangen,  mit  hellglänzenden  Augen,  so  tanztet  Ihr,  ganz  beseelt 
von  dem  Gedanken:  .Wir  sind  jung,  und  das  ist  schön!' 
Und  Euer  Lebenswille,  Euer  Lebensmut  machte  unsere 
Herzen  rascher  schlagen  und  gab  auch  uns  frisckcn  Mut  zu  neuer 
Arbeit.  Voll  Freude  erkannten  wir  die  fruchtbringend«  Arbeit 
vergangener  Zeit.  Begeisterung  ergriff  auch  uns  älteren,  als  Ihr 
mit  frischer,  heller  Stimme  fangt:  „Mit  uns  zieht  die  neue  ZctU' 
Welch«  Freud«  für  den,  ber  mit  hat  helfen  Dürfen,  Euch  Len  Weg 
frei  zu  mache»,  etnt  glücklich«,  frohe  Jugenb  zu  sein,  bie  so  schön 
ist  in  ihrer  schlichten  Anspruchslosigkeit.  Ihr  reib  erst  der  Anfang 
einer  neuen  Zeit.  Helft  fleißig  mit,  bie  Jugend  froh  und  gluck, 
lieh  zu  machen!  Gebt  von  Eurem  Frohsinn  an  solche,  tue  ihn 
nötig  haben,  unb  wärmt  bie  Itcf'tleercn  Herzen  mit  Dem  goldenen 
Sonnenschein,  Der  Euch  au»  Den  Augen  leuchtet! 
Anna  Wendt. 
Schenkt  Kircher  zu  Weihnachten! 
Weihnachten,  da»  Fest  ber  Freube  am  Schenken,  ist  nahe! 
„WaS  sollen  wir  schenken?“  .Wa»  wirb  dem  andern  Freud« 
machen?“  so  fragt  sich  wohl  mancher. 
.Ein  gutes  Buch!“  ba»  sei  die  Antwort  auf  diese  Frag«. 
Wenn  Pater  und  Muller  iin  Winter  am  soiintagabcnb  ihr« 
Mußestunden  verleben,  bann  wirb  ihnen  ba»  Buch  ein  guter  Er- 
#ähl«r  sein.  Und  wenn  bann  die  Kinder,  vom  Spiel  ermüdet, 
bereinfoinmcn  und  auch  tcilhaben  wollen  an  Lem  gemütlichen 
Abend,  da  holt  man  ein  Buch  hervor,  das  für  alle  verständlich  ist. 
Au»  diesem  wird  der  Baler  ober  «ins  bet  Kinder  bann  Borlcfc«, 
und  Mutter  holt  den  unerscköp'ltchen  Flick-  und  Stopfkorb  hervor, 
unb  do»  Hören  auf  die  Geschichte  macht  ihr  bie  Arbeit  leicht. 
Müssen  bie  Kleinen  bei  Wetter»  wegen  unb  weil  e»  im 
Winter  so  früh  bunfcl  ist,  zu  Hause  bleiben,  ba  wird  ihnen  ba» 
Bilderbuch  eine  große  Freude  machen. 
Für  alle,  bie  mit  ber  Zeit  nicht»  anzufangen  wissen,  für 
alle,  bie  ihr  Wissen  bereichern  wollen,  ist  ein  passende»  Buch  eie 
guter  Lehrmeister. 
Aber  auch  Cie,  bie  von  trüben  Gedanken  geplagt  sind,  die.  Poe 
Kummer  unb  Sorge  bedrückt,  ihre  frohe  Stimmung  verloree 
haben,  sie  finden  in  Lern  Buche  einen  treuen  Freund,  der  sie  auf« 
zuheitern  vermag.  Ein  Buck>  voll  gesunden  Humor»,  voll  heiterer, 
luftiger  Erzählungen  wirkt  heilend  für  die  krank«  Seele.  Ei» 
gute»  Buch  ist  «in  passende»,  wertvolle»  Weihnachtsgeschenk  für 
jeden. 
Tie  Genossen  und  Genossinnen  vom  Distrikt  Fühl», 
bfittcl  finden  heute,  Sonntag,  Gelegenheit,  bei  Fick,  Erb- 
kampsweg,  ihren  Bedarf  an  guten  Büchern  zu  decken! 
Anna  Wend». 
Francuversammluug: 
&tned  (Bezirk  857),  Hammerstraß«  unb  Holstenfkaßli. 
Genossinnen,  vergeßt  nicht  unfern  F  r  a.u  «  na  be  n  b,  bet  em 
Donnerstag,  8  Dezember,  8  Uhr  abend»,  rnei  Rolfing, 
Ecke  Menke»,  und  Pappelallee,  stau  findet.  Geplant  sind  ver -
schiedene  schöne  Beiträge,  die  uns  Weihnachtsfiimmung  bringen 
sollen  Denkt  auch  an  Euer  Versprechen,  recht  eifrig  werben  und 
.unfern  Abend"  zu  unfex  aller  Freude  machen  zu  wollen.