TO*,ww- crfdjetni lOgltäi roetmat. Lon lag« u. noch Hei, nagen nur eti ma rlezuzsvrei« wochenll, 5.60 «. inonatL ■iL— A, Dorauiiahlbar irrt ins Hau». Für Abholer 21,— A Redaktion: Fehlandlnase 11, I. Stock. VerantwortItcher RedoUeur: HohanncsRcttie, Hamburg Srvedttton: F.hianoNraben.Srogelchvtz. Buchhandlung: ttrdgeichot. Budibrudfr et klontet: z.h.andktrab« ii. u Stock ■niriflfii M» fTtgffi'ertm« »etltiele 5.60 A. NrbeliewarN u. Hamllte» •mtigtn H.5O A Wehie9lnnrlflcnrt«0 BeUon die -trete 3.23 A «nteigenAnnahme HedlandNrabe n Im rfaro. aetchotz (bi# 7 Ithr adeiidD hir den koigendru Ing), in den Filialen (bi« < Uhr) und in allen Annoncen- Bureau«. «Io,. trab ^(Tiennorfcbrtfttii Hne ticrbmbüdjtcit. Ur. 38. Montag, den 23. Januar 1922 — Abend Ansgade. 36. Jal-rgang. Der WMkise SWgerkries. .Und wenn ^hr nach einem gutgelungenen Ranbzugc beim Glase sutzt und beim Anstotzen „Giott strafe England! ausruft, dann denkt daran, datz Ihr noch weit grötzere Gauner seid . . .* Mit dieser Mahnung eines Landwirts an seine Berufs- genossen, Vie der sächsische nativnalliberale LandtagSadgcord- nete Nitzschke im Ätovember 1915 in RcclamS „Universum" veröfscnUichte, leitet Karl Marchionini eine soeben im Berlage der Leipziger Buchdruckerei A.-G. („Leipziger Bolks- zcitung") erschienene Schrift „Sieben Jahre deut - scher Hungerkrieg" ein, die in rückschauender Betrach - tung die Ursachen des heutigen Ernährungselends aufzeigt. Karl Marchionini, der mit agrarischen Verhältnissen gut vertraut ist — er war bis zu seinem Uebertritt zur Unabhängigen Partei Redakteur unseres Königsberger Partei - blattes, das bekanntlich im Kampfe gegen das ostpreußische Junkertum und in der Wahrnehmung der Landarbeiter- interesscn immer in erster Reihe gestanden hat — will in dieser Schrift zeigen, wie daö deutsche Volk schon vor dem Krieg und ror der Blockade durch die Rahrungsmittclproduzcnten, also in erster Linie die großen Landwirte, zum Darben verurteilt worden ist, wie dann aber gerade während der Kriegszeit, wo nach einer Aufforderung des Kriegscrnährungsamtes „keiner für sich, sondern jeder für den anderen und alle für das tÄanze, für Volk und Vaterland" leben sollten, die rücksichtloscste Aushungerung des eigenen Volkes durch die deutschen Agrarier einsetzte. Darum spricht das kleine grüne Luch Marchioninis von einem siebenjährigen Hungcrkrieg, der heute noch andauert. Man muß freilich, was in der besprochenen Schrift bei - läufig auch geschieht, um der Gerechtigkeit willen feststellen, daß an diesem im Wesen der kapitalistischen Wirtschaft be - gründeten Hungerkrieg nicht nur die Agrarier beteiligt sind. Mit ihnen zusammen haben die Industriellen, die Großhändler, die wohlhabenden Gewerbetreibenden die arme Bevölkerung auSgesogcn. „Der reiche Bäcker - meister, der in gewinnsüchtiger Absicht dem Kartoffel- und Kleiebrot übermäßig Wasser zusetzte, ist genau so schuldig, wie der Produzent auf dem Lande, der die Kartoffeln und das Getreide dem Schleichhandel zuführte. Und ver Schieber, der sich am Kettenhandel beteiligte und dadurch die Preise in die Höhe trieb, oder der sich darauf beschränkte, seine Waren - bestände allmonatlich mit neuen und natürlich höheren Preisen auszuzcichncn, gehört auch zu den Schuldigen." Dem ist noch hinzuzusügen, daß schon gleich nach KriegS- bcginn die damalige Regierung und die damals noch im Reichstag vorherrschenden Parteien sich dadurch schon ver - sündigten, daß sie alle Warnungen und Vorschläge der Sozial - demokratie und der Gewerkschaften in den Wind schlugen. Die verspätete, niemals konsequent durchgcführte, sehr einseitige Festsetzung der Höchstpreise, die nur dem Kleinhandel und auch diesem nicht ausreichende Schranken zogen, während der Groß - handel fast unbehindert blieb, hatte dazu geführt, daß die Landwirte vielfach für Vieh futter und die Düngemittel höhere Preise zahlen mußten, als sie nachher für ihr Vieh und Ge - treide wiedcrbckaincn. Damit wurden auch die redlickeren Landwirte demoralisiert. Aber im übrigen sorgte schon das böse Beispiel der Raffgierigsten unter ihnen dafür, daß von guter Sitte so viel wie nichts übrig blieb. In der Schrift Marchioninis werden nacheinander die Lebcnsmittelverhältnisse in dem Hungerjahr 1915, der ver - schärfte Hungcrkrieg im Jahre 1916 und — der schreck - lichste der Schrecken — das Kohlrübenjahr 1917 besprochen. Immer sind die einzelnen Kapitel, die reichliches Zahlen - material über das Hinaufschnellcn der Preise, die Verkürzung der Rationen usw. enthalten, mit einem bezeichnenden Aus - spruch irgendeiner autoritären Stelle als Motto versehen. So zum Beispiel neben dem oben zitierten Ausspruch eines säch - sischen Landwirts die Worte des Superintendenten v. Lübke- Auma vom Juli 1915: ist unwidersprochen als allgemein gültig festgestellt toorten, daß von den Landwirten zu den Höchstpreisen trotz aller Gesetze n ichtszu kriegen war. Trotzdem nicht nur das For - dern, sondern auch das Nehmen freiwillig gebotener höherer »ßtetfe strafbar war, ist nur z u höheren Preisen verkauft, und die notigsten Nahrungsmittel sind zurückgehalten wor. den. Alle Gesetze betr. Anmeldung, Verkauf und Schroten des Getreides waren Schläge ins Wasier.' Ten erschütternden Elendsbildern, die der Verfasser namentlich aus dem Stcckrübenwinter 1916/17 in die Er - innerung zurückrust, stellt er das aufreizende Schwelgen'der Großgrundbesitzer, der Großhändler und Schieber, der Offi - ziere in den Kasinos und im besetzten Gebiet wirkungsvoll gegenüber, vergißt dabei auch nicht, zu erwähnen, was in den Fürstenhäusern, voran bei den Hohenzollern, «i feinsten Rah- rungs- und Genußmittcln aufgespcichert wurde. Die deutschen Agrarier, die nicht durch die Revolution um ihren Besitz gekommen sind, haben sich aber auch nach dem Sturz der Monarchie und der Zertrümmerung des Militaris - mus trefflich mit den neuen Verhältnissen abzufinden gewußt. Vor allem haben sie das Schreien nach immer höheren Preisen nicht verlernt. Ihre Gewinne sind weit mehr als ihre Produktionskosten gestiegen. Namentlich die Landarbeiter - löhne haben sich noch immer verhältnismäßig niedrig gehalten. Und während jeder Streik der Landarbeiter von ihnen als todeswürdiges Verbrechen am Volk hingestellt wurde, haben sie selbst sich nicht gescheut, durch Drohungen mit Liefer- streiks höhere Preise herauszuprcssen. Noch im Juli 1921 traf der NeichSlandbund Vorbereitungen zu einem Lieferstreik, der dann auch, zur Zeit der Kartoffelernte, prompt einfetzte. Während in den armen Verbraucherfamilien nicht die notwendigsten Kleidungsstücke vorhanden waren, umgab sich die grcßagrarische Bevölkerung mit Luxus. Kutschen, Automobile, Schmucksachcn, kostbare Möbel und Kleider wur - den gekauft. Dann aber wurde dem Alkohol gefrönt. In die Produktion wurde nicht genügend hineingestcckt. Wie es auf dem Lande zuging, schilderte ein Lehrer, der das Leben und Treiben täglich beobachten konnte, in der „Volkszeitung" in Düsseldorf, Nr. 90 vom 18. April 1921. Er schrieb: .. . . Von Dorf zn Dorf dasselbe traurige Bild: Auf bet einen Seite die Masse der Bauern, Im Wuchergelde schwimmend, von Jahr zu Jahr prunk, und genufe» süchtiger, mit immer tiefer sinkendem Moralniveau, aber immer höher schwellender Anmaßung — auf der andern Seite ein mehr oder minder grosser Dorfkreis proletarischer Land- exislenzen, wirtschaftlich'kaum lebensfähig, macht- und rechtlos der agrarischen Willkür ausgeliefert Während die Bauernhäuser sozusagen im Gelde schwimmen, hat die B a u e r n g e in e i n b e für ihre bedürftigen Kriegerwitwen und deren Familien, die mit der staatlichen Rente bei größter Sparsamkeit auch nicht annähernd auSlommen, keinen Pfennig Zu - schuß übrig.“ So reiht sich ein Bild ans andere, eins aufrüttelnder als das andere, und mit dem Verfasser des Buches kann man am Schluffe nur ausrufcn: Jeder Besitzlose kann und soll teil - nehmen amKampfegegendenHungerkrieg. Mögen die deutschen Hand- und Kopfarbeiter handeln, ehe größere Schichten dem furchtbaren Elend dieser Zeit zum Opfer ge - fallen sind. KoxlaltSische Mehrheit in Krannschweig. Brauuichwetg, 32. Januar. Bei dm im ganzen braun» schneigischen Steifioot obgelaltmcn LondtagSwablen wurden in bet Stobt Bronnfchweig, bet .Bratiwchweigifchm LandcSzeilnng" zu'olge, 41 "43 Climen für die bürgerlichen Parteien und 43 305 für die f ä ni 11 i dt e n sozialistischen Parteien abgegeben. Nicht gewählt hoben in der Stadt Braunschweig euta 10%. Sin Stimmen» , nwach« erhielten der tkanbeSirahlverbanb 6600, die Dentoltoten iooo, die Mehtheitifozialdemokraten 3900 und die Komtministcn 3000 Stimmen. Lie Unabhängigen verlöten etwa 2000 Stimmen. Nach den gegen Mitternacht an« betn ganzen Laube Wt» liegeichen nichtamtlichen Ergebnissen der Landtagiwahl erhicltett die sozialistischen Parteien übet 7 000 Stimmen mehr al« di« Bürgerlichen. SPD. Berlin, 23. Januar. (Draht.) Bm Sonntag fand in dem sozialistischen Braunschweig die Neuwahl zum Landtag statt. In der Stadt Braunschweig wur - den insgesamt 41 743 bürgerliche und 45 302 sozialistische Stim - men abgegeben. Bon den sozialistischen Stimmen entfiel die Mehrzahl aus die USP., die aber trotzdem Betluste ztr unseren G u n st e n erlitten hat. Die Kommunistische Partei brachte ganze 4779 Stimmen auf. Sie Wahlbeteiligung betrug 90 %. Die Wahl selbst ist ruhig verlausen. Nach dem bisher vorliegenden Ergebnis ist damit zu rechnen» daß die sozialistische Mehrheit auch nach wie vor in Braunschweig erhalten bleibt. ES wird jedoch nur eine knappe Mehrheit sein, bei der 3 b i 8 4 Sitze ausschlaggebend find. Das große Reiurmachc,». SPD. Berlin, 88. gnmwr. ffm Sonntag vormittag trat im Reichstag der AmtralauSichuh der komuiuiiisiischen Partei zu ammen. um mit den sogenannten .Opportunisten" inueihalb ihrer Partei Abrechnung m halten. Nabel ist zu bieiem Zweck aus Mokkan erschienen iinb soll eine Liste bet ans,»ich liegenden Mitglieder haben, die bei der denlschen Zentrale wegen ihres groß n llmtange« jedoch keine Einigung ge - sunden bet. Sicher ist jedoch damit zu redtnen, daß mindestens 80 bekannte Kommunisten au» der Partei, die sie selbst mit eufgebeiit haben, ausgeschlossen werden. Tie kommunistische ReichsterSfraktion besteht heute nur noch au» Mitgliedern bei Zentralvorstande« 9tn. anderen Angehörigen find bereite jur kommunistischen Arbeitsgemeinschaft über - getreten. Durch diele Trennung der loinmnuistiicheii Brüder, die trotz aller Feindschaft im Reichstag noch Platz an Ptatz sitzen, bilden weder die Rommnniften nein Schlage Gb rletn noch die kotumuuisti che Arbeits - gemeinschaft eine Fraktion Offiziell ist die Trennung dem Reichstag». Präsidium noch nicht nutgeteilt worden. Man erwartet jedoch von dem groben Krach des gestrigen Tage», bofc die Scheidung bet Geister sich endgültig und offiziell vollzieht. Der Wunderer olptc Weg. Roman von August Hinrich». l 8 J — ( ®ine ber andern Magd-, für die der Jörg heute keine Augen 's?. 2?5 e . , fl $ an mi * ober ich stieß sie fort. Ich verfolgte - Ep-el zwuchen dem Jörg und Toni; und ob ich auch tausend innerliche Cualcn litt, ich wich nicht aus ihrer Nähe. Fäuste, als er im Scherz einmal seinen Arm WHt» fd)Ionfi - ""'S sie hi-klos geschehen ließ, und 'ch 1 ? mögen, als er sie plötzlich mit übermenschlicher « tJl? en . "ufo-türmten Heuhaufen warf. Ich sah, wie hnt, 1 « Herunterhob und ihr dabei etwa» in« Ohr flüsterte, daß st« iah erratete und einen irren Blick nach mir h-rübersandte. ti»!wor froh, als ein rasch heranziehende» Unmetter uns allezur größten Est« trieb und wir endlich mit dein letzten Fuder einrucken konnten. , .. Abendbrot wurde schweigend eingenommen. Der Himmel batte ftcü jkhwarz überzogen, eine unerträgliche Spannung lag über ^,Grde. Und eine unerträgliche Spannung peinigte mich wegen T>e Knechte hatten noch im Stall zu tun; ich stellte mich in meiner Kammer ans Fenster und konnte ihren Blick nicht 6er- Geisen. Bald schien es mir, als ob sie um Hilfe gefleht hätte, bald glaubte ich nur eine bittere Anklage zu sehen. Es war dunkle Nacht draußen, aber das Gewitter brach immer Noch nicht los. Lautlose Stille herrschte. Ein Warten, dessen un- heimliches Bangen alle Sinne aufwühlte, benahm mir den Atem, “nb plötzlich wußte ich, woraus ich wartete — mit weitaufgerissenen «‘‘iften starrte ich hinunter nach Tonis Kammerfenster. Aber die hielt olles in ihrer dun.aln Faust, undurehdringlich und dicht. - Do schrak ich zusammen — klang dort unten nicht ein Schritt? lausch^, aber ein ferner Donner grollte darüber bin. Ach beugte mich vor und bohrte meine Augen verzweifelt hin. 7 n,er ; da flammte der Hof jäh in einem grellen Licht auf, mit un- heimlicher Schärfe zuckte ein Bild in meine Augen: ein weißer , tm - den ich genau in dieser kindlich runden Regung nur zu gut *®ttitte, schlang sich um den roten Nacken beS Jörg — sein braune» sticht lag mit einem grausam harten, spöttisch sieaeSgewisien Lächeln über Toni» unendlich zartem und blassem; und obwohl ihre Augen voll einer unaussprechlichen, fast verzweifelten Angst waren, sah ich doch in diesem kurzen, vom Blitz erhellten Viertel einer Sekunde, wie die aufflackernde Straft ihre« Widerstandes erlosch und sie sich willenlos erschauernd seiner Leidenschaft über - ließ. Mit grauenhafter Schärfe und Klarheit sprang da» Bild wie ein greller Funke auS der dunkeln Nacht in mein Bewußtsein, aber während es unten, in Tonis Kammerfenster, mit dem Blitz erlosch, schlug e» mich selbst in Brand. Wimmernd lag ich am Boden, niedergeworfen von der sähen Erkenntnis meiner Schuld. Ja — ich hatte sie gerufen — ich, ich hatte sie geweckt und berauSgeriffen aus dein sicheren Dämmer - zustand eines ahnungslosen Kinderlebens, und al» alle Träume ihrer Seele und ihre» schönen Leibes aufblühen wollten und sich liebesuchend barboten, da trat ich sie nieder mit meiner kalten Treue und Standhaftigkeit. Und während nun rohe Fäuste die zarten Blüten zerpflückten, die nur mit scheuen Fingern berührt sein wollten, wand ich mich in ohnmächtigen Cualen der Eifer, sucht. .Du hast mich gerufen —“ welche unendliche Bedeutung lag in diesem vielleicht unbewußt gestammelten Wort — wie grausam hatte ich sie getäuscht Ich weiß nicht, wie die Nacht vergangen ist. Al» der Mengen graute, befand ich mich mit meinem Ränzel weitab vom Dorf auf der Landstraße, durchnäßt und frierend, gehetzt von dem sterben und höhnischen Lächeln des Jörg, und da» Herz zerrissen von Toni» sonderbar angstvollem Blick. e Viele Straßen Bab ich damals durchwandert, cchne auf Kamen zu achten. Ich hatte zu viel mit meinen Gedanken zu tun. Obwohl ich doch nur wenige Monate von Luise getrennt war, erschien e» mir fetzt, al» läge bas alle» weit zurück, ja, al» wären wir spielende Kinder gewesen; so gewaltig hatte mich das Erlebnis erschüttert und mich mit einem Scklaae die ganze Wucht des DerhältniffeS zwischen Mann und Weib ftihlen lassen. Ich fand mich nicht zurecht und schwankte hilflos zwischen meiner kindlichen Liebe zu Lmse und einem wüsten Lebensdrange hin uiib her. Der engUsch-franMsche Vertrag. SPD. Berlin, 23. Januar. (Drabtdericht) Nach Mitteilung ftonzöfilcher Blätter find die Dokumente, die ht knrzeu Un rissen die Sruntloge für die französisch-englischen Verhand - lungen Sb« fcte onrwärtige Politik bilden feilen, fertiggestellt und werden höchst wohr'cheinlich schon morgen der engli chen Regierung übermittelt. Der Inbalt soll ungemhr tolgender sein: 1. Die Zu ayanttäge der iranzöfitchen Regierung zu dem vor» geschlagenen Text der engt, chen Stegierung, die einen englisch« französischen S chutzdertrag Vorschlägen. 2. Fronrösische Vorschläge, um dem türkisch-griechischen Krieg durch Vermittlung der Mächte ein ®nbe zu machen. 3. Re elung ter Frage von Tanger, 8t llungna! me der lranzö- fischen Regierung zur Frage der Konferenz von Seuua. Wirth oder Stresemann? SPD. Berlin, 23. Januar. tDrahtbericht.) ReichSiagSpräsident Genosse Loebe sprach am Sonntag auf Einladung de» Betriebs- und Angestellteurat» 6er Allgemeinen Elektrizitaksgesellschaft über da» Tw ma .Rach Cannes, vor ®e uns" vor den sozial: ernolrakischen Arbeitnehmern diese» Be° triebe». Poineare, so führte Loebe au», ist nichts andere» als der Graf Westarp Frankreich». Wenn der 15. Januar ohne Sanktionen vorübergegangen ist, so verdanken wir dieses wesenllich der Erfüllungspolitik der jetzigen Regierung. Was in Cannes geleistet ist, verdanken wir auch der Vorarbeit RathenauS, den man von rechts schmäht, dessen Verdienst man aber gegen bessere» Wissen schmälert. Da» Genua an- betrifft, so ist nicht die Endsumme, die wir zu bezahlen Haden, ent- scheidend, sondern nur, was wir in den Jahren 1022 beziehungweise 1924 leisten müssen. Deutschland muß sofort Vorschläge machen. Cannes hat festgestcllt, daß da» Londoner Ultimatum unhaltbar ist. Die Ermäßigung im Vergleich zu -ben bisherigen Verpflichtungen beträgt 40 %. Jnnerpolitisch ist da» Steuerkomproinih eine Not- wendchleit. Diese» Steuerkompromiß muß zustande kommen, weil die Entente vertraglich befugt ist, uns Steuern in einer Höhe auf- zuerlegen, die nicht geringer ist al» in den ©iegerläntem. Die Aus - sichten für die Erfassung der Goll werte sind im Augenblick so gut wie geschwunden. Auf parlamentarischem Dege erreichen wir die Erfassung der Goldwerte heute noch nicht, weil Zentrum und Demokraten unbedingt dagegen sind. Wa» un» zu fordern übrigbleibt, ist die Z « a n g » a n l e i h e. Bi» zum 27. Januar muß Deutschland eine Erklärung an die Reparation»- kommission abgeben, deshalb müssen wir noch in triefet Woche un» darüber schlüssig werden, ob rott den Weg der Zwangsanleihe gehen. Sowohl da» Zentrum wie die Demokaten haben diesem Kompromiß noch nicht chre Zustimmung erteilt Mißlingt bas Steuer, kcmpromiß. so müßte da» Kabinett Wirth schon am Mittwoch gestürzt werden. In diesem Satte bliebe nur Neuwahl übrig ober die Bildung einer Regierung Stresemann beziehungsweise Helfferich Tie internationale Lage ist so ge - spannt, daß wir die Tinge nicht hinauszögern dürfen, zumal am 27. Januar die Vorschläge zu machen sind. Sollte da» Kabinett Wirth gestürzt werden, bann ist die unausbleibliche Folge ein enormer Mark stürz. Wir haben kein Interesse daran, ein Kabinett Hermann Müller zu bilden. Die Unabhängigen gehen bi» zu einem gewissen Grabe mit un», um da» Lrfüllungs- latincH Wirth möglich zu machen; ohne lhkt Hilse kann dessen Sturz jeden Augenblick erfolgen. Zum Schluß gab Loebe der Hoffnung Ausdruck, daß das Kabinett Wirch bleibe, um den erfolgreichen Schritt von Cannes fortfuhren zu können. • Entgegen Nachrichten bürgerlicher Montagsblätter ist in Berlin keine Einigung erfolgt. E» ist anzunehmen, daß auch der Dienstag keine Einigung bringt, und so der Reichskanzler nieht in der Lage sein wird, die angekündigte große Rede al» Einleitung zu bet politischen Debatte zu halten. Am Montag nachmittag tritt bie Fraktion der Sozialdemokratie zusammen, um über ben Verlauf bet bisherigen Besprechungen zu beraten. Anschließend sott auf Wunsch be* Reichskanzler» eine Besprechung zwischen ben Koalition». Parteien sowie Volkspartei und Demokraten stattfinden. Zn dem Ergedni» dieser Verhandlungen wird die sozialdemokratische Reichs - tagsfraktion noch im Laufe der Rächt vom Montag zum Dienstag Stellung nehmen. . . Zum Tode des Papkes. WTB. Nom, 23. Januar. Auf dem Petersplatz bot der Basilika des Vatikans verkehrte den ganzen Tag über eine große Menschenmenge; trotz de» großen Andrange» ereignete sich kein Zwischenfall. Der Ministerpräsident ordnete für morgen a 18 Zeichen der Trauer die Schließung aller Staatsschulen an. Heute sind alle Theater und Lichtspiele Rom» geschlossen. Die Leiche Benedikt» XV. wurde nach St. Peter übergeführt, wo sie ausgestellt wirb. Der Eiseubahuerftreie iu Sachse« ist auf Dresden beschränkt geblieben. Schon am Sonntag wurde der Verkehr TreSden^Berli« wieder ausgenommen. Wie verlautet, sollen mehrere Mitglieder bet Streikleitung gestern nachmittag vcrh.iftet worden sein. Wie können da« kaum glauben und geben diese Meldung nur unter Pordehal wieder. Hebet be« Zusammenschluss bet Städte Nürnberg-Fürth wurde am Sounmg M. Januar eine Volltadsttmn ung in Fürth abgehalteu. Diese entschied sich jedoch mit 21779 gegen 11794 Stimmen gegen ben Zusammenschluß der beiden Städte. Such ein „Kriegsverbrecher". Heute beginnt ht Nancy bet Prozeß gegen ben ehemaligen Unterstaatssekretär für das Er» nährungSwefen, Pilgrair, bet beschuldigt wird, sich selbst ver - stümmelt zu haben, um sich dem Militärdienst zu entziehen. Denig ist mir aus diesen Wochen im Gedächtnis geblieben, nur einzelne» hat sich eingebrannt, weil es für mich von Be - deutung war. So saß ich einmal abend» mit einem andern Gesellen in einer üblen Schenke, in der man un» erlaubt hatte, für wenige Pfennige im Stroh zu übernachten. Wir waren bie einzigen Gäste; bie Wirtin, ein junge», stattliches Weib, setzte sich zu un», ein Schcnkmädchen rekelte sich Hinterm Tresen. »Prost Kollex, auf ein warme» Bett heut Nacht!" sagte der Geselle und trank mir zu. .Im Strohs lachte bte Wirtin auf und stieß mich mit betn Ellenbogen an. Ich schwieg mürrisch. Vielleicht findet sich noch ein Kämmerlein," neckte bet andere und rückte ihr näher, „nur darf» nicht leer fein, sonst könnt ich mich fürchten." „Ein rechter Kerl, der Angst hat! spottet« sie. »Vor dir hätt ich keine," lachte et und legte ihr den Arm um die Hüfte. Sie schob ibn fort: „Geh weg, ihr taugt allesamt nicht»! „Ich will Dir's beweisen, wozu ich tauge!" sagte er und hielt st« fest. Da gab sie mit einen Stoß: „Geh, sag dem Mädel, sie soll Dir einschenken. Du sitzest ja da wie ein Frosch! „Was sott ich kein Frosch sein, wenn ich doch einmal tm Dreck sitze," sagte ick bittet. Jetzt stieß mich bet Geselle mit den Knieen an und zwinkerte, ich sollte sie allein lassen. Wtdetwillig stand ich auf und trat an den Schenktisch. Da rief die Wirtin: „Muntere ihn ein wenig auf, Mädel, er hat Kummer. Dein Bräutigam erlaubt'» schon!" Die Dirne lehnte sich mit aufgestützten Atmen übet den Tisch zu mir her und lachte: „Ist Dein Mädel Dir untreu?" „Kann schon fein," sagte ich kurz und setzte mich an einen andern Ttsch. Sie brachte mir ein Glas Schnaps und blieb neben mir stehen. „So ein hübscher Bursche," sagte sie, „aber es gibt ja nach andere Mädchen," und lehnte sia- an mich. „Ich denke, Du bist verlobt," sagte ich kühl. „Datum hab ich doch ein gute» Herz," lachte sie und legte ihren vollen Arm um meinen Hal». Ich erbebte unter der weichen Berührung, wollte sie fort- Voßen und tat e» doch nicht. „Stimm sie," dachte ich, „sie wollen'» Eine Pcde Jloijb Georges. Von einer flOOOföpfigen Zuhörerschaft stürmisch begrüßt, hielt Lloyd George auf bet nationalen liberalen Konferenz in bet Centtal Hall in Westminster seine mit Spannung erwartete große Rebe. Llohb George brückte zuerst seine Befriedigung über die Schaffung einer irischen Republik au». Sie habe zweifellos zur Stärkung de» Ansehen» Großbritannien» in bet gesamten Welt beigetragen. Die Behauptung, daß Neu - wahlen ein Gedanke der Koalitionsliberalen seien, um bie Re - form be» Oberhauses zu bermeiben, sei eine reine Er - findung. Tie Koalitionsliberalen hätten sich ebenso wie alle andern Liberalen zu der Reform des Oberhauses verpflichret. Ob Neuwahlen früher oder später kämen — und eine» Tage» müßten sie kommen — es könne dem Lande nur eine Politik unterbreitet werden, eine Politik, die nicht diktiert fei durch Wahlfotdetungen, sondern durch die Bedürfnisse de» Lande» und der Welt. Um da» Vertrauen wiederherzustellen, müsse man einen wirklichen Frieden in ter ganzen Welt schaffen. Die» fei die Aufgabe, btt sich alle Regierungen gegenübergestettt sähen. Lloyb George fuhr fort: Welches ist bie Lage der Welt? Wir haben einen erschütternden und vetwirrcnben Krieg hinter un». Ter Handel der ganzen Welt befindet sich in einer schlim - meren Lage als je. In unserm Lande sind zwei Millionen Erwerbslose, in den Vereinigten Staaten noch viel mehr. Warum? In der Welt besteht größeres Bedürfnis nach unfern Waren