®o« r«" •••*■ fritbt'i't lAgHO imrtinol, gen laue ii iiadi Oticila«tn n , r eil ma Be^uneiirti«: eoctenU 5.«f> . ineuul. 14,— x, ooraueialutxir irrt in» 4>au». Für «»Haiti 21,— Jk iHtbatlioBi gi6lanofna6e ii, i. Steif. Beranuooriitdiei iHehatieur: loliaiuu# Jitiift, (lauiburg Scpeettion: jct’an»nra6tii.Cr»nrfd)ot. gudiDaiie.uiifl itibaeidjak. Budibruderel»*onior: anoli'ufie n, i. Stets Mszrlrnnvmer erorgewl 40 A, eltttb« somit eomr- trab Festtag» 60 4. LamvurgerEcho Butt irre Mt rtTuetnatttn« eetturlt 5.80 X etbtoemarh u. %nmUtta> «e*tiflta it.LO x Bl eins ti »Annen nt»t» jeUei >tt ;jnlr 3.2.» X «nttietni-Mn nahmt fttblanbnrakt i Im ltrb< otltbo» (bis 7 Uhr abtnb# hlr btn fulfltiibcn Iag>, ui btn Filialen (bi» < Uhr, ■no tn allen Annoncen Surtau*. Sieb' enb Daitnoorfdirtftee ohn» VerbtnbUcbteu. ”11V. (»Ii. Mittwoch» den 8. Februar 1922 — Abend Ausgabe. 36. Jahrgang. Streik-Schluß. Wir wollen heute nicht von den bitteren Folgen reden, die der nun btiflt'entt Scchsiage»Sireik der Eisenbohnbeamlen für , unser deuischeS Erwerbsleben gehübt Hai und noch haben wird. Henie muß das Geiühl der Besrievigung überwiegen, das die gestern in Berlin zwilchen Regierung und Streikleitung erzielte Einigung in allen Kreisen der Bevölkerung hervomilt. Besieht doch nunmehr die begründete Hoffnung, daß der durch den Streik lahingklcgle Verkehr alsbald wieder in vollem Umiange aus - genommen wird. (In Hamburg war das heute früh noch nicht gc chchkir, weil, wie wir hören, erst von Berlin aus genaue Weilnnge» über den Abbruch des Sireiks erlolgcn müssen.) Die bangsten Sorgen, die in den lctzicn Tagen namentlich die ärmere, mit Lebensmitteln und Heizungsmaterial wenig oder gar nicht versorgte Bevölkerung bedrückt haben, sind damit gebannt, und wir dürren uns daniil trösten, daß eS so schlimm, wie bei längerer Dauer des Streiks, nun doch nicht mehr werden kann. Wir find — wie man vielleicht mit einer sprichwörtlichen Redensart sagen kann — noch einmal mit einem blauen Auge davou- gckommcn. Aber die nun hoffentsich endgültig überstandene Gelahr zwingt vn? auch, gleich bei der ersten Rückschau zwei Dinge fest im Auge zu behalten: Dieser ursprünglich ans wirlschartlichen Beweggründen, die wir hier von vornherein als sachlich berechtigt anerkannt haben, begonnene Kamp» der Rcichsgetverkschast deutscher Eisenbahner war durch die Art, wie er vor Erschöpfung aller Verhandlimgsmöglich» keilen am das Geleise der offenen brutalen .Kriegführung gegen das deutsche. Wirtschaftsleben «inirangiert wurde, wobei die den Eiieubahnern felbjt wohl größtenteils verborgen gebliebene rulsische Regie entscheidenden Einfluß übte (was noch näher zu beleuchten sein luirbl), ein Verbrechen am deutschen Volke geworden, daS durch keine noch io provozierenden Mißgriffe, die an» der Negierungs - seite vorgekominen und auch von uns scharf verurteilt worden sind, entschuldigt werden kann. Darüber müssen sich besonders alle die Arbeiter, Angestellten und Beamten völlig klar werden, die aus dem allerbegreiilichstcn Geiühl heraus, nämlich aus dem des Akiileidens unter gleichem Druck der Not, den Streikenden ihre Sympathie ausgesprochen hatten. Man mtiß hier das Reinmenschliche von der Sache und ihrer Wirkung trennen. Kein Zwei'el, daß die mittleren und unteren Beamten heute reichlichen Grund zur Uuzusriedenheil mit ihrer Entlohnung haben. Und also auch das Recht, sich eine Besserstellung zu erkämpfen. Ader sie sind Beamte, d. h. sie stehen zu ihrem Arbeitgeber, dem Staat, in einem besonderen Verhältnis, das der im Privatbetrieb beschäftigte Angestellte und Arbeiter nicht hat. Kommt es im Privat - betrieb zum Streik, also zum offenen wirtschaftlichen Kamp», daitn weiß der Streikende, daß es um seine wirtschaftliche Existenz geht. Verlieren die Arbeiter den Streik, dann sind sie darauf ge>aßl, sich eine andere Arbeitsstätte suchen zn müssen. Fassen die Beamten und Angestellten des Staats ober des Reicks ihr Koaliiionsrecht nun so auf, daß es ihnen dieselbe Freiheit ge» Dälircn muß, wie den Arbeitern in Privatbetrieben, nämlich zu jeder Zeit die Waffe des Stieiks anwenden zu tonnen, so müssen sie naturgemäß auch die Konsequeuz ckit in Kauf nehmen, daß ihnen nach einem verlorenen Kampf ihre Stellung gleichfalls ver - loren geht. Es wäre ja geradezu widersinnig, wenn der streikende Beamte und Angestellte im llkeichs» oder Staatsbetrieb weiter nichts riskierte, als daß er schlimmstenfalls seine Forderung nicht durchsehen, zu jeder beliebigen Zeit aber au»s neue den Betrieb lahmlegen könnte, ohne dabei feine Rechtsansprüche aus Fest- anstellung, Ruhegehalt usw. ausS Spiel zu fetzen. Nein, wer läinpit, muß wissen, daß ein Kampf nicht nur Wunden schlagen, sondern auch das Leben kosten kann. Im wirtschaftlichen Kamps heißt das eben: die eigene und die Existenz der Familie au»6 Spiel setzen. Anders hat auch die organisierte Arbeitersdjaft das Wesen der Koalitionsfreiheit nie auigefaßt, und will nun die Beamtenschaft die gleiche Freiheit für sich in vollem Umfang auch haben, bann muß sie logst cherweiie auf Festanstellung und Pensionsanipruch verzichten. Will sie daS nicht — und sie wirb es in ihrer überwiegenden Mehrheit wahrscheinlich nicht wollen, dann muß sie fid) mit einem entsprechend modifizierten Koalitionsrecht begnügen; sie muß dann als Gegenleistung für die Sicherstellung ihrer Existenz auch dem Siaat die Sicherheit geben, daß er nicht durch einen plötzlich ausbrechenden Streik erschüttert wird. Nicht minder wichrig als diese Klarstellung über daS Koalition-recht der Beamten ist eine zweite über da- Wesen bet Generalstreiks. In jahrzehntelangen AuSeinanbersetzungen hat bie sozialislstch geschulte, gewerkfchastlich organisierte Arbeiter- schaff sich längst zu der Ueberzeugung burchgerungen, baß eine Gesamteinstellung aller Arbeit, wenn sie nicht lebiglich zu blitz - schneller Abwendung einer der Gesamtheit des arbeitenden Volkes droheitden Gefahr, wie im Falle deS Kapp-Puifches, ober einer kurzen, embrucksvollen Demonstration für bestimmte Ziele, wie zur Zeit der WahlrechtSkämpfe, dienen soll, der größte Unsinn ist, der sich überhaupt nur denken läßt. Denn alle Streiker'olge, an» die die Arbeiterschaft zurückblicken sann, beruhten daraus, daß ein Teil der Arbeiter arbeitete, während der andere streikte. Dadurch nur war es möglich, daß die Streikenden ausreichend unterstützt und gleichzeitig bie bestreikten Unternehmer zum Zkach- geben genötigt werben konnten. Würben alle Arbeiter überall zu gleicher Zeit unb für längere Zeit streiken, so könnte sich bie wohlversorgte Kapitalistciiklasse ins Fäustchen lachen. Denn bie Arbeiter hätten sich damit selbst zur Nicdirlage verurteilt. Jeder Versuch, solchen selbstmörderischen Wahnsinn ins Werk zu setzen, hat schon gelehrt, daß dabei bie schlimmsten Leiden über bie Frauen und Kinder des Proletariats verhängt werden. Diese Art deS Generalstreiks, zu der anläßlich des EitenbahnerstreikS die kom- mrinistischen Irrwische auftorberten, ist bie brutalste, gemeinste Waffe zur Selbstzerfleischung der Arbeiterklasse. Wenn daS von allen Kop'« unb Hanbarbeitern, insbesondere denen, die noch jung in der Organisation sinh, endlich begriffen würde — bie letzten Tage haben lehrreichen Aiischauungsuntrr- richt genug erteilt —, bann könnte daraus auf bie so bnngenb nötige Gesunbiing der Arbeitcrbeweguiig gerechnet werden. Im Streik der Eisenbahner selbst ist zweifellos die Regierung die Siegerin geblieben und wir erwarten, daß sie chren Sieg nicht durch eine Politik der Rache entehrt, soiidern nach Rkög- lichkeit Entgegenkommen zeig», um so bie Beamten zu überzeugen, daß sie nicht nötig halten, zur zweischneidig gefährlichen Waffe deS Streiks in einem Betriebe zu greisen, bet nicht bet Regierung, sondern dem Volke gehört. Dle Liquidation des GisenbahnerAreiks. SPD. Berlin, 8. Februar. (Drahtbericht.) In der Nacht beschäftigte sich der Haapworstand der Reichs- gewerk schäft Deutscher Eisenbahner mit dem Ab - bruch der Streiks. Die Beratungen dauerten dir 3 Uhr nachts. Die Entscheidung der Reichsgcwerkschast sowie aller übrigen Organisationen, die sich noch in der Nacht vom Montag zum Die tag gleichfalls für den Streik erklärten, lautete auf Annahme der Abmachungen. Allgemein wurde zum Ausdruck gebracht, daß man Vertrauen zum Reichskanzler habe und der Ueberzeugung ist, daß Dr. Wirth die gemachten Zu - sicherungen auch durchführen wird. Außer der Zusicherung, daß Maßregelungen vermieden werden, gab der Reichskanzler den Vertretern der Gewerkschaften eingehende Formulie - rungen über das ArbeitSzeitgesetz, die Garantien dafür bieten» daß das ArbeitSzeitgesetz nicht zu einem Sonder - gesetz für die Eisenbahner wird, sondern eine allgemeine Regelung erfährt, an der sämtliche Gewerkschaften beteiligt sein sollen. Weiter teilte Dr. Wirth mit, daß schon in den allernächsten Tagen Beratungen über die Erfüllung der Grundgehälter usw. stattfinden sollen, was der Neichsfinanzminister nochmals ausdrücklich als seinen heiligsten Wunsch bestätigte. Maßgebende Mitglieder der Reichsgewerkschaft erwarten, daß bereits innerhalb r ' Stunden ein ziemlich geregelter Personen - verkehr durchgeführt ist, daß jedoch btt Güter - verkehr 48 Stunden in Anspruch nehmen wird. Heute nachmittag finden zwischen der Regierung und ReichS- gewcrkschaft weitere Verhandlungen statt, in denen eine genaue For - mulierung über die Erklärungen deS Reichskanzlers von gestern abend erfolgen sollen. Natürlich sind die NechtSblätter und auch die .Rote Fahne" mit dem Abbruch des Eisenbahnerstreiks in der vollzogenen Form nicht zufrieden. Die Herren der Rechten werfen der Regierung Nachgiebigkeit vor, trotzdem sie sich bewußt sind, daß weitere Halsstarrigkeit dem Deutschen Reiche täglich eine Milliarde Schaden gebracht hätte. Der Jam - mer der .Deutschen Tageszeitung" über die .Nachgiebigkeit" der deutschen Negierung ist zu verstehen, wenn man hyrt, daß die Kommunisten ebenso wie maßgebende Deutsch- nationale bei der Streikleitung aus die Weiter- n Der Wanderer ohne Weg. Roman von A u g u st Hinrichs. [221 Dann beutete er auf fein Pony und sprach in merkwürdigen Tönen auf uns ein. Obwohl wir kein Wort verstanden, begriffen wir doch au 8 seinen Gebärden, daß wir ihm das Pferd ab taufen feilten für dreißig Gulden. Nun schüttelten wir den Kops; da wurde er heftig, ging auf zwanzig und baun auf zehn Gulden herunter, drängte das Tier quer vor uns über den Weg und hielt uns mit Gemalt fest. Wir schüttelten chn ab und liefen davon; ein greulicher Schwall von unverständlichen Worten, fast wie das zornige Gebrüll eines wilden Tieres, schallte hinter uns her. Dann waren wir wieder allein in der Dunlelhcit und der frem - den Wiwnis. Wir fanden in dieser grauen Felsmüste keinen Platz, wo wir uns zum Schlafen niederlegen tonnten, und stiegen be- ktommen weiter. Ter Weg verlief spurlos auf dem harten Boden, rotlos blieben wir stehen. Plötzlich hörten wir tief unter uns das donnernde Geräusch eines Zuges und sahen nach einer Welle die Lichter der Lolomotive wie Helle Pünktchen am Abhang kriechen. Es mußte der Zug nach Stiles fein, einen andern gab es hier nicht. Wenn wir irgendwie die Schienen erreichten, brauchten wir nur an ihnen entlang zu gehen und tarnen von selbst ans Ziel. Also Ucfterien wir vorsichtig seitwärts übers Gestein, standen plötzlich auf Dein Schienens! rang und sahen ganz in der Stäbe die bunten Lichter eine kleinen Haltestelle. Zugleich hörten wir den Zug nicht weit entfernt heraufkeuchen. Ich wollte in den Lichtkreis treten, aber Hannes hielt mich zurück und zog mich hinter einen Holzstapel. „Worte doch," flüsterte er, „vielleicht können wir mitfahren." Tann taut der Zug heran, ein langer Güterzug, dessen letzte Wagen gerade vor uns hielten. Niemand sah, wie wir uns hinein schwangen; wir drückten und still auf den Boden und rollten nach kurzem Aufenthalt selig mit fort. Zwar war kein Dach über uns. aber die Nacht war schön, wir schnallten unser Brot ab, hielten Abendbrot und streckten un8, vom gleichmäßigen Rollen gewiegt, sorg - los zum Schlafen au». DaS einzige Unangenehme war, daß der Zug auf jeder Halte - stelle stoppte; denn baun gab es immer einen Ruck, daß wir gegen die Wagenwand rollten und mit einer Beule erwachten. Aber wir lauten vorwärts. Am Morgen guckten wir vorsichtig aus, da waren mir mitten im grünen Land, der Karst lag hinter unS, und wir rollten durchs scvöne Qt'sterreich dahin. Niemand kam an unfern Wagen; so fuhren wir, bequem auf Dem Rücken liegend, behaglich unter den freundlichen weißen Wolken entlang, bis wir am Abend ebenso heimlich, wie wir emgeftiegen waren, auch wieder ausfliegen, denn der Magen lieh sich durch tein Engerschnallen de» Gürtel» mehr zur ^»eit.'rsahrt überreden. Noch ein paar Tagereisen zu Fuß, dann standen nnr_ irneJ 'benbl bei Sonnenuntergang auf einer Anhöhe unb sahen sie vor bni liegen, bie schöne Stabt Wien, weit gebettet im Stal, vom blauen Banh bet Donau gestreift, mit tausend Türmen winkend. So zogen wir ein, keinen Heller mehr im Beutel außer dem französischen Sousstück im Futter der Weste, mit wunden Füßen und zerrissenen Stiefeln, aber Jubel irn Herzen und einen neuen Kranz goldener Hoffnungen in der Brust. Dem Wirt in bet Dor'tadt ließen wir am Morgen nach un - serm Einzug die Ränzel als Pfand für das Nachtlager — es war freilich nicht viel darin. Dann putzten wir uns säuberlich heraus, die Stiefel bekamen nach der langen Entbchrng eine so ausgiebige Wichse, daß man bie Löcher darunter nicht mehr sah, und Rock und Hose wurden, da wir keinen Zwirn besaßen, mit dauerhaftem Bindfaden wieder in den ursprünglichen Zusammen- I bang gebracht. Das war etwas schwier«, denn am Leibe ließ sich's nicht machen unb zum Wechseln hatten wir nichts; aber wir brachten es doch fertig. Nur die Strümpfe mußten wir einem größeren Meister überlasten, alle unsere Mühe scheiterte daran, ihre eigenartige Form wieder herzuftellen. So äußerlich unb innerlich aufs Beste gerüstet, machten wir unS hoffnungsfroh auf den Weg, um Arbeit zu suchen und fanden sie sofort tn einer vornehmen Möbelfabrik. Schwieriger war ti schon, eine Wohnung zu finden; wir mußten manche Treppe vergeblich bis untere Dach Hinansteigen, da Hannes durchaus wieser ein Sofa haben wollte. Endlich entbedten wir eins tn einem Zimmerchen, fünf Stockwerke hoch. Erb- und Zwischen- geschoß nicht mitgerechnet und mieteten un» sofort ein. DaS Sofa erwies sich zwar in der Folge al» ganz besonder» heimtückisch, da unter seiner Sitzfläche überall die spitzen Enden abgebroaicner Federn lauerten, »o daß man entsetzt wieder in bie Höhe fuhr, wenn man sich ohne Vorsichtsmaßregeln darauf nieberließ. Ader es war doch ein Sofa, unb mit ber Zeit lern - ten wir unS durch eine Brettunterlage gegen seine hinterlistigen Durchstiche verteidigen. Unsere Schluminermutter war eine Witwe, bie ihre gesamte Wohnung bi» auf bie winzige Küche an Sdjlafgäfte vermietet hatte. Wir bewiesen chr unser Vertrauen, indem wir unsere wollenen Socken ihren geschickten Händen zum Stopfen über - ließen. Sie meinte ti gut — aus dem dicken Eiseiibahnermantel ihres Seligen schnitt sie ein paar faustgroße Stücke und nähte sie mit gelltet Seide auf die glattgeschnittcncn Reste unserer Bein - linge — wir legten da« Werk ihrer Hände still beiseite unb gingen bis zum ersten Lohntage barfuß. Da wir keinen Vorschuß bekamen, mußten wir wohl ober übel einige Tage fasten und nährten un» nur von dem Morgen- lrot, da» unsere Sdjlummcrinutter lieferte. Dann aber, mit acht Gulden wöcltcntlich in der Tasche, traten wir wieder ins bürgerliche Leben ein und genossen nun mit Behagen alle die Vorteile einer gesicherten Stellung, die wir so lange entbehrt hatten. . , Aber jetzt, da ein Tag rote der andere verlies unb nicht jeden Morgen eine neue Welt mehr auftauchtc, packte mich mit Gewalt ein schlimme» Heimweh. Hch sehnte mich nach Luise, ihr liebe» Bild verfolgte mich itn Wachen unb Träumen, und ich konnte nicht begreifen, warum ich so weit von ihr in der Fremde umherlief. Hannes hatte an meine Schwester geschrieben, aber es kam keine Antwort. Das mndite mich unruhig, und ich ließ meine führung de» Streik» hingewirtt haben. E« mag fein, daß die Vorwürfe von recht» und link» auf gewisse bürger - liche Politiker in der Regierung einwirken, und daß insbesondere bet ReichSveriehr»minister Gröner sich überlegen wird, ob er nach dem jetzigen Abschluß die Geschäsie noch länger weiterführt. Schon spricht man von seinem Rücktritt, den der Reichskanzler jedoch nach Möglichkeit zu vermeiden sucht. Welche Folge» Wirkungen der Eisenbahnerstreit unb sein Abschluß auf die Regierung haben wird, werden die nächsten Tage zeigen. Aut- wirkungen innerhalb des Deutschen Bearntenbunde», dem die Reichsgewerkschaft angehört, werden nicht zu vermeiden sein. ES wird angenommen, daß die bisherigen Vorsitzenden de» Deutschen DeamtenbundeS andern Leuten Platz machen mästen, um eine Spaltung zu vermeiden. Der Weg pir ll5yZL Nachdem bk Post wieder langiam einlftiift. gelangen wir auch In den Btn» de» veuesteu .3)1 > t t e i 1 ti nq S b 1 a 11e » der ftitqi.'. ES enthält ein Manifest .An unsere bifbtriuen Parteigenoff n", in dem der W.g der KAG zu den Ihiaubän.ügin hin, btt hier unter »Paiieipolitische llmg iippierungeit" jüngst be pro len wurde, offen auf» geeigt wirb. 68 heißt da: .... genau io, wie die tutsiichen lkonunu- nisten ihre au« ganz andern Bertzä. wissen geborenen Ansichten bet deutschen stommnmstiichen Partei aiiizwingen, genau 'o auch ihren Willen Radek wurde mit auSbrüdlicbem Be eht zum Ausschluß von MoSkait nach Berlin entsendet unb hat der vernichtn Kominiiiiistuchen Partei den itemben Willen — wir kömien jagen: gegen desteie Einsicht — eufgtjwitngen. Getrosten I WaS ist ans jener lkommunistifcheir Internationale geworden, die im Sommer 1920 ibien €ieqe61au' durch die We i an« trai, bet ihr alle ziijauchzter wie der aiugetitnbeii Sonne? In XeutfetilaiD ein von Bei Exekutive kommandiertet März- p u 11 d), in Italien eine von ihr unsinnig und mutwillig kommandierte Spaltung: bannt wurden die wejteuropäifchen Eckpfeiler tn Trümmer gelegt. In Tentichlaud soll das Zet - te ü m m e t n weitetgeden, in Frankreich »oll c» jetzt beginnen. Ihre schlimmsten Feinde könnten nicht so dagegen nisten wie die ruisiicheii floiitnimiifi n, bie über Ansehen und Schicksal bet Ro ihiiu« uifistcheii 5it:ernationait walten, gegen die Sache bei Roaimuuiluiu8 gewütet Haven. Genossen! Wir bürgen ann.Ttcti» bei deutschen Ttüinmetbauf-m» den Mut nicht stillen last-n. Säumtest euch um un«. Wit werden unb wir muss.» zur Euitgleit ber rcbolunonären Arbeiter Tentichlaud« to. nuten. W it werden bieten Weg gehen, trotzdem vielen von uns mit Rücksicht auf die Vergangen - heit bet Schritt jrti tuet tollen wird. Viele von un» hohen ihre Hoffnung, oft ihre ganze Hoff - nung. auf die Gründung der giofern Rouuuunifttidjen Partei gefetzt, die wir iui Winter 1920 zu gründen un« oorgetetzt hatten. Liefe Hoffnung ist zetfch lagen und nicht« taun sic wieder aimidjt.n. Unb io wird bei un» die Pflicht fein, q n» mit denen z u sa in u> en zu s ind e u , die im diele immer mit uni waren, und von denen wir uns wegen unserer damaligen Auffassung über ben 23 e g getrennt haben. Auf Genossen, sammelt euch um uull' Zugleich wird über eine NeichSkoniereur ber KAG berichtet, in ber bet Beschluß, bie Wiedervereinigung mit der KAG. z u betreiben, nnigeteill und gesagt wird, daß man noch etwas adivatleu wolle, bis sich alle Splitt-r au» der KtzD. heran?« gefunden hätten. Die Hatinng der UsPD. in der letzten Zett wird auS bietet Tatsache in da« rechte Licht gerürfi. Ein unentbehrlicher Ratgeber tn Steuers ragen. Von dem (Met vom 24. Juni 1021 über die Einkommensteuer vom Ar - beitslohn sind am 1. August 1021 nur oie Borichriften über die steuerfreien Werbungskosten in 1trast getreten. Ter gelamte übrige Inhalt die eS (Scsttzes. der dem SteuerabruaSverfahreii feine richtige sonn gibt, liat ei(t am 1. 3 a n u u r 182 2 (SeleheSlrafi er - langt. An bicfem Termin ist auch bereits die neueste Aenderung deS Einkommenfteuerge etzeS (iSefetz vom 20. Dezember 1921) in straft ge - treten, We neu eieuciiaril »o.uuui neu uuii eualiet, die Beträge, um de sich die Stei-e- ermästigt. erheblich HnauffeUt und eine Reihe weiterer Aenderungen bringt, bie für die Lohn- unb Gehaltsempfänger von Bedeutung sind. AnS diesem Aniah hat Reichs.agSabgeoidneier Wilhelm steil feine im Verlag der Schwäbischen Tagwacht & m. b. H. Stuttgart bereits in 7 Auhagen er ducneue Biv itjure .Tie Sinkommiinsteiier vom Arbeitslohn (Lohnsteuer)' in ioiibem Taschenformat neu herauSgegeben. steil, der auch an der neuesten Aenderung der Einkommensteuer mitgrarbeitet hat, stellt nicht nur ben Inhalt aller ; ür den Steuerabzug uiastgebenden (SeieHeebeftimmun gen in ihrer neuesten Fassung gemeinverständlich dar, sondern g.dt in einer einleitenden Abhandlung auch ein Bild von den parteipolitischen st.implen, die um den Steuerabzug und ben neuen Steuertarii geiiihrt wurden. Die (U Seiten starke Schi ist. bie für alle Lohn- unb EiedattS- empsänger von gröstter Wichtigkeit ist, kann von unserer Buchhand - lung zum Pre.S von 4„">0 JI bezogen werden. Der Bcrtincr Pvlizrtpraiidctit hat mit Zustimmung be« Berliner Magistrai» für ben Polizeldezirk Berlin eine Berotbniiit-i er - tasten, nach bet alle öffentlichen karnevalistischen Ver - anstaltungen verboten find. — Zur Nachahmung auch in H a m- burg eu p'oh en. Elativ des Dollars (vorvötslich) 203. Stimmung an Hanne» aus, weil er eS war, der mich mit fort- gelockt hatte. Das war nun ungerecht, aber Hannes ertrug ti mit Geduld. Ei lief sogar abends mit mir ins Wirtshaus, und wir zechten oft bis in die Nacht hinein. Wenn w'r dann heiintamen, mußten wir un» leise in bet Kirche zwischen Herd und Bettstelle hindurch in unser kleines Zimmer zwängen. Tas war nicht so einfach, denn in dem Bett lag unsere Schluminermutter; und wenn sie uuS hörte, richtete sie sich auf und hielt uns eine tüchtige Standredc über unsere Schlechtigkeit und die Vorzüge ihres Seligen. Da sie hierbei die Gewohnheit hatte, ihre Fuße aus dein Bett zu strecken und gegen den Herd zu stemmen, so waren wir gezwungen, ihre Rede anzuhören, bis sie un« gutwillig den Weg freigab, wenn es un« nicht gelang, noch vor ihrem Ausrichten die gefährliche Eiige zu überwinden. Da wir aber außerdem jedesmal für das Aufschiießen der Tür zehn Kreuzer an den Hausmeister bezahlen mußten — beim einen Hausschlüssel gab e« in ganz Wien nicht — liefen wir lieber noch ein paar Stunden im Prater herum und tarnen bann erst am hellen Morgen heim. Aber etn solche« Leben kostete Gelb. Nur mit Mühe hatten wir unsere Ränzel wieder eingelöft und da wir in den ersten Tagen der Woche flott lebten, mußten wir in den letzten aufs Mittagseffen verzichten und behalfen uns dann mit einer langen Birginiazigarre, bie wir ehrlich zwischen uns teilten. Ta schickte unsere Fabrik plötzlich einen Teil ihrer Arbeiter für mehrere Wochen nach auswärts, um ein Landhaus einzu - richten, und auch Hannes mußte mit fort. Ich war allein. Was mir mit Hannes Freude gemacht hatte, schien mir jetzt schal und öde. Ich verfluchte bao Wirtshausleben und hockte ver - drossen daheim. Lkit aller Macht überiuaiib ich die Sehnsucht nach Luise; ich schrieb selbst an meine Schwester unb mußte wohl etwas grob geworden fein, denn schon nach wenigen Tagen gab sie erschrocken Antwort. Von Luise hatte sie nicht« erfahren können. Abend für Abend saß ich jetzt am Fenster zu zeichnen, ohne rechte Lust und voll einer wunderlichen Ungeduld. Das Hau« war rin Viereck gebaut; über ben Hof hinweg sah ich nur gerade gegenüber an einem Fenster ein junge« Mädchen sitzen, da« ebenfalls zeichnete. Ich beachtete sie nicht, aber als ich mich einmal der schönen Sommerluft wegen einen Augenblick hinan» lehnte, nickte sie herüber. Ich nickte mürrisch zurück, sic nahm es nicht übel unb lächelte mir zu. Von ba ab nickten wir un» täglich einen Gruß entgegen, wenn ich abends an» Fenster rückte. An einem Eonntagmorgen schlenderte ich früh die Treppen hinunter, unschlüffsig, wie ich heute den Tag totschlagen sollte. -Wollen'« auch in» Grüne V" hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir, und mein Gegenüber hüpfte rasch -u mir herab. .In» Grünes Nein — da« heißt — ich weiß e» selbst nicht," L:e lachte hell auf: .Nicht heran»? IBo wollen'« dann hin bei der Sonne heut'." .Ich dachte, ins Museum." .Brr — zu den au-gestopften Dieckem? Gehn« lieber nach brausten, da« wär gescheiter." BnBflööiü öet Bolüimoiletanera. III. Tie Feststellnnsi und Tmftrllanfl der Notierungen. Nachstehende Ausführungen können und wollen nicht im mindesten al» ein — wenn auch noch so bescheidener — Versuch einer Einführung in bie Technik des Devisengeschäfte» an« gcipro.be it werden; sie wollen nur bie allernotwendigsten An - gaben über bie Bildung und Darstellung-weise der amtlichen Börsennotterung bringen zur Beantwortung bet zum Schluß des vorigen Artikel« aufgeworfenen Frage nach der Entstehung der ZtuiSnotierungen, sie wollen ebenrcU» nicht zur Börsenspeku - lation anreizen, im Gegenteil ernstlich vor der Beschäftigung mit Devisengeschäften warnen.. Troy der gebotenen .stürze werden die Leser doch erkennen, wie äußerst verwickelt bet Devisenhaiidei ist, obwohl er doch nur einen Ausschnitt des Börsenverkehrs darstellt- Die eingeheiide Kenntnis bet finanziellen Verhältnisse ber Unter - nehmungen, Stimmungen und Vermutungen, Gerüchte und Alarmnachrichieii, innen- und außenpolitische Verhältnisse wirken bei ben Kursschwankungen starl mit. Ueber alle biese Faktore ist selbst bet gewiegteste Börsenmann nicht immer hinreichend unterrichtet, um vor schwersten Verlusten geschützt zu fein. Der Laie, der sich an Devisenspekulationen beteiligt, läuft in 90,09 % der Fälle Gefahr, die Zeche bezahlen zu müssen. Die Börse ist die Stelle, an der sich bet Kauf und Verkauf von Devisen und ihre PreiStntduiig regelt. Der Börsenverkehr muß sich im Rahmen der Börsengefetze vom 5. Juli 1806 und vom 8. Mai 1008 vollziehen. Für bie Kursnotierung gelten außerdem bie am 1. Januar 1809 bezw. 15. Juli 1910 kom BuikdeStat für alle deutschen Börsen erlafienen einheitlichen Vorschriften. Durch diese Gesetze und Verordnungen und bie ihnen eiitspreckienden Börsenordnungen ber einzelnen Börsen ist genau fefigeltgt worden, unter welcher Aufsicht, durch wen und in welcher Weise bie Feststellung ber amtlichen Kursberichte zu erfolgen hat. Für die Regelung be# Börsenverkehrs im Rahmen bet geltenden Ge - setze, Verordnungen unb Börsenordnungen sind der von ber Landesregierung bestellte Börsenkommißar und der Börsen- vorstand verantwortlich. Unter ihrer Aussicht soll durch bie KurS- makler die Festsetzung bet amtlichen Kursnotierungen vorgenom« men werden. An der Hamburger Börse gibt ti allerdings keine — staatlich angestellte ober vereidigte — Kursmallet. In Ham - burg erfolgt die amtliche Feststellung bet Kurse auf Grund der getätigten Geschäfte, deren Angabe in Vordruckzetteln zu erfolgen hat, bie während bet Börsenzeit bis zu einem vorgefchriebenen Zeitpunkt m bie zu diesem Zwecke in der Börse angebrachten Kasten zu legen sind. Wohl aber Irnni die Hamburger Börse beeidigte Auktionatoven, die jedoch, fall« sie nicht in amtlicher Eigenschaft tätig sind, als freie Geschäftsvermittler in Anspruch genommen werden. Die Vermittler oder Makler üben berufs - mäßig bie Vermittlung von Käufen unb Verkäufen an bet Börse aus. Diese berufsmäßige Vermittlung ist erforderlich, ba eine persönliche Rücksprache unter ben vielen Börsenbesuchern, wer Devisen kaufen oder verkaufen wolle und zu welchem Kurs bet beabsichtigte Kauf ober Verkauf erfolgen solle, zu schwerfällig unb zeitraubend wäre. Diese berufsmäßigen Vermittler nehmen Orders, ba« heißt Aufträge zu Käufen ober Verkäufen, an ihren, ben regelmäßigen Börsenbesiichern bekannten Standorten in der Börse entgegen. Im Börsenverkehr wird zivischen limitierten unb nickst limitierten Auf - trägen unterschieden. Bei ben limitierten Aufträgen setzen Kauf- oder Verkanfölustige eine Preisgrenze fest. Der Kauflustige be - stimmt ben Preis ober Kurs, übet den er bei einem Ankauf von Devisen nicht binausgehen will, der Verkaufet hingegen mut an, unter welchem Preis er bie in seinem Besitz befindlichen De - visen nicht abgeben will Bei ben unlimitierten Aufträgen unter - bleibt bie Angabe einer solchen oberen ober unteren PreiSgrenze. Doch will ber Käufer in foldyem Falle ben Kauf »billigst", da» heißt zu bem billigsten Preise, zu bem er noch möglich ist, ab» schließen, wahrenb bet Verkäufer »bestmöglich" verkauft, bas heißt ben höckfftmöglichen Preis, zu dem ein Abschluß noch erfolgen kann, erzielt wissen will. Derartige Aufträge werben bähet als .BestenS-Alirträge" bezeickmet. Sie sollen, wenn anders kein günstiger Abschluß möglich ist, zum amtlich festgestellten Kurs au«» geführt werben. < Decken sich Angebot und Nachfrage und entsprechen sie ben seitens bet Verkauf- und Kauflustigen einem Vermittler angege - benen Bebingungen, kann Angebot unb Nachfrage leicht befriedigt werden. Ueberioiegen aber die einem Vermittler übergebenen Aufträge auf Kauf bezw. Verkauf, muh er Verkaufet bezw. Käu - fer für diese Devisen suchen. Zu dein Zweck rufen Die Vermittler mehr ober weniger laut an ihrem Standorte die Kurse auS, zu denen sie Devisen kaufen oder verkaufen wollen. Meistens pflegen sie nicht ben vollständigen Kurs, sondern nur bie letzte Zahl unb den Bruch auSzurufen. Will zum Beispiel ein Vermittler Dollar zu 798'/, kaufen ober verkaufen, ruft i bes jugend - lichen Künstlers, die an Frische unb Unmittelbarkeit vieles SpäUre weit übertreffen und bie Innigkeit ber Naturausfassung des 19. Jahrhundert« vorwegnehmen. — Al« besonder« glückliche Er - werbungen der letzten Jahre ist bie Landschaft 8 vo j h r. W. G. Dietrich und ba« anmutig-lebenslustige Rott^ Ge - wimmel de« Entwurf» 9 von DovignY hervorzuheben, beide schon beut 1b. Jahrhur,bert angehörig. Mit dem zweiten Kabinett beginnt schon btc Kunst bet 19. Jahrhundert«, bie in der Ausstellung am reichsten vertreten ist, bans ber Sammlerorbcit Alfred Lichtwarcks, ,cr fick die lücken - lose Darstellung Ser Entwicklung unserer deutschen Landschaft»- malcrei un letzten Jahrhundert zum Ziel gesetzt hatte und barubar sowohl die alten Meister wie auch Sie Zeitgenossen vernachlässiAt«: , Dem reichen Material, da« Sie hamburgischen fliesn m eil ter naturgemäß über Gebühr bevorzugt, unb nur in ben schönen Blättern von I. 6. 6. Dahl. Rottmann, Blechen unb