/a» .,«i t> ui 6 «>•« «<* „ c eint tagltdt iroelmat, San Lias u tinr'.t Seiertapen tt r etrma Bezuget>i-i->: roo tcnlL 5,00 . moiiatl. 8».— *- ooraaäiatitbar tret tne ttaue. Rür «bdaler 21.— * SleDattiou: Rebtan6tl>aBe u, i. Statt tkrantroi'TtltdKi gtebotteur: liiaut ^uflbnhii. Altana, ffixpebttlon: p b'anrrtrafieii.ffrBgefctafi. eud)6an6lunn Trdaelcho». santbbnirferei.ftontot: N>v andltiaße >>. L ® la< * Ctajelmimmer wernewl 40 4, nfintM fo»h €nmts mtb Aesttag» 60 4. KamburgerEcho «Bürignt die etft^wltwe ffletltjeile x. ■Hrbctteniarfi u. Familien, onteijen 3,50 m. Kleine Anzeigen t it s Rette» die 3eile 8 25 A Stnfetflen.-Hitneb*« freblanhftratie ii tm Sr». geidiofi (bi# 1 Uhr abend» hir den folgenden Tagt, in den Filialen (bi« 3 Ufer) nad in allen innancen- Vureen». Stal»- und latenri'T'ltrthw ahne tdindlitdkeit. Ur. 76. Dienstag, den 14. Februar 1923 — Abend Ausgabe. 36. Jahrgang. Der Weg der Verständigung. Lloyd George verfolgt mit Zähigkeit und Geschick seinen Plan der Wiederherstellung der Weltwirtschaft. Man kann den Engländern die Anerkennung, ja die Bewunderung nicht versagen für die Disziplin, mit der sie ihren „Premier" dabei unterstützen. Etwas ähnliches wäre in einem anderen Lande kaum, in Deutschland ganz gewiß nicht möglich. Man vergegenwärtige sich die Tatsachen. Der Krieg, nach ungeahnter Dauer und ungeahnten Opfern, ist siegreich be - endet. So siegreich, daß der gefährlichste Konkurrent zur See und auf dem Weltmarkt als Militärmacht scheinbar für immer ausgeschaltet ist, als Kolonialmacht verschwindet und als WirtschaftSkankurrent zur Ohnmacht verurteilt ist. Gleich - zeitig hat England riesige, sehr wertvolle Gebiete seinem Kolonialreich einverleibt, das sich während des Krieges als widerstandsfähges, einheitliches Gebilde erwiesen hat. Was Wunder, daß unter diesen Umständen sich eine Art Rausch der Engländer bemächtigte und sie während der „Khakiwahlen" im Dezember 1918 unter der Führung von Lloyd George ein konservatives Parlament wählten. Doch unter den Hammer - schlägen der Wirtschaftskrise verfliegt der Rausch sehr schnell. Und da konstatieren die Engländer, daß an Stelle Deutsch - lands die weit gefährlicheren Vereinigten Staaten getreten sind, daß die „befreiten" Araber und Aegypter ihre Unab - hängigkeit fordern, daß im Orient, mit Hilfe Rußlands, sich eine Riesengefahr für Indien und den Suezkanal entzvickelt, daß im Stillen Ozean sich ein Zusammenstoß zwischen den Vereinigten Staaten und Japan vorbereitet, in den England fast unausweichlich hineingezogen werden wird. ""Zwei Wege bleiben den Engländern offen, um allen diesen Gefahren zu begegnen. Die Anwendung der Gewalt oder derVerständigungdurchrechtzeitigesRach- geben. Die englische Regierung entschließt sich für die zweite Methode. Für ein ohnmächtiges, waffenloses Volk ist es leicht, Vorkämpfer der Völkerverständigung zu sein; denn für dieses ist sie eine Existenzfrage. Anders ein siegreiches Volk, das auf dem Gipfel seiner Macht steht, dessen Reich ohne Beispiel in der Weltgeschichte ist. Und doch wählt die englische Regierung diesen Weg, und doch gelingt es ihr in kurzer Frist, das eng - lische Volk zur friedlichen Verständigung zu bekehren. Wenn eine deutsche Regierung, die den Weltkrieg gewonnen hätte, einen ähnlichen Entschluß gefaßt haben würde, sie wäre inner - halb 24 Stunden von der militärischen Kamarilla, unter dem Beifall der gesamten Gesellschaft von „Bildung und Besitz", hinweggesegt worden. Diese Machtstellung war eine Spezia - lität des deutschen Militarismus, vielleicht auch noch des russischen. — Wir haben seitdem Schritt für Schritt die Erfolge dieser Verständigungspolitik beobachten können. Auch die jetzt ab - geschlossene Abrüstungskonferenz von Washing - ton gehört dazu. Sie ist von England hauptsächlich deshalb angeregt worden, um «ine Verständigung zwischen Japan und den Bereinigten Staaten herbeizuführen und um ein Wett - rüsten mit Amerika zu vermeiden. Darüber hinaus versuchte man auch Frankreich zur Abrüstung zu bewegen. Letzteres ist nicht gelungen. Im übrigen aber ist die Konferenz ein unbestreitbarer diplomatischer Erfolg der englischen Regierung, auch wenn man die unmittelbaren Resultate der Konferenz von Washing - ton nicht hoch bewertet. Es ist gelungen, eine Verständigung im Stillen Ozean zwischen Japan und den Vereinigten Staaten herbeizuführen. Die stachlige Frage der Insel Jap ist durch ein Kompromiß gelöst worden. Das Viermächte - abkommen ist die Grundlage für die weitere Verständigung. Auch in den heiklen Fragen, betreffend Schantung und die Mandschurei, kam es zu einem Kompromiß. Die Abrüstung zur See kann man sehr skeptisch beurteilen, besonders soweit ein eventueller europäischer Seekrieg in Frage kommt. Denn durch das Festhalten Frankreichs an den Unterseebooten und Englands an der Bewaffnung der Handelsschiffe ist die ganze Abrüstung für Europa illusorisch gemacht. Anders bezüglich Amerika und Japan. Hier hat England den Vereinigten Staaten die Konzession gemacht, daß kein Kriegsschiff von mehr als 35 000 Tonnen (größere können nämlich nicht durch den Panamakanal) gebaut werden soll. Japan hat das Zugeständnis gemacht, nicht mehr als 300 000 Tonnen Großkampfschiffe zu bauen, gegen 535 000 Tonnen amerikanische. Auf eine gleiche Ziffer hat sich Eng - land festgelegt. Mit diesem scheinbar amerikanischen, in Wirklichkeit eng - lischen Erfolg ist die Grundlage für eine weitere Verständi - gung geschaffen. Hoffen wir, daß in Genua ein weiterer Fortschritt zu verzeichnen ist. J.-S.-J. Der Wanderer ohne Weg. Roma» von A u g u st H i n r t ch f. 127] Und dennoch, ich ertrug dies Fiebern und Drängen nicht mehr. Ms ich einer Nachts in einer Scheune trotz des reichen Stroh - lagers keinen Schlaf finden konnte vor meinen dummen Gedanken, raffte ich mich plötzlich auf, lief in der Dunkelheit nach dem nächsten Bahnhof, hörte, daß noch um Mitternacht ein Zug ad» ging und war froh, gerade noch eine Fahrkarte erschwingen zu können. Im Morgengrauen war ich am Ziel — in derselben Stadt mit Luise; in wenigen Stunden sollte ich sie wiedersehen. Nun erst fiel mir mein Aeußeres schwer aufs Gewissen — konnte ich ihr so unter die Augen treten? Ich ließ mich rasieren, putzte die Stiefel, bürstete und klopfte an meinem Zeug, so güt es ging und setzte mich leidlich wieder instand. Damit verging die Zeit, eS war um die Frühstücksstunde, jetzt ohne Aufenthalt zu ihrl Da stand ich vor dem HauS, hörte durch den Torweg von der Werkstelle her Klopfen und Sägen - es heimelte mich wunderlich an, und eine starke Freude zog mir inS Herz. Rasch trat ich in die Tür. Ick wußte, der Onkel war um diese Zeit im Wohnzimmer beim Frühstück, und als nicht sofort jemand erschien, klopfte ich an die Stubentür. „Herein," hörte ich des Onkels Stimme. Nun stand ich auf der Schwelle, überflog mit einem Blick daS bekannte Zimmer, den Onkel, die Tante — Luise saß nicht an ihrem Platz — da rief der Onkel schon: „Herr Jesus, der Palll!" Weggeblasen waren alle meine Sorgen, das klang herzlich und fröhlich. Ich war willlommen, Gottlob I Auch die Tante war aufgesprungen und gab mir die Hand, dann saß ich am Kaffeetisch, den beiden gegenüber, mußte zulangen und erzählen, horchte zwischendurch nach draußen und wähnte jeden Augenblick, Luisens raschen Schritt zu hören. „Und jetzt bleibst Du hier, mein Junge," sagte Onkel Tobias, »wir haben Arbeit die Fülle. Ich bin recht froh, daß Du zurück bist." Ich sah die Tante an, sie nickte mir freundlich zu — was hatte st« nur so umgewandelt? „Wenn c6 Dir recht ist, Onkel Tobias, ich bleibe ichon gern genug!" „Siehst Du," sagte er zu seiner Frau und schüttelte meine I Hand, „was habe ich immer gesagt? Laß den Paul nur eine Zeit- I lang dmußen sein, dann kommt er schon zurecht. Am Uorabend der Entscheidung. Beamte unb Regierungskrise. Jedesmal, wenn eine Regierungskrise droht oder auSbricht, er - halten die Redaktionen der Parteiblätter aus den Reihen der Partei- genossen zahlreiche Zuschriften. In der einen steht, man solle nur unter allen Umständen festbleiben, keine Zugeständnisse machen, auf allen Forderungen bestehen und sich nicht darum kümmern, waS weiter daraus werde. In den andern Briefen aber wird die Parte: beschwöre», unter allen Umständen errungene Machtpositionen fest - zuhalten, und eS werden die Folgen, die der Austritt der Sozial - demokraten auS der Regierung haben würde, in den schwärzesten Farben dargestellt. Bei den Briefen zweiter Sorte braucht man kaum erst nach der Unterschrift zu sehen, um zu erkennen, daß sie von Beamten geschrieben sind. Denn wenn es selbstverständlich auch außerhalb der zu unserer Partei stehenden Beamten Genossen gibt, die nicht ohne Sorge den bürgerlichen Parteien die Regierung überlassen möchten, so find doch im Falle einer Regierungskrise die parteigenössischen Beamten immer die aktivsten Vertreter dieser Anschmiung. Und das ist wahrhaftig auch kein Wunder. Die Beamten spüren einen politischen Kurswechsel am u n m i 11 el- bar ft e n. Alle sozialdemokratisch ober auch nur allgemein republi - kanisch gesinnten Beamten sehen in sozialdemokratischen Ministern den besten Schutz für ihre Bestrebungen und die beste Aussicht für ihren Erfolg. Tritt die Sozialdemokratie aus der Regierung aus, so fühlen sie sich im Stich gelassen, so befürchten sie, daß ihre reaktio - nären Vorgesetzten dann wieder mit ihnen umspringen würden, wie eS ihnen beliebte, und daß sie in einen ähnlichen Zustand voll - kommener Unfreiheit herabsinken könnten wie in der Zeit des Kaiser - tums. Als in der Landesorganisation der SPD. Groß-Hamburgs über den Eisenbahnerstreik gesprochen wurde, waren er auch hier die Ver - treter der Eisenbahnbcamten, die geradezu Loblieder anstimmten auf die Zeit, da Genosse Bauer an Groeners Stelle stand, und die immer wieder deutlich betonten, daß erst mit dem Einzug Groeners der schärfere Kurs begonnen habe. Die Beamten, die mitten in der Verwaltung stehen oder doch Einblick in sie haben, sind am meisten daran interessiert, w e r an deren Spitze steht. Ihr Wunsch kann nur fein, möglichst freiheitliche und linksgerichtele Männer auf diesen Posten zu sehen. Daß solche Auffassungen nicht nur von den sozialdemokratischen Beamten vertreten werden, beweist, wenn das Rachrichtenbureau „Dena" recht hat, ein bezeichnender Vorfall in der Fraktionssitzung der Deutschen Volkspartei vom letzten Sonnabend. Dort bekämpfte Herr b. Kardorff mit größter Entschiedenheit die inzwischen ver - wirklichte Absicht, gegen die Regierung Wirth ein Mißtrauensvotum einzubringen. Er sand aber dabei keine Unterstützung außer bei einem einzigen Fraküonsmitglied — einem Deamtcnvertreter. Tie Stellungnahme dieses Deamtenvertreters ist nur zu verständlich. Hat doch die Deutsche Volkspartei durch ihr Mißtrauensvotum zum Aus - druck gebracht, daß die gegenwärtige Regierung viel zu glimpflich mit den Beamten verfahre und daß ganz anders dreingeschlagen werden müsse, als das bisher geschehen fei. Kein Wunder also, daß es da den Vertretern der Beamten bis weit nach rechts hinüber und den Beamten selbst grün und gelb vor den Augen wird bet der Aussicht, die gegenwärtige Regierung könnte gestürzt und durch eine andere ersetzt werden, die im Sinne der beiden Rechtsparteien einen schärferen Kurs gegen die Beamten einschlüge. Das sind Tatsachen, die sich auch die Unabhängigen sehr genau überlegen sollten. Sie haben den Eisenbahnerstreik für eine günstige Gelegenheit gehalten, sich, wie man so zu sagen pflegt, an die Beamten gehörig heranzuschmeißen. Die Eisenbahner und Postler, die auf den ReichStagstribüiien saßen, sollten den Eindruck erhalten, als ob niemand sich ihrer tüchtiger annehme als Wilhelm Dittmann, der mit drohend geschwungener Redekeule gegen die Regierung vorging. Aber, oh weh! In dem Augenblick, in dem die Geschichte ernst zu werden droht, wird man doch des Schadens gewahr, der für die Beamten entstehen würde, wenn die Regierung auf der Strecke bliebe. Und könnten die Beamten heute direkt darüber abstimmen, ob bet Reichs - tag am Mittwoch das Vertrauensvotum für die Regierung an« nehmen solle, so würde eine erdrückende Mehrheit mit .Ja" ant - worten. Die Minderheit aber würde, um auch diese? Mißverständnis zu gerftreuen, nicht etwa unabhängig, sondern deutschnational sein. Ernste Lage. SPD. Berlin, 14. Februar. (Dvahtbericht.) Xie Situation hat sich bis heute Vormittag nicht geändert. Die Lage ist ernst, zumal der Reichskanzler auch mit einer geringen Mehrheit sich nicht zufrieden geben wird, ander - seits auch noch keine Aussicht auf eine Dr. Wirth zufriedenstellende Mehrheit besteht. Die tt*. abhängigen, die zu einer Mehrheit beitragen könnten, beharren noch immer in ablehnender Haltung. Die „Freiheit" sagt heute morgen n. a., daß eS für die Unabhängigen Grenzen des Ent - gegenkommens gibt, die nicht überschritten werden dürften. Die Regierung Wirth habe schon in der Frage des Steuerkompromisse» versagt; dann fei nc x dem Eisenbahnerstreik eine Haltung ein - genommen worden, die sie in Gegensatz zu der Arbeiterschaft brachte. Tie Regierung habe sich also, so schreibt da» Blatt zum Sackuß, durch ihre eigene Schuld in ihre jetzige Lap - gebracht. Im Laufe deS heutigen Tages werden jedenfalls Verhand - lungen stattfinden, um einen BuSweg au» der kr-^'chen Lage zu suchen. Welcher Art dieser AuSweg sein wird und ob et überhaupt gefunden wird, kann im Augenblick noch nicht ge - sagt werden, e Nrbrr die Zattnng der bayerischen Vokkspartel bei der morgigen Abstimmung im Reichsiag herrscht noch äußerste Unklarheit, da die Bayerische Volkspartei über ihre Haftung selbst sehr wenig hat bcrlnutcn lassen. In ihrer gestrigen Ausgabe nimmt die »Bayerische Volkspartei.Korrespondenz" zu der gegen - wärtigen Frage Stellung und sagt u. a.: »Die Bayerische Volks- Partei hat sich bei der Absiinnnung über den Steueriompromiß von dem Gedonken leiten lassen, daß aus außenpoliti - schen Gründen ein ila n z l e r w e ch se l zrzeit nicht im Interesse Deutschlands läge. Mit der Einnahme dieses Standpunktes aber würde keineswegs ein Vertrauensvotum für alle außenpol'tischen Handlungen des fiatinetiS Wirth aus - gesprochen. Tc 5' darr anderseits die Stellungnahme zur Per - sönlich.eit und 5. :>{ des Reichskanzlers uns nicht verleiten eine Katastrophenpolitik z u treiben, die wohl im Augenblick sehr populär wäre, aber einen allgemeinen politischen K atz enjammer nach sich ziehen würde. Jetzt im Augenblick einen ss ibinertwechsel im Reibe zu verhindern, heißt noch lange nicbt die bisherige Polink der Stcgierung zu decken oder ihr eine Blankovollmacht für alle Zu - kunft zu geben." Sollte man au9 diesen Worten eine Unterstützung de? Ver - trauensvotums herauslesen dürfen? Worüber der „Z'cmps" sich Gedmfde« rnncht. Der Pari''er .T c m p s beschäftigte nch in seiner gestrigen Ausgabe mit der Kabinettskrise in Deutschland. DaS Blatt nimmt an, bat- tue Regierung Wirth eine Wehrhaft finden wurde, diese lllehrheit jedoch so gering sein wird, daß nichts anderes als ein Rücktritt übrig bleibt In diesem Fall wird nach der Ansicht des „TempS" b>e Beantwortung der Frage interessant, woher die beiden Parteien, welckie die Segieru» g bekämpfen, also die Kommunisten urb die Rechtsparteien, die Mittel zu ihrer Propaganda erhalten. Der »Temps stellt dann Hypothesen auf, die sich auf Rußland als den Geldgeber beziehen und nxiter^in die Monarchisten als Finanzgeber gegenüber den Kommunisten bezeichnen. Um diese Behauptung zu stützen, erinnert der .Temps" daran, daß auch 19 17 bte russische Revolution mit dem Gelde deS deutschen General stabe» finanziert worden sei. Auch die Propagandainittel der »tinneS-Partei erscheinen dem .Temps" äußerst verdächtig. Ainerika baut ab. Bor dem Marin-auSschuß de« amerikanischen Reprästntanfenhau'e« trat MoriueteftetSr Denby für die Herabsetzung deS Lirfe.'iiübeitanoe« der amerikanischen Krftg«matine im nächsten Emirsahre von loo000 auf 90000 Seeleute ein. Die Zahl der Schiffsjungen. 6el. heilen der Neparalion»leisiungen ,» beraicn. Und er begann mir auSeinanderzusetzen, wie er sich künftig meine Stellung dachte. Der Altgeselle war zwar noch da, aber ich sollte in der Werkstatt der Erste sein, hatte ja auch tüchtig waS gelernt und verstand eS, ein Möbelstück aufzureißen und eine Zeich - nung zu machen. Ich horchte zwischendurch ungeduldig nach der Tur, und al» der Onkel eine PaiyV machte, nahm ich mir ein Herz und fragte nach Luise. „Laß das, mein Junge," sagte er ernst und freundlich, „davon wollen wir jetzt nicht reden. Dann überlegte er. »Ter Paul tonnte daS Zimmer neben dem meinen bekommen — waS meinst Du? „Gewiß," sagte die Tante, „es ist ja frei." Neben dem Onkel — das war Luisens Zimmer gewesen. Wo blieb sie denn nur, war sie nicht mehr im Hause? Ich stand auf: „Onkel, ich muß wissen, wie es mit ber Luise ist. Er sah mich berrounbert an: „Wir tragen Dir n.chtS nach, bas hörst Du ja — es war eine Dummheit — fertig bamit Vergessen! WaS war ba$? Eine furchtbare Ahnung Dämmerte mir auf. „Cnfel Tobias!" keuchte ich, „wenn Du glaubst, baß ich bieS — einfach vergessen — Luise — wo ist Luise?" ., „ Er starrte mir ins Gesicht: „Ja — weißt Du benn nicht, und bann zu seiner Frau mit starker Stimme: „ich hatte Dir gesagt —" „Wußte ich benn, wo er steckte?" fuhr sie rasch bazwischen. „Du solltest ihm schreiben," vollendete er drohend. ,W,is — um GotteSwillen — wo ist sie —' Er sah die Tante böse an und ballte die Fäuste, dann wandte er sich zu mir: „Luise ist doch verheiratet, schon seit einem halben ^Jch spürte einen dumpfen Druck, als würde mein Herz zu- fammcngefchnürt; das Zimmer drehte sich um mich, alles schwankte da sah ich bte Tante vor mir mit ihrem hamiichen Blick — eine Wut schoß in mir hoch, unb mit einem Say sprang ich auf sie los. ., . _ , , Ich bürte ihren gellenben Schrei, bann riß mich bet Onkel zurück. Er war rot im Gesicht unb packte mich Ixnt am Arm: .Das geht nicht — bas geht nicht — unb wenn es noch so — bas geht nicht." , Die Tante raffte sich auf unb stürzte hinaus. Ich tonnte mich nicht besinnen unb muß wohl jammervoll ausgesehen haben, benn ber Onkel ließ mich los und sah mich mitleibig an. „Ich hatte mich gefreut, daß Du wieder hier warft — aber so — so," er schüttelte den Kopf, ließ sich schwer in einen Stuhl fallen und legte die geballte Faust auf den Tisch. „Do geht 5 nicht. Aus!" Ein schmerzender Gedanke kreisle tu meinem Hirn. „Unb Ihr — Ihr habt sie gelungen!" schrie ich ihn an. Die ausgewiesenen Mevschewisteu in geil in. Am Mittwoch trifft eine Gruppe aus Sowjetrußlanb aus - gewiesener Menschewisten (Sozialbemokratenj mit D a n an der Spitze aus Riga in Berlin ein. Das Zentralkomitee der Lett- länbifdien Sozialdemokratischen Partei hat den ausgewiesenen Prateigenossen weiteste llnterstütziing angedeihen lassen. Die Berliner sozialbemokratischen Kreise planen einen feierlichen Empfang ber russischen Menschewisten. Unter Horthys Schutz. Tft „Vossi'che Zestung" veröffentlicht eine ihr ji,gegangene Meldung, nach der die beiden Mö-der Eiz. rger«, Schulz und T i l l e s e n , in Bndapeck tingelroffen feien. Dort lei ihre Anwesenheit ein offene- Gehe.niniS. To» Blatt süßt hnizn, baß eS leinen Grund hab«, an der Zuverlässigkeit der Ruchr.cht • zu zweifeln.. sag'» nur, weil ich nicht» hatte und nur ein armseliger Lump bin." „War nicht nötia," sagte er ingrimmig, und bann, nach einet Pause hart unb verächtlich: „Weiber!" „Das ist nicht wahr!" Er hob bic Hand unb lieh sie wieder fallen: „Frag sie." Da stand ich still, wollte aufbrüllen und konnt« keinen Ton hervorbringen, drehte mich langsam um und ging zur Tür. Plötzlich stand Onkel Tobias hinter mir unb faßte meine Hand: „Junge — leb wohl —' Ich antwortete nicht unb ging, die Tür blieb offen Hinte- mir. Ohne Gedanken lief ich durch die Straßen, von selbst und offne Ueberlegi'.ng die Wege einschlagend, die ich früher gegangen war. Als' mich einet erkannt« und nach flüchtigem Zandern grüßte, schrak ich zusammen — sott, nur fort, dag ich kein be- kannte« Gesicht mehr zu sehen brauchte. Aber als ich draußen war, hielt es mich wieder fest. Da lief ich in weitem Bogen rund um bic Stadt, verbarg mich im Wald wie ein Raubtier und versuchte zu denken. Aber in meinem Gehtrn wirbelte es toll durcheinander von Verzweiflung und Hoffnung, vielleicht war alles gar nicht wahr, vielleicht war alle» nur von der Tante auSgetlügclt, um mich so - fort wieder in bk Fteinbe zu jagen Vielleicht rang sich Luise irgenbwo die Hönde nach mir wund, und ich hatte mich vom ersien Wort abschrecken lassen und war babongerannt Unb schließlich schälte sich immer fester der eine Gebazttc heraus: Sie selbst soll es Dir sagen! sie selbst! Aber ich wußte ja nicht einmal, wo sie war. Ich schlich zurück in bic «tadt, wartete bis es Feierabend wat unb suchte bann unseren Altgesellen auf, der trotz feiner wunderlichen Schrullen und Eigenheiten doch immer ein guter Kamerad gewesen war. Er war unberijeiratet geblieben und besorgte in seinem kleinen Haushalt alles selbst. Als er m:ch erkannte, erschrak er vor meinem wüsten Aussehen unb machte ein grimmiges Gesicht: „Also so koiiiint man beim, Du Lotterkerl — der Schnaps verderbt Die Welt, hier wie draußen. Siehst sauber auS, muß ich sagen. Was willst Du?" Ich blieb vor ihm stehen: „Sag mir nur das eine, Klaus, ist das wahr — Luise —?" Da merkte er, daß eö nicht der Schnaps war, bet mich ver - wirrte unb starrte mich sprachlos an. „Klaus, ist das wahr?" brängte ich. „War soll'»," sagte er und sah scheu von mir weg, .warst Du schon beim Meister?" Ich nickte. „üia, ja, es geht ihr gut, glaub ich." Generale unter sich. Auf eine im .Tag" vorn 12. Februar veröffentlichte ErAärnna des General» von B e r n h o r d i über die Vorgänge a-n 9. November 1918 bestreitet Generalleutnant Scheuch „!» verhängnisvoller Weise zum Gelingen der Revolution" bcigctragcn jit haben, was B. behauptet batte, da es Tatsache sei, daß die Regierungsgeschaftc durch den Reichskanzler an den Abgeordneter E b e r t übergeben wurden und das Oberkommando in de» Marken nach eigener öffentlicher Bekundung „ohne irgend - welche Beeinflussung durch den Reichskanzler oder Kriegsminister" da» allgemeine Schieß- verbot erließ, nachdem die angeforberte« Feld - truppen aurblieben Die Auseinandersetzungen der Generale, bte eine Art Sdjuslr» frage untereinander diskutieren, können die Sozialdemokra.iie völlig kalt lassen. Insbesondere braucht der Genera! und ehe - malige Kriegsminister Scheuch nicht so entrüstet die Derant. wortung für d a s_ Schießverbot von sich weisen. Di« lozialdcmokratischen ( ;übrer, u. tu Scheidemann, ber sehr gut barüber Bescheid weiß, werden sie ihm gern abnelchien. Jim Braunschweigs sozialistische Regierung. Am M!tlwoch findet fit Braunschweig »ine Mitgliederversammlung »er UsP. statt, in ber Erijpien vom Zenlralvatstaiib fprc.l en wird. Aus bet lagelorbmiiifl fiebi ber Ausschluß Oerter» au» ber Partei. Oerter selbst Bot keinen Zutritt. In lozia- liftiidien Kreisen Braunschweigs ermattet man, baß der Au»ichluß Oerter» au« der llnabhöngipeir Partei bi« zum Wieberzusanunemritt be» Braumchtneigüchen Landtage« am 21. Februar endgültig Ul. Insofern betrachtet man die Bildung ber rein I o, i a I ifi i sch en Regierung al« gesichert. Tie flonvrn. nist n hab-n ohne Bcbmgttttgen zugesagt, ein sozialistische- Kabinett zu nntersiützen. Siu btt .Braunschweiger volkrfteunb" erfährt, wirb im Falle Oerter-Otto ein Wiederaufnahmiverfahren eingeleilet w rben da« mit ei"" weit höheren Strafe, al« sie Geriet in bem etftcti Prozeß er« } haften bat, absch ließen dürfte. Dom internationalen ArbeUsmarlkt. Tie Wirkung ber noch immer fortbauernben Weltwirtschafts, frife äußert sich mit ganz befonberet Schärfe am Arbeitsmarkte . der Hochvalutari schon Länder. Am stärksten ist unser Haupt- konkurrent am Weltmärkte, Groß- Britannien, betroffen. Rach den Feststellungen der enghi.ii-n Statistik waren Ende Dezember vorigen Jahres nahezu 2 Millionen Arbeitslose vor - handen gegen rund 700 000 Ende Dezember 1920. Prozentual ergibt sich eine Steigerung von 5,8 auf 18,2 vom Hundert. Hier» i bei sind noch nicht berücksichtigt die Kurzarbeiter, bei denen vielfach der Grad der dlrherisverkürzung so stark ist, daß sie auf ‘ Grund bet gesetzlichen Bestimmung berechtigt sinb, Unterstützung auS bet Arbeitslosenversicherung zu beantragen. Enbc Dezember 1921 würben 816 000 derartige Kurzarbeiter gezählt, die Unter - stützung empfingen. Angesichts einer solchen ungünstigen ArbeitS- Marktlage erscheint eS nicht weiter verwunderlich, daß bet Lohn - abbau in Englanb im letzten Jahre beträchtliche Fortschritte gemocht bat. ES ergibt sich für' durchschnittlich etwa 7 Millionen Beschäftigte eine Herabsetzung bet Wochciilohnsumme um 6,7 Millionen Pfund Sterling, während im Jahre 1920 bei etwa 7,7 Millionen Arbeitern eine Lohnerhöhung um 4,8 Millionen Pfund Sterling zu verzeichnen wat. Von den Lohnherabschungen bec- vergangenen Jahres beruht ein Betrag von 3,75 Millionen Piunb auf Vereinbarung über gfeitenbe Lohnskala. In Belgien ist gegen Jahresschluß eine leichte Besserung bet AtbeilSmatttlage rtngeiretcii. Immerhin kamen Enbc Oktober auf 100 organisierte Arbeiter noch 13,6 Erwerbslose, gegen 323 im Mai, dem un - günstigsten Monat des vorigen JahrcS. Sehr ungünstig ist die Lage des ArbeitSmarkteS in Holland. Hier ist nach Zeitung» Meldungen die Zahl der Arbeitslosen von etwa 30 000 im 5Po-> fembet auf runo 60 090 am Jahresschluß gestiegen. Auch in Dänemark hat sich bic Situation wesentlich verschlechtert. In bet ersten Januarwoche 1922 würben 82825 Erwerbslose gezählt, gegen 62 000 Anfang November 1921 unb 18 000 im November 1920. Nach bet Statistik ber Fochverbände entfiele» Ende Dezember 1021 auf 100 Mitglieder 25,2 Arbeitslose, ' n Schweden ergab sich Ende November 1921 sogar ein Prozent - satz von 28,6 % an Arbeitslosen In Norwegen ist ''ic L <;/ nur wenig günstiger. In Der Schweiz wurden Ende Dezi 'er 88 967 Arbeitslos« gezählt gegen 21 000 im entsprech, oder! tt- punkte des Vooiaffrce. In Italien stieg bic Zahl der r- I werbsioscir von 470 542 am 1. September auf 512 260 am 1. Te- 1 zernbet. Für die Bereinigren Staaten fehlt eine g, "cru# i ArbeitSmarttstatisttk. Nach übereinstimmenden Meldungen soll i aber um bi« JaffreSwenbc hort eine weitete SetfdI-dttrung ein- getreten fein. >1 "an schätzt die Gesamtzahl der Arbeitslosen ix der Union aus C. Millionen. Hiergegen erscheinen bic bcuifdrn Ziffern noch al« verhältnismäßig günstig. An 890 beutst .m Plätzen, für die vergleichbare Statistiken Vorlagen, betrug die Gesamtzahl bet ViBeiwcrbSlosen am 21. Januar bteseS v "hrt.- 124 447 gegen 123 192 in ber vorangegangenen Moch«. Von diesen Arbeitslosen entfallen allein auf Erc'',-Berlin 57 5^2. Verhältnismäßig gering ist die Arbeitslosigkeit tm west^eu: ffeit und sächsischen Jndustrictevicr. Stand dp» Lollars (vorböiSlichf 264. folgen der rPcftwirifchaftStrife. 40000 Bouwwossipiunerei- arbeit r in New fritalanb proklamierten den Dftftk, um fle-ien tue Herabsetzung ter Löhne um 20 % unb b«n Versuch ber Verlängern«« der Ard-IiSzeit von 48 au« 54 Stunden wöchentlich zu protestieren. Ich packte ihn an den schultern unib schüttelte ihn: -Da - ist mit ihr — ich will es wissen!" _ Da lacht« er kurz auf: „Es ist schon so, itr taugen alle ntch«. Und er hatte Geld — mehr als Du. mein Junge." Ich stöhnte und liefe ibn Io». .Wo ist sic —V Ei nannte mir ihre Wohnung, fi« war hier in oct crabt. „Unb wer — wer ist — ihr?" „Mann" wollte ich sagen, aber tch brachte da» Morl ni». aber die Lippen. Er verstand mich auch K Ein junger Faffr-kattt war er, stattlich unb vornehm. ES hieß, er habe deS Meiste?» Geld mit ins Geschäft genommen. Ich lachte auf — also datum! Aber sehen wollte ich sie dech, jetzt gerade! Wo war nextz gleich ihre Wohnung? Klaus erschrak: „Du kannst doch nicht so — ramm hcoetn, ty erst einmal, bann sehen wir weiter." Ich wollte unb konnte nichts essen, litt es aber, daß er meinen Anzug säuberte. Auch ein Geldstück schob er mit in d't Ta ich«, ohne daß ich es recht begriff. Dann ging ich fort, zu Lufie. Ein hübsche« Haus, in einem schönen Borgarten. Ich zog Die Klingel, unb ein Mädchen öffnete. Ich wollte Luise sprechen — bic Frau — Die junge Frau. - DaS Mädchen sah mich vevwiind.ert und mißtrauisch an und ließ mich nicht eintreten. „Ich muß — hören Sie, ich muß sie sprechens sie ' uini mich Sagen Sie nur, Paul fei Da — ganz recht, Paul —weiter nicht». Sie gviß, aber sie schloß vor mir ab. Dann kam ftr wieder und öffnest schweigend die Lür. Ich trat cm, itand auf eine» hellen Flur und bann in einem Zimmer, trat weich auf schwere Teppichen, sah die kostbare Einrichtung und entdeckte am Fenste. den Nähtisch, meinen Nähtisch. Plötzlich ging eine Tur, und ein# junge Frau in einem bellen Kleide stand vor mir. „Luise! " ein wilder Aufschrei aus einem blutenden Hetzen, aber er Tam nicht über die Lippen, er erstickt« in einem leib- gefchwollenen Stöhnen, unb ich hielt bic Zähne zusammengepreßt „Paul —" In, :e sie unsicher und blieb mitten n: ihren Wor - ten stecken Wie schön sie war, nur ein wenig bloß, aber lt, biidiet noch als früher mit bet zarten Farbe bes schmalen ilinbet# acsichtS unb b.-nt weichen Zug um den Mund, bet ,ht etwa» un - sagbar Frauliches gab Und nun lächelt« sie unb streckte mir beide Hande entgegen: „Paul — wie lieb, daß Du einmal kommst." Ihr Lächeln ertrug ich nicht, und nun sprengte das Her, doch Die zusammengekniffenen Lippen. „Luise!" ichtte ich auf, erschüttert, von Qual unb Jammer zerrissen, unb umklammerte ihre Hände. (frorttoung toigi.,