ew~ee*w*reer<ver^ «KÜrtnt tagtld) urodn^ eonntag« u. na® ftetertaaen «Srju„c.prcl«- n>a®entl. H,— «t, monalL 3»^- voran«,ahlbar stet In« v-u«. 8flr Abholer .30,— A fHeba ttl on: Fehlanbftrabe n, i. Stock. Beranlworlltchrr Rebatleur: Johanne« lliritzo, Hambvr« erpebttten: AehlanbftraSeil, Erdgeschoß, vuchhanblung: Srbaelchoß. Buchbruckeret-rtonlor: Fehlanbftratze ii, i. Stock. SinzelULMmer morgens GO 4, avendS somit Ton»- und Festtags 1,— K LamvurgerEcho Hn,etflen b»e etfflefpattnM Peltlie le ».— A. enter »iu«f»iu, der _<8e» f*ätm®en gtunDf®au*. Mrbeitemath unb private flfamilieian, eigen 4.— M. Kleine ilnietgen nt« 9 Zeile» die Zeile 6.- a Rettern c,eile 43,— A iln,eigen-Annehme SeblanbftraSe -1 tm Urb« ßelchoß (bi« 7 Uhr abend« nie ben folgenden $agl, m den gutalen (bi« » Uhr, «nb in allen Annonce» Bureau«. Ola«. unb Daienoorlchrtfte» ohne verbinbltchteil. Ur. 186. Freitag, de» 21. April 1922 - Abend Ausgabe. 36. Iaiirgaug. Parlamrntskrise in Sachsen. Eine Probe auf die ^Einheitsfront" mit Kommunisten. Ueber die Notwendigkeit der Einigung der proletarischen Par - teien ist noch nie soviel geredet worden, wie in diesen Tagen. Jeder Tag zeigt aber aufs neue, daß wir von der Einigung noch sehr weit entfernt sind. Die Koalitionsfrage bildet die tiefe Kluft, die sich fast unüberbrückbar zwischen der SPD. und der USPD, auftut. Diese Frage spielt nicht nur da eine Rolle, wo Sozial - demokraten mit Bürgerlichen zusammen eine Regierung bilden, son - dern auch da, wo wir rein sozialistische Regierungen haben. Hier find es die Kommunisten, die den sozialistischen Regierungen jeden Dag den Boden entziehen können. In Braunschweig kam es zur Landtagsauflösung, weil die Kommunisten mit den bürgerlichen Parteien in der Frage der Grund- und Gewerbesteuer stimmten und dadurch die Regierung in der Minderheit blieb. Die Folge war die Landtagsauflösung. Wie in Braunschweig, so sind auch in Sachsen die Kommunisten da» Zünglem an der Wage. Auch dort drohten dieselben Steuern an der Haltung der Kommunisten zu scheitern. Als es aber zur Entscheidung kam, waren die Kommu - nisten klug genug, die Regierung nicht in Gefahr zu bringen. Auch in vielen andern Fragen haben sie die sächsische Regierung gerettet. Jetzt scheinen sie aber alle Klugheit verloren zu haben. Das Agitationsbedürfnir hat den Sieg davongetragen. Bei der Abstimmung über den Justizetat lehnten die Kommu - nisten das Gchalt des Ministers ab, und die bürgerlichen Parteien taten dasselbe. Darauf wurde auch der Justizetat abgelehnt. Die Kommunisten erklärten, sie hätten gar nicht die Absicht gehabt, gegen den Justizminister zu demonstrieren, sondern hätten nur den Justiz- etat ablehnen wollen. Es scheint ihnen gar nicht klar geworden zu sein, daß mit der Ablehnung dieses Etats auch dem Minister das Gehalt verweigert wurde. Jedenfalls hatten die Kommunisten eine Dummheit gemacht, was sie später auch einsahen. Nach den Oster - ferien hätte sich deshalb vielleicht noch ein Ausgleich finden lassen. Die Lage erfuhr jedoch eine Verschärfung dadurch, daß in der- selben Sitzung, in bet die Kommunisten den Justizetat ablchnten, der Antrag der sozialistischen Parteien angenommen wurde, den 1. Mai und den 9. November in Sachsen zu gesetzlichen Feiertagen zu erklären. Die Fraktionen der Deutschnationalen und der Deutschen Volkspartei hatten wegen dieses Beschlusses einen Antrag auf Volksentscheid angekündigt, die Ablehnung des Justiz- etats aber gab ihnen Veranlassung, die Auflösung des Land - tage» zu beantragen, während die Demokraten zunächst nur die Umbildung der Regierung verlangten. Die beiden Rechtsparteien haben nun die Anträge wegen des Volksentscheides über die Feier - tage und der Auflösung des Landtages offiziell eingebracht. Der Landtag wird sich also alsbald nach seinem Wiederzusammentritt damit zu beschäftigen haben. Da auch die Kommunisten ben An - trag auf Auflösung unterstützen würben, wäre seine Annahme sicher. Aber bic Kommunisten meinen, eS wäre jetzt richtiger, zur Offensive überzugehen unb ben Lanbtag burch bie Regierung auflösen zu lgsicn. Nach Lage der Verhältnisse wird auch kaum etwas anderes Übrigbleiben. Die Kommunisten glauben, die Neuwahl des Landtages Biete die beste Gelegenheit, die sozialistische Regierung, die jetzt nur über eine Mehrheit von 2 Stimmen verfügt, auf eine breitere Basis zu stellen. Ueber den Ausfall der Wahlen läßt sich natürlich noch nichts Bestimmtes Voraussagen, zumal bie beiden sozialdemokratischen Parteien wegen des Verhaltens der Kommunisten als sozusagen anonyme Regierungspartei gegenüber den bürgerlichen Angriffen keinen leichten Stand haben wird. Aber selbst wenn es gelänge, den Bürgerlichen einige Mandate abzu ringen, bann würben auch im neuen Lanbtag bie Kommunisten das Zünglein an der Wage bleiben unb bie Negierung könnte wieder jeden Augenblick von ihnen gestürzt werben. Für die Regierung wäre also bie Sage ebenso sckMerig, wie sie jetzt ist Für bie Sozialbemokratische Partei wäre es jebenfalls sehr schwer, mit ber Parole: »Für bie sozialistische Re - gierungskoalition!" in ben Wahlkampf zu ziehen. Sie mühte ihn felbftänbig durchführen, eine eigene Politik treiben unb die Frage nach ber Regierungsbildung von dem Ausfall der Wahlen abhängig machen. Bemerkt mag noch werden, daß die Kommunisten die Regierung nach dem Wieberzusammentritt beS Lanbtages erneut in eine schwie - rige Lage bringen werben, baß sie bem Gesamtetat nur bann zu - stimmen wollen, wenn die Regierung eine Reihe von Forderungen erfüllt. Diese Forderungen könnten wohl von ben Sozialbemokraten Unterstützt werben, gehören aber nicht zur Kompetenz ber Länber unb find daher nur zu dem Zwecke ei »gebracht worben, ber Regie - rung Schwierigkeiten zu machen. Die parlamentarische Sage in Sachsen wird jedenfalls in der nächsten Zeit bie öffentliche Aufmerksamkeit weit über bie Grenzen des Landes hinaus auf sich ziehen. Man wird hier an einem praktischen Beispiel erleben, wohin es führt, wenn die sozialistische Arbeiterschaft sich von ben kommuni - stischen Wirrköpfen ins Schlepptau nehmen läßt. Schlimm genug ist schon, baß ein Banb wie Sachsen, baS immer gewaltige sozial - demokratische Mehrheiten mifwies und ein Arbeiterstaat im reinsten Sinne des Wortes werben konnte, in seiner Politik heute abhängig ist von ben Deutschnationalen, die früher nicht einen einzigen sächsischen Kreis hätten erobern können, jetzt aber durch ben Bei- fianb, ben ihnen bie Kommunisten leisten, eine Macht geworben finb. Bus MM Me MAve». Bon Willy Harm». 117] Hatte seine Frau das gesagt? Sie, die tm Grunde allein die Echuib trug? Sie wollte die ganze Sache umkchren unb ihn noch gar in» Unrecht setzen? Und ihm bot sie das hier ins Gesicht? Er schlug bie Tasse auf den Tisch, baß bie Scherben auf ben Fußboden pogen. Wut, Haß lag in seiner Stimme, al8 er seine Frau anschrie. „Unb bas wagst Du mir zu sagen? Wer hat e4 benn auf bem Gewissen, baß e8 soweit gekommen ist? Du allein! Du host ben Oeiben da» oorgerebef! Ihm bah ich da» Verbauern mit dem Hand- stock auegetrieben. Dort steht er beim Ofen hüte Dich!" Drohend hob er bie Faust, bie schwie.tge. Fast al« wollte er einen tun. „Nock, bin ich Herr ber Hufe!" In feiner Erregung war er ein paar Schritte auf seine Frau zugegangen „Hau boch zu!" Berächt.ich klang baS. Nicht einmal thu anMisehen, hielt feine ßrau für nötig. Roh trat er an ihren Stuhl heran. -Da» sage ich Dir: un- Möglich ist e? nicht! Durch Eure Schu.metsternucken treibt Ihr mich soweit. Verbauert meinetwegen soviel Ihr wollt, ober stemmt Euch nicht noch einmal gegen bie Hufe! Dann gibt er ein Unglück, so ge- Miß ich hier vor Dir sie bei Der ent«, ber noch einma. von bem Schulmeister spricht, fühlt diese Faust!" Krachend fiel sie nieder auf ben Tisch- Fast weiß war ,hr Gesicht, al» Frau Magdalene langsam und schwerfällig aufstand unb auf ihren Plann zuging, daß er unwill - kürlich einen Schritt zurückwich. Tränen standen in ihren Augen. „Schulmeister» Lene, nein, Du hättest sie nicht nehmen sollen . AN da«, war sie einst für Dich übrig hatt«, auch für Deinen Trotz und Deinen Eigenwillen, das hast Du eben vertreten. Bon heute an hast Du — nur um ber Kinder willen — woh. noch eine grau im Hause, Dein Weib wirst Du nirgends mehr finden —- Die Antwort der Deutschen in Genna. Der Friedensschluß. (Eigener Drahtbericht de» „Hamburger Echo".) SPD. Genua, 2L April. Der Zwischenfall kann al» beigelegt betrachtet werden. Die Delegationen haben sich geeinigt. Der formelle Akt der Beilegung des Konflikt» wird heute durch die Uebergabe ber deut, schen Antwort erfolgen. Die kurze Note wurde gestern in vollem Einverständnis mit allen in Genua anwesenden Ministern festgestellt. Sie besagt in ihren wesentlichen Punkten, daß Deutsch - land bereit ist, vorläufig au» der Kommission für russische Angelegenheiten auSzuscheiden. Zum Schluß betont die Antwort, daß die deutsche Negierung immer bestrebt war und sich auch weiter bemühen wird, freundschaftliche Beziehungen zu allen Mächten zu erreichen und zu fördern. So wird einem Wunsche der Entente entsprochen, ohne Deutschland» Interessen irgendwie zu gefährden. Deutschland» Anwesenheit in ber Kommission für russische Fragen wäre vielleicht nicht unan - genehm, sicher aber bei ben obwaltenden Umständen nicht von großem Nutzen. Ohne Zweifel hätte bald bie ZeiH kommen müssen. In ber Deutschland an ber Seite Rußland« in gewißen Fragen gegen bie Ententestaaten gestanden hätte, und ein neuer Zwischenfall wäre bie Folge. Nach ber jetzigen Haltung ber brutschen Regierung wirb Rutzlanb außerhalb irgenbwelcher Gefahr stehen, feine Auffassungen allein burchzusetzen, ohne baß beutsche Interessen verletzt werden können. Dir Wirtschafts - vertrag «wischen Deutschland und Rußland bleibt abgeschlossen. ES ist bestimmt zu erwarten, bah ihm weitere gegenseitige Dienste folgen werben. Wir begrüßen ba», bedauern an ber ganzen An - gelegenheit nur, baß bic deutsche Delegation 72 Stunden brauchte, um einen Ausweg zu finden, ber schon seit Anbeginn ber Krise al8 der geeignetste erschien unb sicherlich manchen Auftritt hinter ben Kulissen vermieden hätte. Floyd George vor der Dresse. Wir berichteten bereits im Morgenblatt durch eigenen Draht - bericht von der Verlautbarung der Beilegung des ,.Zwischenfall»" van Genua in einer Pressekonferenz bet Lloyd George. WTL. berichtet jetzt noch darüber: Für Donnerstag, nachmittags 4 Uhr, waren die in Genua anwesenden Pressevertreter aller Länder nach bem Palazzo St. Giorgi, wo vor zehn Tagen die Konferenz eröffnet wurde, ein« geladen worden, um eine Erklärung Lloyd George» entgegenzunehmen. Der englische Premierminister hielt zunächst eine kurze Rede und beantwortete hieraus eine Reihe an ihn gerichteter Fragen. Er sagte u. a.: Sie Konferenz ist noch am Leben unb an bei Arbeit. ES gibt zwei Arten von Leuten: Tie einen wünschen der Konferenz Er-olg, die andern da» Gegenteil. Den letzteren habe i ch nicht» Ermutigende» mitguteilen. Wir arbeiten uns durch die Schwierigkeiten hindurch Der durck Abschluß de» deutsch - russischen Vertrages herbeigeführte Zwischenfall ist, toie i ch Yoffe , erledigt und wird keine ferneren Schwierigkeiten mehr madjeru Sie Mitteilung von dem Abschluß des Vertrages war eine völlige Ueberraschung für mich Es gibt jetzt für die Deutschen meines Erachtens vielleicht zwei Möglichkeiten, entweder auf den Vertrag zu verzichten, ober an ben Sitzungen der ersten Kommission nicht mehr teilzunehmen. Ich glaube zu wissen, daß die Deutschen zu letzterem bereit finb. Ich denke deshalb, daß die Sache b e i g e l e g t ist. Ter Vorfall war durchaus nicht ohne Bedeutung, der Vertrag wurde hinter dem Rücken der andern Konferenzteilnehmer abgeschlossen. Wenn alle so Hande'n wollten, müßte bie Konferenz zusainmenbrechen. Die Note an die deutsche Delegation war meiner Ansicht nach vollauf berechtigt. Ich hoffe, daß sie eine ausgezeichnete Wirkung auf den künftigen Verlauf der Konferenz ausüben wird. Wenn auch die Gefahr einer Ber» hängnisvollen Störung der Konferenz groß gewesen war, so ist doch keine Rede davon, daß bie Russen und Deutschen ben Vertragsabschluß in der Ab - sicht vollzogen, bie Konferenz z u Fall z u bringen. Ueber diesen Punkt darf kein Mißverständnis be - stehen. Zu den Verhandlungen mit Rußland sagte Lloyd George: Ich hoffe, daß heute die russische Antwort ein - laufen toiro. Ich würde sehr erstaunt fein, wenn sie nicht so lautete, daß sie die Fortsetzung der Konferenz rechtfertigt. Morgen wird die politische Kommission zusammentreten, um die rusische Antwort zu prüfen. I ch Hosse, bie Konferenz wird z u einem vollen Erfolg führen und zur Pazifizie - rung Europa? und zur Wiederherstellung de» zerstörten Kontinents beitragen. UebrigenS bat der Zwichenfall die Arbeit der Kon - ferenz nicht aufgehalten, da man sowieso auf die russische Ant- wort warten mußte. Lloyd George schloß: I ch hoffe, bie Konferenz wird z u einem Pakt führen, tote ihn die Banner Beschlüsse vorsehen, einem Pakt, in dem si ch bie Stationen verpflichten würden, s i ch jeder aggressiven Haltung z u enthalten. Sollte es nicht dazu kommen, so würde ich die Konferenz für e'ncn Fehlschlag halten. Auf die Frage, wer die Feinde der Konferenz feien, erwiderte Lloyd George: Die Leute, bie ben Haß in Permanenz erklären unb sich über die Konflikte zwischen den Nationen freuen. Der Völkerbund wird die Aufgabe batten, da» Wirken ber Konferenz fortzu setzen, aber erst, wenn ihm nid>t bloß, wie gegenwärtig, die Hälfte von Europa, sondern wenn i h m alle Nationen Europas angehören. Solange Deutschland und Rußland außerhalb stehen, ist kein wahrer Weltfrieden möglich Lloyd George betonte schließlich mit allem Nachdruck, daß er an einen günstigen AuSgcmg der Konferen- glaube. Er sei überzeugt, daß die Kon - ferenz zur Wiederherstellung der europäischen Harmonie beitragen werde. Da? sei der große Zweck und da» Endziel der Konferenz, und er glaube davon. Voinckttös Hintertür. Die augenscheinlich sehr zum Leidwesen Poincarö» in Genua erfolgte Einigung hat ihn auf andere Wege gewiesen, um uni den Vertrag mit Rußland doch noch zu durchkreuzen. WTB. meldet darüber aus Paris: P oincarö erstattete in der Sitzung des KabinettSratS Bericht über feinen Schritt bei den Regierungen der alliierten Staaten und der kleinen Entente. Diesen Regierungen ist eine Note zugegangen, worin sie ersucht werden, sich über die an Deutschland zu richtende Aufforderung zu verständigen, nach der der deutsch-russische Vertrag von Rapallo annulliert werden müsse. Poincare ist ber Ansicht, daß diese Maßnahme durch ® e r (t ä Ab i g u n g von Regie- rungzu Regierung beschlossen werden kann, da nach seiner Auffassung der von den deutschen Certactern begangene Fehler gewissermaßen über bie Kompetenz der Konferenz von Genua hinauSgebe. Ter Wortlaut der Aufforderung an Deutschland soll von der Botschafterkonferenz auf Anweisung ber alliierten Regie - rungen festgesetzt werden. Fall» eine Annullierung bet deutsch- russischen Konvention in Genua nicht zu erreichen wäre, hätten auf diese Weise die Alliierten die Möglichkeit, sie außerhalb der Konferenz zu verlangen. Die Reparationskommission hak folgende Note veröffentlicht: „Die Reparationskommission hat ihre Aufmerk - samkeit dem in Rapallo am 16. April von Rathenau al» Ver - treter ber beutschen Regierung unb dem Volkskommissar Tschi - tscherin al» Vertreter der Regierung der Sowjetrepublik unterzeichneten Vertrag zugewandt. Im Laufe ber heute ab - gehaltenen Sitzung wurden von ber Kommission beschlossen: 1. Von der Kriegslastenkommifsion eine offizielle Kopie de» Vertrage» von Rapallo zu fordern. 2. Ihre juristische Abteilung zu beauftragen, sofort unb ohne das Eintreffen der erwähnten offiziellen Kopie abzuwarten, die Frage zu prüfen, ob und in welchem Maße der Vertrag von Rapallo bie Bestimmungen de» Vertrage» von Versailles berührt, für den allein die Reparationskommission zuständig ist, insbesondere ob unb in welchem Maße ber Vertrag, von Rapallo ben Rechten und Vorrechten ber Repa - rationskommission Abbruch tun kann. Wirtschaftsfragen im Ausschuh. (Eigener Trahibericht des „Hamburger Echo".) SPD. Genua, 21. April. Str. Donnerstag tagte der Ausschuß für materielle Handel»- unb Wirtschaftsfragen. Krasfin betonte, daß Rußland grundsätzlich au» praktischen Beweggründen heraus vorläufig an der Aufrechterhaltung der Ausfuhrverbote festhasten müße. Erst wenn der Wiederaufbau innerhalb der einzelnen Staaten da» ökonomisibe Gleichgewicht zwischen den einzelnen Ländern und die Stabilisierung der Währungen erreicht fei. könne in Europa di: Handelsfreiheit propagiert werden. Für Rußland bandle e» sich aber nicht um unfreundliche kriegerische Maßnahmen, sondern um Schutz - maßnahmen, die Verbindern sollen, daß Ruhland in eine Kolonie verwandelt wird. Krassin forderte eine systematische Verteilung ber Rohstoffe unter die einzelnen Länder unb stellte eine spezielle Note über da» russische Außenhandelsmonopol in Aussicht. Ter italienische Handelsmimster überreichte einen Entwurf einer italienischen Abkommens, in dem sich die vertrag- schließenden Staate» verpflichten, ben Handel nicht durch Verbote zu erschweren, abgesehen von Gründen der öffentlichen Sicherheit, sani - tären Schutze» und von Waren, die Gegenstände der Staatsmonopol» sind. Tie Staaten sind berechtigt, sich gegenüber Gütern zu schützen, deren AuSlandSpret» unter den Herstellungskosten im Einfuhrland bleibt Im ZweifelSfalle ist da» internationale Schied», gericht im Haag anzurufen. Die englische Delegation über - reichte einen Abänderung-vorschlag zum Londoner Memorandum. Zum Schluß wurde festgelegt: Bs zum Montag, 24. April, abend», sind alle in Genua anwesenden Dele - gationen berechtigt, Vorschläge über weitere Di » - fuffionSgegenftänbe innerhalb d c» Londoner Memorandum» dem Ausschuß schriftlich z u unter - breiten. Der Ausschuß wird sich darüber schlüssig werden, ob r diese Gegenstände selbst bebandcln oder durch eine besonder» einzu- setzeiide Sachverständigenkommission behandeln lassen will. • Die Antwort der Russen. HabaS meldet aus Genua: In den Unterredungen Lloyd George» vor und nach dem Frühstück mit den Führern der alliierten Delegationen, denen sich dir Vertreter der kleinen Entente angeschlagen batten, war die Rede von der Wieder- aufnahmc der im Ausschuß für russische Angelegenoeiten infolge des deutsch-russischen Vertrages unterbrochenen Arbeiten. Die Alliierten verständigten am Sonnabend die russischen Vertreter, daß sie die Besprechungen nicht wieder aufnehmen würden, solange sie nicht den ihnen gestellten Bedingungen zustimmten. ®ie russische Antwort, die heute übergeben wird, scheint nun nicht eine vollkommene A b - lehnungzu sein. Infolgedessen bandelt e» sich darum, zu entscheiden, war der Ausschuß für russische Hngelencnljeiien tun wird. Barthou gab an. daß von offiziösen Besprechungen mit ben Vertretern Moskaus keine Rebe fein könne. Er fetzte hinzu, baß e» sehr wünschenswert sei, bie Vertreter der neutralen Staaten nicht mehr von den eingelöteten Verhandlungen fern- zuhalten. Alle alliierten Bevollmächtigten schloffen sich dieser Ansicht de? französischen Delegierten an. E» wurde beschlossen, daß der Unterausschuß für russische Angelegen- heilen morgen vormittag eine offiziöse Litzung abhalten soll, an ber außer den Bevollmächtigten der fünf einladenden Mäckte Vertreter Schweden«, her Schweiz, Polens und Rumänien? teil- nehmen sollen. Sie deutschen und russischen V er- tretet werden nicht dazu eingeladen. Man wird nie mehr. Rach mit Deiner Hufe roa» Du willst — bei sie an, mich hast Du sie beut Haffen gelehrt. Damit Du'r nur weißt." „Schnack!" Mehr wußte der Schulze seiner hinaurgeh-nden Frau nicht zu erwidern. Er langte nach bet Mütze, um nach dem abgeernteten Roggenschlag zu fahren. Frau JWagbaiene ging in da» Lchiafzimmer ihrer beiden Tochter. Ruhiger mußte sie erst werden, noch konnte sie Dörte die schlimme Botschaft wcht auSrichlen. 5B ! e würde sie den Schlag tragen? W'e ertrug K'au» diese Stunde? Gab es noch einen Weg, der um diesen Starrsinn herumsührte? Und wenn Dörte bie Kraft zu diesem Wege fand, war auch Klans stark genug, ber Tochter einer Manne» die Hand zu reichen, ber ihn wie einen Hund von bannen geprügelt hatte? Unb wenn er es tat, war ba» groß ober siein, erhaben ober erbärmlich? Alle Richtlinien mären ihr :n dieser Stunde her- schoben. Ganz fremd erschien ihr Klau», wei. sie keinen Wegweiser fand, der ihr Anhaltspunkte für sein Denken gab. Und habe: hatte sie geglaubt, jede Saite seiner See.e zu kennen. Ein Verzagen war in ihr... nicht denken. . alle» laufen lassen... Dörte mußte ba.d heremkommen, die wollte sie fragen. All ihre Sorgen würden von neuem ausleben, nun da ihr Mann baranging, auch Dörte in die Hufensie-en zu spannen. Aber seit heute morgen suhlte sie sich machtlos gegen ihn. Wenn sie an ihn pachte: nicht Zorn, nicht einmal Bitterkeit war e», wa» sie gegen ihn empfand, — nur eine Leere war ba drinnen. Den Sto.z auf ihn. den sie, wenn auch nickn immer bewußt, Xxü gepflegt hatte, den Stolz auf den eigenwilligen Dorfgewaltigen land sie mdb! wieder. Da» warme Gefüh» von fernem gradlinigen Cha- ratter war verdorrt. Er war ihr Mann, aber da» Wort hatte keine Resonanz mehr. Fortgehen? Daran dachte sie überhaupt nicht: Gewohnheit, Müdigken, Verantwortung gegen ihre Kinder ließen diesen Gedanken gar n cht in» Bewußtsein treten. Sie fand keinen Pfad au» dem Dickicht ber Bet.emmiingen und Sorgen. Ein? nur wußte sie: schwer würde sie fortan da» Blei - gewicht bet Stunden schleppen. Sie sah Dörte den Gartenstetg herauslommen. Da ging sie :n die Wohnstube. Mechanisch suchten ihre Hände eine Stütze an Stuhl und Tisch. „Mutter, wo» hatte Vater beim Kaffee? Ich sah ihn eben »er - fahren." , .. , . Dörte hatte sich auf einen Stuh> geatzt, um bie edbmen von den Bohnen zu entfernen. Während Magdalene Brüsehaver sprach, streichelte sie da» aschblonde Haar ihrer Tochter: „Dörte, sag, hast Du Deinen Klaus sehr lieb?" „Mutter, da? weißt Du doch. D-Shalb fragst Du? „So -ieb, i^ß Tu aller, Heimat unb Vaterhaus, für ihn bahiN- geben könntest?" Ta» Zittern chter Stimme konnte sie nicht unter- drücken. „Ja, Muttsch, ich könnt ei!" Stolz unb sicher sprach Dörte Brüsehaver. „Klein Dirn, ich muß es Dir sagen, Vater hat sich gestern abend mit Klau« entzwein Tic Hufe hat er ihm angeboten, er sollte kein Lehrer werben. Klau» Hai avgelehnt. Beide sind hart aneinander- geraten." , Und nach einer Pause: „Vater Bat ihn zuietzt sogar ge- idblagen..." Nun hatte sie da« grausame Dori gesagt. Doh. zuckte Dörte zusammen, der Stern ping etwa! lauter, doch reine Träne weinte sie. Mi! blanken Augen sah sie ihre Mutter an: „Mildding, alle» kommt nur auf Klaus an, will er mich haben, kann Vater nicht» daran ändern." „Dörte!" „Ja, Muttsch, in zwei Jahren bin ich großiahng, bann geh« ich JDu "kennst Vater. Weißt Dn, wa» Dein Schritt bedeuten würde? " „Ja, Mutter, ich weiß e?!" Und stille wurde e» zwischen den beiden. Frau Magdalene war raiio». Sah sie denn nur alle? so schwer? To einfach und se.bst- verständlich sprach ihre Tochter von diesen D ngen ... Doch als Dörte leise hinwarf: „virileich! gibt Vater mit der Zeit doch seine E nwilligung", faßte ihre Matter sie erregt an ben Arm: „G.aub'S nichi, mein Dirn. Wenn Tu wüßtest, ro;e _6ori Vater heute morgen Dich und mich — er konnte nicht härter sein —" sie mußte sich umwenden, schämte sich in Gedanken vor ihrer die erste Prüfung ber russischen Antwort vornehmen unb be - schließen, ob man die Verhandlungen mit den Sowjetdelegierten fortsetzen soll ober nicht. Im Verlaufe de» Nachmittag" wird dann der gleiche Unterausschuß offiziell mit den Russen zu- fammenlommen, wenn ihre Zulassung, wie es wahrscheinlich ist, genehmigt wird. • Aegypten fordert seine Unabhängigkeit. Der Führer bet national-ägyptischen Partei und Vorsitzende deS ägyptischen Komitee», A l i Kemal Bei, hat laut Hava» an die Mitglieder der Genueser Konferenz ein Memorandum ge - richtet, in dem er die Unabhängigkeit Aegyptens unb des ägypti - schen Sudans unter folgenden Bedingungen verlangt: 1. Be - dingungslose, uneingeschränkte Unabhängig - keit Aegyptens einschließlich de» Sudan. 2. internationale Garantien für bie Unabhängigkeit unter Beteiligung «um min - desten der großen Mittelmeerinächte, 3. Einverständnis Aegyptens mit der dauernden tatsächlichen Jnternationali. fierung deS Suezional», 4. keinerlei Kontrolle der ägyptischen Finanzen, abgesehen von der öffentlichen Schuld, 6. falls das Komitee auf eine Wiederherstellung verzichtet, kann eS nur zum Vorteil Aegypten» geschehen. — Die Wieder- herstellung des Frieden» in Aegypten ist, wie ber ägyptische Parteiführer erklärt, abhängig von ber Erfüllung biefex SBebingungen. Mas alles geredet wird. WTB. meldet amtlich aus Berlin: Zu bet Behauptung des „Daily Telegraph", es stehe die Unterzeichnung einer deutsch-russischen MiIi - lärkonventäon bevor, wird von zuständiger Stelle gesagt, daß der mitgeteilte Texi de» deutsch-russischen Vertrages voll- ständig ist. Es gibt dazu weder geheime Klauseln noch ein geheimes Abkommen-, von einem militärischen Bünd - n i S i st keine Rede. Ter englische Bericht ist in vollem Um - fang erfunden. Wozu zu bemerken wäre, daß die Zeit, sich an Militärbüiid- r.iffen zu beteiligen, für Deutschland ein für allemal vorüber ifU — — Ncichslnnd Oderschlrsren. Einen beachtenswerten Vorschlag macht in dem oberschlesischen ZentrumSblall „Tie Volksstimme" der Führer der oberschlesischen Zentrum», ReichstagSabgeordneter U1 ihka, zur Lösung dek ober - schlesischen Problems. Ulitzka wiederholt die schon früher von ben Autonornisten auSgegebene Parole, die Form ber Autonomie fei gleichgültig, wenn nur eine erweiterte Selbstbestimmung Oberschlesiens möglich würde. Er will bie Agitation für die Sandesautonomie fortsetzen unb in der Volksabstimmung zum Siege führen. Wenn dieser Sieg errungen ist, wünscht er ihn aber nicht mehr tm Sinne ber Ausgestaltung eines selbständigen deutsche« Lande» Oberschlesicn nach dem Vorbilde Bayerns ober Baden» auszu - werten, sondern will au» Lberschlesien ganz nach freier Entschließung ber oberschlesischen Volksvertretung und Vereinbarung mit dem Reiche ein ReichS 1 anb macken. In ber Eigenart ber inner- unb außen politischen Bedeutung der oberschlesischen Frage findet er diese Le. - faffungSform genügend begründet. Dafür spricht auch bie Tasiachi. daß das ooerjchlcsijche Abstimmungsgebiet aus 15 Jahre uma die besonderen Rechtsverhältnisse deS deutsch-polnischen Abkommen« non Gens fällt. Für die Innehaltung diese» Abkommen» sei nicht Preußen, sondern baS ganze Reich verantwortlich. War läge ba näher, al« daß ba» Reich mit der Verantwortung auch bi« Regierung unb die Ver - waltung diese» Gebiete» unmittelbar übernehme. Ulitzka glaubt, mit diesem Vorschläge den sozialdemokratischen Gedankengängen einer gleichzeitigen Vereinheitlichung, Dezentrali - sierung unb Demokratisierung bet ReichSpolittk erttgegenzu kommen. Oberschlesien kann feiner Meinung nach bie erste Zelle Weeden für die Neugliederung de» Reiche» im Sinne strafferer Zusammenfassung, sparsamerer Verwaltung unb größerer Vereinfachung. Wir halten diesen Vorschlag um so mehr für beachtlich, al» er ben unserer Meinung nach richtigsten Weg zeigt, um auch bie Ham - burg-Frage au» ber Sackgasse herauSzub ringen, in bie sie burch ba» eigentümliche Verhalten bet preußischen Regierung unb ihrer Unterhändler geraten ist Diese» ganze Verhalten, insbesondere auch die überdiplomatische Scheu der jetzt in Altona weilenden preußischen LandtagSkommission vor jeder Berührung mit bet breiten OeffenUichkeit, läßt wenig Aussicht auf eine Er - füllung ber Troß-Hainbutg-PIäne im Sinne ber arbeitenden Be - völkerung. Tann bleibt eben nur übrig, den Weg zur Reich». Provinz oder zum Reich » 1 and zu beschreiten, wie Dr. Köster ihn vor Jahr unb Tag hier schon einmal empfohlen hat Der preußische Widerstand würde sich zwar auch dagegen stemmen, einem Reichsland Hamburg das zu gewähren, wa» e» im ReichSintereff« braucht, aber dieser Widerstand müßte und würde bann schon deshalb gebrochen werden, weil alle nicht preußisch-partikularischen Kräfte sich gegen ihn vereinigen ließen. Durch verhältnismäßig kleine Opfer Und kluges Entgegenkommen hätte Preußen ber Neugliederung de» Reich?, die doch einmal kommen muß. weil sie im Zuge bet wirtschaftlichen Entwicklung liegt, selbst die Wege ebnen unb sich al? Führet de» innetpolitischen Fortschritt» in Teutschlanb bewähren können. Statt besten hindert e» b.e organische Zusammenfassung Thüringens wie bie Gtoß-Hambutg», unb wird e» so auch dahin bringen, daß sich Oberschlesien von ihm loSlöst Slanö öcS Dollars (vorbörslich) 280. . Tochter der brutalen Worte ihre» Manne» — „et hat e» verboten, auch nur noch einma. fllau«' Namen zu nennen —" „Aber da» Denken an Klau» kann mir keiner verbieten! Ten Glauben an unser Glück kann mir nur einer nehmen: fi.au»! Und bet tut’» nicht, Mutterl" Magba.ene Brüsehaver wat bestürzt über ihr tapfere» Mädel. Dat da» einfach Jugend, die in t einer .osen Handbewegung Ver - haue zerbtock, vor denen reife Menschen umkehren mußten? Nein, er wahr mehr: bot: saß ein Weib, bas nur den Mann sah, ohne rechts unb link» zu knicken. Sie war gewohnt, Dörte zu helfen, al» Mutter ihr beizustehen, — — nun stand sie plötzlich auf eigenen Füßen, fi.au» hatte au» ihrem Mädel einen starken Menschen ge - macht. Ihr Kmb wat ihr in diesem Sommer entwachsen, ohne oaß sie e» gesehen hatte. W:e eine Vereinsamung, e:n Beiseiieschieben war ba»... unb wollte die Freude, daß Dörte Liese Stund« leicht überwand, a.S sie gefürchtet hatte, nickt nenen sich dulden. „Mutter, wie muß meinem armen Klaus zumute sein! Unb tn einigen Tagen hat er Examen, — aber er zwingt e« dochl Morgen oder übermorgen hab ich einen Bries von ihm!" — — Al» am nächsten Tage die elfte Vormittag-stunde heran - rückte, ging Dörte nach dem Hof, „um nach ben Hühnern zu feben". Mehr noch aber sah sie nach dem Hoftor, durck da» Vater Steffen kommen mußte, ber seit Jahrichnten ben firumbfeern bic Briefe brachte. Beim Schulzengehöft ging er eigentlich nie vorbei, — wenn nickt? andere», brachte er dock amtliche Sacken, die aber der alle? Schreibwerk hastende Schulze nie vor Abend öffnete. Vater Steffen kannte alle großen und kleinen Gesckeh- ntffe im Ort, er war Vertrauensmann von Jung unb Alt. Das Merkwürdige war, daß er trotzdem noch immer schweigen konnt«. Unb wenn Großmütter und Tanten gar zu gern etwa» au» ihm herauSpreffen wollten, bann verscheuchte et sie mit seinem Amts - geheimnis. Unb diese» Mittel, da» nach Gefängnis und Gendarm rock,, hielt zwar die Neugierde zurück, hatte e» aber such mitge« bracht, daß Vater Steffen eine Art Respektsperson im Dorfe ge. worden war, und kein GroßherzoglicheS Amt hatte ihn dazu eingesetzt. Sortfetzuna folgt