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Fehlanbftrabe  n,  i.  Stock. 
Beranlworlltchrr  Rebatleur: 
Johanne«  lliritzo,  Hambvr« 
erpebttten: 
AehlanbftraSeil,  Erdgeschoß, 
vuchhanblung:  Srbaelchoß. 
Buchbruckeret-rtonlor: 
Fehlanbftratze  ii,  i.  Stock. 
SinzelULMmer  morgens  GO  4,  avendS  somit  Ton»-  und  Festtags  1,—  K 
LamvurgerEcho 
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ohne  verbinbltchteil. 
Ur.  186. 
Freitag,  de»  21.  April  1922  -  Abend  Ausgabe. 
36.  Iaiirgaug. 
Parlamrntskrise  in  Sachsen. 
Eine  Probe  auf  die  ^Einheitsfront"  mit 
Kommunisten. 
Ueber  die  Notwendigkeit  der  Einigung  der  proletarischen  Par -
teien  ist  noch  nie  soviel  geredet  worden,  wie  in  diesen  Tagen. 
Jeder  Tag  zeigt  aber  aufs  neue,  daß  wir  von  der  Einigung  noch 
sehr  weit  entfernt  sind.  Die  Koalitionsfrage  bildet  die  tiefe  Kluft, 
die  sich  fast  unüberbrückbar  zwischen  der  SPD.  und  der  USPD, 
auftut.  Diese  Frage  spielt  nicht  nur  da  eine  Rolle,  wo  Sozial -
demokraten  mit  Bürgerlichen  zusammen  eine  Regierung  bilden,  son -
dern  auch  da,  wo  wir  rein  sozialistische  Regierungen  haben.  Hier 
find  es  die  Kommunisten,  die  den  sozialistischen  Regierungen  jeden 
Dag  den  Boden  entziehen  können.  In  Braunschweig  kam  es  zur 
Landtagsauflösung,  weil  die  Kommunisten  mit  den  bürgerlichen 
Parteien  in  der  Frage  der  Grund-  und  Gewerbesteuer  stimmten 
und  dadurch  die  Regierung  in  der  Minderheit  blieb.  Die  Folge 
war  die  Landtagsauflösung.  Wie  in  Braunschweig,  so  sind  auch  in 
Sachsen  die  Kommunisten  da»  Zünglem  an  der  Wage.  Auch  dort 
drohten  dieselben  Steuern  an  der  Haltung  der  Kommunisten  zu 
scheitern.  Als  es  aber  zur  Entscheidung  kam,  waren  die  Kommu -
nisten  klug  genug,  die  Regierung  nicht  in  Gefahr  zu  bringen.  Auch 
in  vielen  andern  Fragen  haben  sie  die  sächsische  Regierung  gerettet. 
Jetzt  scheinen  sie  aber  alle  Klugheit  verloren  zu  haben.  Das 
Agitationsbedürfnir  hat  den  Sieg  davongetragen. 
Bei  der  Abstimmung  über  den  Justizetat  lehnten  die  Kommu -
nisten  das  Gchalt  des  Ministers  ab,  und  die  bürgerlichen  Parteien 
taten  dasselbe.  Darauf  wurde  auch  der  Justizetat  abgelehnt.  Die 
Kommunisten  erklärten,  sie  hätten  gar  nicht  die  Absicht  gehabt,  gegen 
den  Justizminister  zu  demonstrieren,  sondern  hätten  nur  den  Justiz- 
etat  ablehnen  wollen.  Es  scheint  ihnen  gar  nicht  klar  geworden  zu 
sein,  daß  mit  der  Ablehnung  dieses  Etats  auch  dem  Minister  das 
Gehalt  verweigert  wurde.  Jedenfalls  hatten  die  Kommunisten  eine 
Dummheit  gemacht,  was  sie  später  auch  einsahen.  Nach  den  Oster -
ferien  hätte  sich  deshalb  vielleicht  noch  ein  Ausgleich  finden  lassen. 
Die  Lage  erfuhr  jedoch  eine  Verschärfung  dadurch,  daß  in  der- 
selben  Sitzung,  in  bet  die  Kommunisten  den  Justizetat  ablchnten, 
der  Antrag  der  sozialistischen  Parteien  angenommen  wurde,  den 
1.  Mai  und  den  9.  November  in  Sachsen  zu  gesetzlichen 
Feiertagen  zu  erklären.  Die  Fraktionen  der  Deutschnationalen 
und  der  Deutschen  Volkspartei  hatten  wegen  dieses  Beschlusses  einen 
Antrag  auf  Volksentscheid  angekündigt,  die  Ablehnung  des  Justiz- 
etats  aber  gab  ihnen  Veranlassung,  die  Auflösung  des  Land -
tage»  zu  beantragen,  während  die  Demokraten  zunächst  nur  die 
Umbildung  der  Regierung  verlangten.  Die  beiden  Rechtsparteien 
haben  nun  die  Anträge  wegen  des  Volksentscheides  über  die  Feier -
tage  und  der  Auflösung  des  Landtages  offiziell  eingebracht.  Der 
Landtag  wird  sich  also  alsbald  nach  seinem  Wiederzusammentritt 
damit  zu  beschäftigen  haben.  Da  auch  die  Kommunisten  ben  An -
trag  auf  Auflösung  unterstützen  würben,  wäre  seine  Annahme  sicher. 
Aber  bic  Kommunisten  meinen,  eS  wäre  jetzt  richtiger,  zur  Offensive 
überzugehen  unb  ben  Lanbtag  burch  bie  Regierung  auflösen  zu 
lgsicn.  Nach  Lage  der  Verhältnisse  wird  auch  kaum  etwas  anderes 
Übrigbleiben. 
Die  Kommunisten  glauben,  die  Neuwahl  des  Landtages  Biete 
die  beste  Gelegenheit,  die  sozialistische  Regierung,  die  jetzt  nur  über 
eine  Mehrheit  von  2  Stimmen  verfügt,  auf  eine  breitere  Basis  zu 
stellen.  Ueber  den  Ausfall  der  Wahlen  läßt  sich  natürlich  noch  nichts 
Bestimmtes  Voraussagen,  zumal  bie  beiden  sozialdemokratischen 
Parteien  wegen  des  Verhaltens  der  Kommunisten  als  sozusagen 
anonyme  Regierungspartei  gegenüber  den  bürgerlichen  Angriffen 
keinen  leichten  Stand  haben  wird.  Aber  selbst  wenn  es  gelänge, 
den  Bürgerlichen  einige  Mandate  abzu  ringen,  bann  würben  auch 
im  neuen  Lanbtag  bie  Kommunisten  das  Zünglein  an  der  Wage 
bleiben  unb  bie  Negierung  könnte  wieder  jeden  Augenblick  von  ihnen 
gestürzt  werben.  Für  die  Regierung  wäre  also  bie  Sage  ebenso 
sckMerig,  wie  sie  jetzt  ist  Für  bie  Sozialbemokratische  Partei  wäre 
es  jebenfalls  sehr  schwer,  mit  ber  Parole:  »Für  bie  sozialistische  Re -
gierungskoalition!"  in  ben  Wahlkampf  zu  ziehen.  Sie  mühte  ihn 
felbftänbig  durchführen,  eine  eigene  Politik  treiben  unb  die  Frage 
nach  ber  Regierungsbildung  von  dem  Ausfall  der  Wahlen  abhängig 
machen. 
Bemerkt  mag  noch  werden,  daß  die  Kommunisten  die  Regierung 
nach  dem  Wieberzusammentritt  beS  Lanbtages  erneut  in  eine  schwie -
rige  Lage  bringen  werben,  baß  sie  bem  Gesamtetat  nur  bann  zu -
stimmen  wollen,  wenn  die  Regierung  eine  Reihe  von  Forderungen 
erfüllt.  Diese  Forderungen  könnten  wohl  von  ben  Sozialbemokraten 
Unterstützt  werben,  gehören  aber  nicht  zur  Kompetenz  ber  Länber 
unb  find  daher  nur  zu  dem  Zwecke  ei  »gebracht  worben,  ber  Regie -
rung  Schwierigkeiten  zu  machen. 
Die  parlamentarische  Sage  in  Sachsen  wird  jedenfalls  in  der 
nächsten  Zeit  bie  öffentliche  Aufmerksamkeit  weit  über  bie  Grenzen 
des  Landes  hinaus  auf  sich  ziehen. 
Man  wird  hier  an  einem  praktischen  Beispiel  erleben,  wohin  es 
führt,  wenn  die  sozialistische  Arbeiterschaft  sich  von  ben  kommuni -
stischen  Wirrköpfen  ins  Schlepptau  nehmen  läßt.  Schlimm  genug 
ist  schon,  baß  ein  Banb  wie  Sachsen,  baS  immer  gewaltige  sozial -
demokratische  Mehrheiten  mifwies  und  ein  Arbeiterstaat  im  reinsten 
Sinne  des  Wortes  werben  konnte,  in  seiner  Politik  heute  abhängig 
ist  von  ben  Deutschnationalen,  die  früher  nicht  einen  einzigen 
sächsischen  Kreis  hätten  erobern  können,  jetzt  aber  durch  ben  Bei- 
fianb,  ben  ihnen  bie  Kommunisten  leisten,  eine  Macht  geworben  finb. 
Bus  MM  Me  MAve». 
Bon  Willy  Harm». 
117]  
Hatte  seine  Frau  das  gesagt?  Sie,  die  tm  Grunde  allein  die 
Echuib  trug?  Sie  wollte  die  ganze  Sache  umkchren  unb  ihn  noch 
gar  in»  Unrecht  setzen?  Und  ihm  bot  sie  das  hier  ins  Gesicht?  Er 
schlug  bie  Tasse  auf  den  Tisch,  baß  bie  Scherben  auf  ben  Fußboden 
pogen.  Wut,  Haß  lag  in  seiner  Stimme,  al8  er  seine  Frau  anschrie. 
„Unb  bas  wagst  Du  mir  zu  sagen?  Wer  hat  e4  benn  auf  bem 
Gewissen,  baß  e8  soweit  gekommen  ist?  Du  allein!  Du  host  ben 
Oeiben  da»  oorgerebef!  Ihm  bah  ich  da»  Verbauern  mit  dem  Hand- 
stock  auegetrieben.  Dort  steht  er  beim  Ofen  hüte  Dich!" 
Drohend  hob  er  bie  Faust,  bie  schwie.tge.  Fast  al«  wollte  er  einen 
tun.  „Nock,  bin  ich  Herr  ber  Hufe!"  In  feiner  Erregung  war 
er  ein  paar  Schritte  auf  seine  Frau  zugegangen  
„Hau  boch  zu!" 
Berächt.ich  klang  baS.  Nicht  einmal  thu  anMisehen,  hielt  feine 
ßrau  für  nötig. 
Roh  trat  er  an  ihren  Stuhl  heran.  -Da»  sage  ich  Dir:  un- 
Möglich  ist  e?  nicht!  Durch  Eure  Schu.metsternucken  treibt  Ihr  mich 
soweit.  Verbauert  meinetwegen  soviel  Ihr  wollt,  ober  stemmt  Euch 
nicht  noch  einmal  gegen  bie  Hufe!  Dann  gibt  er  ein  Unglück,  so  ge- 
Miß  ich  hier  vor  Dir  sie  bei  Der  ent«,  ber  noch  einma.  von  bem 
Schulmeister  spricht,  fühlt  diese  Faust!" 
Krachend  fiel  sie  nieder  auf  ben  Tisch- 
Fast  weiß  war  ,hr  Gesicht,  al»  Frau  Magdalene  langsam  und 
schwerfällig  aufstand  unb  auf  ihren  Plann  zuging,  daß  er  unwill -
kürlich  einen  Schritt  zurückwich.  Tränen  standen  in  ihren  Augen. 
„Schulmeister»  Lene,  nein,  Du  hättest  sie  nicht  nehmen 
sollen  .  AN  da«,  war  sie  einst  für  Dich  übrig  hatt«,  auch  für 
Deinen  Trotz  und  Deinen  Eigenwillen,  das  hast  Du  eben  vertreten. 
Bon  heute  an  hast  Du  —  nur  um  ber  Kinder  willen  —  woh.  noch 
eine  grau  im  Hause,  Dein  Weib  wirst  Du  nirgends  mehr  finden  —- 
Die  Antwort  der  Deutschen  in  Genna. 
Der  Friedensschluß. 
(Eigener  Drahtbericht  de»  „Hamburger  Echo".) 
SPD.  Genua,  2L  April. 
Der  Zwischenfall  kann  al»  beigelegt  betrachtet  werden.  Die 
Delegationen  haben  sich  geeinigt.  Der  formelle  Akt  der  Beilegung 
des  Konflikt»  wird  heute  durch  die  Uebergabe  ber  deut, 
schen  Antwort  erfolgen.  Die  kurze  Note  wurde  gestern  in 
vollem  Einverständnis  mit  allen  in  Genua  anwesenden  Ministern 
festgestellt.  Sie  besagt  in  ihren  wesentlichen  Punkten,  daß  Deutsch -
land  bereit  ist,  vorläufig  au»  der  Kommission  für 
russische  Angelegenheiten  auSzuscheiden.  Zum 
Schluß  betont  die  Antwort,  daß  die  deutsche  Negierung  immer 
bestrebt  war  und  sich  auch  weiter  bemühen  wird,  freundschaftliche 
Beziehungen  zu  allen  Mächten  zu  erreichen  und  zu  fördern.  So 
wird  einem  Wunsche  der  Entente  entsprochen,  ohne  Deutschland» 
Interessen  irgendwie  zu  gefährden.  Deutschland»  Anwesenheit  in 
ber  Kommission  für  russische  Fragen  wäre  vielleicht  nicht  unan -
genehm,  sicher  aber  bei  ben  obwaltenden  Umständen  nicht 
von  großem  Nutzen.  Ohne  Zweifel  hätte  bald  bie  ZeiH 
kommen  müssen.  In  ber  Deutschland  an  ber  Seite  Rußland«  in 
gewißen  Fragen  gegen  bie  Ententestaaten  gestanden  hätte,  und 
ein  neuer  Zwischenfall  wäre  bie  Folge.  Nach  ber  jetzigen  Haltung 
ber  brutschen  Regierung  wirb  Rutzlanb  außerhalb  irgenbwelcher 
Gefahr  stehen,  feine  Auffassungen  allein  burchzusetzen,  ohne 
baß  beutsche  Interessen  verletzt  werden  können.  Dir  Wirtschafts -
vertrag  «wischen  Deutschland  und  Rußland  bleibt  abgeschlossen. 
ES  ist  bestimmt  zu  erwarten,  bah  ihm  weitere  gegenseitige  Dienste 
folgen  werben.  Wir  begrüßen  ba»,  bedauern  an  ber  ganzen  An -
gelegenheit  nur,  baß  bic  deutsche  Delegation  72  Stunden  brauchte, 
um  einen  Ausweg  zu  finden,  ber  schon  seit  Anbeginn  ber  Krise 
al8  der  geeignetste  erschien  unb  sicherlich  manchen  Auftritt  hinter 
ben  Kulissen  vermieden  hätte. 
Floyd  George  vor  der  Dresse. 
Wir  berichteten  bereits  im  Morgenblatt  durch  eigenen  Draht -
bericht  von  der  Verlautbarung  der  Beilegung  des  ,.Zwischenfall»" 
van  Genua  in  einer  Pressekonferenz  bet  Lloyd  George.  WTL. 
berichtet  jetzt  noch  darüber: 
Für  Donnerstag,  nachmittags  4  Uhr,  waren  die  in  Genua 
anwesenden  Pressevertreter  aller  Länder  nach  bem  Palazzo 
St.  Giorgi,  wo  vor  zehn  Tagen  die  Konferenz  eröffnet  wurde,  ein« 
geladen  worden,  um  eine  Erklärung  Lloyd  George» 
entgegenzunehmen.  Der  englische  Premierminister  hielt 
zunächst  eine  kurze  Rede  und  beantwortete  hieraus  eine  Reihe  an 
ihn  gerichteter  Fragen.  Er  sagte  u.  a.:  Sie  Konferenz  ist 
noch  am  Leben  unb  an  bei  Arbeit.  ES  gibt  zwei 
Arten  von  Leuten:  Tie  einen  wünschen  der  Konferenz  Er-olg, 
die  andern  da»  Gegenteil.  Den  letzteren  habe  i  ch  nicht» 
Ermutigende»  mitguteilen.  Wir  arbeiten  uns  durch 
die  Schwierigkeiten  hindurch  Der  durck  Abschluß  de»  deutsch -
russischen  Vertrages  herbeigeführte  Zwischenfall  ist,  toie 
i  ch  Yoffe  ,  erledigt  und  wird  keine  ferneren 
Schwierigkeiten  mehr  madjeru  Sie  Mitteilung  von 
dem  Abschluß  des  Vertrages  war  eine  völlige  Ueberraschung 
für  mich  Es  gibt  jetzt  für  die  Deutschen  meines  Erachtens  vielleicht 
zwei  Möglichkeiten,  entweder  auf  den  Vertrag  zu  verzichten,  ober 
an  ben  Sitzungen  der  ersten  Kommission  nicht 
mehr  teilzunehmen.  Ich  glaube  zu  wissen,  daß  die 
Deutschen  zu  letzterem  bereit  finb.  Ich  denke  deshalb, 
daß  die  Sache  b  e  i  g  e  l  e  g  t  ist.  Ter  Vorfall  war  durchaus  nicht 
ohne  Bedeutung,  der  Vertrag  wurde  hinter  dem  Rücken  der  andern 
Konferenzteilnehmer  abgeschlossen.  Wenn  alle  so  Hande'n  wollten, 
müßte  bie  Konferenz  zusainmenbrechen.  Die  Note  an  die  deutsche 
Delegation  war  meiner  Ansicht  nach  vollauf  berechtigt.  Ich  hoffe, 
daß  sie  eine  ausgezeichnete  Wirkung  auf  den  künftigen  Verlauf 
der  Konferenz  ausüben  wird.  Wenn  auch  die  Gefahr  einer  Ber» 
hängnisvollen  Störung  der  Konferenz  groß  gewesen  war,  so  ist 
doch  keine  Rede  davon,  daß  bie  Russen  und 
Deutschen  ben  Vertragsabschluß  in  der  Ab -
sicht  vollzogen,  bie  Konferenz  z  u  Fall  z  u 
bringen.  Ueber  diesen  Punkt  darf  kein  Mißverständnis  be -
stehen. 
Zu  den  Verhandlungen  mit  Rußland  sagte  Lloyd 
George:  Ich  hoffe,  daß  heute  die  russische  Antwort  ein -
laufen  toiro.  Ich  würde  sehr  erstaunt  fein,  wenn  sie  nicht  so 
lautete,  daß  sie  die  Fortsetzung  der  Konferenz  rechtfertigt.  Morgen 
wird  die  politische  Kommission  zusammentreten,  um  die  rusische 
Antwort  zu  prüfen.  I  ch  Hosse,  bie  Konferenz  wird 
z  u  einem  vollen  Erfolg  führen  und  zur  Pazifizie -
rung  Europa?  und  zur  Wiederherstellung  de»  zerstörten  Kontinents 
beitragen.  UebrigenS  bat  der  Zwichenfall  die  Arbeit  der  Kon -
ferenz  nicht  aufgehalten,  da  man  sowieso  auf  die  russische  Ant- 
wort  warten  mußte.  Lloyd  George  schloß:  I  ch  hoffe,  bie 
Konferenz  wird  z  u  einem  Pakt  führen,  tote  ihn 
die  Banner  Beschlüsse  vorsehen,  einem  Pakt,  in  dem  si  ch  bie 
Stationen  verpflichten  würden,  s  i  ch  jeder 
aggressiven  Haltung  z  u  enthalten.  Sollte  es  nicht 
dazu  kommen,  so  würde  ich  die  Konferenz  für  e'ncn  Fehlschlag  halten. 
Auf  die  Frage,  wer  die  Feinde  der  Konferenz  feien,  erwiderte 
Lloyd  George:  Die  Leute,  bie  ben  Haß  in  Permanenz 
erklären  unb  sich  über  die  Konflikte  zwischen  den  Nationen 
freuen.  Der  Völkerbund  wird  die  Aufgabe  batten,  da»  Wirken 
ber  Konferenz  fortzu  setzen,  aber  erst,  wenn  ihm  nid>t  bloß,  wie 
gegenwärtig,  die  Hälfte  von  Europa,  sondern  wenn  i  h  m 
alle  Nationen  Europas  angehören.  Solange 
Deutschland  und  Rußland  außerhalb  stehen, 
ist  kein  wahrer  Weltfrieden  möglich  Lloyd  George 
betonte  schließlich  mit  allem  Nachdruck,  daß  er  an  einen  günstigen 
AuSgcmg  der  Konferen-  glaube.  Er  sei  überzeugt,  daß  die  Kon -
ferenz  zur  Wiederherstellung  der  europäischen  Harmonie  beitragen 
werde.  Da?  sei  der  große  Zweck  und  da»  Endziel  der  Konferenz, 
und  er  glaube  davon. 
Voinckttös  Hintertür. 
Die  augenscheinlich  sehr  zum  Leidwesen  Poincarö»  in 
Genua  erfolgte  Einigung  hat  ihn  auf  andere  Wege  gewiesen, 
um  uni  den  Vertrag  mit  Rußland  doch  noch  zu  durchkreuzen. 
WTB.  meldet  darüber  aus  Paris: 
P  oincarö  erstattete  in  der  Sitzung  des  KabinettSratS 
Bericht  über  feinen  Schritt  bei  den  Regierungen  der  alliierten 
Staaten  und  der  kleinen  Entente.  Diesen  Regierungen  ist  eine 
Note  zugegangen,  worin  sie  ersucht  werden,  sich  über  die  an 
Deutschland  zu  richtende  Aufforderung  zu  verständigen,  nach 
der  der  deutsch-russische  Vertrag  von  Rapallo 
annulliert  werden  müsse.  Poincare  ist  ber  Ansicht, 
daß  diese  Maßnahme  durch  ®  e  r  (t  ä  Ab  i  g  u  n  g  von  Regie- 
rungzu  Regierung  beschlossen  werden  kann,  da  nach  seiner 
Auffassung  der  von  den  deutschen  Certactern  begangene  Fehler 
gewissermaßen  über  bie  Kompetenz  der  Konferenz  von  Genua 
hinauSgebe.  Ter  Wortlaut  der  Aufforderung  an  Deutschland  soll 
von  der  Botschafterkonferenz  auf  Anweisung  ber  alliierten  Regie -
rungen  festgesetzt  werden.  Fall»  eine  Annullierung  bet  deutsch- 
russischen  Konvention  in  Genua  nicht  zu  erreichen  wäre,  hätten 
auf  diese  Weise  die  Alliierten  die  Möglichkeit,  sie  außerhalb  der 
Konferenz  zu  verlangen. 
Die  Reparationskommission  hak  folgende  Note 
veröffentlicht:  „Die  Reparationskommission  hat  ihre  Aufmerk -
samkeit  dem  in  Rapallo  am  16.  April  von  Rathenau  al»  Ver -
treter  ber  beutschen  Regierung  unb  dem  Volkskommissar  Tschi -
tscherin  al»  Vertreter  der  Regierung  der  Sowjetrepublik 
unterzeichneten  Vertrag  zugewandt.  Im  Laufe  ber  heute  ab -
gehaltenen  Sitzung  wurden  von  ber  Kommission  beschlossen: 
1.  Von  der  Kriegslastenkommifsion  eine  offizielle  Kopie 
de»  Vertrage»  von  Rapallo  zu  fordern.  2.  Ihre  juristische 
Abteilung  zu  beauftragen,  sofort  unb  ohne  das  Eintreffen  der 
erwähnten  offiziellen  Kopie  abzuwarten,  die  Frage  zu  prüfen, 
ob  und  in  welchem  Maße  der  Vertrag  von  Rapallo 
bie  Bestimmungen  de»  Vertrage»  von  Versailles 
berührt,  für  den  allein  die  Reparationskommission  zuständig 
ist,  insbesondere  ob  unb  in  welchem  Maße  ber  Vertrag,  von 
Rapallo  ben  Rechten  und  Vorrechten  ber  Repa -
rationskommission  Abbruch  tun  kann. 
Wirtschaftsfragen  im  Ausschuh. 
(Eigener  Trahibericht  des  „Hamburger  Echo".) 
SPD.  Genua,  21.  April. 
Str.  Donnerstag  tagte  der  Ausschuß  für  materielle  Handel»- 
unb  Wirtschaftsfragen.  Krasfin  betonte,  daß  Rußland 
grundsätzlich  au»  praktischen  Beweggründen  heraus  vorläufig  an  der 
Aufrechterhaltung  der  Ausfuhrverbote  festhasten 
müße.  Erst  wenn  der  Wiederaufbau  innerhalb  der  einzelnen  Staaten 
da»  ökonomisibe  Gleichgewicht  zwischen  den  einzelnen  Ländern  und  die 
Stabilisierung  der  Währungen  erreicht  fei.  könne  in  Europa  di: 
Handelsfreiheit  propagiert  werden.  Für  Rußland  bandle  e»  sich  aber 
nicht  um  unfreundliche  kriegerische  Maßnahmen,  sondern  um  Schutz -
maßnahmen,  die  Verbindern  sollen,  daß  Ruhland  in  eine  Kolonie 
verwandelt  wird.  Krassin  forderte  eine  systematische  Verteilung  ber 
Rohstoffe  unter  die  einzelnen  Länder  unb  stellte  eine  spezielle  Note 
über  da»  russische  Außenhandelsmonopol  in  Aussicht. 
Ter  italienische  Handelsmimster  überreichte  einen  Entwurf 
einer  italienischen  Abkommens,  in  dem  sich  die  vertrag- 
schließenden  Staate»  verpflichten,  ben  Handel  nicht  durch  Verbote  zu 
erschweren,  abgesehen  von  Gründen  der  öffentlichen  Sicherheit,  sani -
tären  Schutze»  und  von  Waren,  die  Gegenstände  der  Staatsmonopol» 
sind.  Tie  Staaten  sind  berechtigt,  sich  gegenüber  Gütern  zu  schützen, 
deren  AuSlandSpret»  unter  den  Herstellungskosten  im  Einfuhrland 
bleibt  Im  ZweifelSfalle  ist  da»  internationale  Schied», 
gericht  im  Haag  anzurufen.  Die  englische  Delegation  über -
reichte  einen  Abänderung-vorschlag  zum  Londoner  Memorandum. 
Zum  Schluß  wurde  festgelegt:  Bs  zum  Montag,  24.  April, 
abend»,  sind  alle  in  Genua  anwesenden  Dele -
gationen  berechtigt,  Vorschläge  über  weitere  Di  »  - 
fuffionSgegenftänbe  innerhalb  d  c»  Londoner 
Memorandum»  dem  Ausschuß  schriftlich  z  u  unter -
breiten.  Der  Ausschuß  wird  sich  darüber  schlüssig  werden,  ob  r 
diese  Gegenstände  selbst  bebandcln  oder  durch  eine  besonder»  einzu- 
setzeiide  Sachverständigenkommission  behandeln  lassen  will. 
• 
Die  Antwort  der  Russen. 
HabaS  meldet  aus  Genua:  In  den  Unterredungen  Lloyd 
George»  vor  und  nach  dem  Frühstück  mit  den  Führern  der 
alliierten  Delegationen,  denen  sich  dir  Vertreter  der  kleinen 
Entente  angeschlagen  batten,  war  die  Rede  von  der  Wieder- 
aufnahmc  der  im  Ausschuß  für  russische  Angelegenoeiten  infolge 
des  deutsch-russischen  Vertrages  unterbrochenen  Arbeiten.  Die 
Alliierten  verständigten  am  Sonnabend  die  russischen  Vertreter, 
daß  sie  die  Besprechungen  nicht  wieder  aufnehmen  würden, 
solange  sie  nicht  den  ihnen  gestellten  Bedingungen  zustimmten. 
®ie  russische  Antwort,  die  heute  übergeben 
wird,  scheint  nun  nicht  eine  vollkommene  A  b  - 
lehnungzu  sein.  Infolgedessen  bandelt  e»  sich  darum,  zu 
entscheiden,  war  der  Ausschuß  für  russische  Hngelencnljeiien  tun 
wird.  Barthou  gab  an.  daß  von  offiziösen  Besprechungen 
mit  ben  Vertretern  Moskaus  keine  Rebe  fein  könne.  Er  fetzte 
hinzu,  baß  e»  sehr  wünschenswert  sei,  bie  Vertreter  der  neutralen 
Staaten  nicht  mehr  von  den  eingelöteten  Verhandlungen  fern- 
zuhalten.  Alle  alliierten  Bevollmächtigten  schloffen  sich  dieser 
Ansicht  de?  französischen  Delegierten  an.  E»  wurde  beschlossen, 
daß  der  Unterausschuß  für  russische  Angelegen- 
heilen  morgen  vormittag  eine  offiziöse  Litzung  abhalten  soll, 
an  ber  außer  den  Bevollmächtigten  der  fünf  einladenden  Mäckte 
Vertreter  Schweden«,  her  Schweiz,  Polens  und  Rumänien?  teil- 
nehmen  sollen.  Sie  deutschen  und  russischen  V  er- 
tretet  werden  nicht  dazu  eingeladen.  Man  wird 
nie  mehr.  Rach  mit  Deiner  Hufe  roa»  Du  willst  —  bei  sie  an,  
mich  hast  Du  sie  beut  Haffen  gelehrt.  Damit  Du'r  nur  weißt." 
„Schnack!"  Mehr  wußte  der  Schulze  seiner  hinaurgeh-nden 
Frau  nicht  zu  erwidern.  Er  langte  nach  bet  Mütze,  um  nach  dem 
abgeernteten  Roggenschlag  zu  fahren.  
Frau  JWagbaiene  ging  in  da»  Lchiafzimmer  ihrer  beiden  Tochter. 
Ruhiger  mußte  sie  erst  werden,  noch  konnte  sie  Dörte  die  schlimme 
Botschaft  wcht  auSrichlen.  5B ! e  würde  sie  den  Schlag  tragen?  W'e 
ertrug  K'au»  diese  Stunde?  Gab  es  noch  einen  Weg,  der  um  diesen 
Starrsinn  herumsührte?  Und  wenn  Dörte  bie  Kraft  zu  diesem  Wege 
fand,  war  auch  Klans  stark  genug,  ber  Tochter  einer  Manne»  die 
Hand  zu  reichen,  ber  ihn  wie  einen  Hund  von  bannen  geprügelt 
hatte?  Unb  wenn  er  es  tat,  war  ba»  groß  ober  siein,  erhaben  ober 
erbärmlich?  Alle  Richtlinien  mären  ihr  :n  dieser  Stunde  her- 
schoben.  Ganz  fremd  erschien  ihr  Klau»,  wei.  sie  keinen  Wegweiser 
fand,  der  ihr  Anhaltspunkte  für  sein  Denken  gab.  Und  habe:  hatte 
sie  geglaubt,  jede  Saite  seiner  See.e  zu  kennen.  Ein  Verzagen  war 
in  ihr...  nicht  denken.  .  alle»  laufen  lassen... 
Dörte  mußte  ba.d  heremkommen,  die  wollte  sie  fragen. 
All  ihre  Sorgen  würden  von  neuem  ausleben,  nun  da  ihr  Mann 
baranging,  auch  Dörte  in  die  Hufensie-en  zu  spannen.  Aber  seit 
heute  morgen  suhlte  sie  sich  machtlos  gegen  ihn. 
Wenn  sie  an  ihn  pachte:  nicht  Zorn,  nicht  einmal  Bitterkeit  war 
e»,  wa»  sie  gegen  ihn  empfand,  —  nur  eine  Leere  war  ba  drinnen. 
Den  Sto.z  auf  ihn.  den  sie,  wenn  auch  nickn  immer  bewußt,  Xxü 
gepflegt  hatte,  den  Stolz  auf  den  eigenwilligen  Dorfgewaltigen  land 
sie  mdb!  wieder.  Da»  warme  Gefüh»  von  fernem  gradlinigen  Cha- 
ratter  war  verdorrt.  Er  war  ihr  Mann,  aber  da»  Wort  hatte  keine 
Resonanz  mehr.  Fortgehen?  Daran  dachte  sie  überhaupt  nicht: 
Gewohnheit,  Müdigken,  Verantwortung  gegen  ihre  Kinder  ließen 
diesen  Gedanken  gar  n  cht  in»  Bewußtsein  treten. 
Sie  fand  keinen  Pfad  au»  dem  Dickicht  ber  Bet.emmiingen  und 
Sorgen.  Ein?  nur  wußte  sie:  schwer  würde  sie  fortan  da»  Blei -
gewicht  bet  Stunden  schleppen.  Sie  sah  Dörte  den  Gartenstetg 
herauslommen.  Da  ging  sie  :n  die  Wohnstube.  Mechanisch  suchten 
ihre  Hände  eine  Stütze  an  Stuhl  und  Tisch. 
„Mutter,  wo»  hatte  Vater  beim  Kaffee?  Ich  sah  ihn  eben  »er -
fahren."  ,  ..  ,  . 
Dörte  hatte  sich  auf  einen  Stuh>  geatzt,  um  bie  edbmen  von  den 
Bohnen  zu  entfernen.  Während  Magdalene  Brüsehaver  sprach, 
streichelte  sie  da»  aschblonde  Haar  ihrer  Tochter:  „Dörte,  sag,  hast 
Du  Deinen  Klaus  sehr  lieb?" 
„Mutter,  da?  weißt  Du  doch.  D-Shalb  fragst  Du? 
„So  -ieb,  i^ß  Tu  aller,  Heimat  unb  Vaterhaus,  für  ihn  bahiN- 
geben  könntest?"  Ta»  Zittern  chter  Stimme  konnte  sie  nicht  unter- 
drücken. 
„Ja,  Muttsch,  ich  könnt  ei!"  Stolz  unb  sicher  sprach  Dörte 
Brüsehaver. 
„Klein  Dirn,  ich  muß  es  Dir  sagen,  Vater  hat  sich  gestern  abend 
mit  Klau«  entzwein  Tic  Hufe  hat  er  ihm  angeboten,  er  sollte  kein 
Lehrer  werben.  Klau»  Hai  avgelehnt.  Beide  sind  hart  aneinander- 
geraten."  , 
Und  nach  einer  Pause:  „Vater  Bat  ihn  zuietzt  sogar  ge- 
idblagen..."  Nun  hatte  sie  da«  grausame  Dori  gesagt.  Doh. 
zuckte  Dörte  zusammen,  der  Stern  ping  etwa!  lauter,  doch  reine 
Träne  weinte  sie.  Mi!  blanken  Augen  sah  sie  ihre  Mutter  an: 
„Mildding,  alle»  kommt  nur  auf  Klaus  an,  will  er  mich  haben, 
kann  Vater  nicht»  daran  ändern." 
„Dörte!" 
„Ja,  Muttsch,  in  zwei  Jahren  bin  ich  großiahng,  bann  geh«  ich 
JDu  "kennst  Vater.  Weißt  Dn,  wa»  Dein  Schritt  bedeuten 
würde?  " 
„Ja,  Mutter,  ich  weiß  e?!" 
Und  stille  wurde  e»  zwischen  den  beiden.  Frau  Magdalene  war 
raiio».  Sah  sie  denn  nur  alle?  so  schwer?  To  einfach  und  se.bst- 
verständlich  sprach  ihre  Tochter  von  diesen  D  ngen  ... 
Doch  als  Dörte  leise  hinwarf:  „virileich!  gibt  Vater  mit  der 
Zeit  doch  seine  E  nwilligung",  faßte  ihre  Matter  sie  erregt  an  ben 
Arm:  „G.aub'S  nichi,  mein  Dirn.  Wenn  Tu  wüßtest,  ro;e  _6ori 
Vater  heute  morgen  Dich  und  mich  —  er  konnte  nicht  härter 
sein  —"  sie  mußte  sich  umwenden,  schämte  sich  in  Gedanken  vor  ihrer 
die  erste  Prüfung  ber  russischen  Antwort  vornehmen  unb  be -
schließen,  ob  man  die  Verhandlungen  mit  den  Sowjetdelegierten 
fortsetzen  soll  ober  nicht.  Im  Verlaufe  de»  Nachmittag"  wird 
dann  der  gleiche  Unterausschuß  offiziell  mit  den  Russen  zu- 
fammenlommen,  wenn  ihre  Zulassung,  wie  es  wahrscheinlich  ist, 
genehmigt  wird. 
• 
Aegypten  fordert  seine  Unabhängigkeit. 
Der  Führer  bet  national-ägyptischen  Partei  und  Vorsitzende 
deS  ägyptischen  Komitee»,  A  l  i  Kemal  Bei,  hat  laut  Hava» 
an  die  Mitglieder  der  Genueser  Konferenz  ein  Memorandum  ge -
richtet,  in  dem  er  die  Unabhängigkeit  Aegyptens  unb  des  ägypti -
schen  Sudans  unter  folgenden  Bedingungen  verlangt:  1.  Be -
dingungslose,  uneingeschränkte  Unabhängig -
keit  Aegyptens  einschließlich  de»  Sudan.  2.  internationale 
Garantien  für  bie  Unabhängigkeit  unter  Beteiligung  «um  min -
desten  der  großen  Mittelmeerinächte,  3.  Einverständnis  Aegyptens 
mit  der  dauernden  tatsächlichen  Jnternationali. 
fierung  deS  Suezional»,  4.  keinerlei  Kontrolle  der 
ägyptischen  Finanzen,  abgesehen  von  der  öffentlichen  Schuld, 
6.  falls  das  Komitee  auf  eine  Wiederherstellung  verzichtet,  kann 
eS  nur  zum  Vorteil  Aegypten»  geschehen.  —  Die  Wieder- 
herstellung  des  Frieden»  in  Aegypten  ist,  wie  ber 
ägyptische  Parteiführer  erklärt,  abhängig  von  ber  Erfüllung  biefex 
SBebingungen. 
Mas  alles  geredet  wird. 
WTB.  meldet  amtlich  aus  Berlin: 
Zu  bet  Behauptung  des  „Daily  Telegraph",  es  stehe  die 
Unterzeichnung  einer  deutsch-russischen  MiIi  - 
lärkonventäon  bevor,  wird  von  zuständiger  Stelle  gesagt, 
daß  der  mitgeteilte  Texi  de»  deutsch-russischen  Vertrages  voll- 
ständig  ist.  Es  gibt  dazu  weder  geheime  Klauseln  noch  ein 
geheimes  Abkommen-,  von  einem  militärischen  Bünd  - 
n  i  S  i  st  keine  Rede.  Ter  englische  Bericht  ist  in  vollem  Um -
fang  erfunden. 
Wozu  zu  bemerken  wäre,  daß  die  Zeit,  sich  an  Militärbüiid- 
r.iffen  zu  beteiligen,  für  Deutschland  ein  für  allemal  vorüber  ifU 
—  —  
Ncichslnnd  Oderschlrsren. 
Einen  beachtenswerten  Vorschlag  macht  in  dem  oberschlesischen 
ZentrumSblall  „Tie  Volksstimme"  der  Führer  der  oberschlesischen 
Zentrum»,  ReichstagSabgeordneter  U1  ihka,  zur  Lösung  dek  ober -
schlesischen  Problems.  Ulitzka  wiederholt  die  schon  früher  von  ben 
Autonornisten  auSgegebene  Parole,  die  Form  ber  Autonomie  fei 
gleichgültig,  wenn  nur  eine  erweiterte  Selbstbestimmung 
Oberschlesiens  möglich  würde.  Er  will  bie  Agitation  für  die 
Sandesautonomie  fortsetzen  unb  in  der  Volksabstimmung  zum 
Siege  führen.  Wenn  dieser  Sieg  errungen  ist,  wünscht  er  ihn  aber 
nicht  mehr  tm  Sinne  ber  Ausgestaltung  eines  selbständigen  deutsche« 
Lande»  Oberschlesicn  nach  dem  Vorbilde  Bayerns  ober  Baden»  auszu -
werten,  sondern  will  au»  Lberschlesien  ganz  nach  freier  Entschließung 
ber  oberschlesischen  Volksvertretung  und  Vereinbarung  mit  dem  Reiche 
ein  ReichS  1  anb  macken.  In  ber  Eigenart  ber  inner-  unb  außen 
politischen  Bedeutung  der  oberschlesischen  Frage  findet  er  diese  Le.  - 
faffungSform  genügend  begründet.  Dafür  spricht  auch  bie  Tasiachi. 
daß  das  ooerjchlcsijche  Abstimmungsgebiet  aus  15  Jahre  uma  die 
besonderen  Rechtsverhältnisse  deS  deutsch-polnischen  Abkommen«  non 
Gens  fällt.  Für  die  Innehaltung  diese»  Abkommen»  sei  nicht  Preußen, 
sondern  baS  ganze  Reich  verantwortlich.  War  läge  ba  näher,  al«  daß 
ba»  Reich  mit  der  Verantwortung  auch  bi«  Regierung  unb  die  Ver -
waltung  diese»  Gebiete»  unmittelbar  übernehme. 
Ulitzka  glaubt,  mit  diesem  Vorschläge  den  sozialdemokratischen 
Gedankengängen  einer  gleichzeitigen  Vereinheitlichung,  Dezentrali -
sierung  unb  Demokratisierung  bet  ReichSpolittk  erttgegenzu kommen. 
Oberschlesien  kann  feiner  Meinung  nach  bie  erste  Zelle  Weeden  für 
die  Neugliederung  de»  Reiche»  im  Sinne  strafferer  Zusammenfassung, 
sparsamerer  Verwaltung  unb  größerer  Vereinfachung. 
Wir  halten  diesen  Vorschlag  um  so  mehr  für  beachtlich,  al»  er  ben 
unserer  Meinung  nach  richtigsten  Weg  zeigt,  um  auch  bie  Ham -
burg-Frage  au»  ber  Sackgasse  herauSzub ringen,  in  bie  sie  burch 
ba»  eigentümliche  Verhalten  bet  preußischen  Regierung  unb  ihrer 
Unterhändler  geraten  ist  Diese»  ganze  Verhalten,  insbesondere  auch 
die  überdiplomatische  Scheu  der  jetzt  in  Altona  weilenden 
preußischen  LandtagSkommission  vor  jeder  Berührung 
mit  bet  breiten  OeffenUichkeit,  läßt  wenig  Aussicht  auf  eine  Er -
füllung  ber  Troß-Hainbutg-PIäne  im  Sinne  ber  arbeitenden  Be -
völkerung.  Tann  bleibt  eben  nur  übrig,  den  Weg  zur  Reich». 
Provinz  oder  zum  Reich  »  1  and  zu  beschreiten,  wie  Dr.  Köster 
ihn  vor  Jahr  unb  Tag  hier  schon  einmal  empfohlen  hat  Der 
preußische  Widerstand  würde  sich  zwar  auch  dagegen  stemmen,  einem 
Reichsland  Hamburg  das  zu  gewähren,  wa»  e»  im  ReichSintereff« 
braucht,  aber  dieser  Widerstand  müßte  und  würde  bann  schon  deshalb 
gebrochen  werden,  weil  alle  nicht  preußisch-partikularischen  Kräfte 
sich  gegen  ihn  vereinigen  ließen. 
Durch  verhältnismäßig  kleine  Opfer  Und  kluges  Entgegenkommen 
hätte  Preußen  ber  Neugliederung  de»  Reich?,  die  doch  einmal  kommen 
muß.  weil  sie  im  Zuge  bet  wirtschaftlichen  Entwicklung  liegt,  selbst 
die  Wege  ebnen  unb  sich  al?  Führet  de»  innetpolitischen  Fortschritt» 
in  Teutschlanb  bewähren  können.  Statt  besten  hindert  e»  b.e 
organische  Zusammenfassung  Thüringens  wie  bie  Gtoß-Hambutg», 
unb  wird  e»  so  auch  dahin  bringen,  daß  sich  Oberschlesien  von  ihm 
loSlöst 
Slanö  öcS  Dollars  (vorbörslich)  280. 
.  Tochter  der  brutalen  Worte  ihre»  Manne»  —  „et  hat  e»  verboten, 
auch  nur  noch  einma.  fllau«'  Namen  zu  nennen  —" 
„Aber  da»  Denken  an  Klau»  kann  mir  keiner  verbieten!  Ten 
Glauben  an  unser  Glück  kann  mir  nur  einer  nehmen:  fi.au»!  Und 
bet  tut’»  nicht,  Mutterl" 
Magba.ene  Brüsehaver  wat  bestürzt  über  ihr  tapfere»  Mädel. 
Dat  da»  einfach  Jugend,  die  in  t  einer  .osen  Handbewegung  Ver -
haue  zerbtock,  vor  denen  reife  Menschen  umkehren  mußten?  Nein, 
er  wahr  mehr:  bot:  saß  ein  Weib,  bas  nur  den  Mann  sah,  ohne 
rechts  unb  link»  zu  knicken.  Sie  war  gewohnt,  Dörte  zu  helfen,  al» 
Mutter  ihr  beizustehen,  —  —  nun  stand  sie  plötzlich  auf  eigenen 
Füßen,  fi.au»  hatte  au»  ihrem  Mädel  einen  starken  Menschen  ge -
macht.  Ihr  Kmb  wat  ihr  in  diesem  Sommer  entwachsen,  ohne  oaß 
sie  e»  gesehen  hatte.  W:e  eine  Vereinsamung,  e:n  Beiseiieschieben 
war  ba»...  unb  wollte  die  Freude,  daß  Dörte  Liese  Stund«  leicht 
überwand,  a.S  sie  gefürchtet  hatte,  nickt  nenen  sich  dulden. 
„Mutter,  wie  muß  meinem  armen  Klaus  zumute  sein!  Unb 
tn  einigen  Tagen  hat  er  Examen,  —  aber  er  zwingt  e«  dochl 
Morgen  oder  übermorgen  hab  ich  einen  Bries  von  ihm!"  —  — 
Al»  am  nächsten  Tage  die  elfte  Vormittag-stunde  heran -
rückte,  ging  Dörte  nach  dem  Hof,  „um  nach  ben  Hühnern  zu 
feben".  Mehr  noch  aber  sah  sie  nach  dem  Hoftor,  durck  da»  Vater 
Steffen  kommen  mußte,  ber  seit  Jahrichnten  ben  firumbfeern 
bic  Briefe  brachte.  Beim  Schulzengehöft  ging  er  eigentlich  nie 
vorbei,  —  wenn  nickt?  andere»,  brachte  er  dock  amtliche  Sacken, 
die  aber  der  alle?  Schreibwerk  hastende  Schulze  nie  vor  Abend 
öffnete.  Vater  Steffen  kannte  alle  großen  und  kleinen  Gesckeh- 
ntffe  im  Ort,  er  war  Vertrauensmann  von  Jung  unb  Alt.  Das 
Merkwürdige  war,  daß  er  trotzdem  noch  immer  schweigen  konnt«. 
Unb  wenn  Großmütter  und  Tanten  gar  zu  gern  etwa»  au»  ihm 
herauSpreffen  wollten,  bann  verscheuchte  et  sie  mit  seinem  Amts -
geheimnis.  Unb  diese»  Mittel,  da»  nach  Gefängnis  und  Gendarm 
rock,,  hielt  zwar  die  Neugierde  zurück,  hatte  e»  aber  such  mitge« 
bracht,  daß  Vater  Steffen  eine  Art  Respektsperson  im  Dorfe  ge. 
worden  war,  und  kein  GroßherzoglicheS  Amt  hatte  ihn 
dazu  eingesetzt.  Sortfetzuna  folgt