Va« „Hamburger (Vcho" »rfchclnt tÄflltd) iroetmat, eonntaflfi ii. nacl)^ttcrtaptn nur »t»mal. Pezugspiria: TOödientt. 10.50 t,eigeui ein, die sich langjam aur »)« Plätze begeben. Frölich erklärt: Wir dulden -ucht, daß eine Tranerfeier in Gegenwart der Mörder abgehalten wird.Prapdent Löbe fährt fort, indem bas Haus sich erhebt: Was bieje ejene hier hervorruft, i st eine Tat von so unerhörter ® r a u • ) am feit unb Roheit, baß sie uns ba» Bl u t i n den Abern erstarren macht. Heute vormittag ist. wie Ihnen allen bekannt, der Minister Rathenau, als er nn Wohnung verließ, von einem andern Kraftwagen aus curch --ck Iw Meuchlings ermordet worden. (Lebhafte Pfur-Rufe.) Der Mann, M Die WMlMk WmWWto! An Dem Minister Der denlfchen Republik, Rathenau, ist ein verruchter Mord verübt worden. Die Mörder sind entflohen und werden von Helfershelfern verborgen gehalten. Blitzartig hat diese neue Bluttat die «efahren beleuchtet, die dem deutschen Volke drohen. Tie nichts - würdige« nationalistischen Hetzer, die systematisch die Republik und ihre berufenen Vertreter verleumden, haben auch dieses Verbrechen auf dem ltzewisseu. Dsv llterb fsrdert Sühne! Tie Verfolgung der Mörder und ihrer Mitschuldige» mutz mit äußerster Strenge durchgeführt werde«. Ter Empörung über die ruchlose Tat wie über das Treiben reaktionärer Gewaltmenschen nm ff machtvoll Ausdruck verliehen werden. Tie unterzeichueteu Parteien haben sich geeinigt, die gesamte werktägige Bevölkerung lSrotz- Hambnrgs aufzurufen nm Montag, 26. Juni, nachmittags von 3 bis 5 Uhr, alle Arbeit ruhen zu lassen und sich um 4 Uhr ans dem Heiligengeistfelbe zu versammeln zu einer Kundgebung gegen den Mord. WM- Um die Kundgebung einheitlich und wuchtig ;u gestalten, müssen die Belegschaften ihre Betriebe geschlossen und so zeitig verlassen, datz sie um 4 Uhr aus Dem Heiligengeistfelde angelangt find. Airseftellte, Beamte! Zeigt durch sesehlssseueir 2luf- luuvfeh, -ueletze Mueht für die uud geseu die Reuktisu steht. Sozialdemokratische Partei Unabhängige Sozialdemokratische Groß-Hamburgs. Partei Groß-Hamburgs. »m—II ■ der fein Privatleben, seine Neigungen, seine Ruhe, alles aufgab, um ber deutschen Republik nach bestem Wissen zu bienen, ist bas Opfer von Mörbern geworben. iAbgeorbnete ber Linken wenden sich plötzlich um und richten stürmisch an die Tribünen bic Aufforde - rung, sich von ben Plätzen zu erheben. Tas geschieht.) Nicht aus freitoiligein Entschluß, nicht aus Ehrgeiz hat er fein Amt über - nommen, sondern um bem deutschen Volke zu bienen, und so oft ich Rathenau habe sprechen hören, auch in ber schärfsten Polemik, ist nie ein unsachliches Wort über feine Lippen gekommen. Er erlag ber Morderhanb. (Hollein (Komnt.i ruft: Helfferich hat gestern die Mordrebe gehalten,, er ist ber Mörder!) Ich brauche ben Ge-' fühlen nicht Ausdruck zu geben, bic uns alle beseelen, bas Gefühl der Verachtung für bic, die diesen Mord vollbracht haben. (Zurut links: Und die ihn angezettelt haben!) Aber es steht mehr auf bem Spiel. Auf dem Spiel steht das deutsche Land, das deutsche Volk. Die Täter haben Gehilfen unb Spießgesellen gehabt. Sie haben eine Organisation von Mördern hinter sich, die sie schützt und für ihre Taten unterhält. Ander? späte cs nicht möglich ge - wesen unb o as Liut.de ,, $ r morb e icn f alLLa ui Leute, a l s auf bie Mörder, e s fällt auch auf b : e , bic dazu anrei zten. 'Es fällt auch auf die, die für ihre Anschläge, wenn sie nicht gelangen, mit Spott und Hohn aufwarie- ten. Es fällt auch auf die, bie nach gelungenen Anschlägen noch das Andenken der Opfer zu besudeln wagten. Seit 2 Jahren, leit» bem man mich in dieses Amt berufen hat, habe ich mich bemüht, mein Amt gerecht zu führen; aber das muß ich sagen, ohne bie Hetze jener Manner stände dieser Stuhl heute nicht leer. Sie haben gehöhnt, als das Attentat auf Scheüemann mißlang, gehöhnt bis heute, wo ein Attentat gelungen ist und es scheint keinen Schutz dagegen zu geben. Die Mörder haben Helfer, die die Täter verschwinden lassen unb toieber von neuem schützen. Einer nach dem andern von uns erliegt der Mörder- hand. (Hunts links: Aber nun ist Schluß!) Dieses Mal hat ber Mordstah! getroffen einen Mann, der besannt und bestimmt schien, die Fäden wieder anzuknüpfen, die der Krieg zerrissen hat und er hatte bie ersten schwachen Erfolge. Aber in dieser Stunde haben wir nicht bie Ruhe, sein Leben zu überschauen unb zu wür - digen. Wir haben uns hier erhoben von den Plätzen und wollen bem Grmorbctcn unfern Tank aussprechen für das, was er für das deutsche Volk getan hat. Will haben das Beileid bezeugt ber betagten Mutter, der man den toten Sohn vor die Füße gelegt hat. Kaum hat der Präsident, der nur mühsam die Tranen zurück - hält, geendet, ba erhebt sich ber Abg. Wels (ST.) unb ruft in ben Saal: „E s lebe bie Republik!" Ein Sturm burch- brauft da? Haus, ein Bekenntnis für die Republik. Als der Lärm sich gelegt hat, ertönt von der Tribüne der Ruf: „Dieser Mord wird nicht ungerochen bleiben!" Nun ergreift der Reichskanzler das Wort: Die Reichs - regierung schließt sich ben Worten des Präsidenten an. Wenige Wochen sind vergangen, ba versammelten sich im Palazzo Giorgio in Genua bie Vertreter aller Nationen. Es war ein großer, historischer Augenblick. Ta erhob sich unser greunb Rathenau. AuS seinem Munbe quollen edle Worte, getragen von größter humanistischer Gesinnung, Worte ber Verständigung in aller- vornehmster Ruhe, baß auch bie Herzen betet sich öffneten, bie bis dahin uns vielleicht mit starker Abneigung gegenüberftanben. Der Mann, der über die Grenze ber Nation hinaus ben Weg zur Verständigung beschritten hat, nun liegt er tot vor uns. Seinen Platz schmückt ein Nosensttautz. Et fiel nicht nur um sein Volk, er fiel um bic Menschheit. Aber wehe denen, die dieses große Werk der Versöhnung ber Nationen mit diesem Morde ft orten. Das Werk darf nicht unterbrochen werden; wir müssen dieses Werk, das wir begonnen haben, mit schwerem Herzen fortsetzen. Das ist das Wert ber Rettung unseres Volkes, aber auch ber Rettung Europas. Wir ftanben dem Außenminister näher. Wit nannten Dr. Rathenau unfern Freund. Gewiß hat Rathenau viele Gegner gehabt. Er hat früher seine Gedanken in literarisch blendender Art ber Welt bargclegt; aber von dem Augenblick an, wo er offen in ben Dienst des deutschen Volkes unb bet brutschen Republik getreten ist, von bent Tage au batte er nicht nur Feinde, fonbern Tobfeinde. (Zuruf links: Helfferich!) Sein Werk bleibt aber bestehen und wird nicht unterbrochen werden. Im Gegenteil, alle wahren Republikaner Deutschlands wer - den aus diesen Tagen die größte Kraft schöpfen, um mit denen abzurechnen, die unser Volk dem Tode geweiht haben. sAnhalteuder Beifall und Hände - klatschen.) Die Arbeiterschaft ganz Deutschlands hat in jenen Tagen, wo das Ehaos über uns hinwegging, keinem Vertreter bürgerlicher Auffassung auch nur ein Haar gekrümmt. (Erneuter Sturm und Zurufe.) Von dem Tage an, wo wir unter ben Fahnen der Republik diesem neuen Staatswesen dienen, wird Gift mit Millionen Geld in unser Volk hinein- gc-worfen. Von Königsberg bis Konstanz find 11: unserm Vaterlands Hetzer an der Arbeit, während wir uns mühen, dem Staat unter Aufgebot aller Kräfte aufrichtig zu dienen. Ich habe ben Ermordeten mehr als 2 Jahre persönlich gekannt. Viele haben ihn wegen seiner Rasse schmählich angegriffen. Er war ein Mann der wahren Völkerverständigung. Ei hat aber nie ein böses Wort gesprochen, nie kamen Klagen über seine Lippen, weder im Kabinett, noch im Freundeskreis, noch im Gespräch unter vier Augen. Er hat nicht nur mit ben Lippen verziehen, sondern auch int Herzen allen denen Ver - zeihung gegeben, die ihn in den letzten Monaten unb Jahren geschmäht haben. Gestern nachmittag noch hat er den ihm neuer« ding? angebotenen Schutz unter allen Umständen abgelehnt. Er sagte, er traue niemandem eine derartige Tat zu. Auch in diesen Tagen hat er den Gedanken, daß man ihm nach dem Leben trachten könne, abgelehnt. Wir wollen aus dieser entsetzlichen Tat, die wir alle bedauern, das eine lernen: Schützen wir bie Republik. S i e aber, meine Herren von rechts, müssen sich sagen lassen: so wie es bis - her gegangen ist, geht es nicht mehr weiter. (Un - geheurer Beifall, ber sich immer erneut; Händeklatschen auf ber Tribüne.) Der Mahnruf nach Erzbergers Ermordung unb bie Hoffnung, es würde anders werden, waren vergebens. Die Arbeiter aller Parteien und alle diejenigen, die eine wirkliche freiheitliche bürgerliche Auf - fassung vertreten, unb alle wahren Republi - kaner, halten Sie zusammen! Schützen Sie die Republik in unserm deutschen Vaterlande! (Er - neuter Beifallssturm.) Zur Geschäftsordnung erhält da? Wort Dittmann (USP > unb teilt mit, daß bie Zentrale feiner Partei erfahren habe, daß ber Mord an Rathenau das Signal zum Sturz der Republik sein solle. In ber ersten Nacht, bic bem Mord Rathenaus folgt, sollen alle Mi.nister in ganz Deutschland ermordet werden. Das ist bie Parole ber Verschwörer, unb es soll das Signal zum Sturz ber Regierung sein. Ich halte es für meine Pflicht, bem Hause biefe Mitteilung zu machen. Ich hoffe, baß diese meine Warnung auf fruchtbareren Boden fällt, als bic Mahnung, bic ich am letzten Dienstag an bas _9Heid> richtete, um sofort gegen die monarchistischen Treibereien Stellung zu nehmen. Der Reichs - tag bat das abgelehnt. Tas wirb heute mancher bedauern. Fcch warne bie Negierung unb die ganze Oeffentlichkeit. Wir werden t*or allvtzl das deutsche Prosemrun zum 0 j fcic monarchistische, militaristische Reaktion aufrufem Auf Antrag Müller- Franken (SD.) unb Adolf Hoff - mann (UTPi wird gegen bie Stimmen bet Rechts - parteien beschlossen, bie Rede des Reichs - kanzlers und die de? R e i ch s t a g s p r ä s i d e n t e n auf Reichskoften im deutschen Lande überall anzu schlagen. Tann wird bie Sitzung auf 7 Uhr vertagt. Tagesordnung: Entgegennahme einer Erklärung der Reichsregierintg. Abend sitzung. Die Tribünen sind stark überfüUt. In den Diplomatenlogen sind die Vertreter der fremden Mächte anwesend. Am Regie - rungstisch erscheint der Reichskanzler mit ben Reichsministern, ferner bie in Berlin anwesenden Ministerpräsidenten ber Länder. Präsident Löbe eröffnet bic Sitzung um 8 Uhr 10 Min. unb erklärt, daß auf der Tagesordnung nur steht die Entgegennahme einet Erklärung der Reichsregiernng. Reichskanzler Dr. Wirth: Die Rcichsregierung richtet an das deutsche Volk folgenden Ausruf und folgende Mahnung: Ter Mord an dem Reichsminister Dr. Raihcnau hat die schweren Gefahren enthüllt, denen Deutschland durch mnerpolitische Gärungen ausgesetzt ist. Tie Diahnungen, den Zwist der Parteien über ben Streit um Vergangenes ruhen zu lassen und alle Kräfte ber Nation bem Ausbau unb der Rettung bes Vater - landes zu weihen, sind ungehört verhallt. Eine ruchlose und nichtswürdige Verhetzung, welche sich gegen bic Staatsform richtet unb ihre Diener als vogelfrei erklärt, treibt immer wieder un - klare, politisch verblendete oder verwilderte Köpfe zu Mordversuch und Mord. Das droht den inneren Frieden, die Grundlage einer deutschen Erneuerung, zu zerstören. Der Mord an dem Reichsminister Dr. Rathenau ist nur ein Glied an einer Kette wohlvorbereiteter Anschläge auf die Republik. Zuerst sollen bie Führer der Republik, bann soll bie Republik selbst fallen. Gegen den verbrecherischen Anschlag muß etwas TurchgreifendcS geschehen. Dem wachsenden Terror, dem Nihilismus, der sich vielfach unter dem Deckmantel nationaler (Sefinnung verbirgt, darf nicht mehr mit Nachsicht begegnet werden. (Lebhafte Zustimmung links und in ber Mitte.) Das Reichskabinett hat seinen fähigsten unb besten Mitarbeiter durch Mduchelmorb verloren. Da Gefahr im Verzüge ist, muß schnell gehanbelt werben. Die Rcichsregierung hat daher bem Reichs - präsidenten empfohlen, von seiner verfassungsmäßigen Befugnis Gebrauch zu machen unb besondere Maßnahmen zum Schutze der Republik zu treffen. Sie wird für strengste Durchführung dieser Maßnahmen Sorge tragen, durch gesetzliche Vorschriften der moralischen und politischen Zerstörung entgegenwirken, die den Staat in feinen Grundlagen auf das schwerste bedroht. Die Reichsregierung versteht die tiefe Erregung des Volkes. Sie bedauert die wirtschaftlichen Rückschläge, welche die Arbeiterklasse am meisten treffen. Die Rcichsregierung hofft, daß das deutsche Volk sich nicht zu einer übereilten Tat verleiten läßt. Sie er - wartet vielmehr, daß das deutsche Volk sich hinter die Re - gierung st eilen wird. Sie richtet deshalb an die Beamtenschaft, an die Arbeiter und das gesamte freiheitliche Bürgertum die Mahnung, zum Schutze der Republik treu zn- sammenzustehen. ES lebe bic Republik! (Lebhafter Beifall.) Die Rcichsregierung hat dem Reichspräsidenten empfohlen, von Artikel 48 der Verfassung Gebrauch zu machen. Der Reichspräsident hat daraufhin folgende Ber- ordnuiig erlassen: „Auf Grund deS Artikels 48 der Rcichsverfaffung wirb zur Wiederherstellung der Ruhe unb Ordnung folgendes verordnet: 1. VerVoleue Vereiuiqungen. 8 1. Versammlungen, Umzüge und Kundgebungen können verboten werden, wenn die Besorgnis begründet ist, daß durch sie die Ruhe und Ordnung und der Bestand der Republik gefährdet wird, oder daß man in ihnen zu Gewalttaten gegen Mitglieder der jetzigen oder einer früheren republikanischen Regierung des Landes aufreizt, oder billigt, oder die republikanischen Einrich - tungen dsrS Landes in einer den inneren Frieden störenden Weise verächtlich macht. Vereine und Bereinigungen, die Bestrebungen dieser Art verfolgen, können verboten und aufgelöst werden. § 2. Zuständig für Maßnahmen nach S 1 sind bic Landes- zentralbehörden ober bie von ihr bestimmten Stellen. Der Reichs - minister des Znncrn unb die Lanocszentralbehörden werben um bie Anordnung einet solchen Maßnahme ersuch!. Glaubt die Lanbeszentralbebörbe, einem solchen Ersuchen nicht entsprechen zu können, so teilt sic diese spätestens am zweiten Tage nach Empfang des Ersuchens dein Reichsminister deS Innern mit und ruft gleich - zeitig ben Staaisgerichtshof zum Schutze ber Republik an. Dessen Urteil ist entscheidenb. . Seinen Anordnungen hat bie Lanbes- zentralbchörbe zu folgen. 8 3. Gegen die Anordnung nach § 1 ist die Beschwerde zu - lässig. Sie hat keine aufhebende Wirkung. Tic Beschwerde ist bei der Lanbeszentrcckbchörbe cinztireichen. Diese kann ihr nach 8 1 abhelfen, muß andernfalls aber ben StaatSgcrichtshof zur Ent - scheidung anrufcii. Wer nach 8 - verbotene Vorträge ober Kund - gebungen übernimmt ober als Redner darin auf tritt, wird mit Ge - fängnis bis zu 3 Monaten bestraft. Daneben kann auf Geldstrafe bis zu 500 000 erkannt werden. II. Strafbestimmungen zum Schutze Der Republik. Mit Gefängnis bis zu 5 Jahren und mit Geldstrafe bis zu öOO 000 Jt wird, soweit nicht andere Vorschriften ein* schwerere Strafe anordnen, bestraft: L Wer öffentlich Gewalttaten gegen die republikanische StaatSform oder die Mitglieder der jetzigen, oder einer früheren Reichsregiernng, oder einer Landesregierung verherrlicht, belobt ooer begünstigt. , 2. Wer öffentlich zu Gewalttaten gegen ein Mitglied der jetzigen »der früheren republikanischen Regierung oder eine» Landes anfsordert, aufwiegelt, ober sonstige Gewalttaten mit andern verabredet. 3. Wer die Mitgsiede der jetzigen oder einer früheren Regie - rung des Reiches »der eines Landes verleumdet ober öffentlich be - schimpft. 4. Wer öffentlich die republikanische LtaaiSform »der die Reichs- und LandrSfarbcn beschimpft. Lebhafter Zuruf: Bravo! Händeklatschen auf den Tribünen.) III. St««tSgerichtshof ;um Schutze Der Repubtck. Bei bem Reichsgericht wird ein Staatsgerichtshof zum Schutze ber Republik gebildet mit einer Besetzung von 7 Mitgliedern. Drei Mitglieder ernennt das Präsidium des Reichsgerichts aus den Mit - gliedern des Reichsgerichts, vier Mitglieder ernennt der ReichS- präsidem. Die vom Reichspräsidenten ernannten Mitglieder brauchen nicht die Leistungsfähigkeit zum Richterami zu haben. (Zuruf links: Bravo!) Für alle Mitglieder sind Stellvertreter zu ernennen. Anklagebehörde ist bie Reich-staatsanwaltschaft. Der § 359 des Gerichtsverfassung-gesetzes gilt entsprechend. Auf das Verfahren finden die Vorschriften über da? Verfahren vor ben Strafkammern entsprechende Anwendung. Der Reichsminister der Justiz kann besondere Vorschriften erlassen. Der Staatsgerichtshof ist zuständig: 1 Für die Gewalttaten gegen bic republikanische Staatsform bes Reiche? ober gegen Mitglieder der jetzigen oder einer früheren republikanischen Regierung des Reiches ober eines Laubes; 2 . für bie nach dieser Verordnung strafbaren Vergehein Die AnNagcbebörde kann eine Untersuchung ohne bic zuständige Staats - anwaltschaft anbahnen. Diese Vorschri'ten sind auch anzuwenden auf die vor dem Znkrafttreren dieser Verorbnung begangenen (trat baren Handlungen. Ist in bet Sache bereits ein Urteil ergangen, gegen ba§ bic Revision zulässig ist, so cntfchcibct ba? bie Revision von ordentlichen Gerichten. Is. Beschlaquahme und Vrrbotr vo« Truckschristeu. Die bereits bestehende Verordnung über bie Beschlagnahme oder da? Verbot von Druckschriften findet auch auf die in dieser Verordnung bezeichneten Vergehen Anwendung. Gegen ben Beschluß des Gerichts, der bic vorläufige Beschlag - nahme anorbnet, ist sofortige Beschwerde beim staatsgerichtshof zu - lässig. Wird bie Beschlagnahme einer periodischen Druckschrift an- geordnet, so kann sich diese auf bie Dauer von vier Wochen er - strecken. Wer eine ber im vorigen Absatz verbotene Druckschrift her - ausgibt oder verbreitet, kann mit Gefängnis bis zu 3 Jahren be - straft werden. Daneben kann auf Geldstrafe bi? zu 500 000 X ersannt werden. Als Mitglieder der Rcichsregierung im Sinne dieser Verord - nung gelten ber Reichspräsident, der Reichskanzler und die Mit - glieder des Reichsministeriums. Dazu kommt eine weitere Verordnung über da? Verbot bestimmter Versammlunqen vom 24. Juni 1922: Mit Rücksicht sauf bic allgemeine tiefe Erregung ber Bevölke - rung werden die nachfolgenden Veranstaltungen, bic zu Zwischen - fällen führen können, verboten: Tie Landeszentralbehörden werden ermächtigt, die für den 28. Juni geplanten Veranstaltungen zur Erörterung des Friedens-. Vertrages, der Kriegsschuldfrage und der damit zusammenhängen - den Fragen auch außer den nach der Verfassung zuständigen Llellen zu verbieten. Das gleiche gilt für RegimentSseiern und ähnliche Unternehmungen. Wer hiernach verbotene Veranstaltungen abhält, wirb mit Ge - fängnis bis zu 5 Jahren bestraft. Daneben saun auf Geldstrafe bi? zu 500 000 X ersannt werben. Die dieser Verordnung entgegen stehenden Artikel ber Reichsverfassung werden vorübergehend außer flraft gesetzt, l Leb - hafter Beifall bei ber Reichstagsmehrheit.- Darauf vertagt sich bas Haus. Nächste Sitzuna Sonntag 12 Uhr. Stellungnahme bet Parteien zu bet Erklärung des Reichskanzlei- Schluß 814 Uhr. SeMWWMssen uiö Minnen! Die maßgebende« politischen Parteien Hamburgs rufen Crutb ans zn gemeinsamer Kundgebung gegen den politischen Meuchelmord nnd gegen die Reaktion. Die nnterzeichneteu Organisationen und Körperschaften fordern Vnch ans, dem iRufc einmütig und geschlossen tfolge zu leisten. OrtSanrschutz Drs ATGB. von Hamburst- Altona nuD UmfleqenD. LrtSkartell GrostrHamburg Des Asa-VnnDes. Areigewerkschastliche vetriebsrätezeutrale. Hamburger Sörse am 24. Juni. Eine weitere erhebliche Verteuerung aller Devisenkurse ist eingftreten. Vorbörslich hörte man für Holland bereits 13 000, für England 1510, für New Dork 340. An der Börse selbst setzte ein weiteres sprunghaftes Steigen nach Belanntwerden des neuen gemeinen Berliner Attentats um die Mittagsstunde ein. Ein wilder Handel zu Bedarfs- und Spekulationszwecken war die Folge. Hamburger amtliche Notierungen: Holland 13 440 (am Freitag 128521) — England 1544 1147211 — New syork 351 i (334) — Dänemark 7460 (7160) — Frankreich 2985 (2860) — Oesterreich t (2,20).