untrr Ge- Ur. 376 Dientsag, den IS. August 1933 — Morgen Ausgabe 36. Jahrgang ittqj» n»d nad) fielertiiflrn rnr einmal. Bejpig»prci»: wöchentlich manatllch M- X, voran«,ahlbar frei in« Hau«. Für Abholer 80,- X Redaktion: Gehlondstrahe 11, erster Stock. Verantwortlicher Redakteur: Wo Hannes « cihe. »amburg «kVedition: Wehluudltrube 11, Erdgeschoß »uchhLndlung: Erdgeschoß. Buchdruckerei-stoutor: Gehlandstrafte 11, erster Stock. il n $ e i g e n, . ,i n o r, m e gehlandNrabe ii im aro, gelchoß (bis 7 Uhr abend» für den folgend in lag), in den Filialen (bet- 1 Uhr: und in allen Annouc . Bureaus. Blatz, und Tatenvorschriften ohne Verbindlichkeit. ^iujrtttummktz morgens l,öu al, aveuos sowie eouns und Aefllags 3 K «ungergen ne • gespaltene MmburgerEcho Die wooer sonferei» gefeiten / r '~' WTB. London, 14. August. Z Di« Konferenz ist ön der Reparationstfrage geschei» fett Di« Bollkonferenz verhandelt jetzt über die Lage Oester - steichs. , > Am Sonnabend schien el, all 06 ei in London zu einer Eini - gung kommen würde. Es hieß, daß Poincare seine maßlosen Forde - rungen auf Einrichtung einer Zollgrenze am Strand des besetzten Rheinlandei und Ruhrgebietes fallengelassen und sich im wesent - lichen vorläufig einem englischen Vorschlag angeschlossen habe. Dieser englische Vorschlag hätte verschiedene der von Poincare gestellten Forderungen in einer gemilderten Form in sich aufgenommen; er hatte uns, so hart er uns treffen, so sehr er unsere Selbständigkeit Roch weiter einengen müßte, doch wirtschaftlich am Leben gelassen. Wir hätten einen Zahlungsaufschub erhalten, der die GrundvorauS- Ftzung für jede erfolgreiche deutsche Finanzpolitik bildet. Schon die gestrigen Meldungen lauteten. weniger zuversichtlich, und die ausländischen, insbesondere die englischen Preflestimmen ließen deutlich erkennen, daß man sich neuerdings inmitten einer Krise befand, die um so bedenklicher war, als der kritische 15. August vor der Tür stand, und für den Fall, daß eine klare Formel nicht gefunden werden konnte, mit der Weitergabe der Entscheidung an die Reparationskommission auch automatisch die Bankerotterklärung der Konferenz gegeben sein mußte. In letzter Stunde hatte — wenn die offiziöse ..Agence Beige" richtig unterrichtet war — der belgische Mnisterpräsident T h e u n i l der Konferenz einen Vermitilungsvorschlag unterbreitet, nach dem die Zahlungen Deutschlands bis zur Konferenz im November auf- geschoben werden sollten; dafür sollte Deutschland Versprechungen pbgeben, die „durch Handelsunterschriften garantiert" seien. In der Zwischenzeit sollten Garantien angewendet werden, mit denen Frankreich wie England ihr Einverständnis kundgaben. Es ist bisher nicht bekannt geworden, woran dieser belgische Vorschlag, sofern er überhaupt noch eingebracht werden konnte, ge - scheitert ist. Die letzten uns vorliegenden Meldungen der ausländischen Presse zeigten schon die Zuspitzung des Konfliktes. Englands und Frankreichs Methoden und Auffassungen wurden in ihrer Gegen- sätzlichkeit immer deutlicher. Während (nach einer englischen Blättermeldung) Englands Politik dahinging, Deutschland durch Vernunft zu einer fteiwilligen Zusammenarbeit mit den Alliierten zu bewegen und daher die Forderungen an Deutschland nicht maß - los zu Überspannen, waren die französischen Maßnahmen als Druck gedacht, durch den Deutschland zur Erfüllung seiner Zahlungs - verpflichtungen auf Grund der Wiedergutmachungsbestimmungen gezwungen werden sollte. Es ist kein Wort mehr darüber zu ver - lieren, um wieviel mehr die englische Methode psychologisches Ver- ständnis für dal besiegte Deutschland zeigt — ganz abgesehen davon, daß sie wirtschaftlich und damit politisch klüger ist. Es hatte aber noch immer die Hoffnung bestanden, daß die entzweiten „Verbündeten" in London — ohne Einigung über die französischen Forderungen und englischen Gegenvorschläge, die einer späteren Entscheidung anheimgestellt werden konnten — wenigstens ein Moratorium beschließen würden. Sie konnten ja gleichzeitig die sofortige Inkraftsetzung ihrer gemeinsamen Haupt - forderung, dere Autonomie der Reichsbank, verlangen und durch - setzen und alles weitere der für November geplanten vierzehnten großen Konferenz ohne Gefährdung wesentlicher Interessen über - lassen! Was bedeutet nun aber das Scheitern der Konferenz? Es beweist, daß noch immer die Rücksicht auf Frankreichs Empfindlich - keiten den entscheidenden Faktor in der europäischen Politik bildet. Die Staatsmänner des englischen Weltreichs, Italiens, Belgiens, Japans waren sich mehr oder weniger einig — nur Frankreich stand erbittert abseits und pochte auf das „heilige Recht seiner Leiden", zeigte sich so unnachgiebig und rücksichtslos, daß alle übrigen Staatsmänner es vorzogen, den Wiederaufbau Europas aufzuschieben, um es nur ja nicht auf einen wirklichen Bruch mit Frankreich ankommen zu lassen. Unverständlich bleibt nur, warum man sich nicht angesichts der katastrophalen wirtschaft - lichen Vorgänge in Deutschland entschlossen hat, im Namen der Vernunft und der wirtschaftlichen Notwendigkeit auch gegen Frank - reichs augenblicklichen Schein-Vorteil die gemeinsam all richtig an - erkannten Prinzipien durchzufechten, Es klingt wie eine Ironie, trenn 1 die Meldung vom Scheitern der Verhandlungen Über Deutschland gleichzeitig die Nachricht Über eine Vollsitzung in der österreichischen Frage bringt. In Oesterreich rächen sich in diesem Augenblick die Versäumnisse der vergangenen Jahre aufs furchtbarste. Die Zerstörung der Währung dieses verstüm- melten Wirtschaftskörpers ist bis zu einem Punkt gelangt, in dem selbst die heroischsten eigenen Maßnahmen des Landes nichts mehr helfen. Die österreichische Krone hat ihre Kaufkraft auf dem Welt - markt beinahe völlig eingebüßt. Oesterreich steht vor der Unmöglich - keit, Rohstoffe für seine Industrie und Lebensmittel für seine Be - völkerung einzukaufen — die Hungersnot in ihrer furchtbarsten Form steht dort vor der Tür. Hier rachen sich vor den Augen der gesamten zivilisierten Welt die Versäumnisse verblendeter Sieger. Die furchtbare Ironie aber besteht darin, daß sie dem sterbenden Oesterreich in einem Augenblick zu Hilfe eilen, wo sie durch ihr Versäumnis Deutschland einer Entwicklung überlassen, die drohend in die Richtung des österreichischen Zusammenbruchs weist. Das Wort hat nunmehr die Reparationskommission. Sie kann keine große Formel aufstellen, sondern kann höchstens für ein paar Monate den heutigen Zustand verlängern und durch Gewährung eines kurzen Zahlungsaufschubes das Allerschlimmste verhüten; die Rechtstitel hierfür enthält der Artikel 233 des Versailler Vertrage?, gleichzeitig wird in Klausel 13 des zweiten Anhanges erklärt, daß ein Moratorium durch Mehrheltsbeschluß der Kommission bewilligt werden kann. Aber wird sich Frankreich einem Mehrheitsbeschluß fügen? Die nächste, vierzehnte, Konferenz im November soll die Repara - tionsfrage im Zusammenhang mit der internationalen Kriegsschuld - frage aufrollen und zu einer wirklichen Lösung der Gesamtfrage führen. Aber wer wagt es noch, zu hoffen, daß der Weg der Vernunft Über die Konferenzen der Staatsmänner gehen wird? Wer wagt, nach den bitteren Enttäuschungen, überhaupt noch zu hoffen, daß die wirtschaftliche Notwendigkeit wirklich die politischen Bedenklichkeiten überrennen wird, ehe es zu spät ist? Lord Nortycliffe, der englische Zeitungsverleger, dessen unheil - bare Erkrankung vor längerer Zeit gemeldet wurde, ist am 14. August in London gestorben. Das ameritanifdje MfSwerk in Russland. Die Blätter melden, daß das amerikanische Hilfswerk in Rußland während des WinttrS fortgesetzt werde, sich jedoch auf Kinder und Kranke beschränken wird. Uor neuen Schwlerigketten mit Hayern. Lerchenfelds Stellung erschüttert. München, 14. August. (Eigener Drahtbericht.) Die Ausnahme de» Berliner Protokolls, wie die bayrische Presse die Vereinbarung zwischen dem Reich und Bayern bezeichnet, bei den bayrischen Regierungsparteien ist vollkommen einheitlich. Die Blätter machen kein Hehl aus ihrer Enttäuschung und dem Be - streben, die von Graf Lerchenfeld unterzeichneten vorläufigen Ver - einbarungen zu desavouieren. So heißt es unter anderm, daß das Berliner Protokoll für den bayrischen Landtag lediglich den Mrt eines „Konzeptes" und nicht den eines Staatsvertrages habe. Das Protokoll enthalte zwar freundliche Worte, aber keine „rechtlichen Bürgschaften" für die Landeshoheit. Die Bezeichnung der bayrischen Senats im Staatsgerichtshof sei nicht klar und unzweideutig für Bayern zugestanden. Die ReichSregierung mache zwar gewisse Konzessionen, wer könne aber wissen, was geschähe, wenn sie nicht mehr am Ruder sei. Höhnisch wird auf den Satz bei Protokolls hingewiesen, wonach nach „menschlichem Ermessen" die Selbständig - keit der Länder nicht weiter eingeschränkt werden soll. Eine andere Reichsregierung zum Beispiel könne bann wohl anders „menschlich ermessen". Das Protokoll fei dazu da, um den bayrischen Ver- 1 tretern Sand in die Augen zu streuen und sie darüber hinweg - zutäuschen, daß die wichtigsten bayrischen Forderungen nicht durch. gesetzt seien und daß man sich statt dessen lediglich mit Versprechun - gen abfinden ließ. Ironisch schreibt die „Augsburger Abendztg.: „Die bayerische Volkspartei wird von der Arbeit Lerchenfelds nicht sehr entzückt sein. Einen Konflikt in Berlin wirklich durchzuführen, liegt ihm nicht." Die bayrische Volksparteikorrespondenz urteilt um kein Haar anders wie di« deutschnationale Presse. Auch sie verlangt das „menschliche Ermessen" der Reichsregierung und bezweifel^ ob es überhaupt zu einer Zustimmung der Parteien zu diesem Protokoll kommt. Der „Bayrische Kurier" betrachtet den Ausgang des 11. August nicht als eine Lösung der Krise, er bedeute nicht Frieden, sondern Waffen - stillstand. Die „StaatSzeitung" versucht den Standpunkt der bayrischen Regierungvertreter mit einer bemerkenswerten Mattig - keit zu verteidigen. Sie schreibt: „Die Erklärungen der Reichsregie, rung sind natürlich kein Staatsvertrag, aber doch eine feierliche Zu - sicherung. Diese Zusicherung ist zu beachten. Sie ist mehr als eine bloße Phrase, sie ist ein staatspolitisches Bekenntnis, und zwar von der höchsten Stelle. El ist nicht alles, aber doch sehr viel er- reicht worden; im wesentlichen bat, wal unter den gegenwärtigen Umständen hat erreicht werden können." Diese schroffen Urieile, die über den Grasen Lerchenfeld in den Kreisen bet bayrischen Bolkspavtei und bet Mittelpartei gefällt werden, finden natürlich ein dankbares Gehör bei der deutschvölkischen Presse. Sie rechnet bereits mit bet Abdankung bet Grafen Lerchenfeld. Der „Deutsch, völkische Beobachtet" droht, im Kampf in bet bayrischen Regierung alle persönlichen und familiären Rücksichten fallen zu lassen, und bet „Miesbacher Anzeiger" kündigt an, et werde den Grasen Lerchenfeld durch „Enthüllungen" über sehr heikle Vorgänge im Hause bei bayrischen Ministerpräsidenten zum Rücktritt zwingen. El mag kein Zufall sein, daß im Augenblick plötzlich wieder Herr v. Kahr auf bet Bildfläche erscheint unb seine mannhaften vaterländischen Worte gegen den unersättlichen Erzfeind anläßlich der Münchener Flugzeugaulstellung inl Land hinauSruft. Die Flegeleien des Herrn v. Kahr an die Adresse bet Entente, vor allem bet Vorwurf an Frankreich, bie von Deutschland erpreßten Re. preffalien seien nicht zum Wieberaufbau Noidfiankreichs, sondern zur Verstärkung bet französischen Rüstungen verwendet worden, sollen wohl dazu dienen, für den Rücktritt bei Grafen Lerchenfeld den geeigneten Nachfolger zu empfehlen. ** Di« Koalitionsparteien werben am Mtttwoch dal grausame Spiel bet Verschleppung wichtiger ReichSinteressen durch Bayern? Eigenbrödelei und Engsttrnigkeit von neuem beginnen. Es ist kaum anzunehmen, daß die jetzigen ParlamentSvettteter bei bayrischen Volkes den Ernst der Lage begreifen, daß sie eher verstehen werden, wo der Schwerpunkt der wirtschaftlichen und polittschen Interessen dr deutschen Volke? liegt, bevor die ReichSregierung ihnen dieses nicht handgreiflich vor Augen geführt hat. • In einer Besprechung des bayerischen Ministerratk, die am Sonnabend mit Führern bet Koalitionsparteien stattfand, würbe folgendes Ergebnis erzielt: Die FraktionSführer erklärten, nicht für. sich allein ihre Zustimmung zu dem, was in Berlin abgemacht wurde, geben zu können. Da bet Landtag zurzeit nicht ver - sammelt ist, werden die Fraktionen der KoalttionSparteien am Mittwoch, bie Lanbesausschüsse bet Parteien am Donnerstag ihre Entschließungen fassen. Soweit sich bisher gezeigt hat, herrscht keine große Zufiiedenheit mit ben Abmachungen. Die Antwort der Ueparationskommisfion ans do» Stnndnngsgesnch. SPD. (Eigener Drahtbericht.) Die für Montag anläßlich des Fälligkeitstermins von bet, Re- parationskommission erwartete Antwort über das deutsche «tun- dungsgesuch ist im Laufe des gestrigen Nachmittages der deutscben Kriegslastenkommission in Berlin überreicht worden. Die Re- patationskommission bringt in dieser Antwort zum Ausdruck, daß sie infolge der fortgesetzten Londoner Beratungen eine Entscheidung bisher nicht fällen konnte und daß die Stundungsangelegenheit vor - läufig als in bet Schwebe betrachtet anzusehen sei. Deutschlano braucht also am 15. August bie fälligen 40 Millionen Goldmark für bie Ausgleichszahlungen vorläufig nicht zu entrichten. Damit ist Poincare aufs neue in! Unrecht gesetzt. Der Separation?» kommission gehören Vertreter sämtlicher Ententeregierungen an unb es ist anzunehmen, baß sie im Auftrage ihrer Regierungen bet vorläufigen Stundung unserer Ausgleichszahlungen zugestimmt haben. Die Ausweisungen tu Elsaß-Lothringen. Zur Ausweisung deutscher Reichsangehöriger aus Elsaß- Lothringen wird aus Appenweiler mitgeteilt: Die Auswetfung war diesmal besonberS hart. Am Freitag früh wurden bie Opfer dieser unerhörten Repressalien auS ihren Wohnungen, sozusagen aus ihren Betten, herausgeholt unb ins Polizeilokal geführt. Als lästige Auslänber mußten Männer und Frauen bis 75 unb 30 Jahre alt, von denen ein Teil seit 40 Jahren in Elsaß-Lothrtngen be- heimatet ist, dasselbe binnen 48 Stunden verlassen. 'S handelt sich zumeist um .'rbeiter, Angestellte, Kontoristinnen unb Kellnerin - nen, dazu verschiedene Geschäftsleute. Der Zusammenhang der Ausgewiesenen mit irgendwelcher Politik ist nicht nachzuweisen. Es ist aber zu sagen, daß es sich unmöglich um jene notvr'sch laub- schädlichen deutschen Elemente handeln kann, deren Ausschl'ehungen nach Poincares Rede allein in Betracht kommen tollte. PoincaieS Akt wird nach dieser Meldung besonberS unverstäud:d) und kann wegen bet außen- unb innerpolitischen Wirkungen ais tm höchsten Maße unklug bezeichnet werben. Tagung der Grekutiue der zweite« Internationale. Prag, 14. August. (Eigener Dtahtbericht.) Wie bereits gemeldet, tagte am Sonntag die Exekutive bet 2. Internationale. Die „Wiener Arbeiterzeitung" schreibt dazu: Ramsay Mac Donalb, der währenb bcs Kriegel unerschrocken seinen pazifistischen Standpunkt vertreten hat, hat seine Stellung all Sekretär der 2. Internationale, die er seit bet Verlegung bei Inter - nationalen Bureaus von Brüssel noch London 1919 inne halte, niedergelegt. An seine Stelle trat Tom Shaw, der in der Textil- arbeiterbewegung an hervorragender stelle wirkt, und dessen be - deutende Sprachkenntnisse unb organisatorische Erfahrung ihn für eine Wirksamkeit internationaler Natur besonders befähigen. Die Exekutive der 2. Internationale hatte die für Anfang Oktober in Aus - sicht genommene allgemeine .Konferenz auf einen späteren Zeitpunkt verlegt, um vor allem bie Arbeit der Kommission abzuwarten, die in Amsterdam eingesetzt wurde und vorige Woche ihre erste Beratung in Brüssel hatte. Die Anregung, sowohl die Konferenz der 2. Inter- nationale als auch bie Konferenz 3er Internationalen Arbeitsgemein- schäften sozialistischer Parteien in Karlsbad auf einen späteren Termin zu vertagen, um das Ergebnis der in Amsterdam in Angriff genommenen Arbeiten abzuwarten, wurde schon gelegentlich ber^ in Amsterdam abgeljaltenen Tagung besprochen. Irgendwelche Ver - handlungen über die Bedingungen über 'die Vereinigung der zweiten mit der Wiener Internationale haben jedoch niemals statt- gefunden. Diese an sich bekannte Tatsache zu konstatieren, Hallen wir nur deshalb für nötig, da aus ungenannter Quelle in Prag bie Meldung verbreitet wird, in der von einer Erörterung der Bedin- gungen über die Vereinigung der beiden Internationalen bei der Tagung der Exekuiive der 2. Internationale die Rede ist. Aus Polen. In der Sejmkommission für Handel unb Gewerbe wurde über das deutsch-polnische Abkommen, betreffend den ober- schlesischen Bergbau und den in polnticbcn Besitz übergegangenen Teil del Bergbaues verhandelt. Der Vertreter de? Minisleriums teilte ben Text bet beiden Abkommen mit ES kam dabei zur Sprache, daß von der polnischen Regierung die Ausbeute der auf polnischem Gebiete liegenden Bergbauindustrie zur Hälfte über - nommen worden ist. Die andere Hälfte haben franzönsche Kapitalisten im Besitz. Diesel Konsortium bat sich Herrn K o r. fantN zum Direktor gewählt. Die polnische Regierung beabsichtigt diesem Konsortium bie Ausbeute ber früheren deutschen Bergbau- industrie auf bie Dauer von 36 Jabren zu überlassen. In ber Seimlommission für Wiederaufbau des Landes wurde in einer Resolution schleunige Verteilung von einer Milliarde polnischer Mark verlangt, bie insbesondere ben Neuangesiedelten zum Teil in Form von Lieferung von Baumaterial übcrroielen werden sollte. D Annunzi, hat in feiner Villa einen Unfall erlitten, wobei er am Kopfe nicht unerheblich verletzt wurde. Sein anfänglich be- ’ unruhigender Zustand hat sich bereits gebessert Reparation und Okkupation. „Politiken", da? große Kopenhagener Matt, schrieb am 1. August: „Das Bild der europäischen Gesamtlag« ist trostloser und hoff - nungsloser denn je. Am Balkan droht ein neuer Krieg, nachdem bet Krieg bort seit 1912 kaum je geruht hatte — wird er weitere Kreise ziehen? Italien stürzt im Klassenkampf von einer Minisler - krise in die andere — ohne Beständigkeit, ohne Aussicht auf ruhige ! Arbeit im Lande selbst und im europäischen Ganzen. Oesterreich ist preisgegeben — Europa hat auf jeden weiteren RettungSp.an verzichtet Unb steht es um Deutschland viel besser? Auch hier treibt ein Reich, unb noch bazu das Zenttum bei europäischen Wirtschaftslebens, ohne Widerstand von innen oder außen dem wirtschaftlichen und finanziellen Zusammenbruch ent - gegen. Die Mark stürzt unb stürzt, bie Handel-bilanz ist andauernd äark passiv, ber Papiergeldumlauf nähert sich 200 Milliarden, bie Kohlennot wächst mit jedem Tag. In seinem betounberiroerten Buch: „DaS friedlose Europa" hat Nitti beredt und machtvoll die Aufhebung ber Okkupation all Grunbbedingung jeglicher Rückkehr zu halbweg- normalen Verhält- riissen in Europa gekenzeichnet Unb eS dünkt uns, gerade jefet müßte von sämtlichen Ländern Europas bie Forderung nach Auf - hebung ber Okkupation des linken Rheinufer- gestellt werden; ihre Fortdauer ist von jedem Gesichtlpuntt aus absurd. Tie Erfahrungen 'eit 1918 hab^gelehrt, daß sie finanziell betrachtet ein Zerstörungs - faktor in der 9teparation?rragc ist und bleibt Tenn wal Deutsch - land bisher an Schadenersatz aufbringen konnte, da? wurde alle? an diese Armeen gehängt, wobei noch dazu geradezu wahnsinnig ge - haust wird. Aber auch psychologisch ist die Wirkung zerstörend. Bei allen Besatzungen solcher Art wird gerade jener militaristische und freiheitsfeindliche Geist gezüchtet, ben Europa jetzt endgültig los roe-ben muh. Unb in der Bevölkerung de? besetzten Gebietes wird ber Haß geboren unb immer neu genährl. der Hatz gegen die frem - den Gewalthaber und gegen ihr ganze? Land. Die Besetzung be? Rheingebietes ist eine Jftage, die nicht nur Frankreich angeht Sie ist eine europäische Frage; dem ■: .wirb keine Ruhe geben auf dem Kontinent, bi? nicht der letz': .'ni$ e Soldat die deutsche Erde hinter sich gelassen hat." Maßnahme« gegen Pieh- und Fleischwucher. Von amtlicher Seite wird uni aus Thüringen geschrieben: Die Vieh- unb Fleischpreise in Thüringen sind in ber letzten Zeit in unerhörter und ungerechtfertigter Weise in bie Höhe gegangen. Das Thürmgische Wirtschaftlmintsterium hat deshalb Gelegenheit genommen, bie Sachlage mit Vertretern der t leh» Händler unb Fleischer zu besprechen. Sauei ist festgestellt worden, MB bie Ursache für biese Zustände in erster Linie das Auftreten wilder Händler ist, bie, ohne im Besitze einer Ausweiskarte zu sein, in allen Teilen bei LanbeS Vieh zusaminenkaufen. So- bann muß für bie augenblicklichen Mißstände das mit ben Inter - essen ber Allgemeinheit nicht im Einklang stehende Geschäfts- gebaren mancher einheimischen Viehhändler und Fleischer ver - antwortlich gemacht werden, die ohne Rücksicht auf den tatfach- lieben Bedarf an Vieh unb Fleisch im gegenseitigen Ueberficten Preise anlegen, bie nicht gerechtfertigt sind. Auch viele Land- wirte haben offenbar dal nötige Maß für bie Prcisbilbung be? Viebs verloren. Sie stehen vielfach auf bem Stanbpunkt, baß sie ab Stall dieselben Preise fordern können, bie auf ben großen Märkten gezahlt werden. Diese Auffassung ist irrig, da von den Marktpreisen etwa 10 bis 15 % Unkosten, zum Beispiel für Fracht, mehrfache Umsatzsteuer, Risiko, Gewichtsverlust, Fütterung usw. abznrechneii sind, die dem Landwirt unter keinen Umständen erwachsen. Landwirte, bie all Stallpreise die Marktpreise fordern, setzen sich ber Gefahr aus, baß sie wegen Preistreiberei zur Ver- antwortunz gezogen werben. Die BerwaltungSbehörben sind angewiesen, alle gesetzlichen Mittel anzuwenden, um eine Versorgung der Bevölkerung mit Fleisch zu angemessenen Preisen sicherzustellen. Die Staailregie- rung erwartet, daß alle ihrer Verantwortung gegen bie Allgemein- heil bewußten Angehörigen ber beteiligten Berufskreise ihre Un - terstützung hierbei nicht versagen. Zunächst wird schärfsrenS gegen bie wilden Händler borgegangen werden. Unzuverlässige Per - sonen, bie im Besitze von Karten waren, werden bei ber jetzt erfol - genden Neuausstelluiig ber Starten nicht wieder berücksichtigt werden. Auch solchen Viehhändlern unb Fleischern, die Vieh vor Deckung be? einheimischen Bedarfs, nur um höhere Preise zu erzielen, ausführen, wirb bie Karte unverzüglich entzogen, außer- bem wird gegen sie wegen Preistreiberei vorgegangen werben. Ebenso wirb, wenn Viebhänbler unb Fleischer ohne Rücksicht auf ihren Bedarf Vieh aufkaufen unb cf-, um Gewinne zu erzielen, Weiterverkäufen, unb baburch die Preise in bie Höhe treiben, wegen Kettenhandels eingeschritten werden. Vor allem ist not - wendig, daß der redliche Handel und das Fleischergewerbe selbst diejenigen au? ihren Berufsvereinigungen und ihren Kreisen auSschließen, bie unzuverlässig find und durch ihr Geschäftsgebaren das Ansehen ihre! Standes schädigen. Den Landwirten ist dringend zu raten, nur an bekannte Händler unb Fleischer, bie im Besitze einer vom Wirtschafte Ministerium aus - gestellten Aulweislarie sinb, Vieh zu verkaufen. Wer an Händler unb Fleischer verkauft, die keine AusweiSkarte haben, macht sieb strafbar. Darum muß in jebem Falle bie Vorlegung ber Aus - weiskarte gefordert werden. Die Grganisatian der Keichskriminalpotizei. . . 2m Reichsministerium des Innern ist man mit ber Crgani« fatwn der neuen Reichskriminalvolizeiam:- angelegentlich beschäftigt. r* durfte im engsten Anschluß an das bisherige Rechlkornrnissariat für offenlltche Crbnung errichtet werben und dieses vielleicht nana tn sich aufnebtnen. Bis 1. September sollen auch die neuen Reick btszipltnargerichte überall eingerichtet unb tn Tätigkeit aes-tzt werben. 18. BttMsfuo des tanen MMet- uetMes. k. Dresden, 12. August. Sechster Verhanblungktag. Fünf Anträge, bie bie möglichst schnelle Monopoli sie-rung be? Tabakgewerbes durch ben Staat wünschen, würben dem Vor - stand und bem Beirat in zustimmendem Sinne all Material über- wiesen. Zur Heranbildung weiterer Personalkräfte sollen regel- mäßig einige befähigte Kollegen und Kolleginnen zu den B i I - dungskursen des ADGB-, insbesondere zur Arbeiterakademie in Frankfurt a. M., entsandt werden. Das VerbandsvKgan soll in seiner Schreibweise so weit wie möglich dem Verständnis und der Schulung der starken weiblichen Mitgliederzahl angepatzt werden. Der nächste Verbandstag soll, sofern es sich als tunlich erweist, in Nordhausen stattfinden. Das Eintrittsgeld wurde auf 6*. festgesetzt. Die Bei - träge sollen grundsätzlich die Höhe eines Stundenlohnes betragen. Sie wurden einstimmig auf gegenwärtig 4, 8, 12, 17, 28, 30 M gesetzt an Stelle der bisherigen Sätze von 2 bis 12 M unb können vom Vorstand unb Beirat erhöht werben, wen:: die Lohnverhältnisse sich bessern. Absolut wie prozentual wesentlich erhöht wurde die Streik» und Gemaßregeltenunterstützung; sie betrug bisher das Fünfzehnfache und beträgt in Zukunft da? Zwanzigfache eines WochenbeitrageS. Absolut ebenfalls erhöht, prozentual jedoch hemb» gesetzt wurden die Sähe ber übrigen Untcrstützungseinrichtungcn, nachdem vorher gegen 13 Stimmen beschlossen worben war, diese UnterstützungSeinrichtungen beizubehalten. Umzugs- und Fahrgeld- unterstützung kommt nur bei Umzügen au? Anlaß von Streiks und Maßregelungen in Anwendung. Den Lokalkassen verbleiben 12 %, den Zahlstellen mit Ortsbeamten 15 % der geleisteten Ver - bands beiträge. Ohne Gegenstimmen wurde bie Gründung einer Zuschußunterstützungskasse für die infolge Alters ober Invalidität arbeitsunfähig« werdenden Verbandsangestellten be - schlossen. Zur Erledigung wichtiger und dringender Crganifation?» angelegenheiten wurde ein aus 21 Mitgliedern bestehender, au? ben verschiebenen Branchen entnommener Verbandsbeirat ge - wählt. Auf Wahlkreise mit 1200 zahlenden Mitgliedern entfällt in Zukunft ein Delegierter zum Verbandstag. Eine Reibe von Einzel- bestimmungen ergänzen diese, Hauptbestimmungen. Sie wurden in der Endabstimmung einstimmig angenommen und treten am 1. Ok - tober in Kraft. Die Gehälter aller Angestellten be? 73er6ar.be? wür - ben einstimmig gemäß ben Vorschlägen ber Statutenberatung?« kommission neugeregelt. Bei der Vorstandswahl verlangte Becker-Leidig mit Berufung auf einen früheren Artikel eines gewissen Butzmann-Bremen in der „Freiheit" Auftlärung über da? Verhalten Deichmanns al? Bremer Regierungspräsident während gewisser Revolutionsvorgänge unb del Kapp-Putsche?. Teichmann gab diese Aufklärung (übrigens haben Reichstagsfraktion, Bremer Partei und Bremer Verbandstag ;chon ftüher in vollem Umfange zugunsten Deichmanns entschieden^ unb verlangte bann geheime Wahl über feine Person. Sie ergab 25 unbeschriebene, 94 auf Deichmann entfallene Zettel. _ Das Re - sultat wurde mit lebhaftem Veitall ausgenommen. Die übrigen Vorstandsmitglieder und ber Ausschußvorsitzende Sckvene - Ham - burg würben per Akklamation einstimmig wiedergewählt. Begeisternde AbschiebSworte de? internationalen Sekrewrs Eichelsbeim-Amsterdam und Dankeiworte für bie Gaftfteundsckaft der Dresdner Kollegen beschlossen die Tagung, die eine Woche und 2 Abendfitzungen in Anspruch nahm. partrinachrichtrn. (rin nkttks Parlkitlatt i* Dettlsch-eteilchlrsie». Da das bisherige oberschlesische Parteiorgan, ber „Volkswille', bet seinen Eitz in Kaitowitz har, in Polnisch-Schlesien verbleibt und dort die Interessen der deutschen Sozialisten in Polen vertreten wird, war eS notwendig geworden, für das deutsch gebliebene Cberfeblefien ein neues SPT.-Organ zu schaffen. Tas Blatt erscheint nunmehr feit 1. August unter dem Namen „Volksblatt in Hindenburg in einem eigenen, neuerbauten Druckereiunter - nehmen. Das neue Mait wird die sozialistische Bevölkerung Deutsch- Oberschlesiens bei den künftigen politischen Kämpfen unb der aus- fichlsvollen Entwicklung Oberlchtesiens ein talträrtiger geistiger Führer sein, wie ihn das in bie Verwaltung der deutschen Republik zuruck gegebene Land dringend bedarf. MM- toll MMMesükMW?. Annahme be? Schied! er Arbeitnehmer ei Kambur- und Umgegrud. Trohruirr Streik tm KafiechauSsskwerbe. Zu ber in Nr. 371 gebrachten Zuschrift unter obiger Ueber- " ~tit, daß bei ber am 14. August 5 sfeewllner 83 % für Ab- K teilt un? ber Zentralverband mit. tfunbenen Urabstimmung ber Ko lehnung bc? ScknebSsprucheS unb 17 % spruckeS gestimmt haben. Der SchiebSspruch ist somit von se gelehnt. Prrgmntttt als Komntunistctthetz'r. Genosse Paul Bergmann schreibt uns: Tae Organ ber Hamburger Kommunisten hat wieder einmal baS Bcbürftli?, sich an mit zu reiben. Eine Versammlung .er Schlacktet muß btri i, um die „Unterlagen" zu schaffen. Daß der Verlauf ber 'ammlung nicht richtig geschildert wird, ist verständlich bet einer ' riet, bie zum Verschweigen der Wahr- heft durch ihr Programm verpflichtet ist. Die meisten derer, bie i'ich Kommunisten nennen, scheinen bie Geschichte ihrer Partei und bie Befehle berer, benen sie ohne Widerspruch gehorchen muven, nicht zu tenneii. Jedoch wa? ist geschehen? Zwei Mitglieder zum VerbaubSauS'chutz sind zu wählen. Die VertrauenSmannerfitzung pat zwei Vorschläge unterbreitet, die KPT.-Kollegen waren damit einverstanden, die Fraktionlsihuiig hat aber anders ent i ein eben. Vorgeschlagen wurde ein KPT.-Kollege, der noch jung tu der i ganifation ist unb selbst zugegeben bat, baß er nach der Revolution die Gewerkschaften bekämpfte, weil bie Arbeiter fein Vertrauen zu ihnen gehabt hätten. Später habe er sich eines nnbcrit be - sonnen. Mftglieb sei er geworden, um bie Gewerftchast zu „revolutionieren". Meinerseits habe ich mich gegen den Dor;cklaa gewandt mit ber Begründung, daß man in den Bervandsaueschui; Kollegen wählen soll, die die Gewerkschaft nicht erst nach der Revolution kennengelernt haben. Darob „große Erregung" , das fei geschehen wegen ber politischen Meinung des Vorgeschlagenen. Bei der weiteren Aussprache wird demselben sein Verhallen ui Fublebüttel (er war ja auch „politifd)cr" Gefangener) ettoa:- vor- gehalten . Wieder „Erregung". Wenn man also jemanden sagt, daß er, um einen Posten bekleiden zu können, auch Verständnis haben muß, ferner die Organisation unb ihre Einrichtungen kennen muß, dann ist das Kommunistenhetze, nach dem Organ der KPD. Ueber schmutzige KampseSweisen mit einer Partei, he Lüge und Verleumdung als Kampfmittel öffentlich zur Pflicht macht, zu streiten, ist zwecklos. Hamburger Körsr am 14. August. Tas Aus und Ab der Devisenkurse ist wieder in größeren' Maße eingetieten. Holland schwankte heule zwischen 8150u unt 32 700, England zwischen 3600 unb 8800 und New Uork zwischen 810 unb 836. Am Schluß ber Börse nahm ber Markl eine feit, Haltung an, und zogen die Kurse nach Böffenschluß weiter an Umsätze waren klein. Hamburger amtliche Notierungen: Holland 32550 (am Sonnabend 81 000). — England 3735 3560). — New I or. 832 (796). — Dänemark 17 825 (17 125). — Frankreich 6797j (6460). — Oesterreich 1,60 (1,55).