ÜM*"® *•«•*•*V •Tftferhit ,»glich ineinil, Bonntege und nach Relertogrn nur einmal. Bezugspreis: Wüchenilich Bl *, monatlich 220 M, »orau«,ahldar, frei in« Laut, ffüc Abholer 205 K "Sch durch die Poli ju beziehe«. Redaktion: stkhlandstrahc 11, erster Ltock. iSeraniwoitlicher Redatteur: Paul Bugdahn, Altona. Expedition: ksehlandstraste 11, Erdgeschoß. Buchhandlung: Erdgeschoß. Buchdrucke re i-lkontor: kkehlandftraße 11, erster Stock. «ir»;elm»mmer «ortens 4 M„ abends sowie Sona- und Aesttaqs R M. LamburgerEcho «Nlelgen ye zwbllge'balte« -Betitietle 1S.— *. unter Ausschluß der ,<8e. schSstlicheu Nundschau". ArLrriv,te sramilienanzeigeu 7.50 «L Kleine Änzcigen bi» »tieilen bie^dlc IO,—X, von 10bis 15 .Beilen 12, A ckiekiamezeile 00,— K An,eigen.Annahme redlondilraße 11 im Erd- ze'choß Ibis 7 Uhr abends Tur den folgenden Lag), in den Nlialen (bis 3 Uhr) und in allen ilnuonc. -Bureau«. Blaß- und lotenvorlchrifte« obne Verbindlichkeit. I Ur 409. Sonnabend, den 8. September 1983 — Abend Ausgabe. 36. Jahrgang. MWWWVNWkWkM. Von Erwin Barth. Alles organisch Gewordene bedarf der Ruhe und Stetigteit in der Entwicklung, wenn cs lebenskräftig bleiben soll. Es vars wohl einmal ein scharfer Einschnitt und auch eine revolutionäre Erschütterung kommen, aber wenn oann nicht wieder die Ruhe zur Erholung und Einordnung eintritt, sind schwere Schädigungen unausbleiblich. Man sehe sich nur das Wirtschaftsbild Europas und — was uns am nächsten liegt — Deutschlands an, so cr- kemit man die Wahrheit des Gesagten. Alle Teile der deutschen Wirtschaft sind erkrankt. Wo man auch an den Puls fühlt, er zeigt Unregelmäßigkeit und Unstetigkeit an. Nirgends besteht Sicherheit, weder in der Produktion noch im Konsum noch in der Rohstoffversorgung oder in der Energiewirtschaft oder im Handel, im Verkehr, in der Finanzgebarung, in der Preisbewe - gung oder gar an der Börse. Bei oer Bedeutung des Geldes für den regelmäßigen Verlauf der Wirtschaft bildet die Währung einen der wichtigsten Grundsteine des Wirtschaftsgebäudes. Wir stehen aber nicht mehr auf einem festen Fundament, sondern auf den gepeitschten Wogen fast stüMich wechselnder Bewertung des deutschen Geldes schwanken wir haltlos auf und ab. Die Währungstheoretiker lehren, daß die Aufschwemmung des Geldmarktes mit Papier — die Inflation — der Ursprung der Geldentwertung sei. Dieser Lehrsatz ist im allgemeinen richtig, nur für Deutschland gilt er nicht oder wenigstens nicht mehr. Bei uns stehen alle Dinge auf dem Kopf; warum sollte da die Theorie von der Geldentwertung eine Ausnahme machen? Unser Geld entwertet sich in stürmischem Tempo, und trotzdem haben wir, statt zuviel, viel zu wenig Papiergeld. Die Notenprefle, die nach der Theorie die Geldentwertung macht, läuft wie ein lahmer Gaul hinter de, Geldentwertung her. Wenn Herr Poincars mit der Peitsche knallt, dannn sausen die fremden Geldkurse in wilder Steeplechase vorwärts. Die Mark bleibt zurück, immer weiter zurück, in den hintersten Linien, wo Rubel, Wiener Krone und Polenmark lausen. Und wenn wir auf Zcitungsrotationsmaschinen das Geld drucken würden, scheint es, daß wir nicht wieder in dis Reihe kommen. Auf Deutschland bezogen, muß also der Lehrsatz der Währungscheorie lauten: Nicht die Jnflaiion ist die Ursache der Geldentwertung, sondern die Politik Frankreichs und der Entente ist es, und der Notendruck ist nur eine Folge davon. Die deutschen Umlaufsmittel sind heute etwa 45mal größer als vor dem Kriege, aber der Geldbedarf ist nach Maßgabe der Preissteigerung rund 130- bis ISOmal größer ÄS im Frieden. Die Reichsbank ist nicht in der Lage, soviel Geldzeichen heraus - zubringen, wie der Markt verlangt. Seit dem Streik in der ReichSdruckerei im Juli, durch den sie Summe von etwa 14 Milliarden Mark ungedruckt geblieben ist, ist die Notenpreffe empfindlich ins Hintertreffen geraten. Aber auch ohne den Streik wäre die Geldknappheit schwer zu spüren. Vor dem Streik Halle die deutsche Notenpresse, um den Bedarf zu decken, täglich für 850 Millionen Mark Geld zu drucken. Nach dem gegenwärtigen Stand der Geldentwertung aber ist nach Angaben von offiziöser Seite ein täglicher Banknotenbedarf von mindestens 4 Milliarden Mark vorhanden. Allein im westfälischen Industrie - gebiet werden jetzt wöchentlich zur Lohnzahlung 4 Milliarden Mark gebraucht. Andere Industriezweige haben ähnlich große Bedürfnisse. Bei den Lohnzahlungen in Diesen Tagen haben in vielen Fällen die Betriebe — so auch in Hamburg — die Lohnansprüche der Arbeiter und Angestellten nicht ganz erfüllen können. Es soll nun die Leistungsfähigkeit Der Reichsoruckerci auf der Höhe wieder angelangt sein. Aber es ist wenig wahrscheinlich, daß die Angststcigerung der Aus - landskurse, die durch die Drohung der französischen Politik schon himmelhoch geklettert sind, und die natürlich eine entsprechende Entwertung unserer Geldzeichen nach sich ziehen, durch ähnliche Vermehrung des deutschen Geldumlaufes wettgemacht werden kann, wenn nicht entweder andere Druckereien zu Hilfe gezogen oder Geldzeichen mit höherem Wert als 10000 Jt gedruckt wer- Den. Man muß nämlich auch bedenken, daß wir mit deutschem Geld nicht allein den inneren Markt zu versorgen haben, sondern saß auch die riesigen Bezüge, die die Besatzungsheere am Rhein bekommen, in deutsche Papiermark ausgezahlt werden müssen. Die Ententeforderungen an die Mark für die Besatzungs - truppen betragen 20 % des gesamten deutschen Papiergeldes. Die Reichsdruckerei hat wissen lassen, daß sie gegenwärtig eine Leistungsfähigkeit von etwa 2 Milliarden Papiergeld täglich hat und daß sie hofft, bald auf täglich 3 Milliar - den zu kommen. Daraus geht wohl mit genügender Deutlich - keit hervor, daß für Deutschland der erwähnte Lehrsatz der Währungstheorie falsch ist. Der alte Ben Akiba hat unrecht, wenn er sagt: Alles sei schon einmal dagcwescn. Was wir auf dem deutschen Geldmarkt gegenwärtig erleben, ist infolge der Ententeplitik der unbegrenzten Möglichkeiten noch nicht dagewesen. Die Frage wird aufgeworfen: Wie ist dieser Zustand zu heilen? Un diese Frage muß beantwortet werden. Solange die Entente auf dem Schein beharrt, bet uns zu ungeheuren Re - parationszahlungen unß zu unproduktiven Zahlungen an Den Ententemiitarismus im Rheinland verpflichtet, ist an eine Besse - rung nicht zu denken. Kein Land der Erde und keine Finanz- gruppe kann bei derartigen Verpflichtungen veranlaßt werden, uns eine größere Anleihe zu geben; denn jeoermann sieht ein, daß oaS hieße, das Geld in ein bodenloses Faß zu schütten. Die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ist infolge Der Ge - bietsabtretungen und der hundertfachen anocren Auswirkungen des Friedensvertrages derart zurückgcgangen, daß sie nicht mehr den eigenen inläiwischen Bedarf der Bevölkerung zu befriedigen vermag. Dieses Defizit in unserer WktschaftSbilanz wird ver - größert um die Beträge, die wir an die Entente leisten müssen. Wir zahlen keinen Pfennig aus deutschem Wirtschaftsüberschuß, mir zahlen aus den Vermögensrestcn früherer Zeit. Das Rezep: für die Gesundung der deutschen Währungs- und Wirtschafis- herhältnisse lautet: Aufhebung aller nicht unmittel - bar für den Wiederaufbau jer ft örter Wirt - schaftsgebiete unbedingt nötigen Zahlungen und Lieferungen. Dadurch wird eine ausländische An - leihe für Deutschland ermöglicht. Diese Anleihe muß zum aller - größten Teil für die Wiederherstellung der zerstörten deutschen Wirtschaft und znm restlichen Teil für Die Ausbesserung der noch bestehenden Kricgsschäden in andern Ländern benutzt werden. Wenn dann nach einer nicht zu kurz bemessenen Reihe von Jahren der deutsche Wirtschaftskörper wieder gesund und kräftig und im Besitz der normalen Funktion seiner Organe ist, sann, wenn neuen der Verzinsung und Tilgung der AuslanDsanleihe noch Ueberschüsse übrig bleiben sollten, übet weitere Leistungen an Sie Entente geriet werden. Ein anderes Rezept gibt es nicht. Es ist aber höchste Zeit, daß man nach ihm handelt, sonst ist der Untergang nicht mehr aufzuhalten. Das deutsche Wirtschaftsbild ist durch das unaus - gesetzte Bombardement mit Ultimaten, Drobnoten und Re - pressalien steuerte uno leck geschossen worden. Wenn dieses ge - waltige Schiff versinken muß, dann wird in seinen Strudel ganz Europa mithineingezogen werden, und dann ist es zu spät, Den Untergang des Abenslandes aufzuhalten. Die Geldknappheit. DTB. Magdeburg, 9. September. Angesichts der Beunruhi - gung der Arbeiterschaft wegen der Nichtzahlung der Löhne und Gehälter infolge der Geldknappheit hat sich der hier tagende Städtetag für die Provinz Sackisen und den Freistaat Anhalt veranlaßt gesehen, einen Aufruf an die Arbeiter- sckaft^zu erlassen, um. vor einem Streik zu warnen, da die aifgen. bliliche Schwierigkeit mit den Zahlungsmitteln in einigen Tagen" be - hoben sein würde. AuS Dresden wird un? gemeldet, daß sich dort seit einigen Tagen in der Angestellten- und Arbeiterschaft eine starke Beunruhi- g u n g geltend macht, da es den Kassen der Behörden und der Privat- unternehmunaen nicht möglich war, von den Banken das notwendige Geld für die Gehalt- und Lohnzahlungen zu erhalten. Der ^anxösische Ministerrat hat sich am Freitag mit der Entscheidung der Reparationskommission beschäftigt und sie „lediglich einstweilen zur Kenntnis ge - nommen", seine endgültige Haltung aber von einer befriedigen - den Regelung der in dem Beschluß der Rcparationskommission offen- gelaßenen Fragen der Sicherheiten für d i e von Deutsch - land zu übergebenden Schatzwechsel abhängig gemacht. Diese Haltung des französischen Pttnisterrates steht in keinem Ver - gleich zu den Fanfaren, die P o i n c a r i erst noch in den letzten Tagen an den verschiedenen Stellen seines Landes und bei den ver - schiedensten Anlässen ertönen ließ. Wenn auch heute noch vom Pariser „Temps" anläßlich des KabinettSrateS darauf hingewicfen wird, Frankreich „halte sich bereit zum Handeln" für den Fall, daß Deutschland die von der belgischen Regierung verlangte Garantie nicht geben sollte, so ist diese Phrase kaum ernst zu nehmen. Sicher - lich werden sich die Belgier für diese sorgsame Vertretung ihrer Jnteresien bei Herrn Poincare bedanken. In Belgien selbst steht man der Entscheidung der ReparationS- kommrssion viel ruhiger und sachlicker gegenüber. Die Brüsseler Zeitung „Le So ir", die über die Pläne innerhalb der Regierungs- koalition gut unterrichtet ist, schreibt unter an der in: „Schließlich be - günstigt die Entscheidung von Paris die Lösungder Gesamt- f rag t der Reparationen. Belgien kann nunmehr ruhig seine Schatzwechsel diskontieren, die Banken werden ihm zweifellos Vorschüfle auf die GolddepotS geben. Indem die belgische Regie - rung diese Schatzwechsel in Umlauf setzt, wird sie die Mittel sinden, die Summe zu realisieren, die ibr zur Ausübung ihrer Priorität zusteht. Das ist eine glückliche Lösung, die eine glänzende Zukunft einleiten kann, wenn die Haltung Deutschlands und die amerika- nischen Wählen erlauben, im Dezember eine neue Kon - ferenz Muhalten." Die Ueumahlen i« Sachse». SPD. Dresden, 1. September. Nach dem Beschluß des RechtsauSsckuffes des Landtages, das Parlament sofort au'fzulösen, besteht kein Zweifel mehr darüber, daß das Plenum des Landtages dem Beschluß des RechtSauSsckufles zu- stimmen wird. Nach der sächsischen Verfasiung sind die N»uwablen innerhalb sechs Wochen nach dem LuflösungS- b e s ch l u ß vorzunehmen. Da der Landtag am 14 September zu - sammentritt, wäre also der letzte Termin für Neuwahlen der 26. Oktober. Voraussichtlich werden die Wahlen aber auf den letzten Sonntag vor diesem Termin, b e n 2 2. Oktober, angesetzt werden. Sei MU oer Sie SM viwerle. Roman von Sven Elve st ad. Copyright bei Georg Müller, München. (6] ' Schon beim Kaviar kam der Champagner, und die Stirn- niung wurde immer herzlicher. Zum Glück sprach man jetzt nicht mehr vom Kongo. Aus irgendeine rätselhafte Art war die Unter - haltung auf das Gesellschaftsleben der Saison gelenkt worden. Asbjörn Krag hatte nur hier und da ein Wort fallen lassen, und doch war er es, der dem Gespräch mit meisterlicher 5dunstfertigkeit die gewünschte Richlung gegeben hatte. Er wollte herausbringen, wieviel oder wie wenig man von den früheren Diebstählen wußte. „Es kann wohl kein Zweifel darüber bestehen," sagte Dr. Virkelnnd, „daß bei der letzten Abendgesellschaft bei Carstens etwas vorgekommen ist, worüber man nicht gern spricht. „Jedenfalls war das eine ganz gekünstelte Geschichte, die er da zum besten gab," replizierte der Oberarzt. „Er behauptet, _baS Mädchen habe mit einem Revolver herumhantiert. — Wissen «te, was man sich erzählt?" Allgemeines Schweigen folgte dieser Frage. Alle Anwesenden schienen sehr gut zu wissen, was man fick erzahae. „Man erzählt," fuhr der Kurzsichtige unbeirrt fort, „daß ein Einbrecher in dem Eckziinmer war. „Und daß das Dienstmädchen auf ihn geschossen hat. fragte Dr. Birkelund mit geheimnisvollem Lächeln. „Jedenfalls," warf Direktor (Steffen ein, „baS eine Hebt fest: e* ist an dem Abend bei Hauptmann Carstens geflob.cn worden. Ich habe es von der Polizei selbst." . „ „Diese merkwürdige Polizei," sagte der Oberarzt, „die nie was rauskriegt!" Zu ÄSbjörn Krag gewandt, setzte er hinzu: „Sie sind wohl ein schnelleres und festeres Auftreten gewohnt, mein Herr, da Sie ja so viel in den großen Ländern uniherreisen. Krag nickte. „Unzweifelhaft," sagte er. . Direttor ©reffen, den es nach Sensation verlangte, woll.e das Thema des Diebstahls nicht fallen lassen. ! .Jch habe später mit Carstens gesprochen," sagte er, „und der Hauptmann ist ganz verschlösse» und sonderbar. iSr hat sick bet- ändert. Es sieht so aus, als hätte er plötzlich etwas erlebt. Und er leugnet auf das bestimmteste, das ein Diebstahl slattgefunden hat. Dieses Leugnen gibt der gmizen Sache einen so geheimnisvollen Anstrich. Es ist ja denkbar . . ." „Pit," sagte man von verschiedenen Seiten, „lasten Sie uns lieber von etwas anberm sprechen!" „Ich meine," fuhr Greffen ein wenig unsicher fort, „es ist ja denkbar, daß Carstens den Dieb entdeckt hat, und daß diese Ent- deckung ihn so bedrückt. Er will keinen Skandal. Aber wer kann der Dieb fein? Ja, wer, meine Herren? Die Gesellschaft an dem Abend war sehr groß. Ich kannte gar nicht alle." Doch nun wurde dem geschwätzigen und neugierigen Direktor Einhalt geboten, und der Wirt schlug ein anderes Gesprächsthema an. Gegen elf versammelten sich die Herren im Rauchzimmer zum Kaffee. Der Wirt, Konsul Birger, stand in einer Ecke und unter - hielt sich mit Asbjörn Krag. Er sprach über die Takt'o».ikeit deS Spekulanten. „Er hat eine zu lebhafte Phantasie," sagte er,, „aber sonst ist es ein kluger Mensch. ES kommt bloß darauf an, ihn bei- Zeiten zu unterbrechen sonst kann et die ärgsten Geschmacklosig. leiten begehn." Asbjörn Krag, gab nur einsilbige Antworten. Seine Augen waren die ganze Zeit anderswo. Plötzlich bemerkte der Konsul seine Geistesabwesenheit. Er betrachtete ihn und schwieg. „Was ist denn?" fragte er nach einer Weile. „Nichts." war Krags Entgegnung.. Eine leichte Blässe bedeckte das Gesicht des Konsuls. „Du großer Gott," sagte er, „mir kommt ein ent'ctzlicher Verdacht." „Verdacht? Wieso? „Du bist gar nickt Spieler?" „Da bnft Du recht." „Du bist nicht hergekoinmen, um zu spielen?" „Doch, das bin ich. Ich bin gekommen, um an einem Spiel tellzunehmen, daß weit intereffantcr ist als die Pokerpartien der ganzen Welt. Wenigstens für mich." Eine Bewegung verriet die Ikberrafdntng des Konsuls. „Sei füll," sagte Krag. „Eö ist nichts zu befurchten." Die Kerliuer Partei Teurrungskrife. In einer gestern abend abgehaltenen Versammlung unserer Parteininktionäre in Berlin wurde folgende Entschließung gefaßt: „Angesichts der immer mehr und mehr sich zu einer Katastrophe auswirkenden Teuerung aller Lebensrnittel und der nicht gerecht- fertigten — nur auf das Steigen deß Dollars gestützten — maßlosen Verteuerung aller sonstigen Gebraucksgegenstände — insbesondere auch bet reinen JnIandLerzeugnisse — erhebt die Funktionärkonferenz der SPD. gegen diese willkürliche Heraufsetzung j und einseitige Festsetzung der Preise, die einer un. erhörten Bewucherung der minderbemittelten Bevölkerung gleich - kommen und die Not zu einer Katastrophe gestalten, schärfsten Protest. Die Funktionäre verkennen nicht, daß ein Teil dieser Verteuerung zurückzuführen ist auf außenpolitische Vorgänge, für die ein Ausgleich in sofortiger Erhöhung aller Löhne und Gehälter geschaffen werden muß. Tie Funktionäre fordern daher fofortioeä Eingreifen der Regierung zur Sicher - stellung der nottoenbiaften Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenständ« zu erschwinglichen Preisen. Die Funktionäre schließen sich voll - inhaltlich den Forderungen der Gewerkschaften a n und fordern Parteivorstand und Fraktion auf, gemeinsam mit bet USP. und den Spitzenorganisationen der freien Gewerkschaften alle Maßnahmen zu ergreifen, die geeignet sind, die Lebensmittelnot zu lindern und die Ernährung für die nächsten Monate, insbesondere für den kommenden Winter, sickerzustellen. * Die Regierung wird aufgeforbert, mit den Verbraucherorganisa - tionen und den landwirtschaftlicken Verbänden Vereinbarungen über Lieferungen von Nahrungsmitteln usw. zu treffen. Soweit zur Sicherung der Ernährung öffentliche Bewirt - schaftung erforderlich ist, ist diese ohne Verzug durchzuführen. ES kann nicht angeben, daß bei der gegenwärtigen Not einzelne Schichten der Bevölkerung sich auf Kosten der All- gemeinheit in ungere-fitfertigter und schamloser Weise bereichern. Tie Funktionärkonferenz anerkennt, daß die Regierung den Forderungen der Gewerksckarten und der Par - teien ernsthafte Beachtung geschenkt und einige dieser Forderungen übernommen hat. Darüber hinaus muß aber gefordert und erwartet werden, daß — soll das Schlimmste vom Volke abgewendet werden — unverzüg. l i ch all« Maßnahmen getroffen und durchgeführt werden, die jetzt unerträgliche Lebensmittelnot zu beseitigen." Die interalliierten Schulden. WTB. Paris, 2. September. Poineare bat an den britischen Boisckafler in Beantwortung der durch Lord Balfour der französischen Regierung am 1. August übermittelten Note, betreffend die Regelung bet interalliierten Schul - den, ein Schreiben gerichtet, in dem e? heißt, die französische Regie - rung sei wie die britische Überzeugt davon, daß das Repara- tionsproblem nicht endgültig gelöst werden könne, wenn man e $ nickt in irgendeiner Form mit dem Problem Der interalliierten Schulden verknüpfe. Es scheine ihr nötig, daß diese Frage in Kürze nach jeder Seite hin durch eine Konferenz, zu der alle beteiligten alliierten Staaten ohne Ausnahme berufen würden, geprüft werde. Das hätte schon bei der letzten Konferenz in London geschoben können, wenn die britische Re - gierung nickt durch ihre Note vom 1. August ihre Stellungnahme sostgelegt hätte durch das Ersuchen an die französische Regierung, sich daraus oorzubereiien, in dem Maße zu zahlen, in dem England genötigt sein werbe, an die Vereinigten staaten zu zahlen. — Das Schreiben des Ministerpräsidenten macht bann daraus aufmerksam, daß die Kriegssckulden der Alliierten und die Reparationsschulden einander nicht gleichgesetzt werden könnten, da die ersteren alle im Interesse einer gemeinsamen Sache ausgenommen worben seien. Die Einkäufe, zu denen sie gedient hätten, hätten sämtlich zu dem Siege beigetragen. Während der Vorbereitung des Friedensvertrages hätten siegreiche Länder zum ersten Mal in der Geschichte beschlossen, von dem besiegten Land keine Kriegs - kosten zu fordern. Wenn die Zahlung der Kriegsschulden ver - langt würde, so würde ein Teil der Kosten auf Diejenigen der alli - ierten Länder zurückfallen, die die militärisch größten Anstrengungen gemacht und die schwersten Lasten des Krieges auf sich genommen hätten. Die alliierten Schulden seien nicht für Den eigenen Nutzen der einzelnen Staaten gemacht, sondern für das gemeinsame Ziel. Dagegen sei die Reparationssckuld Deuticklands die Folge freiwilliger und in Der Mehrzahl überflüssiger Zerstörungen. Die Zahlung Der Pensionen, diese notwendige Reparation, müsse natürlich Den Vor- tritt haben vor jeder andern Regelung. Soweit Frankreich in Frage komme, da? am meisten durch die Zerstörung seines Gebietes bo- troffen worden fei, so habe es sich gezwungen gesehen, ba_ Deutsch- land die versprochenen Zahlungen nicht geleistet habe, selbst an den Wiederaufbau Der zerstörten Provinzen heranzutreten. Die Vor - schüsse, die es auS diesem Gnnide gemacht habe, hätten in seinem Haushalt den gegenwärtigen Fehlbetrag verursacht. Für Frankreich könne nickt die Rede davon sein, irgendeine Regelung von Schulden, die e? während der Krieges eingegangen fei, in Erwägung zu ziehen, solange die Ausgaben, Die c? sich vorgenommen habe oder noch vornehmen müsse, für den Wiederaufbau der ver - wüsteten Gebiete nicht durch Deutschlands direkt oder, durch irgendeine Kombination gedeckt worden seien. Sobald Deutschland einmal dieser Verpflickmng nachgekommen sei, die den Voririri vor allen andern haben müsse, würde die französische Regierung keinen Widerspruch Dagegen erheben, daß man eine allgemeine Rege - lung Der interalliierten Schulden in Erwägung ziehe. Stand des Dollars (vorbörslich) mittlerer Kurs 1380. Regierung und Presse. Zum verbot öer „Teutschen Allgemeinen Zeitung". Ter preußische Minister des Innern, Genosse Severing, hat, zweifellos im Einvernehmen mit der Reichsregierung, die A. Z. auf 8 Tage verboten. Der Grund wurde in einer durchaus ungerechifeitiglen Kritik des Stinnesblattes an der außenpolitischen Haltung der Reichsregierung gesehen. (Vergleiche im heutigen Morgenblatt „Der politische Don Quichotte".) An sich sind derartige Verbote durchaus bedauerlich und auch ihrer Wirkung kann man f hr skeptisch gegensiberstehen, ganz ab - gesehen davon, daß wir einen Jdealzustand stets in der unbe - dingten Freiheit in Wort und Schrift gesehen haben. Daß die dentiche Republik sich ein Gesetz machen mußte, das uns von diesem Zustand entfernt, ist die Alleinschuld derer, die durch eine vergiftende Agitation, durch eine hemmungslose Hetze das Leben derer gefährdet haben und noch gefährden, die in einer unver - gleichlich schweren Zeit sich selbstlos int Dienste des Volkes be - tätigen. In welcher Richtung bewegt sich die verbrecherische Agitation? Seit der Unter chnst in Versailles hat sie das eine Ziel, die verantwortlichen Männer Deutsch - lands ihrer Verständigungspolitik wegen als Verräter hinzuftellen. Gegen Personen, die sich betont der Aufgabe widmeten, auf dem Wege der Verhandlung und auf beut Boden der Anerkennung einer deutschen Wiedergutmachungs- Pflicht das Schicksal unseres Volkes zu bessern, richtete sich der besondere Haß. Als sein Qpser fiel Walther Rathenau. Das Gesetz zum Schutz der Republik ist in feinen Formu - lierungen daher besonders aus den Schutz der Mitglieder einer republikanischen Regierung usw. gerichtet. Das Leben der Per« foren galt es zu schützen. Dnreb den § 8 Abs. 1 des Gesetzes wird daher bedroht mit Strafe und mit Zeitungsverbot: „wer önentlich oder in einer Versammlung die verfassungsmäßig festgestellte revublikanische Staalsform des Reiches oder eines Landes beschimpft ober dadurch herabwürdigt, daß er Mitglieder der republikanischen Regierung des Reiches ober eines Landes beschimpft oder verleumdet". Gegen diese Vorschrift werden andere ols notorische Skandal- blätter, die es auf die Beschmutzung einzelner Minister usw. ab - gesehen haben, kaum ver toßen. Taz i verstehen es tue Macher der großen oppositionellen Presse viel zu gu', die Klippen per - sönlicher Verunglimpfungen zu umschiffei und umso wirkungs - voller unter dem Mantel sachlicher Kritik vergiftete Pfeile abznschießen. Das polternde und unbesonnene Kom - munistenblatt, das gegen den Reichspräsidenten losschimpft, fällt schnell unter dem Streich der auteerksamen Räte in der E^-eku'.iv» behorde. Ein Blatt, das es versteht, itine Hetze in die nötigen Formen zu kleiden, ein Blttt wie d e „Hamburger Nach - richten^, die eine notorische Vergiftung betreiben, darf gern vom „winselnden Entgegenkommen" der Regierung reden — um nur diesen einen Fall zu nennen. Beschimpfung oder Verlkumdung eines Mitgliedes der Regieningen ist ja ver - boten, nicht der Regierung als solcher. Es ist erfteulich, daß der preußische Innenminister trotz der vielverschrienen „großen Koalilion", in der er sitzt, kurz entschlossen mit dieser Art Gesetzesauslegerei gebrochen und sich entschlossen hat, das verhängnisvolle Treiben der nationalistischen Presse am richtigen Ende anznpacken. Die Art, wie diese Presse die an - gebliche „Nachgiebigkeit" der Regier.wg ausnntzt, um Tag für Tag die Jünglinge der Organisation 0 zwischen den Zeilen zu neuen Taten aufzuputschen, ist viel schlimmer als ein grobes, ja ein herausfordernd unverschämtes Wort einer unter Ausschluß der Oeffentlichkeit erscheinenden Kommunistenzeitung. Geht es nun einmal nicht ohne eine Beschränkung der Presse- fteiheit, bann mögen die Regierungen der Länder sie auch am rechten Ende anfassen. Ter Fall Severing zeigt, daß nichts not tut als ein energische. Wille. Im übrigen sann die Reichs- regierung nicht besser den Kampf führen gegen die Vergiftung der öffentlichen Meinung, als wenn sie durch endliche Unter - stützung der schwer ringenden republikanischen Presse die völlige Stinnefierung unseres publizistischen Lebens hintanhält. Unzulängliche Matznahmen. SPD. Berlin, 2. September. lTrahtbericht.) Der ReichSwirtschaftsmiiiister Genosse Rodert Schmidt machte einem Vertreter einer Berliner Korresvondenz Mitteilung über die TeuerungSaktion der Regierung. Hieraus geht hervor, daß bisher lediglich da? ReichSwirtschaftsministerium Maß - nahmen getroffen hat, die aber ebenfalls äußer st unzuläng - lich erscheinen. Unter anderm hat man die Ausfuhrabgabe allgemein um 60 % erhöht und eine Einfuhrsperre für Tabak und feine Nebenprodukte, deSgleicheu für Hummern, Kakaoschalen und Kakaomasse verhängt, Kakaobohnen sind dagegen frei. Die Einfuhrsperre für Tabak soll aufgehoben werden, sobald die außerordentllchen Zollerdöhungen in Kraft getreten sind. Dar sind neben einer gestern beschlossenen Erhöhung der Bezüge der Sozialrentner die einzigen praktischen Ergebnisse. „Aber warum bist Du beim hergekommen?" „Um zu spielen — wie gesagt" „Gedenkst Du wirklich mitzuspielen?" „Natürlich." ..Ader ei wird hoch gespielt“ Krag lächelte. „Dock nicht so hoch, daß Du mich deshalb nervös sehn sollst." Der Konsul war trotzdem unruhig geworden. Er warf scheue Blicke nach der lebhaft plaudernden Gesellschaft, die ja nur auS seinen Freunden bestand. Asbjörn Krag stand nach wie vor da und betrachtete die Herren, einen nach beut anbern. Birger konnte sich dieses Interesse durchaus nicht erklären, wenn nichrS vorgefallen war. Wie seltsam war überhaupt Krags plötzliches Auftauchen in diesem Kreise! Tie ganze Sache war wirklich äußerst merkwürdig. Vorläufig hatte er Angst davor, daß Krag sich verriet, so daß bekannt wurde, daß der Konsul einen Detektiv in die Gesellschaft eingeschmuggelt hatte. Welches Aufsehen würde das in Ehristiania erregen! Wieviel Stoss zum Skandal würde das geben! Krag schien Birgers Gedanken erraten zu haben. Denn im Vorbeigehen flüsterte er dem Gastgeber in» Ohr: • „ „Sei ganz ruhig! Ich werde es zu nichts kommen lassen. Uber diese Aeußerung des Detektivs überzeugte den Konsul von zweierlei: erstens war etwas nicht in Ordnung. Und zweitens wußte er nun, daß Krag alles daransehen wollte, um einen Skandal zu vermeiden, und daß er sich in dieser Beziehung auf ihn verlassen konnte. Dann dachte er darüber nach, wer wohl das Interesse des ausgezeichneten - Detektivs erregt habe. Er ließ in Gedanken feine Gäste, einen nach dem andern, an sich vorüberwandern. Und es begann ihm kalt über den Rücken zu laufen. Hier waren ja ausschließlich bekannte Leute versammelt, Männer mit Vermögen und einem angesehenen Namen. Leute in guten Stellungen, einflußreiche Geschäftsleute. Wenn irgend etwas geschehen war, um Geld konnte es sich dabei nicht handeln. Vielleicht handelte es sich überhaupt nicht um die Gäste, sondern um die Dienerschaft! Aber Krags Aufmerksamkeit schien nicht im geringsten den Dienern zu gelten. Sondern einzig und allein den Gästen. Da? waren die Gedanken Birgers, während er dastand und darauf wartete, daß die Herren das Zeichen zum Beginn des Spieles geben würden. Der alte Diener des Konsuls setzte in diesem Augenblick die Spieltische in dem großen Herrenzimmer zureckit. Die Gesell - schaft sollte sich in zwei Spielpartien teilen. Allmählich schlenderten die Herren hinüber. Der Whisky wurde gebracht, und man wurde immer animierter und freute sich auf Die bevorstehende Spannung. Niemand ahnte, daß diese Spannung auf eine Weise auLgelöst werden sollte, wie es noch in keinem Spielklub von Christiaisia je vorgekommen war. ES ijt notwendig zu bemerken, daß bei Konsul Birger, wie in den besten ausländischen Klubs, nicht mit baren; Geld gespielt wurde, sondern mit Jetons. Die Ketons wurden bei Beginn de» Spiels gekauft. Der alte Diener des Konsuls erhielt das Geld für die Jetons im voraus und zahlte den Gewinn an die Herren, die gewonnen hatten. Er war Der Croupier der Gesellschaft. Nun stellte er sich an Den großen, buntfarbigen Jetonkasten und rief: „Meine HerrenI Daö Spiel beginnt!" Der alte Diener hatte an Den Spielabenden bloß zwei einfache Aeußerungen zu tun. Die eine betraf den Beginn des Spiels. Die andere lautete folgendermaßen: „Meine Herren! Zur Aus - zahlung der Gewinne!" Der Großkaufmann Greffen war der eifrigste unter den Spie - lern, darum war er als erster an dem Jetonkasten. Er griff in feinen Rock nach der Brieftasche und bestellte — vier zu hundert. Drei zu fünfzig und das übrige klein. Aus einmal wurde er merkwürdig lebendig und begann, in feinen Taschen ju wühlen. Er machte ein sehr nachdenkliches Gesicht. „Wie ärgerlich!" murmelte er. „Ich muß sie wieder auf den Spiegel gelegt haben!" Er sah den zunächststehenden Gast au, den Oberarzt. lind dieser eilte sich zu bemerken: „Haben Sie Ihre Brieftasche vergessen, mein Lieber? Dann müssen Sie mir erlauben . . ." (Fortsetzung folgt.)