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Die Franzosen gaben eine 3 o I» c von 25 Schuß ab. Ein Mann blieb tot auf der Strecke, ein anderer wurde verletzt. Die Menge flüchtete. Zu dieser Art der Begrüßung zwischen den deutschen Chau - vinisten und Dtr französischen Soldateska mußte es kommen, nachdem der Appell an die blutige Gewalt mit der militärischen Besetzung eines friedlichen Arbeitsgebiets einmal erfolgt war. Dieser Bormarsch ist und bleibt eine Herausforderung zur Cntfachung nationalistischer Leidenschaften, und je weiter man ihn treibt, desto hemmungs- und besinnungsloser wird sich durch ganz Deutschland ein Taumel „völkischer" Extasc fort- srtzen. Das sollte niemand bester misten und vorausgesehen haben, wie die Negierungen, in deren Auftrag belgisches und fran - zösisches Militär ins Ruhrgebiet ciiigerückt ist. Denn eö sind noch kaum acht Jahre her, feit in umgekehrter Richtung sich das gleiche Trauerspiel in ihren eigenen Ländern vollzog. Es kam auch damals der Bevölkerung Belgiens und Nordsrank- keichs nicht darauf an, ob das deutsche Militär auf Grund einer „rechtmäßigen" Kriegserklärung oder unter Bruch des Völkerrechts einmarschierte; es wurde als Eindringling emp - funden und mit all dem Haß empfangen, den die Vergewalti - gung einer Nation durch die andere hervorrufen muß. So viel ist gewiß, der Weg, den jetzt Belgien und Frank - reich eingeschlagen haben, um ihren Anteil an der „Wieder - gutmachung" von Deutschland einzutreiben, hat eine ver - zweifelte Ähnlichkeit mit den Methoden, die die deutsche Militärgewalt 1914 und in den darauffolgenden Kriegsjahren angewandt hat, um in den besetzten Gebieten jede Regung einer nationalen Empörung zu ersticken und niederzuschlagen. Das geschah aber im Krieg, und wenn heute dieselben Methoden von französischer und belgischer Seite im Ruhrgebiet ange - wandt werden, dann kann keine Rede mehr davon sein, daß die deutsche Bevölkerung noch an irgendwelche friedliche Absicht der fremden Gewalthaber glaubt. Es ist in diesem Augenblick ganz gleichgültig, ob der nationalistische Singsang in den Straßen Bochums oder irgendeine andere Torheit den Zu - sammenstoß herbeisührte. Das unterdrückte Nationalgefühl hat sich stets in Haß- und Rachegefühle verwandelt, deren Pest- hauch zuletzt den Unterdrückern selbst tödlich gefährlich wurde. Es wird auch jetzt nicht bei diesem ersten Zusammenstoß bleiben. Schon hören wir, daß auch im Osten, hoch oben im abgetrennten Memelgebiet, wo unter dem Beistand franzö - sischer Militärs litauische Freibeuter eingedrungen sind, gleich - falls scharfe Schüsse abgeseuert wurden. Den Kriegshetzern schwillt der Kamm. Aber so leicht soll ihnen das Spiel dies - mal nicht werden. Niemand kann sich ernsthaft darüber täuschen, daß die Völker aufrichtig kriegsmüde sind und daß insbesondere Deutschland sich nicht in eine neue Kriegs - psychose wie 1914 hineintreiben läßt. Weder durch die Provokationen des Herrn Poincarö und seiner Generale, noch durch die alldeutschen Hetzapostel, die wieder ungemein eifrig im Franzosensresten mit dem Mund- und Schreibwerk sind. Ihnen zum Trotz mag es gesagt fein, daß wir eö gerade in der heutigen unheilschwangeren Situation als einen Segen für Deutschland empfinden, daß es seine Kriegsrüstung ab - legen mußte und nur noch mit den Waffen des Rechts fechten kann. Europa schwämme noch immer ober schon wieder im Blut, wenn es anders wäre. Wie heiß auch in den Herzen der deutschen Arbeiterklasse die Empörung über das im Ruhrgebiet verflostcne Blut auflodern mag, diese Empörung soll und darf sich nicht anders Luft machen, als in dem Rus: Gebt der fremden Soldateska keinen Anlaß zum Mord an Wehrlosen, folgt der Stimme der Vernunft, laßt das Unrecht der Gewalt an seinem eigenen Wahnsinn zuschanden werden! Der Einmarsch in Lochum. SPD. Essen, 15. Januar. In den ersten Vormittagsstunden wurden die Bahnstationen suf der Strecke von Essen nach Bochum besetzt, weitere Landgebiete blieben bisher nach verschont. Bochum selbst ist von den »Siegern" gegen Mittag »eingenommen" worden. Wie überall, wurHm auch hier der Bahnhof, die Post und andere wirtschaftliche Behörden unter die Kontrolle der französischen Bajonette gestellt. Kaum war der Nechtsbruch vergrößert, als auch schon der Belagerungszustand verhängt wurde — trotzdem aber die Ankündigung, daß eine Ein - schränkung der freiheitlichen Rechte der Bevölkerung nicht erfolge. Achtlos find die Truppen von der Bevölkerung empfangen worden, die gegen die militärische Aktion protestierte, — aber schon von blaugrauen Eindringlingen umgeben war. Erst gegen Abend bildeten sich ,auf den Hauptverkehrsstraßen Züge, die unter »Deutschland, Deutschland über alles", die »Wacht am Rhein" ?■■■ J !—!—-—L !»□■■■ »JL_. Das Licht der Heimat. Roman von August Hinrichs. 116] Eine ganze Weile saßen sie still, endlich fragte baS Mädchen: „Du, fährst Du auch zuweilen mit Deinem Vater?" Er schüttelte den Kopf. »Bist Du lieber bei Deiner Mutter?" fragte sie weiter. Er nickte. „Meine Mutter ist immer krank," fuhr sie fort, »aber mein Vater, der nimmt mich öfter mit. Fahrt Ihr nie aus?“ „Nein," sagte et, doch im Drange, sich zu verteidigen, fügte er hinzu: »Dafür erzählt mir meine Mutter zuweilen aber Ge - schichten." „Geschichten? Richtige Geschichten?" »Natürlich." „Richtige Geschichten!" sagte sie bewundernd, und nach einer Weile bat sie: »Tu, erzähl mir doch eine, ich hab noch nie eine gehört." Da erzählte er ihr, erst scheu und stockend, aber bald fließend und lebendig, das Märchen von der Moorhexe, und beide vergaßen den Regen, die verdrießlichen Menschen auf dem Hof und den ganzen traurigen Tag unter ihrem engen Lederverdeck. Tie Leute standen noch immer auf^dem Hof. Irgend etwas ging im Haus vor, worauf sie warteten. Sie waren, wie das Wetter, mürrisch und verdrießlich und ihre nassen schwarzen Schirme hockten draußen wie große schwarze Krähen, dis trübselig auf Beute lauerten. Drinnen ist der einzigen Stube stand der Doßbauer und redete. Plötzlich batte er heute oen Einfall bekommen, herauszufahren. äi# er vor einigen Wochen hörte, daß Hann Folkers seine eieOe mit sofortigem Antritt verkaufen wollte, batte ihn eine Unruhe gepackt. Gerade, als ob ihm jemand einen Stretch spielen wollte, jetzt, da eben die gewaltige Arbeit draußew einigermaßen fertig war — da die Tannenschonung gedieh und die Felder in Kultur standen, da das Ganze soweit war. Laß auch die Zweifler den Erfolg zugeben Mußtew und fortgesetzten Hochrufen auf Deutschland die Stadt durchs zogen. Die Franzosen schritten nicht ein. Unter Zurücklassung einer starken Stadtwache setzten die Haupt- trupps der franzöiisch-belgischen Truppenverbände in Bochum den Vormarsch in der Richtung auf Dortmund fort. Starke Ver - stärkungen transportierten sie mit der Eisenbahn nach. Dte Züge mußten von der Eisenbahndireknon auf Befehl zur Verfügung gc. stell: werden. Daß dieser Befehl, der zu großen Verspätungen für Lie nach Mitteldeutschland fahrenden $ügc und damit zu Verkehrs - störungen in ganz Deutschland führte, wder wirtschaftlichen Vernunft widerspricht, begreift die Welt — nur Poineare nicht. Für ihn ist die Lüge die Basis seiner Existenz. Abends 7% Ubr war Dortmund noch nicht besetzt. Bis zu den Vorstädten war aber der Rechtsbruch bereits erweitert worden. Damit stehen, abgesehen von einzelnen Bezirken, die ganze Rheinprovinz und außerdem der wirtschaftlich wichtigste Teil des Teiles unter Aufsicht französischer und belgischer Kanonen und Maschinengewehre. Hundert französische Iournaltstcn, für die in Esten besondere Zimmer aus Kosten des deutschen Volkes beschlagnahmt wurden, sollen @elegcnbe:t nehmen, sich von diesem Wahnsinn zu überzeugen. Da die Aktion vorerst von der franzö - sischen Regierung bezahlt wird, kann kein Zweifel darüber l-estehen, daß auch diese Herren die Begriffe „militärisch" und „wirtschaftlich" ebenso schwer auSeinanderzuhalten verstehen, wie ihr Herr und Meister in Paris. Die Franzosen und Belgier begründen ihren neuen Vormarsch mit der passiven Resistenz der Unternehmer und Arbeiter, die von der Regierung in Berlin aufgehetzt sein sollen. Natürlich ist das nur eine faule Ausrede. Noch bevor Poineare entgegen der Er - klärung seines Beamten Coste die Bezahlung der zu liefernden Kohle rückgängig machen ließ und noch bevor die Weigerung der Zechenbesitzer, auf Grund der Anweisung des Reichskohlenkoin- mistarS weder bezahlte nodi unbezahlte Kohlen zu liefern, aus - gesprochen wurde, war der Vormarsch von Paris aus befohlen. Das geht klar und deutlich auö der Pariser Preste von Sonntag hervor. Vorläufig werden die Zechenbesiyer jedenfalls trotz fort» gesetzter Drohungen keine Kohlen liefern. Am Dienstag beab - sichtigen die Arbeitgeber und Arbeitnehmer über die Verweigerung der Kohlenlieferungeii eine gemeinsame Konferenz in Düsseldorf abzuhalten. Zum Proteststreik im Ruhrgebiet. SPD. Essen, 15. Januar. (Eigener Drahtbericht.) Die große Stadt der Arbeit, die das neuöesetzte Gebiet bildet, ist am Montag vormitrag 11 Uhr auf eine halbe Stunde ver - stummt. DaS war der heftige Protest der Arbeit gegen die fran - zösisch-belgische Getvaltpolitik. Viele Tausende von Arbeitern legten Schlegel und Eisen weg, Dampfmaschinen versagten den Dienst, das Rädersausen, das als ewige Alltagsmusik über den ganzen Bezirk liegt, setzte aus. In Esten, Lberhausen, Gelsen - kirchen und wie alle die namhaften Zentralen des Ruhrgebietes heißen, rasselten die Jalousien vor den Verkaufsläden herab. Diese stumme Geste mußte von den Gewaltigen gesehen werden, die heute über dem größeren Teil des Ruhrgebietes herrschen. Sie ist von wuchtigerer Wirkung gewesen, als laute Demonstrationen auf der Straße es sein können. Durch Vermittlung des Arbeiterrats der Firma Krupp hatten wir Gelegenheit, den halbstündigen Generalstreik in diesem größten Werk des Westens zu beobachten. Dort wird von 53 000 Arbeitern jeden Tag eine Fülle von Maschinen und Werkzeugen von der zartesten Sonde des Chirurgen bis zur Lokomotive und zum Riesenbagger geliefert Im Walzwerk strömten von 11 Uhr die Arbeiter von allen Seiten herbei. Knochige verarbeitete Männer und Jüngere ver- Die Niederlage der Franzose». Al? Teutschland von den siegreichen Ententemächten bedrängt und vollauf damit beschäftigt war, im Innern die neue Ordnung zu errichten, hiellen Ende 1918 die Polen die Zeit für gekommen, sich durch Handstreich des Landes zu bemächtigen, auf daS sie ein Anrecht zu haben glaubten. Die litauischen Freischärler haben es so ähnlich gemacht. Tie Nachrichten, Frankreich rüste sich, Esten und das Ruhrrevier zu besetzen, waren für sie Signale zum Auf - stand gegen das Teulschland aberkannte, aber unter Frankreichs militärischem Schutz neutralisierte Memelland. Der französische General Petisne, der in Memel das Kommando führte, hat während deS Vormarsches der Insurgenten eine jenem bekannten Greis verzweifelt ähnliche Figur gemacht, der auf dem Dache sitzt und sich nicht zu helfen weiß. Er blieb geruhsam in Memel, ließ sich von feinen Trappen bereden anstatt sich mit ihnen gegen den das Völkerrecht brechenden Femd zu begeben und hat, wenn man den WTB.-Meldungen glauben soll, nach einer kleinen Schießerei die weiße Fahne der Ergebung gehißt, als die Litauer am Montag in Memel einrückten. Nun, es mag Sache Poincarös sein, sich mit der Niederlage seines Generals abzufinden. Um so „glorreicher" ist ja sein „Sieg" über das wehrlose Ruhrgebiet. Man muß sich aber doch fragen, ob der Völkerbund, ob Amerika und England alledem so ruhig zusehen wollen. • WTB. Memel, 15. Januar. Heute mittag kam ein Trupp von etwa 30 Litauern mit Gewehren und Maschinen - gewehren in da« Zentrum der Stadt und schloß die aufgezogene Börienbrücke, um den Haupltmpp der Freischärler heremzulassen. Auch die französische Präfektur wurde von den Litauern besetzt; es fall dort eine weiße Fahne gehißt worden sein. WTB. Königsberg, 16. Januar. Soweit heute vormittag Nachrichten aus Memel zu erhallen waren, waren die litauischen sammelten sich. Der Vorsitzende des Arbeiierrats im blauen Sittel betonte: wir sind Deutsche und werden Deutsche bleiben» trotz der französischen Bajonette und de? Franken. Einig zu - sammenstehen ist jetzt die Parole. Die riesenhafte Lokomotivwerkstatt von Krupp, eine der größten Deutschland«, aus der monatlich 30 bis 35 Lokomotiven Herausgeber!, dröhnte am Vormittag von tausend fleißigen Hammcrschlägen und dem Surren der Transmissionen. Punkt 11 Uhr stockte der sinnverwirrende Rhythmus der Arbeit, die gi - gantische Halle verstummte. Die Tausende versammelten sich, um nochmals geschloßen und entschlossen ihren Protest gegen die Gewalt kundzutun. Auf der Zeche »Salzer" ist alles vorbereitet. Aus do» Sireneuzeichen wird das ganze Werk stillgelegi. Nur die Waster- baltung und W-Iterführilng bleibt im Betrieb. Unter Tag und über Tag siebt die Belegschaft mit verschränkten Armen an ihren Arbeitsstätten. Kein Schlag geschieht. In einer großen Be - triebsabteilung hält ein bekannter Arbeiterführer eine kurze An-' spräche. Es herrscht unter den Arbeitern eine entschlossene Stimmung. Vor 11 Uhr erschien im DirektionSzimmcr der Verwaltung der Vertreter des französischen Ortskommandanten und verlangte den Betriebsrat zu sprechen. Erst nach Beendigung des Streiks wurde dem französischen Militär eine Aussprache zugesagt. Aus den andern Teilen bei Industriegebietes wird ebonsalls gemeldet, daß der Parole der Gewerkschaften eifrigst Folge ge - leistet wurde. In allen größeren Städten wurden die Läden in der angegebenen Zeit geschloßen, die Sirenen pfiffen und die Glocken läuteten. In Bochum wurden von der Arbeiterschaft auf den Straßen sämtliche Fuhrwerke und Automobile ungehalten. VordermirtschastlichenKatastrophe SPD. Berlin, 16. Januar. Nach den in Bersin vorliegenden Meldungen ist für die nächsten Tage mH einer ernsthafte« Störung des Verkehr- im Ruhrgebiet zu rechnen. Infolge des Befehl» der Reichsregierung, wonach keine Reparationskohle an Frankreich und Belgien geliefert werben bütfen, stauen sich bie Wagen au, ben hauptsächlichsten Ver- labe- unb Berschlebebahnhöfen derart, daß ihre Verstopfung und damit die völlige DeSorganifierung des Verkehrs un- vermeidlich ist. Wie unser Sonderkorrespondent in Essen erfährt, ver - weigern die Bergarbeiter anläßlich ter Besetzung be» Ruhrgebietc» ab heute die Ueberschickten zu verfahren. Diese Weigerung erstreckt sich nur auf da» neu besetzte Gebiet. Die Berg - arbeiter habeii eigenhändige Anschläge an ihre Kollegen in den Gruben gerichtet, in denen aufgefordert wird, keine Ueberschichten mehr zu verfahren. Wa» tut der Völkerbund? In Dutzenden von Resolutionen internationaler Körperschaften ist an den Völkerbund opvelliert worden, die Entscheidung im Re - paration sstreit zu übernehmen unb seine eigentliche Aufgabe zu er - füllen. Nichts ist bisher aus Genf zu hören. — Auf dem in Utrecht abgehaltenen Kongreß der niederländischen sozialistischen Partei, teilte der Vorsitzende mit, daß die sozialistische Sc.minetfratlion im Hinblick auf die Ereignisse im Ruhrgebiet beschloß, die Regierung ,u interpellieren, ob sieben Völkerbund ersuchen wolle, vermittelnd einzu - greisen. _• Freischärler südlich Althos her im Dorrückca. Dir BesatznngS- truppen schienen sich zurückzuziehen. In einer amtlichen Bekanntmachung des Obcrpräsidiums wird betont, daß bit Lage zur Zeit zu außergewöhnlichen Maßnahmen für Ostpreußen keine Veranlassung gibt. Dl« litauischen Freischärler in Memel haben durch Funk- spruch bekanntgegeben, daß Litauer sicb rm Besitze der Stadt befinden. Eie erbeuteten 8 schwerste Minenwerfer und etn leichtes Maschinengewehr. 7 Personen und 15 memelländische Schutzpolizisten seien gefangen genommen. Die weitere Beute sei noch nicht zu übersehen. Nack den letzten unmittelbaren Meldungen au» Memel herrscht hort heute nachmittag völlige Kampjruhe. Kriegsschiße find noch nicht eingetroffen. * WTB. Memel, 15. Januar. Um 1 Uhr 80 Minuten kam dieBestätigung, daß aus der ftanzösischen Präfeklur die weiße Fahne gehißt würbe. Die hier befindlichen Teile der Be - jahung wurden entwaffnet. Ter Bankdirekior Groß wurde, als er aus dem Fenster sah, durch einen Kopfschuß schwer verletzt. Anscheinend ist jetzt auch der Bahnhof besetzt. Berittene Litauer ziehen in die Stabt. * Auch Polen rüstet ? WTB. Warschau, 16. Jmiuar. In Polen werden die letzten 17 Jahrgänge der Reservisten und Wehrpflichti'en zu einer neuen Registrierung aufgerulen. Alle ehemaligen Militärärzte haben BeteHI zu einer sechswöchigen Uebung erhallen. — Nach einer Meldung des „TageblaUs" besteht in Warschauer Kreisen die Aussassung, daß es möglich sei, daß Polen amgeiordert werven könnte, namens der Entenie gegen die Litauer vorzugehen. (?) Wie das Blatt weiter meldet, ist der polnische Generalftabschef PilsudSki plötzlich an die Ostgrenze Polen? a b g e r e, st. WTB. Warschau, 16. Januar. Der französische Gesandt hat die polnische Regierung ersucht, ein Kriegsschiff für Cbcrft Trousson, der vom Botschafterrat zum Cbcrftfomnian» dicrendcn in Memel ernannt worden ist, zur Reise nach dort zur Stetfügung zu stellen. Tie polnische Regierung hat zugesagt. Trousson reift heute ab. Dollarstand: 17000! Die Verschärfung der politischen und der wirtschaftliche« Lage, die dcvorstrhcttden schweren Erschütterungen der deut, schen Wirtschaft infolge der Kohlensituation, der neuerdings cinsctzcnve spekulative Ankauf ausländischer Devisen und die Vorvcrsorgung der Industrie (hauptsächlich zwecks Eindeckung mit englischer Kohle) führen zu einem neuerlichen kata - strophalen Absturz der Mark, desien Ende überhaupt noch nicht abzuschcn ist. Teuerungswellen von nie gekanntem Ausmaße werden in den nächsten Tagen einsetzcn. Alle Preis dcrechnungen werden auf dem schwanken Boden der gegen wärtigen Situation infolge der spekulativen Berechnung pban tastischcr WiederbcschafstingSkosten ins Wanken geraten. Das wird einen weiteren Zusammenbruch des Einkom mcnö aller Lohn- und Gehaltsempfänger mit sich bringen, die selbst bei langsamerem Abgleiten der Mark der Geldentwertung beinahe hilflos gezsenüberstchen und nicht mehr In der Lage sind, die Kaufkraft ihrer Löhne aufrecht - zuerhalten. Wird diese Bewegung, die seit dem französischen Einmarsch eingesetzt hat, nicht bald zum Halten gebracht, so sicht Dcntschland vor einem wirtschaftlichen Zusammenbruch ungeahnten Umfanges, der selbst durch die Schleudcrkonjnnktur und den Schlcudcrexpprt, der auch jetzt wieder für kurze Zeil einsetzen dürfte, nicht wird vermieden werden können. Aus dem Reichstag. Ter Reichstag erledigte am Montag in feiner 287. Sitzung im Eilzngstcrnvo einige Gesetzentwürfe ohne jede Aussprache Die Rechtsschutzoerträge mit Oesterreich unb der Tschechoslowakei und ein vorläufiges Uebereintommcn mit Finvlanb übet Frage» de» Handelsverkehr- wurden in allen brei Lesungen genehmigt. Debattelos wurden der ft. und 10. Nachtragsetat, tne die neuen Besoldungserhöbnngen enthalten, verabschiedet. Der Gesetz - entwurf, der die Erklärung bei allgemeinen Verbindlichkeit ron Tarifverträgen vereinfacht unb beschleunigt, wird in erster und zweiter Lesung angenommen, desgleichen die Novelle zum Meingefey. Ter Gesetzentwurf über die Rücklagen bei den BerufSgenossenfchaHe» wurde auf Antrag beS Gen. Hoch dem Sozialpolitischen Ausschuß überwiesen. — Um 3| Uhr vertagte sich da- Hau» auf Dien-I