Ur. 80 Donnerstag, den ÄS. März 1923 37. Jahrgang ®03 .„»amturacr (»*o* er, — toeint ia 0 U» einmal, aufier _ €tH ;flprti» ISO X «tt ( e»«e» 6te ISeesoawne bcn 2. isclertaaen. __ SSetttjeltc 700a, unter 2Iu<< «tcjunoureW: öorfientlt» der »efchLlMchen lÄ.wOA, THonatltd) 5OOOA, ^BEZiy - - lAAMw JA VlIV K BucOOanblung: Srdg^chok "ff ▼ MZsZ | Jr ben StUrlen (Sia UW unb Buchdruckerel.kkyntbr: W» "f* ' .'«MF tn allen «nnoncen-Sureau». BeDlanbftrafec 11. erster Stets. 4 -...JF *&£z L -L «A- v^d'lnbUchMu"^ Offenes Spiel. Auf dem Umwege über die Preffe des amerikauischeu ^eitrmgskönigs Hearst erfährt jetzt endlich auch die deutsche Lesfentlichkeit, was unsere eigene Regierung zu Anfang dieses wahres durch den Staatssekretär Bergmann der Pariser Kon - ferenz der interalliierten Ministerpräsidenten an Vorschlägen zur Lösung der Reparationsfrage unterbreiten wollte. Bekannt - lich hatte man schon von Herrn Cunos Silvesterrede vor den Hamburger Kaufleuten erwartet, daß sie einigen Aufschluß über jenes Angebot bringen würde. Dann wurde, nachdem diese Erwartung getrogen hatte, wiederholt in der Presie, vor allem in der sozialdemokratischen, das Verlangen laut, die Regierung solle nicht mehr zögern, chren Reparationsvorschlag bekanntzugeben; denn nichts könne den Poinearismus stärker ins Unrecht setzen, als wenn alle Welt erfährt, wie weit Deutsch - land aus eigenem Willen bereit sei, seinen Verpflichtungen gegenüber Frankreich und Belgien nachzukommen. Mor in den höheren Regionen der deutschen Außenpolitik rührte sich nichts. Staatssekretär Bergmann wurde mit dem sorglich geheim - gehaltenen Plan nach Paris geschickt, wartete dort vergeblich vor verschlossenen Türen, kam unverrichteter Dinge zurück, Frankreich und Belgien setzten ihre schon lang vorbereitete Ruhraktion in Gang —. aber nichts, rein gar nichts durfte das deutsche Volk von dem erfahren, rogs seine zünftige Diplomatie vor Beginn der Aktion angeboten hatte, um die Besetzung der Ruhr zu verhindern. Es läßt sich nicht behaupten, daß dies alles einen guten Eindruck hinterlassen und das Vertrauen zur Regierung Cuno gestärkt habe. Wohl muß man sich damit abfinden, daß die auswärtige Politik auch heute noch oft mit verdeckten Karten spielen muß, daß nicht jeder ihrer Schritte, schon bevor er getan ist, vor dem eigenen Volke oder vor den Augen der Welt enthüllt werden kann. Ein gewisses Maß von Vertrauen wird jede Regierung von ihrem Parlament und von der öffentlichen Meinung ihres Landes gerade in der aus - wärtigen Politik verlangen müssen, wenn sie überhaupt ihren Aufgaben gerecht werden soll. Auch in Frankreich und England werden ja oft genug Auskünfte über die äußere politische Lage und die Schritte der Regierungen verweigert mit der Be - gründung, daß die Dinge noch im Fluß seien. Solange sich von der Geheimhaltung des deutschen Reparationsplans also noch irgendein diplomatischer Vorteil versprechen ließ, war da- .gegen füglich nichts einzuwenden. Davon kann aber nun schon seil Monaten keine Rede meh^ sein. Jetzt stehen die Dinge so, daß sowohl in französischen wie in amerikanischen und natürlich auch in englischen Blättern der deutsche Reparationsvorschlag — der also doch auf irgendeinem Wege, trotz des Richtempfangs Bergmanns auf der Pariser Konferenz, zur Kenntnis der fremden Regierungen gekommen sein muß — abgedruckt wird, während man es in Berlin für nützlich Ijolt, dem deutschen Volk gegenüber immer noch damit hinter dem Berg zu halten. Das ist schon kein diplomatisches Spiel mehr, sondern plumpes Ungeschick. Man täuscht sich auch sehr, wenn man etwa glauben sollte, der sogenannte „Burgfriede", der ja gar nicht existiert, würde gefährdet, wenn über die Art und Weise, wie die Regierung Cuno nun ihrerseits den Vertrag von Versailles erfüllen will, die Meinungen aufeinanderplatzten. Solche Geheimratssorgen sind einem Volke gegenüber, daß vor allem zu voller Selbstverant - wortlichkeit erzogen werden muß, durchaus nicht am Platze. Je früher und je gründlicher der Wahn zerstört wird, daß wir durch den Ruhrkampf um die Erfüllung der Reparationsverpflichtung herumkommen könnten, desto besser für Deutschland. Denn je mehr sich jener Wahn ausbreitet, desto schlimmer müßte später das Erwachen werden. Wir müssen uns rechtzeitig daraus einstellen, daß Verhandlungen direkter oder indirekter Art eingeleitet werden unb wenigstens in den Umrissen muß das deutsche Volk wissen, was dann von unserer Seite vorgeschlagen werden soll. Merkwürdigerweise laßt gerade in dem Augenblick, wo die amerikanischen Blätter den deutschen Regierungsvorschlag vom Januar veröffentlichen, die Reichsregierung verbreiten — auch durch den Sozialdemokratischen Parlamentsdienst —, daß die Grundlage jenes Januarangebots sich völlig verändert habe. Das heißt also: man will sich an den Vor - schlag, der anscheinend auch jetzt noch gegen ben Willen der Re - gierung Cuno ans Licht des Tages gelangt ist, nicht mehr ge - bunden halten. Worin bestanden die Januarvorschläge? Der amerikanischen Presse zufolge waren es diese Hauptpunkte: Zahlung von 30 Milliarden Goldmark. Die Summe solle mittels dreier internationaler Anleihen aufgebracht werden, die durch ein internationales Bankkonsortmm zu begeben seien. Die erste Anleihe würde 20 Milliarden betragen, die sofort aus Reparationskonto eingezahlt werden sollten, damit Frankreich Sore? Geld erhalte; die zweite Anleihe nach 5 Jahren solle 5 Milliar, den, die dritte nach weiteren 5 Jahren ebenfalls 6 Milliarden Be - tragen. ■ Die deutsche Industrie und die Banken sollten dem inter - nationalen Bankenkonsortium die nötigen Garantien und Sicher - heiten für die drei Anleihen gewähren. Drei Bedingungen waren daran geknüpft: Internationale Handelsfreiheit für Deutschland auf der Grundlage der Gleichheit mit andern Nationen, schrittweiser Abba« derRhein« landbesehung, um die ungeheuren Kosten zu vermindern, völliger Rückzug der Besatzungstruppen aus Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort. Erklärlich ist ja, daß jetzt die Bedingungen geändert werden mußten. Denn inzwischen ist die Ruhrbesetzung, ist der Einfall in süddeutsches Gebiet hinzugekommen, mußten also die Rück- zugsforderungen weiter ausgedehnt werden. Aber wenn die Reichsregierung außerdem auch die durch den Ruhreinbruch verminderte deutsche Leistungsfähigkeit dafür geltend macht, daß sie nicht mehr das ursprüngliche Leistungsangebot aufrecht - erhalten zu können glaubt, macht sie unseres Erachtens einen verhängnisvollen Fehler. Sie berücksichtigt nicht, daß mit jeder Verlängerung des jetzigen Zustandes die deutsche Leistungs - fähigkeit noch mehr verringert, unser Finanzelend immer trost - loser sich gestaltet. Sind nicht die 7 Billionen Mark Fehl - betrag schon abschreckend genug? Also zögere man nicht länger, um bei Situation, so grausam sie immer sein mag, offen ins .Antlitz zu sehen, und traue man endlich auch dem eigenen Volke zu, daß es die unvermeidlichen inneren Auseinanoersetzungen über die Verteilung der Lasten ertragen kann. An der Re - gierung ist es, jetzt zu sagen, welche Gesamtlast sie für tragbar hält, wenn die Grundlagen des ersten Angebots nicht mehr' gelten sollen. Der Augenblick scheint nicht ungünstig, um die amerikanische Finanzwelt zu einer Vermittlungsaktion zu be - wegen. Die römische „Tribuna" meldet, daß amerikanische Delegierte morgen dem Kongreß ein praktisches Projekt für den wirtschaMchen Wiederaufbau Europas und seiner Fi - nanzen vorlegen werden. Wenn sich Frankreich diesem Vor - schlag anschließt, so wird dieser Entwurf eine große Wirkung haben. Die Finanzleute in den Vereinigten Staaten wären bereit, an den Zahlungen der ben Alliierten geschuldeten Kriegs - reparationen teilzunehmen unter der Bedingung, daß diese, ins - besondere Frankreich, sich in ihren Forderungen gegenüber Deutschland einschränken. Bietet sich auf diesem Wege wirklich die Gelegenheit zu einer Lösung der Weltkrise, die am schwersten auf Deutschland lastet, bann darf die deutsche Regierung nicht zögern, den Augenblick auSzunützen, indem sie ein geeignetes Angebot macht. Jedes falsche Spiel würde sich bitter rächen. Das neue sächsische Ministerium. SPD. Dresden, 21. März. (Eigener Drahtberrcht.s _ JBet der heute vorgenommenen Wahl des sächsischen Minister - präsidenten wurde der bisherige sächsische Justizminister Genosse Dr. Zeign er von unserer Fraktion als Ministerpräsident vor - geschlagen und mit 4 9 Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten gewählt. Die Teutsche Volkspartei und die Deutsch - nationalen stimmten geschloffen für den Dolksparteiler Dr. Kaiser (38), die Demokraten stimmten für ihren Fraktionsvorsitzenden Seyfert (8). Die Kommunisten gaben vorher eine Erklärung ab, daß ihre grundsätzliche Stellung zum bürgerlichen Parlament durch die Stimmabgabe für Dr. Zcigner nicht berührt merbe. Dox der Vereidigung Dr. Zeigners als Ministerpräsident verliehen di« beiden Rechtsparteien Den eaaL Sie Genossen Feilsch, Fleißner und Held bleiben auf ihrem bisherigen Posten. An Stelle des Genoffen Lipinski wird voraussichtlich Genosse Liebmann Minister des Innern. Als Arbeitsminister und Nachfolger des Genoffen Ristau ist Genosse Graupe-Zwickau vorgesehen. Der neue Ministerpräsident und bisherige Justizminister Dr. Erich geigner steht im 38. Lebensjahre. Er studierte an der Universität Leipzig Volkswirtschaft und Rechtswissenschaft. Im Juni 1913 wurde er Assessor bei der Staatsanwaltschaft in Leipzig, dann Staatsanwalt und Landaerichtsrat. Justizminister war er feit der» t. August 1921. Als Mitglied deS Kabinetts gehörte er auch dem Reichsrat an. Bei den letzten Wahlen wurde er auch in den Landtag gewählt. Genosse Dr. Zcigner hat sich bei den Bürgerlichen vor allem durch Die Energie verhaßt gemacht, mit der er auf dem Gebiet der Personalpolitik vorgegangen ist. Er umgab sich mit einem Stab zuverlässiger republikanischer Mitarbeiter, mit denen er ein gut Stück Arbeit zur Reformierung der sächsischen Justiz leistete. Kcginu der neuen Konirolliernn^e«. SPD. Berlin, 22. März. (Drahtbericht.) Zu einem Zwischenfall mit der Interalliierten Kontroll - kommission kam es am Mittwoch auf dem Flugplatz Staaken bei Berlin, wo die Kommission den Betrieb einer Flugzeuggesellschaft besichtigen wollte. AIS die Kommission in Begleitung eines deutschen Majors eintraf, trat der Betriebsrat zusammen und er klärte der Abordnung, daß er für bie Sicherheit der Kommission nur garantieren könne, wenn versichert würde, daß sich kein Franzose oder Belgier unter den k-ontrollferen- ben Offizieren befinde. Da der Fübrer edlärte, daß ein Belgier anwesend sei, verzichtete die Kommission auf die Be - sichtigung und lehrte unverrichteter Sache nach Berlin zurück. Die WohunngSuot ist eine bet internationalen NachkriegS- erfdjeinungen, unter Denen alle Länder Europas zu leiden haben. Da der Rapilaliemus nicht imstande ist. Das Wohnungsproblem einer Lösung zuzusühren, versucht man es jetzt mehr und mehr, auch im Ausland, mit gemeinnützigen Baugenossenschaften. So hat sich z. B. auch in Mecheln (Belgien) aus Den Arbeitern unb Angestellten des Dortigen Aisenals eine Baugenossenschast gebildet. Die aus einem Gelände von rund 15 Hektar eine tÄai tenstadt von 500 Häusern errichten will. Das erste Los, 148 Wohnungen umfassend, ist jetzt vergeben worden. Kans und Heinz Kirch Novelle von Theodor Storm. [10] ja, Hans' und sie winkte bet jungen Frqu, ihr einen Stuhl zu bringen, und setzte sich darauf; „Du 6aft'3 auch nicht um mich verdient; aber ich bin nicht so, Hans; ich will Dir Abbitte tun; ich will bekennen, der Fritze Reimers mag doch wohl gelogen haben, oder wenn nicht er, so doch der anderel .Was soll die Rederei?" fragte Hans Kirch, unb es klang, als ,vb er müde wäre. — „Was es soll? Du sollst Dich nicht betrugen lassen l Tw meinst. Du hast nun Deinen Vogel wieder eingefangen; aber sieh nur zu, ob's auch der rechte ist!“ „Kommst Du auch mit dem Geschwätz? Darum sollt's Denn nicht' der rechte sein?" Er sprgch daS unwirsch, aber doch, aß ob es zu hören ihr verlange. Frau Jule hatte sich in Positur gesetzt. „Warum, Hans? — Ms er am Mittwoch nachmittag mit der Lina bei mir sah — wir waren schon bei der dritten Lasse Kaffee, unb noch nicht einmal hatte er „Tante" z» nur gesagt! - „Warum,“ frug ich, „nennst Tpi mich denn gar nicht Tante?" — »Ja, Tante,“ sagte er. Du hast ja »och allein gesprocl,cn!“ Und, siehst Du, HanS, das war beim ersten - mal denn schon gelogen; denn daS soll mir keiner nachsagen; ich laffe rebermann zu Worte kommen! Unb als ich ihn Dann nahe ju nur zag und mit der Hanb unb mit meinen eienben Augen auf seinem Gesicht hernmsühltc - nun, Hans, bie Aase kann doch Nicht von Ost nach West gewachsen sein!" Der Bruder sch; mit gesenktem Kopf chr gegenüber; er hatte nie berauf geachtet, wie seinem Heinz bie Aase im lyncht geitonben hatte. „Alier," sagte er - bcmi das Ge,prach von vorhin flog ihm durch den Kopf; Doch schien»» ihm die Worte schwor zu «erden - „few Bries von damals, wir redeten darüber; er hat ihn in San Jago selbst zurückerhalten!" Sie dicke Frau lachte, daß der Stock ihr au8 den Handen stet. „Die Briesgeichicki.'. Hans! Ja, die ist seit den vierzehn Ta^n reichlich wieder ausgewärmt; davon konnte er für einen Dreulstg bei jedem Betielkindc einen Suppenlöffel voll bekommen! Und er mukte Du doch auch erzählen, weshalb der echte Heinz denn all Die Kahre draußen blieb. Laß Dich nicht nasführen Hans! Warum denn hcll er nicht mit Dir wollen, als Du ihn von Hamburg holtest? War's denn so schlimm, wieder einmal an die volle Krippe und üt5 warme Nest zu kommen? — Ich will Dir's sagen; daS ift'6: er hat sich so geschwind nicht zu dem Schelmenivagstück resolvieren können!“ Hans Adam hatte seinen grauen Kopf erhoben, aber er sprach nicht dazwischen; fast begierig horchte et auf alles, was btt Schwester vorbrachte. „Itnb bann," fuhr diese fort, „die Lina hat davon erzählt;" — — Aber plötzlich stand sie auf und fühlte sich mit ihrer Krücke, die Lina ihr dienstfertig ausgehoben hatte, nach dem Fenster hin; von draußen hörte man zwei Männerstimmen in lebhafter Unterhaltung. „O Sinti," sagte Tante Jule; „tch hör'», der eine ist der Justizrat; lauf doch und bitte ihn, ein paar Augenblicke hier herauf zu kommen! “ Der Justizrat war der alte Pbvsikus; bei dem früheren Mangel paffender Alters titel hierzulande waren alle älteren Physiei Justtg- räte. Hans Kirch wußte nicht, wa? feine Schwester mit diesem vor- h-ttte; aber er wartete geduldig, und bald auch trat der alte Herr mit bet jungen Frau ins Zimmer. „Ei, ei,“ rief er, „Tante Jule unb Herr Kirch beisammen? Wo ist bann nun der Patient?" „Der da," sagte Tante Jule unb wieS auf ihren Sruber; „er hat bcn Etc., auf beiden Augenl“ Der Justizrat lachte. „Sie scheuen, liebe Madame; ich wollte, ich hätt: selbst nur die scharfen Augen unsere» Freundes.“ „Mach fort, Juli,“ sagte Hcm» Kirch; „was geW Du lange um ben Brei herum!“ Dw dicke Frau Netz sich indes nicht stören. „ES ist nur so sinnbildlich, mein Herr Justizrat,“ erklärte sie mit Nachdruck. „Aber besinnen Sie sich einmal daraus, wie Sie vor so ein zwanzig Jahren hier auch ins Hans geholt wurden; die Lina, die große Frau jetzt, schrie damals ein Zetsrrnorbio durch» HauS; denn iqr Bruder Heinz hotte sich nach Jungensari einen schönen Anker auf den Unterarm geatzt und sich dabei weidlich zvgerichtet.“ Hon» Streb fuhr intt seinem Kopf herum; denn bie ihm berzeit unbeachtet »orübergegongette Unterhaltung bei der ersten Abend- mahlzcii tem ihm plötzlich, unb jetzt laut und deutlich, wieder. Aber Der alte Doktor wiegte das Haupt: „Ich besinne mich nicht; ich hatte in meinem sehen so viele Jungen unter Händen.“ »Nun so, mein yerr Justizrat,“ sagte Tante Jule; „eher Lie kennen doch dergleichen Jungenstreiche hier bei un«; eS fragt sich nur. und DaS mochten mir von Ihnen wissen, ob denn in zwanzig Jahren solch ein Anker ohne ©für verschwinden könne?“ Die Stoßtrupp-Debatte im bayrische« Landtag, f München, 21. März. I Die Aussprache int Berfaffungsausschuß des bayrischen Land- > taps» über bie Auflösung aller nationalsazia.isti- schen Stoßtrupps undSturmobteilungen in Bayern führte, wie schon kurz gemeldet, zur Ablehnung des s^ialdemo- krotischen Antrages und zur Annahme eines Antrages der Bayrischen Volkspartei, der der Regierung lediglich empfiehlt, die Sturmorgani - sationen scharf zu überwachen und sofort zu unterdrücken, „falls“ ihr Ziel auf Gewalttätigkeit, auf Bedrohung Der Staatsgewalt ober auf Gefährdung der öffentlichen Ordnung auSgeht. Bemerkenswert war die Heftigkeit, mit der der Abgeordnete Dr. Wohlmuth, der Führer des rechten Flügels der Bayrischen Vo'kspartei, äußerte, daß man bei Kommunisten und Nationalsozialisten nicht von einer äußersten Rechten und einer äußersten Linken sprechen könne, son - dern' viel eher von feindlichen Brüdern. Auch der volksparteiliche Abgeordnete Schäffer tonftatierte eine gewisse Verwandtschaft zwischen den erfreuten Richtungen. Die Kommunisten und Deutsch- nationalen bestätigten gleich darauf diese Auffassuug, indem sie zu - sammen gegen sämtliche Anträge stimmten. Genosse Sänger konstatierte, daß die Regierung voll - kommen machtlos und in der Hand ihrer reaktio - nären Beamten sei, die mit dieser Bewegung versippt und ver - schwägert sind. Zum Beweise verliest Genosse Sänger ein Schreiben der Nürnberger Landespolizei, die bett „nationalen Vereinen“ Gummiknüppel zum Preise von 700 X pro Stück offeriert. Tas sei eine Verhöhnung der Regierung und Beweis ihrer Ohnmacht. Tie Geduld der Arbeiter sei zu bewundern, die seit Jahren diese Provokationen ertragen. Die Tatenlosigkeit der Regierung treibe unaufhaltsam dem Abgrund au. Genosse Timm, der Fraktionssuhrcr Der DSPD., gibt eine Schilderung über bie letzte nationalistische .Strafexpedition nach Ingolstadt“, ben sturm auf das Gewerkschaftshaus in Ingol - stabt und ben schweren Landfriedensbruch in Amberg. „Wenn bie sozialdemokratische Partei beute gezwungen ist, Aknvehrmaßregeln zu ergreifen, bann ist bei Zustand bedauerlich; aber durch die Dielen llebersälle auf unsere Redaktionen und Druckereien sind wir ge - zwungen, diese Maßregeln zu ergreifen. Diese Banden wollen eine Diktatur der Straße einführen, die wir unS nicht länger bieten lassen. Die Regierung arbeitet vollkommen einseitig, bas beweist bie Praxis bet Dersamm- lungsverbote und ber Plakatzensur. Den Nationalisten stehen die Einrichtungen des Staates zur Verfügung, z. B. das Kasino der Landespolizei. Arbeitsscheues Gesindel du5 allen Tellen des Reiches spielte sich als .Ruhrstücktlinge“ auf und stürmte unter national - sozialistischer Führung die „Münchner Post“. Diese Ver - hetzung führt zum Bürgerkrieg. Die nationale .Dik - tatur wird auf wütenden Widerstand im ganzen Lande stoßen. Der an die nationalen Leidenschaften appelliert, wird jämmerlich Schiff - bruch leiben. Wir verlangen bie gesetzlich garantierte Vcrfammlungs-» freiheit. Die Stoßtrupps bedeuten praktisch die Ausschaltung der Regierungsgewalt.“ Genosse Timm verwahrt sich im Schlußwort gegen die Irre - führung Durch den Namen Nat:onal-„S o z i a l s st e n“. Nichts hat diese Treibhauspflanze gemein mit der Kulturbewegung der Sozial - demokratie. Wenn wir zur Abwehr schreiten. Dann ist das durchaus berechtigt; wir lassen nicht weiter auf uns berumtrampcln. Wir setzen uns durch, so oder so! Werden die Sturmtrupps nickt auf - gelöst, werden wir in aller Leffentlichkeit ebenso handeln. Wir ver - langen Gleichberechtigung für alle. Der Gegenschachrng Reaktion. Die Enthüllungen über die b o chve r-r ätcrischen 2*ret» bereien rechtsradikaler Element: in Bayern unb die bevorstehenden Enthüllungen ihrer preußischen Gesinnungs - genossen haben den Deuss';uationalen einen solchen Schreck in die Glieder gejagt, daß sie nun mit der ihnen eigenen ostelbischcn Frech - heit versuchen, zu retten, was noch zu retten ist. Man kennt die Art, wie das gemacht wird: Irgend ein Kommunist redet ein unüberlegte? Wort oder gründet zur Abwehr der faszistischen Banden eine Hundertschaft, und schon ist die Rote Armee fertig. Die innerhalb 24 Stun - den dein braven deutschen Bürger den Krieg erklären, blühende Städte in Asche legen und die Deutsche Abwehrfront erdolchen wird. Dagegen, daß sich in Bayern unb Ob erschienen die Foszisten zu militärischen Organisationen zusammengeschloffen haben, jede repu - blikanische Versammlung auseinanbcrsprengen und bie Teilnehmer mit dem Revolver bedrohen, Reichsminister niederknallen und jeden Tag einem andern Staatsmann den Tod androhen, dort eine kom - munistische Druckerei in Brand legen und hier gegen eine sozial - demokratische ein Handgranatenattentat verüben, Hotels stürmen und silberne Löffel stehlen, gegen all das und noch viele» andere hat die Rechtspresse natürlich gar nickt» einzuwenden. Wenn aber ein paar halbreife Burschen, die sich Kommunisten nennen, in irgendeiner deutschvölkischen Versammlung Krach machen ober nur während der Versammlung unter dem Absingen der Internationale vor dem Versammlungslokal vorbeiziehen, wenn in Stettin, ein paar Arbeits - lose Krawall macken oder wenn bie. KPD. zur Abwehr ber Faszisten Hundertschaften bilden will, dann wird sofort die ganze Staats- gemalt zu mobilisieren versucht, weil hier der Bolschewismus an» gebüd) i'ein Haupt erhebt, um zur zweiten Revolution auszuholen. Für all bie „bolschewistischen Vorbereitungen“ wird natürlich der preußische Minister des Innern verantworLich gemacht. JnSbeson- dwee legi man ihm jetzt die recht bedenklichen Zustände, die sich m Oberschlesien herauSgebildei haben, zur Last. Wir wollen uns mit dem Geschreibsel ber beutschncttionalen Presse nicht länger abgeben. Die nächsten Tage werden so viel Auf - klärung bringen, daß auch dem großmäuligsten Deutschnationalen bie Lust zum Schwabromeren vergehen wirb. Vor allen Dingen werden wir dann sehr klar sehen, wer schuld an den Zuständen in Oberschlesien ist. Weiß man :m deutschnationalen Lager-nicht, daß die oberschlestschen Arbester nck gegen bie Clique ehemaliger Offi - ziere auflehnen, bie m ben oberschlesischen Betrieben, gestützt auf bie ber Reichswehr gestohlenen Waffen, ein Schreck enSregiment errichtet hat. Die Avbesterschafi wirb überall diese „nationale“ Betätigung der Bankerotteure von peitern und der Vabanque-Spieler von heute mit allen Mitteln bekämpfen. Kchwin-eluachrichten. Die Zuverlässigkeit des Wolffscheu Telegraphenbureaus. Wir hoben uns bereits mehrer Mal« damit befassen muffen, daß die Meldungen de» Wolsfschen Telegraphenbureaus, das all - gemein als amtliches und zuverlässiges Bureau gilt und für dessen Nachrichten im Ausland die deutsche Regierung verantwortlich ge - macht wird, allzu oft der Wahrheit nidji entsprechen. Jetzt hegt wieder ein besonders krasser Fall der Irreführung der öffentlichen Meinung vor. Am 14. Marz meldete das Wolsfsche Bureau die Erschießung zweier Schupobeamten namens Mohr unbctraufe in Buer. Der Meldung war die Bemerkung betgefügt, daß der Vorgang von Augenzeugen aus kurzer Entfernung beobachtet sei. Tue „Vossische Zcttung“ be - richtete in ihrer Sonntagsausgabe in einem längeren Telegramm aus Buer, das inhaltlich mit einer Meldung des Wolsfschen Bureaus übereinstimmt, über die Freilassung des Oberbürger - meisters von Buer u. a. folgendes: „Der französisch« General wandte sich dann gegen den deut - schen Bericht über bi« Erschießung des Polizeiwachtmeisters Mohr und des Schutzpolizeibcamten Krause im Hofe des Lyzeums. Der angeblich erschossene Polizeiwachtmeister Mohr wurde dem Oberbürgermeister aus dem Gefäng - nisvorgeführt. Er bekundete, daß ber angeblich eben - falls erschossene Schutzpolizeibeamte Krause in bas besetzte Gebiet nicht zurückgekehrt sei unb feines Wissens nicht in Sues gewesen fein könne. Es scheint sich bei dieser Meldung tatsächlich um einen sehr be - dauerlichen Irrtum zu handeln. Bekanntlich war berichtet worden, daß die Erschießung der beiden Schutzpolizisten von deut - schen Augenzeugen aus unmittelbarer Nähe beobachtet worben sei.“ In bem entsprechenben Telegramm des Wolsfschen Bureaus ist biefer Passus «infack unter ben Tisch gefallen. ES bleibt bafür nur bie Erklärung, baß Wolff eine ber zahlreichen Klatschgeschichten ohne ernsthafte Kontrolle zum Abbcuck gebracht unb bie bann erfolgte Berichtigung unterschlagen hat. Beides muß zu einer schweren Benachteiligung deS deutsch«n Abwehrkampfes führen. Die Verbreitung von Falschmeldungen vermindert bie ©laubroürbigleit für ben Fall, daß über wirkliche Ausschreitungen authentisch belichtet wirb. Die Unterschlagung bes Dementis ist eine Irreführung ber beutschen öffentlichen Meinung unb schabet bem beut- schen Ansehen im Auslanbe aufs empfindlichste. Die Presse muß sich jedenfalls im Interesse ihres Ansehens und ihrer Verpflichtung zu einer objektiven Berichterstattung auf baS allerschärfsto gegen biefe Methoben der VollSvergiftung wenden. Roßbach entlasse« und wieder verhaftet. Der SPD. schreibt: Nach ber Melbung einer Berliner Kor» responbenz soll Leutnant Roßbach angeblich toicber auf freiem Fuße sein. Wie wir erfahren, hat der Untersuchungsrichter Roß - bach tatsächlich wieder entlassen. Dem Eingreifen der zustanden Stelle ist cS zu danken, daß die sofortige Wieder- Verhaftung Roßbach» erfolgte. Der preutzische Minister des Innern wird noch im Lauft dieser Woche dem preutzifchen Land - tag eingehend über bie Umtriebe Rotzbachs unb seiner Organisa - tionen Mitteilung machen. Wir können schon heute versichern, dah auf Grund des sich im preutzischen Ministerium des Innern angehäuften Materials eine endgültige Haftentlassung Rotzbachs ein Ding Der Unmöglichkeit ist Frankreich und Dänemark. Schon vor einigen Zeit meldeten wir, daß Di« Franzosen ihre namenlose Wut selbst an den ärmsten und schwächlichsten der Ruhrkinder, die nach Dänemark abtransporfiert werden sollten, auslaffen. Da unsere dänischen Genossen aber weder dadurch, noch durch die fast täglich von dem Vertreter Frankreichs in Kopenhagen vorgebrachten Beschwerden Über die Liebestätig leit der dänischen Arbeiter von ihrem Hilfswerk abgehen, greift Frankreich zu andern Mitteln. Die dänische Industrie leidet heute in hohem Matze unter der Ruhrbesetzung, da die notwendigen Rohstoffe nicht aus dem Ruhrgebiet herauskommen. Vor einigen Tagen begab sich eine Abordnung der dänischen Industriellen nach dem Ruhrgebiet, um die Möglichkeiten einer Einfuhr deutscher Rohstoffe — die nicht etwa von Franzosen, sondern von Deutschen gekauft werben sollten — aus bem Ruhrgebiet nach Dänemark zu prüfen. Die Franzosen erwiberten ben Industriellen kalilächelnd, datz. solange dänische Arbeiter Gelber für bie Ruhrarbeiter aufbringen, solange insbeson- bere bänische Arbeiter hungernben Ruhrkinbern einen Platz an ihrem Tisch gewähren, an eine Ausfuhr beutfcher Rohstoff« aus bem Ruhr- tz e b i e t nicht gedacht werden kann. Weil sich also bie dänischen Arbeiter daS hohe Ziel gesetzt haben, tausende deutscher Kinder vor bem Hungertode zu retten, barum sollen sie selbst zur höheren Ehre ber großen „Kulturnalion" bem Hunger überliefert werden. Aber biefe Drohung schreckt unsere dänischen Genossen nicht Durch den Leiter ber dänischen Hilfsaktion, unfern Ge - nossen I. P. Nielsen, haben sie in unserm Kopenhagener Bruberblatt erklären lassen, baß sie keinen Dritten um Erlaubnis fragen werben, wie sie ihr Geld ver - wenden. Die dänischen Arbeiter haben früher bie Belgier, Russen, Franzosen und Polen unterstützt, und sie werden auch in aller Zukunft dort helfen, wo Arbeiter leiden, ohne danach zu fragen, wer Das Elend und den Hungertod unschuldiger Säuglinge verschuldet hat , Das Attentat a«f Sineet«. Wft WTB. hört ist es den energischen Bemühungen der Kölner Polize: gelungen, den Anschlag gegen Smeets aufzukläoen und die Persönlichlest des Täters ftstzustellcn. Nähere Angaben können, um ben Gang Der Untersuchung nicht zu gefährden, zurzeit nickt gemacht werden. Nach den in Der Wohnung des Täters Vorgefun - denen Papieren scheint cS sich um einen jugendlichen P hon- tasten zu handeln. Der Arbeit Der amtlichen deutschen Stellen standen um so größere Schwierigkeiten entgegen, a:S jeder Anhalts- punlt für die Persönlichkeit des Täters fthlte. „In zwanzig Jahren?“ erwiderte jetzt der Justizrat ohne Zögern; „ei, das kann gar leicht geschehen!“ Aber Hans Kirch mischte sich ins Gespräch: „Sie denken, wie sie'S jetzt machen, Doktor, so mit blauer Tusche; nein, ber Junge war bamals nach ber alten grünblichen Manier ans Werk gegangen; tuchtiae Nabelstiche unb bann inst Pulver eingebrannt“ Der alte Arzt rieb sich bie Stirn. -Ja, ja; ich entsinne mich auch jetzt Hm! — Nein, bas dürfte wohl unmöglich sein; daS geht bis auf die CutiS; der alte Heinrich Jakobs lauft noch heut mit seinem Anker.“ Tante Jii!e nickte beifällig; Frau Lina stand, die Hand cm bet Stuhllehne, blaß unb zitternd neben ihr. „8ber,” sagte Han» Kirch, unb auch bei ihm schlich sich bie Stimme nur ttne mit Zagen aus ber Kehle, „sollte e? nicht Krank» hatten geben? Da Drüben, in Den heißen Sänbem?" Der Arzt bedachte sich eine Weile und schüttelte barm sehr be - stimmt ben Kops. „Nein, nein; bas ist nicht -inzunehmen; e» müßten Denn die Blattern ihm den Arm zerrissen haben.“ Eine Pause entstaub, während Frau Jule ihre icktcn tzaubschiihe anzog. „Nun, HanS,“ sagte sie dann; „ich muß nach Haus, aber Du hast nun bi« Wahl: den Anker ober bie Blatter - narben! WaS hat Dein neuer Heinz benn aufzuweffen? Die Lina tat nichts von beiden sehen können; nun sieh Du selber zu, wenn Deine Äugen noch gesund sind!“ — — Bald danach ging HanS Kirch bie Straß« hinauf nach seinem Speicher;, er hatte bie Hände über dem Rücken gefaltet, der .Kops hing ihm noch tiefer al« gewöhnlich auf die Brust. Auch Frau Lina haste das Haus verlassen und war dem Vater nachgegangen; als sie in ben unteren bämmerhellen Raum de» Speichers trat, sah si« ihn in der Mitte Desselben stehen, als müsse er sich erst besinnen, weshalb er denn hierher gegangen sei. Bei dem Geräusche De« Korn- umschaufelnö. Da« von den oberen Böden heraisscholl, mochte er den Eintritt Der Tochter überhört haben; denn er stieß sie fast zurück, als er sie jetzt so plötzlich vor sich sah: „Du, Lina! WaS hast Du hier zu suchen? Die junge Frau zisteric und wischte sich baS Gesicht mit ihrem Tuche. „Nichts, Vater,“ sagte sie; „aber Christian ist unten am Hasen, und da litt cS mich nickt so allein zu Hause inst ihm — mit Dem frcmDen Mensche«! Ich fürchte mich; oh, es ist schrecklich, Vater!” Hans Kirch hatte während dieser Worte wieder seinen Kopf ge» senkt; jetzt hob er wie aus einem Wgrunde seine Augen zu denen | feiner Tochter und blickte sie lange und unbeweglich an. „Ja, ja, Lina,“ sagte er bann hastig; „Gott sei Dank, daß es ein Frem» der ist!“ , Hierauf wandte er sich rasch, unb bie Tochter hörte, wie er bie Treppen zu bem obersten Bodenraum hinauffticg. Ein trüber Abend war auf diesen Tag gefolgt; kein Stern war sichtbar; feuchte Dunste lagerten auf der See. Im Hasen war eS ungewöhnlich voll von Schissen; meist Jachten und Schoner; aber auch ein paar Vollschiffe waren dabei und außerdem der Dampfer, der wöchentlich hier anzvlegen pflegte. Alles lag schon in tiefer Ruh«, und auch auf dein Hnfcnplatz am Bollwerk entlang schlen - derte nur ein einzelner Monn; wie eS Den Anschein hatte, müßig und ohne eine bestimmte Absicht. Jetzt blieb er vor bem einen der beiden Barkschiffe stehen, auf dessen Teck ein Junge sich noch am Gangspill zu schaffen machte; er rief einen „guten Abend" hin - über, und fragte, rote halb gedankenlos, nach Namen und Labung bei Schiffes. Als ersterer genannt wurde, tauchte ein Kopf aus ber Kajüte, schien eine Weile bcn am Ufer Stehenden zu mustern, spie dann weit hinaus in” Wasser unb tauchte wieder unter Deck. Schiff und Schisser waren nicht von hier; der am Ufer schlenderte weiter; vom Warder drüben lum bann unb wann ein Begelschrci; von der Jnsal her drang nur ein schwacher Schein von den Leuchtfeuern durch bcn Nebel. Als er an die Stelle kam, wo die Häuserreihe näher an dar Wasser tritt, fdtfug von daher ein Gewirr von Stimmen an fein Ohr unb veranlaßte ibn, stillzustehen. Bon einem ber Hauser fiel ein roter Schein in bie Nackt hinaus; er erkannte cs wohl, wenngleich sein Fuß die Sckwelle Sott noch nicht überschritten hatte; bas Lickt kam auf der Laterne der Hafenschenke. Das Hau? war nicht wob! beleumdet; nur frembe Matrosen und etwa die Söhn« von Sctzschiffern verkehrten dort; cr hatte das alles schon gehört. — Und jetzt erhob bas Sännen sich von neuem, nur daß uuck eine Frauenstimme nun dazroischenkreischte. — Ein finsteres Lachen fuhr über das Antlitz Des Mannes; beim Schein Der roten Laterne unb den wilden Lauten hinter bcn verhangenen Fenstern mochte allerlei in ferner Erinnerung auswachen. was nicht guttut, roenn e» roieber- stimmt. Dennoch schritt cr daraus zu. und als er eben von ber Stabt her die Bürgerglocke läutern horte, trat er in bie niedrige, aber geräumige Schenkstube. kvortsetzung folgt.)