Da? „Hamburg« toeint tSglich einmal, ausser den 2. Feiertagen. «eumepreiS: Monatlich es *, voran?,adibar, ■frei in? Hau?, bei viermaliger Raten,abluna pro Rate 7a Für Abkoler monat< 11» 2« IHM) X Hn» durch dte Post M beziehen. Redaktion: Feblandstraßeii, erster Stixt Derantwortlicher Redakteur. Johannes '.Heute. Hamburg Expedition: ßefilanbftragell, Erdgeschoss Buchhandlung: Erdgeschotz Vuchdruckerei-Kontor: Fehlandstratze ii, erster LWS. LamburgerEcho Betti die woeltafient tooo X. unter «uSIchtntz der .»eschüMtch«: Rundschau^. EstrNeuuogebote H, SteHen«eh><*« H*h>a Pr>d Soinilienon*. 11600 A Jfleine «»zeigen dir » Zellen die Zeile 2000x, von io ete 15 .letten 2(100 X ÜieNamezeile IN OOO X »zeigen müssen tm voran? »der sofort bezadlt werden. 'M n , e t fl e n • 81 n t»o h m e Fehiandstratze Nr. ii im Erd« ief®ofi (bi6 7 Uhr abends tur den ivigenden Tag» In den Filialen (bis s Uhr) und in allen flnnoncen-IBurean? Mast- und D. und 7. Januar. Tie Ermordung Sckeidemanns sollte so schnell wie möglich in Kagel ausgeführt werden. Baur besprach mit Puttkamer die Vorbereitungen zur Tat, und Puttkamer berichtete dieses in ausführlichen Einzelheiten an seinen Berliner Freund, den Landricliler Hirschberg, der verabredungsgemäß den R e i chs k o m m i s s a r zur Auftcchterhaltung der öffentlichen Sicherheit davon unterrichtete. Tatsächlich hat Puttkamer dem Baur gegenüber davon gesprochen, daß er ihm nach vollbrachter Tat als Flüchtling seine Wohnung zur Verfügung stelle und daß er ihm auch einen Revolver besorgen werde, und zwar tat er dies zu dem alleinigen Zweck, um das Vertrauen des Baur nicht zu ver - lieren. Als er merkte, daß Baur mit seinen Plänen tatsächlich ernst machen wollte, machte er seine Zusage rückgängig. Das war aber ohne Bedeutung, weil Oberleutnant Roßbach selbst bei seiner Anwesenheit in München am 8. Januar dem Baur den dienstlichen Befehl gegeben hatte, das Attentat gegen Scheidemann unter allen Umständen zu unterlassen, nerl, so sagte Baur bet seiner polizeiiicken Vernehmung, eine solche Tat,in jetziger Zeit da? größte Verbrechen am Volke wäre. Auf Grund der Berichte Puttkamers hat der Reichskommissar die Berliner Polizei mobil ge - macht, um Baur, der am 19. Januar nach Berlin reisen wollte, festzunehmen. Außerdem benachrichtigt« er die Polizeidirektion Kassel, die ihrerseits wiederum Scheidemann verständigte. Scheide - mann selbst weilt« damals aber nicht in Kassel, sondern in Augs - burg, was aber dem Attentäter erst bekannt wurde, als er von seinem Vorgesetzten Roßback von der Tat abgehalten worden war. Der kritische Tag war der 17. Januar, weil der mittellose Baur damals von einer thüringischen Gräfin 100 000 fC zum Zwecke seines Attentates erhalten hatte. Bei der Tat selbst sollten dem Baur ursprünglich noch zwei Helfer zur Seite stehen, ein gewisser Aigner und ein während der Haupt - verhandlung stets nur mit dem Spitznamen Leutnant T. Be- zeichneter. Diese beiden sind jedenfalls Mitglieder der Gruppe Roß - bach Beide hatten sich zur Tat zur Verfügung gestellt. Im Plädoyer hielt der Staatsanwalt seine Anklage in vollem Umfange aufrecht. Er bestritt dem Angeklagten, daß er aus voli- tischen und ideellen Zielen sein« Spiheltätigkeit ausgeübt habe. Puttkamer sei vollkommen überzeugt gewesen, daß es Baur mit seinem Attentat vollständig ernst gewesen war. Trotzdem Hobe er nichts getan, den Mord im Keime zu ersticken, im Gegenteil, er habe dem Baur noch seine Unterstützung zugesagt. Freilich stehe außer Zweifel, daß Puttkamer die Ermordung Scheidemanns nicht gewollt habe. Dieser Milderungs - grund käme nur für das Strafmaß in Betracht. Er beantragte 8 Monate Gefängnis und Tragung der Kosten. Der Verteidiger, Stadtrat Genosse Nußbaum, bestrstt die Zuständigkeit des Gerichts, und zwar auf Grund des Republik - schutzgesetzes, das Ueberweisung solcher Straftaten an den Staats- gericktshof verlangt. Zur Sache selbst wies der Verteidiger nach, daß Puttkamer sich aus politischer Ueberzeugung der Auskundschaf- hing der rechtsradikalen Kreise gewidmet habe. Die Auftläruna des Attentates auf Scheidemann sei geradezu sein Verdienst. Seine Pflicht als Staatsbürger habe er vbll erfilllt durch seinen Bericht an den Reichskommissar. Wenn er die Münchener Polizei nicht verständigt habe, so liege genug Grund für dieses Mißtrauen in dem Ergebnis des F u ch s - M a ch h a u s - P r o z e s s e s. Eine Verurteilung könne gar nicht in Frage kommen, da, nach § 49a des Strafgesetzbuches für eine Verurteilung wegen Aufforderung zum Mord der subjektive Wille, daß die Tat ausgeführt werde, notwendig fei. Eine solche Anklage getraue sich aber nicht einmal der Staats - anwalt gegen Puttkamer zu erheben. Nach einer halbstündigen Beratung verkündete das Gericht, unter dem Vorsitz des Oberlandesgerichtsrates Horwitz, folgendes einstimmig gefällte Urteil: Acht Monate Gefängnis, Anrechnung von sechs Wochen Untersuchungshaft. 500 000 M Geldstrafe. In der Begnindung heißt es, daß Puttkamer sich einer fortgesetzten Kette von Handlungen schuldig gemacht habe, die auf die Mvrdpläne des Baur fördernd und stützend gewirkt hätten. Es handle sich um eine fortgesetzte Aufforderung zum Mord. Auch wenn der Angeklagte die Tat selbst nicht gewollt habe, trat erschwerend bei, daß der Angeklagte gewissenlos an Baur gehandelt habe und vor allem an dem deutschen Vaterland. Durch einen eventuellen Mord an Scheidemann, dessen Verhinderung nicht in der Hand des Angeklagten gelegen habe, wären innerpolitisch außerordentliche Gefahren entstanden. In der Urteilsbegründung wird auch das Verhalten des Reichskommissars einer scharfen Kritik unterzogen, weil er es versäumte, seine Kenntnis von den Mord Plänen der Münchener und der Augsburger Polizei mitzuteilen, und weil er auch eine rechtzeitige Benachrichtigung nach Kassel unterlassen habe. Das Volksgericht hat prompt erfüllt, was die blau-weiße Reaktion von ihm erwartete. Dazu ist es ja da, seine Aufgabe ist die Einschüchterung aller Republikaner, getreu SchweyerS Spruch von den Novemberverbrechern. Aber das ist doch das Höchste, dem ehrlichen Republikaner Puttkamer nachzusagen, er habe gewissenlos am deutschen Vaterland gehandelt, weil er Mordpläne gegen Republikaner aufgedeckt hat. Das ist doch Aufgabe der Polizei, nicht wahr? Wie komm: dieser Mensch, der als Feind der Ordnung hinreichend verdächtig ist schon durch den Umstand, daß er als Junkersprößling und Offizier sich nicht als Gegenrevolutionär, sondern als Republi - kaner betätigt, wie kommt er dazu, sich in Aufgaben der Polizei einzumischen! Je nun, man weiß, daß die Münchener Polizei noch keinen nationalistischen Mordbuben gefangen hat, vom Dienstmädchenmord im Forstenrieder Park bis zum Mord an Gareis schwere Finsternis. Man weiß auch, daß die Münchener Polizei den Richert entschlüpfen ließ, man weiß, daß Pöhner als ihr Präsident sogar Paßfälschung zugunsten eines flüch - tigen Nationalisten verübt hat. Wenn irgendwo, so ist gegen sie Mißtrauen am Platze. Aber was soll nun werden, nachdem das „Volksgcricht" sich herausgenommen hat, dem Reichskommissar wegen dessen gerechtfertigten Mißtrauens zu rüffeln? Werden nicht endlich Reichsregierung und Reichstag sich auf ihre Pflicht besinnen und Bayern zur Ordnung bringen? Zur Sicherung der Republik und zur Wahrung der NeichS- cinheit: Fort mit dem bayrischen Ausnahmerecht, fort mit den Volksgerichten l Aergernis. Seit einigen Tagen prangten an den Stettiner Litfaßsäulen kleine Plakate: „Erfolg der bürgerlichen Regierung Cuno." Dar - unter waren unter Der Ueberschrift: Was hat sie dem Volke ge - bracht ? einige Preise wichtiger Lebensmittel beim An - tritt der Regierung Cuno im November 1922 den entsprechen - den Pressen im Juli 1923 gegenübergestellt. Und unter der Ueber - schrift: Was hat sie den Kapitalisten gebracht? war weiter zu lesen: Stand des Dollar? int November 1922: 7100, im Juli 1928: 284 000. Dieses Plakat erregte laut der bürgerlichen Presse öffentliche? Aergernis. Darauf ließ der Polizeipräsident die Plakate überkleben. Vermutlich senken ;ich jetzt die Lebensmittelpreise und der Dollar kostet mir noch 4,20 Ja." „Nichts k" Sie möchte dem Forschen der Freundin entgehen, aber diese konnte ihre Neugier nicht bezähmen und hatte eS schließlich er - gründet: „Die Pistole ist es. . . Und heiß ist sie . . J Was hast Du gemacht?" ^Schrei nicht so!" „Wie Du zitterst! . . . WaS hast Du gemacht?" „Ich habe in die Lust geschossen." „Wozu?" „Zum Vergnügen." ..Lügnerin . . . Verbrechcrin!" „Um Gotteswillen, schweig!" „Du nenne nur Gottes Namen nicht! Du glaubst nicht an ihn, und deshalb hassest und mordest Du!" „Ich habe nicht gemordet!" „Woher weißt Tu daS? Ter furchtbare Schrei, der durch die Straße gellte, wird wohl von dieser Frau gekommen sein . . „Die Toten schreien nicht!" stammelte Rubios Tockrcr mit rauher, belegter Stimme. Dann beeilte sie sich, die Pistole au ihren Ort zu legen. „Wie schlecht ... wie gemein! . . flüsterte Carmen zitternd hinter der Schuldigen. „Sei still, verrate mich nicht!" „Wenn man von mir eine Erklärung verlangt, so werde ich sprechen!" „Und weint man keine verlangt?" erkundigte sich Casilda, deren Ausdruck zwischen Flehen und Drohung schwankte. „So werde ich um Deiner Mutter willen schweigen!" Dolores kam mit Hortensia aus der Schlaflammer; sie leuchteten sich mit einer Hängelampe und sprachen aufgeregt von dem Schuß und der Stimme, die vor einem Augenblick gleichzeitig unmittelbar vor den Fenstern erklungen waren. Als dieses Licht sich über die Wohnung breitete, floh Casilda davor mit scheuem Gesicht und angst - vollen Gebärden, bis sie plötzlich in höchster Erregung zu Carmen sagte: -Ich «ehe." „Was?" „Lebewohl." Und, ohne den Kops zu wenden, schwang sie sich in jähem Un- gestüm auf di: Gasse. „Casilda, höre dock: warte." „Wo gebt sie hin?" fragte Hortensia ganz erstaunt. „Ich weiß nicht," flüsterte Carmen verwirrt und ihre tiefe Be - stürzung kaum verbergend. „Sie hat sich mit mir gezankt, und da ist sie imstande, fortzu - laufen und die Mutter allein zu lassen." „Sie ist verdrießlich, ja," bestätigte Carmela, ine voll Furcht und Sorge auch gern von hier fort wollte. „Aber da sie nicht kommt," fuhr sie drängend fort, „so werde i ch ihre Mutter mit« nehmen." . Sie nahm sie sanft am Arm, und die betrübte Frau ließ sich forssühren in dem Glauben, daß Casilda mit ihnen sei. Von Unschlüssigkeit gebeugt gingen sie dahin, sich vor dem Platz- regen ein wenig in den Schutz der Häuschen flüchtend. Dolores blieb stehen und sah ihnen nach, bis der Trauerschlcier des Dunkels sie deckte. „Ick begreife es nicht!" rief sie aus. „SBaS?- p „Daß Deine Mutter so fortgeht." „Ach, die Arme!" wimmerte Fanjuls Frau zerknirscht. „Ich kann ja nichts dafür!" „Aber — Deine Schwester?" „Die ist halb verrückt: sie wird schon wiederkommen." „Zwei Töchter zu haben, und dann im Alter mit Armut und Trübsal allein zu bleiben —!" „So sst das Leben!" „Hast Du nicht Augst, daß es Dir einmal ebenso gehen konnte?" „Mir?" „Run ja!" „ES gibt wenig Männer, die so unbändig sind wie meiner! „Und so hübsch, nicht wahr?" schloß ToloieS ionisch. _ „Sie tadeln mich!" klagte Hortensia, die sich ihrer Leidenschaft schämte. „ c Dieses lebhafte Gespräch führten sie an der Tur der Hutt«, als Dolores schon im Begriff war fortzugehen; sie hoffte noch vieles ui Erfahrung zu bringen, beim die lebten bedrohlichen Ereigntsse hatten sie ängstlich gemacht, und sie >var in Unruhe um Enrique. Hortensia wäre ebenfalls gern auf die Suche nach Manolo ge - gangen. Sie vergaß Mutter und Schwester, vergaß ihre eigenen Kinder und dachte an mcktö, al- an den händelsüchtigen Mann, diesen Raufbold, der sich in dem Durcheinander einer Gefahr ausfetzen könnte; aber sie fürchtete ihn zu erzürnen, wenn sie auSg'.nge, und blieb deshalb, von Fieber und essersüchtiger Liebe verwirrt, hier au| ihrem Posten. Mittlerweile durchkreuzte Casilda die Stadt, ohne den Platz- regen zu fühlen, und versteckte sich vor Leuten und Lichtern, aa sie in jedem Geräusch und jedem Schatten eine Verfolgung witterte. Instinkt und Gewohnheit führten sie in das Haus auf dem Berge, uiib ohne Zweck und Zie!, nur von der Notwendigkeit der Flucht vorwärtsgetrieben, ging sie wieder in Freie, überquerte die Straße unb tont nun toeit von bet ©tobt entfernt: die clenben internen drangen nicht bis hierher, und der wilde Mut des jungen Mädchens kam vor dem vom Sturm gebadeten Steinungeheuer ins Schwanken. Sie vermißte die schrillen Geräusche der Fabriken, die Flam- men der Hochöfen, die Botschaft brachten wie Tauben, entbehrte bie wie Korn auf die Schlackenbaufen fallende Glut, die Rufe und Blitze im Brodeln der Industrie, die sonst die ersten Biegungen des Weges erhellt hatten. Blind und stumm wie jetzt, schien das Tal der Flüchtenden ein andere«: die beängstigend dichte Hülle dieser Ein - samkeit mutet sie fremd an, und sie ist mehrmals zwischen den Sümpfen und der Halde hin und her gegangen, ohne die Spur eines Pfades zu entdecken. Nock, immer entzündet das Unwetter das icchnarztte^he Flattern seines Hauchs, und dank diesem düsteren Leuchten gelang ei Rubios Tochter, an der Station von Mya und dem Gietzereigeland« bofbei- zufinden und sich schließlich in dein Schuppen eine? Vorratshauses zu verstecken: hier macht sie Halt, berut die drohenden Irrwege des Gebirges flößen ihr Furcht «in, als sie beim stürmischen Funkeln der Wolken sieht, wie der SimmelSbogen sich über die Berge iparint. Casilda fühlt sich von einer ungeheuren Feindseligkeit umgeben, die thr Grauen erregt: niemals hat sie den .Horizont so, wie ein Schweißiiick, auf die Felsen gedruckt gesehen, noch je d«u Wind dem Grauen der Nackt so traurige Dinge erzählen hören. ES scheint, daß die Höhle der Orkaite^geborsten ist unb daß alle furchtbaren Sturme einander zu frechem Spionieren anfeuern. Das Mädchen bat in :hrem Versteck einen Haufen .Hobelfpäne gefundeitz unb dahinein drückt sie sich zitternd und benommen, denn auf ihrem schweißbedeckteu Körper fühit sie die Kälte des Wassers. Tie Gedanken erlen flüchtig durch ihr Bewußtsein, berühren «5 und gleiten barüber hin, rote der van dem dürren Lande aiügetruufene ■Hegen, wie der verzweifelt in den Engpässen heulende Wind. Sie verstopft ihre Ohren: thre gange Umgebung flicht jü mw läßt sie allein: sie ist überzeugt, daß auch die Aevirgskettc- nch m ungeheurem Flug babonntadtt. Nur verworren denkt sie an :hre Sctmld und an ihr Unglück. Sie hat di« Empfindung, daß ne ihre Nebenbuhlerin verwundet haben muß, und grämt sich nicht weiter: ererbter Trieb berührtet ihr Herz. Diese Frau hat ihr das Gluck geraubt: dafür haßt sie sic und glaubt sich berechtigt, sie zu toten. Weshalb fürchtet und versteckt sie sich bann? Sie weih es nicht. Selbst di« harmlosesten und ftiedlichsten Er- irnierungen jagen ihr jetzt Fnrckt ein; Grauen überfällt sie, wenn sie sich Aurora Augen voritcllt, wie sie, schimmernd wie gtur.c Sterne, voll Dankbarkeit auf Marta ruhen. Mit Verwnndenmg ruft sie sich ein paar strenge Worte von Estävez in« Ciedachtnis: „Du muß: Pedro Abril heiraten, er bietet Dir ehrlich sein« Hand, und Dein Pater hat eS sterbend gewüisscht. (Fortsetzung folgt.)