txj« „»«ndarger »»o* rr- scheint täglich einmal, anfter den 2. Feiertagen. Bezugspreis: 1. Rate vom l. bis 7. Sept. 1 500 000 A Preise ireibleibend. Auch durch d.Postzu bezieven. Redaktion: Feblandstratzc 11, erster Stock. Berantwortlicher Redakteur: Paul Pngdahn, Altona. Expedition: ffehIandstraszell.Erdgeschotz. Buchdandlung: Y3dgeschotz. Buchdruckerei-Kontor: ReOIanbftrafic 11, erster Stock. Anzeigen die IRgtfpoItene Detitzeile 225 ooo.i unter Ausschluss der,«esch»llllchen MtunDfctiau*. Gtellcnangedotc lOOlhMl Zteilendes.55 :>OO priv. ^rtnülleiinni. T5 x, von 10 6i4 iSdelien itiocoo a Aeklnmezeile 750 000 Anzeigen müssen Im voraus oder lofott dezadlt werden. Anzeigen AnnoNme ,Venlanbft;aAe '.Tie. 11 Im t-rd geschosl (Ina 7 Hör abends iiir bett folgenden Sag) in den Filialen (619 3 Upr) und in allen Annonecn-Bnrean? Masi- und Daienvorschrisien oOnc BerdindUchkeit. Ur. 241. Sonnabend, den 1. September 1923. 37. Jahrgang. Steuern nnö Ptoöuliiousfteigerang. Dieser Artikel Ixrt wegen Rairminungels wieiderholt zurückgestellt werden müssen; er stellt also keine Kritik oder Ergänzung zu der in der Beilage abgedruckten Rede des Reichswirtschaftsmini st ers dar, sondern war vorher geschrieben und gesetzt. Hier wie dort sind wesentliche Teile der großen Frage nicht erörtert, zum Beispiel die Frage des Abbaues der Parasiten im Handel. Zu der Rede des Ministers mag man Ein - schränkungen und Vorbehalte machen, aber jedenfalls sieht er dem Problem fest ins Auge. Jedem mutz klar sein, datz die nächsten Wochen höchste Anforderungen an Willen und Nerven stellen werden. Fetzt heitzt es: die Zähne zusammenbeitzen! Wer im Volke den Glauben erweckt, daß nach der Durch - führung der neuen Sie em die Wirtschaft aus eine glatte Bahn gelangen wird, der betrügt sich und andere. Die Wahrheit ist: Wir stehen lwch vor dem Sergi Der weitaus schwierigere Wegteil bleibt noch zu leisten. Der Ertrag der Steuergesetze reicht nur aus zur Deckung des notwendigsten Bedarfs. Und bereits ergeben sich auch aus den Steuergesctzen Schwiirigkeiten für die Wirtichast. Bisher lebten wir hinter dem Schleier der Inflation, er täuschte eine winschattliche Blüte vor. Der Schleier zenisj noch vor dem Rücktritt der Regierung Cuno, mit einem flftal wurde der Blick tret in eine Lage voll sürchterlichster Ge - fahren. Der Sturz der Maik war nicht noch einmal durch instutionistiiche Rftiiel zu überwunden, plötzlich und ungehemmt setzten sich überdies aut dem heinnschen flllarkle die Weltmarktpreise durch und dadurch wurde der Beoan an Zahlungsmitieln ins Ungeheuer - liche vergrößert. Rasche Umsetzung der Preissteigerungen in Lohnerhöhungen war unvermeidlich, aber gerade dadurch erhielt die Rotenpresje einen verstärkten Antrieb. Sie zu bremten, dazu soll das neue Steuererträgnis dienen; endlich soll das Reich aus der unerträglichen Lage kommen, in der die Ausgaben nur zu 1 °/o von den Einnahmen gedeckt werden. Aber der Griff in die Privalwiriicha i roirtt gerade >m Augenblick tchmerzhail, denn die Privalwftitchatt ist ja teilweise auch mit Zahlungsantordernngeu überttiäßig in nspluch genommen. So treibt ein Keil den anderen, das Reich mutz Ste ern fordern, die Steuern drosseln Teile der Wirtschaft, es entstehen Reibungen, die die Rlaschin rie weitet in Unordnung zu bringen drohen. Zum Ueberfluß werden die Steuern auch taboliert, Zahlungsfähige wollen der Zahlung durch Seit ebsslillegung entgehen. Bon deutschnationaler Seite wird geradezu auf Sleuertabolage hingearbeitet. W^r brachten am Dienstag die Aufforderung des pommerichen Landbundes, der zu „ge= schloffenemWiderstaud" auffordert; „alle ehrenhaslenLaitowirte sollen nicht zulassen, daß man ihr Eigentum Forderungen zum Opfer bringe, die jeder vernünftigen und wirtschaftlichen Ueber legung wideriprechen". Tattächlich hallen ja aber die Vertreter des Land- bundes den Gesetzen zugesnmmt. Also waten ste vernünftiger und wirtschajütcher Ueberleguiig unfähig? Ach nein, aber vor Tische las man es anders. Den Sleucrgesetzen stimmten unter Führung des Grasen Westarp die Deuischnatioualen einmütig zu, weil sie von der Zustimmung die Erhaltung des Kabinetts Cuno erhofften. Cuno fiel und jetzt schreibt Gras Westaip in der „Kreuzzeitung": „Gerade ihre Zuirimmung zu diesen Steuern macht den Deutschnalionalen den Rücken frei zu rücksichtsloser Bekämpfung der brutalen Steuerpolitik des Herrn Hilferding." Tatsächlich aber hat Hilferding keinen Buchstaben an den Gesetzen geändert; als brutal gelten die Gesetze mit einemmal, weil ihre stramme Dnrchsührung zu erwarten ist. Die Deutsch- nationalen hatten wohl wieder nach der Regel der weißen Salbe verfahren wollen, die steuersfdlitisch unter Helfferich in der Kriegs - zeit befolgt wurde. Damit freilich wird der dringendsten Not nicht gewehrt. Obgleich wir uns dessen bewußt find, daß viele Schwierigkeiten fich ergeben müssen, muß auf der strikten Durch - führung der Gesetze bestanden werden. Bricht der Staat zusammen, fo ist auch die Privatwirtschaft erledigt. Die Gesetze mußten in drängender Hast zustandegebracht werden, ganz selbstverständlich enthalten sie Mechanische, also ungerecht wirkende Bestimmungen. Daran tragen aber ausschließlich jene Parteien und zumeist die Deuischnationalen Schuld, die rechtzeitige systematische Reformen verhindert und dadurch sträflich den völligen Verfall der Reichs - finanzen herbeigeiührt haben. Zweifellos werden die nächsten Wochen eine schreckliche Belastung nicht nur für die Betriebs - inhaber, sondern für alle arbeitenden Volksgenossen in Deutsch - land bedeuten. Durch müssen wir I Es blieb nur die Wahl, entweder Reich und Wirtschaft und das ganze soziale Wesen im Sumpf versinken zu lassen, oder mit der stärksten Anspannung der Kräfte und selbst um den Preis der Erleichterung des Ge - päcks auf einen sicheren Weg zu retten, was zu retten ist. Wir alle müssen uns jedoch darüber klar sein, daß künftig die Wirt- schast dauernd wird Lasten tragen müssen von weit größerem Ausmaß als bisher. An der deutschen Wirtschaft rächen sich die Sünden Helfferichs aus der Kriegszeit und es rächt fich, daß die großen Wirtschastsmächte den Erfüllungsplan sowohl Helfferichs als auch Wirths und Raihenaus zuschanden machten. Erzberger Halle durch einen kühnen Griff in die Sachwerte die Privatvermögen den Reparationslasten dienstbar machen wollen. Wirth und Rathenau strebten zu ähnlichen Zielen. Die Sachwertbeteiligung des Reiches hätte natürlich die Privatwirtschaft empfindlich getroffen, der private Luxus und die Investierung immer neuer Milliarden wären dadurch stark be - schnitten worden. Der Schmerz wäre jedoch jetzt im wesentlichen überstanden; ans lauter Furcht vor der Operation ließ man den Brand weiter fressen und nun müssen noch mehr Gliedmaßen geopfert werden. Es geht um Leben und Tod! Die Zähne zusammen gebissen und die schmerzliche Operation überstanden, anders ist Deutschland nicht mehr zu retten. Aber auch darüber sei jeder im klaren, daß mit der großen Steueraktion und der von ihr notwendig ausgehenden Einengung des Lebenszuschnittes immerhin ziemlich breiter Kreise das Uebel nicht behoben wirb. Uebersteht der Patient die Operation, deren Aussührnng lebensnotwendig ist, dann müssen sofort weitere Maßnahmen folgen. Maßnahmen von der Art, wie Rathenau sie in Aussicht nahm. Sie fordern zunächst Sparsamkeit an allen Ecken und Kauten, besonders im öffentlichen Haushalt. Reich, Staat und Länder werden vieles beschneiden müssen, zu - mal der Verwaliungsapparat ist stark zu vereinfachen. Und noch wichtiger: die Ergiebigkeit'unserer Arbeit muß be - deutend gesteigert werden. Im Jungest des Wiederaufbau von Parvus findet üch eine Berechnung über den Rückgang wichtigster Produktionszweige. Seit 1913 ist bis 1922 die Erzeugung von Eiieuerz um ein Sechstel gesunken, die Erzeugung von Roh - eisen hat sich pro Kopf um 127 Kilogramm vermindert; an Stelle eines Ausfuhrüberschusses von 613 000 Tonnen ist ein Defizit von 683 000 Tonnen getreten. Auch die Kohlenförderung steht noch trotz der starken Steigerung der Braunkohlenfördcrung weit zurück. Vermögen wir unsere Produktion nicht zu steigern, so ist alles andere für die Katz', Poincaräs Wort von den 20 Mill. Deutschen, die zu viel find, wird in der schauerlichsten Weise von der Praxis erfüllt werden. An bet Verteilung bes Ertrages bet Arbeit ist gewiß viel zu bessern; leibet steht es so, baß immer noch Strebertum unb anderes Gesindel einen wesentlichen Teil deS Erzeugnisses rüstigen Schaffens an fich reißt. Aber auch wenn die Verteilung von Grund auf reformiert wird, fo kann doch nicht verteilt werden, was nicht vorhanden ist. Wenn wir weniger erzeugen als vor dem Kriege und daraus noch Repa- raiionslasten erfüllen, dann muß notwendig der Lebens - spielraum der Volksgenossen stark verengt werden. Erweite - rung tut aber doch not! Steuern, damit der Reichshaushalt in Ordnung gebracht, die Notenpresse angehalten und die Diark gehoben werden kann; Sparsamkeit in ^ber öffentlichen Verwaltung unb im gesamten Haushalt von Staat unb Wirtschaft; enblich Steigerung bes Ergebnisses unserer Arbeit: diese drei Rüttel find energisch zu handhaben. Alle drei gemeinsam angewandt und einander ergänzend, bringen uns aus dem Sumpf unb übet ben Berg! * Die Entwicklung der Verhältnisse in den letzten Tagen ver - anlaßt nunmehr auch den „Vorwärts", nach ^»iktatori- scheu Maßnahmen" zu fordern. Er schreibt dann noch u. a.: Die Bilanz ist trostlos darum, weil infolge des WährungSelends die Ware vom Produzenten nicht mehr zum Verbraucher foikmt, die industrielle Produktion selbst immer mehr zurückgeht, während für alle Lebensmittel die Preffe ins ungeheuerliche steigen. Dem Abwarten und Zusehen, bis am 16. September der Devisenfonds vielleicht geschaffen ist, oder die Lohnsteuer, die teilweise durch die Geldentwertung schon wieder überhalt ist, durch rasche und stetig fließende neue Steuern ersetzen, dazu rst beute nicht mehr Zeit, Sofort und ohne jeden Verzug müssen Maßnahmen getroffen wer- den, welche einen weiteren Maristurz vcckhrndern können. Das Problem spitzt sich so zu zu der Frage, wie die Goldwährung mit neuen wertbeständigen Zahlungsmitteln aufgerichtet werden kann. Voraussetzung dafür ist, daß die Regierung sich die Mittel zu der Durchführung der Gollnvährung beschafft. Angesichts der Tatsache, daß Industrie und Handel über erhebliche bisher nicht ange tastete Bestände an fremden Zahlungsmitteln verfügen und daß es noch genug Werte gibt, die allgemein als „Goldwerte" gelten, kann die Frage nicht mehr lauten, ob, sondern vielmehr w i e man diese zur Schaffung einer neuen Währung heranzioht. Die Enff'cheidung muß aber mit größter Beschleunigung fallen." Wnssolini besetzt Korf«. WTB. Rom, 1. September. Mussolini richtete an die italienischen Auslandsvertretungen folgende Depesche: Auf die gerechten Forderungen Italiens infolge der bar - barischen Ermordung der italienischen Militärdelegation auf griechi - schem Gebiet hat die griechische Regierung mit Worten geantwortet, die tatsächlich einer vollständigen Zurückweisung der itnNenischen Forderungen glcichkommen. Diese ungerechtfertigte Haltung verseht Italien in die Not - wendigkeit, in der griechischen Regierung das Gefühl für ihre Ver - antwortlichkeit wachzurufen und hat infolgedessen den Befehl erteilt, eine Abteilung italienische Truppen auf Korfu zu landen. Durch diese Maßnahme, die nur einen zeitlichen Charakter hat, beabsichttgt Italien nicht, eine kriegerische Handlung auszuführen, sondern nur sein Ansehen zu wahren, seinen unerschütterlichen Willen zu bokundsn und die Wiädergutmachungen zu erhalten, die Griechen - land ihm nach Herkommen und Völkerrecht schuldet. Tie italienische Regierung wünscht, daß Griechenland keine Handlung begehe, die die ffiedliche Natur dieser Maßnahme ändern könnte. Das soeben Ausgeführte schließt- keine Eanlt tonen aus, die die Boffchafterkonfe- renz ergreifen wird auf Grund der Tatsache, daß die italienische er - mordete Delegatton einen Teil der Grenzabsteckungskommission bildete, und datz ihr Vorsitzender, General Fellini, Beauftragter der Botschafterkonferenz war. * Ueber di» Vorgänge bet der Desehnng meldet eca. aus Athen: Am 31. August, nachmittags 3 Uhr, traf ein italienischer SchiffskapÄän in Korfu «in und teilte dem Präfekten mit, datz einte ttöfienitte Motten didision die Jnfch blockiere und daß um 4 Uhr die friedliche Befetzung der Znftl hqgirment wende. Bald danach traf eine italtontfe^ Flottendivision im Hafen von Korfu ein. Ter Kommandant verlangte die Uebe-rgäbe dvr Stadt und das Aufziehen der weißem Magge, die alsdann durch die itottentfelie Flagge ersetzt worden sollte. Der PräfeL bat um die Erlaubnis, sich vochor mit seiner Regierung in Verbindung fetzon zu dürfen, um Jnstrukttouem emzuholen, und fügte hinzu, daß er, wenn man ihm das nicht ge - statte, gezwungen fein werde. Widerstand zu leisten. Bevor jesoch der Präfekt Instruktionen von seiner Regierung erhalten hatte.^be- ganusn schon die itoltemtfdien Truppen am Land zu gehen. Tas Ltommcmdo über die Stadt übernahm Admiral Pollini, der die Gormifom und die Gendarmerie aufforderte, sich zu ergeben. Die griechischsn Truppen wundem entwaffnet, die Garnisonen von Halte« ni'chen Truppen besetzt und das Kriegsmateviail beschlagnahmt., Eimer weiterem Blättermstduny aus Rom zufolge sind auf Befehl der italiemffchen Regiorumg sämtliche SchiffSverbinduinaen zwischemJtalien und Griechenland urtterbvochsn worden. * Die italienische Press e sucht in Uebereinstimmung mit der offiziellem Meimmnysäußeirmtg Mussolinis die Besetzung als eine im Grunde harmlose AngalegenheH hrnzustellan, fo schriebt „Journal de Italia": Es handelt sich nicht um einem feindlichem Akt im Sinne des internationalen Rechts, sondern um eine Pfcrndnahme zur Garantierung der italionffchen Forderung. Es wird geglM Griechen - land Lein Krieg geführt, sondsun nur das Recht einer beleidigtem und verletzten Kriegsmacht verteidigt. Die Ententepresse beschäftigt sich sehr lebhaft mit dem griechisch-italienischen Konflikt, wobei insbesondere aus den fran - zösischen Stimmen eine gewisse Sympathie für die Pfand- nahme Mussolinis aus naheliegenden Gründen zum Aus - druck kommt. Die englische Presie äußert Besorgnisse. — Wie der „Mattn" meldet, haben die Beratungen der Botschafter- konferenz über das Telegramm, das kürzlich an Gcieckienland gerichtet wurde, sehr lange gedauert. So einmütig man die Tat verurteilte, so sei man sich doch nicht ganz einig gewesen über die zu ergreifenden Maßnahmen bezüglich deren der britische Vertreter Einwendungen machte. In England herrscht die Auffassung vor, daß der Konflikt dem VöUerdund zu überweisen sei, eine Meinung, die auch in Griechenland selbst an Boden gewinnt. Der Konflikt ist jedenfalls durch das völkerbundswidrige Vor - gehen iRussolinis auherordenllich verschärft und die Kriegsgefahr vergrößert. Griechenland gegen die demütigenden Bedingungen. Zaristischer als das alte Rutzland. Die griechische Regierung verbreitet durch ihr amtliches Pressebureau eine Darstellung der Lage (allerdings vor der Be - setzung Korfusj der wir folgendes entnehmen: Die Behauptung der italienischen Presse, die griechischen Blätter führten eine systematische Campagne gegen Italien, was für die Ver - antwortlichkeit oder sogar für die Mitwisserschaft der griechischen Regierung in Sachen der Ermordung der italienischen Militär- delegation beweiskräftig sei, ruft in Griechenland großes Erstaunen hervor. Dabei spricht die Tatsache mit, daß die griechische Presse seit langer Zeit für eine enge Freundschaft zwischen Griechenland und Italien eintrat. WaS im besonderen die italienische MUitär- mission anlangt, so steht fest, daß die griechischen Zeitungen nie - mals gegen sie einen Angriff brachten, wozu auch um so weniger Veranlassung Vorgelegen habe, als die Grenzfest- setzungskommission Griechenland ein großes Stück der Kasta Kastoria zugesprochen habe. Auch die Behauptung, daß das Verbrechen unter den Augen der griechischen Behörden verübt wurde, wird zurückgewie- s e n. Der nächste griechische Posten befindet sich 9 Kilometer vom Tatort unb ist von ihm durch dichten Wald getrennt Der Posten konnte von den Vorgängen nichts wahrnehmen. Zu den in der Note gestellten Forderungen wird festgestellt, daß sie einen be - sonders schweren und demütigenden Charakter haben. Man er - innert daran, daß s e l b st das zaristische Rußland nach der ErmcwdiMG uufsischar Konsuln duwch bie Albamt« bar Türkei Abdul Hamids eine weniger demütigende Sühne aus- erlegte. Die griechische Regierung werde mit Freuden jeden Be - weis entgegennehmen, der ihr zugängig gemacht wird, wenn auf diese Weise die Tätigkeit der militäriichen Gerichtsbehörden ge - fördert werden könne. Die griechische Regierung sei bereit, jede mit ihrer Würde verträgliche Genugtuung und jede vernünftige Entschädigung zu gewähren, könne aber die demütigenden Bedingungen, die in den Annalen der diplomatischen Geschichte ohne Vorgang seien, nicht annehmen. Havensteins Abgang. Der Rücktritt de« ReichSbankpräsidcotku Havenstein «nd des vtzeprästdenten v. «lafenapp wird vom „B. T." al» sicher tezeichnet. Havenstein sowohl wie ^lasenapp dürfte« in kurzer Zeit ans Urlaub gehen, vo« dem sie nicht mehr auf ihre Posten zurückkehren werden. Den «nadenftotz hat Herr Havenstein die Entschridnnst in der Feststellunft-klage wegen der (rntlaffung des Pe- triebsratSvorfitzenden gegeben. Das (Bericht erkannte, datz die fristlose Entlassnng de» Betriebsrats- Vorsitzenden zu Unrecht erfolgte, also eine Matz - regelung darstellt. Damit wird Herrn Havenstein auch von verufdrichtern bestätigt, datz er und sein Direk - torium, das mit ihm eine« Geistes ist, eine» Stand - punkt halsstarrig verfochten haben, der sich am aller - wenigste« für einen Arbeitgeber an der Spitze eines Unternehmens, wie die Reichsbank, ziemt. Kabinettsschnng. Aus Berlin erfahren wir: Die Entwicklung ber Verhält - nisse in ben letzten Tagen hat scheinbar in RegierungSkrcisen bie Ueberzeugung reifen lassen, dass jetzt bie angelünbigtc ver - fassungsmäßige „Diktatur der Mehrheit" ihre Durchführung erfahren muß. Am Sonnabenb vormittag 10 Uhr trat bas Reichskabinett zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, in ber Entscheibungen van außergewöhnlicher Scheut ung gefällt werben sollen. Am Freitag nachmittag sprach eine Abordnung des soizal» demokratischen FraktionSvorstandeS beim Reichskanzler vor, um ihn auf den Ernst der Lage aufmerksam zu machen. Sie verlangten entschiedene Maßnahmen gegen den weiteren Ver - fall der Mark. BeöenlliH? Witte einer knnhenemm. Wie wir aus Berlin erfahren, ist im ReichSfinanz ministerium eine Eingabe des Bremer Senats eingelangt, die sich gegen die drückenden Steuern, die zurzeit dem deutschen Volke auferlegt sind, wendet. Ganz abgesehen von den grundsählicl)en Bedenken, die dagegen geltend gemacht werden müssen, daß eine Landesregierung gegen Steuern protestiert, die von der überwältigenden Mehrheit des deutschen Volkes beschlossen wurden, muß fcftgeftctlt werden, daß dieser Protest um so unverständlicher ist, als durch die neuerliche Herabbrückung des Wertes ber Mark auf die Hälfte, wie sie in ben letzten Tagen erfolgt ist, ohnedies für einen großen Teil ber Steuern eine wesentliche Erleichterung eingeireten ist, eine Erleichterung, die allerdings für den Staatshaushalt geradezu eine ernste Gefahr bedeutet. Um ein eklatantes Beispiel an zuführen, so ist z. B. die für ein Leicht- Motorrad zu zahionde Summe, die vor 14 Tagen noch einem Werte von 12 Dollar entsprach, heute auf zirka 5 bis 6 Dollar herabgesunken. Aehn liche Steuererleichterung infolge der Markentwertung ist fßr die meisten Zahlungen eingetreten, da sich ja das Prinzip der wertbeständigen Steuern nur erst zum geringsten Teil durch gesetzt hat. Es geht nicht an, daß sich Landesregierungen m den Dienst von Jnteressentengnippen stellen bezw. zum Sprachrohr dieser Schichten und ihrer inyncrliin nicht sehr zulänglichen Argumente werden. Alle Parteien waren sich der relativen Unzulänglich - keit ber Steuern und der teilweisen Ungerechtigkeit bewußt, die sie mit sich bringt. Das bars aber nicht dazu führen, daß sich eine Landesregierung indirekt zum Fürsprecher jener Schichten macht, die ohnedies nach moralischen Hintertürchen für ihre Sabotaggepläne suchen, und es muß über - dies mit allein Nachdruck betont werden, daß es sich merkwürdig genug ausmmmt, wenn in einer Stunde, wo da» Leben der Nation in Gefahr ist, wo alles unmittelbar auf dem Spiele steht, eine Landesregierung einer Abschwächung von Maß nahmen das Wort redet, die allein Deutschland vor Zusammen bruch und Chaos retten können. Wir wollen dringend hoffen, das: keine andere deutsche Landesregierung Bremen auf diesem gewiß nicht sehr ehrenvollen Wege Folge leisten wird. Der preussiscke Justizminister hat den KammeeaerichtSrat Genossen Freymuth zum SenatSpris identen am Kammergertcht in Berlin ernannt. Freymuth war früherer parlamentarischer Staatssekretär im preußischen Justizministerium. Ja letzter Zeit fft er besonders durch bie Wiedergabe bc5 Ritter Telegramms in seiner Broschüre über den Fechenvach-Prozeß hervorgctreten. Der sozialdemokratische LandtagSabgeardneie Dr. Siegfried Rosenfeld ist als Referent für Strafrecht in das preußische Justizministerium berufen worden. D.Uar (vorbörslich) 11-° Mr: 12 200000. bringet der Rose beobachtete den durchtriebenen rnanie^mreo, als den er den Bischof ansab. neidvoll bescheiden, behandelte ihn mit Ehrerbietung und hinterbrachte dem Papste einen über alle Maßen günstigen, fast begeisterten Bericht über den erleuchteten Betrieb des Pückschen Bischofssitzes. Indessen bekam Wonnebald die Mablzett. die er beim mofem feste zu sich genommen hatte, schlecht; was erst nur eine leichte Störung in ben verdauenden Organen zu sein schien, erwies 118] Der geistliche Kammerherr, der dem Bischof die goldene Rose zu -Überbringen hatte, glaubte weder an Gott noch an die heiligen noch an sonst etwas und konnte sich nichts anderes vor- stellen, als daß der Kluser Bischof ein Mann von feinster Klug - heit und Ueberlegenheit sein müsse, daß er den Leuten eine so abgeschmackte Wundergeschichte habe eingeben, unb verdaulich machen können. Es selbst war in der diplomatischen und schnft- siellerischen Laufbahn zu einem großen Ansehen gelangt, niemals ober hatte er sich in ben Geruch der Frömmigkeit bringen können, und bewunderte deshalb nichts so sehr wie die Hinterlist und Gaukelkunst, vermöge der es einem gelang, bie Rolle des Gottes, niannes zu spielen. Der Bischof feierte nach seiner Werse die Anwesenheit des päpstlichen Gesandten durch ein prächtiges Mahl in seiner Burg, wobei alle Kunstwerke und Erzeugni,w des Ge - werbes, als Bilder, Statuen, Gläser, Schüsseln und ffiwerzeug, zur Ausstellung gebracht worden waren, so daß man nicht wußte wohin man blicken unb was man kosten sollte. Es war auch um oiefe Zeit ber Justizrat Himmelmann von seiner Reise zurückgekehrt unb zum Feste eingeladen, das er durch geistreiche Erzählungen unb vieldeutige Witze aufs anmutigste belebte. Wonnebald aß und-trank mit Lust und ließ es an geeigneter Stelle nicht an einem munteren Ausruf fehlen, meistens aber schwieg er mit beifälliger Herablassung, denn er hatte sich mittler- weile daran gewöhnt, bas Lamm Gottes darzustellen, un. träufelte nur von Zeit zu Zeit, wie Wenn er nicht anders konnte, ciwas Salbungsvolles und Erbauliches ins Gespräch. .D^ Neber- Rose beobachtete ben durchtriebenen Rankeichmied, MnM Des Heiligen MMDM M Eine Erzählung van Rieayda Huch. sich als tückische Krankheit, die den prangenden Körper in wenigen Tagen zerstörte und als Leiche zurückließ. So unerwünscht dies jähe Sterben dem Bischof sein mochte, der sein Dasein so geschickt und fröhlich zu benutzen verstand, so gewinnbringend war es für sein Gedächtnis, daß sich nun an ben cstorwürdigsten Punkt seiner Laufbahn anknüpfen mußte. Das Trauergepränge dauerte mehrere Tage, und während derselben verbreitete sich dao 6k sprach häufig um die Frage, Wie man den Verblichenen ge - ziemend unb dauerhaft ehren könne, fei es durch ein Denkmal ober eine beschreibende Darstellung seines Lebenswandels, was aber alle? dem allgemeinen Gefühl noch nicht Genüge tat. Da nun im Reden der Bevölkerung sowie in dem Nachruf, den der Medizinalrat zum Andenken Wonnebalds in den Zeitungeii drucken ließ, derselbe beiläufig als ein heiliger Mann war bezeichnet worden, kam man von selbst dazu, ohne daß ein bestimmter Ur- Heber des Gedankens hätte genannt werden können, an die Heiligsprechung des Mschofs zu denken und ebendiese als die passendste Würdigung seiner Verdiensie anzusehen. Die hohen Verbindungen des Medizinalrats ermöglichten es ihm, den Plan als einstimmigen Wunsch der Kluser Bevölkerung zu Ohren de? Papstes zu bringen, ber, obwohl er von allen Seiten nur das Beste über ben Pückschen Lebenswandel gehört hatte, sich doch vorsichtig in einer so wichtigen Angelegenheit zurückhielt. Wie ausdrücklich sich auch die göttliche Meinung durch Aufsetzen der Marienkrone für ben Bischof ausgesprochen hatte, schien e8 vom Standpunkte des nicht allwissendeii Menschen dock geboten, die Lebensführung des .ifanbibaten Punkt für Punkt, gleichsam wissenschaftlich, auf seine Heiligkeit hin zu untersuchen, woburcfi sich denn freilich auch seine unbebingtc)tcn Verehrer zunackst in eine o^visse Verlegenheit versetzt fanden. Bei näherem Scheinen indsi^n sagten sie sich, daß, wenn Wonnebald auch nickst in Höhlen gelebt, noch sich ausschließlich vom Tau des Himmels ober durch Berührung der Hostie ernährt, noch überhaupt m dieser gewissermaßen älteren Richtung Löbliche und Wunder- würdiges vollbracht habe, er hingegen die Tugenden der Demut und Einfalt, welche bie eigentlich christlichen seien, bis zum äußersten getrieben habe, wie er denn tic von Gott empfan ne Auszeichnung vor jebermann verheimlicht habe unb bis zum -.»de haben würde, wenn ihn nicht die Verleumdung ber Bösen zur Mitteilung gezwungen hätte. Er hätte, sagten sie, ohne sich Ti - ber Wissenschaft zu bedienen, die so oft die Feindin des echten Glaubens sei, eine hohe kirchliche Würde erlangt, von innen er« leuchtet oder durch Eingebung von oben zur Verwaltung eine? so schweren Amtes befähigt. Immer mehr im frommen Eifer sich erhitzend, fügten diese Sachwalter des Bffchofs hinzu, daß, wenn nicht mehr oder überhaupt gar keine staunenswerten Taten von ihm bekannt seien, dies sich eben von seiner vollkommenen Temut herschreibe, mit der verglichen die meisten Heiligen, von denen die Geschichte wisse, unchristlicher Ruhmsucht gefrönt hätten. Diese nachdrücklichen Begründungen konnten in harmonischer Weise durch ebenso bedeutende materielle Kräfte unterstützt werden, was bei den großen Kosten, die die Heiligsprechung mit sich bringt, nicht gering anzuschlagen war. Ein glücklicher Ein- fall erinnerte die Unternehmer an die Marienkrone, die. nachdem sie aus dem Ofen loche des Bischofs ans Licht gefördert, mit Beschlag belegt wat unb sich nebst sämtlichen dazugehorigeit Edel - steinen noch immer in gerichtlicher Verwahrung befand, und deren Geldwert hinreichte, um die Vollziehung bei- großen Geschäftes daraus zu bestreiten. Es hatte zwar die Absicht bestanden, der ■ Gottesmutter ihre Krone zurückziigeben, doch ließ sich dagegen einwendeii, daß sie dieselbe freiwillig und vermutlich aus guten Gründen an Wonnebald abgetreten habe, und daß man in ihrem Sinne handle, wenn man sie zur Erhöhung und ewigen Krönung seiner Person nutzbar mache. Die Bevölkerung von Klus hatte die Sache ihres Bffchofs während der Entwicklung der Dinge völlig zu ihrer eigenen gc macht und sah in der Verzögerung eine ihr angetane Kränkung, woraus denn wiederum geschlossen werden konnte, was für ein bringendes ScbürfniS bie Anbetung des Wonnebald im Volke fei. In Erwägung aller dieser Umstände zeigte sich der päpstlich^ Rat endlich geneigt, und die Einreihung des Bischofs in die Schar der Heiligen fand unter den üblichen Zeremonien zu voll - kommener Befriedigung der Kluser Frommen statt. Das e 'Ib PückS würbe in ber Burgkirche aufgehängt, mit nach oben ge - drehten Augen, von wo eine Haub im Begriff war, baö bekannte Tiabem herunterzulassen, kunstlos gemalt, ober der andächtigen Gemeinde durch Vergegenwärtigung der seligen Gesichtszüge er- baulich. Auch der Erzbischof von Casalba, der an gewissen xsest. tagen in der Klnser Kirche einen Gottesdienst abhielt, ixi weilte gern einige Augenblicke vor dem Bilde unö beglückwünschte mit, gedankenvollem Lächeln sich und die Menschheit über den zeitigen' Tod des Bischofs, da, Wenu er länger gelebt und seine Laufbahn so schleunig wie bisher fortgesetzt hätte, die .Kirckst- schließlich gc- zWiingen gewesen Wäre, ihn zum Herrgott zu machen, um ihn seinen Verdiensten und dem allgemeinen Beovrfni. entsprechend Weiter zn befördern. Ende. Die Geschichte eines Idioten. Von Luigi ßuratefti. Dieses Stück amüsanter Satire, vor dem 'ZMrfrieg >’-frt)ri*en, läßt ahnen, weöbalb und wie sehr oer Ausstieg des u» Italien möglich gewesen ist. Signor ÄÄeSforo Caccia war em Idiot Jejotb lein ganz ge - wöhnlicher Fdiot. Er War konsequent, selbstveWiißt and stob: auf 'eine Eigen - schaften. Er pflegte zu sagen: .Schon. >ch bin em Idiot, aber wo -ch sitze, sitze ich," unb mit der Faust auf ben Tisch zu bauen. Er verfügte über eine borge Wölbte Stirn, die sich beulte wie eui überladener Reisekarb, große vorstehende Äugen, eine pla-rgedrückle Rase, wichtige Lippen unb einen wüsten Schopf. Er sah stets so ane, ab wolle er mit xni Kopse cm Hindernis a;w betn Wege räumen, denn er hielt ihn stew gesenkt uno leicht iwriwer geneigt Als Knabe in ber Schule hot er sich stumm und verstockt in den Ecken versteckt gchatten. Auf diese Wesse bekam ieccrmmrn ben Eindruck. nW wen» m über einen eisernen Willen verfüge. Als er sich zu den Vtiifuugea gemeldet hatte und dabei :n alle: Fächern dnrchgefallen war, sagte ein jeder: .Armer Teufel, er sst ein Idiot. Ader welch em Wille! Taffächlich hatte er überhaupt keinen Willen und biflt den Kops nur deshalb vssb über gebeugt, weil er so 'd-toer mar. Aw er zum Manne iu'rangewachsen war. sahen ihn icine Mit - bürger fast stets ohne Gesellschaft. Er sprach wenig, aber„wenn er^