Da# -**nn*era#r et* 1 3HÄ. Trt. unter Hat-« kchi-t der.Besch. Kundt chan'. Prtdatr »auiiKea < Bnieigrn 4 Mill.. Stellengel. 5 M-.ll, Sitfieniwntbolr I »MIK. M'. II lein« «nzrtgco Lis l> Zeile r die Zeile H Mill. 3Rt. von IO dir 15 Zeil. 1» MIL Mk. iKeNamezeile lOO Mill. Ml. Anzeigen müssen Im voraus oder sofort bezahlt werden. 'M e 1 e i fl e a. 41 n n o I) m t FcdlandstraKe Nr. 11 Im Ord- Ehos, (tio 7 Nhr abends den folgenden 'taff) in Filialen (btS 3 Uhr, Uno in allen Annoneen-V't.raud. Pla> und Datenvorschrnten ohne Berblndlichkett. Dienstag, den 9. Oktober 1923. | »inselyrei» 8 rnt». 2Nk. | MkS' MWMW HsAM!. Der ,Soz. Parlamentsdienst" schreibt: Bei den Verhandlungen, die zwischen den rheinischen Groß, indnstriellm unter Führung von Stinnes mit dem ftanzösischm Oberbesehlshaber Degoutte in Düsseldorf geführt worden find, hat Stinnes auch eine Entscheidung gegen den Achtstunden - tag herbeizuführen versucht. Dieses an Landesverrat grenzende Verhalten eines deutschen Reichstags abgeordneten ist von dem französischen General mit dem Hinweis abgelehnt worden, es handle sich dabei um eine Frage der deutschen Gesetzgebung. Angesichts dieser Tatsache muß man die Frage answerfen, wie lange sich der Deutsche Reichstag und das deutsche Volk noch einen Volksvertreter gestatten will, der im Kampfe um innerpolitische Meinungsverschiedenheiten die Hilfe franzö. sischer Bajonette anfleht. Neun Monate haben die Berg - arbeiter das Ruhrgebiet gegen die Franzosen verteidigt, jetzt versuchen deutsche Großindustrielle, sie mit Hilfe französischer Bajonette zu Sklaven herabzudrücken. Die Reichsregierung muß ihre Stellung zu diesen Dingen der Oeffcntlichkeit schleunigst bekanntgeben. Wir erwarten, daß Herr Stresemann, der gegen die mangelnde Opferwilligkeit der Wirtschafter so kräftige Worte fand, diesen Dolchstoß gegen die deutsche Souveränität so scharf verurteilt, wie es die Rücksicht auf seine Wirkungen auf die Bergarbeiter und die gesamte deutsche Arbeiterschaft erfordert. Um so mehr als die rheinischen Groß. Industriellen ja jetzt auch der Reichsregierung Forde» rungen unterbreitet haben, deren Aufstellung allein zeigt, daß sie die Autorität der Regierung im Ruhrgebiet untergraben wollen und meinen, jetzt könnte die alte Forderung von Stinnes nach wirtschaftlicher Selbständigkeit des Ruhrgebiets verwirklicht werden. Die Forderungen der rheinischen Industriellen verlangen unter anderm: Ersatz bereit der Nnhrbesetzmi- beschlagnahmten Kohle. Ersatz der feit dieser Zeit zwangsweise erhobenen Kohlensteuer. Beseitigung der Kohlenstener für daö Ruhrgebiet. Garantie der 'Vergütung für künftig zu liefernde Repara - tionskohle. Aufhebung des KohleukommiffariatS und der staatliche» Ver- teilüngSorgane der Kohlen im besetzten Gebiet. Ermächtigung der Kommission der Industriellen, die Ver - handlungen weiterzufllhren. Ermächtigung der Kommission, mit den Besatzungsmächten lausende Fragen zn regeln. Verlängerung der Arbeitszeit ans 8^ Stunden und Aufhebung sämtlicher Drmobilmachungsverord- nimgen. Die rheinischen Industriellen verlangen ferner von der Reichs- regierung Auskunft, wie sich die Reichsregierung zu der Schaffung einer Eisenbahnbetriebsgesellschaft int besetzten Gebiet stelle, an der das Rheinland, Frankreich und die Industrie beteiligt sind. Diese Pläne zeigen Herrn Stinnes und seine Trabanten in Reinkultur. Die Schwierigkeiten der außenpolitischen Lage Deutsch - lands werden von ihnen zum schärfsten Druck gegen die eigene Regierung und das eigene Volk benutzt. Zugunsten von Stinnes soll die Reichsregierung abdanken und ihm die Oberhoheit über das Schicksal des Ruhrgebiets überlassen. Wir unterbreiten dies; Pläne deshalb der Oeffcntlichkeit in der sicheren Erwartimg, daß damit allen denen die Augen geöffnet werden, die Herrn Stinnes bisher noch nicht als das erkannt hatten, was er wirklich ist: nämlich der schärfste Feind des deutschen Volkes. Abgeschlagenes Judnstriellen-Diktat. Die Arbeitgeber des Ruhrbergbaues sind an die Belegschaften mit dem Ersuchen um Verlängerung der Arbeitszeit unter Tage auf 8£ Stunden, über Tage auf 10 Stunden herangeireten. Die Bergarbeiterverbände haben demgegen - über ihre Mitglieder in einem Auftuf aufgesordert, an der tariflich vereinbarten Arbeitszeit festzuhalten, die jetzt im allgemeinen 7 Stunden beträgt. Der Reichsarbeilsminister hat vorgeschlagen, diese Frage am 10. Oktober gelegentlich der Lohnverhandlungen zwischen den Tarisparteien zu erörtern. Bis dahin soll von einer einseitigen Aenderung der tariflich verein - barten Arbeitszeit abgesehen werden. Die Industriellen machten trotzdem an den Zechen Anschläge, mittels deren sie die Ver - längerung der Arbeitszeit verfügen. Der preußische Handelsminister Genosse Siering hat darauf die staatlichen Zechen im besetzten Gebiet sofort ange - wiesen, die Anordnung des Zechenverbandes über die Verlänge - rung der Arbeitszeit nicht zu befolgen. Dadurch wurde die (f'lttheitsfront der Grubenbesitzer durchbrochen und der Rest hat es vorgezoen, angesichts des einmütigen Wider - standes der Arbeiterschaft und ihrer Vertreter in der Rcichsregie- rnng und im preußischen Kabinett ihre Anordnung zurückzu- ziehen. Was allerdings geschehen wäre, wenn nach dem Wunsche der Schwerindustrie eine sozialistcnrcine Regierung sowohl im Reiche wie in Preußen entstanden wäre, kann sich jeder selber ausmalen. > Der Schwärmer von öazanrourt Von Otto Th relem an . [32] Der Alte sprach dieselben Worte, wie bei dem ersten Aufruf: „Jlvis! Die Eistwohner bei- Dorfes müssen den Ort verlassen . . die Wagen stehen an der Kirche . . . das Nötigste darf mitge - nommen werden . . . nicht mehr als hundert Kilo die Fr.nnlie . . . Abfahrt morgen 3 Uhr . . . im Fall des Ungehorsams strenge Strafe . . Es war heraus. Der Ortsdiener sah über seine Brille, al» wollten feine Äugen sagen: „Bin auch dabei! Kann auch nicht blechen. Na, Gott besohlen, nichts zu machen . . . Dann ging er langsam weiter. Es war vorbei. Die Hoffnung, der sie alle unbewußt ein kleines Plätzchen in der Brust gegeben hatten, es könne vor dem Auszug doch noch Frieden werden, war nun gestorben. Sic mußten ihren Ort verlassen. Die jungen Burschen waren froh, die Unge - wißheit loS zu sein. Sie waren nun gezwungen, jicn aus das Neue einznrichten. Es war entsetzlich, wenn sich immer zwischen Aussicht und Beschluß die Hoffnung zaghaft drängte; die Ungewißheit war für sie das Schlimmste Die Frauen aber brachen innerlich zu - sammen. Sie gingen schweigend in die Häuser und weinten für sich hin. Nun mußten auch die Letzten fort. Den vorher Ausgewiesenen 'gegenüber hat man die stille Pflicht gehabt, daö Dorf zu hüten, und auf dem Friedhof nach dem Recht zu sehen. Wer würde jetzt die Gräber pflegen? Wem würde jetzt ihr Schmust am Herzen liegen? Sie mußten alle fort. Nur ihre Jugend blieb zurück und alle Freude, die sie je erlebten. Und ihre Sehnsucht auch, die würde sich von diesen Dächern, Bämnen und Gärten niemals trennen. Die Männer dachten an das Packen. Sie hatten stets das End- kommen sehen, der Hoffnung niemals glauben wollen. Sie wußten ganz genau, sie würden T-sch und ertühle niemals wiederfinden. Da war ein Schrank, vom Großvater ererbt. Daö Blut würd- zn Eis. wenn sich der Eigentümer sagte, an irgendeinem kalten Tage könne zu Brennholz werden, was er geachtet und geliebt ES war ein Abschied ohne Hoffnung auf Wiedersehen, und deshalb war die Trennung von jedem Bild und Spiegel unsagbar schwer. Stinnes „repariert" auf Arbeiterkoken! Einer Brüsseler Meldung zufolge soll Stinnes Degoutte einen Plan vorgelegt haben, der Frankreich und Belgien Jahres- zahlungen in Höhe von 2% Milliarden Goldmark für die Reparationszahlungen sichern würde. Allerdings habe StinneS hieran die Bedingungen der Aufhebung de» Acht. stnndentageS geknüpft, eine Bedingung, die die belgische Regierung nicht angenommen, sondern abgelehnt habe. Momkll im MWWklMli mit MkM. WTB. Paris, 9. Oktober. Die HavaS - Agentur meldet aus Düsseldorf: Zwischen der interalliierten Kontroll - kommission und den Gesellschaften Phvnix und Rheinstahl- werke wurde ein Abkommen getroffen, nach welchem beide Unternehmen die Kohlenlieferungen ans Grund des Pro - gramms der Neparationskommission wieder aufnehmen. Eie zahlen die Kohlensteuer und die rückständige Kohlenstener seit der Besetzung. Als Gegenleistung werden die beschlagnahmten Metallwaren freigegeben und den Fabriken auf Gründ der erlangte» Ausfuhrlizenzen gestattet, die Ausfuhr ihrer Pro - dukte nach dem Exportstand von 1922 wieder aufzunehmen. Das Ermächtigungsgesetz. Die dem Reichstag zugegangene Vorlage hat in der vom Reichsrat genehmigten Fassung folgenden Wortlaut: § 1. Die Reichsregierung wird ermächtigt, die Maßnahmen zn treffen, welche sie auf finanziellem, wirtschaftlichem und sozialem Gebiete für erforderlich und dringend erachtet. Dabei kann- von den Grundrechten der Reichsverfassung abgewicheu werden. Die Ermächtigung erstreckt sich nicht aus die Regelung der Arbeitszeit und auf Einschränkungen der Renten und Unter - stützungen der Versicherten und Rentenempfänger der Sozial - versicherung sowie Kleinrentner. Die erlassenen Verordnungen sind dem Reichstag und dem ReichSrai unverzüglich zur Kenntnis zu bringen. Sie sind auf Verlangen des Reichstag» sofort auf - zuheben. § 2. Dies Gesetz tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft; es tritt mit dem Wechsel der derzeitigen Reichsregierung ober ihrer parteipolitischen Zusammensetzung, spätestens aber am 31. März 1924, außer Kraft. NerlranettsknndgelmilN des Reichstags. Ermächtigungsgesetz gesichert. — Deutschnatwnale Aushnngerrmgsptäne und Stresemanns Abwehr. — Widerrechtlich keil des bayrischen AusnahmrMstandes. Berlin, 8. Oktober. Präsident Loebe eröffnet die Sitzung um 12,20 Uhr. Nach längerer Geschäftsordnungsdebatte wird auf kommunistischen An - trag beschlossen, das Ermächtigungsgesetz von der Tagesordnung abzu setzen, da es dem Hanse noch nicht vorliegt. Ein kommunistischer Antrag wegen des Verbotes der kommunistischen Presse tn Bayern wird mit der politischen Aussprache verbunden. DaS Haus tritt daraus ein in die Besprechung der Rede des Reichskanzlers. Dr. Breitscheib (Soz.): Vor einer Woche, als wir die Debatte über die Regierungs - erklärung oorbereiieten, war die politische Situaiion verhältnismäßig einfach. Völlig überraschend kam dann die Regierungskrise, die alles aus den Kopf stellte. Wir haben uns ja tn Deutschland all - mählich an Ministerkrisen gewöhnt, doch nie sind Parlament und Volk bisher in einet so »«verantwortliche» Weise mit einer Krise überfallen worden irrte in ber vergangenen Woche. (Sehr richtig! links.) Einstweilen ist die Regierungskrise beigelegt. Aber die Empsindun- gen, mit benen_roir heute an die Arbeit gehen, sind andere als vor einer Woche. Derartige Tage wie die letzten erlebt man nicht, ohne daß sie eine tiefe Spur hinterlassen. Unbeeinflußt durch diese Vor- gonge sehen wir ^zialdemokraten einige Tatsachen nach rote vor gleich. Wir billigen >ie Ausgabe des passiven Widerstandes. Der wesentlichste Grund für den Verzicht auf diese Kampfmethode log auf finanziellem Gebiete. Deutschland war nicht mehr in der Lage, diese passive Resistenz wirlschaftjich und finanziell noch länger aus - zuhalten. Der schwerste Vorwurf mutz jedoch erheben werden gegen daS Kabinett Cnno, daS eine Politik der Derfchleiernng »nb der Illusionen getrieben hat. dSeht wahr!) Bei solcher Gesamteinstellung zu der Frage der passiven Resistenz mußte es allerdings zu dieser VerschleiernngS- Politik kommen. Di« vassive Resistenz war für jene Regierung SelbstMeck geworden, sie war nicht Mittel zum Zweck. Aber ein - mal kommt das schlimme Erwachen. Das Bedenklichste ist nur, datz die Nachfolger Cunos gesteinigt werden sollen, weil sie sein unmög- Der Todeskampf der Mark. Der Dakar übersteigt eine Milliarde. Der Dollar wurde im freien Verkehr des heutigen Vormittag? mit mehr als einer Milliarde Mark gehandelt. Das bedeute), daß eine Goldmark 250 Millionen Papiermark entspricht, eine Summe, durch die der ganze Jammer unseres Währungsverfalles, unserer wirtschaftlichen und sozialen Nöte auf eine furchtbare Art der- deutlicht wird. Nur noch ein kleines Stückchen Weges, und wir haben den Verfall deS Rubels übertroffen und die schlechteste Währung der Welt. In Moskau werden jetzt zirka 900 Millionen Rubel für den Dollar gezahlt. DaS bedeutet nicht, daß rost die Entwertung des Rubels schon übertroffen haben, da ja der Frie - denswert des Rubels keineswegs demjenigen der Mark gleich war. Im Frieden toqr 1 Rubel nicht — 1 M, sondern der Rubel ent - sprach einem Werte von 216 Goldpfennigen. Wenn also für den Dollar jetzt etwa ebenso viel Rubel gezahlt werden wie für die Mark, so ist die Entwertung noch nicht dieselbe. Der Rubel steht, worauf das ,B. T." aufmerksam macht, angesichts seines höheren Friedensverhältnisses gegenüber dem Dollar immer noch nm mehr als das doppelte schlechter als die Mark. Das ist gewiß kein Trost, und die Notwendigkeit dieser Feststellung gegenüber um - laufenden Gerüchten zeigt ja auch, wie weit wir es gebracht haben zeigt, daß wir schon ernsthafte Anstrengungen machen müssen, um die Behauptung, wir hätten bereits die schlechteste Währung der Welt, vielleicht noch für einige Tage hochmütig von unS weisen zu können. Der weitere Zusammenbruch der Mark vollzieht sich mit einer unerbittlichen Konsequenz, und zwar von innen heraus, nicht vom Ausland her, wie die Tatsache beweist, daß die New Forker Marknotierungen in der Regel in der letzten Zeit höher, und zwar erheblich höher waren als die Dollarparität in Berlin. Schuld daran trägt die jüngste innerpolitische Krise, die die Schwäche unseres Staates blitzartig beleuchtet und gezeigt hat, daß, wenn auch nicht die Regierungskrise, so doch die Staatskrise eine Art Dauerzustand bei uns geworden ist. Schuld daran trägt, datz eS nicht gelungen ist, die Vermeh - rung der schwebenden Schuld einzudämmen: Zeigt doch der jüngste Ausweis für die Zeit vom 21. bis 30. September eine Verfünffachung der schwebenden Schuld. Die reguläre» Eiunahmen verhalten sich z» de» Ausgaben wie 1:500. Die Mehraufwendung des Reiches von 40 Billiarden, denen keine Einnahmen gegenüberstanden, mußte aus der Notenpresse gedeckt werden. Tie schwebende Schuld, also die reinen Ausgaben des Staates, denen keine Einnahmen gegenüberstehen, wurde in diesen 10 Tagen um rund 40 Billiarden vermehrt, während sie zu Ende der zweiten Septemberdekade überhaupt erst 73 Billiarden betrug. Hinsichtlich der Zusammensetzung der Ausgaben zeigt sich wieder das üblich« Bild: Etwa ein Viertel der Aus - gaben beansprucht die Deutsche Reichsbahn, die in ihrer Organisation auf die Vorkriegswirtschaft und den lebhaften Vorkriegsverkehr zugeschnitten ist und bei der verminderten In - anspruchnahme die Selbstkosten nur zu einem Bruchteil au? regulären Einnahmen decken kann. Aehnlich liegen die Dinge bei der Reichsoost- und Telegrapbenverwaltung, die 764,52 Billionen aus der ReichShauptkasse entnahm. Demgegenüber beanspruchte die Erfüllung von Zah - lungsverpflichtungen in ausländischer Währung in Ausführung deS Friedensvertrages nur 18 7,62 Billionen Mark. Den Hauptanteil des Ausgabepostens .klebrige Reichs - verwaltung" von insgesamt 23 994,28 Billionen Mark dürften aber die Aufwendungen für den 'Beamtenapparat darstellen. Offiziell wird darüber ungeteilt: In die Berichts - dekade fällt die Zahlung der Teuerungsbezüge für die letzte Septemberwoche sowie die Bereitstellung Der Mittel für die Aus - zahlung der Oktobergehälter der Reichs-, Staats- und Gemeinde- bediensteten. Diese? grauenhaft« Bild unserer Staats« finanzen mußte natürlich wesentlich zu einem beschleunigten Verfall beitragen. Dazu kommt aber, daß, um ein viel benutztes Bild zu gebrauchen, der Verfall der Mark wie eine Lawine nach eigenen Lebensgesetzen weiter vor sich geht, solange kein wirklicher Damm ihm entgegengesetzt wird. Davon ist aber nichts zu be - merken. Die Ausgaben an der Ruhr gehen trotz der Einstellung des passiven Widerstandes noch in phantastischen Ausmaßen weiter. Das Währungsprojekt ist noch immer unverwirk - licht, die Wirtschaft hat noch immer kein wertbeständiges Zah - lungsmittel und setzt di« Flucht in die Devisen fort, wodurch dem legalen Außenhandel die Mittel ungeheuerlich verteuert werden. Nach wie vor fehlt es an allgemein zugänglichen Gold kanten und Goldzertifikaten, wodurch der alles übermäßig verteuernde Ent - wertungszuschlag m Fortfall kommen könnte, noch immer gibt es keine wirklichen Goldsteuern, und noch immer ist von einem ernst - haften Abbau der Verwaltungsausgaben nicht die Rede. Nach wie vor scheint uns die einzige Möglichkeit der Rettung in einer sofortigen i s zur Balan - cierung des Staatshaushalts aus der Substanz heraus zu liegen. Aber wir können nach dem bisher Erlebten kaum erwarten, daß man im Reichsfinanzministerium die nötige Energie finden wird, und stehen der Entwicklung der nächsten Wochen, was den Verfall der Mark und die damit verbundenen Konsequenzen betrifft, mit äußerstem Pessimismus gegenüber. Der Verfall ist in ein Stadium getreten, das ein Treibenlassen — auch nur von 8 bis 14 Tagen — nicht mehr zuläßt. iicheS Unternehmen zu liquidieren genötigt sind. Wir SozioD.wo- traten sind auch heute noch der Ansicht, daß b:e Einle.wng Des Widerstandes im Ruhrredier berechtigt und notwendig gewesen ;ü. Wir hielten und halten den französischen Einbruch für unvereinbar mit dem Völkerrecht und mit dem Sinne des Versailler Verira ■. DaS Verbalten Deutschlands war daber ein Akt berechtigter Aw- wehr. Wir Sozialdemokraten sind von Anfang an Dafür ein - getreten, die Gewaltlosigkeit gegen die Gewalt einzusetzcn; ins Diesem Weg: konnte am besten bi- Aufmerksamkeit der Wett auf die Leiden Deutschlands gerichtet werden. Aber man mutzw sich darüber klar fein, datz Der passive Widerstand nur Bedeutur, haben konnte, wenn dadurch Verhandlungen mit Frankreich und den Alliierten herbeigcführt werden konnten. Aber die Regierung Cuno hat die Hände in den Schoß gelegt und auf England gehofft. Eno land aber bat für uns vollkommen versagt. Im März stand nach der Erklärung des Außenministers v. Rosenberg der passive Wider ftanD auf seinem Höhepunkt. Er ließ sich nicht mehr verstärken, und die Nöte Frankreichs infolge des passiven Widerstandes waren auf, ihrem tiefsten Stande angelangt. Trotz der Erkenntnis, daß deshalb der passive Widerstand zu feuer Zeit abgebrochen werden mußte, b'.t die Regierung Cuno unter dem Druck gewisser Personen und Kreise dies nicht gewagt. So kam der Zusammenbruch eines Kampfe-, der unter Aufbietung gewaltiger Kräfte und eines gkoßen Heldenmutes acht Monate lang geführt worden ist. Zu den finan - ziellen Erwägungen kam noch eine gewaltige Demoralisation im Ruhrgebiet. Mehr und me.fr lebten große Teste der Bevölkerung dort von der Staatsu nterstützung, die sie geradezu als eine selbstverständliche Ge - wobn heil betrachteten. Kreise, die uns allen bekannt sind, haben die Mittel, die ihnen au8 der Staaskasse auf Kosten der Mehrbett des deutschen Volkes ziigeroandt wurden, benutzt, um einen Kampf gegen eben Keses deutsche Volk zu führen, durch ihre Spekulationen gegen die deutsche Währung. Es gab Leute, die rn Stells des passiven WDerstanbes den aktiven treten lassen wollten. Zugegeben, daß diese Leute von einem gewissen Heroismus beseelt find; aber dies war ein irregeleiteter Heroismus, dessen verhängnisvolle Folgen auf diejenigen gefallen sind, die diese aktiven Akte nicht wünschten. Anderseits ist c- eine abgrundtiefe Heuchelei, wenn auf deutschnationaler Seite die An - spannung aller finanziellen Mittel zur Fortsetzung des Wider - standes gefordert wurde, während kurz vorher dieselben .Kreise gegen die neuen Steuern protestiert und zu ihrer Sabotage aufgesordert > hatten. Die Dr»tfch»attonalea waren immer nur bereit, die Ovfer der andere» zn bringe». lSehr richtig!), den passiven Widerstand nicht nur m dem . r, sondern auch mit dem Gut der deutschen Arbeiter aufrje 1 : ;rterl. . Die Deutschnattonalen verlangen nach der Ausgabe be ■ passiven Widerstandes den völligen Bruch mit Frankreich. Wollen sie lern : den Krieg mit Frankreich? Mit welchen Mitteln wollen sie "v.m Krieg geführt wissen? Der Bruch mit Frankreich mit allen fernen Konsequenzen scheint uns ein Wahnsinn, im besten Falle ein hero - ischer Wahnsinn. Herr Pomcarö, der zum unbestrittenen Sieger geworden .fr, nn der deutschen Regierung erklären lassen, dass et mit dem A. r:i ■ des passiven Widerstandes zu Verhandlungen über die .'sistr- ;:i Reparationsffage bereit fein werde. Von deutscher Seite it ■' schehen, was geschehen konnte. Doch Poincare findet Tag c rag neue Vorwände, et will Zeit gewinnen und auf das in Deutschland warten. Wenn der französische Msiiisterprsisi : : in den Rheinlanden den Separatismus hrranfbesckwören will, so klären wir: die Rheinland« find deutsches Land und " ;.: deutsches Land bleiben. Die Schaffung cineS selbständige» Rheiusiaates durch Fr.": reich wäre eine fortgesetzte Benuruhigung Europas, die Gefahr einer neuen blusigen und bewaffneten Au :: 'Um - setzung. Durch diese Politik kann sich Poincare Jen Ruttu werben, der Zerstörer Europas geworden zu sein. Daher Verl wir von der Regierung, daß i'k nichts unversucht läßt. : alledem zu Verhandlungen mit Frankreich zu kommen. Gedanke wäre unerträglich, datz di« deutsche Regier"! - t .. rr ' Versäumnis nickt in der Sage sein konnte, mit bei : r Regierung zu Verhandlungen >,» kommen in r:-: ' Z ' " ' Hein: StinneS den Weg zu General Degoutte gefu.ibcn da, (Sehr gut!) Sehr ernste Dinge haben sich in der letzten Woch st.n'pist:. Küstrin war mir ehre Episode .n einer großangelegten 5?;: Tie Reichswehr bat diesem Putsch ein End: gern - . Sie muß unter allen Umständen ein Instrument der Repub'ik sein. Wir halten eS jedoch für unmöglich, daß die vom Reich: vebrminiittr verhängte Preffezenfiir über die Küstriner Vorgänge aufreck rerl st:e.: bleibt. Die Gefahr, die über Deutschland schwebt, ist natürlich niest gebannt Wir erwarten von der Regierung, daß sie die rücksichtsloseste Energie zur Unterdrückung nationalistischer Bewegungen anwendet. Schon au? diesem Grunde ist die Mehrheit unserer Fraktion für die Wiederbelebung der alten Koalition gewesen. In Bayern ist einstweilen der schwarz-weiß-rote Teufel durch den blau-weißen Beelzebub ausgetrieb: worden. riebe gut! links.) Herr Hitler, der Vertreter der schwär' weiß-roten Couleur, ist ein offener Feind, der das ganze Reich aus eine andere verfassungsmäßige Basis zu stellen entschlossen ist. -eine Parole lautet nicht: „Los von Berlin!", sondern: „Auf, gegen Berlin!" Herr Kahr ist ein minder offener Feind der deutschen Republik, aber nicht minder bedenklich als Herr Hitler. ?cr von ihm verhängte Ausnahmezustand ist verfafsungSreo ttich at 'olut unmöglich. In dem Augenblick, wo die Reichsregierung ihrer- ' Thibaut frohlockte. Er hatte sehnlichst diesen Tag erwartet. Für ihn war dieser Abschied ein Zeichen, daß die Feinde aitige« räuchert wurden. Mochten die andern ziehen. In Gottes Namen. Er würde jetzt den Kampf erleben und seine Freude haben. , Als seine Schwiegertoaüer fragte, was sie für ihn einpacken und welche Decken sie für ibn ins Bündel schnüren solle, war er sehr freundlich und antwortete sofort, das sei ihm gleich, was sie am liebsten wolle, das solle sie nur nehmen. Er sei mit allem einverstanden. Sie solle nur für sich und ihre Töchter das beste nehmen, was sie hätten. Er wüßte sich fdton einzurichten; sie solle sich,um ihn nur keine «argen macken. Er packte vom Kamin die alte' Silberuhr vorsichtig ein, legte ein Bild von seinem -s-obn dazu und war bemüht, den Frauen überall zu helfen. * DaS ist im Kriege so: Man wird mit ungeheurer Schnell ig - lest und Wucht von einem Eindruck in den anderen geschleudert. Erschütternde Ereignisse stürmen auf jeden täglich ein. Sie sind