9m9 „CHtmbtttftrr tr» scheint tfifllis einmal, nutzer den 2. Feiertagen. tkte»ia«preiS: für b. Zeil ootn in.crt. bis in. ott. äeomitL Mart, nm la. Ottbr. jnblbar, frei In» Hautz. Kür Abbaier :U<> Mill. Mt. Blrelbleibcnb. b.Post »u be,letzen. Rebatlton: ffetzlanbftratze 11. erster Slots. Verantwortlicher Rebatteur: Paul Bugdahn, Altona. PXPebltlon: Kehlanbstratze 11, strbgeschotz. Buchhanblung: Erbgeschotz. Buchbruckerel-Kontor: Ketzianbstratze 11, erster Stock. Ur. 287. fn« 6U 3U 19. «ft. 3ßO tttiU. ZKattf. Hxtrteee bl« ISgefbalt. Petit teile «s»Mill.Mt unter Aue schlutz ber.öfefch.RunbfLan'. Prtt>.Ka»it,en,-ttnr. 12’.'iJlfl Llctlenangebote.16 Mkit. M Ttellena«suche 18 Mill. Ml sMeine Slnteineii btS t» Zeilen bte Zeile 24 Mill. Mt.. von IO bis 18 Zell. :ieMill. Mi. Reklamezeile 300 Mill. Mt Anzetaen müssen Im voraus ober sofort bezahlt werben. Anzeigen . Annahme Kehlanbstratze Nr 11 Im s 7 Uhr adenbtz für den folgenben Tag) in k>en Kilialen ibitz 3 Ubr> uno In allen annoncen.SureuuS. Platz- unb Datenvorschriften ohne Dervlnbllchtelt. Mittwoch, den 17. Oktober 1923. 37. Jahrgang. Die 11 at ans der Straße. Kampfstimmung in Sachfen. Der gestrige Dienstag brachte die langerwartete Aussprache über das sozialistisch-kommunistische Regierungsprogramm im sächsischen Landtag. Die Sitzung nahm — bei überfülltem Hause — einen ziemlich stürmischen Verlauf. Ein eigener Drahtbericht des Sozialdemokratischen Parlomentsdienstes meldet darüber: Das Wort erhielt zunächst der Abgeordnete Wirth, der im Auftrage der sozialdemokratischen Fraltion eine längere Erklärung abgab. Die VSPD.-Fraktion sei mit der Regierungserklärung des Ministerpräsidenten einverstanden Die Fraktion billige es auch, datz die Regierung in ihrer Erklärung ein spezialisiertes Programm nicht aufgestellt, sondern sich begnügt habe, die Er - haltung und den Schutz der deutschen Republik sowie bte Behebung der bestehenden furchtbaren Rot aller.werktätigen Bevölkerungskreise als Hauptziele in den Vordergrund ihres beabsichtigten Wirkens zu stellen. Die Sozialdemokratie begrütze den Ruf zur Anspannung aller proletarischen und republikanischen Kräfte, insbesondere aber den Entschluß der KPD. zur Mitarbeit und geschlossenen Ver - teidigung der republikanischen Verfassung. Demgegenüber ver - urteile sie den verhängten Ausnahmezustand und das Ver bot der Organisationen der proletarischen Parteien, die lediglich dem Schutze der Republik dienen. Die VSPD.-Fraktion fordere mit allem Nachdruck, daß diese unverständlichen Maß - nahmen zurückgenommen werden, da sie das Mißtrauen gegen die Reichswehr nur beleben und verschärfen. Am Schlüsse seiner Ausführungen drückte Genosse Wirth der Regierung das vollste Vertrauen und bett abgegangenen Ministern Dank für ihre Tätigkeit aus. Als zweiter Redner sprach der volksparteiliche Abgeordnete Dr. Kaiser, der sich in heftigen Ausfällen, zum Teil perfön- licher Art, gegen den Genossen Zeigner und das Kabinett gefiel. Die Herren Kommunisten, so führte et aus, die bisher schon die Regierung nebenamtlich ausführten, jetzt aber als etatsmößig Besoldete, seien der ausschlaggebende Faktor im Kabinett. In der Erklärung des Genossen Wirth sieht er nur eine Verhetzung weiter Volksschichten. Der Regierung spricht er namens seiner Fraktion daS Mißtrauen aus. Der deutschnationale Abgeordnete Ebert bezeichnete die Regierungserklärung als eine innere Unwahrheit. In der Neu - bildung des Kabinetts sieht er einen Angriff auf die Reichsver- fqffung. Die Ausführungen der beiden bürgerlichen Redner wurden von der Linkdn durch zahlreiche Zwischsirufe unterbrochen. Da - für wurden die Ausführungen des kommunistischen Abgeordneten Sievers von den Bürgerlichen oft minutenlang durch lärmende Zwischenrufe gestört. Im Verlauf seiner Rede wurde Sievers von dem deutschnationalen Vizepräsidenten Eckert nach dreimaligem Ordnungsruf das Wort entzogen; doch erteilte ihm die Mehrzahl der Abgeordneten wieder das Wort. Sievers befaßte sich in großen Zügen mit der politischen Lage und wandte sich in scharfer Weise gegen den Ausnahmezustand, der in Sachsen vom Wehrkreiskommandeur Müller einseitig gegen die Arbeiterschaft angewendek werde. Er forderte die Regierung auf, alle Maß - nahmen gegen die schwarze Reichswehr zu treffen. Mit allen Mitteln müsse der Generalstreik Vorbereitei werden. Die jetzige Regierung werde die stärkste sein, doch müsse sie zu gemein» ferner Abwehr mobil machen, um allen Angriffen gegen das Pro- -letariat zu begegnen. Als letzter Parteiredner sprach her demokratische Abgeordnete Seiffert, der sich mit einem gleichsam entschuldigenden An - griff gegen die Teutschnationalen, im übrigen aber gegen das neue Kabinett und links wandte. Hierauf ergriff der Ministerpräsident Dr. Zeigner das Wort und zerpflückte die Einwände und Angriffe der Oppositions - parteien. ES sei richtig, daß die Machtmittel des Staates versagt haben; die Machtmittel des Staates sind Militär- und Beamtenapparat. Aus dem Versagen dieser Macht - mittel resultiere der scharfe Kampf gegen den Reichswehrminister und die durchgreifende Personalpolitik der sächsischen Regierung. Der Ausnahmezustand, durch heilige Versprechungen als Maßnahme gegen Bayern erklärt, wende sich ausschließlich gegen links. Der Reichswehrminister habe zwar die Knebe- lungSverordnung gegen die Presse aufgehoben, der ReicbSwehr- ckommandeur Müller verhängt sie jedoch erneut und in ver - schärfter Form. Jetzt habe er obendrein durch weitere Verordnung "die gesamte sächsische Landes- und Ortspolizei seinem direkten Befehl unter st ellt. Die Hundert - schaften seien begründet in dem Notzustand, hervorgerufen durch die antirepublikanischen Banden in Bayern, gegen die sich ■ die Reichsregierung ohnmächtig erklärt hat. Die sächsische Regierung "werde aus ihrem Wege weitergehen. Die Sitzung touroe bann auf Mittwoch vertagt. Schon dieser knappe Bericht läßt die außerordentlichen Spannungen erkennen, die nicht nur zwischen den beiden Parteilagern in Sachsen, sondern auch zwischen der Reichs- gemalt und der jetzigen sächsischen Staatsregierung bestehen. Dieser Zustand wird geradezu ungeheuerlich verschärft durch die neueste Provokation des Reichswehrgenerals Müller. Es gc hört angesichts dieser Situation allerlei Mut zu so hoffnungs - voller Betrachtung der Dinge, wie sie aus dein nachstehenden Stimmungsbild aus Sachsen spricht, das uns der SPD. über - mittelt: Die politische Entwicklung in Sachsen ist nicht durch Per |onen= ober Parteifragen, sondern durch die Politik selbst ent - schieden worden. Ter neue Kurs entspringt staatspolitischen Not - wendigkeiten. Er wurde beschleunigt herbeigeführt durch die Ein - stellung der Rechtsparteien, die durch ihre ausgesprochen sozia- lisieufeinbliche Politik den Keil in das sächsische Volk immer tiefer hineingetrieben und dadurch die Annäherung der beiden Arbeiter Parteien zur zwingenden Notwendigkeit gemacht haben. Leider sind auch die sächsischen Demokraten ihrer geschichtlichen Tradi - tion als Träger des bürgerlichen republikanischen Gedankens allzu oft untren geworden; sie haben, wie das „Leipziger Tageblatt" Berichte über Teuerungskrawalle bilden jetzt den Morgen - gruß des Redakteurs. An jedem Tage ereignen sich in einer Reihe Städte Unruhen, bei denen regelmäßig die ungestüme Presierin, die Not, die Triebkraft bildet. Allerdings wird die Not da und dort auch politisch nutzbar zu machen gesucht, be - sonders in antisemitischem Sinne. Aber keine politische Vr. hctzung könnte ans Ziel gelangen, wäre nicht der Boden dafür bereitet, und daran ist der ungeheuerliche Wucher der Produ^ zentcn und Händler schuld und schuld sind die gesetzgebenden und vollziehenden Gewalten, die viel zu lange die Dinge laufen ließen. Nun bewahrheitet sich das Dichterwort: Ihr laßt den Armen schuldig werden, dann übergebt ihr ihn der Pein, Jetzt versucht die Reichsrcgierung, durch rasche Wirt- schaftsmaßnahmcn aus den schlimmen Zuständen herauszu - kommen, aber vorübergehend werden dadurch erst recht Stockungen eintreten und damit Verbreiterung der Arbeits - losigkeit und Vermehrung des Elends. Im Tagesbericht referieren wir über die zunächst cinaeleiteten Hilfsmaßnahmen. Sie werden künftige Krawalle nicht verhindern können. Ge - nützt wird mit solchen Krawallen natürlich niemanv, aber Not kennt kein Gebot. Nachfolgend eine kurze Zusammen - fassung über die Vorgänge am Dienstag. In den Berliner Arbeiter-Vororten Lichienöerg, Weißemee, Neukölln sammelten sich größere Züge Erwerbsloser, die nach dem Stabatinnncrn zogen. Tie Schutzpolizei suchte die Züge abzuwenden unb zu zerstreuen, es gelangten jedoch etwa 4000 Menschen vor das Ratbaus. Eine Abordnung unterbreitete dem Oberbürgermeister und Kämmerer Forderungen: für jeden Erwerbslosen 10 Milliarden Mark, zwei Brote, zwei Pfund Speck, 5 Zentner Kohle, Holz usw. kürzlich schrieb, in den letzten Monaten nicht „immer glücklich operiert" unb den Trennungsstrich zwischen fiel und den Teutsch - nationalen nicht deutlich genug gezogen". Infolgedessen fehlte in Sachsen jede psychologische Voraussetzung für eine Koalition zwischen Bürgerlichen und Sozialdemokratie. Was erhofft bie Arbeiterschaft von bet neuen Koalition? Zunächst eine zielbewußt-ruhige unb stetige Vorwärtsentwicklung der politischen Verhältnisse im Lande, eine Verbesserung der wirt - schaftlichen Lage und nicht zuletzt die Sicherung und den Ausbau der Arbeiterschutzgesetzgevung. Die Möglichkeiten für bie Er - füllung dieser Wünsche sind gegeben und die Hoffnung auf eine stetige politische Entwicklung scheint in der Tat schon dadurch be - gründet, daß die sächsischen Kommunisten zum ersten Male die Taktik aufgegeben haben, über den „^erbrochenen Staatsapparat" hinweg nach wwjetrussischem Muster den „Sozialismus" neu auf - zubauen. Hoffentlich haben sie sich endgültig zu dem Glauben durchgerungen, daß es „auch" aus dem Wege, der in der Regie rundserlläriing durch den Genossen Zeigner vorgezeichnet wurde, ein „Vorwärts" gibt. Nach Ueberwindung der wesentlichen Gegensätze, die naturgemäß bei jeder Koalition in Erscheinung treten und gerade in diesem Falle seht groß gewesen fein dürften, wird bas Kabinett zunächst seine Y arntoni;ei man dazu über« gegangen, öie ReparativnSkommission die belgi - schen Vorschläge untersuchen zu lassen. Die bel- g i s ck e AusgleickSpolitik führte somit zu einem Ergebnis. Ter deutsche Geschäftsträger bei Pvineare. Ter französische Ministerpräsident empfängt den deutschen Geschäftsträger in Paris am 17. Oktober. Der Schwärmer von Sazancourt Von Otto Thielemann. [39] . (Schluß.) Der Mann, dem einst die Freude über seine Kinder aus den Augen strahlte, lag hier verscharrt Von seinem Volk erschlagen. Der Bub hat keinen Vater mehr, er wird nicht mehr auf Jemen Knien reifen. Die Gattin wird sich erschrocken haben, als sie die Nachricht traf: „Gestorben auf dem Felde der Ehre!" Wie ver ständnislos mochte da wohl ihr Auge blickend „Der Ehre'. Ach, habe ich denn mich daS verdient? Das muß gewiß sehr^ wertvoll sein, und doch, ich hätte lieber meinen Gatten wieder . . . Er ging nach andern Gräbern. Man konnte kaum den ein gefallenen Hügel sehen. Zwei schwarze Kreuze deuteten die Steve an, an der vor Wochen oder Tagen Männer begraben wurden, v r las vom Kreuz die eingekratzten Worte ab: „Allemand Lieutenant Dahle. 17. 7. 18.“ Und auf dem andern: „Jncoiinu, Pilote." Hier starben also deutsche Kameraden. Die Erde sii ui wen. -Sie nimmt geduldig alles auf, was von ihr ist; und gar der Tod, der fragt nicht, ob man auch an einem Ort das Recht zum Sterben hat. Pilot! Du unbekannter! Ganz sicher wird um dick auch irgend jemand weinen! Er wendete sich ab. Motorbatterien zogen die Straße entlang an die Front. Die klirrenden Geschütze sichren auf Gummirädern. Die Kanoniere trugen regensichere Mantel. Tie Fernsprechlabel waren prächtig isoliert. Wohin man blickte: Ueberfsiih. Vogelsang lehnte sich mit dem Rücken an eine blanke Hol.ckaracke. Viele Drähte kamen ans der Ferne und liefen über ihm ine- Fenster. Er stand vor einer Telephonzentrale. Rings um thu lagen deutsche Infanteristen, müde und teilnahmslos. Da hörte er über sich den Namen „Bazancourt". Er lauschte in das Fenster. Der Sprecher gab dem unsichtbaren Teilnehmer Befehle. Langsam und denilich flossen seine Worte in den Apparat: . Kirchturm vou Bazancourt . . . von . . . feindlicher . . . Seebachtung . . . besetzt . . . Der Turm . . . ist . . . umzuiegen . . . Meldung . . . sofort nach . . Ausftihrung an . . . Komman deur der Division . . . Ballonzug 78 . . . leitet Feuer . . Lefevre. Kommandeur der Arsillerie." Sollte der Turm besetzt fein? Unglaublich war es nicht. Er hatte ja selbst wochenlang ein Scherenfernrohr auf dem Südportal der Kathedrale von Laon gesehen. Man würde, wenn man es für nötig hielt, wohl auch den kleinen Turm von Bazancouri besetzen. Er dachte an Uvonne, an ihre letzten Küsse in der iiirche, und wie die Kirche nun zu einem Trümmerhaufen werden sollte. Das Wort war ausgesprochen, und Menschen würden jetzt nicht früher ruhen, ehe nicht das Hans, das einem Goi: gehörte, vernichtet nxir. O möchte doch der Friede kommen! Dann würde er auch die Geliebte Wiedersehen können. Er sehnte sich nach ihr. Er schloß ganz unbewußt die Augen und träumte in den Tag von allem, was ihm fehlte. Von frischet Wäsche, klarem Bad, von grünen Höhen und blanken Wogen, vom Leben unter guten Men scheu, Boni streben nach der Wahrheit, Boni 'suchen nach dem un bekannten Gottz von reiner, echter Freude und tiefer, tiefer Liebe.... Die Kanoniere dec französischen Batterie 17 arbeiten sicher und bedächtig. Sie kennen ihren Auftrag. ES gilt, den Turm^ von Bazancourt mit wenig Schüssen umzulegen, ehe sich der Feind besinnt unb sich entfernt Der erste Schuß muß möglichst schon ein Treffer sein. Sehr sorgfältig wird bie Entfernung .abgegriffen. Der Mann, ber dem Gesepütz bie Richtung gibt, prüft feine Instru - mente ganj genau. Unb als bann enblich deut Ballon, der hinter der Batterie am grauen Himmel schwebt/ „feuerbereit" gemeldet wirb, ist man gewiß, baß kaum etn Schuß fein Ziel verfehlen wirb. * Den alten Thibaut, ber bett Kamps am Morgen iah, erfüllte milde Freude. Er sah die schwarzen Erdfontänen auc- dem Boden steigen, er hörte ihren Donner, er sah die rückwärtsslutenden Kolonnen seiner Feinde und winkte fieberhaft vom Turin den immer größer werbenden Ballon- der Freunde zu. Sie kamen immer näher. Erst waren sie nicht größer als ein Punkt, dann konnte man erlernten, wie sie schwankten, unb jetzt sah er bereits ben Korb an ihren bieten Bäuchen hängen. Lie kamen, tarnen enblich! Ganz kurze Zeit nur nochl Er winkte aufgeregt und ahnte babei nicht, daß seine Freunde ihn schon längst auf seinem Turm entdeckten unb baß sic ihn für einen . . . Preußen hielten . . . Mit pfeifendem saufen kam ein Schuß. Ruaim... m ... in lag eine Kiefer um. Sie wurde mit der Wurzel ausgehoben. Die Kirchenfensterscheiben klirrten unter ihm, sie fielen in die Kircke und splitterten. Ein blauer Rauch zog durch den Park. Tie Preußen in dem Dorfe liefen, so schnell sie konnten, in die Keller. Ha, wie er lackte! Haha! Die Straße wurde leer. Ergötzlich sah es aus, wie flink die Kerle laufen konnten. Recht so, recht Ne! Mag nur der Schreck in ihre faulen Glieder sichren! Ter Alte rieb sich seine Hände. Ans seinen Äugen sprühte Feuer. Der blaue Ranch zog langsam burc-i ben Park. Daß er ben Tag erleben bürste! Das Herz sprang bie- zum Hals. Er wußte nicht, wohin mit seiner Freube. Er wollte feiner Jungfrau danken. Ta, wo er stand. Er kniete nieder und flüsterte erregte Worte. Die Säye sprudelten von seinen Lippen wie Schanin und Gischt. Der Tag, der Tag war d a ! Vier lange, lange Jahre! C großer ©Ott! Die Bande! Rumm . . m . . . m kam ein zweiter. Ter Alte sprang zur Brüstung. Dec lag mt Feld. Ein Lusthauch peitschte feine Wangen. Blau kroch der Rauch davon. Er starrte auf da? Tori. Seer war die Straße. Wie feige sie sich jetzt verkrochen hatten. Man müßte sie jetzt an den Haaren auf die Straße seinen. Sonst standen sie großspurig an ber Ecke unb musizierten. Jetzt ist da- ganze Volk bcricuinuitXnt. Sie fiirchteteii die Sieger! Das große Volk! Wenn dock) die Freunde schiefien wollten! Es bauerie so lange! Berauscht winkt er der Ferne zu. Er bebtv, haßte, wünschte, schwärmte. Er ist »ich! Thibaut mehr. Er ist nur Leidenschaft und Eiser. Dir Augen bitten, drohen und schießen Blitze. Da! Was ist das? Er sieht da hinten kleine dl ane Punkte. Da hinten in der Wiese. Fünf, zehn, zwanzig. Hellblau, und sie bewegen sick! Da? sind sie endlich! Er kennt sie wieder. Die Ge - fangenen, die an dem Bahndamm arbeiteten, die sahen auch so aus. So blau, so himmelblau. Das sind die Brüder endlich. Er kann sic gut erkennen. Tränen treten in die Äugen unb, fließen über feine Wangen. Die Lippen zittern, Zähne blecken, unb reifere Töne hat bie Brust. Jetzt kommen sie! Jetzt endlich, endlich! Reichstagspräfiöent Löbe zur Lage. In einer Versammlung vor seinen Breslauer Wählern sagte Löbe: Wir hätten bte Liquidation lieber beut Kabinett Cuno Über - lassen sollen, aber ein taktisch falscher Zug der Kommunisten hat das verhindert. Sie beantragten ein Mißtrauensvotum gegenüber bet Regierung Cuno, und wir konnten dieser Regierung unmöglich unser Vertrauen aussprcchen. So kam sie zu Fall, und wie beim Zusamemnbruch des StricgcS, wie später beim Zusammenbruch des Kabinetts Fehrenbach mußten wir wieder zur Rettung des Lande- aus höchster Not einsprlngen. . . . Mit der jüngsten Regierungs - krise wurde kostbare Zeit unnütz vertan. Jetzt muß mit raschen, drakonischen Bestimmungen eingegrifsen werden. Nachdem der Ausnahmezustand für bas Reich in Bayern seinen eigentlichen Zweck verfehlt hat, ist er im Reiche nutzlos geworben. Er hat keine Berechtigung mehr und muß bald wieder aufgehoben werden. Die nächsten Berordnungen werden die Beschlagnahme eines Teiles der Sachwerte bringen. Zu zwanzig Prozeat soll der Besitz dem Reiche dienstbar gemacht werden. Ich befürchte, die Dinge sind so fdjhtnm, daß mit so kleinen Mitteln, wie sie ber Koalition zur Verfügung stehen, die Lage nickt mehr gerettet werden kann. Wir werden an den Besitz ganz anders herangehen und besonders auch die Surrn, guter ins Äuge fassen müssen. Die «achwerterfaisuug, wie sie geplant ist, wird unsere Wünsche nicht erfüllen. Das Reich mutz auf die Dauer zum Mitbesitzer mindesten? eines Drittels der Sachwerte gemacht werden, ein ss scharfer- Zufassen verspreche ich mir aber nicht. Ter Großgrugdoesi!; muß einen Teil des Grund und Bodens für Siedlungen o! f. vu vtn diejenigen aufzunehmen, die vom Lande stammen und in den Städten eine Existenz nicht mehr finden binnen. Wo Huuden- tausertde keine warme Stube haben, besitzen andere Gold und Brillanten an Hals und Fingern! Angesichts des Elends werden, die Besitzer diese Dinge opfern müßen und es wird für sie immer noch leichter sein, ihren Schmuck als ihren Kops zu verlieren. Ich glaube nicht, daß sich bi eie Regie rung zu solchen Maßnahmen entschließt, wie ich sie für uoiwen.big halte. Als Demokraten fügen wir uns aber ber Fraktion? Mehr - heit. Wir wollen sehen, ob cs geht, unb unsere ganze SVart ein- sctzen, daß es geht In fünf bis sechs Wochen wird es vielleicht gelingen, durch eine Goldnotcnwährung der Wirtschaft eine reelle Unterlage zu geben. Dann wird sich aber auch zeigen, wie eint wir sind, wenn wir unsere Einnahmen und Ausgaben m Geld Pfennigen berechnen. Wenn wir auch die Hoffnung nicht he ben, daß die heutige Koalition es schafft, so müssen wir dost eile.- d.-on fei?;.-, sie gegen den Ansturm der Gegner zu stützen tnb die Einigkeit hochzuhalten, um später schärfere Maßiuckmen burch- zusetzen. Schwierigkeiten im Ruhrgebiet. Die deutsche Eisenbahnverwaltung hat alle Vorarbeileii für bte Wieberaufnahme b e § Eisenbahnverkehrs ge - troffen. Der Regieverwaltung wurden bestimmte Vorschläge ge - macht, bisher ist jedoch nur über die Einstellung der Eisenlxihuer verhandelt worden. Geplant wird, zunächst den Güterverkehr zu regeln, die Regie betont jedoch, einstweilen könne nur der Stück Güterverkehr bewältigt werden. Die Hauptsckwierigkeit der Wieder-^ auinahme des allgemeinen Güterverkehrs bildet das Fehlen der ausgewiesenen Eisenbabntechnrker unb Lokomotivführer. Es müssen auch erst die Strecken unb Bahnhöfe aufgeräumt unb ausgebessert werben. Die Post Verwaltung ist angeblich mit her Besatzungsbehörde zu einer Vereinbarung gelangt, die die Wieder - aufnahme der Arbeit für den heutige» Mittwoch fichert. Der Stadt Essen werden erneut große Lasten auferlcgL Tie Besatzungsbehörde richtet sich nämlich für einen Daueraufent - halt in Essen ein, sie hat bereits eine Anzahl öffentlicher Gebäude mit rund 4000 Zimmern beschlagnahmt und fordert jetzt noch Bereitstellung von 310 Wohnungen mit insgesamt 1045 Zimmern, und zu jeder Wohnung noch Kücke und Mädchenzimmer. In Essen gibt es 20 000 Wohnungsuchende; sie alle müssen zurückstehen und es werden noch eine Menge Leute aus ihrer Wohnung heraus - gesetzt werden müssen. Ferner verlangt die Besatzungsmacht Stal - lungen für 380 Pferde; die Stadt ist genötigt, dafür teilweise Neubauten auszuführen. Die Rombacker Hütte in Weitmar bei Bockn tu hat am 16. Oktober ihrer gesamten Belegsckaft gekündigt; größere Entlassungen erfolgten auch in anderen Montanwerken. Auf Zeche „Verlorener Sohn" wurde mit geteilt, wenn sick die Arbeitsleistungen nicht wesentlich erhöhen, werde völlige Still - legung erfolgen. Sehnliche Erklärungen hat eine Reibe anderer Betriebsleitungen abgegeben. Dieses Vorgehen der Industriellen erhöht natürlick dieGesahrgroherKrawalle. In inter - essanter Weise suchen Arbeiter und Bauern in Weitmar und Um - gebung durck die Gefahren der Lage hindnrchzukommen. Die arbeitslosen Arbeiter haben einen Feldsckutz gebildet, gegen die Vervslicktung der Landwirte, für entspreckende Bezahlung den Kommunalbehörden Kartoffeln zu liefern, soweit die Bauern sie nicht zur Sclbsternährung brauchen. Hier und an anderen Orten haben die von den Arbeitern gebildeten ^Selbsthilfen auch mit ber Förberung zutage liegender Kohlenschichten begonnen; die Aus - beute wird an llnterstützungSbercchtigte verteilt. Aus der Tageskasse der ReichSbanknebenstelle Düsseldorf haben die Franzo'en triebet 42 Billionen gerauht. Ei» Verbot ver kommunistische« Jugendorganisationen erging vom batmfdjtn ©eneralftaatSfommiffar. Kanonenschießen nach Spatzen. Diese Organisationen sind nämlich bedeutungslos; aber sehr gefährlich sind die nationalistischen Sturmtrupps der Jugendlichen, die unbehelligt bleiben. Lloyd George — Ghrrn-Sionxiudiauer. In einer Rede in Minneapolis wiederholte Lloyd George seinen Aufruf an die Vereinigten Staaten, Europa bei bet Wiederherstellung des Friedens zu oelfen. Er verzweifle an ber Zukunft, solange Amerika dies nicht tue. Lloyd George wurde mährend des Essens feierlich feine Ernennung zum Ehrenmitglied des Eiouxstammes mitgeteilt Da Pfeiff? heran. Es braust unb kracht, unb Iw.rticrnd Hani cs durch das Tack. Die Schiefer werden abgedeckt. Die spätren sind gebrochen. Es , P-;. Titelt tzi bie Kirche. Was kümmert'? ihn? jFr häl: sich an der ' Brüstung. Sie kommen, kommen endlich! Er will bie Brüder setzen! '„£) Christophe, Christophe, endlich! Sie kominen jetzt! Ste kommen! Staubwolken schleichcn von dem Dach. Der Körper wird geschüttelt. Dir langen weißen Haare fliegen nm den Kops. Er spricht irtit Lippen und mit Händen. Daun wieder Hämmert er sick fest und lehnt sich inert hinaus. Er will die Brüder sehen. Ei kann sie kaum noch chhlen, so viele sind es. Sie kommen alle, alle naher! Die heisere Stimme krächzt und stammelt. Der Eifer reckt ihn auf. Ta? Ange brennt wie Feuer. Er streckt die Arme von sich . . die Brust ist ihm so weit. Er schreit ... und schreit . . . und schreit ... Tn braust bet Himmel, blitzt, kracht, donner!. Staub fliegt auf. Balken brechen. Luft. Luft. Blau ist die Welt. Da-- Aiige blau, alle? blau. Starrn rot, alle? rot. Rauchschwaden, Staub und Mörtel. Blauer Himmel. Sonne. Tann grau . . . schwarz . . . alles schwarz . . alle? ... Ei sinkt auf den gesiebten Boden. Die Brust zerröchett. Schwer zieht der Staub davon, »schwer geht bet letzte Atem. Alle? ist schwarz. Schwatz . . . und . . . schwer . . . ganz . . . unerträglich . . . schwer ... Die Balken sind gebrochen. Der Boden ist durchlöchert, der Turm ist abgedeckt, und auf den Toten legt sich ein dicker, weißer Stpub ... Sein Blut tropft durch den Boden in die Kirche tropft auf den staubbedeckten Altar, in einem feinen roten s>ttaM, langsam und allmählich sterbend . . . * AIs am späten Nachmittag die Franzosen in die Kirche treten, erschaudern sie. Geröll und Schutt bedeckt den Boden, der graue Himmel sieht durchs Dach, und au? dem bleichen Dämmer blickt vom Altar die heilige Jungfrau, das Jesuskindleln auf dem Arm . . . blutbefleckt . . steinern lächelnd unb leichenfarben. . . — Ettde! —