Ur. 35 Montag, den 4. Februar 1924 38. Jahrgang l t ch gewinnen, bk si< tragen kann und muft, /vriebtn, di« 2ich«ry«it und die Rrci finden soll. d die Zeitschriften-Druck nicht geleitet werden. ver rusfisch'italienische haaüelsvertrag unterzeichnet 4 Zurufen. fesinehmen. effe, Schulz audgeliesert ankommeii. t> d ir unser« Leser, Gegend Limsbüttel, Hehelnst, läppen- borf, Altona-Nord usw., liegt eine Vmpsehlnug de« Waren- Hanse« Karetadt-PimtbiitleL »im«b. vhaussec 30/40, bei. (fö haben aber viele mächtige Leute grotzeS Inter» und Tillejen vcrschwiirden zu lassen; selbst wenn sie werden, stünde nicht fest, dast sie lebend in Leipzig Ueber Bayern dürfte jedenfalls der Trankport und wenn ich die französischen Interessen mit dem gleichen (Eifer verteidige» werb« wie Di« di« englischen, so toifb nicht «desto- toenie-' k — »-=- -> — - - - Auffassung ist rationell, wir wollen auch gar nicht leugnen, dah die Klügeren und noch am ehesten für eine realistische Politik zu gewinnenden Kommunisten auf die bezeichnete Linie gebracht werden können. Aber einstweilen ist doch die Bindung an Moskau noch zu stark und es überwiegt die Aevolutionsromantik der KPD. in einem Maste, dast jedes geordnete politische Zusammenarbeiten mit der Sozialdemo - kratie zunächst noch unmöglich ist. UebrigenS hat Sinowjew noch auf der Moskauer Konferenz feine Ueberzeugung aus - gedrückt, dast ein Ausbruch der kommunistischen Revolution in Deutschland unmittelbar bevor- stche, „vielleicht sogar noch im Lause dieses Winter i". Vielleicht werden wir noch einiges aus den Moskauer Verhandlungen nachtragen. Einstweilen jedenfalls genügt das Miitgeteille zur Kennzeichnung des Geistes der Mos - kauer Zentrale und der Mehrheit der KPD. als A e v o l u - tionSphantafien. iger, besten Darf ,ch fidyr |ttn, niemals etwa« die c r z» leit meiner (Empfindungen beeinträchtigen. (Es iit nicht möglich, dast wir, wenn w,r beiderseits von derartigen (Empfindungen beseelt sind, Mt (Entente mcht wieder effektiv gestatten, und dast es uns nicht gelingt, ihr die frucht abzu. "* *'* “ ' *" Wenn Europa endlich den Rtfibeit der Arbeit wieder. Rom, 8. Februar > Drahtbericht). Am Sonntag ist in Rom im Palazzo Ehigi bet itaUenisch-rufsische H^iiibelSvertray unterzeichnet worden. Italien erkennt in diesem Vertrage die Sowjeiregieruny de jure an und verpflichtet sich, ihr alle beweg - lichen und unbeweglichen (Müter der ehemals russischen Regierung ui übergeben. Ruhland bietet als (Entgelt eine erhebliche Herabsetzung de, russischen Zolle z u g u n st e n der italienischen Waren und verpflichtet sich attsterdetn, an Italien jährlich ein bestimmtes Quantum (Betreibe zu liefern. In jedem Iabre soll eine (temifcfite italienisch-russische Kom - mission über di« Ern» und Verkäufe der beiden Länder entscheiden. Für Ruhland kommt unter ändert» noch die Uebernahme e:nel bestimmten Teiles italienischer Industrieprodukte in Frage. Zronkreich für ein pfolzkompromitz! SPD. Paris, 3. Februar. (Drahtbericht.) 2?ie französisch« Regierung hat in London einen neuen Vor- schlag zur Regelung der Pfalzaffäre unterbreiten lassen. Danach sollen in der Pfai, neue, aus einheimischen Beamten zusammen, gesetzte VierwaltungSorgane geschaffen werden, die direkt der inter- alliierten Rheinlandkommission unterstellt und unter denen so- wohl jedes separatistische wie jedeo nationalistische Element auf. geschlossen werden soll. Nach den hier vorliegenden Meldungen habe die englische Negierung verlauten lassen, dast sie bereit sei, auf diesen Vorschlag einzugehen unter der Bedingung, dast 1. die Berliner Regierung dagegen keine Einwendungen erhebt, dast «8 sich 2. nur um eine vorübergehende Mastnahm« für die Tauer der alliierten Okkupation handelte, und dast 8. ausdrücklich die Pfalz al« ein Teil des Teutschen Reiches anerkannt werd«. Amtliche ßerlintr Devisenkurse. Pfund: 18 »54 000—1H 44(t OOO Millionen (15 repartiert Mulden: I 578 045—1 58» 055 Millionen (16 °., repartiert) Dollar: 4 189 500—4 »10 500 Millionen (10% repartiert). • Dac> ergibt rineu Umrechnungskurs von 1 Billion Mark für 1 «oldmark. Itffen sich auf einem landwirtschaftlichen Aut in Ungarn befin. den. Die Feststellung ihres Aufenthalts war möglich, nachdem in Bayern Hitler eine Niederlage erlitten und im Zusammen- Hang hiermit auch die Auslösung der „Weihen Banden" in Un. gärn erfolgte. . Die Reichs regier» ng hat auf Grund der ihr gemachten Mitteilungen das ungarische Kabinett durch ihren Gesandten in Budapest bitten lassen, die Erzbergermörder zu ver - haften und gleichzeitig mitgeteilt, dast sie sofort bas gesetzliche AuSlieferungSbegehren einleiten werbe. ES ist anzunehmen, dast Schulz und Thillessen inzwischen in Gewahrsam genommen worden sind, obwohl in bet Umgebung bei ReichSverweserS Horthy bisher noch gewisse Widerstänb« gegen die Verhaftung zu überwinden waren. Jedenfalls nimmt man in Berliner amtlichen Stellen an, dass die ungarische Regierung die Mörder Erzberger» im Interesse der guten Beziehungen beider Länder nicht nur sestsetzt, fon. dem auch aneiiefert In Ungarn haben sich seit einiger Zeit politische Wandlun - gen burchgesetzt, die in der schroffen Stellungnahme des Minister- Präsidenten. Grafen Be th len, gegen den Terror der Horthy- banden ihren Ausdruck sanden. Bethlen ist alles anbere bcnii liberal; er ist vielmehr ein Anhänger schärfster UnterdruckungS- inahnahmen. Aber verfaffungkmähig, nicht durch wilde Banden und durch Privatterror soll die Unterdrückung jeder dem magyari- scheu Grohgrundbesih nicht genehmen Parteibetätigung erfolgen, da Bethlen sich kürzlich als stark genug erwies, um die Hitler- agenten vor Gericht zu bringen (das freilich nur lächerlich geringe Strafen auSfprach), kann er vielleicht auch die Erzbergermörder von 7 biv bj abends, TUT Tuiiu'uiunriuei von n, >» Rotenburgsort in der Schule Strefowstraße 16 jeden Mttt< woch von 7 bis 9 Uhr, für Eimsbüttel in der Schule Rellinger- ftrafic 16 Montags von 8 bis 10 Uhr. Anmeldungen iu erben ausserdem entgegengenommen de-. F Petersen, Wachtel- snasse U, II., Rodert Blum, Hammer Deich 83, 1„ Fräulein Kremz, Mosenallee 18, UI V ®- Nlllck. Billhorner Mühlenweg 80, L Vie Erzbergermör-er in Ungarn feflgcnommcn! Das Auswärtige Amt in Berlin erhielt vor wenigen Tagen Mitteilung, bah die Erzbergermörder Schulz und Thil- Lenins Nachfolger. WTB. M o S k a u , 8. Februar. (Russische üelcgtapbenagentur.) Ter zentrale Vollzugsausschuss bei SowjetbunveS Hai den bisherigen stellvertretenden Vorsihenden de» Rate» bet Volks- (emmiffarc R » k o tu anstelle Lenin» zum Vorsiyenben bes Rate» gewählt. N y k o w gehört nicht zu den großen politischen Fiih- rern, er ist keine große politische Figur im Sinne LenmS oder auch Trotzkis, sondern „reiner Wirtschaftler", wirtschaftlicher Fachmann. Seine Tätigkeit als Leiter des Kommissariats für Volkswirtschaft wird gerühmt. Er war cs, der mit Hilse Lenins den neuen wirtchaftspolitischen Kurs der Sowjetregierung in» Leben rief und als Volkskommissar für Volkswirtschaft durch- führtc. Er gilt als ausgesprochener Sachkenner und bedeutender Sachverständiger. Politisch wird er — natürlich im Nahmen der kommunistischen Politik und der kommunistischen Partei — als eine neutrale Persönlichkeit bezeichnet. fitielnl Malich einmal, anher den 6. (Kurtagen. ee,ualt>reie für Abholer o,eo «elbmart ■iiiS hurtb Mi oft *u verleb »reife freibleibend. Rebaltton: ^ehiaiidsirasse 11, erster Heck, t'erantinorllltber Redakteur: V'iul IHiighalin, Viton«, einzelnen,Nnnabme: ^eblanbftrahe 11, I. (Stört. Vuchhandlunn: UrbgefiSofi. Butbbrurterel«Äontor: fleblnnbftrahe 11, eifterCtort. micum-üertrag- Erhöhte eisrnbahnlarlfe der Regie Di« Micum hat mit den Fabrikanten der Yeinstahlinbustrle einen neuen Vertrag abgeschlossen, der bi« «nsfuhrabgalie auf ein Achtel d«S bisherigen Tarife» herabsctzt, den Werken dagegen eine besonder« Kontribution m Höhe von zwei Achteln diese» Tarifes auferlegt. Der Ertrag bü-fer Kontribution soll ebenfalls zur Bezahlung von Reparationsleistungen in natura Verwendung finben. Die französisch-belgische Regie kündigt eine beträchtliche Er. Höhung der Eisenbabniarife im befetzien iHebiete an. Die Güter - frachten werden um 200 %, die 'Ikrionentarife um 25 % in bet ersten, 86 % in bet zweiten, 80% in ber dritten und 100 % in der vierten Klasse hermifgesetzt. Miese Tariferhöhungen geben einen Vorgeschmack dessen, was Frankreich-Belgien bet Reichsbahn zu gedacht Hadem Reb.) ' 3ebfnnbftia6e li Im ersten torf (in- 7 Uhr abrnbo für brii folgenbrn J« n ) ,N den jjllkutn (bis o Ubri und i» allen tinnoneen-vuienu« 'Plan- und TatenoorfitrlUen ohne vervindilchkrit. ivezirk TT tagt von jetzt ab wieder im Lokal von Borstel, Zeughausstrasse 39. Bezirke 174, 18T und 183 tagen am lienelag zusammen bei Schmidt, Dorotheenslr. 113 Beziik« 14'4, 144 uiib 145 (Hoheluft) lagen morgen ge» mein,am bei Burmester, Gärlmrstraße, (Ke Hohelufichaussee Bezirke TOT und T84 tagen gemeinsam am Dienstag im Bezirkslokal Hinirr den Höfen 11. Bezirk 101. Unser Bezirkabend findet wieder bei H. LooS, Ropibergstrasse 2, statt. (ssilbecker (Benoffinnen! Unser fwnbarbeitöabenb mit Vortrag der Genossin Joh. Reitze findet diesen Mittwoch, fl. Februar, abend» 7t Uhr, bet der Genossin Röper, Wandsbeker (Sbauffe 81, IV., statt. Hamm. Bon heul« ab tönueii die Lose des Hamburger Aus- schusses für soziale Fürsorge beim Genossen Gruben, Antonstrasse 7, von den BezirkssÜhrern >n Empfang genommen werden. Elternräte RotenburgSortk Heute Montag, 4. Februar, abend» Uhr, im Konfirmandensaal, Brückenstrasse: Versammlung aller Sp L.-Elternräte und Schulfreunde. Olenoffe Adams spricht über »Selbstverwaltung der Schulen und Elternratswahl". MnMIirntreUr oersteben fl» in fflofbmarf: bl« rmefraii Velttielle lo Wg. »nvntr .jnmilirn . llmrlnen •«> 'llfg. c Khrnntinrbotr W T'rnntfl. VleaenRr1uUfa. fllriur «luiriflrN ml li ■ rit bleuen« Wilfg 10 b I . ,cii 2.1'Mu «»«•"'l X J t »inielgen müssen Im uorauloberlofurt dezahlt rorroen. Vie neugebilüete Aentralregierung. Die von bet neugebilbeten Fentralcxekutive bet Sowjet-Union gewählte Unionregierung seht sich wie folgt zusammen: Präsident de» Rates der Vollokommissare: Rykow, Stellvertreter: Kame - new, gleichzeitig Vorsitzender des Rates der Arbeit und der Ver - teidigung-, lsiiuruva, gleichzeitig Vorsitzender der Planwirt» schaftSkommission-, ferner Orachelaschwili uiib Tschubar ; Aeusteres: Tschitscherin; Krieg: Trotzki; Außenhandel: Krassin ; Verkehr: Rudsutak ; Post. S m t r n o >v ; Inspek - tion: Kuibyschew; Arbeit: Schmidt; Ernährung: Briuchanow; Finanzen: Sokolnikow; Präsident des Oberslen BolkSWirlsckaftSratcS: D f ch e r s ch i n S k i. Briefwechsel Nacöonalö-poincarö. Macöonalö an polncarö. Unsere beiden Länder haben Seite an Seite solche Zeiten der Krise burchlebt und haben gemeinschaftlich seid,« Opfer gebracht, daß ich in dem Altgenblick, in bent ich die Regierung übernehme, Ihnen persönlich einen Brief übermittele, nicht nur um Sie von dem Werk des MinisterimuS zu unterrichten, sondern um Ihnen auch meine Grüße und meine guten Wüsische zu übermitteln. C« ist mir unangenehm, so viele unerledigte Fragen vorzufinden, die unsere Sorge und Befürchtungen erwecken und ich versichere Sie, daß es meine tägliche Sorge sein wird, dazu mitzuhelsen, sie zu unserm gemeinsamen Nutzen zu regeln. Sie haben Ihre öffent - liche Meinung, ich habe die meinige. Sie haben Ihre nationalen Interessen sicherzustellen und zu verteidigen, und ich die meinigen. Manchmal auf den ersten Blick können sie im Widerspruch mit- einander zu stehen scheinen. Aber ich bin sicher, daß dieser Kon - flikt durch eine äusserste Anstrengung guten Willen» geregelt wer- den sann und dass e» möglich sein wird, p»lltisck>e Mittel zu finden, die e» Frankreich und Großbritannien gestatten werden, da» freundschaftliche Zusammenwirken unttrelnanbtr aufrechtzu - erhalten. Wir können offen fein und ohne Feindseligkeiten die Interessen unserer Länder verteidigen. Auf diese Weise lormte Frankreich und Großbritannien zusammengehen, um den Frieden und die Sicherheit Europa» aufzurichten. poincac^s Antwort. Ich bin sehr gerührt von bem liebenswürdigen Brief, mir dem Sie mir die Uebernahme Ihre» Amte» mitgutcilen die Güt« hatten und in dein Sie mir persönlich Ihre Grüß« entboten haben. Ich wünsche von ganzem Herzen, daß Ihre Bemühungen um da» Wohl Ihre» Vaterlandes von Erfolg gekrönt sein werden. Tie Bande, die'unsere beiden Länder miteinander verknüpfen, di« Di« und in? Gedächtnis rufen, sind mit gemeinsamen Prüfungen und Opfern geschlungen worden. Die Erinnerung an jene 8«it. dessen können Sie sicher sein, wird mir unaufhörlich gewärtig fein. Damit habe ich bereit» ausgesprochen, daß auch ich e» lebhaft be - dauere, daß mehrere, für unsere beiden Länder wichtige Fragen noch nicht geregelt sind. Wie Sie. so irxrbe auch ich mein Mög- liebste« tun, Um sie gemeinsam mit Ihnen und zu unserm beiber- fettigen Rutzen zu lösen. Wenn wir beiberfeits auf unser« öffent - liche Meinung Rücksicht nehmen müssen, wenn wir beide unsere nationalen Interessen zu schützen haben, so habe ich da» Ver- trauen, daß wir, wenn wir jeder für unfern Teil bei der Regi- lung der etwa auftretenben Fragen mit der Entschiebenheit unb dem guten Willen, von dem Sie gesprochen h.tben, voraehem diese Lösungen gelingen werben, die dazu angetan sind, zwischen Frank- reich und Großl'ritannien die für die Politik unserer beiden Länder unb für die Ruhe der Welt notwendige Zusammenarbeit aufrecht- 3uerhaltcn. Mein Freimut wird stets dem Ihren entsprechen. Revolutionsphantasien. Dieser Tage meldete eine Depesche aus Moskau, Trotzki fei In ein Städtchen des Petroleumdistrikts von Baku ver - bannt, auf dem Mcge dorthin habe ihn die Nachricht vom Tode Lenins erreicht) er habe jedoch nicht umkehren dürfen. Man wutzte von den Unstimmigkeiten unter den Sowjet- Häuptern, aber dast sie bereits einen solchen Grad erreicht hätten, das überraschte. Selbst wenn die Nachricht falsch, ist doch schon daS Eiststehen eines solchen Gerüchtes be - zeichnend. Jetzt fällt darauf ein Licht der Klärung, man erfährt von starken Gegensätzen wegen der Frage einer Re - volution in Deutschland. Die ersten Häupter deS Sowjetis - mus sind nämlich durch phanta st Ische Berichte deutscher führender K o m m u n i st e n in den Irr - wahn geraten, als stehe die proletarische Revolution in Deutschland unmittelbar bevor, wenn nur die Dinge richtig ongesastt würden, und von diesen Phantasien verleitet, er - ging aus Moskau der Revolulionsbefehl. Am 29. Juli worlgen Jahres sollte losgeschlagen werden, gerade in jener Zeit aber führte Radek die sonst Sinowjew obliegenden Geschäfte der kommunistischen Internationale, und Radek telegraphierte In Uebereinstimmung mit Trotzki nach Berlin: „Der Vorstand der kommunistischen Internationale rät von Strastendcmonstrationen am 29. Juli ab. Befürchten Provokation." Wegen dieser Sache hat Sinowjew aus der kürzlich In Moskau abgehaltenen kommunistischen Parteikonferenz über Radek und Trotzki Gericht gehalten: er ging dabei auf interne Verhältnisse der KPD. ein und fällte ein gleiches Verdammungsurteil wie über Radek auch gegen B r a n ö l e r und Thalheimer. Die Meinungs - verschiedenheiten mit der KPD. haben sich schließlich aus Anlast der Vorgänge in Sachsen weiter zugespitzt. Sinowjew machte darüber unter anderm die folgenden Mit - teilungen: Durch die Ereignisse des Sommers würbe bie .üomtnunistifche Partei auf den stamm einer in Deutschland noch nicht bagcwcfencn revolutionären Welle gehoben. In Sachsen war eine Mehrheit der Sozialdemokraten unb Kommunisten auf parlamentarischer Grundlage vor Handen. Da» Exekuttvkoinitce war stet» gegen die legale Bildung einer Regierung auf parlamentarischer Grund - lage. AIS wir aber die Ereignisse so einschätzten, daß die Krise nur eine Frage weniger Wochen fei, hielten wir den Moment für gekommen, um unter bestimmten Bedingungen in die Regie - rung einzutreten, damit wir uns von Sachsen aus weiter ent - falten und den Kampf um die Macht organisieren könnten. DaS war, al» Generalleutnant Müller ernannt wurde. Wir nahmen an, daß die yeignerregierung bereit war. wirklich gegen ba» weiße Bayern zu kämpfen und einen sofortigen bewaffneten Aufstand von 60 biS 60 .XX) deutschen Arbeitern durchzufüqren. Die Dinge vollzogen sich jebod) ganz anher» als wir vorgesehen hatten. Die Koniinnnistcn in der sächsischen Regierung >ühlten sich al» Mit- glichet einer Koalition. Darauf schrieb da» Exekutivkomitee einen VertranenSbrief an die KPD., in dem eS heißt: Wir in Moskau beurteilen Wie Euch bekannt ist den Eintritt der Mommunisten in die sächsische Regierung lediglich al» ein miUtärifch-strategifche» Manöver. Ihr habt diesen Eintritt in einen politischen Block mit der Linkrsozialdemokratie verwandelt, bie Euch die Hand reichte. Wit stellten un» bie Sache so vor daß ber Eintritt in die sächsische Regierung nur bie Eroberung eines Kampffeldes bedeutet, nm auf ihm bie Entfaltung ber Kräfte unserer Armee zu ermög - lichen. Ihr habt e» vorgezogen, bie Beteiligung an ber sächsischen Regierung :n eine banale parlamentarische Kombination zu ver- iDunbcln. AfS Resultat ergab sich unsere politische Niederlage; schlimmer aI8 daS: ES ergab sich beinahe eine Komödie. Eine Niederlage im Kampfe hätten wir ertragen können. Aber wenn eine revolutionäre Partei am Vorabend eine» Aufstande» sich direkt lächerlich macht, bann ist daS schlimmer als eine Nieder - lage. So bereitet man eine Revolution nicht vor. Diese Mitteilungen interessieren unS besonders um des - willen, weil sie ein deutlicher und drastischer Ausdruck der Tatsache sind, dast es ein verhängnisvoller Un - sinn ist, wenn Führer, die den Dingen fernstehen und denen jede Kenntnis der Einzelheiten abgehen muh, vom Aus - land die Taktik vorschreiben wollen. Bisher aber hatte die KPD. willig die Vormundschaft Moskaus in jeder Sache ertragen, sic feierte ja den Umstand, dast Moskau die Zentrale sei und von ihr in der ganzen Welt gleichzeitig und zu einheitlichem Zusammenwirken alle revolutionären Kräfte dirigiert werden könnten, als überragenden Vorzug und als Bürgschaft des endgültigen Sieges. Nunmehr aber wird die KPD. selbst erkennen müssen, in welchem schweren Irrtum sie besangen war. Dennoch glauben wir nicht an einen völligen Wandel, auch aus der jüngsten Erfahrung wird die KPD. nicht zu einer rationellen Einschätzung des pro - letarischen K-ampfes gelangen. Auch auf die Taktik der Mehrheit der Sozialdemo - kraten Sachsens fällt von den Darlegungen Sinowjews einiges Licht. Von den Wortführern der Parteimehrheit wurde wiederholt betont, die Koalition mit der Sozialdemo - kratie läge der KPD. gewisse Bedingungen auf, sie müsse Verantwortung aus sich nehmen und werde zu realistischem Sinn erzogen; das wurde von einzelnen ge - radezu als der Beginn einer grundlegenden Wand - lung, die mindestens zur Loslösung aus der unmittelbaren Vormundschast Moskaus führen müsse, bezeichnet. Diese anwurgerEcho verzicht auf phantastische Einkünfte. ec«. London, 4. Februar 1924. Ma c b o n al b, bei als erster Lorbsckatzminister beS AuSwärVgen Anreckst auf ein Gehalt een 10 000 Pfunb 1)at, will sich mit ber Hälfte dieser Sumin: begnügen. Lorb Halban « . dem al» Lorbkauzler ebenfalls ein Gehalt von lOtXKi Pfunb zusteht, Will nur 6000 Pftirrb. In unterrichteten Kreisen nimmt man an, baß noch aubere Minister ähnliche Opfer bringen werden. der Skandal der Zeche ndach-Strafe. Der »Montag Morgen" will wissen, baß ba» C berste Bayrische Lanbgericht im Auftrage bet bayrischen Regierung bereite vor längerer Jett ein Gutachten über ba» Fechenbach Urteil erstattet habe, daS in einem für Fechenbach günstigen Sinne gehalten sei. Nach bet Erklärung, bie ber bayrische Gesandte, Tfc. von Preger, im ber RetchStagSsitzung am 2. Juki abgegeben habe, könn eJ danach keinem Zweifel mehr unterliegen, bah Fechenbach» Bk gnabigung bevorsteht, zumal ber Anwalt Fechenback'? einen Gnabenschriftsatz eingereicht batte. Allerdings werbe sich bie gnabigung beborftche, zumal ber Anwalt Fechenbach» einen verzögern, jinb voraussichtlich nicht vor den bayrischen Landtag» Wahlen stattfindeii. Bewahrheiten sich diese ^Mitteilungen, so Würbe dem alten Fechenbach-Skandal ein neuer sich anreihen. Ein Skandal waren rhrflagc unb Urteil, größer aber wate der Skandal, Wenn die bayrische Regierung weiß, baß Fechenbach unschuldig sitzt, unb sie läßt ihn aus politischer Berechnung dennoch :nt Gefängnis tndc des mexikanischen flnfstan-es! VTB. Washington, 8. Februar. Die mexekamsckre iSot- schast erfiärt daß in .icht Tagen die meri konischen B n n be« truppen Veracruz besetzen mürben. Womit ber Aus stand fein Ende finden werbe. Die Bundestruppen feiert jetzt über die Lime ESpetanya—Orizaba hinaus vorgerückt. Ihrem Vormärsche auf da» Hauptquartier der Aufständischen stehe nicht< mehr im Wege. Bevorstehender Rücktritt Venizelos'. Nach einer Melonug bet .Chicago Tribune" au» Athen soll Venizelo' gestern vom .»raubn bette au» bent Kabinett brieflich mitgeteilt haben, daß er am Montag endgültig zurücktreten werde. In Erwartung des Sturzes ber Regierung schickten sich die Republikaner bereit» au. die Regierung ihrerseits zu übernehmen unb bie Republik au. U 1 1 ■■■' ■■ iiit Vas Wirtshaus zur Kapelle. Roman von Gustav Schröer. 181) •Rein,“ erluibertc ber Maler lachend unb maß bie rundlich«, Q behäbige Mutier Kolbe mit den Blicken. .UebrigenS, Mutter, ba» wäre ein Bild für Götter. Mutter Kolb« und ber bürte ?lbam (Sühengut am Start. Jetzt: Los! Dann rennen sie beide, aber Adam erreicht da» Atel. Mutter, was machst Du für nette Scherze." „(£» War mir gar nicht nach Scherzen zumute, Haiw." Saßuer trat mit febernbem Schritt unb roten Wangen in bie Stube. ..Gerb, ' rief Wohlgemut, „Mutter Kolbe will mit bem Sußen- gut um bie Wette laufen. Junge, was wird baS für'n Spaß!" Die Wirtin wollt« sich erheben, aber ber Maler hielt ihre Hand fest. ..Dageblieben, Mutter. Meinst Du nickst, daß wir in unserer Fürsorge um Dein Wohlergehen den Fall nicht schon erwogen hätten? Ta» musste mit bem Teufel zugchen, wenn wir den Karren nicht icbebnii. Wo Du zwei so große Jungen unb ein fixe» Mädel hast! Mutter, ba lach ick ober. Gerb, setz' Dich mal daher unb rede." Der Lehrer entnadelte allerlei Pläne. E» War merkwürdig, baß in einem Dorfe von der Größe Hilgendorf» die VereinStätig- lett vollkommen schlief. Vater Wagner hatte zu viel mit der ächtste zu tun unb nicht Zeit unb Lust gehabt, sich noch mehr V#ft aufgubürbtn. Saßner unb Wohlgemut wollten zunächst einen Gesangverein gründen, weiter ivollte der Lehrer einen Turnverein entrichten. Str halten beide bei bem Inngvolke herumgehorcht unb waren nennst, daß e nur noch de» Signal» zum Sammeln bedürfen werde. Die jungen Leute brannten darauf, zu singen, zu spielen, zu turnen, zu tanzen. »Wm> meinst Du, Mutter, ob da» tva» wirb?“ fragte Wohl Demut luftig. „Ja,“ antwortete Mutter Kolbe, „da» tvird wa8, aber Herr Saßner, Eie wollen sich um meinetwillen die Arbeit auf- bürden?“ Wohlgemut ließ den Lehrer nicht zu Worte kommen. -Um Deinetwillen, Mutter? Keine Wett. Der Mensch tut nie etwa« um der anderen willen." .Han», Du wärst der Richtige, etwa» nur für Dich zu tun. Da weiß ich Bescheid. .Weißt Du nicht, Mutter. Ich tu alle» nur für mich. riM.“ »Versteh' schon, Han», aber wahr ist'? doch nicht." .Dann kann ich Dir nicht helfen, Mutter. — Also, Daßner, wie weit bist Du mit Deinem Werben?" Der Lehrer zählte von einem Zettel, den er aus der lasche zog, an bie vierzig Namen von Männern, Burschen und l'täbdKu her, bie bereit waren, dem Gesangverein beizutreten. »Wann geht's los?" fragte Wohlgemut. Saßner wandte sich an die Wirtin. Auch er sagte längst zu stv .Mutter“ Kolbe. »Ist e« Ihnen recht, wenn wir morgen bie erste Zusammenkunft halten, Mutter Kolbe?“ Hau» Wohlgemut legte die Hände an den Mund unb trompete da» Signal zum Sammeln. .ES geht lo», Mutter, e» geht loSl Morgen abend, juhul“ Auch Elfriede Kolbe war ganz freudige Erwartung. Am Lage nach der llntcriebung malte Hans Wobtgemui am Fuhrenteiche eine farbenfrohe, lichtsatte Herbstkandschast Der Teich lag verschlafen im Walde, war goldklar unb tief und van Laubholz umsäumt. Tie Haselnußbüsche strichen sich gelb an, und die niederen Eichen malten sich braun. Grüngolden« Lichter lagen im Wasser, unb vom Gennbe au» leuchteten die feinen, vielgttedri- Sen Arm« ber Wasserpflanzen. Breite Teichrosenblätter waren zu »sein zusaminengefchossen. Han» Wohlgemut malte, versunken in ba» Bild, unb hatte bie Stummelpfeife zwischen den Zähnen. Er war aber nicht beiein- anber unb hatte einen wehleidigen Tag. Da» Herz hatte ihm iti verwichener Nacht viel Not gemacht. Else unb immer wieder: Kleine, liebe Eisel Und an den Kuß am Bodenfenster, da sie die Kapelle entdeckt hatten, mußte er denken, quälte sich, wollt« sich einen freudigen Verzicht abringen unb kam nicht über sein Menschentum hinaus. Nun saß er und malte, nahm die ausgebrannte Pfeife au» bem Muiche, schob sie in die Tasche unb Würgte allerlei halbzer- rissene Worte au» dun Halse. So peitschte er eine Weile auf sich los, warf bann ben Pinsel zur Erde unb legte sich ine Gra». Halb sann er wortlos vor sich hin, halb warf er feine Not an» sich heran». .Muß ben Gero gerne haben,“ sagte er jetzt ab gerissen .Ist «in grober Kerl unb ehrlich ist er!" Er warf sich auf bic Seite, stützte den Kops in die Hand. .Eisel - Wenn ich wenigsten» lumpen könnte, aber ich mag nickst. Nee, vfui Deibel 1 Könnte Dir ja nicht mehr in bie Augen sehn, (Eifel* Nun vergrub er den Kops in ba» Heidekraut, von bem bie braun gewordenen Bluten über ibn brachen. „Mutz dich so lieb haben, kleine Elfe I Muß!“ Er Wurgte nnb schluckte. „Werde glücklich, Elfe, ihr habt'» beide verdient, du und der Gerd. - Han» Wohlgemut, du biß ein neidischer Knorren." Nach einer Weile sprang er auf, langte ben Pinsel hoch, putzte Erdklümpchen und Grashälmchen ab unb fang lauthals: ,,Wa» bie Welt morgen bringt." Zehn Schritte hinter ihm aber hatte einer gestanden, ben Elfriebe Kolbe auf den Weg gewiesen hatte. „Onkel Han» malt am Fuhrenteichc.“ Was schemenhaft gewesen wai, da» stand nun scharf Umrissen im Lichte, Geahnte» wurde Gewißheit. Gerhard Saßner drückte sich leise beiseite. Der weiche MooSteppich machte seinen Schritt unhörbar. Al» er beim kam, setzt« er sich hinter die Bucher und arbeitete. Er verweilte auch in ben kommenden lagen nie mehr länger al» nötig in der Kapelle. Vater Wagner, der ihn fragte, warum et jo viel arbeite, sagte er: „Ich war schon einmal mit ben Vorbereitungen für bic Mittel« schnllehrerprüfung fast fertig. Jetzt habe ich bie Arbeiten Wieder ausgenommen. Nach Weihnachten melde ich mich.“ 7. Hat Hilgendorf je einen Tag erlebt wie ben, da Adam Süßen- gut fein Wirtrhau» einweihte? Keinen. Da stand efl. War blank von unten bi» oben, die Rahmen ber breiteiltgcn Gaststuben- • fenfter Innren außen grün gestrichen, innen braun. Jeder Flögel eine einzige Scheibe. De Wiebel, schwarz, Patent natürlich ober so waS. Jedenfalls hatten sie vernickelte, glänzende Ihwpfc. Eichen. Vertäfelung rundherum im Zimmer. Eiche I $n den Ecken Nund- fosaS. Die Borddretter waren Vorsteher Weiße «um Cpfci ge fallen. Förster Johannsen sagte, er habe sie verschlungen. Im Mage» aber lagen sie bem Förster. Er war jedock» über ba» an sangliche Drücken längst hinan»: denn wo» die Bordbretter gespart hatten, bad tanzte al» leichtsüßi;e Schenkmädelfigur auf de.n metfingglänjenbcn Bierschranke mit oen drei Hähnen vom buiv i Majolikasockel au«, fort. Dahinter Ada:» Güßengul! Fein machie er sich schon immer gern. Heute aber übertraf er sich selber Da> schüttere Haar Strähnchen bei Sträbnrtien über den ausgehende,i Vollmond gelegt, den Trauring am Finger, die Nägel abgrt'iflcn bi« aus nicht«, um den Hal» mit dem auf- unb abfahrenden großen Adainvapfel einen leinenen Stehkragen unb einen grün- {eibenen Tchlip» auf dem Vorhemd. Unb die Bewegung, ivcn» er Bier eiiischenkte! Ganz so, wie e» bie Schankkellner in Lang stabt ober Hermannsau taten. Förster Johannsen trat an ihn heran unb sagte, da liege Schmiß drin, aber Adam Süßcngut verzog keine Miene. Dat wußte er selber. Und die Decke rumpelte, baß tt eine Lust war! Der Saal voll Menschen. Daß man sich doch teilen könnteI Adam Sügengut wäre für fein Letzen gern droben gewesen, wo die hellen Mädchen Ikiber wehten, flinke Füße hüpften, und junge, runde Wangen sich röteten. Für fein Leben gern, aber der Vorfteho« hatte gc sagt, der Wirt gehör« in bie Maftftube. So stand im Saale Pau (ine Lnßengut hinter dem Sch-iultisch-, Nickt unwirsch, atn gleichmütig, ohne inwendige Freude. Lore : nheiigut und bei pinge Frieder Schreiber, bet al» Kellnerlehrling davongelan-en war. bebienten, aber Pauline Süßcngut war dahinter her, daß der Frieder jede» Gia», bat- er empfing, bar bezahlte, denn ein Gerücht wollte wissen, baß ihm jeiuerzeit allerlei an ben Fingern klebten geblieben sei. (Fortsetzung folgt.)