Vitl ..(iirmenrier ee>e" «• itixtnt tügltch einmal. auBer den i. Äetertagen. D*AUR#tiret# ffli flhOol« ».«»Goldmark Du- durch b Toft tu beittOe* ®telfe freibleibend. Redaktion IfcOlanbstroBeli erdn Stock. LeraniivonU-et Redakteur: yaul Bugdal-u, Altona. Vnteiaen.Snnadme: fteeianbriraBe II. t. Stock. Butflbanblunfl: -rdgelchotz. ButObrurterf t.Senter: BcOlatibdrahc II. ttftctStett thntlfrra>e*H« versieben Nch m Go.dmarl Die lniirfnait Vennctle 40 Tig Privat» .Temilie«. ttniHfltn O-t'ig. eteUrmuterbeif <5-Bfennlg, ettllcngeiuOte 20tilg stieme tthfogre bl, I» 3ell ble .-teile VO-i'ig 1 n mufien Itn voraus oder leiert dezadit »erben. «n,eigen.«nnedme BeeianMtraBe ii tm erste« Etutf (*tO 7 litte ab«»# Inr den folgrnben tag) m den Filialen ibl, h unri und tn allen «nnoncen Vurenui Via», und Datenvoiichiikten otzne verbinbuchket-. eii Ji ■■ ■ । 11 Ur. 48. W" II* ■■«■■■■■■■■■■■■■■■■■ Sonntag, de» 17. Februar 1924. 38. Jahrgang. a Parlament und Parlamentarier Der Reichstag ließ sich willig beiseite schieben, damit keine parlamentarische Schwierigkeit der Regierung ihr Rettungö- rr-crt erschwere. Hintennach erkennt man die Unentbehrlich - keit des Parlaments, dessen erste Tat beim Wicdrrzusaminen- tritt vielleicht die Wiedcraushebung der wichtigsten aus Grund des Ermächtigungsgesetzes erlassenen Verordnung sein wird, nämlich der dritten Steuernotverordnung. Aber die Erkennt - nis von der Unentbehrlichkeit des Parlaments sollte nun auch Frucht bringen. Der Reichstag müßte alles Nötige tun, um seine Arbeitsfähigkeit und sein Ansehen zu heben. Das ist keine leichte Sache. Voraussetzung dafür wäre die Erkennt - nis: das Parlament ist uncntbehrlich, aber nicht jeder Parlamentarier! Wie fängt man es an, dem Reichstag eine Zusammensetzung zu geben, die ihn aus seiner Verkalkung und Erstarrung löst, ihn geistig hebt und entschluß - fähig macht? Zu dem Zwecke ist nötig» baß der Reichstag wirklich wird, was er sein soll: der Ausdruck und die Verkörperung Les unvcrfälschten Volkswillenö! Der Theorie nach ist er cs. Der Reichstag wird gewählt nach dem demo - kratischsten Wahlrecht der ganzen Welt. Aber dieses Wahl - recht ist gleichsam im luftleeren Raum konstruiert, es ist ideal auf dem Papier. Die Wirklichkeit bringt störende Zusätze, die jLZießlich insgesamt als Verfälschungen wirken. Mac - donald, auf den jetzt so viele Hoffnungen gesetzt «erden, und der ein wirklicher Politiker ist, hat von der Form des Wahlrechts nie viel Aufhebens gemacht; ihm kommt es nicht darauf an, daß jede Störung im Volksleben, jede Nuance des öffentlichen Geistes in der Vertretung der Nation ihren zahlcngcrcchtcn Ausdruck finde. Er sagt vielmehr, cS sei nicht die Aufgabe des Parlaments, daß darin jede Anschauung eine Tribüne finde, sondern die wesentliche Aufgabe des Parla - ments sei, dem Lande eine handlungsfähige Regie - rung zu geben. Darum sei herzlich unbedeutend, ob die eine oder andere Partei etwas stärker oder schwächer wie bei einer zahlengcrcchten Zuteilung der Sitze im Parlament ver - treten sei, bis zur nächsten Wahl würden die Dinge da draußen sich schon von selbst ordnen. So urteilt der Engländer, her an ein Denken in weltpolitischem Ausmaß gewöhnt ist und dem Politik nicht diskutieren, sondern handeln bedeutet. Wir Deutschen aber haften allzu sehr an einem Begriff ob- ftrnttcr Gerechtigkeit. Wir betreiben Politik als Gelehrsam - keit- Und so haben wir die gute Idee des Proporzes über - steigert und bis zur Mißgestalt verrenkt. Nämlich durch die Bildung von Niesenwahlkreiscn mit gebundenen Listcn, und darauf wurde noch die sogenannte ReichS- liste gepfropft. Mit dem Ergebnis, daß nicht die Wähler - schaft und daß nicht einmal die große Masse der Partei- angehörigen bestimmt, wer als Kandidat ausgestellt wird, son- veru. diese Auswahl besorgt in jeder Partei ein kleiner Pcr- fcnenkrcis, und soweit sie bei der Kandidatcnauswahl ihren Willen nicht ganz durchsetzen können, bleibt ihnen die end - gültige Entscheidung darüber, wer wirklich Abgeordneter wer - den soll, nämlich bei der Bestimmung über die Reihen - folge der Kandidaten auf der Liste. Selbstverständlich unterliegt ein kleiner PersonenkrciS stärkeren Bindungen als die Masse der Wählerschaft und der Partciangehörigcn. Für die große Masse besteht als größere Gefahr, daß auf sic agita - torische Befähigung den stärkeren Eindruck macht, und dabei können sich Mißgriffe ergeben, insofern nicht genügend ge - würdigt wird, daß die stille ausdauernde Arbeit in Parla - mentsausschüssen bedeutungsvoller sein kann als Reden im Plenum. Aber weil in den Deutschen das Gefühl für Tradi - tion und das Dankbarkcitögcfühl, das eigentlich in der Politik nicht entscheiden soll, übermächtig ist, deswegen sollten auch agitatorische Fähigkeiten gewürdigt werden. Die andern Ge- fühlsmomeute kommen ohnedies in jenem engeren Personcn- krcis, von dem wir sprechen, stark genug zum Ausdruck. In allen Parteien ist eö so: die „Tradition" wird gewahrt, der „alte, erprobte, verdiente Vorkämpfer der Bewegung" hat Anspruch auf die unbedingt sichere Kandidatur. Dadurch aber kommt der Reichstag nicht zu jener Blutauffrischung, deren er bedarf. Gegen Tradition und gegen die Ehrung des Alters hier kein Wort. „Vor einem grauen Haupte sollst Du auf- stehen und die Alten ehren!" Aber in die Volksvertretung eines Reiches, das so wie Deutschland sich politisch neu 4,ufbautn muß. gehört die Bedächtigkeit nur in homöo- I pathischcr Dosis, frische Beweglichkeit und aktiver I SInn tun um so mehr not. Da» bestehende Wahlsystem der großen Wahlkreise und der Listenbindung ist ober geradezu aus die Privilegierung der Bedächtigkeit und die Zurückhaltung der Beweglichkeit zugeschnitten. Da kommt dann eine Volksvertretung zustande, wie der gegen - wärtige Reichstag sie darstcllt, dessen Charaktcrzug geradezu die Verkalkung ist. Längst ist die Beseitigung des bestehenden Systems als notwendig erkannt worden, und jetzt will die Rcichsrcgierung selbst den Wandel herbeiführcn. Am 10. Februar veröffent - lichten wir die Vorlage der Reichrregierung, die die Zer - schlagung der großen Wahlkreise und Bildung von Ein - und höchstens Zweimänncr-Wahlkreisen Vor - sicht, und darüber hinaus eine Verminderung der Zahl der Reichstagsmitglieder von 459 auf 309. Diese Reform würde wenigstens mit den schlimmsten Fehlern des bestehenden Wahlsystems aufränmcn; die Verminderung der MitgUcdcrzahl allerdings erscheint dafür nicht notwendig, die Bildung kleiner Wahlkreise genügt. Die Vorlage will das Proportionalvcrfahren bewahren 'und durch Zusammen - fassung der nur mit einem bezw. zwei Kandidaten zu besetzen - den Wahlkreise in einen Wahlkreis verband möglich machen, daß die innerhalb eines Wahlkreises verbleibenden Ueberschuß- stimmen in benachbarten Kreisen derselben Partei zugute kommen. Also die Uebel des Mäjoritätsprinzips würden glücklich vermieden. Wer in die Volksvertretung einzichcn will, der müßte sich allerdings gehörig bemühen, damit er von vornherein die erforderliche Zahl von Wählern für sich günstig stimmt; es würde wieder mehr die Wählerschaft das Bestimmungsrecht bei der Aufstellung der Kandidaten er - langen. Der Einfluß der kleinen Perfonenkrcije würde zurück - gedrängt. Jeder Kandidat müßte wie in früheren Zeiten eifrig den Wahlkreis durchziehen und so erggbe sich ein besseres Zusammenstimmen von Wählerschaft und Vertretung. Auch das andere Uebel, daß aller- lei Wirtschaftsvertretungen einen gaüz ungebühr - lichen Einfluß ausüben und daß solchergestalt die Volksver - tretung zu einer verkappten Interessenvertretung der Berufs - verbände wird, würde etwas zurückgcdrängt und abgcbaut. Das sind wesentliche Vorzüge. Aber der gegenwärtige Reichstag hat die Empfindung, als sei diese Reform der Strick, an dem et sich selbst aushängcn soll. Und darin hat er so Unrecht nicht. So kam schon die Mel - dung, daß der Reichstag die Vorlage wie ein glühendes Eisen behandeln will- Auf den Parlamentarismus hören wir be - sonders in den rechtsstehenden Kreisen schimpfen, aber viel - leicht gerade die, die am meisten schimpfen, möchten bis zu ihrem seligen Ende dem verlästerten Parlament angehören. Das nennen sic dann mit dem bekannten Bismarckschcn Wort: „In den Sielen sterben!" Daß dieses Wahrheit werde, LPD. London, 16. Februar. um Privatleben zu verhelfen, ist notwendig, damit das P. lammt wieder Geltung erlange. Die Wählerschaft an. Parteien muß daran ein gemeinsames Interesse haben, und sie sollte nicht säumen, ihr Interesse und ihren Willen in der eigenen Partei nachdrück - lichst zur Geltung zu bringen. Daß die Vertretung der sozialdemokratischen Partei alles tun wird, um die Uebel an dem bestehenden Wahlsystem auSzuschciden, er - scheint «nS als selbstverständlich. Geschieht eS nicht, so rojrb « sich am Reichstag selber bitter rächen l Tluf dem Weg zur pfalzvereiabarungr I" «'nem Aufruf zum Pfalz-Tag sagt der Reichskanzler: -Da» Schreckensregiment der letzten Wochen darf sich nicht wiederholen, wenn nichi Rheinland und Pfalz an den erhaltenen schweren Wunden verbluten sollen." 8u8 der Pfalz einlaufende Nachrichten lasten eine gewiße Beruhigung erkennen. AuS fiaijerilautern iun& Neustadt a. d. H. sind die Separatisten abgezogen, laut einer Meldung de» .SRatin" au» Speyer flüchteten etwa 1000 pfälzische Separatisten au? den Bezjrken an der französischen Grenze nach dem Elsaß. In Speyer wurden die separatistischen Posten vor dem RegierungSgebäude eingezogen und die bisher gefangen gehaltenen Mitglieder der Regierung frcigelafien. TaS Wichtigste ist jedoch, daß die intcr« alliierte Sonderkommission mit dem KreiStagausschuß in Speyer zu einem Abkommen gelangt ist. Awar sind Einzelheiten noch nicht bekannt, aber bereit» ist durchgesickert, daß die deutschen Be - hörden wieder überall eingesetzt werden. Ueber die bekannten Vorgänge in Pirmasens und Kaisers - lautern erhielt die .Frankfurter Zeitung" eine Schilderung ihre? Sonderberichterstatters. Tarin heißt es. der Pirmasenser Kamps habe zuletzt eine Wildheit angenommen, vor der einen da- Grauen packen konnte, aber doch liege eine im wesentlichen voll- kommen berechtigte Selbsthilfeaktion bet- Volkes gegen eine orga - nisierte Rauberbande vor, die sich mit Hilfe fremder Machthaber gewaltsam an die Stelle der legitimen Regierung gesetzt hatte, yn Kaiserslautern sei der Angriff durchaus von den Separatisten ausgegangen, die sich de» Schutzes des französischen Delegierten sicher wußten. Aber eS gäbe in der französischen BesatzungS- armee wie in den Zivilbehörd'n eine Reihe von Offizieren, die sich der französischen SeraraticmSpolilik ehrlich schämen, andere unterstützen die Separatisten im Sinne de? Generals de Metz, und so war in der letzten Zeit die Einheitlichkeit der Direktive gestört und das äußere Vorhalten der Offiziere verschieben. Jedenfalls wird nickt mir die Pfalz und nicht nur Deutsch - land, sondern überhaupt jeder Kulturmensch aufatmen, wenn endlich in der Pfalz eine Ordnung geschaffen wird, die da» Räubergesindel au? dem Lande entfernt und nicht mehr Bevölke- rnngvtcile in eine Raserei verkästen lässt, bei der auch da» mensch- heitliche Gefühl' schweren Schaden nimmt Die französisch-belgische Eisenbahnregie hat die Verantwort - lichkeit für Verkehrsveriufte usw. übernommen. Eine GerichiS- kornmission, der auch deutsche RechiSsachverständige angehören, wird mit dem Sih Mainz errichtet indem sie sich in daS Speditionsgeschäft der Engländer eindrängt oder für englische Rechnung Fahrten macht. Mit englischer Kohle ist Deutschland im Augenblick leidlich versorgt, bei längerer Dauer des Streiks ist jedoch mit beträchtlichen Preikausschlägen zu rechnen, geringe Aufschläge werden sehr rasch einsetzen. Ge - gebenenfalls kann die Kohlenversorgung deutscher Fabriken schwierig werden; denn di« Ruhrausbeute wird teilweise von den Franzosen beschlagnahmt und sie kann infolge der unzulänglichen Leistungen der französisch-belgischen Eisenbahnregie, die zu wenig Wagen stellt und dadurch zu Feierschichten nötigt, nicht auf volle Höhe gesteigert werden. I« vielen Häfen wird auch rasch die Bunkerkohle knapp werden, und dann wird die gesamte große Schiffahrt Not leiden. Politisch stört der Streik die fast aus- schließlich auf die Herstellung eines besseren Welteinvernehmens gerichtete Tätigkeit Macdonalds. Der Streik ist sozial und weltpolitisch ein Ereignis von höch - ster Bedeutung. Ihn beizulegen und im Ausgleich für Hafen - arbeiter und Schiffsmannschaft Verbesserungen (gefordert wird eine TageSzulage von 2 Schilling) herauSzuholen. wird das eng - lische Kabinett sich angelegen fein lasten. €• WTD. London, 16. Februar. Um 5K Uhr nachmittags gab der Führer der Dockarbeiter bekannt, daß die wieder- aufgenommenen Verhandlungen mit den Arbeitgebern vollständig abgebiPchen feien; der Ausstand nehme daher feinen Fortgang. Wer begeht Landesverrat? Sängst kritisierte» wir den Fall der .Frankfurter Volks- stimme', deren Redakteur Ouint vom Reichsanwalt angcUagt reirb, weil er durch Veröffentlichungen über Wdffenübungen der Hakenkreuzler in Nordbayern Landesverrat verübt. Sin richter- lieber Beschluß liegt noch nicht vor, aber der R-ichSanwalt ver- bindert, daß Verjährhung eintritt. Diesem für die republifa» "il'che Rechtspflege bezeichnende Fall reihen sich jetzt gleich drei neue an. AuS Berlin wird gemeldet: »Auf Antrag des Reick,swehrminifter» und euf Anweisung de» Juftizministers Emminger ist gegen den verantwortlichen Re- batteur de» „$ o r w ä r I», Ernst Reuter, eia Verfahren wegen Landesverrat» eingeleitet. Da» Delikt wirb in einem Aufsatz in der Weihnack,tSnummer de» «Vorwort»" gefunden, der die B e - feitigung bei Ausnahmezustandes forderte. I» diesem Artikel wa r Bezug genommen auf Ausführungen de» früheren sächsischen Innenminister» Lipinski, der een einem Z u - lamme ii Hong bet Reichswehr mit Illegalen Oe. oanisatlonen sprach. Ausser dem .vorwärts" fest auch die „Selt um Monta«" und die „Frankfurter Zeitung" unter Landesverratsanklage stehen." Herr Emminger ist sozusagen der Verbindungsmann der Bayrischen Volkspartei in bet Reichsregierung, er soll die ReichStreue Kahr-Tayern» verbürgen. Wie Figura zeigt, wendet er dafür kahrische Methoden an. Di« dem Ausnahmezustand entsprungenen Prozeße nehmen sich besonder» gut auS angesichts- der Verabschiedung des Ausnahmezustandes und angesichts der » Ute der Reichsreg:ei ung a,i Kahr-Bayern, ob e» nicht so gut sein möcht« und in wohlwollend« Erwägung ziehen, ob nicht viel- leicht di« Zeit gekommen sein konnte, auch in Bayern den Aus - nahmezustand aufzuhcbcn. Wirklich geradlinige Politik betreibt diese Republik Deutsch - land. Der Ausnahmezustand soll die Republik sickern und ec dient als Knüppel gegen die Republikaner. In der Kaiserzeit galt unser innerlich freien Menschen al» Ehre, wegen Majeftötsbeleidigung bestraft zu fein. Geiz' bU republikanische Regierung Nach gleichen Erfolgen? pcoteststurm int GoffeMciichen. SPD. Treiben, 16. Februar. (Drahtbericht, i In Sachsen ist ein Protcslsturm gegen bi« Aufhebung del Le» [agcrung?3v.fianbc6 Io-gegangen. Ter Verband sächsischer Indu - strieller, Der sächsische Lan-bund, bi« Landtayöfraktion der Teutschen Bolkspartei, der LanDeSousschuß bet Teutschnationalen Voikspartei, ber LaubeSaul'chuß für dal säckssifche Handwerk und andere Grüpp - chen haben regen die Aufhebung bei Belagerungszustandes bei bet Reichsregierung Einspruch erhoben. Es wirb insbesondere gelten» gemacht, baß die Umbildungen ber sächsischen Landesposizei noch nicht vollendet und bainit eine ausreichend« Sicherheit, bcfenDcr» für die kleineren Orde bei Landes noch nicht gewährleistet sei. Infolge - dessen wird auch von bürgerlicher Seite die Anschauung vertreten, daß es noch keineswegs fesiftecht, daß »er Belagerungszustand auch für Sachsen fckon zum 1. Mörz aufgehoben wird. Zur Begründung beweisen bi« Prot.stier auf einige Gewalttaten, bi« von Leuten be - gangen wurden. Denen b:e politische Erziehung Durch die KPD ja gut aiifchlug, »aß Die Teutfchnatwnalen ihnen Ehrenmedaillen über - reichen könnten. Tie Gewalttaten jind so vereinzelt und so un« bedeutend, daß höchstens der Polizciberiebt sie erwähnen Dürfte. Aber «inen Sturm in Der Kaffeetaste zu entfachen, dazu reicht'! ctul Slinnes Oberherrschaft und die veulsch-vemokraten. SPD. Berlin, 16. Februar. (Drahlbertcht.) All demokratischer Spitzenkandidat für Berlin wurde bey Generaldirektor del Siemens-Konzernl, Geheimrat v. Siemen», ausgestellt. Er erhielt bei ber entscheidenden Abstimmung 135 Stirn» den, der Kandidat der Opposition, Professor Bonn, nur 89 Stim - men. Vergeben! halte die Opposition gegen Siemen» eingeirenbd, er sei zu sehr Vertreter privatkapitalistischer Interessen und vor allem der geschäftliche Vertreter von StinneS, mit dem er im Rhein-Elbe-Konzern verbunden ist. Seine Aufstellung bedeute auck nach außen hin die Anerkennung ber Oberherrschaft ber großkapma- listischen Privatirchustrie über di« staatspolitischen Interessen. Norwegen-NußlanS. Offiziell wird die 9icdjt?anerfennung Rußland? durch Rev» wegen veröffentlicht. Ter Ehrs der »orwcgi,chcn HandelSdcke« gatten in Mos.au ,i>ll als uerwrgijcher »ragcr fungieren, bis eine endgültige Regelung der Vertretung Norwegens in Ruß - land getroffen ist. Gleichzeitig wird eine russische Note ver. offentlicht, worin tue Souveränität Norwegens über Spitzbergen anerkannt wird. Demnächst wird eine norme- gisch-russische Konferenz zusammcntreten, um di« endgültig« Rege - lung der bisher ungelösten Fragen zu treffen. Der Parteitag der Demokraten soll am 5. und 6. April tm Deirnarischen Nationaltheater tagen. MMN« In WM - WM WMI. Unnützes Klagen! Das ist das schlimmste von allen Uebeln, an Vergangenem herumzngrübeln und sich milde zu machen mit Klagen, statt zu sagen: La! geschehen ist, sei geschehen! Dir ändern eS nicht und wollen lieber weitcrgehn und vorwärtsschn und das Herz uns heiler halten, um in all dem Aus gub Ein , frohgemut unsern Mann zu stellen, wenn e? gilt, und nicht auf? neue wieder so töricht wie damals zu sein. Cäsar Flaischlen. Einige Stunden im Zrauengefängnis in Zuhlsbüttel. ES war mir vergönnt, vor einigen Tagen die Strafanstalten in Fuhlsbüttel, vor allem das Fraue>igefängnis, zu besichtigen. Herr Direktor Koch, seit 1919 Leiter der gesamten Strassen« streckuiigSeinrichtuttgen in Hamburg, hat er verstanden, einer neuen Richtung im Strasoollziig lebendigen Ausdruck zu geben, sie in die Tat umzusetzen. Menschen, die gegen die Gesetze verstoßen, sich in die Gemein- toast nicht emfügcn können, fallen mehr oder minder ber Allge- nv.nlicit zur Last. Herr Direktor Koch hat nun ben Versuch unter. Kommen, biefe gestrauchelten „Mitbrüder und Mitschwestern''. wie ei in einer kurzen Ansprache sagte, wieder zu vollwertigen Mit- gliedern ber menid)lidxn Gesellsckmft zu machen. Diese Ausgabe füU lH)r allem die Arbeit vollbringen Nicht nur irgendwelche Beschäftigung, wie Erde karren. Nüsse klopfen, Werg zupfen und Zuteil Heben, sondern werteschaffewde Arbeit, von deren Ertrag ihnen auch ein Bruchteil zufällt Ajer keinen Beruf hat. wird nach feinen Fähigkeiten ausgebildet, so daß er nach seiner Entlassung als voll- wert ge ArbcitSIriift ber Gesellschaft z„riickge,p-bcn wirb. „60 Ins 70 % Der hier Gestraudeten", führte Herr Direkwr Koch ou8, „hoben, Ecrro-cciuicu durch ihren ganzen Lebenlweg, der sich zwischen kanDslraße. Obbachloscnasy!, Herberge und trostloser H"mat'o|ig- Nit hiiizieht. eine heilige Sdxu vor ber Arbeit. Tiei«n Menschen •UWM Begriff von ber Groß«, Erhabenheit und Notwendigkeit bet Arbeit zu geben, soll die Ausgabe der Gefängnisse sein. Um die Menschen nur einzufperren und sie bann mit geschwächten Muskeln, seelisch niedergedrückt und mit dem Makel Der Bestraften behaftet wieder ber Gesellschaft ZU übergeben, damit sie in kurzer Zeit wieder straucheln, dazu sind diese PeiisionSanstallcn des Staate? zu teuer." Vor uns öffnete sich dann Die Tür zum FrauengefängniS. Um es gleich zu sagen, eS konnte ebenso gut ein Krankenhaus öder sonst eine öffentliche Anstalt sein. Nur ba? eilige Verschließen der Tür hinter un» legt Zeugnis davon ab, daß sich hier Gefangcru:, ber Freiheit Beraubte, befinden. Ter Die Führung lei lende Inspektor des Frauengefängnissel gab zur Einleitung einen kleinen Ueber» blick über ba» Gefängnis, der von warmer Menschenliebe und einem tiefen Verstehen dieser meist auck seelisch kraulen Menschen zeugt. Ein Versieben, ein Sicheinfühlen in die Psyche dieser Menschen ist notwendig, um sie iiberbaupt leiten, um ihnen zur Gesundung verhelfen zu können. Eine Stunde blieb uns zum Nundgang durch bas ziemlich große Gebäude, so konnte ber Ueberbltd leider nur ein fluchtiger fein. Die größere Anzahl Der Insassen des Frauengefängnissel ist tagsüber in ArbeitSsäleii, nachts in Schlafsälen unlergebracht. Ieber zum erstenmal Bestraften aber roirD nach Möglichkeit eine eigene Zell« gegeben, damit sie mit Den andern Gefangenen nicht zu fiel in Berührung kommt. Tie Arbeitsstile sind groß und hell Mit den verschiiebei.sten Arbeiten werben hier Die Frauen und Mädchen be - schäftigt: Flicken, Stopfen, Nähen — die gesamte Nnstalts- und Krankenhauswäfche wird im Gefängnis hergestellt. Im SdmeiDcr* saai werben bie feinsten Arbeiten gemacht. Wäsche, Kleiber, Blusen, beten akkurate unb wirklich schon« Ausführung Bewunderung erregte. Alle Gefängnisinsassen tragen weiße gestärkte Hauben, eine Tracht, Die un ersten Augenb.ick eigenartig genug wirk:, aber den Trägerinnen ber sonst Düsteren unb unschönen Gefängniskleidung — banleibiauer :Hod und Jacke — einen Schimmer von Anmut und Grazie gibt. , Was soll ick übet bie Menschen sagen, die dieses Hau? be - völkern k DaS Innere eines Menschen kwnn man nicht beurteilen, wenn man ihn nur wenige Minuten sicht, aber .Leid un» Not, manchmal auch geistige Armut und ■ in den meisten Fällen ein resignierte» Siduufien ließen sich deutlich von den jüngeren und älteren Gesichtern ablesen. Und doch war Sonne in diesem „Haus »es Leibes und der Schmerzen", wie Herr Titeltet Koch bie Gefängnisse nannte; .beim e». waten Kinder »oit. Ein winziges Geschöpf von wenigen Wochen, Das, in säubere Wüsche gehüllt, falt und zufrieden iw feinem Korbe lag, und ein reizendes Mädelchen, Das !> L ongte zählte. Blau- äuftifl und blond, greift cs mit beiden Händchen nach dem großen Gefangn iSscklüsfel. Dtaurige Einzelschicksole läßt unser Führet an uns vorüber- ziehen. Er führt uns in die Zelle eine? jungen Mäbch.nl, bas einen äußerst sympathischen Eindruck macht. Tic Wände der Zelle, geschmückt mit eigenen Bildern und Zeichnungen, zeugen von künst- lerischcr Begabung. Tie aufflcttagcncn Arbeiten »errichtet da? Mädchen auf bas Gewissenhafteste un» — ist draußen schon zu wiederholten Malen gestrauchelt. Eine nicht geringe 5diu 15 tragen in solchem Fall Dec niedrigen Löhne, die an Frauen uni) Mädck'cn gezahlt werde n. Wer will rechten, wenn sie sich ein wenig Leben!« freunde, wie sie el verstehen, zu verschaffen suchen? Wir durchwandern noch die Kucke, wo iit. großen Kesseln da! Tsien für bie gesamten AnüaltKnsastcn gekocht wird und bie, m;e alle! andere, einen äußerst sauberen Eindruck macht. Da! Ge« fängniSessen — es gab Bohnensuppe — wurde allgemein gelob:. Zum Schluß zeigte Dann noch die Gcfangenenkapell« ihr Können in einigen Musikstücken. Es sind hier nur ganz kurz di« Eindrücke witdergegcben wor- den, die Die Besichtigung erweckt hat. E.n» aber Hai nabt jede, mit heimgetragen, ein hohes Gefühl ber Achtung vor dem Manne und seinen Helfern, die mit größter Hingabe an dem gewaltigen Werke Mitarbeiten, bie Strafvollstreckung in andere unb gesund« Lahnen zu leiten, die nicht mehr strafen, sondern helfen wollen. Frieda Bauer. Die staatliche CüuAlingSpflt-erivLtMchule im KleinkinderbaaS de» Ingendaml» nimmt zum 1. April wieher einig« Echiileiinnen an, bie in einem zweiickbr gen miammen« hängenden Kursus lheckretifck unb prakliich aur bie Piüsung roi- vereitel wer en, die zur Erlangung des Ausweises für ftaalsich anerlannte 6äuqling6pRt l iennncn vorgefchrieven ist. Ein iiils« beb ngungen: Alter zwischen 19 und 3» Jahren, erolgie d) ab - geschlossen« Schulbildung, körperlich« und «einige Tauglichkeit zur Säuglingspflege, m deiondkrc Fehlen von Kiantyeiien odcr Köipcr» fehlem, die in diesem Beruf hinderlich sind ober die zu pflegenden Kinder ichädigen können. Die Schülerinnen erhalten tret« Wohnung. Verpflegung unb Reinigung der Walch« im Ktenikinderhaiis de« Jugendamt«. Schulgeld wird nicht gefordert. Gesuche um Auf - nahme, denen außer den Rachwei ca obiger Bedingungen ein behördliche« Leumundszeugnis unb «Ute selvstoertaßie und eigen - händig geschriebene Schilderung des bisher gen Lebniel'uss bei« zu ügen sind, können de m Jugendamt, Avcrhoffiiraße 7, eingcrridjl werden, wo auf Wunsch auch nähere Au?kü»|te mündlich gegeben werden. . tic LkrualökraluagSstklle. Die Hamburger Ortsgruppe de? deutschen Bunde! für Mutter - schutz «. B. hat am 7. Januar b. I. in Hamburg eine öffentliche Sexualberatunglstcllc eröffnet. Der Bun» glaubt damit einem all- gemeinen starkem BediirsniS zu entsprechen unb durch diele Ein - richtung der Allgemeinheit besonder! in den heutigen schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen zu dienen. Tie Beratunzsjlcüg hot bi« Ausgabe, Aufklärung über da! Zusammenleben der Geschlechter, big Hugiciic bc« Ehelcbcnl. gesunDhcillicLe Ebeberatuna, über Fragen ber &