e»8 „Samburfltr CMib" ft< söjttnt täglld) einmal aufctr een * Selenagen. Be,nn#t>rel# für S6O0IM 0,55 Soldmark. Auch bur<6 b Hoff «u deülehe» Prelle ncibiclbcnb. fRebattton RettlanbftraSell erster$to15Pfennig, eiellengeludjr 20 Ufa RI eine Slnietgen bis U .feil die,-je,le LOPI» . 10t-.l5.leU.25'l'rg. .Ueklome, 2 Mi Anzeigen müssen Im oorau? oder sofort bejahn werden. A »zeig ex,Annahme Se61anbftra6e ii im ersten Stuck (bie 7 Uhr abend» für den folgenden Tag) In den Filialen (bis 8 Uhr, und tn allen Annoneen-BureauS Vlat- und Taienvorichniien ohne »ervindUchieit. |lr. <>4. Donnerstag, den 6. Mär» 1924. 38. Jahrgang. MMM öes MiMUiMW. Mit Pauken und Tronipeten hat die gesamte bürgerliche Presse Hamburgs den Wahlausgang in Thüringen und Mecklenburg begrüßt. Wir machten kühl aufmerksam, daß ja nun die eigentliche Schwierigkeit erst beginne; denn wo sei in Parlamenten, in denen die Völkischen das Zünglein an der Wage sind, eine tragfähigc Regierungsmehrheit? Wahr - scheinlich werde überhaupt die Bildung der Regierung unmöglich, und es könne sich ereignen, daß die Sieger die Sozialdemokratie kniefällig um gut Wetter bitten. Unsere Meinung hat sich prompt bestätigt. In Thüringen mußte der OrdnungSblo'ck zu dem Aushilfsmittel eines Beamtenkabinetts greifen, in Mecklenburg aber laboriert man jetzt noch; wie man die Sache anpackt: eine Regierung kommt nicht zustande. Die Völkischen sagen geradezu, daß sic „die Faust an der Gurgel des Ministeriums" halten, nur eine Regie - rung, die unbesehen die Diktate der Völkischen schluckt, wollen sie dulden. Wiederholte Verhandlungen der Deutschnarionalen und der Deutschen Volksparteiler konnten den Stein des An - stoßes nicht aus dem Wege räumen, keinerlei Kompromiß kam zustande, heute noch ist die Lage wie am ersten Tag. Rach der Schöpfung sah der liebe Gott an, was er gemacht hatte, und siehe, es war alles sehr gut. Das können die bürgerlichen Parteien Mecklenburgs nicht von sich sagen, nichts ist gut und alles ist schlecht. Ihre Führer machen jetzt ein betrübtes Gesicht. Buchstäblich ist es so gekommen, daß die Sieger d i e alte Regierung bitten, sie möchte um Gottes Willen im Amte bleiben. Selbst die „Hamburger Nachrichten" sagen in ihrer Abendausgabe vom 5. März, es sei möglich, „daß tue bisherige Regierung unter sozialistischer Führung zunächst am Ruder bliebe", die erste Abstimmung, bei der die Regierung unterliege, werde dann Auflösung des Landtages und Neuwahlen zur Folge haben. Noch reden die „Hamburger Nachrichten", und ähnlich machen es selbstverständlich die deutschnationalen Blätter Mecklenburgs, dem dcutschvölkischen Schimmel gut zu, er möge Loch ziehen, bleibe der Schimmel weiter störrisch, so könne er nm das gute Futter kommen. Ob gutes Zureden helfen wird? Viel Hoffung haben jedenfalls weder Deutschnationale noch Volksparteiler. Die Sozialdemokraten aber stehen als lachende Dritte dabei ! Aus den Vorgängen in dem kleinen Lande ergibt sich jedoch auch eine Regel für das Rei ch. Wenn schon in diesem zum wesentlichen Teile noch in einer agrarischen Wirtschafts-verfassung steckenden Ländchen, in dem doch die Regierung eigentlich nur Verwaltungsausgaben zu leisten hat, der Sieg der Antimarxisten zur Tragikomödie führt: wie erst müßte cs in dem Reich kommen, besten Existenzmöglichkeit und ganze Zukunft durchaus in die Welt - politik verflochten ist! Im Land bedeutet der Sieg des Annmarxismuo Stockung, dem Reich würde er den Zu - sammenbruch bringen! ♦ Der Bürgerbund Hamburg-Altona-WandS- bek erläßt in den bürgerlichen Zeitungen einen Aufruf zu den Reichstagswahlen, der neben der dringenden Aufforderung zur Hergabe von Geldmitteln für den gemeinsamen Sieg des Bürgertums natürlich auch die Phrase enthält: gegen den Marxismus. Damit aber die braven Bürger verstehen, was damit gemeint ist, hat man im Ausruf hinter das Wort Marxismus einen Gleichheitsstrich mit der Erklärung gesetzt: == gegen die internationale Sozialdemokratie und den K o m m u n i § m u s! So, nun sind also Sozialdemo - kraten und Kommunisten in einen Topf geworfen, der die Auf - schrift „Marxismus" trägt und jeder ordnungsblockreife Wähler weiß, daß es bei der Reichstagswahl nur darauf an - kommt, diesen Topf zu zerschlagen. Daß zwischen Sozial - demokraten und Kommunisten ein grundsätzlicher Unterschied besteht, der namentlich in der Stellung zum heutigen Staat seinen Ausdruck findet, wird von diesem Bürgerbund, der in der Weltgeschichte schon immer etliche Meilen hinter dem Mond zurück war, völlig ignoriert; er sieht nur, wie das be - kannte Tier, das rote Tuch und rennt darauf los. Nun ist freilich Hamburg noch kein Mecklenburg, wie schon die Land - gebietswahlen am letzten Sonntag gezeigt haben; eine bürger - liche Einheitsfront gegen den „Marxismus" wird hier bei der Neichstagswahl ebenso wenig wie bei der Bürgerschaftswahl zustande kommen. Aber ist nicht auch ohnedies schon be - schämend genug für eine Stadt von der geistigen Kultur Ham - burgs, daß in ihr ein so hoffnungslos "verblödetes politisches Gebilde wie dieser großhamburgische Bürgerbund sein Wesen treiben darf? Vor mehr als einem halben Jahrhundert ist in einem Hamburger Verlag das grundlegende Werk von Karl Marx erschienen. Der wissenschaftliche Streit zwischen Freund und Feind seiner Lehren hat bis heute nicht aufgehört. Aber selbst der entschiedenste Gegner dessen, was im wissenschaft - lichen Sinne als Marxismus zu gelten hat (seine Geschichts - Das Wirtshaus zur Kapelle. Roman von Gustav Schröer. .155] '.’II 5 der Vorsteher geendet, lehnte sich der GerichtSschreiber zurück. «Eine Klage ist nicht gegen Sie eingelaufen. Ich wüßte dar, und ich gebe Ihnen den^Rat: Gehen Sie heim und warten Sie ab. Warum wollen Sie sich selber an das Messer liefern? Warten Tie ab.” «Nehmen Die jetzt ruhig yren Bogen und schreiben Sic. Einer, und wenn’s der letzte niu«, wird noch da sein. Und — einer reicht aus." Ta erklärte der Schreiber grob, er wäre nicht zuständig. Weine erhob sich, der Beamte hielt ihn noch unter der Tüo reit. «Sind Sie denn so verscsicn drauf, ins Gefängnis zu kommen?" «Ja, da» bin ich. Ta ist nun nichts zu machen." Weiße durchschritt die Flure des GcrichtSgcbäudeS, kam an di« rechte Tür und brachte feine Klage an. Als er wieder auf der Straße stand, sagte er murrend vor sich hin: «Was sie für eine Begebenheit machen. Es ist wahr, hastig nicht nötig, daß sie mir die Hände drücken. Ich weiß, wat- ich tue, und alles muß seine Ordnung baden." Er ging stracks wieder au? Langstadt hinaus, Christian Schuchs liebe Birken schimmerten ins ersten grünen Hauche, und von dem Wipfel einer TannS sang eine Amsel. Nun brauchte Vorsteher Weiße nicht mehr lange aus iie Vorladung zu warten. Sie kam, und in der Nacht darauf schlief er fest und traumloS bis in den Morgen hinein. Bislang batte er int Wachen und itn Traume die entsetzten Mädchcnaugeii, die bitten» den Kinderhände, das blutige, blonde Haupt vor sich gesehen. Jetzt versank das Bild. « Die folgenden Tage waren wieder voll Innerer Unrast. Es ist hart, sehen zu müssen, wie sich di« eisernen Tore der Gefäng». uificS langsam auftun, bereit, einen, der zeitlebens den freien Himmel über sich sah, aufzunehmen. Vorsteher Weiße ist ein Starker, aber — er ist ein Mensch. Jahre bat er nie gewußt, daß er ein Herz hat, weil er Der Reichstag vor Ser /lustösung! Die Lage hat sich so weit geklärt, daß die Auflösung des Reichstages Anfang nächster Woche ziemlich gewiß erwartet werden muß. Die Sozialdemokratie besteht auf ihren Forde - rungen und Anträgen, sie wird nicht zulassen, daß in Bausch und Bogen alles erledigt und den Notverordnungen des Kabinetts Marx Zustimmung erteilt wird. Sie will insbesondere nicht zulasten, daß die dritte Notverordnung mit ihrer ganz un - gerechten Lastenverteilung bestehen bleibt. Die Reichsregierung aber hütet gerade diese Verordnung wie ihren Augapfel, und sie hat die Zentrumsfraktion als den wichtigsten Bestandteil ihrer Gefolgschaft zu ihrer Politik bekehrt. Die Zentrums - fraktion wirkt dahin, daß der Reichstag nach der Beendigung Der großen Aussprache durch die Regierung aufgelöst wird und Neuwahlen am 6. April stattfinden. Ganz wohl fühlt sich aller - dings die Regierung dgbei nicht, sie sucht nach einer Formel, durch die vermieden wird, daß ihr ein ausgesprochenes Miß - trauensvotum erteilt wird; der Reichstag soll selbst zu einem Auflösungsbeschluß veranlaßt werden. Andere Fraktionen wünschen Hinausschiebung des Wahltermins auf den 4. Mai ober 6. Juni. Tie Sozialdemokratie beteiligt sich an dem Spiel um den Tag nicht. Sie benutzt die letzten Tage der Lebenszeit dieses Reichstages zu einer Generalabrechnung; am Mittwoch hat als ihr Fraktionsredner B r e i t s ch e i d gesprochen, näch - stens wird Scheidemann folgen. Tie Sozialdemokratie weiß, daß sie einen sehr schweren Wahlkampf zu bestehen haben wird. Sie wird tun, was in ihren Kräften steht, damit die Volksvertretung demokratischen und sozialen Geist erhalte. Jeder Wähler muß misten, daß bei ihm die Verantwortung siehtl Die Mittwochsitzung des Reichstage-. Zunächst gibt Abgeordneter Dr. Cremer fDeutschc VolkS- partei) eine Erklärung gegen die bekannte Herausforde - rung zum Duell, die von den deutschvolkiichen Abgeordneten v. Graefe, Henning und Wulle erging. Er weilt diesen terroristischen Versuch zur Unterdrückung der Kritik zurück. Ab - geordneter v. Graefe iTeutschvölkiscbi lehnt es ab, sich mit Craemer, der al? Hauptmann auch die Lfftziersuniform ge - tragen habe, über Ehrenfragen auseinanderzusetzen. Dazu würde sich eine andere Gelegenheit finden. (Unruhe, Zurufe: Erz - berger! Rathenau!) Ein Antrag des Abgeordneten Heidemann (fi.), mit der politischen Aussprache einen kommunistischen Antrag auf Auf - hebung der Abtreibungsparagraphen zu verbinden, scheitert an dem Widerspruch der Rechten. Bei der Fortsetzung der allgemeinen politischen Aussprache erhält das Wort Dr. Breilscheid (SD.): Es ist immerhin bezeichnend, daß die drei völkischen Abge- erbneten hier den Vorwurf des Hochverrats anders entgegen« nehmen als ihre G-esinnungsfreunde in $ neben, die iich zynisch dazu bekennen. Wenn die Methode allgemein eingeführt wird, selche Borwürfe mit dem Tckicßprügel zu widerlegen, bann kann Herr Emminger seinen Jujtizaüoau noch viel .veitcc treiben. (Heiterkeit.) Ällerdtngs versiebe ich nicht, daß Herr Wulle und seine Freunde ihr« kostbar« Person so leichtfertig aufs Spiel setzen, wodurch das Vaterland in Gefahr kommt, wertvoll« Kräfte für den Wiedetaufbau zu verlieren. Tic Rede des Reichskanzlers konnt« nur so aufgefaßt werden, daß er schon eine gründliche Beratung von Abänderungsantrögen al? eine Gefährdung der Währung betrachtet und daß es daher zweckmäßiger sei, den Reichstag, nach Hause zu schicken. Wtr können uns dadurch in unserer sachlichen Stellungnahme nicht beeinslujsen lassen. Ich möchte beinahe vermuten, daß für manche Mitglieder der Regierung die Gelegenheit zur Auflösung unter dem Eindruck der Wahlen tn Thüringen und Mecklenburg be - sonders günstig erscheint. Sind die Abänderungsanträge der Re - gierungsparteien nur ein Schaugericht für die Wähler? Wsr be - streiten entschieden, daß unsere Anträge geeignet sind, die Stabi - lität der Rentenmark zu erschüttern. Die Dcutschnationaleix, die jetzt Helfterich als Vater der Rentenmark preisen, baben bei ihrer Einführung die Verantwortung abgelchnt. Tas Verdienst für di« Rentenmark tat der Reichs|inanzministcr der damaligen Re - gierung zugeschrieben, und das war die Regierung der großen Koalition mit unserm Freund Hilferding als Finanzminister. Damals hat Herr Helfferich den Gedanken der Roggenmark ver - treten, über deren Standhaftigkeit man sich ein Bild machen kann, wenn man das Schwanken des Roggenpreises in den letzten Mo - naten betrachtet. Von unserer Seite wird nichts geschehen, di« Stabilität der Währung, an der die Arbeitermassen da? größte Interesse haben, zu erschüttern. Aber im deutschnationalen Lager gibt es auch noch andere Vorschläge zur Stabilisierung der Renten- ntcrrk. Im Verwaltungsrat der Rentenbank bat der Schwer - kriegsverdiener Hillger unlängst ein sehr einfaches Mittel vor - geschlagen: Wer an der Güte der Rentenmari zweifelt, den muß man s stundenlang in die Fresse schlagen! (Heiterkeit.) Dar ist geschmackvoll und einfach. Damit find alle Beratungen finanz- und steuerpolitischer sowie währungstechnischer Sachverständiger überflüssig. Ter Reichskanzler bezeichnet die | Verordnungen auch nach Ablauf des Ermächttgungsgesevec- als I unantastbar, und sieht darin den Sinn der Demokratie. Ties« I Auffassung von Demokratie, auf einen parlamentarischen Mehr- ' beitsbeschluß eine Diktatur zu gründen, die zeitlich weit über den Ablauf des bcschlostenen Gesetzes hinausgeht, scheint mir höchst formalistisch zu fein. Sein Kollege, der Lehrer des Staatsrechts, Triebel, vertritt in der «Juristcnzeiiung" die entgegengesetzte Auffassung. Die Demokratie des Reichskanzlers Marx erinnert daran, was Graf Westarp unter Demokratie versteht. Er will eine Regierung, gestützt auf die Berufsstände der Landwirtschaft, der Industrie und der nationalen Arbeiterschaft, eine Regierung mit diktatorischen Vollmachten, unabhängig von Reichstag und Parlament. Unsere Abänderungsanträge zu den Verordnungen betrachten wir nicht als Schaugericht für die Wahler, wir ver - langen im Gegensatz zu den andern Parteien, daß unsere Anträge tatsächlich hier verhandelt werden. Wir stehen zu unsern An trägen, ganz ohn« Rücksicht daraus, tot« die Regierung sich dazu verhält. Wir stehen zu unsern Anträgen und werden jede Sonst- quenz auf uns nehmen, di« die Regierung au? dieser unserer Haltung zu ziehen für gut befindet. Die Behau: ung des ReichSarbeitSministerS, daß die Vet tretet der Spitzenorganisationen eine Verordnung über di« Ar beitszett verlangt hätten, ist unrichtig. Die Gewerkschaftsvertreter stellten seinerzeit lediglich Abänderungsvorschläge zu einem dem Reichstag uorgclegtcn Regierungsentwurf. Damals hat der Mi - nister die Erfüllung der vorgetragenen Wünsche zugesagt, die Zu - sage ist jedoch nur zum Teil erfüllt worden. Wir sichen selbstverständlich nach wie vor zu dem Grundsatz des Achtstundentages, ben die Arbeitgeber aufs heftigste anfeinben, ohne daß die An, ‘ hänget des Achtstundentages bei dem Ministerium für Sozial - politik irgendeine Unterstützung und irgendeinen Rückhalt fänden. Die Forderung des Achtstundentages ist für uns sittlich wie volks- wittickafllich berechtigt. Wit verlangen daher von der Regierung die Ratisizierung des Washingtoner Abkommen?, das auch ge - wisse Abweichungen und Ausnahmefälle Vorsicht. Tie Regierung erklärt, daß in Deutschland zum Wiederaufbau und für die Repa - rationsforderungen länger al? 8 e-tundcn gearbeitet werden muß. Bedenkt man nicht, daß die auf dem Weltmarkt konkurrierenden Länder ihrerseits den Achtstundentag bann auch nicht aufrccht- erhalten, und daß dadurch die Konkurrenzfähigkeit Teutschlands in keiner Weise gehoben wird? Den Zusammenhang zwischen Reparationen und Arbeitszeit erkennen wir an. Aber es wäre durchaus verfehlt, wenn man jetzt, wo ein« positive Löjung bei- Reparationsproblems nähergerückt scheint, wiederum versucht, die Hauptlast den breiten Massen aufzulegen. (Lebhafte Zustimmung bei den ST.) Gerade die Arbeiterschaft hat in ben vergangenen Jahren schon am meisten gelitten, gezahlt und ausgehalten! Es handelt sick aber gar nicht um die Arbeitszeit; was wir erleben, ist die soziale Reak - tion auf der ganzen Linie, ist der Kampf gegen die Arbeitslöhne, um die Tarikvertröge, gegen die deutsche Sozialpolitik überhaupt. Die Arbeiterschaft kämpft bereits micht mehr um bi« Erhaltung der revolutionären Errungenschaften, sondern um Dinge, die sic vor dem Kriege längst erobert zu haben glaubte. (Sehr wahr! bei den SD.) Das ist nicht der Weg zur Wiederherstellung des Exports und zur Wiederauftichlung der deutschen Wirtschaft, wenn man die Löhne verkürzt und die Arbeitszeit verlängert! Unsere Wirtschaft leidet an der geringen Kaufkraft des inneren Marktes. Man weift auf die Zustände in England bin, spricht vom größeren nationalen Zusammengehörigkeitsgefühl dort. Alles zugegeben! Für uns ist der Klassenkainps, ist der Gegensatz der K.assenintercssen, eine objektiv gegebene Tatsache, die mir nicht heraufbeschworen haben. (Sehr richtig! b. d. SD., Widerspruch rechts. Aber was wir jetzt sehen im Kampf der Schwerindustrie und des Unternehmertums gegen alle Rechte der Arbeiterschaft, das ist Klasicnkampf, das ist der Klasscnkampf von der andern Seite, i Stürmische Zustimmung b. d. ST.) Sie können von der Arbeiterschaft nicht Dcrmngen, daß sie dasselbe nationale Zu fammengcfiorigfeitgefüfil an den Tag legt wie die englischen Arbeiter, sondern den Handschuh aufnimmt, ben man ihr zuwirft. Im englischen Tockarbeiterstreik standen jüngst die Interessen t der Arbeitnehmerschaft gegen die der Reeder und Werftbesitzer. Aber die ganze Londoner Citp und da? übrige Unternehmertum stellte sich auf Seite der Tockarbeiter, indem man zugab, daß man bei ihren Lchnverhältnisien das Leben nicht fristen könn«. Wo haben wir etwas Derartiges in Deutschland erlebt? Wenn von den deutschen Unternehmern' der Klasienkampf wie gegenwärtig betrieben wird, braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Arbeiterschaft die notwendige Antwort gibt. Dem Beamtenabbau hat man da? Mäntelchen bei Sparsamkeit umgelegt. Große Verdachtsmomente sprechen aber dafür, daß auch konfessionelle und politische Ziele verfolgt werden, zumal mit dem Abbau drei Männer beauftragt sind, die von soziaUstische'n Ministern wegen Unzuverlässigkeii gegenüber der Republik ab gelehnt wurden. Was die Besoldung der Beamten angeht, so sind wir alle darüber einig, daß dieser Besolbungsstand unmöglich aufrechterhalten werben kann. Diese Besoldung schließt die Gefahr der Korruption in sich. Ter Artikel 48 der ReichSverfassung, besten Vollendung durck ein LuSführungSgesctz immer noch nicht gegeben ist, war die VasiS für den militärischen Ausnahmezustand, der ursprünglich ben Zweck haben sollte, vor allem in Bayern Ordnung zu schassen, der aber nicht gegen Bayern, sondern in erster Linie gegen die Arbeiterschaft in wachsen und Thüringen angewandt worben ist. Dieser. Ausnahmezustand ist zum rück - sichtslosesten Vorgeben benutzt worden gegen alles, waS im Ver dacht deS Kommunismus, deS Sozialismub, ja, einer wirklich republikanischen Gesinnung stand. Man hat das Militär wieder in eine politisch« Rolle hineingedrängt, obwohl wir wissen, daß, wenn Generäle sich in di« Politik einmengen, in 99 von 100 Fällen irgendeine kapitale Dummheit, wenn nicht mehr herauskommt. Diese llebergriffe richteten sich gegen Staatswesen, die ledensall; des Hochverrats an der Republik nicht so verdächtig sind wie cs Bayern gewesen ist und noch ist. Welches Bild der politischen und moralischen Verworfenheit enthüllt sich zurzeit im Prozeß in München?! Dort lehnen die Angeklagten einen Verstoß gegen die Weimarer Verfassung ab, weil sie sie gar nickt anerkannten. Also können in Zukunft alle Diebe und Mörder sick dadurch ver - teidigen, baß sie daS Strafgesetzbuch nicht anerkennen! Herr Pochner, Polizeipräsibent, Mitglied deS LberlanbeSgerichtS, Hüter der Crbmtfig und der Justiz, erklärt zynisch, daß er da» Geschäft des Hochverrats bereits feit fünf Jahren betreibt. auffassung, seine volkswirtschaftliche Theorie) wagt nicht mehr, diese Lehren, die sich in ihrem Kern als unumstößliche Wahrheiten erwiesen haben, mit einem Schlagwort abzutun. Das bringt in seiner geistigen Armut, aus der ihn keine Geld- samlmung retten kann, nur der großhamburgische Bürgerbund noch fertig, der sich damit selbst politisch auf eine Stufe mit der jetzt so heillos blamierten bayrischen Hitlergarde stellt. VeutsthvötkistheAloröban-e von Parchim Leipzig, 6. Marz. Ter Staatsgerichtshos zum Schutze der Republik hat die Hauptverhandlung über den Parchimer Mord auf den 12. März anberaumt. Angcklagt sind die land - wirtschaftlichen Arbeiter Höß, Zabel, Zeis,er und Wiemeycr sowie der Kaufmann Julisch wegen körperlicher Mißhandlung und gemeinschaftlicher vorsätzlicher und überlegter Tötung. Die Angeklagten gehörten zu einem Arbeitstrupp des Vereins für landwirtschaftliche Berufsausbildung, einer Fortsetzung der Arbeitsgemeinschaft Roßbach in Mecklenburg. Sie unter - standen organisatorisch der Deutschvölkischdn Frei - heitspartei. Am 31. Mai 1923 ermordeten sie in bestia - lischer Weise ihren Kameraden Walter Kadow, den sie für einen kommunistischen Spitzel hielten. 7 weitere Angeklagte, die als Gruppenführer und Abschnittsleute der Teutsch - völkischen Freiheitspartei in Mecklenburg tätig waren, haben sich zu verantworten, weil sie durch Rat und Tat Beistand ge - leistet haben, um die Täter der Bestrafung zu entziehen. Sämt - liche Angeklagten befinden sich in Leipzig in Haft. Dir Pfa'z vor einer neuen Katastrophe? Aus Pirmasens wirb vom WTB. gemelbet: Die Zustänbe scheinen einer neuen Katasttopbe zuzutreiben, wenn nicht halb die Sonberkommission bei Üiheinlaub- kommission in Pirmasen? erscheint und nach dem Rechten sieht. Die Verhaftungen unschuldiger Bürger burck bie Besatzungsbehörben gehen weiter. Der verhaftete Techniker Ja.ob Decker würbe so fürchterlich geschlagen, baß er während der ganzen Nacht bewußtlos lag. bann toh,üchtig würbe und in einer Heilanstalt untergebracht werben mußte. Die in daS Militär- gefängniß Mainz gebrachten Bürger würben mit Ketten gefesselt zum Bahnhof abtransportiert, was bei der Bevölkerung ungeheure Erregung hervorgerufen hat. Unter ben Ahtransportierten befindet sich der Wirt vom „Alten Bahnhof", während der Amtsgerichtsrat Müller noch in Pirmasens in Hast gehalten wirb. Weiter heißt es in dem Bericht: Unter dem Schutz« der fran - zösischen Delegation wirb auch bas Auftreten bet Separa - tisten täglich herausfordernder. Sie gehen im Rathaus aus und ein, wo sie das frühere Nachtlokal der deutschen Polizei von den Franzosen zugewiesen erhielten. Der Separatist Stretz, der in einer Wirtsckast zum Messer gegriffen und einen Arbeiter schwer verletzt hatte, wurde von der deutschen Polizei verhaftet, nachdem er sich aber den Franzosen gegenüber als Separatist ausgewiesen hatte, wieder auf freien Fuß gesetzt. -- In Leimer sh'eim bei Germersheim wurde ein marokka - nischer Soldat erschossen. Tie Untersuchung der. tranzostjchrn Gendarmerie hat, einer „B. Z."-Meldung zufolge, ergehen, baß der Marokkaner v. sebenstich von Kameraden getötet wurde, die mit ihm aus Rache für eine Strafanzeige einen kontrollieren ben Sergeanten erschießen wollten. Die feit Monaten bestehende Sperre über bie Rheinbrücke zwischen Ludwigshafen und Mannheim ist feit Mittwoch auf - gehoben. Ersetzung dec Mi itärkontroUkommWorr üurch ein Garanliekomiteer SPD. Paris, 5. März. (Eigener Drahtberichi.) Die Botschafterkonferenz, bie am Mittwoch morgen erneut über die Frag« der interalliierten Militärkontrolle über Deutsch - land beraten hat. beschloß bie Absendung einer neuen Note an die deutsche Regierung. Diese dürfte den jüngst von der englischen Negierung gemachten Vorschlägen, die Militärkontrollkommission durch ein Garantiekomitee, wie es bereits für die Marine und bie Luftfahrt besteht, zu ersetzen, in sehr erheblichem Umfange Rech - nung tragen. Die fortdauernde belgische Regierungskrise. SPD. Brüssel, 5. März. (Eigener Drahtbericht.) Die belgische Regicrungstrtse, bie nunmehr bereits über eine Woche dauert, hat auch am Mittwoch noch keine Lösung gefunden. Herr T h e u n i s , der am -Kargen mit ben Führern bet Rechts - parteien verhandelt hatte, wurde nachmittags noch einmal zum König gebeten. Aus bet Tatsache, daß er unmittelbar danach bie Führer der 8 la m e n zu sich gebeten hat, schließ' man, daß Theunis in feinem Entschluß, die Neubildung des Kabinetts erb- zulehncn, schwankend geworben ist. Das Schwert itn NIunöe. (im Äaisersaal zu Goslar hielt die Brüderschaft der Jung- deutschen einen deutschen Abend ab. an bem General c. D. Maetker testnahm, um über bie deutfchcn Kolonien in Afrika zu sprechen. Er stellte bie Forderung auf, daß wir uns unsere Kolonienzurückholen müßten, nicht etwa durch unnütze Noten und Proteste, sondern durch den Kamps mit bem Schwerte. Das Schwert allein tut c? -nicht. Beritten müssen die Gralsritter sein, die Deutschlands Erlösung bringen. Maerker ist von Goslar gleich nach Sonneberg gereift, um dort bei ben Spiel- zeugindusiriellen einige tausend Schock Schaukelpferde zu bestellen. seinen Schlag nie fühlte und seiner Stimme nie achtet«. Jetzt! fühlte er es, und jetzt hörte er es. Fühlte es bart und ungleich - mäßig gegen die Rippen pochen, und eS geschah zu zweien Malen, daß er die Hand vor die Augen legen mußte, weil ihn ein Sckwin- bei befiel, hörte feine Stimme uni> sagte zu ihm: Laß cd gut sein. Ich bringe alles wiebcr in die Reihe. — Einsam war er gewesen, einsam blieb er. Der letzte Tag vor der Verhandlung war da. Draußen sickerte der Regen, und der Wind jagte über die Saatfelder, aber cS war ein freudiger, herrischer Frühlingswind, der die Lerchen in den fliegen hinauswarf und den Bäumen gut tat. Vorsteher Weiß« schrieb einen ganzen großen Bogen voll an seinen Sohn. Ter war der esttzige, dem gegenüber er sich als Mensch und Vater gab, nickt als Herr und trotziger Führer. Er schrieb ohne Weh - leidigkeit, aber auch ohne Selbstbetrug, sachlich, gerecht, legte ihm die Zukunft des Mädcliens im »Lustigen Mann" ans Herz und schloß: «Wenn e8 überstanden ist und ick au9 dem Gefängnis beimlomme, dann bringe ich das mit dem Adam Süßengut in Ordnung. Er ist ein niederer, als ich meinte. Ick habe ibn doch nicht gekannt. — — Wenn die Hilgendorser damit rechnen, daß ich einmal geduckt und kleinlaut unter ihnen gehe, bann irren sie sich. Es ist mir denkbar, daß ich noch einmal wieder der werde, der ich vor zwanzig Jahren war, und daß sich mancher an mir blaue Flecken und Beulen holt. Das muß man dann einmal sehen. — Ick schreibe Dir das alle», weil ich nicht weiß, wie ick mit dem Gefängnis fertig werde, und ob cs mich nicht zuletzt doch stein kriegt. Eins noch, Albin, sie beschuldigen mich, ick hätte die Schrift, die über den Gemeinde wcstd da ist, um bie Ecke gebracht. Es ist mir nicht genug, auch nur einem zu sagen, daß cs nicht wahr ist. Dir brauche ick das nickt zu sagen, aber Dir sage ich doch: Ich habe sie nicht, und ich weiß nicht, wohin sie ge- kommen ist." AIS Weißes älterer Sohn, fein Weib und das Gesinde zur Rube gegangen waren, schürt« der Vorsteher noch einmal Feuer im Crcu und begann, den großen Schreivickrank aufzuräumen. Di« Briefe und andere Zuschriften fielen ihm zu Hunderten in die Hände. Er warf einen Blick darauf und sckicktcie sie zu Bündeln aufeinander, trat an den Ofen und schob sie in bie Glut, die er mit dicken Duchenscheiten nährt«. So war er an den letzten Sckub gekommen, zog ihn heraus, stellte ihn neben sich auf die Platte und nahm den Inhalt heraus, um ihn zu sichten. Die Papiere verschoben sich, ein blaues Heft lugte mit einer Ecke unter weißen Blättern hervor. Dem Vorsteher stockte der Herzschlag. Er griff mit zittern - den Fingern nach dem Heft« und hatte ungläubige Augen. Da lag das Heft vor ilirn, das alles enthielt, was in bezug auf den G