Be# tftt f*din" er» scheint täglich einmal, anher den e. Feiertagen. ■ tenglkref* filr Abholer 0,55 Mars. Inch durch d.Post zu bezicben. Preise sreibletvend. Kedaltton: Uetzlandstrahe», erster Sic« »erantwortlicher Redakteur Pmrl ®iiflbn6u, Alton« Anzelgen-Annaüme^ । stsehlandstrahe 11, 1. Stoch Duchhandlung: «rrdgeschoh. »nchdruaerei-Kontor: ^ehlandstrahe 11, erster $t »et. «nzeigenpretse verstehen sich In öolbmart: die laäetcalt. BettneUe 40 Vig. Privat- Kamlli-u. An,eigen 20 Dsg. Stellenangebote 25Pfennig, Stellengesuche 20Psg. Kleine Anzeigen di- 0 Zeil, die Zeile 20Pfg.,L»b.l.4Zei!.25Pfg. Neklamez 2 Mk. ilnzetgen müssen Im voraus oder sofort bezahlt werden. Anzeigen-Bnttahme 5ehlandstrahe 11 Im ersten Stock » 1 Uhr abend» für den folgenden tag) In den Malen (bi« s Ubrs und in allen Annoncenbureaus Vlatz- und Tatenvorschrifteii ohne Verbindlichkeit Ur. 104. Dienstag, den 15. April 1934. 38. Jahrgang. öewaffnungsfimmel und ölutrausch -er RpD. , Die Krise der KPD.,.die durch Jahre sich hinzog, ist be - endet. Beendet allerdings auf Befehl von Moskau. Moskau hat gesprochen, der Streit ist aus! Moskau hat ge - sprochen; daß der Parteitag, der soeben in Frankfurt a. M. abgehaiten wurde, den Spruch Dtoökaus bestätigte, ist nur eine Fonnsache. In den letzten Jahren hatte die KPD. den An - schluß an die breitesten Arbeiterschichten durch Propagierung der Einheitsfront versucht, alle proletarischen Mrteien und Organisationen sollten zusammcngefaßt werden. Das ist vorbei. Die Sozialdemokratie wird nicht mehr in die Lage kommen, gegen kommunistische Rezepte, wie in Sachsen und Thüringen, auf der Hut sein zu müssen. Tie KPD. proklamiert als ihre wesentliche Aufgabe die Erledigung (wörtlich so) der „R e f o r m i st e n", die mit den Völkischen im selben Satz genannt werden. „In den kommenden Kämpfen neben den Reformisten auch die Völkischen ab - solut erledigen, in dem sie zeigt, daß sie mit ihrer Werksgemeinschaft nur Streikbrecher für die Klasse der Bour - geoisie sind", das nimmt die KPD. sich vor. Sie erklärt, nur e i n e Partei des Proletariats könne, es geben. Die KPD. sei stark genug, das Proletariat in den Machtkampf zu führen, sie allein ist als Partei stark genug dazu. Zu den Zwecken muß sie sich umstellen. „Alle 91 c ft e und Erb teile der Sozialdemokratie müssen ver - schwinde n", lediglich auf Betriebszellen will die KPD. sich gufbauen und damit „eine völlige Bereitschaft zur Umstellung auf die Illegalität" erMleu. Die Zusammenfassung der Un - organisierten, der gewerkschaftlichen Opposition und der noch in den Gewerkschaften vorhandenen Arbeitermaffen durch die Betriebsräte soll geleistet werden, aber in den Ge - werkschaften sollen die Parteimitglieder bleiben, um so die Arbeitermasten leichter hinter die Führung der KPD. zu brin - gen. Die Gewerkschaften sollen umgestaltet werden zu re - volutionären Jndustrieverbänden. Die Betriebsräte sollen aber nicht die Organe des revolutionären Proletariats sein, sondern nur Organe im Betriebe; die Massen zum Sturm zu führen ist Aufgabe der politischen Arbeiterräte (Sowjets). Die Art, wie der Kampf gegen Sozialdemokraten und Gewerk - schaftsleitungen geführt werden soll, bezeichnet der program - matische Beschluß, den der Parteitag faßte, selbst als „Hetze gegen den Reformismus". Wir können also Uebersteigerung des bisher schm: geübten irrsinnigen Tobens erwarten. Dieser programmatische Beschluß ftcIÜ sich übrigens als ein Monstrum dar, er bedeckt in kleiner Druckschrift und normaler Spaltenbreite 198 Zentimeter Papier. Das übertrifft alles Dagewesene, da kann man wirklich von der resolutionären Partei reden. Alles Dagewesene übertrifft allerdings auch die Ausdrucksweise. Der revolutionäre Bombast in Reinkultur. An den verschiedensten Stellen kehrt immer wieder der Auf - ruf zum Exerzitium für den bewaffneten Kampf, und die Drohung, Staat und Bourgeoisie mit den Waffen in der Hand zu erledigen. Ergötzlich nimmt sich darin die Deklamation gegen die Verteidigung des Bestehenden mit den Waffen in der Hand aus. Jedem Mitglied der KPD. wird ins Hirn ge - hämmert, daß die Anschauungen von der Spontaneität der Mastenkämpfe, das heißt von der Lehre, daß sich Masteu- erhebungen nicht künstlich machen lassen, sondern daß sie den gegebenen Zuständen und besonders den schneidenden Widersprüchen des wirtschaftlichen und sozialen Lebens ent - springen, falsch sei. Also auf die reine Putschtaktik stellt die ganze Partei sich ein. Praktisch bedeutet das, was gestern schon an dieser Stelle als Inhalt von Geheimprotokollen der KPD. nachgewiesen worden ist, nämlich „Aktionen" an Zeitpunkten, die von Moskau anbefohlen werden. In der zwei Meter langen programmatischen Resolution des Partei - tages werden natürlich auch bestimmte Forderungen ausgestellt, die die Masten für den Kampf begeistern sollen. Diese Forderungen sind zu einem großen Teil nach dem Re - zept ausgestellt, das der Kijinmunistenführer Otto Thomas seinerzeit in der Delegiertenversammlung» der Münchner Ge - werkschaften zum besten gab, nämlich wörtlich: „Wir .Kom - munisten stellen öfters Forderungen, von deren Undurch- f ü h r b a r k e i t wir überzeugt sind, wir tun das nur, um die Massen agitatorisch aufzupeitschen." Aber wenn nun die aufgepeitschten Masten auch zum Kampf mit den Waffen in der Hand geführt werden sollen, ungefähr nach dem Beispiel vom Oktober 1923, und es weiß die Führug von vornherein, daß die aufgeputschte Masse in dem Kampfe unterliegen muß? O, das macht den Führern der KPD. nichts aus, daß eine Menge Arbeiter dabei unglücklich werden, ist ihnen höchst gleichgültig, und daß aus die Dauer die Kampfkraft der Arbeiter dabei völlig ruiniert werden muß, dieser Gedanke kann den Moskowitern nicht kommen. Sie übertragen einfach sklavisch das russische Beispiel auf Deutsch- Der Durger. Roman von Leonhard Frank. [32] Der grüne Tunnelberg, strotzend von Brombeer und Schleh - dorn, Brennessel, FelsmooS, zugeflogenen jungen Birken, wilden Obstbäumen und allerlei Grün — ein wild und dicht bewachsener Riesenrücken, in der Sonne funkelnd und glitzernd —, war schweißnaß. Jürgen stand vor dem schwarzen Tnnnelloch, blickte hinein, forschend, wie zurück in seine Vergangenheit. „Bis hierher rannte ich, damals, als die Tante mich angespuckt hatte. Wollte ich mich überfahren lassen? Da war ich fünfzehn Jahre alt," sagte er, ergriffen von Sympathie für den Knaben. „Spuckt ihm ine- Gesicht, dem Jungen. So ein Mistvieh! . . Nun, diese Un - geheuer in mir sind tot." Dies war nun schon seine vierte Wanderung in diesem Früh - ling. Immer war er vollgesogen, erfrischt, verdreckt und aui gehungert znrückgekehrt. Und Katharina hatte gesagt: „Das solltest Du -öfters tun." Einmal, schon vor Wochen, waren beide zusammen gewandert. Wachstum und Grün, noch gebunden, erst als Verheißung über den unabsehbaren Buchenwäldern. Schäumende Bäche, nasse Täler, Nebeldämpfe, die wie Ranch und Erde rochen, hatten Kälte verbreitet, in der schon die Glut des Kommenden prickelnd ent - halten gewesen war. Neugierig, »as zu sehen sein werde, waren sie seitwärts aus einem von noch kahlem Gesträuche Überhangenen Hohlweg empor» gestiegen und auf die Landstraße gekommen, die, eben und lineal- gerade, weit, weit hinaus und zuletzt wie ein weißer Pfeil in den geheimnisvollen Hori;ont stieß. Tie VorstÄlung: ein Mensch geht aus der Stadt hinaus, geht auf der Landstraße hin, laßt allee- hinter sich, alle Qualen, alle. Pflichten, geht immer weiter, weiter auf der Landstraße hin hatte Jürgen, der Jüngling, jahrelang in sich getragen. fand. „Die Niederlage hat das Proletariat zurück- geworfen." So urteilt die Resolution des Parteitages über die Oktoberkämpfc. Aber die einzige Lehre, die die KPD. daraus zieht, ist die Verschärfung des Putschirrsinns. Be - waffnete Kämpfe, Putschtaktik: ein anderes Mittel kennt die KPD. nicht. Auch die Parlamentsmahl soll nur Drillschule für diesen Zweck sein. Wörtlich sagt die Resolution: „Wir leisten im Parlament keine Arbeit, sondern Ibenutzen es lediglich zur Agitation und zur Desorganisation der bürgerlichen Staats und Gemeindeapparate." Sich b e - was fnen, bewaffnen, bewaffnen, das ist das eigentliche Kampfmittel des Proletariats. Aber wenn der bürgerliche Staat dabei nicht ruhig zusieht? O, dann schreien die Kommunisten um so mehr. Der Demokratie sagen sie Kampf auf Tod und Leben an, aber auf die Demokratie be - rufen sie sich selbst, chre Nutznießer möchten sie fein. „Ent - waffnung von legalen wie illegalen bürgerlichen Staatsorganen, Aushebung von bürgerlichen Waffenlagern usw." wird im Aktionsprogramm als besonders wichtig hervorgehoben. Und bann borniert der Parteitag allen Parteigenossen zu: „G e n » g d e s K l a g c n s und Jammerns über die Oktobernieder - lage. Der Parteitag beendet die Diskussion über die Oktoberniederlage." Vivat, und mit rastelnder Trommel erneut in den be - waffneten Kampf. Alle jene, die irgend welche Fähigkeit zur Besinnung sich gewahrt hatten, werden beiseite gedrängt. Die Narrheit regiert, der Blutrausch führt das Kom - mando. Wir begrüßen die gewonnene Klarheit. Jene Klar - heit nämlich, die die letzte Illusion zerstört, als sei irgend- eine Kampfgemeinschaft mit den Kommunisten möglich. Die Leute sind Gefangene ihrer Gewalt- i d e o l o g i e, sie sind bereit, die ganze Gesellschaft und mit ihr daS Proletariat in die Luft zu sprengen. Mit aller Kraft sich gegen dieses Jrrsinnstreiben zu stemmen und gegen die Zerstörer ihre Organisationen stark zu machen: das ist die Auf - gabe der Gewerkschafter und Sozialdemokraten. Verbote. WTL. Berlin, 14. April. Ter Reichsminister der Innern hat auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten vom 28. Fe - bruar die .Rote Fahne" auf 2 Wochen verboten. In der letzten Sonntagsnummer war die vom Parteitag der KPD. gefaßte Resolution abgedruckt, in der zum Sturz der geltenden Verfassung auf revolutionärem Wege, insbefondere durch einen bewaffneten Aufstand und durch vorbereitende bewaffnete Teilkämpse auf - gefordert wird. Türck eine besondere Verordnung verbot der Minister gleichzeiltg jede weitere Veröffentlichung und Ver- breimng dieser Resolution. Mörüerfreiheit in Bayern. SPD. München, 14. April. Der bayrische Ministerrat hat sich am Sonntag, kurz vor der Abreise des Ministerpräsidenten v. Knilling nach Berlin auch mit der Begnadigung be$ Eisner-Mörders, Grafen v. Arco, befaßt. Nachdem sich bie^hufianbigen Stellen zunächst weigerten, Auskunft über biefe ^Beratung bet Minister zu geben, würbe in später jjbenbftunbe halbamtlich folgende Mitteilung auSgegeben: „Die Strafverfolgung des Grafen Anton Arco-Vallev wird mit Aussicht auf spätere Bewährungsfrist unterbrochen." Indessen schmachtet Fechenbach, der keinen Menschenmord auf dem Gewissen hat, immer noch hinter den Zuchthausmauern, und ebenso verbüßen Toller und Mühsam weiterhin ihre Festungsstrafen, ohne Mörder zu fein. NW AWMW Im WmWW-NU In dem Bericht des Dawes-Komitees, der an sich eines der interessantesten und weltgeschichtlich bedeutsamsten Dokumente der letzten Jahre darstellt, sind in den bisherigen Uebermittlun- gen einige Bemerkungen unbeachtet geblieben, obwohl sie in - sofern besonders beachtenswert sind, als sie zeigen, daß die Kritik der Sozialdemokratie an der Währungs- und Finanz - politik der letzten Jahre mehr als berechtigt war. Wir lasten diese überaus deutlichen Kennzeichnungen — man kann auch sagen Anprangerungen der Steuer- und Lastenscheu unserer Besitzenden — im Wortlaut folgen und möchten nur wünschen, daß sie von jedem deutschen Staatsbürger vor dem Wahlgang am 4. Mai gelesen und beherzigt werden. Zunächst beginnt das Komitee seine Darlegungen über die Inflation mit den folgenden Betrachtungen, die man der früheren Leitung der Reichsbank und der Steuerverweigerer- front von Helfferich bis Keinath ins Stammbuch schreiben sollte: Die Arbeiter werben von der Wahrungsbereinigung den Nutzen haben; denn über alles ist ihr Interesse an bie Stabilität geknüpft. Gewisse Klassen ber Gesellschaft können für bie Geld - entwertung Entschädigungen in ber .ungeheuren Vermögens- Umwälzung finden, die mit jeder Inflation verbunden ist. Die einen gewinnen und andere verlieren. Aber für die Arbeiter - klasse ist die Unstättgkeit ber Währung nur ein Uebel. Für sie gibt es dabei keinerlei Entschädigung. In dieser Hinsicht können wir uns nur auf die Gedankengänge beziehen, die durch den Vertreter der Arbeiter dargelegt wurden, der vor uns in Berlin erschienen ist. Nicht für das ganze Volk, sondern lediglich für die von ihm vertretenen Arbeiter hat Herr Graßmann er - klärt, daß die arbeitenden deutschen Klassen eine neue Periode der Inflation nicht ertragen würden. Sie müßten deshalb einen Appell an bie Welt richten, um ein wertbeständiges Geld zu erhalten, damit sie noch etwas für ihren Lohn kaufen können, sogar 4 Woche» nachdem sie ihn erhalten haben. Bei der Besprechung der Steuern heißt es bezüglich der direkten Steuern: „Die reichen Klaffen der deutschen Bevölkerung sind in den letzten Jahren durch das gegenwärtige Steuersystem in keiner irgendwie angemessenen Weise betroffen worden; ihre Be - lastung entsprach weder der Last, die in Deutschland auf die arbeitenden Klassen drückt, noch ist sie auch nur derjenigen ver - gleichbar, welche reiche Bevölkerungsteile unserer Länder tragen. . . Nachdem das Komitee die Wirkungen der Geldentwertung auf die nominellen Steuersätze und deren automatische Herab - setzung gezeigt hat, fährt eö fort: „Keinerlei ernsthafte Anstrengung ist gemacht worden, um dieses Nebel zu bekämpfen, bevor bie Jnftationsbewegung sich nicht vollständig in Deutschland entwickelt hatte. Obwohl der Nominalbetrag der progressiven Einkommensteuer für bie höchsten Einkommen bis zu 60 % nominell hätte ausmacken müssen, zeigen die Statistiken, die uns die deutsche Regierung gezeigt hat, daß selbst im Jahre 1920 sAnm. d. Red.: Also in einem Jahre, in dem keine wesentliche Geldentwertung ftatt- fanbl bie tatsächliche Last ber Steuer, in Gold ausgedrückt, auch für die höchsten Einkommen anstatt 50 bis 60 %, Joie sie hätten sein müssen, nicht einmal die Hälfte dieser Lätze in jenem Jahre überschritt." Bezüglich der Aushilfsmittel, welche Herr Luther jetzt an Stelle der Einkommensteuer setzt, sagt das Komitee, daß hierbei nicht mehr als 25 % herauSkoMmen. Es bezeichnet diese Versuche außerdem als recht unzulänglich und fährt dann fort: „Diese AuShilfsmittel stellen keinerlei beftiedigende Lösung für die allgemeine Frage der Belastung der reichen Klaffe dar, und wir sind der Meinung, daß, wenn bie beutsche Regierung es wünscht, ebensowohl die Alliierten wie ihre eigenen arbeiten - den Klaffen wirklich von ihrem guten Willen in dieser An- gelegenheit überzeugt werden sollen, sie an einem recht baldigen Datum öffentlidb bekanntgeben sollte, welche Absichten sie be - züglich der Einkommensteuer für 1925’26 hat, um sie wirklich anzuwenden auf die tatsächlichen Gewinne der Jahre 1924 und 1925 für die Bereinigung deS Etats." Im Zusammenhang damit bespricht der Bericht die Jn- flattonsgewinnsteuer und sagt wörtlich: Wir find der Meinung, daß eine solche Sonberfteuer. wenn sie schon im Prinzip gerechtfertigt ist — und wir glauben in der Tat, daß sie e? istdann schon zu Sätzen gerechtfertigt ist, die s e h r v i e l b ö h e r gehen können. . . . Außerordentliche Gewinne ganz gleicher Art sind übrigens durch StaatS- unterst Übungen erhielt worden sowie durch Rückzahlung von Darlehen in weit entwertetem Gelbe, burch Staatsvor- schüffe und andere Schulden gleicher Art. — Auch hier empfiehlt daS Komitee zuzupacken. Nun noch einige Sätze, die geradezu den sozialistischen Aus - führungen entsprechen, obwohl unseres Wissens unter den Experten nur rein' kapitalistisch orientierte Persönlichkeiten gewesen sind und natürlich von der Regierung Marr auch nur streng kapitalistische Vertreter und Sachverständige nach Paris geschickt wurden, insbesondere auch solche au» dem Reichs verband der deutschen Industrie. Sic haben immerhin die folgenden Sätze nicht verhindert: Umsatzsteuer: Wir find im allgemeinen ber Ansicht, daß diese Steuer etwa? herabgesetzt werden sollte, und zwar so bald wie möglich zugunsten anderer Formen von Steuern. Aulomobilsteuer: Man ist hier ber Meinung, daß bie Ge - samtbelastung dafür zu schwach ist und daß eine bedeutend höhere Summe ohne jede Schwierigkeit erhoben werden könnte, sei es durch eine Besteuerung des BetriebsstofteS, insbesondere Petroleum, sei eS durch eine Zusatzfteuer für bie Automobile, ober indem man beide? gleichzeitig macke. Erbschaftssteuer (wörtlich): Das Ergebnis dieser Steuer ist überaus nichtig, auf welcher Basis man irgendwie auch ver - gleichen mag. . . . Das Gesamtergebnis bleibt schwach. Nicht allein, wenn man unter irgendeinem Gesichtspunkt es mit den Kapitalwerten vergleicht (gemeint ist die Geldentwertung. Die Reo.), sondern nach ber Ansicht be? Komitee? sind bie augen - blicklichen Steuersätze überhaupt nicht angemessen. Diese Ausführungen, die insgesamt die von uns geübte Kritik an der kapitalistischen Steuerpolitik der bürgerlichen Ar beitsgcmcinschaft von neutraler Stelle unterstreichst, dürften im Wahlkampf jedem, der noch irgendwie im Zweifel darüber sein könnte, zeigen, welchen Platz der Nichtbesitzende bei der kommen - den großen Abrechnung über das Vergangene und insbesondere über die künftige Verteilung der Lasten des deutschen Volkes einnehmen muß. Dolchstoß hin und Dolchstoß her. Ein ganzes Heft bet nationalistischen Süddeutschen Monatshefte ist dieser Tage herausgekommen zu dem ausschließlichen Zweck, die verlogene Dolchstoßgeschichte mit Tatsachen und Dokumenten zu be - legen. Die Sammlung macht sich schon dadurch selbst verdächtig, baß als Mwersaffer bei Oberst Nicolai, früher Ehef bei Nachrichten - dienstes ber Obersten Heeresleitung, genannt ist, einer bet Männer also, bie am Verschweigen bet Wahrheit während des Krieger bie Hauptschuld tragen. Was im übrigen von ber Dokumentensamm - lung, bie hauptsächlich die Propaganda für MunifionSarbeiterstreiks behandelt, zu halten ist, führt der bekannte Gras Montgelas in ber Vossischen Zeitung treffend aus: Für bie Eiferet gegen die „Novemöerverbrecher" läßt sich äue dem hier veröffentlichten Material kein ÄgitationSstoff schöpfen. Tenn wenn eines aus den Reden und Aufzeichnungen ber damaligen Rädelsführer hervorgeht, so ist es die Tatsache, daß bie Führer der } Mehrheitssozialisten — eS waren Scheidemann in Berlin und Auer in München — ihren ganzen Einfluß bei ber Arbeiterschaft auf boten, bie Massen zur Besinnung zu bringen. Besonders gilt die? von dem Eingreifen Auer? im Münchener Munitionsstreik. Was man sich in gewissen Kreisen in München einmal zu Herzen nehmen sollte. Auck aus dem Satz in Barths Bericht, baß die ganze Aktton verloren wäre, „wenn bie Mehrheitssozialisten davon Wind bekämen", läßt sich sckwet Wahlpropaganda für bie „Antimarxisten" machen. Trotzdem wird von den nattonalisttschen Parteien noch immer fort versucht, die Dolchstoßlegende weiter gegen bie Sozialdemokratie auszuschlachten. Macht sich doch sogar der Hamburgische Correspon bent das erwähnte Heft ber Süddeutschen Monatshefte zu eigen. Schlägt sich allerdings damit selbst ins Gesicht, denn in einer von ihm auch zitierten Schrift des Generals v. Kuhl, ber dieser Tage im Hamburger CfftgierStierein einen Dorttag über die Lebten be<- Weltkrieges hielt, heißt es: „Unsere Rüstungen bei Aue btuch des Weltkrieges waren völlig ungenügend — und: „Als die Offensive 1918 mißlang, war ber Krieg verloren." Was soll nach solchen Eingeständnissen noch das fortgesetzte Her unterboten bet Dolchstoßlegenden ? Haben bie militärischen Führer Deutschlands im Weltkrieg nicht Ursache übergenug, an die eigene Brust zu schlagen und zu sagen, daß die Niederlage durch ihre Schuld, ihre große Schuld gekommen ist! Der Desthluß üerReparationskommistron Tie belgische Stellungnahme. SPD. Brüssel, 14. April. (Drabtbendbt.। Tas belgische Kabinett wird dem Beschluß ber Reparationskoin Mission vorbehaltlos zustimmen und eine Zusammenkunft rer M nifterpräjibenten der alliierten Länder anregen, um zu allen schweben - den Fragen, die sich aus dem Gutachten ber Sachverständigen zur Lösung bet Reparationsfrage ergeben, eine Aussprache herbeizuführen. O Die internationale« HaubelSkammer» für bas Sachverstänbttengutachten. SPD. Paris, 14.April. iEig. Trahtberichi. Ter Vorstand der internationalen Handelskammern ertiätt zu dem Plan der Sachverständigenkomitees, baß dieser vlRkoinmen mh den Ansichten der internationalen Handelskammern, wie sie auf dem letzten Kongreß in Rom zu einer Entschließung ausgedrückt wurden, übereinstimmt. Die nationalen Komitees aus den 19 angeschlosjeneii Ländern sollen sofort aufgeforbert werden, ihren Regierungen diese Erklärung zu übermitteln. Sin Kommnnique der Pariser Regierung. SPD. Pari?, 14. April. (Big. Drahibiricht.- . Die französische Regierung ist unmittelbar nach ber Veröffent - lichung der Vorschläge bei beiden Sachverständigenkomitees der von einem' großen Teil der sranzösischen Presse zum Ausdruck gebrachten Auffassung, daß die Deutschland darin auferlegten Zahlungen eine be - trächtliche Reduktion gegenüber dem Londoner Zahlungsplan dgtstell- ten, in einem offiziösen Kommunique entgegengetteten. Die Eozinldemokratik Westfalens für Annahme, der Vorschläge. Ter Vorstand der SPD. für den Bezirk des westlichen Wci: falenr befaßte sich mit den Vorschlägen bei Sachver staubigen, bie naturgemäß eine besonders große Bedeutung für bie Arbeiterschaft der besetzten Gebiete besitzen. Nack gc wissenhafter Prüfung aller in Bettacht kommenden Umstände sortiert der Vorstand die Reichsregierung auf, trotz mancher erheblicher Bedenken, zu denen die Vorschläge Anlas, geben, sich auf den Boden der Gutachten zu stellen. In der Entschließung heißt es u. a.: „Die Vorschläge enthalten leibe: I nicht die von der Bevölkerung hxs Ruhrgebietes herbcigesehnre volle Lösung des Reparations- und Rhein- und Ruhrproblem-. Auch sind manche Teile der Gutachten geeignet, gewisse, Be fürdjtungen auszulösen. Da? gilt besonder--, soweit die Eisen bahn und die Aufbringung der Barleistungen :n Betmck: kommen. Indeß ist nickt zu verkennen, daß di Vorschläge einen erheblichen Fortschritt darstellen und necignet sind, das schwere Los der Bevölkerung der besetzten Gebiete zu mildern. Die Wiederherstellung der deutschen Wirtschafts - einheit ist dringendes Bedürfnis. Ihre Zerreißung durch die Auftichtung der Zollinie zwischen besetztem und unbe fetztem Gebiet, die Pfänderpolittk mit der einseitigen starken Be lastung bet Wirtschaft im besetzten Gebiet, die nnkonttolliert. Katharina saß auf dem Kilometerstein. Jürgen neben ihr auf beut Baumstumpf. Durchwärmte Körper unb kalte Wangen, bie vor Litze prickelten. Währenb sie Brot und Wurst aßen, hing Jürgen jener alten Sehnsucht nach. „Wenn wir beide jetzt einfach losgingen, da hinaus, jetzt auf bet Stelle, und ohne jemals umzukehren, immer weiter, Du und ich, fort, immer weiter fort!" „Ohne Zaknbürste, ohne Nachthemd, ohne Ausweispapiere," hatte Katharina lächelnd geantwortet. „Ohne Wohin! Nur zu - sammen!" „Ja, Du unb ich! Ohne Gelb! Ohne Rückblick! Nicht mehr dies und das, nickt jene?, nickt die Rebakttou, der BilbungSkurs, nickt Doktorexamen unb Ausweispapiere — nur der Mensch ist bie Instanz. Wir, ber Mensw, gehen uns lassen, endlick! cnblidi' ben Menschen atmen, fühlen, tun, erleben. Nur ihn! .... Mibe, übermübet, klopfen wir an ein Bauernhaus unb bitten um ein Nachtlager. ,Wer seid ihr?" ,Ter Mensch!' Wir kommen in eine kleine Stadt, mitten hinein in das ver - filzte Mein und Dein, unb sagen: ,Der Mensch'ist ba.' Ungeheures Erstaunen! Alle geben uns, was wir brauchen. Denn in tiefster Heimlichkeit haben alle den Menschen erwartet, an dessen Kommen sie schon gar nicht mehr geglaubt batten. „Der Mensch ist aber noch nicht da, Jürgen. Den gibt c3 noch nicht, sann es noch nicht geben. Mensch zu sein, kann dem einzelnen erst dann verstattet sein, wenn es allen verstattet sein wird . . . Weick furcktbaren Verrat an der/Idee wir begehen würden!" „Du sprichst so ernst, als ob ich wirklich alles rücksichtslos ab- schütttln und auf dieser Landstraße weitcrwandcrn wollte, hinaus in das Leben . . . Würdest Du darunter leiden?" Wie seltsam tief ergriffen und dennock heiter sie mich da an geblickt hat, erinnerte Jürgen sich und glaubte Katharinas Worte wieder zu vernehmen, bie gesagt hatte: „Muß denn nicht gerade der Mensch, ber, jein Ich um jeben Preis zu gewinnen, jeber Pflicht entläuft, indem er, um des Lebens - genusses willen, rückiichtslos sein eigenes Ich zur obersten Jnstagz erhebt, sein Ich ganz und gar verlieren? Muß nicht gerade in dem Menschen, der ausschließlich seinen Wünschen und Begierden folgt der Mensch ganz und gar untergeben? Und wird der Mensch und daS in diesem Zeitalter verstattete Maß an Ich nicht erhalten bleiben nur in dem, der sie erfüllt: die Pflicht?" Langsam hob er den Kopf, tat, wie damals, noch einen Blick in die wunderbare Ferne. Wandte sich wie gezogen um, starrte in das schwarze Tunnelloch: „Das ist die Pflicht . . . Wenn ich mich nicht schon entschieden hätte, müßte ich mich doch wieder, doch wieder ... ich müßte mich doch wieder für die Pflicht entscheiden." „Dock wieder! Dock wieder!" Trotzig wiederholte er im Sckrittakt diese Worte. Während der letzten Jahre war Jürgen seiner Gedanken und Gefühle so sicher gewesen, daß er sie auch jetzt nicht kontrollierte. Vor ihm lag sauft gewellt die Hochebene: Schollenäcker, Früh- saafflächen, weit hingebreitet, braun und grün. In der Nähe er - klang Frauenlachen, dem eine baßtiefe Lachsalve folgte: Auf dem nächirgelegen Hügel saßen die Fabrikantcnlöbne unb -töchter beim Picknick. Am Fuß bes Hügels standen sechs Kraftwagen, darunter der postgelbe des Bankiers Wagner. Hand in Hand sprangen zwei weißgetleibeie Mädchen h.oab, die in Jürgen den Bräutigam der einen, ber zu Fuß hatte nach kommen wollen, vermuteten. Enttäuschung, Lächeln und ein kurzer Schiner; an-sichre i in einem. Gestützt auf ihre Freundin und auf Jürgen, hinkte die Braut, die sich den Fuß übertreten hatte, zurück. ,Und wenn ich ganz abgerissen wäre, würde mir das enw nichts auömachen.' Die auSgesranst gewesene letzte Hose seines letzttn Anzuges war zu einer kurzen Hose zurechtgeschncidert und von den Abfällen war ein Sinterteil frisch ausgesetzt worden, m BreecheSschwung. Adolf Sinsheimer tarn luftig entgegen, in der vorgesrreckteii Hand eine gebratene Hühncrkeule für den Erwarteten- Sein Mund öffnete sich. „Tut schon nicht mehr web," sagte die Braut beruhigend. 1 Aber die vorgestreckte Hand ließ die Hichnerleule ienhcdit fallen. „Da? ist Jürgen Kolbenreiher; und hier: Elisabetb Wagner, meine Braut," stellte er, während er den Knochen wieder aufhov, das andere Mädchen vor, das auf dem Herwege Jürgen in keiner Weise beachtet hatte, und nun, zu plötzlich überrascht, in untief hohlen»! Spannung ihn ansah. Jürgen war für Elisabeth Wagner solange vollkommei! uu interessant gewesen, bis sie erfahren hatte, daß ihre Mitschülerin Katharina ihn liebe. Seitdem hielt sie Jürgen, da Katharina schon im Institut für ein unzugängliches, wählerischen Mädchen gehalten worben so ar, ptr einen ganz besonders interessanten, oebeutenbcn Menschen, dessen Bekanntschaft machen zu dürfen sie seitdem immer wieder Drohungen, Spott unb alle Mittel ihres überlegenen Bei standes bent Bräutigam gegenüber angetoanbt hatte. Sofort begann sie von Katharina zu sprechen, bie zwar zwei Jahre älter, aber im selben Institut mit ihr gewesen fei. llnti auck al? sie bemunbernb ausrief, wie Katharina es nur ertragen könne, im Gefängnis zu sitzen, suhlte Jürgen, baß bie Bewunderung ihm galt. Erst viel später gestand er sich ein, daß er, nur um Elisabeths Interesse noch zu steigern, versucht hatte, sick gleich wieder zu ver - abschieden. Mit leisem Schmollen, das ihrem kühlen Wesen fremd war, bat sie, er möge doch mit zur Gesellschaft kommen. „Adolf, bitte Du ibn!" Sie hielt Jürgens Hand fest. „Ra, so komm doch mit . . . Aber wenn Du nicht willst . . Jetzt erst bemerkte Adolf, daß er den staubigen Hühnerfuß wieder aufgehoben hatte, und schleuderte ihn seitwärts in$ Feld, blickie dabei wütend* seine Braut an. Das angenehme Machtgefühl ließ Jürgen initgchcii. Die bey fetzten sich, etwas abgesondert von den andern, auf die Wolldecke. „Gebratenes Huhn und Rotwein, im Freien genossen — dar über hinaus gibt es nichts." Die anbac Braut sagte bent ®c mcßer, wer der Gast sei, baun würbe e. auch auf dieses Wolldecke stiller. (Fortsetzung folgt.)